TEs Bundesliga-Check: Fakten, Fakten, Fakten

Der Bundesliga-Check meldet sich zurück mit einigen statistischen Daten, die es nur hier zu finden gibt. Dazu eine Kurzanalyse der Partie Hoffenheim gegen Hamburg und ein paar Worte zur neuen Werder-Formation.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag drei Aspekte raus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Typisch Bundesliga

Vor einigen Wochen habe ich anhand des FSV Mainz erklärt, wie das durchschnittliche Bundesliga-Team aus taktischer Sicht aussieht. Der Freitagabend bot ebenfalls zwei Teams, die den Bundesliga-Durchschnitt verkörpern. Hier konnte man sehr gut die taktischen Wechselwirkungen beobachten, die typisch für viele Bundesliga-Spiele sind.

Hamburg und Hoffenheim traten beide in einem 4-4-2-System an, wobei ein Stürmer zurückhing (Gregoritsch beim HSV, Vargas bei Hoffenheim). Beide Teams setzten daher in der Defensive auf ein 4-4-1-1-System, wie wir es bereits häufig in der Bundesliga zu sehen bekamen. Die Stürmer agierten versetzt zueinander, um dem Gegner den diagonalen und den vertikalen Passweg ins Zentrum zu blockieren.

Formationen Hoffenheim gegen Hamburg

Formationen Hoffenheim gegen Hamburg

Beide Teams setzten auf ein Mittelfeldpressing mit vereinzelten Angriffspressing-Elementen. Bei einem hohen Pressing fiel besonders die Staffelung der Doppelsechs auf: Einer rückte vor, der andere sicherte den Zwischenlinienraum. Diese 4-1-3-2-artigen Stellungen scheinen immer stärker Standard in der Bundesliga zu werden.

Die Folgen für das Spiel waren berechenbar. Viele Duelle im Mittelfeld, viele Zweikämpfe, einige aus der (Pressing-)Not geborenen langen Bällen. Wenn, wie an diesem Abend, niemand mit Glück oder Können ein frühes Tor erzielt, erstarrt das Spiel in dynamischen Mittelfeld-Zweikämpfen. Anlaufen, den Zweikampf suchen, sich zurückziehen, wieder anlaufen.

Was letztlich den Unterschied machte? Einerseits bringt der HSV zum ersten Mal seit Jahren eine pressingresistente Doppelsechs auf den Rasen. Holtby und Ekdal (fällt nun leider für viele Wochen aus) erwehrten sich den Angriffen, um das Spiel dann auf den rechten Flügel zu verlagern. Hoffenheim hat auf der Doppelsechs hingegen große Probleme, sowohl was den Spielfluss angeht als auch im Duell um zweite Bälle. Die Doppelsechs neigt dazu, zu tief zu stehen.

Dass der HSV am Ende mit drei Punkten aus der Geschichte ging, lag aber hauptsächlich an der Hoffenheimer Naivität. Es braucht Verve, in Unterzahl in den Schlussminuten auf Sieg zu spielen. Aber wenn aus einer normalen Spielaufbau-Situation plötzlich ein Fünf-gegen-Fünf wird, hat die verteidigende Mannschaft was falsch gemacht. Es sind die kleinen Dinge, die in diesen Pressing-Duellen entscheiden – und die Zukunft von Trainern. Es war sein letzter Auftritt von Markus Gisdol für die TSG. Stevens übernimmt. Damit haben wir schon einmal ein 4-1-4-1/4-2-3-1-Mischsystem, das wir kommende Woche analysieren können.

Sudden Death

Werder Bremen siegt wieder. Es war das erste Spiel nach der großen Werder-Analyse auf Spielverlagerung. Autor CV dürfte sich gefreut haben, dass Skripnik auf ihn gehört hat: Bremen hat auf ein 4-1-4-1 umgestellt, das gewisse Ähnlichkeiten mit dem System gegen die Bayern hatte. Allerdings waren die Besetzung und die Mechanismen innerhalb der Formation anders, als CV (und irgendwer anders auf der Welt) sich das vorgestellt hat.

Werders Formation gegen Mainz

Werders Formation gegen Mainz

Auf dem Papier war es eine 4-1-4-1-Formation. In der Praxis formte sich das System aber ständig um. Werder agierte mit vielen Mannorientierungen. Die auffälligste war jene von Grillitsch auf den jeweils abkippenden Sechser der Mainzer. Er verfolgte und stellte jeden Mainzer Sechser, der es wagte, sich zwischen die Verteidiger fallen zu lassen. Fritz stieß in diesen Situationen ebenfalls vor und nahm den zweiten Sechser auf. Grillitsch wiederum ging in diesen Situationen häufig dazu über, auch noch den ballführenden Innenverteidiger zu pressen, wenn er schon einmal vorstieß.

Es war ein interessantes Wechselspiel: Werder wechselte flexibel zwischen einem enorm stabilen 4-1-4-1 und einem aggressiven 4-1-3-2. Es wirkte ein wenig so, als habe man das System gegen die Bayern umgekehrt: Vor einer Woche fiel Werder sehr flexibel in eine 5-4-1-Anordnung zurück. Diesmal waren die Vorrück-Bewegungen dominanter. Dadurch wurde auch das offensive Moment etwas stärker betont. Werder bekam schneller Spieler vor den Ball.

Wenn eine Systemänderung zu einem 3:1-Sieg führt, ist man leicht versucht, den Trainer über den Klee zu loben. In der Tat hatte das neue System viele positive Elemente, sowohl offensiv wie defensiv. Allerdings war das Ergebnis lange Zeit nicht so deutlich, wie die 3:0-Halbzeitführung glauben macht. Die erste halbe Stunde war recht ausgeglichen, auch weil Bremens System eine mittelschwere Kinderkrankheit hatte.

Das mannorientierte Element machte auch vor Bremens Außenstürmern nicht halt. Sie bewegten sich oft ins Zentrum. Einerseits um das Vorrücken der Doppelacht abzusichern, andererseits um Mainz‘ einrückende Außenstürmer zu verfolgen. Die Bremer Viererkette in der Abwehr stand dadurch breiter als das Mittelfeld. Mainz wurde es so erleichtert, von den Flügeln in die offensiven Halbräume zu spielen. Bei etwas besserer Passgenauigkeit hätte Mainz sich mit diesem simplen Mittel ein halbes Dutzend Chancen erspielen können.

Dennoch: das neue System steht Werder – auch weil sie offensiv endlich mehr Präsenz im Zehnerraum haben und gleichzeitig stärkere Verlagerungen zeigen. Mal schauen, wie sich die Lage an der Weser entwickelt.

Pressing-Daten

Zum Schluss des Tages noch eine kleine Datenspielerei. Meine These: Die Pressingstärke einer Mannschaft müsste sich mithilfe der Pass-Statistik messen lassen. Je geringer die Passquote des Gegners, umso furioser presst eine Mannschaft. Der Durchschnittswert der gegnerischen Passquote genügt aber nicht. Man müsste zudem schauen, ob es einer Mannschaft gelingt, dass die gegnerische Mannschaft ungenauer passt als sonst. Also habe ich den Mittelwert gebildet, der sich aus der Abweichung der gegnerischen Passquote in den Spielen gegen eine Mannschaft ergibt.

Anhand eines Beispiels lässt sich das Ganze vielleicht verständlicher ausdrücken. In den Spielen von Bayer Leverkusen erreichten die Leverkusener Gegner eine durchschnittliche Passgenauigkeit von 62,4%. Diese Zahl alleine sagt mir nichts. Im Bundesliga-Vergleich betrachtet liegt Leverkusen auf dem ersten Platz; gegen keinen anderen Klub haben die Gegner eine so geringe Passquote. Nun kann es aber schlicht sein, dass Leverkusen bislang Gegner erwischt hat, die grundsätzlich eine niedrige Passgenauigkeit hatten. Nun also die Frage: Schafft Leverkusen es, die Passgenauigkeit des Gegners unter dessen Durchschnittswert zu drücken? Die (für ständige SV-Leser nicht sehr überraschende) Antwort: ja. Gegen Leverkusen haben die Mannschaften durchschnittlich eine 8% niedrigere Passquote als normalerweise.

Die Daten belegen, was viele schon geahnt haben: Keine Mannschaft schafft es so gut wie Leverkusen, die Passgenuigkeit des Gegners zu drücken. Es folgen Bayern und Stuttgart. Etwas überraschend: Hertha grüßt vom anderen Ende der Tabelle.

(Für die Statistik-Junkies unter euch: Ich weiß, dass das hier ein sehr oberflächlicher Versuch mit einer noch oberflächlicheren Formel ist. Ich bin kein Statistik-Experte, sondern Taktik-Freak. Die Daten sollen nur eine interessante Spielerei für unsere Leser sein. Wer die Methode weiterentwickeln möchte, kann gerne in den Kommentaren mit Vorschlägen kommen.)

Ausführliche Analysen des zehnten Spieltags

Bayern – Köln
Leverkusen – Stuttgart
Hannover – Frankfurt
Gladbach – Schalke

TS 28. Oktober 2015 um 19:21

Hi, wieder einmal ne tolle Kolumne.
Nach deinem tweet über gregoritsch („Lichtblick, coole Bewegung, gute Hybridrolle aus Stürmer und 10er“) hatte ich gehofft, dass du da vielleicht etwas mehr drauf eingehen würdest? 🙂

Antworten

Sebastian 28. Oktober 2015 um 17:26

Großartiger Beitrag. Mehr Statistiken als Untermauerung des Gesagten finde ich äußerst hilfreich!

Antworten

Koom 28. Oktober 2015 um 13:58

Ein Blick auf Mainz 05 über die letzten 3-4 Spiele würde mich auch mal interessieren.

Momentan macht sich sehr das Gefühl breit, dass da etwas auseinanderfällt. Es zeichnet sich sehr ab, dass Schmidt außer Laufen und Zweikämpfe sehr wenig Inhalte hat. Sein Ingame-Coaching ist selbst für für durchschnittliche Bundesligaverhältnisse relativ schlecht, die Einstellung auf den Gegner nicht vorhanden.

Schönes Beispiel war das Spiel gegen Bremen: Es war zu erwarten, dass Bremen „spielverweigernd“ auftreten wird. Trotzdem besetzt man die Viererkette (die nach dem Abgang von Park eh nicht zur spielstärksten gehört) dann mit Balogun und Jara rein defensiv, setzt Moritz (der eher ein 8ter ist) als Rechtsaußen ein und wundert sich dann, warum man keine Chancen erspielt.

Auch gegen 1860 ein ähnliches Spiel.

Antworten

BG 28. Oktober 2015 um 18:28

Moritz auf Rechtsaußen ist prinzipiell gar keine so üble Idee, kommt halt irgendwo auch auf die Einbindung an: So leicht balancierend/asymmetrisch, sich auch mal im eigenen Halbraum die Bälle abholend, kann man da vielleicht ganz gute Synergien entwickeln, aber so wie gegen Bremen als sturer Linienläufer, der im 1vs1 Tempo- und Grundlinienläufe absolvieren soll, musste das ja schief gehen. Ohnehin scheint mir da in Mainz derzeit einiges am Bröckeln: Kollektiv war das ja schon gegen den Ball gegen Bremen relativ bieder und hinten nimmt die Strafraumverteidigung absurde Züge an und es wird munter kollektiv wie individuell gepatzt. Die Anzahl der Flankengegentore aus den letzten Spielen sollte ja für sich sprechen!

Antworten

WerderFan 27. Oktober 2015 um 20:10

Ich war doch recht zufrieden mit dem 4-1-4-1 von Bremen gegen Mainz, wenn die hohe Halbzeitführung auch durch den Ausfall von Latza bedingt war. Wie fandest du denn die Einbindung der Außenverteidiger und wie siehst du die relativ häufigen Vorstöße von Vestergaard? Er scheint mir ziemlich viele Spiele von Boateng angesehen zu haben, da er ihm als Spielertyp in dieser Saison immer ähnlicher wird.

Antworten

manolitron 27. Oktober 2015 um 13:11

Ich denke, würde man die durchschnittliche Passquote mit mit der durschnittlichen ‚Zeit am Ball‘ vergleichen und in beiden Werten eine vergleichbare Veränderungen ablesen können wenn es gegen, z.B. Leverkusen, geht dann würde das die Aussagekraft in meinen Augen erhöhen. Vielleicht kann man die durchschnittliche Passlänge, Passrichtung und Anzahl der Rückpässe auf den Torwart sogar noch mit einbeziehen.
Das Problem dass im ersten und auch zweiten Spielfelddrittel sehr unterschiedlich intensiv gepresst wird bleibt natürlich bestehen. Hier könnte man evtl. eine unterschiedliche Gewichtung anwenden, etwa 50%, 30%, 20% vom ersten bis zum letzten Spielfelddrittel. Welcher Statistikfreak hat Zeit und Lust auf sowas? 😀

Antworten

Dr. Acula 26. Oktober 2015 um 22:55

mal wieder toller artikel. mir gefällt die grafik am ende gut! klar, ist keine allumfassende, perfekte statistik/these, aber sie verdeutlicht den grundgedanken.. wie sehr zwingt eine mannschaft den gegner, von seinem durchschnitt in XY abzuweichen.. könnte man übrigens auch für ecken, abschlüsse usw. machen.. genau diese universalität gefällt mir daran.. es gibt eben nur einen tobi escher

Antworten

Vanye 26. Oktober 2015 um 18:12

Ich frage mich, ob es sich bei dem Diagramm nicht um einen Zirkelschluss handelt. Ueber die gesamte Saison gesehen, sollte die absolute Passgenauigkeit der Gegner und die Abweichung vom MIttelwert den gleichen Verlauf haben, deswegen sagt das Diagramm nicht wirklich viel aus Ich glaube die Abweichung vom Mittelwert reicht, um die Pressingstaerke zu definieren.
Es waere vielleicht noch interessant, die Passgenauigkeit in der eigenen und gegnerischen Haelfte zu untersuchen. Team wie Hertha, Koeln und Gladbach starten das Pressing tiefer, weswegen Gegner viele gelungene Paesse in der eigenen Haelfte sammeln koennen, ohne wirklich effektiv zu sein.
Wenn man das Spielfeld noch weiter in der vertikalen unterteilt, kann man vielleicht sogar sagen, welches Team das beste im Angriffspressing, Mittelfeldpressing oder Abwehrpressing ist.

Antworten

Peda 27. Oktober 2015 um 08:20

Da kann ich dir nur zustimmen: die Y-Achse des Diagramms liefert hier keinen wirklichen Mehrwert.

Wenn ich aber TEs Einwand unten lese, dass es ihm um eine einfach zu erfassende oder nach Möglichkeit sogar automatisierbare Darstellung ging, dann halte ich es sogar für zweckmäßiger die eigene durchschnittliche Passgenauigkeit auf der Y-Achse aufzutragen. Wenn man die eigene durchschnittliche Passgenauigkeit auch noch als Abweichung von Ligamittelwert darstellt, dann ergeben sich vier hübsche Quadranten, die die enthaltenen Mannschaften grob charakterisieren:

* eigene Quote negativ, gegnerische Quote negativ: Umschaltmonster
* eigene Quote positiv, gegnerische Quote negativ: Ballbesitzmannschaft
* eigene Quote negativ, gegnerische Quote positiv: Kick&Rush
* eigene Quote positiv, gegnerische Quote positiv: die Mutter der Porzellankiste

Antworten

TE 27. Oktober 2015 um 12:07

Geile Idee! So sieht die passende Grafik aus.

EDIT: Ich habe jetzt nochmal die eigenen Passwerte gegnerbereinigt. Also die eigenen Passwerte nicht am Durchschnittswert berechnet, sondern an der durchschnittlichen Abweichung zur Passgenauigkeit zum Gegner. Hoffe, das war verständlich. Berechnung ist dieselbe wie bei der gegnerischen Passquote.

Antworten

Peda 27. Oktober 2015 um 13:01

Cool!

Die Titel der Quadranten waren einfach ins Blaue geraten.

Mir gefällt vor allem, dass die wirklich exponierten Herangehensweisen sich hier auch optisch so stark abheben. Ja, ich rede mit dir, Darmstadt!

Antworten

Goalimpact 27. Oktober 2015 um 14:34

Sehr schön! Alle Mannschaft sind da, wo man sie intuitiv erwarten würde. Es beschreibt die Stile also sehr gut. Die geringe Korrelation zwischen x und y ist auch ein gutes Zeichen, dass hier wirklich unabhängige Dinge gemessen werden. Und das nur Darmstadt im rechten unteren Quadrant ist, ist wohl verdient.

Antworten

CR4 28. Oktober 2015 um 03:28

Es lebe die Vielfalt! Schön, dass es viele verschiedene taktische Herangehensweisen der Vereine gibt (sonst wär’s ja hier auch langweilig – liebes SV-Team, das jetzt bitte nicht falsch verstehen, aber ich denke ihr seid so gut , dass ihr wißt, was ich damit sagen will 🙂 ). Immer nur Ballbesitzfußball zu sehen, ist mir auch zu langweilig (auch wenn ich generell gern beiden FCBs zu schaue) – genauso wie ich beim Champ-League VF Rückspiel Athletico – LEV den Würgereiz nur schwer unterdrücken konnte und für mich das Spiel nach 90 min. mit zwei Verlierern auch zu Ende hätte sein können (obwohl ich deutschen Mannschaften die Daumen drücke und LEV gerne schaue). Darmstadt ist für mich da eine absolute Bereicherung für die Liga, nicht weil ich diese Art Fußball gerne sehe, aber dieser Einsatzwille und Kampfgeist („Eier, Eier – wir brauchen Eier!“ O. Kahn, siehe heute Wolfsburg 1. Hz.(niiiiiicht)) und die Fans sind einfach großartig und wer behauptet, das wär nur Gebolze schaue sich bitte mal an was der Herr Heller so macht (Strafraum-Dribbling gegen Wolfsburg, Solo-Läufe …)

Das Diagramm find ich auch ne geile Idee Peda und TE! Wäre toll, wenn ihr sowas zu den Spielanalysen mit dazu nehmen könnt 🙂 z.B. für beide spielenden Mannschaften dann drei Kreise:
– Kreis 1: Durchschnitt der Mannschaft (normale taktische Ausrichtung) vor dem Spiel
– Kreis 2: erwartete Werte (so könnte das spiel laufen bzw. so könnten die taktischen Anpassung an den Gegner sein) bei einer Vorschau
– Kreis 3: tatsächliche Werte aus dem Spiel
wäre für mich eine klare Weiterentwicklung der schnöden Ballbesitzprozentpunkte

Antworten

ESESES 28. Oktober 2015 um 11:29

Interessant finde ich, dass die eigene Passgenauigkeit (gegnerbereinigt) wesentlich besser mit dem Erfolg der Mannschaft zu korrelieren scheint als die Fähigkeit die Passgenauigkeit des Gegners zu verschlechtern. Die ersten 7 beim Thema Passgenauigkeit findet man fast genau so in der BL-Tabelle wieder. Die extrem hohe Pressingintensität von Leverkusen und Stuttgart bringt also keinen signifikanten Wettbewerbsvorteil. Leverkusen steht da in der Tabelle, weil sie ein ordentliches Passspiel haben. Und Stuttgart ordnet sich in der Tabelle ein, wo sie auf Grund ihres Passspiels hingehören.

Darmstadt ist nach der Auswertung wirklich ein großes Wunder.

Antworten

CR4 28. Oktober 2015 um 16:30

sehe ich nicht so: denn nicht nur Darmstadt läßt sich damit nicht erklären, sondern auch Augsburg … und die hier eng zusammenstehende Gruppe (Schalke, Frankfurt, Augsburg, Köln, Mainz, HSV) ist über die ganze Tabelle verteilt … für mich korrelliert das genauso wenig, wie die Ballbesitzverteilung mit dem Spielergebnis
für den Erfolg kommt es für mich da weniger drauf an, mit welcher Spielphilosophie man ein Spiel angeht, als vielmehr mit welcher Qualität diese Idee ausgeführt wird und mit welcher Qualität der Gegner seine (Gegen-)Taktik aufs Feld bringt:
Beispiel Darmstadt – LEV: Darmstadt steht defensiv über die gesamte Saison hinweg sehr gut und diszipliniert und ist gefährlich bei Standards, Leverkusens große Stärke, das sehr gute Pressing und Umschalten kommt dann leider bei Darmstadts Spielanlage wenig zum Tragen und das eigene Spiel mit Ball ist dann leider im Gegensatz zu Bayern nicht zwangsläufig gut genug um die starke Defensive zuverlässig zu knacken (so ähnlich ging es ja Dortmund in der Hinrunde letzte Saison)
Beispiel FCB – BVB: Beide Mannschaften wollen ähnlich spielen, nur Bayern kann dieses Spiel eben besser und hat damit häufig das gute Ende (Torerfolg) für sich, unter Klopp hat sich der BVB nicht darauf eingelassen und dem Spiel den Umschaltstempel aufgedrückt, wo der BVB einige Jahre besser als FCB und eine Zeit lang ebenbürtig war
Es ist ein bißchen so wie beim Quartett spielen: du mußt schauen, bei welcher Herangehensweise du ein Chance hast – dies muss nicht unbedingt deine größte Stärke oder deine Lieblingstaktik sein, du musst nur etwas finden, wo du besser als der Gegner bist oder zumindest ebenbürtig und eine Idee haben, wie du seine großen Stärken ins Leere laufen lässt. (gegen Darmstadt z.B: gib ihnen wenig Ecken und Freistöße und sichere die Konter ab – selten hat Pep die AVs so tief spielen lassen …)
Beispiel Stuttgart: Prinzipiell erfolgversprechende Spielanlage, aber derzeit immer wieder individuelle Fehler in der Umsetzung, die die Qualität des Konzepts nach unten ziehen (Parallele zum BVB Hinrunde 2014)

Antworten

CR4 28. Oktober 2015 um 16:32

sorry im ersten Satz sollte es „Ingolstadt“ statt „Augsburg“ heißen! ( … , sondern auch Ingolstadt … )

ES 28. Oktober 2015 um 17:25

Signifikant bedeutet doch nicht, dass man jeden Einzelfall erklären kann, sondern dass ein „überzufälliger Zusammenhang“ besteht. Nun habe ich leider die Daten nicht, bin auch nicht der große Statistiker, aber offenbar findet sich die Mehrzahl der Vereine bezüglich der Y-Achse am richtigen Platz (plus /minus 1). Ausreisser sind die beiden Aufsteiger, und ja, Augsburg. und bei der eng zusammenliegenden Gruppe ist Schalke schon leicht abgesetzt und Mainz nach unten. Entspricht alles der Tabelle.

Ich sage ja nicht, dass die Spielidee von Stuttgart und Leverkusen schlecht ist. ich sage nur, dass das Ausprägende an dieser Spielidee offenbar nicht so signifikant zum Erfolg führt wie die Idee (oder das Können), durch Passgenauigkeit zum Erfolg zu kommen.

Was Du über Stuttgart sagt, bestätigt meine Aussagen: „Beispiel Stuttgart: Prinzipiell erfolgversprechende Spielanlage, aber derzeit immer wieder individuelle Fehler in der Umsetzung, die die Qualität des Konzepts nach unten ziehen (Parallele zum BVB Hinrunde 2014)“ Das Problem ist aber nicht die Ausführung im Pressingverhalten, das spielt gar keine so große Rolle, sondern das Verhalten bei eigenem Ballbesitz.

Quartettspielbeispiel erklärt nicht wirklich etwas.

TE 27. Oktober 2015 um 12:09

Ja, ich habe mich schlecht ausgedrückt. Es geht hier nicht um das Pressing an sich, sondern um die Pressinghöhe kombiniert mit der Pressingintensität.

Antworten

Isco 26. Oktober 2015 um 18:04

Ich hab zwei Probleme mit der Methode:
1) Man kann den Ball nicht nur durch einen durchs Pressing erzwungenen Fehlpass gewinnen, sondern auch durch ein Tackling, das fehlt mit irgendwie hier. Wobei natürlich nicht jedes Tackling im Pressing passiert, schwache Teams lassen mehr Angriffe zu und haben dann natürlich absolut gesehen mehr Tacklings. Keine Ahnung wie genau das erfasst wird, aber Tacklings ab dem zweiten Drittel bzw. gegnerischer Hälfte wäre schon sehr interessant. Gleiches gilt natürlich auch für Interceptions.
2) Man darf auch nicht vernachlässigen, dass kein Team in jedem Match die gleiche Herangehensweise wählt (na gut, keines außer Rayo und Darmstadt). Gerade in der Bundesliga seh ich sehr oft starke Veränderungen der Spielweise, wenn es gegen die Bayern, Dortmund, Leverkusen usw. geht. Teams die zumindest partiell einen kontrollierten Spielaufbau betrieben, wählen dann vertikalere, direktere Ansätze, einerseits um dem Pressing zu entgehen, andererseits um die vorhandenen Räume auszunützen. Das beeinflusst dann die Passgenauigkeit negativ, ist aber nicht direkt, sondern nur indirekt auf die Qualität des Pressings zurückzuführen. Ist dann irgendwo auf ein Henne-Ei Problem.

Antworten

blub 26. Oktober 2015 um 19:29

Ob der gegner ne schlechte Passquote hat weil er im pressing hängen bleibt oder weil er viele lange Bälle spielt kann doch dir doch locker egal sein.
Das ist genau das gegenteil eines Henne-Ei-problems.

Es ist ganz hilfreich diese Kennzahl ne weile zu beobachten ob sie denn das sagt was man gerne möchte.

Antworten

TE 27. Oktober 2015 um 12:13

1. In der Tat. Es gibt eine andere Methode, die Pressingintensität zu messen: Wie viele Defensivaktionen kommen auf einen Pass des Gegners. Das beinhält deine Idee. (Wobei ich es erst im Zusammenspiel mit der von mir präsentierten Statistik richtig sinnvoll finde, weil man dann Pressing mit dem verbindet, was dabei herauskommt.)
2. Das Problem lässt sich kaum lösen. Wobei ich es auch nicht so schlimm finde. Letztlich ist es für das Endresultat ja egal, ob der Gegner so viele Fehlpässe spielt, weil das Pressing der Mannschaft so geil ist oder weil der Gegner glaubt, das Pressing sei geil. So oder so drücken sie die Passquote des Gegners überdurchschnittlich.

Antworten

MK 26. Oktober 2015 um 16:00

wie findet ihr eigentlich die Analyse-Methode von Reinartz & Hegeler, welche auf die Anzahl der überspielten Gegner basiert?

Antworten

TE 26. Oktober 2015 um 16:43

Grundsätzlich finde ich sie großartig. Ich sehe nur das Problem, dass die Datenerfassung sehr zeitaufwändig und daher sehr schwer reproduzierbar ist. Es bleibt die Frage, ob man das kostenneutral oder gar automatisieren kann.

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu CR4 Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*