Stabæk Fotball – 1. FFC Frankfurt 1:0
In einem unterhaltsamen Spiel gegen Stabæk Fotball in Norwegen musste der FFC Frankfurt zum Auftakt der Champions League-Saison einen Rückschlag hinnehmen. Die Truppe von Trainer Sven Kahlert zeigte über weite Strecken des Spiels eine gute Leistung, wurde aber für ihre Abschlussschwäche bestraft und muss im Rückspiel am 5. Oktober in Frankfurt einen 0:1-Rückstand wettmachen.
Formationen
Der FFC spielte im bewährten 4-2-3-1 mit Lira Bajramaj hinter Jessica Landström im Angriff. Auf der rechten Seite startete wie gewohnt Kerstin Garefrekes, die mit Svenja Huth vom linken Flügel ab und an die Position tauschte. Melanie Behringer und Sandra Smisek bildeten die defensive Absicherung und die Spielgestalterinnen im Mittelfeld.
Auch die Norweger liefen im beliebten System mit einer Spitze auf, interpretierten es aber ganz anders. Vorne gab Kristy Moore die Alleinunterhalterin, die Mannschaft von Roger Finjord stand tief und spielte auf Konter.
Erste Halbzeit: Der FFC dominiert
Die Taktik von Stabæk war, zunächst sicher zu stehen und Nadelstiche mit langen Pässen hinter die hoch stehende Frankfurter Abwehr zu setzen. Kristy Moore war viel in Bewegung, in der Defensive rückte sie mit zurück, im Angriff war sie in verschiedensten Positionen anspielbar. In den ersten Minuten versuchte Stabæk sporadisch Druck auf die Frankfurter Verteidigerinnen aufzubauen, indem Moore oder auch Ida Elise Enget vorrückten. Da sich Frankfurt aber regelmäßig aus diesem versuchten Pressing befreien konnte, drosselte der norwegische Meister das Tempo und ging erst später drauf.
Die Frankfurterinnen begannen mit Druck, spielten mit einer hohen Abwehrlinie und Angriffspressing. Damit übernahmen sie das Spiel und mussten sich nur noch um die langen Pässe hinter die eigene Abwehr sorgen. Lira Bajramaj war wunderbar aufgelegt, bewegte sich oft auf die Flügel, spielte Kombinationen mit ihren Kolleginnen und suchte die Dribblings gegen Verteidigerinnen. Sie kurbelte damit das Offensivspiel an und mit den nach innen ziehenden Außenspielerinnen und Jessica Landström, die ständig bemüht war, Räume zu schaffen, erarbeitete sich Frankfurt viele Chancen. Die Dominanz im Sturm wurde von der Hoheit im Mittelfeld unterstützt, die Frankfurterinnen hatten in der ersten Halbzeit Phasen mit viel Ballbesitz und konnten Angriffe immer wieder neu über die Außenverteidigerinnen oder das zentrale Mittelfeld aufbauen.
Nur der Abschluss wollte dem FFC nicht glücken. In der 7. Minute vergab Behringer relativ frei vor dem Tor, in der 13. schoss Svenja Huth zu ungefährlich aufs Tor und in der 17. Minute konnte Kerstin Garefrekes nicht mehr platziert abschließen, nachdem sie von Behringer wundervoll angespielt wurde. Entweder eine Spielerin von Stabæk brachte ihr Bein in den Schuss oder die Abschlüsse waren zu ungefährlich. Ingrid Hjelmseth ist keine unüberwindbare Torfrau, aber schwache Schüsse auf den Körper waren keine Prüfung, die der Dominanz im Spiel entsprachen.
Stabæk versuchte es gegen Ende der ersten Hälfte wieder vermehrt im Angriff und setzte auf Konter über Außen. Moore bewegte sich in den Raum hinter die Außenverteidigerinnen und besonders Alex Krieger wurde in einige Verlegenheiten gebracht, was auch an ihrer Beteiligung in der Offensive lag. Nach etwa einer halben Stunde kamen die Norwegerinnen zu zwei Möglichkeiten, die aber in zwei viel versprechenden Kontern für den FFC mündeten, leider ohne gefährliche Abschlüsse.
Bestrafung nach der Pause
Die Norwegerinnen hatten sich schon in der ersten Hälfte in ein 4-2-4 System zurückgezogen, in dem die norwegischen Stürmerinnen Frankfurts defensive Mittelfeldspielerinnen abdeckten. Saki Kumagai und Saskia Bartusiak hatten viel Zeit am Ball, die Außenverteidiger wurden aber direkt angelaufen, sobald sie angespielt wurden. Die defensiven Mittelfeldspielerinnen wurden fast direkt gedeckt. Die 4er-Kette von Stabæk stand vor dem Strafraum, davor die beiden 6er und davor die offensive 4er-Reihe in der eigenen Hälfte. Damit erzeugte Stabæk ein Quadrat aus vier Spielerinnen gegen zwei zentrale Angreiferinnen.
Frankfurt kam dank Bajramaj weiterhin in den Strafraum, nur spielten sie den letzten Pass zu ungenau oder die Schüsse waren nicht zielstrebig.
In der 54. Minute wurden die Frankfurterinnen für ihre äußerst schwache Chancenauswertung bestraft. Liefen die Konter vorher meist über Kriegers Seite, kombinierten sich Line Hauge, Cathrine Dekkerhus und Lise Klaveness über Meike Webers Flanke nach vorne. Kumagai verhinderte die Hereingabe nicht und Dekkerhus bekam den Ball frei am Strafraum in halbrechter Position. Ihr Schuss wurde von Saskia Bartusiak so abgefälscht, dass er hinter Nadine Angerer unter die Latte fiel.
Der Schuss war zwar unglücklich für die Frankfurterinnen, aber bei der Entstehung hatte sich das Team zu einfach locken lassen. Vorne funktionierte das Pressing nicht, weil das zentrale Mittelfeld zu spät auf die rechte Außenverteidigerin rückte (Huth hatte die Innenverteidigerin attackiert). Die Außenverteidigerin ging dann unbedrängt ein paar Meter und spielte auf die sich fallen lassende Klaveness, welche Kumagei aus der Innenverteidigung mit sich gezogen hatte. Klaveness legte direkt auf den Flügel zu Dekkerhus, damit spielte sie Weber aus, die der Außenverteidigerin entgegengeeilt war. Dekkerhus konnte aber nicht direkt aufs Tor gehen, sondern musste den Ball stoppen und zurücklegen. Damit wiederholte sich das direkte Spiel von Klaveness, die nun in den freien Raum auf den Flügel spielte, in den Hauge sprintete und von rechts den Pass in die Mitte spielen konnte, wohin Cathrine Dekkerhus gestartet war. Der Fehler vom FFC war eigentlich vorne beim Pressing passiert, und wurde von den Norwegerinnen mit schnellem, direktem Spiel ausgenutzt, die Frankfurterinnen kamen immer zu spät zur ballführenden Gegnerin.
Frankfurt versuchte weiter sein druckvolles Spiel umzusetzen, Sandra Smisek hatte eine Chance per Kopf und Melanie Behringer schoss an den Pfosten. Aber auch Stabæk fuhr Entlastungsangriffe, um nicht ständig in der eigenen Spielhälfte zu verteidigen und um mit einem zweiten Tor das Spiel zu entscheiden. In der Nachspielzeit wäre es ihnen fast gelungen.
Sven Kahlert brachte nach etwas über einer Stunde Ana Maria Crnogorčević (ab heute nur noch Ana oder Ana Maria genannt) für Jessica Landström und zehn Minuten vor Schluss Sara Thunebro für Meike Weber, leider blieben die Bemühungen und teilweise schönen Kombinationen ohne erfolgreichen Abschluss.
Fazit
Der FFC Frankfurt geht mit einem Rückstand ins Rückspiel und steht damit schon in der ersten Champions League Runde unter Druck. Das Hinspiel macht aber Hoffnung auf das Weiterkommen, die Spielerinnen müssen nur etwas zielstrebiger zum Tor ziehen und mehr 100%-Chancen erzeugen, bzw. diese dann auch nutzen. Bei 11 zu 1 Torschüssen (+9, die am Tor vorbei gingen) muss eine Mannschaft wie der FFC als Sieger vom Platz gehen.
Die Norwegerinnen waren besonders mit ihren Kontern gefährlich und spielten einige gute Pässe hinter die Abwehr. Besonders die Schnittestelle zwischen Außen- und Innenverteidigerinnen zeigte sich als Schwachpunkt der Frankfurterinnen.
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