Manchester United – Swansea City 2:0
Ein Duell zweier mutiger Offensivmannschaften, welches am Ende durch kluge Spielerwechsel entschieden wurde.
Wichtige Personalentscheidungen
Beide Mannschaften liefen in ihren üblichen Formationen auf, jedoch war die Personalwahl der Trainer an zwei Stellen überraschend.
Die Waliser, die das Überraschungsteam dieser Premier League-Saison sind, spielten in ihrem Hybridsystem zwischen 4-2-3-1 und 4-3-3. Trainer Brendan Rodgers verzichtete aber auf den wichtigen Spielmacher Leon Britton und brachte stattdessen Marc Gower auf der tiefsten der drei Zentralpositionen. Der 33-jährige spielte eine defensivere Rolle als der ballsichere Britton und wurde nicht im gleichen Maße ins Aufbauspiel einbezogen. Offenbar wollte man Wayne Rooney zwischen den Linien mit einem physischeren Gegenspieler begegnen (Leon Britton 1,69m, Marc Gower 1,80m).
Manchester United begann wie gewohnt in der 4-4-2-Ordnung, die durch Rooneys ständige Bewegungen zum 4-2-3-1 wird. Ferguson setzte dabei auf die zwei dribbelnden Flügelspieler Young und Valencia, Scholes und Carrick bildeten eine sehr passstarke Doppelsechs. Pressingspieler Park und der höher agierende Spielmacher Giggs nahmen auf der Bank platz. Manchester setzte also auf ein breites, schnelles und extrem druckreiches Offensivspiel, von Flügel zu Flügel.
United mit Breite und Dribblings
Gegen Swanseas sehr breites Ballbesitzspiel hätte man erwarten können, dass sich der schottische Sir auf eine andere Kernkompetenz seines Teams fokussiert und das Konterspiel durch die großen Räume der gegnerischen Aufbauformation sucht. Stattdessen suchten die Red Devils die Kontrolle in der Offensive und verbuchten am Ende 60% Ballbesitz, was auf der anderen Seite einer der niedrigsten Werte für Swanseas Saison bedeutet.
Zentrales Angriffsmittel von Manchester waren dabei schnelle Verlagerungen mit anschließenden Dribblings. Die individuell überlegenen Tabellenzweiten suchten mit viel Druck die Situationen, in denen ihre Einzelspieler ihre Stärken ausspielen konnten. Fletcher und Scholes verteilten die Bälle schnell auf Rooney oder zu den Flügeln. Diese versuchten ihre Gegenspieler zu schlagen und zum Strafraum zu kommen.
Insbesondere die linke Seite Manchesters zeigte sich dabei sehr stark. Mit Evra war die linke Außenverteidigerposition deutlich spielstärker besetzt als die rechte Position, wo der Defensivallrounder Phil Jones auflief. Young bewegte sich variabler als Gegenpart Valencia, der hauptsächlich zur Grundlinie startete. Rooney bewegte sich zudem hauptsächlich im halblinken Zehnerraum und unterstützte Young und Evra. Zu dritt dribbelten und kombinierten sie immer wieder diagonal in die Halbräume vor Swanseas Abwehrreihe und suchten nach Lücken in der Abwehrreihe.
Swansea steht gut…
Dagegen verteidigten die Schwäne äußerst arbeitsam und konzentriert in ihrer sehr variablen 4-2-3-1-Ordnung. Die Flügelspieler Dyer und Sinclar verfolgten Manchesters Außenverteidiger sehr diszipliniert und doppelten ihre Hintermänner oft. Gower, Allen und Sigurdsson bewegten sich dazwischen viel und versuchten zu dritt als liquide Einheit die Mittelfeldräume zu schließen.
Dies gelang ihnen ordentlich und Manchester bekam keine Zeit in diesen wichtigen Zonen, selbst wenn Evra oder Young mehrere Gegner schlugen. Auffällig war, dass die „verbliebenen“ Spieler sehr aufmerksam verhinderten, dass die dribbelnden Spieler Anbindung an ihre Mitspieler fanden. So verteidigte beispielsweise Allen oft nicht zum Tor hin, wenn Young an Gower vorbei in die Mitte gegangen war, sondern lief ihn seitlich so an, dass Young nicht zum rechten Flügel verlagern konnte. Auf diese Weise nahm Swansea selbst in schwierigen Situation oft den direkten Zug aus Manchesters Angriffen.
Wichtig war dabei auch, dass Swanseas Viererkette sehr aufmerksam spielte. Die beiden Innenverteidiger hatten den beweglichen Chicharito gut unter Kontrolle. Da sie nah am eigenen Sechzehner standen, konnte er seinen schnellen Antritt nicht ausspielen.
…bleibt aber ohne Zugriff
Somit kam Manchester kaum sauber durch. Allerdings verbrachten sie viel Zeit in Strafraumnähe und hatten das Spiel unter Kontrolle, es gab kaum gefährliche Ballverluste. Durch Distanzschütze und Flanken strahlten sie stets Gefahr aus.
Dass Swansea keinen richtigen Zugriff auf das gegnerische Aufbauspiel bekam, lag zum einen natürlich am schnellen und sauberen Aufbau, der es jedem Gegner dieser ManU-Maschinerie schwer macht, kompakt zu bleiben, wenn Rooney mit zwei dribbelstarken, breit agierenden Flügelspielern gepaart wird. Allerdings lag es auch an Swansea. Zum einen wichen sie oft etwas zu gutmütig zurück und verpassten Gelegenheiten um wieder herauszurücken aus der defensiven Stellung am eigenen Strafraum, zum anderen bekam Stürmer Graham zu wenig Unterstützung im Pressing.
Ferdinand und Smalling sind zwei sehr ballsichere Verteidiger, die durch den alleinigen Stürmer nicht unter Druck zu setzen waren, da die Passwege zu den Sechsern stets offen standen. Carrick und Scholes hatten dadurch ebenfalls ständige Sicherungsoptionen und konnten daherauch nicht effektiv gepresst werden. Außerdem konnten die beiden durch Zurückweichen in die Halbräume neben Graham mehr Zeit am Ball finden.
Diese Mechanismen demonstrierten gut, weshalb zunehmend viele Teams (wie z.B. Gladbach oder Dortmund) wieder auf drei Ketten und zwei Stürmer im Defensivverbund setzen. Die Halbräume vor dem Mittelfeld können in dieser Ordnung besser geschlossen werden, als es ein alleiniger Stürmer zu tun vermag.
Als sich Swanseas Mittelfeld im Laufe der ersten Halbzeit langsam begann zurechtzufinden und in einen besseren Rhythmus zu kommen schien, starteten Ferdinand und vor allem der starke Smalling auch zunehmend Vorstöße ins defensive Mittelfeld. Auf diese Weise kreierten sie neue Freiräume für ihre Vordermänner und brachten ihr Team nach einer ausgeglicheneren Phase wieder ins Oberwasser.
Manchesters hohes Pressing mit Manndeckungen
In den fast berüchtigten Aufbausituationen von Swansea City, spielten die Red Devils ebenso mutig wie im eigenen Ballbesitz. Sie pressten meist über den gesamten Platz und versuchten jede Kontrolle der Schwäne im Ansatz zu ersticken.
Dabei spielten sie im Mittelfeld in vielen Szenen sehr mannorientiert um zu verhindern, dass sich Swanseas Spieler in den großen Mittelfeldräumen freilaufen konnten. Besonders auffällig war dies zwischen Michael Carrick und Joe Allen.
In Abwesenheit seines kongenialen Partners Britton, lastete viel kreative Not auf dem jungen Allen, der nun hauptverantwortlich die wichtigen Pässe in Swanseas Aufbauspiel verteilen sollte. Er bewegte sich dabei auch gut und flexibel, forderte in verschiedenen Räumen den Ball, aber Carricks zähe Manndeckung war eine große Barriere für sein Spiel.
Besonders gut verhielten sich Manchesters Pressingspieler dabei, wenn der Ball auf einen der walisischen Außenverteidiger kam. Sie antizipierten deren Standardpässe ins Mittelfeld sehr gut und verzeichneten dadurch viele Ballgewinne.
Somit bekam Swansea keine Spielkontrolle in ihr Raumspiel. Das lag aber auch an der Personalentscheidung Gower. Dieser bewegte sich als Füllspieler in geöffnete Räume, riss das Spiel aber nicht annähernd so an sich, wie man es von Leon Britton kennt. Rooney konnte sich deshalb im Pressing freier bewegen und hatte es leichter, Pässe auf den zentralen Sechser des Gegners zu verhindern und gleichzeitig aktiv auf den Ballführenden zu reagieren. Swansea war in der ersten Hälfte nicht die gleiche Passmaschine, die man früher in der Saison schon sehen konnte.
Swanseas Defizite
Neben diesen anpassungsbedingten Schwierigkeiten, förderte Manchesters Spielweise auch wieder die bekannten Schwächen von Swansea zutage. Gerade das mangelhafte Umschaltverhalten auf Offensive wurde zum Problem. Zwar erzielten die Waliser nur wenige brauchbare Ballgewinne, aber in diesen Momenten hätte man die großen Räume in Manchesters Aufbauformation nutzen können. Dafür schaltete man aber zu langsam, weshalb Ferguson dieses Risiko ohne große Probleme in Kauf nehmen konnte.
Zudem fehlte es teilweise an nachrückenden und überraschenden Vorstößen, individueller Klasse und Automatismen im letzten Drittel, was Swansea im Laufe der Saison trotz des vielen Ballbesitzes zu einer der niedrigsten Schussbilanzen der Liga führte. Gerade weil Manchester so hoch, demzufolge also vertikal sehr gestreckt presste, bekamen die Außenstürmer und Graham zu spät Unterstützung, wenn Swansea einmal den Ball nach vorne bringen konnte.
Verstärkt wurden diese Probleme von Nathan Dyers schwacher Tagesform. Der Dribbler bekam mehrere Gelegenheiten, sich nach Diagonalpässen aus dem Zentrum im 1-gegen-1 mit Evra (oder vereinzelt Ferdinand) zu beweisen, was entscheidende Gefahr verursacht hätte. Er scheiterte aber ein ums andere Mal. Auch hier gelang es Manchester wieder, ihre individuelle Qualität gewinnbringend zu nutzen: Das sehr hohe Pressing der der gegnerischen Außenverteidiger führte dazu, dass Swanseas Flügelspieler kaum zu doppeln waren, was aber durch Evras starke Leistung nicht relevant wurde.
Leon Britton bringt Swansea zurück
In der Halbzeitpause blieb Marc Gower mit einer Passquote unter 80% in der Kabine. Leon Britton kam für ihn und spielte 45 Minuten lang keinen einzigen Fehlpass. Schon diese beiden Werte belegen, welchen Qualitätszuwachs Swansea durch den kleinen Britton im defensiven Mittelfeld erhält.
Mit ihm spielten sie ihr Ballbesitzspiel nun konsequenter, die Innenverteidiger wichen stärker zur Seite, Britton forderte die Bälle und kreierte das Spiel gemeinsam mit Allen. In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit erreichten sie so einen Ballbesitzwert von 63% und sorgten für mehrere gefährliche Strafraumszenen, in denen sich David De Gea auszeichnen konnte. Insbesondere Gylfi Sigurdsson konnte sich nun öfter auszeichnen und zeigte einige seiner hochgefährlichen Distanzschüsse, die er in der ersten Halbzeit nicht anbringen konnte.
Manchester zog sich nun auch punktuell zu weit zurück und ging nicht mutig genug ins offensive Pressing um weiterhin Stress bei Swansea zu erzeugen. Gleichzeitig schalteten sie in ein paar Szenen nach Balleroberungen nicht konsequent genug um. Sie wirkten etwas beeindruckt vom Comeback der Waliser und hatten in dieser Phase auch ein wenig Glück, dass sie den Vorsprung auf zwei Toren halten konnten.
Luke Moore und Tom Cleverley beruhigen das Spiel
Zwei personelle Wechsel waren es aber auch, die die Balance des Spiels wieder zurückdrehten. Der erfolglose Dyer wurde für den gelernten Stürmer Luke Moore ausgewechselt, der sich nun auf dem rechten Flügel beweisen musste (71. Minute).
Moore zog es aber oft schon sehr früh ins Zentrum, weshalb der rechte Flügel von Swansea etwas verwaiste. Sigurdsson schien sich unsicher, ob er ein Ausweichen in diesen Raum in seine Rolle integrieren sollte oder nicht. Jedenfalls verlor er an Vorwärtsgang in die nun dichter besetzte Zentrale, wodurch Swanseas Balance nicht mehr so gut passte. Die Anbindung zwischen Mittelfeld und Offensive funktionierte schlechter.
Wichtiger war aber Fergusons äußerst kluger Wechsel in der 68. Minute, als Scholes für Tom Cleverley das Feld räumen musste. Ein auf den ersten Blick verwirrender Wechsel, wenn man darauf ist, die Spielkontrolle zurückzuerobern. Schließlich ist Scholes ein extremst ruhiger, konzentrierter Passspieler, der im Normalfall mehr Dominanz verspricht als der dynamischere, aggressivere Cleverley.
Umso beeindruckender, dass die Idee voll und ganz aufging. Cleverly spielte fortan die vertikalere Rolle, die vorher Carrick innehatte. Der spielte nun etwas tiefer und übernahm in etwa Scholes‘ Rolle im Spielaufbau. Dadurch wurde der versetzt höher spielende Sigurdsson weiter nach hinten gedrückt, wodurch der tiefere Sechser und die Innenverteidiger wieder mehr Zeit am Ball bekamen. Außerdem wurde der halblinke Offensivraum noch konsequenter überladen, weshalb Swansea wieder an Zugriff verlor und seltener zu Aufbausituationen kam.
Zudem gestaltete sich ManUs Pressing nun natürlich etwas effektiver durch die erhöhte physische Präsenz im Mittelfeld. Um den Raum hinter dem oft aggressiv aufrückenden Cleverley zu schließen, stieß manchmal sogar Ferdinand aus der Viererkette nach vorne und ManU formte kurzzeitig ein loses 3-1-4-2 um Swansea vom Tor wegzuhalten.
Auf diese Weise beruhigte sich das Spiel wieder und trudelte letztlich ohne viel Dramatik aus.
Fazit
Die vielen genannten positiven Aspekte von Manchesters Spiel sollen nicht suggerieren, dass die Red Devils ihren schwächeren Gegner hier an die Wand spielten. Zugrundeliegend ist viel mehr das Zugeständnis an Swansea City, dass ein Gegner viel richtig machen muss und sich klug auf das starke Kollektivspiel einstellen muss, um zu einem sicheren Sieg zu kommen; selbst wenn der Gegner der amtierende englische Meister im eigenen Stadion ist.
De facto unternahm ManU doppelt so viele Schussversuche (28:13), aber schoss nur ein einziges Mal öfter auf den Kasten (7:6). Angesichts der auf dem Papier riesigen Stärkeunterschiede zwischen den Mannschaftskadern könnte man Swansea also gar ein Kompliment aussprechen, sich relativ nah an den Gegner herangearbeitet zu haben.
Taktisch war das Spiel ein interessantes. Es zeigte ein Aufeinandertreffen von David gegen Goliath, in dem der sehr clever agierende David seine taktischen Kniffe nicht vollends zur Geltung bringen konnte, da sich der Goliath mit äußerster Konsequenz seiner Stärken bediente. Ferguson demonstrierte ein weiteres Mal seine Fähigkeit, die individuellen Überlegenheiten seiner Spieler gnadenlos zu fokussieren.
Außerdem spielte die Personalwahl eine entscheidende Rolle. Rodgers Kniff, Rooney einen robusteren Gegenspieler entgegenzustellen ging nicht auf. Die Rückkehr zur mutigen, spielerischen Variante brachte eine große Verbesserung. Diese konnte Ferguson aber durch einen klugen Wechsel wieder egalisieren.
Somit bleibt die Meisterfrage in England bis zum letzten Spieltag offen. Im Manchester-internen Fernduell hofft United dabei am kommenden Sonntag auf Schützenhilfe der Queens Park Rangers. Aus eigener Kraft dürften die 8 Tore Rückstand auf den Stadtrivalen kaum aufzuholen sein, auch wenn es für Gegner Sunderland um nichts mehr geht.
12 Kommentare Alle anzeigen
geco87 12. Mai 2012 um 02:43
„Unabhängig davon, dass Manchester dieses Spiel (wie nicht anders zu erwarten) dominiert hat, sehe ich große Probleme im Mittelfeldzentrum.“ Das ist doch nun wirklich Jammern auf Mount-Everest-Niveau 😉
Jeder Trainer würde sich die Finger lecken, eine derart ballsichere Doppelsechs aus Scholes und Carrick bilden zu können. Scholes ist eben in die Jahre gekommen, aber er war über Jahre mit der konstanteste und beste auf seiner Position. Außerdem sollte man bedenken, dass ManU noch z.B. Anderson in der Hinterhand hat, der dann vielleicht dynamischer als die anderen und eher prädestiniert für Überraschungsmomente ist. Außerdem wird Ferguson sich fürs zentrale Mittelfeld sicher mal auf dem Transfermarkt umschauen.
timo 11. Mai 2012 um 14:15
Sehr gute Analyse. War am Anfang ja doch mehr Säbelrasseln finde ich.
Claude 9. Mai 2012 um 10:50
Hallo MR,
schöne Analyse. Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber sollte man Swansea nicht mehr loben? In deiner Analyse wirkt Swansea viel stärker, als dass man sie im Fazit nur „loben könnte“. Generell ist doch, vom Spielausgang unabhängig, die Taktik von Swansea bemerkens- und lobenswert. Eine Taktik ist doch nicht nur lobenswert, wenn man das Spiel gewinnt, oder?
Ich habe eine Frage: Du schreibst, dass immer mehr Teams mit 2 Stürmern und drei Ketten im Defensivverbund spielen. Wie sehen diese 3 Ketten genau aus?
MR 9. Mai 2012 um 15:19
Nunja, ich würd keine Taktik unabhängig vom Spielausgang loben. Dass eine Taktik hübsch oder interessant ist, ist keine Kunst. Sie muss m.E. auch erfolgreich sein, um positiv bewertet zu werden. Eine spannendes System, das nicht funktioniert, kann sich jeder überlegen.
Und die Niederlage war ja durchaus verdient, es wär was anderes bei einer Niederlage mit klarem Chancenübergewicht. Ich schrieb ja, dass Swansea im wesentlichen für ca 20 Minuten überlegen und dann noch in einer kurzen Phase ebenbürtig war, ansonsten kontrollierte ManU das Spiel. Das ist, denke ich, kein Gewicht, bei dem man die Verlierer im Normalfall beglückwünscht.
Mit drei Ketten ist das 4-4-2 gemeint.
Claude 9. Mai 2012 um 19:07
Wenn ich dich jetzt richtig verstehe bewertest du also eine Taktik abhängig vom Spielausgang.
Bist du dann nicht einfach ein Prophet der Vergangenheit?
Hat Augsburg eine schlechte Taktik die Saison gespielt, weil sie nur achtmal gewonnen haben?
Trifft Messi den Elfmeter und Torres kommt mehr nicht vor das Tor, wäre euer Fazit vom Halbfinale anders gewesen?
Wenn man ein Spiel durch Glück, Zufall, Schiedsrichter und/oder Tagesform verliert, ist doch die Taktik nicht negativ zu bewerten, oder?
Jonathan Wilson hat letztens im Guardian gesagt: „Ich empfinde eine Taktik schon erfolgreich, wenn ich die Gewinnchance meiner Freunde und mir bei einem Spiel gegen Barcelona, um 30 Prozent erhöhen würde.“ (sinngemäß im Football Weekly Podcast vom 26. April 2012, vielleicht war es auch Michael Cox.)
Woraus ich hinaus will, muss man, wenn man eine Taktik bewerten will, nicht auch den Ausgangspunkt betrachten?
MR 9. Mai 2012 um 19:39
„es wär was anderes bei einer Niederlage mit klarem Chancenübergewicht. “ -> Glück, Zufall
„Angesichts der auf dem Papier riesigen Stärkeunterschiede zwischen den Mannschaftskadern könnte man Swansea also gar ein Kompliment aussprechen, sich relativ nah an den Gegner herangearbeitet zu haben.“ -> Ausgangsposition
Ich wollte nur anmerken, dass eine Taktik am Erfolg gemessen werden muss. Man kann nicht sagen „gute Taktik“, wenn sie zB interessant oder attraktiv ist, aber schlichtweg nicht gut funktioniert. Das ist bei Swansea natürlich im allgemeinen nicht der Fall, aber in diesem Spiel deckte ManU auch wieder die taktischen Schwächen von Swansea auf.
Wenn’s dir nur darum geht, dass Swansea nicht genug gewürdigt wird, dann lies doch diesen Artikel hier: https://spielverlagerung.de/2012/03/14/als-schwaches-team-spielerisch-siegen-swansea-schlagt-manchester-city/
Der Satz „könnte man ein Kompliment aussprechen“ war auch durchaus als Lob gemeint, falls du das anders aufgefasst haben sollte.. Ich hätte wohl präziser „kann man“ schreiben sollen.
Claude 9. Mai 2012 um 23:54
Nein, nein., darum ging es mir nicht. Der Artikel vorher war schon klasse. Den hatte ich schon damals gelesen.
Ich wollte nur genau verstehen wieviel der Spielausgang euch bei der Bewertung der Taktik beeinflusst. Weil dem Wilson vor zwei Wochen dieselbe Frage gestellt wurde und ich dann selber überlegt habe, wieviele Augen man zu drückt, wenn eine Mannschaft gewonnen hat, obwohl fast alles gegen sie sprach.
Vielleicht hab ich mir das falsche Spiel ausgesucht, ich wollte einfach nur sehen, wie ihr das seht. Ich wollte dich damit nicht ärgern, oder so.
Ich sehe es wahrscheinlich ein wenig anders als du und würde einer Taktik bereits als erfolgreich erachten, wenn sie einer Mannschaft wie Swansea die Erfolgsaussichten erhöht.
Im Übrigen: Vielen Dank für die Erläuterungen!
MR 10. Mai 2012 um 01:07
Nein, nein, da hast du mich falsch verstanden. Ich seh das schon genau so – die Erfolgsaussichten zu erhöhen ist das absolute Kernthema.
Sich als unterlegenes Team an den überlegenen Gegner heranzuarbeiten ist immer ein Erfolg für die Taktik.
Bei deinem ersten Kommentar klang es lediglich so, dass du Taktik erfolgs(aussichten)-unabhängig bewerten würdest, also zB Swanseas Taktik schon allein wegen ihrer Ästhetik positiv bewerten würdest. Dem wollte ich widersprechen.
War wohl ein Missverständnis, da „vom Spielausgang“, „vom Erfolg“ und „von Erfolgsaussichten“ unabhängig sprachlich und inhaltlich leicht zu verwechseln sind.
Selbstverständlich mache ich die Bewertung einer Taktik nicht eins zu eins vom puren Ergebnis abhängig. Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass diese Frage zur Debatte stehen könnte, da das in meinen Augen selbstverständlich und auch eines der Hauptmerkmale von SV ist.
Wenn du das am konkreten Beispiel nachvollziehen möchtest, hier ein paar meiner Artikel, wo die Spielergebnisse stark relativiert werden (siehe jeweils Fazit):
https://spielverlagerung.de/2012/04/06/chelsea-fc-s-l-benfica-21/
https://spielverlagerung.de/2012/03/30/fc-schalke-04-athletic-bilbao-24/
https://spielverlagerung.de/2012/02/16/bayer-leverkusen-fc-barcelona-13/
https://spielverlagerung.de/2012/02/10/holstein-kiel-borussia-dortmund-04/
oh when the spurs… 8. Mai 2012 um 02:03
Kurze Bemerkung: laut dem Komentar auf der englischen Übertragung hätte Britton nicht in der Startelf angefangen, da er eine leichte Verletzung am Knie hatte. In der zweiten Halbzeit wurde er aber eingewechselt.
Claude 9. Mai 2012 um 10:40
Eine andere Begründung könnte sein, dass Rogers seine Aufstellung ein bisschen testen wollte. Da Swansea schon längst sicher vom Abstieg ist, hat er im Hinblick auf die nächste Saison in den letzten Wochen ein wenig umgestellt. So kam ja auch das 4:4 gegen die Wolves zu stande, wo sie bereits nach 15 Minuten 3:0 führten.
Lino 7. Mai 2012 um 09:15
Unabhängig davon, dass Manchester dieses Spiel (wie nicht anders zu erwarten) dominiert hat, sehe ich große Probleme im Mittelfeldzentrum. Wie erwähnt, das Hauptmittel Manchesters ist eine simple Spielverlagerung mit anschließendem 1:1 Situationen. Gegen relative schwache und passive Gegner mag das funktionieren, aber auf höherem Niveau wird man auch in Zukunft an seine Grenzen stoßen und es ist erschreckend wie schwach Manchester in dieser Saison gegen dominante und spielstarke Teams agiert hat (siehe v.a. Bilbao, Manchester City). Entweder ManU spezialisiert sich in Zukunft auf Konterfussball à la Gladbach mit zwei eng stehenden Ketten oder man schaut nach kreativen Alternativen fürs Mittelfeld.
Nevertheless, gute Analyse
oh when the spurs… 8. Mai 2012 um 02:37
wahrscheinlich wird Manchester United seine Spielweise nicht ändern, sondern viel Geld ausgeben um ein paar schwächer besetzte Positionen zu verbessern. Obwohl sie finanziell auch nicht glänzen. Es wird nicht leicht wenn mal die Passmaschiene Scholes aufhören muss, Carick traut sich sonst meistens nur sichere Pässe zu.
http://www.youtube.com/watch?v=ojbRbAqYAE4