Das erste Mal

1:0

Statt munterer Sprüche wie einst gab es vor der aktuellen Auflage von Hoffenheim gegen Bayern eher lobende Worte und Gerüchte zu hören. Anders als Ralf Rangnick schafft es Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft tatsächlich, den Tabellenführer zu besiegen. Am Ende auch mit dem nötigen Dusel – fast wie ein Tritt in bayerische Fußstapfen.

Die Grundformationen zu Beginn.

Die Grundformationen zu Beginn.

Ausrichtungen beider Teams

Die Gäste aus München nahmen im Vergleich zum Wochenende mehrere Änderungen vor. Manuel Neuer fehlte nach wie vor verletzt und wurde von Sven Ulreich vertreten. Davor bekamen sowohl Philipp Lahm als auch Jerome Boateng ebenso wie Thiago eine Pause. Letzterer reiste gar nicht erst mit in den Kraichgau. Auch Thomas Müller fehlte angeschlagen. Joshua Kimmich blieb 90 Minuten lang auf der Bank.

Carlo Ancelotti entschied sich mit dem zur Verfügung stehenden Personal für eine Mischform aus 4-2-3-1 und 4-3-3, wobei die grundsätzliche Rollenverteilung eher zwei asymmetrische Achter vorsah. Rafinha verteidigte auf der rechten Seite gemeinsam mit Javi Martinez. Mats Hummels und David Alaba bildeten die linke Seite der Viererkette. Xabi Alonso agierte davor als Sechser. Links von ihm blieb Renato Sanches etwas tiefer, während Vidal auf rechts in der Regel weit vorstieß. Die vorderste Linie bildeten schließlich der wie üblich eher breit agierende und nach innen ziehende Robben, der nach links tendierende Lewandowski sowie Coman, der eine vergleichsweise eingerückte Position innehatte.

Hoffenheim blieb derweil gegenüber dem Spiel gegen Hertha BSC personell unverändert und ließ die derzeit eingespielte erste Elf auflaufen. Baumann sollte im Tor einmal mehr unter Beweis stellen, dass er einer der komplettesten Schlussmänner der Liga ist. Vor ihm lief die etablierte Dreierkette mit Süle, Vogt und Hübner auf. Das Mittelfeld bildeten Sechser Rudy mit den beiden Achtern Demirbay und Amiri. Auf den Flügeln kamen Toljan und Zuber zum Einsatz. In vorderster Front fanden sich der abermals häufig zurückfallende Kramaric sowie Ablagenmeister Sandro Wagner wieder.

Gegen die mannorientierte Spielweise der Berliner hatte sich die Rollenverteilung der Elf von Julian Nagelsmann in Ballbesitz noch eher als 3-4-1-2/3-4-2-1 gestaltet (gegen den Ball war es in der Regel gar ein 4-1-4-1 mit Vogt vor der Abwehr). Zwei Sechser zogen zentrale Spieler von Hertha mit sich und öffneten Passwege zwischen die Linien. Das durchaus engagierte Anlaufen der Halbverteidiger durch Herthas Flügelspieler konnte ein ums andere Mal umspielt werden, beispielsweise durch einrückende Bewegungen der Flügelverteidiger oder durch effektive Einbindung Baumanns.

Unintensive Bayern fügen sich dem Hoffenheimer Spiel

Auch gegen den Rekordmeister bekam Hoffenheim es mit einem Gegner zu tun, der im Pressing vornehmlich auf diverse Zuordnungen setzte. Im Unterschied zu den Berlinern wurden diese jedoch eher lose und vor allem vergleichsweise passiv umgesetzt. Im 4-2-3-1 blieben eher die Bereiche am Flügel offen, wodurch die Außenverteidiger der Gäste ein ums andere Mal schwierige Entscheidungen zu treffen hatten, was wiederum Auswirkungen auf das Verhalten der Innenverteidiger hatte.

Die Dreierkette der TSG stand bei Ballbesitz im Zentrum in der Regel strafraumbreit. Bei höherem Druck konnten sich die Halbverteidiger auch neben die Box fallen lassen, was die Wege für Bayern verlängerte. Das Mittelfeld staffelte sich davor wieder in einem 1-2. Rudy versuchte dabei in den Rücken von Lewandowski und Vidal zu gelangen, falls dieser ihn nicht deckte. Amiri und Demirbay hatten ihre Ausgangsposition wiederum jeweils zwischen Außenspieler und Sechser der Münchener. Die Zuordnungen konnte dann praktisch nur aufrechterhalten werden, wenn gleichzeitig der Weg ins Zentrum geöffnet wurde. Dort warteten vor der Abwehr Sandro Wagner und Andrej Kramaric auf Zuspiele oder bewegten sich in freie Passwege.

Die Zugriffsproblematik der Münchener wurde zudem durch die Positionierung der Wingbacks verstärkt, die sich leicht diagonal im Rücken der Außenspieler aufhielten, außerhalb von deren Blickfeld. Bei entsprechender Zirkulation von Halbraum zu Halbraum und anschließendem Spiel auf den Flügel konnte das lasch agierende Mittelfeld kaum Zugriff erzeugen, zumal ihre Orientierungspunkte ohnehin noch andere waren. Somit erlaubte man entweder einen relativ weiträumigen Vorstoß oder der Außenverteidiger musste vorrücken, wodurch er wiederum Raum in seinem Rücken öffnete, den Hoffenheim ohnehin gerne nutzt. Insbesondere die blau markierten Zonen, aber auch allgemein die Bereiche vor der Abwehr konnten zudem für hohe Zuspiele genutzt werden, wenn es keine anderweitige Option gab.

Das Ganze noch einmal grafisch zusammengefasst.

Grundsätzlich gilt bei der Mannschaft von Julian Nagelsmann immer noch das, was ich vor der Winterpause beschrieben habe und was auch schon in der vergangenen Saison zu beobachten war. Seitdem sind noch einige Merkmale hinzugekommen oder wurden deutlicher sichtbar. Diese sollen nun entsprechend ergänzt oder komplettiert werden, zumal einige dieser Muster im Wettstreit mit dem Rekordmeister eine entscheidende Bedeutung gewannen.

Nach wie vor gibt es viele aufeinander aufbauende Bewegungen im Spiel von Hoffenheim zu sehen, welche wiederum in Relation zur Ballposition stehen. Ist der Ball beispielsweise im tiefen linken Halbraum spielbar (d.h.: kein extremer Gegnerdruck), bleibt ein Spieler auf der gegenüberliegenden Seite diagonal dazu hoch, meistens der Wingback. Ist die Bahn so frei, dass ein Chipball kontrolliert gespielt werden kann, läuft dieser Spieler wiederum schräg in die Spitze.

Auffällige Abläufe der TSG

1. Stürmer binden Restverteidigung, Achter weicht aus

In diesem Spiel war besonders das effektive Binden der gegnerischen Kette durch die Stürmer auffällig, wenn die Situation es erlaubte, dass ein anderer Spieler in guter Position zwischen den Linien oder neben der Restverteidigung angespielt werden konnte. Im konkreten Fall orientieren sich sowohl Sanches als auch Vidal an Rudy, wohl in der Hoffnung ihm eine Falle stellen zu können.

Dadurch bewegt sich jedoch Demirbay von Sanches weg. Da Alaba Druck auf den ballführenden Toljan machen muss und dabei etwas zu spät kommt, kann ein einfacher Pass neben die verbliebenen drei Verteidiger der Münchener gespielt werden. Kramaric und Wagner sind in den Schnittstellen positioniert und können so alle verbliebenen Spieler beschäftigen.

Rückt Hummels nach dem Zuspiel auf Demirbay leicht suboptimal heraus (ein ums andere Mal rettete er solche Situationen mit gutem Timing), reicht das schon, um den Weg zu Wagner zu öffnen. Dieser kann aber auch seinerseits einen ausweichenden Lauf nach rechts starten, wenn Demirbay den Ball erhält. Das schafft Raum für Kramaric. Dieser kann jedoch ebenfalls diagonal zur Ballseite hin ausweichen, wenn die Position nicht optimal ist. Dann wird immerhin der Weg auf den nachstoßenden ballfernen Flügelverteidiger freigezogen.
Bewegung hinter AV

2. Ausweichender Achter, vorstoßender Innenverteidiger

Verfolgt einer der gegnerischen Mittelfeldspieler in einer vergleichbaren Situation den ausweichenden Achter, ist dieser selbst nicht anspielbar, doch der Weg ins Zentrum steht offen. Da Bayern den direkten Rückpass zum Halbverteidiger zustellt und ein Zurückfallen Rudys voraussichtlich nur zu höherem Druck in Ballnähe führt, ist ein Vorstoßen des Innenverteidigers Vogt ideal. Er entwischt Lewandowski in dessen „blind side“ und hat das Feld vor sich. Im konkreten Beispiel steht nach ein paar Schritten zum Zentrum hin der Weg auf Amiri offen. Vogt spielt diesen Pass jedoch nicht.
Bewegung hinter AV öffnet Vogt

3. Horizontale Positionswechsel/gegenläufige Bewegung zur gewünschten Spielrichtung

Das grundsätzliche Vorgehen bei Läufen entgegengesetzt zur Spielrichtung wurde bereits für höhere Zonen in 1. ausgeführt. Interessant ist dies jedoch auch in tieferen Bereichen, um Optionen am Flügel zu schaffen. Amiri rückt ein und zieht effektiv die Aufmerksamkeit von vier Spielern auf sich: Robben und Vidal blocken den direkten Passweg, Rafinha orientiert sich lose an ihm, während Xabi ihn ebenfalls im Blick behält.

Darauf reagiert nun Kramaric. Er bleibt auf derselben Höhe, bewegt sich aber innerhalb dieser (horizontalen) Zone gegenläufig zu Amiri. Dadurch muss Rafinha sich nach hinten fallen lassen. Eine Verfolgung durch Martinez würde schließlich das gesamte Zentrum öffnen. Der Fokus auf die beiden Mitspieler öffnet den Passweg zu und Raum für Zuber, den Robben nicht im Blickfeld hat. Auf der anderen Seite wäre Rudy gar eine noch bessere Option, die Vogt aufgrund seiner Körperstellung jedoch nicht sieht.
Hoffenheim horizontal gegenläufig

4. Überladung der linken Seite (Sechseck) und Besetzung der letzten Linie öffnen Zwischenlinienraum

In diesem Spiel überlud Hoffenheim vor allem die linke Seite. Interessant hierbei: Wagner blockt den ballnahen Innenverteidiger, indem er sich direkt vor ihn stellt. Davor positionieren sich sowohl Kramaric als auch Demirbay im Zwischenlinienraum. Gegen die desolate Staffelung der Bayern kann letzterer problemlos angespielt werden.

Für Hummels gestaltet sich das Verteidigen nach vorne wiederum schwierig, weil er einerseits einen recht weiten Weg und andererseits keinen idealen Winkel für den Zugriff hat. Bewegungen hinter die Kette könnten ihn potentiell leicht aus dem Spiel nehmen. Interessant ist zudem die Staffelung im langgezogenen Sechseck, die sozusagen eine Kombination von zwei Dreiecken darstellt – eines dort, wo der Ball herkommt und ein anderes dort, wo er hingeht.
Hoffenheim Zwischenlinienraum

5. Die „Treppe“

Mehr ein konkreter Spielzug, der jedoch den Effekt einer versetzten Staffelung gegen Mannorientierungen veranschaulicht. Rudy kann mit Sanches im Rücken einfach klatschen lassen, Vogt hat wiederum direkt eine vertikale Anspieloption. Rudy dreht sich mit Bewegungsvorsprung gegen den reagierenden Sanches und kann die Ablage mit Blick nach vorn verarbeiten.

Sandro Wagner ist für die ohnehin beschäftigten Verteidiger (Kramarics Bewegung, Toljans Position) nicht sichtbar, setzt sich jedoch aus der Abseitsposition auf Höhe der Kette ab. Bayern greift umständlich über Vidal und Sanches auf Rudy zu, der den Ball noch zu Wagner bekommt. Dieser wird vermutlich zu Unrecht aufgrund einer Abseitsposition zurückgepfiffen. Steil-Quer-Steil-Quer-Steil.
Hoffenheim Treppe

6. Das „gespiegelte Z“

Über die Möglichkeit positioneller Überladung hatte MR bereits im Kontext kompakt verschiebender Gegner etwas geschrieben. Das geht in eine ähnliche Richtung, wenngleich letztlich etwas Anderes dahintersteckt. Vogt erhält den Ball von außen und hat auch sein Blickfeld dorthin gerichtet. Die übliche (und bei diesen Spielern auch intuitive) Reaktion des Pressingteams darauf: Nicht drehen lassen. Deshalb attackieren Vidal und Lewandowski umgehend.

Doch in diesem Beispiel und in manch anderer Szene des Spiels braucht Vogt gar nicht aufzudrehen: Hoffenheim ist auf links 6 gegen 5 in Überzahl. Zuber bewegt sich in den Passweg, Amiri zieht Xabi mit herüber, der Weg zu Rudy ist frei und er kann wiederum mit dem ausweichenden Wagner spielen. Außen-Innen-Außen-Innen, alles diagonal.

Hoffenheim-Z

Pressing und Konter

Gestaltete sich das Ballbesitzspiel schon relativ ähnlich zum vorher Gesehenen, so galt dies erst recht für das Pressing. Hier bekam man vonseiten der Gastgeber das übliche 5-3-2/5-1-2-2 zu sehen, das vereinzelte Übergänge ins 5-2-2-1/5-4-1 aufzuweisen hatte. Gleichzeitig gab es den ein oder anderen interessanten Moment, wenn die zwei tiefsten Münchener Mittelfeldspieler in ein Viereck aus Hoffenheimer Spielern genommen wurden.

Es wurde häufig konsequent bis zu Ulreich durchgepresst, wodurch die Bayern immer wieder lange Bälle spielen mussten. Jedoch konnte die TSG den Gast nur selten wirklich in der eigenen Hälfte halten. Immer wieder fanden die Münchener einen Weg auf die gegenüberliegende Seite durchzuspielen, was mit drei Mittelfeldspielern in der Breite nur schwer abzudecken war. Vereinzelt kamen die Bayern so auch vom Flügel in den eigenen Zehnerraum, jedoch nicht konsequent genug.

Eine deutliche Verbesserung hat sich bei Hoffenheim hingegen im Abwehrpressing eingestellt, auch nach eigener Aussage von Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel. Wirkte das Team zuvor häufig noch wild in solchen Situationen und schaffte es kaum einmal den Angriff des Gegners zu verlangsamen, so gelang das nun in der ersten Halbzeit gegen die Bayern.

Diese wurden dadurch häufig am Flügel isoliert oder zu erwartbaren Bällen ins Zentrum gezwungen, die einer der Abwehrspieler antizipierte. Teilweise schob auch Rudy extrem weit mit zum Flügel und attackierte den jeweils Angespielten aus dessen Rücken. In diesen Fällen konnte Hoffenheim das Zentrum selbst vernachlässigen, weil Bayern dasselbe tat.

Von entscheidender Bedeutung waren dann die daraus resultierenden Konter. Hoffenheim hatte in den zentralen Bereichen vor dem eigenen Strafraum stets noch genug Zeit um sich zu orientieren. Das Team schwärmte aus. Daraufhin gab es einen ersten vertikalen Pass mit Ablage, zumeist ein Fall für Wagner. Auch hierbei achtete die Mannschaft auf Dreiecke und Rautenstrukturen, um den weiträumigen Vorstoß vorzubereiten. Gelang dieser, so ergaben sich am Strafraum zwei grobe Möglichkeiten.

Hoffenheim Konter

Wagner zieht Raum für Demirbay frei. Dieser kann nun einen Pass auf Kramaric spielen, welcher schräg in die nächstgelegene Schnittstelle einläuft (vgl. 1.). Ist das Zuspiel nicht erfolgsstabil möglich, bleibt jedoch immer auch die Möglichkeit der Verlagerung (Halbraumbreite). Letzters hat einen interessanten Effekt auf Wagner, der sich durch seinen Lauf in Abseitsposition befindet: Zuber kann gegen die Verschieberichtung des Gegners auf ihn flanken.

Er bewegt sich im Rücken desselben zum zweiten Pfosten und ist statt im „toten Raum“ zu stehen idealerweise direkt an einer Torchance beteiligt. In diesem Kontext sind sogar hohe Hereingaben ziemlich sinnvoll, weil sie mehr wie „Rückverlagerungen“ eingebunden sind und die Orientierungspunkte des Gegners attackieren.

Bayern Ballbesitzspiel greift in der zweiten Halbzeit

Der Hoffenheim-Fokus dieser Analyse kommt nicht etwa daher, dass Bayern schlichtweg schlecht war und wurde auch nicht aufgrund des Ergebnisses gewählt. In der zweiten Halbzeit konnten die Münchener gerade zum Ende hin schon eine beachtliche und nahezu erwartbare Dominanz aufbauen. Die individuelle Klasse war nach fahrigem ersten Durchgang mehr als offensichtlich. Gab es zuvor noch viele Fehler ohne Bedrängnis und fehlte es in vorderen Zonen teilweise völlig an Verbindung zwischen den beiden Seiten, wurde das Spiel in der zweiten Halbzeit insgesamt flüssiger.

Vidal stieß weniger stumpf in die Spitze vor und besetzte vermehrt die halbrechte Seite. Auch andere Spieler kamen häufiger einmal in den Zehnerraum. Doch die grundsätzliche mannschaftliche Struktur blieb, ohne dadurch eine Bewertung der Effektivität vorzunehmen, eher simpel. Da gibt es nicht viel mehr zu beschreiben als mit dieser Grafik:

Bayern Ballbesitz gegnerische Hälfte

Auf links eine eher kleinräumige Dreiecksbildung, zu der sich Lewandowski gesellt, am Flügel vorstoßender Alaba. Rechts eher weiträumige Staffelung mit dafür passenden Spielertypen Robben und Vidal, Rafinha eher zurückhaltend und punktuell vorstoßend. Xabi kontrolliert dahinter. Hummels rückt immer weiter vor.

Von entscheidender Bedeutung wurde vor allem das Zusammenziehen in diesem Bereich während des Gegenpressings. Das geschah nun viel intensiver und kompakter, was der TSG das Einleiten von Kontern merklich erschwerte. Vor allem die Innenverteidiger rückten aggressiver heraus. Zudem hinderte ihr mittlerweile „träges Fleisch“  Hoffenheim daran, die Effektivität der eigenen Abläufe aufrechtzuerhalten. Kaum einmal gab es geordnete Pressingszenen der Bayern. In den wenigen Fällen wirkte allerdings auch das Spiel gegen den Ball verbessert und wies eine deutlichere W-Staffelung im Mittelfeld auf. Vor allem die erhöhte Intensität wirkte sich in allen Spielphasen positiv aus.

Schlussworte

Spätestens mit der Einwechslung Riberys und einem klareren 4-2-3-1 (Robben Zehner, Coman rechts) spielte sich das Geschehen nur noch im und um den Strafraum der Gastgeber herum ab. Die schiere Präsenz der Bayern sorgte mit Mats Hummels als zusätzlichem Mittelstürmer für einige brenzlige Situationen. Doch dieses Mal sollte das Glück nicht auf Seiten der Münchner liegen, sondern war dem Team von Julian Nagelsmann hold (Schüsse blocken und Baumann haben ist beides ähnlich unterschätzt). Vielleicht ein Zeichen und eine Bewerbung für die Zukunft…

CHR4 9. April 2017 um 01:31

hier noch die xG-Werte für die Partie:
Hoffenheim 0,9 – Bayern 1,8

Kopf hoch Borussen, Dienstag und Mittwoch werden tolle Tage!

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Matthias Sindelar 7. April 2017 um 14:06

In der ersten Halbzeit hat man wieder deutlich gesehen, welch begrenzte Spielintelligenz der aus meiner Sicht weithin überschätzte Vidal mitbringt. Das kompensiert er durch hohe Kampfbereitschaft und Tacklingbereitschaft, die gerade in wichtigen Spielen gefährlich an eine Überhitzung im Rote-Karten-Bereich grenzt. Spielgestaltend nach vorne sehe ich nur sehr selten etwas von ihm. In der Regel ist es doch der sichere Pass nach leicht hinten. Wenn Boateng wieder da ist, würde ich lieber Vidal auf der Bank sehen und Martinez statt seiner im defensiven Mittelfeld. Es würde mich sehr interessieren, wie das geschätzte Fachpublikum auf dieser Seite das sieht.

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luckyluke 10. April 2017 um 20:10

Ich glaub das war RM, der mal geschrieben hat, dass Vidal auf so ziemlich jeder Position herausragend sein könnte, außer als 6er…

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tobit 11. April 2017 um 18:51

Kommt drauf an, was für ein Sechser. Als echter Wadenbeißer a la Casemiro oder Bender wäre Vidal (wenn man ihn passend motiviert) auch absolute Weltklasse. Als tiefer Stratege taugt er halt nur bedingt, weshalb er ja bei Pep (und in anderer Formation auch bei Juve und Chile) oft den Springer zwischen drittem Stürmer (mit Ball) und Mittelfeldstaubsauger (gegen den Ball) gespielt hat. Einen (oder zwei) Strategen hatte er dabei immer hinter/neben sich, ob das nun Gutierrez, Aranguiz, Valdivia, Pirlo, Marchisio, Xabi oder Thiago war(en), spielt bei der Betrachtung eine untergeordnete Rolle.
Ancelotti hat jetzt eine andere Einbindung – eher den Wadenbeißer – für die großen Spielen gefunden, was ihm ermöglicht die technische Qualität und Übersicht von Thiago zentral am gegnerischen Strafraum zu nutzen. Vidal kippt neben die Innenverteidiger, Xabi hält den Sechserraum und Thiago regelt den Rest. Dadurch ergibt sich in der Verteidigung meist eine sehr passende Rollenverteilung mit Vidal und Hummels als „Halbverteidigern“, die dann oft einigen Raum vor sich haben, in den sie marschieren können, während hinten trotzdem eine gute Absicherung bleibt.
Diese eine Rolle finde ich auch für Martinez sehr interessant (der dann auch öfter Mal mit Xabi tauschen könnte). Der Vorteil Vidals ist, dass er eben am gegnerischen Strafraum auch noch brutal torgefährlich ist, was Martinez einfach nicht ist (nur bei Standards bringt er noch etwas mehr Kopfballgefahr mit). Man kann also mit Vidal ohne Wechsel zwei sehr verschiedene Mittelfeldausrichtungen spielen, während man sich mit Martinez auf eine festlegt.

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CHR4 10. April 2017 um 21:20

Ich hätte mir Martinez noch aus einem anderen Grund zusätzlich zu Boateng und Hummels vorstellen können: Lufthohheit, insbesondere vorne da mit Pepe bei Real ein für Real evt. schmerzlicher Ausfall zu verzeichnen ist. Aber nach dem Ausfall von Hummels, ist das eh akademisch. Vidal sehe ich nicht so kritisch, die Gratwanderung bei der intensität ist halt in so einem Spiel ein wichtiger Faktor, den man auch braucht. Da gilt es für alle die richtige Balance hinzubekommen, Erfahrung in solchen Spielen hilft da sicher bei.

Generell mal wieder Martinez auf der 6 (einer der 6er) wurde hier schon häufiger diskutiert. Aber es macht sicher keinen Sinn JETZT zu experimentieren – wenn schon, dann hätte man das bereits in anderen Spielen getestet.

Das dürften generell entscheidende Duelle im Mittfelfeld mit den Top-Besetzungen (Bayern: Vidal,Alonso, Thiago, Real Madrid: Modric, Kroos, Casemiro(?) ) werden.

“Here’s where the fun begins.” (Han Solo) 😉

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CHR4 6. April 2017 um 15:25

„Pressing“ bedeutet Druck zu erzeugen, für mich hat eine lasche/passive Ausführung diesen Namen daher nicht verdient. Entweder man presst (intensiv!) oder man presst nicht. (Luke: „Hm … Also gut! Ich werd’s versuchen.“ Yoda: „Nein. Nicht versuchen! – Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“)

Dieses Spiel kann aus Bayern-Sicht diese Saison wieder einmal unter „Intensität ist der entscheidende Faktor“ abgeheftet werden. Das war aber bereits vor dem Spiel vorhersehbar und spätestens seit der Ankündigung, dass der beste Spieler der Hinrunde ne Pause bekommt klar. Für Bayern waren zwei wichtige Aspekte die Schonung von wichtigen Spielern und das alle verletzungsfrei bleiben. Deshalb finde ich es gut, dass sich die Analyse hauptsächlich mit Hoffenheim beschäftigt.

Bin mal gespannt, wie der Spagat am WE für die beiden CL-Teams ausfällt – für mich irgendwie ein Spiel, dass ich lieber zu einem anderen Zeitpunkt und unter einer anderen Kosntellation sehen würde.

@ES: Was macht Coman in Szene 38:39?

PS: Ist bei euch oder aus „sv“.com eine Analyse zu Chelsea – ManCity geplant oder in Arbeit?

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blub 6. April 2017 um 20:04

gibts jetzt direkt nebenan!

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CHR4 7. April 2017 um 02:00

Danke. Hab’s schon „verschlungen“ 😉 (incl. nochmal einer Videozusammenfassung).

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Dreser 6. April 2017 um 13:35

Die erste Halbzeit der Bayern war erschreckend schwach. Die taktischen Zuordnungen von Hoffenheim haben sehr gut funktioniert, so daß die Bayern zwar relative häufig bei gegnerischem Ballbesitz Bälle erobern konnten, diese aber sofort wieder verloren. Wenn dann noch die Abstände zu groß sind, macht sich eine gewisse Frustration breit, die bei den Aktionen der Bayern am Ende der 1. Halbzeit erkennbar war. Das mögliche Ausgleichstor durch Lewa ware zu diesem Zeitpunkt mehr als unverdient gewesen.

Schon zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Bayern dann wieder Zugriff und die Spieler gewannen ihre Sicherheit wieder.

Ich gehe mit der Bewertung der Bayern nach dem Spiel konform: Ein Gluck, dass so ein Spiel (und so ein gegner!) genau jetzt gekommen ist.

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CHR4 6. April 2017 um 15:43

mit ein bisschen Vorausschauen muss man nicht erschrecken: es war doch absolut vorhersehbar, dass Bayern zumindest phasenweise nicht mit höchtser Intensität unter den gegebenen Umständen in dieses Spiel gehen wird – das dann die Abstände zu groß sind, ist die logische Folge …

ich stimme zwar zu, dass so eine verpatzte Generalprobe (bei der man merkt, was passiert, wenn man nur ein paar Prozent vom Gas geht, und wie schwierig das Beherrschen von Rhythmuswechseln im Spiel ist -diesmal kam die Intensität dann zu spät) mir immer ganz recht ist ( insofern lieber auch ne Niederlage, denn die bleibt nachhaltiger im Gedächtnis als ein Pünktchen) und das Timing dafür nahezu ideal ist
wieviel davon Glück ist (noch ehesten die Spielansetzung und Form des Gegners) und was Planung ist lasse ich mal dahingestellt … 😉

für mich das wichtigste in solchen Spielen (siehe letzte Jahre): es sind alle gesund und fit geblieben 🙂

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gs 6. April 2017 um 17:07

Ich würde auch sagen, man kann Ancelotti durchaus zutrauen, dass er die Niederlage nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern tief im Innersten vielleicht ein bisschen erhofft hat.
Denn damit hat er zweierlei erreicht: Neben dem „Wachrütteln“ für alle haben jetzt auch alle, die zuletzt wenig gespielt haben – und darob wohl langsam das Murren anfangen – sehr deutlich gezeigt bekommen, dass sie wohl doch zurecht nur in „unwichtigen“ Spielen dran kommen …

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Daniel_D 6. April 2017 um 17:58

Nein, ich glaube Bayern hat tatsächlich und wirklich verloren, weil der Gegenüber einfach besser war.

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HW 6. April 2017 um 20:24

So eine Erklärung finde ich unfassbar.

Ich will damit nicht sagen, dass ein Trainer, unter Berücksichtigung der Tabellenführung und des nächsten Spiels, nicht auch Mal die B-Elf aufbieten. Wofür hat man einen breiten oder tiefen Kader wenn man die Spieler ncith auch Mal einsetzen.

Trotzdem hätte Anchelotti das Spiel lieber gewonnen als verloren. Das wäre noch mehr Punkte und eine noch sicherere Ligaposition für die nächsten Wochen. Es würde auch bedeuten, er hat mehr Optionen wenn es um die Stammelt in schweren Spielen geht. Nach deiner Erklärung müsste Anchelotti sich darüber freuen, dass er sich nicht auf seine Bank verlassen kann. Wie unsinnig ist das denn? Natürlich will Anchelotti starke Spieler. Um Optionen im Spiel zu haben und auch um den Druck für die Stammformation aufrecht zu halten.

Und welches Wachrütteln war den notwendig? Ich habe selbst die Bayern vor ein paar Monaten noch sehr kritisch gesehen und habe keine deutliche Verbesserung erwartet. Aber in der Liga lief es zuletzt sehr gut. Ob das auch in der Champions League gut funktioniert ist davon unabhängig. Das sind einfach andere Gegner und da ist es relativ egal ob Bayern vorher in der Liga dominiert hat oder nicht.

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gs 7. April 2017 um 10:08

Provokation gelungen, sehr schön 🙂

Aber im Ernst: ich glaube auch nicht, dass das ein Plan war und er sich über die Niederlage freut. Als kühler und gewiefter Taktiker wird er der Situation aber ihre positive Seiten abgewinnen; und die lauten zunächst mal, dass die Herren Sanches, Rafinha, Ulreich und andere keine guten Argumente geliefert haben, warum sie einen Platz in der Stammelf fordern könnten. Umgekehrt weiß er jetzt sehr eindeutig, wer gegen Real aufzustellen ist.
Neuer, Lahm, Thiago, Müller sind einfach nicht gleichwertig zu ersetzen, breiter Kader hin oder her. Und auch Boateng bringt durch sein Aufbauspiel und seine langen Pässe nochmal eine zusätzliche Komponente, die ihn einen Hauch vor Martinez positioniert.

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Erdmann 7. April 2017 um 12:06

Hoffentlich weiss er das auch vor dem Dortmund spiel und schont seine A Jungs nochmal. 😀

HW 9. April 2017 um 14:22

Dass Rafinha, Sanchez und Ulrich keinen Platz für die Stammelf fordern können hätte sich auch bei einem überragenden Spiel kaum geändert.

Wie gesagt, Optionen bei guter Form. Vielleicht mehr bei viel mehr guten Einsätzen. Aber zu diesem Zeitpunkt der Saison die Hierarchie umwerfen? Den Kapitän oder den Welttorhüter absägen? Quatsch. Und im Mittelfeld stehen vor Sanches mindestens Thiago, Alonso und Vidal. Nur Müller war doch vor einigen Monaten etwas außer Form. Und im Angriff wird sogar etwas rotieren (minimal, mehr nicht). Obwohl auch hier Robben und Ribery momentan wohl Stamm sind.

Hier eine Diskussion anzufachen, dass es überhaupt die Idee einer Veränderung der Stammformation geben könnte (auf Basis von einem Spiel) ist doch Irreführung. Der eine nennt es Provokation, der nächste versuchte Manipulation von Lesern, die etwas weniger reflektiert lesen.

Die B-Elf ist genau das: Reserve. Aber auch die Reserve muss fit und in Form sein. Daher sind gute Leistungen auch hier wichtig.

Schorsch 6. April 2017 um 18:57

„Nach meiner Erfahrung gibt es so etwas wie Glück nicht.“ (Obi-Wan Kenobi) 😉

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HW 6. April 2017 um 20:13

Glück ist, wenn man Pech hat und es nicht merkt.

Das Problem mit Filmzitaten, sie sind nicht authentisch, sie sind aus Drehbüchern. Und so was wie Erfahrung hat eine Filmfigur nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass Erfahrung nicht unumstößlich ist.

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Schorsch 6. April 2017 um 21:06

Klar, Kobra Wegmann wäre da schon authentischer. Dem hat das Leben so einiges ins Drehbuch geschrieben… 😉

Ohne Flachs, mein Filmzitat war eine scherzhaft gemeinte (und entsprechend gekennzeichnete) Replik im Zusammenhang mit dem Filmzitat von CHR4 weiter oben. Reiner Blödsinn sozusagen, ohne jeglichen Realitätsanspruch. 😉 Wenn es mir um Realitätsbezug gegangen wäre, dann hätte ich Han Solo zitiert… 😉

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HW 9. April 2017 um 14:23

Han Solo akzeptiere ich auch ohne zu murren.

Schorsch 9. April 2017 um 17:08

🙂

CHR4 6. April 2017 um 21:59

🙂 🙂 🙂 – egal ich fand den trotzdem ziemlich gut! – Danke Schorsch! – made my day! 😀

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tobit 7. April 2017 um 00:09

Genau dafür komme ich immer wieder in die Kommentare! Sehr viel Inhaltlich/Sachliches (was ich sehr begrüße), aber immer wieder auch absolute Perlen der Unterhaltung.
Kompliment, Leute ????????

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