Austria Wien 2012/2013 unter Peter Stöger
Ein Mannschaftsporträt des österreichischen Meisters 2012/2013.
Zwar verlor der FK Austria Wien am vergangenen Donnerstag völlig überraschend das Finale des ÖFB-Cups gegen den Drittligisten FC Pasching, dennoch besteht kein Zweifel daran, dass die Veilchen in der abgelaufenen Saison das Maß aller Dinge im österreichischen Klubfußball waren. Ganze 82 Punkte heimste man in den 36 Spielen ein und stellte damit einen neuen Punkterekord in der österreichischen Bundesliga auf.
Ein modernes und strebsames Trainerteam
Ein großer Anteil am Erfolg der Wiener wird dem Trainer, Peter Stöger, zugeschoben. Der Ex-Teamspieler wurde vor der Saison als neuer Chefcoach vorgestellt, hatte aber zunächst einen schweren Stand. Viele Fans standen ihm aufgrund der Tatsache, dass er vom Abstiegskandidaten Wiener Neustadt kam, äußerst kritisch gegenüber. Als einfachste und billigste Lösung wurde er abgetan.
Die Wiener Austria befand sich damals in einer sehr heiklen Situation. Die Qualifikation für den Europacup wurde verpasst, nachdem man nach den Abgängen der Leistungsträger Nacer Barazite (AS Monaco) und Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) unter Ivica Vastic eine unterirdische Frühjahrssaison 2012 spielte. Ein knappes Jahr später ist die Welt in Wien-Favoriten wieder heil. Und das obwohl die Mannschaft nahezu dieselbe ist, die sich während der erwähnten Zeit übelste Kritik anhören musste.
Hinter dem Erfolg steht aber nicht nur Stöger alleine, wie er selbst immer wieder betont. Besonders sein Co-Trainer Manfred Schmid genießt einen guten Ruf. Die Beziehung der beiden könnte man durchaus mit jener zwischen Jürgen Klopp und Zeljko Buvac bei Borussia Dortmund vergleichen – nicht zuletzt deshalb, weil auch die beiden Österreicher zusammen aktiv gegen das runde Leder getreten haben. Die Umsetzung der gemeinsamen Planung im Training, so Schmid, passiere oft über ihn. „Es ist meine Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur Hütchen aufzustellen“, erklärte er kürzlich in einem Interview.
Darüber hinaus ist Schmid für die Video- und Gegneranalysen zuständig. „Man muss schon sagen, er macht das richtig super“, lobt ihn Stöger. „Es gibt Vereine in Österreich, die dafür eigene Leute angestellt haben.“ Aufgrund der Tatsache, dass Red Bull Salzburg finanziell eine Ausnahmestellung innehat und im vergangenen Sommer von den großen Ressourcen Gebrauch machte, ist diese Leidenschaft auch notwendig, um mit den Mozartstädtern mitzuhalten.
Der Kader im Überblick
Sehen wir uns nun den Kader der Austria im Detail an. Stammtorhüter ist Heinz Lindner, der auch beständig zum Kader der österreichischen Nationalmannschaft gehört. Alleine die Tatsache, dass dort mit dem Düsseldorfer Robert Almer ein Bundesliga-Ersatztormann, lässt schon erahnen, wie schlecht es um die Torwartposition in der Alpenrepublik steht. Dennoch hat Lindner durchaus seine Vorzüge. Besonders auf der Linie überzeugt der 22-Jährige, der andererseits aufgrund seiner schmächtigen Statur (80kg bei 1,87m Körpergröße) Defizite im Luftzweikampf und der Strafraumbeherrschung hat.
Davor baut sich die Viererkette aus international unerfahrenen Kickern auf. Links ist mit Markus Suttner, der auch in der besagten Schwächephase ansprechende Leistungen zeigte, der wohl beste Außenverteidiger der Liga gesetzt. Die Innenverteidigung besetzen Kapitän Manuel Ortlechner und der Kroate Kaja Rogulj. Besonders Letzterer nahm unter Stöger eine erstaunliche Entwicklung und verkörpert – an österreichischen Verhältnissen gemessen – das moderne Innverteidigerspiel sehr gut. Erfordert es die Situation, stößt er mit dem Ball am Fuß nach vorne. Dazu ist er körperlich robust und im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus beweglich. Auf der rechten Abwehrseite gab es die Saison über ein Wechselspiel zwischen Fabian Koch und Emir Dilaver.
Das zentrale Dreiermittelfeld ist das Herzstück der Veilchen. James Holland nimmt dabei die Busquets-Rolle ein. Der australische Teamspieler kam im Januar 2012 von AZ Alkmaar und zeigte ebenfalls seit der Verpflichtung von Stöger einen steilen Formanstieg. „James erfüllt genau das, was wir uns von einem Sechser in einem offensiven System vorstellen. Er ist Zweikampfstark, sehr passsicher und er ist vom Charakter her ein Leader Typ“, beschreibt ihn sein Trainer. Auch Florian Mader und Alexander Grünwald spielten in der Prä-Stöger-Ära unter ihren Möglichkeiten. Mittlerweile gehören sie zum erweiterten Kreis des ÖFB-Teams.
Die Spieler der offensiven Außenbahnen bzw. deren Ausrichtung bestimmen maßgeblich die Grundformation. Stehen sie hoch gleicht sie einem 4-3-3, agieren sie abwartend ist es ein 4-1-4-1. Besetzt werden die Flügel vom invers spielenden Tomas Jun auf der linken und Alexander Gorgon auf der rechten Seite. Beide Akteure sind gleichermaßen torgefährlich als auch gute Vorbereiter, was die Tatsache, dass sie zusammen auf je 20 Tore und Vorlagen kommen, unterstreicht. Im Angriffszentrum agiert mit Philipp Hosiner einer der interessantesten Spieler des Kaders. Auf ihn wird später noch genauer eingegangen.
Darüber hinaus hat die Austria durchaus die Möglichkeit, von der Bank aus auf verschiedenste Situationen zu reagieren. Auch hier sticht in erster Linie das Mittelfeld bzw. die Offensive heraus. Da gibt es beispielsweise mit Tomas Simkovic einen Achter, der über ein gutes Zwischenlinienspiel verfügt. Noch mehr Potenzial wurde Dare Vrsic zugeschrieben. Der Slowene war der Wunschtransfer vieler FAK-Fans und ließ seine Anlagen – auch er kann sich gut zwischen den gegnerischen Linien bewegen, zudem attestiert man ihm eine gute Schusstechnik – auch das eine oder andere Mal aufblitzen. Unterm Strich war er aber eine der größten Enttäuschungen der Saison.
Neben diesen beiden kam weiteres Marko Stankovic auf einer der beiden Achterpositionen zum Zug; aber auch auf den Seiten wurde er eingesetzt. Für den Angriff hat man mit Roman Kienast eine klassische Nummer neun auf der Bank, sowie den vorerst nur ausgeliehenen Rückkehrer Barazite. An die Leistungen seiner ersten FAK-Zeit konnte der Niederländer – hauptsächlich wegen Verletzungen – jedoch nicht anschließen.
Die Austria im Spielaufbau
Im Spielaufbau machen sich die Veilchen in erster Linie die großen gruppentaktischen Mängel österreichischer Vereine zunutze. Diese agieren im Pressing im Allgemeinen kaum geschlossen, was besonders hinter der ersten Pressinglinie Räume für die Achter öffnet. Um auch gegen ein Zwei-Stürmer-Pressingformation die Majorität im Spielaufbau zu haben, fächern sich die Innenverteidiger auf und Holland lässt sich fallen. Die Außenverteidiger rücken weit auf um die gegnerischen Flügelspieler nach hinten zu drücken.
Die eigenen offensiven Außenspieler agieren sehr variabel. Jun postiert sich meist neben Hosiner als zweiter Stürmer oder bearbeitet den linken Halbraum. Dadurch ist sichergestellt, dass der gegnerische Rechtsverteidiger gebunden ist. Auf der anderen Seite geht Gorgon gerne diagonal zurück um Platz für den nachrückenden Außenverteidiger zu machen. Zeitweise überlädt er aber auch gemeinsam mit diesem die Seite.
Die Achter können sich frei bewegen. Als erste Anspielstation dient meist Mader, in dem er sich aus den Deckungsschatten der gegnerischen Stürmer herausbewegt. Grünwald verhindert dann – meist gemeinsam mit einem eingerückten Flügelspieler – durch eine höhere Stellung, dass die gegnerischen Zentrumspieler nachrücken können. Die meisten Gegner agieren nämlich konservativ und gehen auf Nummer sicher. Anstatt den Druck auf den Ball hochzuhalten und den attackierenden Mitspielern die erforderliche Rückendeckung zu geben, deckt man lieber den direkten Gegenspieler und verfolgt ihn. Man erkennt hier schon das zweite taktische Problem der meisten österreichischen Vereine, das mit dem ersten im Allgemeinen Hand in Hand geht: der hohe Grad der Mannorientierung.
Während die vorderste Reihe – in aller Regel zwei oder drei Spieler – auf den Ball gehen, geht die restliche Mannschaft sehr mannorientiert vor, was der Austria besonders in den höheren Zonen in die Karten spielt. Hier nutzen die Veilchen ihre große Fluidität aus. Durch die verschiedenartigen Bewegungen der FAK-Spieler werden diejenigen Gegner dann aus ihren Positionen gezogen und ein weiterer Violetter kann anschließend in den geöffneten Raum gehen. Diese raumschaffenden Bewegungen führen, wie oben angedeutet, meist die Außenspieler durch.
Die Flügelspieler rücken beispielsweise diagonal ein, woraufhin die schnellen Außenverteidiger steil geschickt werden können oder es wird gemeinsam mit einem abdriftenden Achter bzw. dem ausweichenden Stürmer die Seite überladen. Es kann auch sein, dass sich das gesamte Team fallen lässt und den Gegner so herauslockt, dass man mit einem einfachen langen Pass hinter die Viererkette kommt und damit die Schnelligkeit von Hosiner ausgenutzt wird. Eine weitere Option ist, dass ein Außenverteidiger tief bleibt und bei einer gleichzeitig hohen Stellung des entsprechenden Flügelspielers auf einer Seite ein Raum aufgespannt wird, in den dann ein Achter reingeht.
Als Beispiel, in dem die Austria den Manndeckungsmechanismus des Gegners abnützte, sei an dieser Stelle das 4:0 über den SV Mattersburg genannt. Stellvertretend für das Ausnützen des nicht kompakten gegnerischen Pressings sei auf den 2:0-Sieg gegen die Admira verwiesen.
Die Austria im Pressing
Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten beherrscht die Austria das Spiel gegen den Ball äußerst gut. Sie agiert weniger mannorientiert und viel mutiger, lässt sich nicht zurückdrängen. Es wird stets versucht kompakt nach vorne zu verschieben und die erste Pressingreihe entsprechend gut abzusichern. Die Flügelspieler versuchen stets hoch zu stehen. Insbesondere Jun rückt oft weit auf um Druck auf den zweiten Innenverteidiger auszuüben und lässt dafür den direkten Gegenspieler im Rücken frei.
Auch in diesem Punkt zeigt sich ein markanter Unterschied zwischen dem Aufbauspiel der Austria und jenem des gemeinen Gegners. Während die Veilchen gut gestaffelt stehen, fädeln sich die Gegner oft an einer Linie auf und warten auf den langen Ball. Die nebenstehende Grafik zeigt eine schematische Beispielszene aus dem zweiten Saisonderby gegen den SK Rapid Wien, das die Austria 2:0 gewann.
Hierzu seien ein paar Szenarien angerissen. Kippt der ballnahe Sechser – in diesem Beispiel war es der technisch stärkere Muhammed Ildiz – heraus, würde er umgehend von Gorgon attackiert werden (rot). Ein direktes Anspiel ist aufgrund der Tatsache, dass er von drei Gegnern umstellt ist, ohnehin äußerst riskant. Im Falle eines langen Vertikalpasses hätte die Austria eine Überzahl beim zweiten Ball (blau). Ein Ausweg wäre ein Diagonalpass auf die ballferne Seite, wo man eine Überzahl hätte. Allerdings erfordert dies eine entsprechend hohe Passsicherheit des ballführenden Innenverteidigers.
Erschwerend hinzu kommt das bogenartige Anlaufen von Hosiner (schwarz), das viele Abwehrspieler vor Probleme stellt. Sie sind den sprunghaften Anstieg des Drucks nicht gewohnt und neigen dazu, einen Rückpass zum Torhüter zu spielen, den Hosiner gegebenenfalls abfangen kann. Für ein Dribbling fehlen den meisten in dieser Situation die Ruhe und/oder die technischen Anlangen. So führte dieses direkte Anlaufen des Gegenspielers auch zu dem einen oder anderen Tor für Hosiner – zum Beispiel in der 13. Runde gegen die Admira.
Pressingresistenz als größter Trumpf
Die Wiener agieren unter Druck hingegen gelassener, was vor allem an den vorausschauenden Bewegungen der Achter liegt. Sie positionieren sich in den ballfernen, freien Räumen sowie zwischen den Linien und Halbräumen. Deshalb muss der Pass auf sie nicht zwingend hundertprozentig genau ankommen. Es reicht schon, den Ball irgendwie in die Richtung zu spitzeln um sich vom Druck zu befreien. Gerade aufgrund des oben beschriebenen gruppentaktischen Mankos entstehen dadurch schnelle Gegenstöße. Ein Beispiel – es stammt aus dem meisterschaftsvorentscheidenden Heimspiel gegen Red Bull Salzburg – sei nun explizit angeführt.
Die Salzburger attackieren den ballführenden Austrianer zu dritt, üben so auf diesen extrem hohen Druck aus. Dahinter werden die technischen Fähigkeiten von Grünwald ausgenutzt und er als Nadelspieler eingesetzt. Auf der Seite steht Mader im Deckungsschatten seines Gegenspielers. Sobald der Ballführende per Spitze zu Grünwald durchsteckt, bewegt sich Mader aus dem Deckungsschatten heraus um frei zu werden. Die äußeren Salzburger attackieren in der Folge zu zweit, der dritte wird vom zentralen FAK-Spieler wegezogen.
Mit zwei einfachen Pässen konnten sich die Veilchen so aus der Umklammerung befreien und eine günstige Ausgangsposition für einen Konter schaffen, da man es innerhalb kürzester Zeit schaffte die Anzahl an Salzburger hinter dem Ball um fünf zu verringern.
Hosiners kluge und raumschaffende Bewegungen
Zu Beginn des Artikels wurde erwähnt, dass sich die aktuelle Meistermannschaft 2012/2013 von jener der schlechten Frühjahrssaison 2012 nicht nennenswert unterscheidet. Neben dem erwähnten und enttäuschenden Vrsic gab es im Sommer nur eine weitere markante Verpflichtung. Am letzten Tag der Transferzeit holte man Stürmer Hosiner von Admira Wacker Mödling. Auch ihm standen viele Fans zunächst skeptisch gegenüber – wie bei Stöger sollten sie irren. Der ehemalige 1860- und Sandhausen-Angreifer sollte sich als fehlendes Puzzleteil herausstellen, denn er wurde mit 32 Toren überlegen Torschützenkönig.
Das interessante an Hosiner sind seine individualtaktischen Bewegungen, mit denen er sich selbst Platz verschafft oder für seine Mitspieler Räume aufreißt. Neben seiner Stärke im Abschluss und in der Antizipation ist dies auch ein Grund dafür, dass er trotz ausbaufähiger Dribbeltechnik so erfolgreich ist. Deshalb sollen diese beiden markanten Punkte im Folgenden anhand von Beispielen demonstriert werden.
Hier sieht man die Entstehungsgeschichte zum 1:0 gegen Red Bull Salzburg. Jun zieht den Innenverteidiger auf die Seite raus. Dahinter drücken die anderen Wiener nach vorne und zwingen die Salzburger in Richtung Tor, öffnen dadurch den Passweg ins Zentrum. Einzig Hosiner bewegt sich gegen die allgemeine Laufrichtung, wird dabei von seinem Bewacher verfolgt und kann letztlich auf Grünwald durchstecken. Dieser wird anschließend gefoult und verwertet den verhängten Elfmeter.
Ein weiteres Merkmal von Hosiners Spiel ist, dass er im Allgemeinen sehr hoch steht. Dadurch steht er zwar oft im Abseits, jedoch drängt er so unter Umständen auch die gegnerischen Abwehrspieler nach hinten. In der nachfolgenden Grafik sieht man die Vorgeschichte zu seinem zweiten Treffer im FAK-Trikot gegen den SV Mattersburg.
Die Mattersburger stehen auf ihrer rechten Seite im Grunde genommen kompakt, aufgrund der oben erwähnten Pressingresistenz der Austria kann sich diese aber befreien. Jun spielt auf Simkovic, der in der Folge auf den schnellen Gorgon verlagern kann. Das herausstechende in dieser Szene ist die hohe Position von Hosiner. Er drängt seinen Gegenspieler weit zurück, weswegen auch der nötige Druck auf Simkovic fehlt. In Überzahl haben die Veilchen schließlich keine Mühe zu treffen.
Ein Ausblick
Es bestehen keine Zweifel. Diese Wiener Austria ist verdient Meister geworden und unterstreicht obendrein, wie leicht man sich in der österreichischen Bundesliga mit ausgereiften taktischen Mitteln abheben kann. Mit beinahe demselben Kader beendete man die Saison 2011/2012 auf Platz vier, holte 28 Punkte weniger als in der abgelaufenen Spielzeit. Es wurde also weniger die individuelle Klasse gesteigert, sondern vielmehr das Zusammenwirken der einzelnen Akteure und Sektionen.
Wie gut man im internationalen Vergleich ist wird sich in der kommenden Saison zeigen. Die Veilchen starten im Meisterzweig der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League. Eine wichtige Voraussetzung, um auch dort bestehen zu können, ist, dass der Kader zusammengehalten wird. Das ist auch das Ziel der Verantwortlichen, wie man es in Interviews lesen kann. Doch wie bei vielen Mannschaften zuvor, wird auch in diesem Fall der Erfolg Begehrlichkeiten wecken und es ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Spieler dieses Teams in naher Zukunft den Ex-Veilchen Junuzovic und Julian Baumgartlinger nach Deutschland folgen wird.
12 Kommentare Alle anzeigen
ST 12. Juni 2013 um 10:58
http://www.fk-austria.at/NEWS-LISTE.407+M578401bbae9.0.html
Stöger wechselt zu Köln.
Für Köln sicher eine super Lösung, wird spannend wie er sich in Deutschland schlägt.
Max 12. Juni 2013 um 17:00
Da bin ich nun auch sehr gespannt drauf. Der 1.FC Köln gilt ja als schwieriger Verein. Noch weiß man ja auch nicht, ob sein Co-Trainer mitkommen wird. Wenn nicht, wird sich zeigen wie wichtig dieser letztendlich war.
Max 12. Juni 2013 um 17:07
Der Express meldet:
„Manfred Schmid ist „mehr als meine rechte Hand.“ Der Ex-Profi soll mit zum FC kommen“
http://www.express.de/fc-koeln/express-check-stoeger–der-lila-launebaer,3192,23180370,item,1.html
Wie zuverlässig diese Quelle ist darf sich jeder selbst denken 😉
Masta 5. Juni 2013 um 16:11
Erstmal, toller Bericht, auf genauso einen Bericht habe ich schon lange gewartet, einfach lässig 😉
Mich würde vor allem interessieren, wie ihr die Austria im Internationalen/deutschen taktischen Vergleich seht… Sind die österreichischen Vereine (Austria, RB Salzburg) taktisch hinter deutsche Mittelständer zu reihen?
Oder wie seht ihr die Chancen für die Austria im Champions League Play off?
Sollte man sich noch weiter verstärken?
RM 5. Juni 2013 um 16:36
Mich würde vor allem interessieren, wie ihr die Austria im Internationalen/deutschen taktischen Vergleich seht… Sind die österreichischen Vereine (Austria, RB Salzburg) taktisch hinter deutsche Mittelständer zu reihen?
Ich schrieb folgendes vor kurzem auf Facebook:
„Gibt ein paar (wenige) interessante taktische Aspekte, bei vielen Teams werden aber Basissachen inkonstant und instabil umgesetzt. Persönlich fand ich Austria Wien in dieser Saison kollektiv wirklich sehr gut und haben sich auch deswegen mit einer Rekordsaison vor Red Bull durchgesetzt.
Der Trainer der Veilchen, Peter Stöger, ist auch ein heller Kopf, sympathisch und fachlich kompetent, seine Mannschaft konnte sich wohl auch dank ihm und der gemeinsamen guten Arbeit vor dem vermeintlichen Starensemble aus Salzburg durchsetzen, die vorrangig über die individuelle Qualität und einzelne taktische Mittel kommen.
Ich mag persönlich die Rieder sehr, die variieren ihr Pressing, haben für ein sehr kleines Team eine durchgehende Spielphilosophie, wechseln auch Formationen teilweise sehr stark (3-3-3-1, 4-2–3-1), haben junge Spieler und sind ebenso anpassungsfähig in ihrer Spielphilosophie. Können spektakulär hochspielen mit enorm viel Tempo oder aus einer tiefen und passiveren Abwehrpressingdynamik einen Konterstil pflegen.
Pasching mit Gerald Baumgartner wirkt interessant, Grödig ist ein Provinzverein, der aufsteigt, Rapid mit Schöttel schwankte zwischen Genie, Wahnsinn, Inkompetenz, gar nix und irgendwas (taktisch), Sturm Graz hatte mit Hyballa einzelne gute gruppentaktische Dynamiken und Pressingaspekte, etc.
Alles in allem ist das Niveau aber sehr gering, kollektiv wie individuell, besonders im Umschaltmoment und im eigenen Ballbesitz mangelt es einigen Mannschaften an vieles, wodurch in einigen Spielen durchaus ein Gebolze oder der Fokus auf Einzelaktionen von nur leicht überdurchschnittlichen Spielern entstehen kann.“
Die Austria würde ich also knapp auf einem einstelligen Tabellenplatz sehen, Red Bull knapp darunter, wobei die von den Spielern her ein bisschen mehr Potenzial haben sollten.
Oder wie seht ihr die Chancen für die Austria im Champions League Play off?
Hängt vom Gegner ab.
Sollte man sich noch weiter verstärken?
Sollte man immer, oder?
CF 4. Juni 2013 um 22:25
Guter Artikel. Was mir auch aufgefallen ist sie haben viel eingeübten Spielzüge und bestimmte Abläufe kommen immer wieder. Habe mir nach dem Mannschafstporträt in paar Spiele von Austria angesehen und war überrascht wie schlecht das Niveau der Bundesliga in Österreich ist. Einen falschen Einwurf habe ich z.B seit 10 Jahren nicht mehr gesehen und dann noch von Suttner der m.M nach einer der besten Außenverteidigern in Europa ist.
Ray 4. Juni 2013 um 20:55
Wie immer ein echt toller Artikel!
Ich hoffe mal, dass es noch weitere Artikel über die österreichische Bundesliga geben wird (Salzburg, Ried) 🙂
Peda 4. Juni 2013 um 13:18
Danke für den Artikel, dem ist nichts hinzuzufügen!
Ich wollte nur einen Kommentar für die Statistik abgeben, weil der Fortbestand solcher „Grenzüberschreitungen“ ja maßgeblich von der Leserresonanz abhängt. 😉
Und ja, auf abseits.at gibt es eh häufiger Analysen zu österreichischen Mannschaften, aber: der Prophet ist im eigenen Land nichts wert!
RM 4. Juni 2013 um 13:44
Und ja, auf abseits.at gibt es eh häufiger Analysen zu österreichischen Mannschaften, aber: der Prophet ist im eigenen Land nichts wert!
Ich bin aber der Prophet aus dem fremden Lande im eigenen Lande, der aus dem eigenen Lande im fremden Lande und aus dem fremden Lande wieder im eigenen Lande agiert. Oder zählt der Prophet aus dem fremden Lande im eigenen Lande, der aus dem eigenen Lande im fremden Lande und aus dem fremden Lande wieder im eigenen Lande agiert, im eigenen fremden Lande nichts?
Peda 5. Juni 2013 um 11:01
Achso, das wusste ich nicht, für mich zähltest du im eigenen Lande, weil du auch im fremden Lande agierst.
Aber egal ob du aus fremden Lande über das dir eigentlich fremde Land im eigenen Lande, oder aus dem eigenen im fremden über das eigene berichtest: mir ist wichtig, dass im fremden Lande über das eigene berichtet wird!
Denn so leid es mir tut: Berichte über Fußball-Österreich, die aus dem Ausland stammen oder dort veröffentlicht werden, halte ich schon einmal von vorneherein für viel objektiver.
Sei’s, wie’s sei: Österreichbeiträge auf Spielverlagerung.de sind einfach nur… LÄSSIG!! 😉
Totaal – Catenaccio 1. Juni 2013 um 22:02
Danke, dass ich als Österreicher auch einmal eine Analyse über ein österreichisches Team auf eurer Seite lesen darf. (Wobei ich euch überhaupt nicht böse bin, wenn ihr für taktische Feinheiten nicht öfters nach Österreich blickt).
Ich fand das sehr variable und anpassungsfähige Pressing der Austria als einen wichtigen Baustein auf dem Weg zum Meistertitel. Sie variierten die Pressinghöhe laufend und ihre Formationen im Spiel gegen den Ball waren selten in Zahlen auszudrücken. Mal lief Grünwald den gegnerischen Innenverteidiger an, mal Mader oder neben Hosiner auch oft Jun.
In einem Punkt möchte ich dem Autor doch widersprechen. Er schrieb, dass die Austria mit weniger Mannorientierungen spiele als ihre Gegner. Aber im Pressing orientieren sich beinahe alle Spieler hinter der ersten Pressingreihe sehr stark an ihren Gegenspielern. Man könnte es sehr gut als mannorientierte Raumdeckung mit einem gut funktionierenden und eingespielten Linienspiel in der Abwehrkette ausdrücken.
Alles in allem haben sie das Spiel gegen den Ball in der österreichischen Bundesliga krass ausgedrückt auf ein neues Level gehoben. Dennoch gehört gesagt, dass sie auch im Spiel mit dem Ball sehr gute taktische Aspekte und vor allem eine einstudierte und trainierte Struktur haben erkennen lassen und somit (fast) jeden Gegner kontrolliert haben.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich es extrem bitter und typisch für österreichische Verhältnisse finde, dass man das Pokalfinale und somit die Chance auf das Double so dumm und leichtfertig vergeben hat. Ich weiß nicht wirklich, ob man zwei Tage vor einem Pokalfinale eine offizielle Meisterfeier am Rathausplatz machen muss. Schon die relativ provokante Aktion in Salzburg mit dem Meisterteller vor dem Spiel und dem Trainerstab in Lederhosen war irgendwie komisch, aber nachher weiß man immer alles besser.
RM 1. Juni 2013 um 23:31
Danke, dass ich als Österreicher auch einmal eine Analyse über ein österreichisches Team auf eurer Seite lesen darf. (Wobei ich euch überhaupt nicht böse bin, wenn ihr für taktische Feinheiten nicht öfters nach Österreich blickt).
Das gibt’s bei abseits.at, ich bin auch ab und zu aktiv dort:
http://www.abseits.at/category/taktik-theorie/
http://www.abseits.at/author/rm/
Bei letzterem findet man klassische Spielanalysen, ist aber stilistisch und vom inhaltlichen Aufbau doch etwas anders, als von Spielverlagerung gewöhnt.
Zur Austria aus drei Analysen:
Im Gegensatz zu den meisten Mannschaften der Liga spielen die Veilchen mit einem 4-3-3-System. Dieses wird aber nicht nur in Ballbesitz praktiziert, sondern auch im Defensivspiel. Dabei variiert die Formation im Pressing immer zwischen 4-3-3 und einem 4-1-4-1 oder gar einem 4-5-1 mit flacher Fünferkette im Mittelfeld, wie man es in dieser Partie einige Male erkennen konnte. Die Vorteile dieser Spielweise liegen auf der Hand: Sie stehen enorm kompakt in der Mitte, können auf den Flügel hervorragend doppeln und haben nach Balleroberungen viele Anspielstationen.
Wollen sie mehr Druck erzeugen, dann rücken die Außenstürmer oder einer der nominellen Achter nach vorne und unterstützen Hosiner im Pressing. Gegen Wiener Neustadt tat dies beispielsweise Alex Grünwald, der aus der Mitte herausrückte und ein 4-4-2 herstellte; Mader und Holland bildeten dann gemeinsam eine improvisierte Doppelsechs.
Die Austria spielte ihrerseits mit einem 4-1-4-1/4-3-3-Pressing, welches aber Anflüge eines 4-4-2 hatte. Soll heißen: sehr flexibel. Bei den paar 4-4-2-Anordnungen rückte einer der Achter, zumeist Alexander Grünwald, nach vorne und unterstützte Mittelstürmer Philipp Hosiner. Beim 4-3-3 waren die Außenstürmer hoch und versuchten die Außenverteidiger zu versperren, während Hosiner meistens auf einer Linie mit ihnen agierte und nur situativ Druck auf die Innenverteidiger ausübte. Beim 4-1-4-1 stand man tiefer, passiver und überließ somit der Admira die Last des Spielaufbaus.
In der Arbeit gegen den Ball formierte sich Austria vorrangig in einem 4-1-4-1. Sie stellten sich tief und großteils in der eigenen Hälfte auf, während Hosiner die Innenverteidiger anlief. Damit wollten sie die Bullen zu schnellen Pässen in kompakte Zonen zwingen und dann gegen die aufgefächerte Formation der Gäste kontern. Das Ziel war es, dass der Gegner nicht hoch aufrücken konnte und sich breit auseinanderstellen konnte – gegen diese Anordnung sollte dann schnell gespielt werden. Davon erhoffte sich die Stöger-Elf defensive Stabilität und eine Vielzahl von einfachen und qualitativ hochwertigen Chancen.
Statt dem 4-4-2 gibt es also z.B. manchmal auch 4-3-3 im tiefen Angriffspressing, 4-1-4-1 in einem passiven tiefen Mittelfeldpressing, etc. etc.
Ich finde, dass eigentlich nur die SV Ried so anpassungsfähig und homogen ist, wie die Austria. Sehr löblich.
Aber im Pressing orientieren sich beinahe alle Spieler hinter der ersten Pressingreihe sehr stark an ihren Gegenspielern. Man könnte es sehr gut als mannorientierte Raumdeckung mit einem gut funktionierenden und eingespielten Linienspiel in der Abwehrkette ausdrücken.
Ich hab’s nicht mehr im Kopf, muss mir mal wieder ein Spiel ansehen, aber: Ist das nicht der klassische Pressingmechanismus im höheren Pressing, den viele Mannschaften im Herstellen von Zugriff haben? Man stellt dem Torwart die Passoptionen durch Mannorientierungen zu, er haut ihn raus und man gewinnt die zweiten Bälle. Ich habe es wirklich leider nicht mehr im Kopf, aber ich kann mich an keine fixen Mannorientierungen der Stürmer bzw. von Hosiner an Innenverteidiger erinnern.
Dass die Außenspieler (AV vom eigenen AS und AS vom eigenen AV) mannorientiert verfolgt werden, ist ebenfalls bei sehr vielen modernen Raumdeckungsspielweisen der Fall, ebenso wie bei höherem Pressing (sh. Mannschaftsporträt zu Freiburg). Die meisten österreichischen Teams haben aber auch lose Mannorientierungen in der Mitte und sogar in der Innenverteidigung. Immerhin hat Hosiner das gegen einige Teams mit seiner Bewegung sehr gut bespielt, was gegen die Austria wohl nicht so einfach wäre. Das dürfte AS auch gemeint haben, denke ich. Oder? =)