Champions League Achtelfinale: Potsdam und Frankfurt gewinnen die Hinspiele

Mit ungefährdeten Siegen starteten die deutschen Vereine ins Achtelfinale der UEFA Women’s Champions League. Der FFC Frankfurt gewann am frühen Nachmittag mit 3:0 gegen Paris Saint Germain und  Potsdam schickte den schottischen Serienmeister Glasgow City FC mit 10:0 nach hause.

Aufstellungen: 1. FFC Frankfurt - Paris Saint Germain

1. FFC Frankfurt – Paris Saint Germain 3:0

Sven Kahlert stellte sein Team, wie gewohnt, in einem System zwischen 4-2-3-1 und 4-4-2 auf. In der Defensive stand Fatmire Bajramaj neben der Mittelstürmerin und übte Druck auf den Gegner aus, bei Ballbesitz verschob sie sich in die offensive Mittelfeldreihe und nutzte die ganze Breite des Platzes. Im defensiven Mittelfeld war Frankfurt mit Melanie Behringer und Dzsenifer Marozsán sehr spielstark aufgestellt.

Es ging gleich gut los für die Frankfurterinnen, in der ersten Minute fiel schon eine Flanke auf die Latte, dann traf Behringer in der fünften Minute die Latte noch mal und wenig später hätte PSG fast ein Eigentor fabriziert, traf aber nur den Pfosten.

Der FFC machte vom Start weg Druck. Beide Außenverteidiger wurden ins Mittelfeldspiel mit eingebunden. Meike Weber als Anspielstation, Alex Krieger auch mit Flankenläufen. Aus der Abwehr baute Saskia Bartusiak auf, sie suchte das defensive Mittelfeld oder versuchte den langen Pass auf Garefrekes und Bajramaj.

Nach neun Minuten erzielte Lira Bajramaj das 1:0 als sich ihre Schussflanke aus sehr spitzem Winkel hinter der Torfrau ins Netz senkte. Frankfurt hatte das Spiel unter Kontrolle, Angriffe von PSG liefen meist ins Leere.

Der interessanteste Punkt der Frankfurter Aufstellung war der Positionswechsel von Sandra Smisek und Dzsenifer Marozsán. Es ist vielleicht ein einzigartiger Positionswechsel im Profifußball, bei dem die Mittelstürmerin und eine (nominell) defensive Mittelfeldspielerin die Position tauschen. Dabei geht es nicht eine sich fallen lassende Stürmerin und eine in den freien Raum stoßende Mittelfeldspielerin, sondern um eine echten Positionswechsel für mehrere Minuten. Dieser kann nur funktionieren, weil beide Spielerinnen die Fähigkeit haben im zentralen Mittelfeld und als Mittelstürmerin zu spielen. Da Smisek kleiner ist und weniger mit dem Körper arbeiten kann als Marozsán ergeben sich so neue Möglichkeiten. Smisek lebt von ihrer Erfahrung, auf beiden Positionen, von ihrem Spiel profitieren auch die Außenspielerinnen. Marozsán ist eine sehr gute Technikerin und fast 10 cm größer als Smisek daher kann die 19-jährige in den Raum geschickt werden oder hoch angespielt werden.

Die erste Halbzeit war trotz der Spielkontrolle von Frankfurt etwas arm an hochklassigen Torchancen. Bis zum 16er funktionierte das Spiel gut, mit weniger Fehlpässen im letzten Felddrittel hätte der FFC aber das zweite Tor vor der Pause nachlegen müssen.

In der 47. Minute sorgte Kerstin Garefrekes für das 2:0, nach Vorarbeit von Smisek und Huth. Beide Flügelspielerinnen suchten immer mehr das Zentrum und durch einen diagonalen Lauf von innen nach außen bereitete Huth diesen Treffer vor.

Melanie Behringer erzielte in der 55. Minute den 3:0 Endstand. Ihr erster Schuss nach einer Ecke wurde noch abgewehrt, den Nachschuss konnte die dann verwandeln.

Das Spiel wurde zum Teil hart geführt; es gab einige Unterbrechungen, vor allem nach unvorsichtigen Kopfballduellen. Frankfurt spielte weiter nach vorne, konnte aber kein Tor mehr nachlegen.

Formationen 1. Halbzeit: Turbine Potsdam - Glasgow City

1. FFC Turbine PotsdamGlasgow City FC 10:0

Potsdam wurde gegen Glasgow City (ohne Punktverlust nach 19 Spieltagen in der nationalen Liga) zu einem gefräßigen Monster. Schon in der vorherigen Runde gegen ein isländisches Team hatte Turbine in beidem Spielen zusammen 14:2 Tore erzielt und auch die Schottinnen konnten die drei torhungrigen Stürmerinnen des deutschen Meisters nicht stoppen.

Bernd Schröder setzte auf sein 3-4-3, das auf Pressing der Stürmerinnen und einem sehr laufintensiven Stil beruht. Interessant ist, dass es keine symmetrische Formation ist. Die 3er-Kette aus Babett Peter, Tabea Kemme und Jennifer Cramer ist nach links verschoben und Cramer gibt fast eine linke Verteidigerin, wie sie in einer 4er Kette vorkommt. Die Position der rechten Außenverteidigerin wird flexibel besetzt; entweder die rechte Mittelfeldspielerin Bianca Schmidt rückt zurück oder Jennifer Zietz rückt aus dem Zentrum in die Verteidigung. Schmidt spielt wie ein Wing Back und treibt vor allem das Flügelspiel auf der rechten Seite voran. Links müssen die Stürmerinnen etwas mehr machen, weil Patricia Hanebeck auch gerne in die Mitte geht. Nach hinten in die Abwehr, wie Schmidt, rückt Hanebeck nicht.

Die Stürmerinnen wechseln ständig die Positionen. Dazu halten sie das Spielfeld breit, zumindest solange keine andere Spielerin nachgerückt ist. In der Regel spielen Anja Mittag Genoveva Anonma außen, eine Vorgabe gibt es aber nicht. Mittag hat außerdem den Drang sich ins Mittelfeld fallen zu lassen (blauer Pfeil) und so Überzahl zu erzeugen oder Hanebeck den Weg auf der linken Seite freizumachen.

Glasgow City stellte sich in der ersten Halbzeit in einem 4-3-3 auf und wollte wahrscheinlich die Potsdamer Abwehr im Aufbau stören und die Räume auf den Flügeln angreifen. Das funktionierte aber überhaupt nicht. Im Mittelfeld, vor allem vor der Abwehr, war zu viel Platz und Turbine konnte das Spiel kontrollieren. Schon in der dritten Minute traf Anonma zum 1:0, nach Vorlage von Schmidt. Und nach fünfzehn Minuten erhöhte Schmidt selbst auf 2:0, die Stürmerinnen hatten eine Hereingabe von Hanebeck verpasst, aber Schmidt stürmte von der rechten Seite heran und netzte ein. In der 25. Minute wurde Mittag von Odebrecht geschickt und es stand 3:0.

In einen Torrausch verfiel Potsdam aber erst im zweiten Durchgang. Ihr bestreben immer nach vorne zu spielen und den Ball nicht lange zu halten, wenn sich eine Gelegenheit bot, ließ den deutschen Meister kein Halten finden.

Glasgow wollte nun schon an der Mittellinie auf Abseits spielen und fing sich die Gegentore 4 und 6 auf diese Art ein. Anonma verwandelte eine Hereingabe von Schmidt (47.) und Nagasato schnürte einen Doppelpack in nur vier Minuten (51. und 55.). Die extrem hohe Abseitsfalle war nicht der einzige Versuch der Gäste nach der Pause. Ein 5-4-1 System, in dem Dalziel vom Sturm auf die rechte Abwehrseite rückte und Evans als einzige Stürmerin am Spiel kaum noch Teil nahm, sollte zumindest das Schlimmste verhindern. Obwohl jetzt zwei enger stehende Verteidigungsreihen auf die Turbine warteten, hatten die Stürmerinnen im Strafraum noch genug Platz.

Anja Mittag erhöhte mit zwei weiteren Toren auf 8:0, ehe Chantal de Ridder das 9:0 erzielte (78.) und die Schottinnen eine Hereingabe von Mittag zum 10:0 ins eigene Tor lenkten.

Potsdam war einfach zwei Klassen zu gut für Glasgow City. Pressing, Passspiel, Zweikämpfe, Handlungsschnelligkeit, Kondition. In allem Punkten waren die Gäste unterlegen. Am Ende, man muss es so sagen, kann der Glasgow City FC froh sein nur mit 10:0 verloren zu haben. Es mag zynisch klingen, aber Potsdam nutzte bei weitem nicht jede Chance und ihr Durst nach Toren war nicht zu stillen.

Fazit

Beide deutschen Vertreter in der Champions League haben verdiente und eindeutige Siege liefern können. Turbine Potsdam ist schon in die nächste Runde eingezogen und kann sich im Rückspiel die Kräfte, für das danach anstehende Bundesligaspitzenspiel gegen Frankfurt, schonen.

Der FFC Frankfurt muss gegen Paris noch einmal eine konzentrierte Leistung zeigen. Auch wenn das 3:0 eindeutig war, könnte sich der Gegner in der nächsten Woche gefährlicher präsentieren.

Weitere Ergebnisse der UWCL Achtelfinal-Hinspiele:

Bröndby IF – Torres Calcio Sassari 2:1

SV Neulengbach – WFC Malmö 1:3

Fortuna Hjörring – Kopparbergs/Göteborg FC 0:1

Sparta Prag – Olympique Lyon 0:6

Energiya Voronezh – Rossiyanka Moskowskaja Oblast 0:4

Rayo Vallecano – Arsenal LFC 1:1

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