Bolton Wanderers – Manchester City 2:3
Nach dem 4:0-Sieg am ersten Spieltag traf Manchester City nun auswärts auf die Bolton Wanderers.
Roberto Mancini sah sich vor das Problem gestellt, wie er sein System verändern sollte, um Sergio Agüero von Beginn an in sein Team einzubauen, während Bolton nach einem Mittel suchte, um eben diesen Agüero aus dem Spiel zu nehmen.
Die größte Überraschung war wohl, dass beide Teams sich nicht hinten reinstellten und nach vorne zu spielen versuchten, was für einen tollen Fußballnachmittag sorgte.
Wechselwirkung der Formationen
Die Mannschaft von Bolton trat mit einem 4-4-2 an, wobei Klasnic hängend agierte. Auch auf den Außenpositionen konnte man gewisse Unterschiede ausmachen, so agierte Petrov deutlich offensiver als der andere Flügelspieler im Mittelfeld, Eagles. Dies zwang Richards zu einer defensiveren Rolle, die er aufgrund Agüero im rechten Sturm ohnehin hätte ausüben müssen. Deutlich auffälliger war aber die fehlende Balance auf außen bei den Verteidigern, denn Robinson auf links agierte deutlich defensiver als Steinsson auf rechts. Dies war die absolut falsche Maßnahme, denn Steinsson hatte mit Milner einen defensivstarken Gegenspieler, während Robinson aufgrund der Asymmetrie im Spiel von City viel Raum nach vorne gehabt hätte. Es ist zwar zu vermuten, dass er, aufgrund der Angst, einen Topspieler wie Agüero nicht alleine zu lassen, den Weg nach vorne scheute, dennoch ist hier Bolton ein großer Fehler unterlaufen. Durch eine offensivere Spielweise über die Außen hätte man die Löcher in der Formation von Manchester City offenlegen können und die Innenverteidiger der eigenen Mannschaft, Cahill und Knight, entlasten können.
Manchester trat mit einem verkappten 4-2-3-1/4-4-2 an, in welchem Agüero auf rechts und Edin Dzeko im Zentrum die schematisch höchsten Anspielstationen darstellten. Dahinter agierte David Silva zwischen den Linien als Spielmacher, er driftete jedoch sehr oft auf die Außen und versuchte nicht nur rechts das Loch zu füllen, welches hinter Agüero entstand, sondern ebenso Ansätze eines inversen Wingers zu verkörpern. Links tief im Mittelfeld agierte Milner als ebensolcher und nutzte die Offensivstärke Kolarovs, der ihn hinterlief und so für mehr Variabilität durch Läufe an die Grundlinie sorgte.
Zentral sicherte Gareth Barry den halblinken Raum, während Yaya Toure zentral als klassischer box-to-box-Spieler agierte. Die Viererkette, bis auf die bereits erwähnte Veränderung mit Kolarov statt Clichy, glich jener vom letzten Spieltag.
Was von Beginn an auffiel, war Mancinis Mut zu mehr Offensive, wenn gleich man argumentieren könnte, dass ihm diese durch die Neuverpflichtungen auferlegt war. Dennoch zeigte sich ein Mangel im Spiel von City, welcher Mancinis defensiven Fetisch, für welchen er medial und von den gegnerischen Fans letzte Saison sehr kritisch wie spöttisch beobachtet wurde, zumindest nachträglich als richtig darstellte. Durch die extreme Asymmetrie in der offensiven Dreierreihe und der fehlenden Defensivarbeit von David Silva wie Sergio Agüero merkte man, wie effektiv das Dreiermittelfeld der letzten Saison und des ersten Spieltags dieser Saison war. Mit Toure statt Silva als vorderstem Spieler besitzt man nicht nur mehr Geradlinigkeit im Spiel nach vorne sowie Kraft und Laufbereitschaft in der Rückwärtsbewegung, man kann dank Toures Schulung im System des FC Barcelona und seiner Dynamik ebenfalls sehr effektiv pressen. Dieses Pressing entlastet die Defensive und falls es fehlschlägt, hat man eine Doppelsechs bestehend aus De Jong und Gareth Barry, welche sehr defensivorientiert war.
Mit Silva auf der Zehn und Toure als Achter fehlte nicht nur das schnelle Umschalten zu einem körperlich präsenten Pressing, man hatte im Defensivverbund Löcher, da Toure sich oftmals mit nach vorne bewegte, um den verspielten Stürmern eine weitere Anspielstation zu bieten. Im Ergebnis spiegelte sich dies auch wieder, selten sah man die Defensive Citys so offen und ebenso rar war der hohe Wert in der Ballbesitzstatistik, nämlich 57%. Letzte Woche noch hatte man trotz des 4:1-Sieges weniger Ballbesitz als der Gegner. Als Vergleich für die veränderte Rolle Toures, welcher defensiv mehr Aufgaben hatte, sind hier seine Heatmaps des letzten Spiels gegen Swansea und des Spiels gegen Bolton gegenüber gestellt:
Zwar konnte Toure abermals eine gute Leistung abliefern, doch man muss sich hinterfragen, für welchen Fußball City stehen will und welche Position Toures diesem Ideal mehr behilflich ist.
Besonders löblich war die Leistung Dzekos in diesem Spiel, er erzielte nicht nur einen tollen Treffer, seine gesamte läuferische wie kämpferische Leistung war mit zwölf versuchten Tacklings und zahlreichen Läufen ohne den Ball schlichtweg beeindruckend und könnte Teil der Lösung beim Defensivproblem dieser verkappten 4-2-3-1-Formation darstellen, die fast wie ein 4-2-4-System wirkt und oftmals kaum einem 4-4-2 gleicht.
Ein weiterer interessanter Aspekt waren die Außenverteidiger der beiden Teams. Während Richards den Raum vor sich aufgrund des daueraktiven Petrov nicht füllen wollte, gab es eine ähnliche Ungleichheit bei Bolton, welche jedoch deutlich folgenschwerer war: Steinsson agierte wesentlich höher als Robinson. Diese fehlende Offensivkraft ermöglichte City, dass man trotz eines Nachteils in der schematischen Formation nie große Gefahren vom linken Außenverteidiger des Gegners erfuhr. Dennoch konnte Bolton gut dagegenhalten und mit viel Willen in der Offensive zwei Tore erzielen, eine große Möglichkeit wurde nichtsdestotrotz hier auf den Außen liegen gelassen.
Das 1:0 für City fiel nach einem Torwartpatzer von Jaaskelainen, doch spektakulärer dürfte die Entstehung des Tores sein: David Silva, der nominell als 10er agierte, kam wie oben erwähnt teilweise als inverser Winger Richtung Strafraum und wartete auf eine Schussmöglichkeit oder einen Lochpass. Der Führungstreffer war ein Schuss von 18m, als Silva ohne Ball reinzog, den Ball bekam und letztlich abzog. Besonders interessant wird Silvas Rolle im Kontext der Mannschaft und vielmehr noch James Milner:
Milner covert die gesamte linke Seite und füllt sogar rechts und im Zentrum die Lücken, wie man deutlich erkennen kann. Mancini überlässt seinem Genie Silva viel Freiraum und wie bereits letzte Woche Johnson musste auch dieses Mal der einsame Winger die Löcher füllen, welche der Spanier hinterließ. Eine sehr riskante Taktik, wenn man sich über das Problem auf rechts mit Richards hinter Agüero im Klaren ist, doch wie dieses Spiel bewies, ist es ebenso eine sehr effektive Variante. Auffällig ebenfalls, dass Silva rechts nicht in den Strafraum kommt, links aber schon – im Gegensatz zu Agüero blockt Milner ihm nicht den Raum.
Obwohl Manchester City stärker war, kam Bolton durch Klasnic zum Ausgleich, doch nur wenige Minuten später erzielte Barry aus der Distanz einen schönen Führungstreffer und nach der Halbzeit fixierte Dzeko nach einem gewonnen Zweikampf und einer schönen Soloaktion den Siegtreffer.
Per Kopf sorgte Kevin Davies für den Anschlusstreffer, wirklich knapp wurde es allerdings nicht mehr.
Fazit
In einem sehr unterhaltsamen Spiel konnte die Elf von Mancini wieder einmal einen torreichen Sieg feiern, doch die Rückwärtsbewegung ist ebenso wie das Problem auf der rechten Außenbahn ein Manko, welches von stärkeren Teams durchaus genutzt werden könnte.
Bolton verdient Lob und Respekt für ihren Einsatzwillen, eine wirkliche Gefahr für die Startruppe von City konnten sie allerdings nicht darstellen.
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