Manchester City – Swansea City 4:0
Am Montag trat mit Manchester City der fünfte und vorerst letzte mögliche Titelaspirant (das Tottenham-Spiel wurde verschoben) zum ersten Saisonspiel an. Im Etihad-Stadium empfing das Team um die ehemaligen Bundesligastars Dzeko, Kompany und De Jong den Aufsteiger aus Wales, Swansea City.
Mit Spannung erwartete das Publikum die zahlreichen Neuverpflichtungen und durfte sich nach dem Spiel über eine hochinteressante Vorstellung freuen.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Die Gäste aus Wales schienen mit einer sehr defensiven Formation auftreten zu wollen, doch wie so oft zeigte die Ausrichtung den Weg an, nicht die schematische Position.
Mit einem 4-5-1, wo auch der Spielmacher Dobbie sehr tief agierte, trat man an, doch bereits in den Anfangsminuten strafte man vorschnelle Kritiker Lügen. Swansea zeigte technisch gepflegten Fußball und bestimmte von Beginn an das Tempo. Mit den beiden Außenverteidigern Tate und Rangel, die mit einem immensen Laufpensum beeindruckten, zog man das Spiel in die Breite, während sich im Zentrum gleich drei Spieler für kurze Pässe und den Spielaufbau anboten. Agustien und Britton spielten hinter Dobbie, welcher aus der Tiefe kommen sollte und zum Tor ziehen sollte.
Jener Dobbie verbuchte auch die einzigen beiden Torschüsse Swanseas in dieser ersten Halbzeit, denn obwohl die äußeren Mittelfeldspieler Simpson und Dyer sich lauffreudig zeigten, bissen sie sich an der Defensivreihe von Manchester City die Zähne aus. Richards und Clichy zeigten eine gute Leistung und wurden immer von zwei der drei defensiven Mittelfeldspielern unterstützt, die wiederum von zwei extrem zweikampfstarken Innenverteidigern abgesichert wurden.
Nichtsdestotrotz ein Lob für die technisch hochwertige Leistung Swanseas, die in der ersten Halbzeit fast 60% Ballbesitz gegen einen hohen Favoriten in deren Stadion hatten.
Ein wichtiger Faktor dafür war allerdings die defensive Ausrichtung und abwartende Spielphilosophie von Citys Trainer Mancini.
Ganz den Vorurteilen über italienische Trainer folgend bot er in einem Heimspiel gegen einen Aufsteiger drei defensivorientierte Mittelfeldspieler auf und ließ seine Mannschaft sehr spät attackieren. Während Swansea das Spiel vorsichtig von hinten aufbaute, zog sich Manchester City weit in die eigene Hälfte zurück und überließ den Walisern das Spiel. Ein positiver Nebeneffekt davon war allerdings eine gestaffelte und organisierte Defensive, welche kaum Chancen zuließ und den Aufsteiger aus der eigenen Hälfte lockte. So schaffte es Manchester City dank seiner offensiven Außenverteidiger, dem dynamischen Toure und dem als Spielmacher agierenden Winger Silva trotzdem zu zahlreichen Chancen zu kommen.
David Silva, eigentlich als linker Winger aufgestellt, ließ seinen Flügel verwaisen und spielte zentral als Spielmacher hinter Dzeko. Diese Asymmetrie, die Johnson als inverser Winger weit auf rechts perfekt machte, glichen Gareth Barry und Gael Clichy aus. Letzterer übernahm die offensiven Aufgaben (Spiel breit machen, Flanken schlagen), während Gareth Barry die defensiven Verantwortungen übernahm. Durch einen dynamischen Umschaltfußball kam Manchester City trotz der Unterlegenheit in Ballanteilen zu zahlreichen Chancen und war dem Führungstreffer nahe.
Die Citizens hatten trotz nur 40% Ballbesitz in der ersten Halbzeit 15 Torversuche, während Swansea – nicht nur trotz, sondern vielmehr aufgrund – ihres ballbesitzorientierten Spiels lediglich zweimal auf das Tor schoss, beide Male außerhalb des Strafraumes.
In der zweiten Halbzeit änderte sich kaum was am Spiel. Die Waliser hatten mehr vom Ball, während Manchester City ihre individuelle Überlegenheit in eine höhere Zahl an gefährlichen Aktionen umzusetzen wusste.
In der 57. Minute erzielte der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko nach einem Abpraller ein einfaches Tor. Die Vorarbeit leistete Adam Johnson, der sich auf rechts durchsetzte und den Ball ins lange Eck zu zirkeln versuchte, der an diesem Abend überragende Vorm konnte den Schuss zwar ablenken, doch Dzeko stand in Goalgetter-Manier zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Drei Minuten später kam der sehnsüchtig erwartete Sergio Agüero ins Spiel, die große Neuverpflichtung Citys. Mit großen Vorschusslorbeeren war er gekommen und durfte sich für die letzten dreißig Minuten beweisen, er kam statt Nigel de Jong, was eine eklatante Änderung der Formation und der Ausrichtung zufolge hatte.
Etwas überraschend übernahm Agüero die Rolle als zentraler Stürmer, während Dzeko auf halblinks ging. Dzeko spielte nun in einer Hybridposition zwischen inversem Winger und Mittelstürmer, was auf Mancinis Absicht zurückzuführen war, dass man das Loch auf links durch eine Eindämmung der Vorwärtsgänge Rangels abzudecken versuchte. Yaya Toure agierte mit nicht mehr ganz so viel Elan und Offensivdrang, er unterstützte in der Defensive Gareth Barry stärker, während Silva sich mit seinen Laufwegen etwas mehr nach links und öfter fallen ließ.
Auf rechts zeigte Adam Johnson ebenfalls eine leichte, obwohl fast unscheinbare Veränderung. Er versuchte sich viel öfter nahe an Silva zu orientieren und sich für Kurzpässe anzubieten, was im letzten Drittel eine minimal zentralere Rolle als in der ersten Halbzeit zufolge hatte.
Der offensivste Mittelfeldakteur Swanseas, Dobbie, wurde durch die tiefere Rolle Toures stark eingeengt und später von Routledge ersetzt. Jener Routledge verbuchte in den wenigen Minuten mehr Torschüsse als der Rest seiner Mannschaft und kam immer von der gleichen Position zum Abschluss: vor dem Sechzehner und dem Loch zwischen Toure und Barry, wie man hier erkennen kann:
In der 68. Minute fiel dann die Entscheidung, als Sergio Agüero sein erstes Tor erzielte. Nur wenige Minuten später ließ er eine Vorlage folgen und als er in der Nachspielzeit seinen Doppelpack schnürte, war das Traumdebüt perfekt.
Seine Motivation für einen erfolgreichen Einstand war nicht zu übersehen und zeigte sich ebenso in den Statistiken. Der Argentinier schoss sechs Mal auf das Tor, versuchte aber in den 30 Minuten nur neun Pässe zu seinen Mitspielern. Mitspieler Edin Dzeko, der deutlich länger zum Einsatz kam, schoss nur vier Mal aufs Tor. Löblich muss jedoch die Defensivleistung des bosnischen Nationalspielers erwähnt werden, der mit sage und schreibe 13 versuchten Tacklings (sieben erfolgreiche) auf Rang eins von allen Spielern lag. Zum Vergleich: Toure mit acht Tacklings (sechs erfolgreiche), Richards mit sechs Tacklings (fünf erfolgreich) und Johnson mit acht Tacklings (drei erfolgreiche) lagen knapp über dem Durchschnitt.
Abwehrchef Kompany hatte nur zwei Tacklings, klärte allerdings sechs Mal den Ball aus einer Gefahrensituation. Weiter konnte er fünf Pässe abfangen, sein Partner Lescott lag in beiden Bereichen bei nur einer erfolgreichen Aktion.
Einer der Schlüssel zum Sieg war neben diesen vereinzelten defensivstarken Leistungen ebenfalls die Ballsicherheit im Zentrum, bei Gareth Barry kamen 85% der Pässe an, bei David Silva waren es sogar 88%. Diese hohe Passerfolgsquote ist sehr hoch einzuschätzen bei einer Mannschaft, die sich stark auf das schnelle Umschalten konzentrierte und gegen eine auf Ballbesitz agierende Mannschaft spielte, und Hauptursache für die zahlreichen Chancen der Citizens, die nach 90 Minuten über 30 Torversuche hatten. Swanseas Torhüter Vorm hielt somit am ersten Spieltag bereits mehr Bälle als es in der letzten Saison überhaupt ein Torhüter in einem Spiel geschafft hatte (11 erfolgreiche Paraden), eine herausragende Leistung, die trotz der vier Gegentore nicht untergehen sollte.
Ein Problem Swanseas war die fehlende Aggressivität in der Arbeit gegen den Ball, man beging nur drei Fouls und lediglich Rangel konnte mit fünf Interceptions einen guten Wert in diesem Bereich erzielen. Insgesamt war die Foulstatistik sinnbildlich für das Spiel, Manchester City hatte mit zehn Fouls ebenso nur sehr wenige, was sich auf ihre abwartende Defensivstrategie zurückführen lässt.
Fazit
Swansea zeigte eine mutige Leistung und ließ den Ball schön laufen, doch fehlende Dynamik im Passspiel und Aggressivität im Pressing sorgten dafür, dass Manchester City nie vor große Probleme gestellt wurde und ihre individuelle Überlegenheit (insbesondere natürlich Silva und Agüero) durch ein schnelles Umschaltspiel ausleben konnte.
Eine fast schon grotesk anmutende Statistik, wenn man Ballbesitzzahlen und Torschüsse vergleicht, die kaum in einer Relation zueinander stehen, doch Mancini hat diesen Sieg ebenso mit zu verantworten wie seine Spieler, die eine disziplinierte und dennoch kreative Leistung zeigten – beeindruckend war bspw. auch die hohe Zahl an Chancen, die man sich im Strafraum erspielen konnte. In dieser Form könnte Manchester City wahrhaftig der Geheimtipp auf den Titel werden.
Keine Kommentare vorhanden Alle anzeigen