Paris Saint Germain – 1. FFC Frankfurt 2:1

Der 1. FFC Frankfurt erreicht nach einer schwachen Leistung das Viertelfinale der UEFA Women’s Champions League und überwintert damit in Europa. Mit dem 2:1 Achtungserfolg konnte Paris Saint Germain zumindest dem eigenen Publikum etwas bieten, nachdem sie im Hinspiel, beinahe widerstandslos, mit 0:3 verloren hatten.

Startformationen (Bei Frankfurt ab 34. Landström für Ana-Maria)

Kahlert experimentiert im defensiven Mittelfeld, …

Im Vergleich zum Hinspiel brachte der FFC zwar nur zwei neue Spielerinnen, verschob dafür aber das halbe Team auf dem Feld. In der Innenverteidigung durfte Gina Lewandowski von Beginn an ran, sie ersetzte Saskia Bartusiak Positionsgetreu. Im Mittelfeld und Angriff stellte Sven Kahlert komplett um. Das defensive Mittelfeld wurde von Kerstin Garefrekes und Sandra Smisek gebildet. Mit dieser Änderung tat sich Kahlert keinen Gefallen. Smisek spielt als Allrounderin zwar oft im Mittelfeld, aber Garefrekes ist auf dem Flügel zuhause. Von dort stößt sie normalerweise in den Strafraum oder bedient ihre Mitspielerinnen. Für die zurückgezogene Position fehlt ihr das strategische Geschick und zusammen mit Smisek war das defensive Mittelfeld bei weitem nicht so robust aufgestellt, wie im Hinspiel mit Behringer und Marozsán.

Lira Bajramaj und Svenja Huth bildeten die Flügelzange, wobei Huth nicht links sondern rechts für Garefrekes startete. Und im Angriff durfte Ana-Maria Crnogorcevic starten, sie wurde unterstützt von Dzsenifer Marozsán.

… liegt mit der Wahl der Stürmerin richtig …

Mit dem 3:0 im Rücken, konnte Frankfurt das Rückspiel zwar beruhigt angehen, eine Niederlage am letzten Bundesligaspieltag gegen Freiburg und das Spitzenspiel gegen Turbine Potsdam vor Augen, sollten aber Motivation genug sein, um ein positives Ergebnis anzustreben.

Schon in der zweiten Minute brachte Ana-Maria die Gäste in Führung. Der Ball fiel, nach einem Zweikampf von Smisek, Bajramaj vor die Füße, die ihn zu Ana-Maria spitzelte. Die Stürmerin drehte sich um ihre Gegenspielerin und versenkte den Ball im langen Eck.

Dieses frühe Tor wird die Taktik der Französinnen wahrscheinlich kaum verändert haben, auch wenn es jetzt noch unwahrscheinlicher wurde die nächste Runde zu erreichen. PSGs Plan war es die Deutschen früh zu stören und vor allem das zentrale Mittelfeld immer stark zu attackieren. Nach dem Totalausfall im Hinspiel zeigten sich die Französinnen stark verbessert. Das frühe Pressing funktionierte zwar nicht immer und gerade in der Anfangsphase konnten Huth und Bajramaj Akzente setzen. Aber das schlecht eingespielte defensive Mittelfeld der Frankfurterinnen zog einige Male den Kürzeren und verlor im Lauf des Spiels die Kontrolle.

Ein Aufbau über das zentrale Mittelfeld fand beim FFC Frankfurt selten statt. Frankfurt setzte mehr auf das Spiel über Außen. Garefrekes und Smisek wurden dann von den Außenverteidigerinnen gesucht, um den Ball möglichst direkt, schnell und flach in die Spitze zu spielen. Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber zum einen waren viele Zuspiele zu ungenau und zum anderen konnten sie in diesen Rollen keine Kontrolle über das Mittelfeld bekommen. Der Ball wurde von Frankfurt also meistens außen gehalten und durch Huth oder Bajramaj nach innen getragen.

Weil sich Paris aber klug positionierte, bestand der Aufbau von hinten oft aus langen Pässen von Nadine Angerer auf Ana-Maria. Die Schweizerin lieferte nicht nur aufgrund ihres frühen Tores eine gute Leistung ab, sondern auch weil sie sich immer wieder fallen ließ, um für Anspiele zur Verfügung zu stehen und den Bälle abzulegen oder mitzunehmen. Mit ihrer guten Technik bei der Ballannahme bereitete sie ihren Gegenspielerinnen einige Probleme. Nach einer halben Stunde musste sie aber verletzt das Feld verlassen und wurde durch Jessica Landström ersetzt.

Das Konzept der Pariser zum Unterbinden des Frankfurter Spiels griff mit der Zeit immer besser, und auch im Angriff erarbeiteten sie sich Chancen. Zweimal musste Angerer Schüsse von Kenza Dali klären. Zunächst hatte PSG vorrangig über den linken Flügel angegriffen, gegen Ende der ersten Halbzeit konnte PSG das Angriffsspiel aber variabler gestalten. Frankfurt hatte zusehends Probleme den Ball lange in den eigenen Reihen zu halten. Dazu wurde bei gegnerischem Ballbesitz zu spät Druck aufgebaut.

In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs gelang Alexandra Long der verdiente Ausgleich für Paris. Eine Flanke von Lepailleur fiel, über Umwege, der Amerikanerin vor die Füße, die den Ball zum 1:1 ins Tor hämmerte.

… und gibt das Spiel aus der Hand.

Die zweite Halbzeit begannen beide Vereine zwar engagiert. Aber das Pressing und Positionsspiel der Pariser funktionierte weiterhin recht gut. Garefrekes versuchte sich zwar mehr ins Angriffsspiel einzubinden und ging auch mal auf die Flügel. Aber Paris hielt Weber und Krieger in der Defensive indem sie sofort angelaufen wurden und viele Angriffe von PSG über die Flügel liefen. Frankfurt musste im Angriff also auf die Außenverteidiger regelmäßig verzichten und Paris setzte seine konsequent ein.

Frankfurt war zu diesem Zeitpunkt vielleicht mit dem 1:1 zufrieden und wollte nicht mehr fürs Spiel tun als auf Konter zu spekulieren. Nur, um erfolgreich zu Kontern, muss man seine Angriffe präzise vortragen. Zeitweise bestand der Spielaufbau nur noch aus Abschlägen oder langen Bällen von Nadine Angerer. Paris positionierte sich hoch und deckte die kurzen Anspiele ab, dies wären die Situationen gewesen in denen ein starkes zentrales Mittelfeld das Spiel hätte an sich reißen können. Anstatt immer wieder die Zielspielerin in vorderster Front (Ana.Maria, Landström oder Marozsán) zu suchen, hätten Garefrekes und Smisek den Ball bekommen müssen, um nicht nur mit flachen Pässen, sondern auch mit hohen und diagonalen Pässen hinter die Abwehr für Gefahr zu sorgen. Vom defensiven Mittelfeld war aber, genauso wie von Bajramaj und Huth, über viele Phasen im zweiten Durchgang nichts in der Art, nichts strategisches oder kreatives, zu sehen

Präzision, die dem FFC fehlte, zeigte PSG in der 74. Minute. Zunächst ein Pass auf den linken Flügel, Krieger gewinnt zwar noch den Zweikampf an der Eckfahne, passt dann aber blind auf  Boulleau. Deren Flanke findet Long, die das 2:1 markiert. Den schönen und präzisen Spielzug der Französinnen hatte Krieger an der Eckfahne schon unterbunden, ihr Fehlpass eröffnet den Französinnen aber eine neue Chance.

Im Angriff dürfen und müssen Pässe mit Risiko gespielt werden. Nur, Frankfurt erlaubte sich zu viele einfache Fehlpässe. Der FFC schien den Ball oft einfach wegzugeben oder unkonzentriert zu sein. Freistehende Spielerinnen wurden ignoriert, Spielerinnen unter Druck nicht unterstützt oder angespielt.

Krieger und Weber waren im ersten Durchgang noch Startpunkt von Angriffen gewesen, mit der Zeit hatte PSG sie aus dem Spiel nehmen können. Beim Gegentor hatte Krieger Unterstützung im Zweikampf von Ria Percival bekommen (sie war für Marozsán eingewechselt worden und spielte auf dem rechten Flügel). Das Doppeln war die richtige Entscheidung, auch wenn Krieger den Zweikampf alleine bewältigte. Anstatt den Ball dann aber kurz zur Mitspielerin zu passen, schlug Krieger ihn 20 Meter weg in den freien Raum (und damit zur Pariser linken Verteidigerin). Boulleau hatte nun viel Zeit zum Flanken, weil ihre Gegenspielerin, Percival, zum Doppeln an die Eckfahne geeilt war und den Raum am Strafraumeck freilassen musste.

Fazit

Frankfurt erreicht zwar das Viertelfinale der Champions League, bekleckert sich im Rückspiel aber nicht mit Ruhm. Die Anfangsphase war noch recht ordentlich, dann verlor der FFC die Kontrolle über das Spiel. Lichtblick in der Mannschaft war Ana-Maria Crnogorcevic, die als Stürmerin aber nicht die Probleme im defensiven Mittelfeld verdecken konnte. Sven Kahlert ist zu empfehlen bald ein eingespieltes Mittelfeld zu präsentieren. Kim Kulig befindet sich noch in der Reha und wird sicher nicht vor der Rückrunde in der Mannschaft integriert sein.

Gegen Turbine Potsdam müssen die Spielerinnen mehr Einsatz zeigen und vor allem weniger leichte Fehler machen. Turbine wird wahrscheinlich noch besser pressen als es Paris getan hat und Frankfurt mit direktem Spiel und einem eingespielten Angriff vor noch größere Probleme stellen.

Ergebnisse der UWCL Achtelfinal-Rückspiele vom Mittwoch:

(Fettgedruckte Vereine für die nächste Runde qualifiziert, in Klammern die Hinspielergebnisse)

Arsenal LFC – Rayo Vallecano 5:1 (1:1)

Rossiyanka – Voronezh 3:3 (4:0)

Olympique Lyon – Sparta Prag 6:0 (6:0)

Torres Calcio Sassari – Brøndby IF 1:3 (1:2)

Paris Saint Germain – 1. FFC Frankfurt 2:1 (0:3)

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