Dem Potential der Wölfe auf der Spur

Während der Bundesliga-Winterpause nehmen wir einige Mannschaften unter die Lupe und diskutieren mögliche Veränderungen. Diesmal geht es um den VfL Wolfsburg, der zwar sehr erfolgreich war, in manchen Dingen aber noch Luft nach oben hat. 

Vorbemerkung: Dieser Artikel stellt eine Kombination aus Rückblick und Ausblick dar. Ersterer Teil befasst sich mit einer allgemeinen Kurzbeschreibung und anschließend vor allem dem offensiven Aspekt samt den dortigen Problemen, wohingegen beispielsweise einige Stärken wie die allgemeine Stabilität oder das Pressing nicht näher ausgeführt werden. Im zweiten Teil des Artikels werden  formative Varianten und Alternativen für die Wolfsburger Mannschaft diskutiert. Dabei ist nicht primär entscheidend, ob diese Möglichkeiten auch wirkliche Einsatz- bzw. Umsetzungswahrscheinlichkeit haben, sondern es geht um eine Art „Was könnte man mit dem Wolfsburger Kader noch machen?“

Der simple Weg und seine Entwicklung

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Wolfsburger Grundformation zum Ende der Hinrunde

Mit der statistisch besten Hinrunde der Vereinsgeschichte, 34 Zählern und einem kleinen Vorsprung auf die folgenden Konkurrenten steht der VfL Wolfsburg nach der Hinrunde auf dem zweiten Platz. Die Früchte der kontinuierlichen Arbeit unter Dieter Hecking und Klaus Allofs machen sich also bemerkbar. Dennoch hatten die Niedersachsen im ersten Saisonteil immer noch mit einigen Problemen zu kämpfen und nach wie vor Steigerungspotential. Der bisherige Erfolg des Teams speist sich vor allem aus einer stabiler gewordenen Gesamtausrichtung und – zusätzlich in Bezug auf die Offensive – Effektivität innerhalb der eher simplen Angriffsabläufe. Insgesamt kann man als Fazit der Hinrunde festhalten, dass Hecking auf eine klare kombinative Weiterentwicklung der Offensive verzichtet und stattdessen auf die konsequentere Forcierung der bereits vorhandenen Ansätze gesetzt hat. Diese liegen in klaren, funktionalen Aktionen über die Zielstrebigkeit seiner vier vorderen Kräfte der 4-2-3-1-Formation, die viele schnelle Flügelangriffe, kleine Pärchenbildungen und direkte Szenen, teils auch über Dribblings, nach vorne starten.

Im Verlaufe der Hinrunde bildeten sich dabei zunehmend einige bevorzugte Mechanismen und Basissynergien heraus. So tendierte Kevin de Bruyne als Zehner immer klarer weit auf die linke Seite, um dort Bälle zu schleppen und das Zusammenspiel mit Ivan Perisic zu suchen. In schwächer besetzten gegnerischen Gebieten versuchten sich die beiden durchzuspielen oder füreinander eine gute Position zur individuellen Aktion zu schaffen. Alternativ wurde ein vorstoßender Außenverteidiger eingebunden, eine klare Verlagerung gespielt oder der Stürmer beispielsweise mit Schnittstellenpässen in Szene gesetzt. Insgesamt waren dies über weite Strecken sehr simple und pragmatische, manchmal allerdings – das muss man auch so kritisch anmerken – zu simple Maßnahmen, die daher etwas problematisch werden konnten, was die Umwandlung der Dominanz in zuverlässig erspielte Chancen anging. Ganz zum Ende der Hinrunde entstanden durch die Forcierung dieser Methodik dann aber doch auch ansehnlichere Szenen, als man hätte vermuten können – wenn die richtige Bedienung dieser Kleingruppenaktionen gelang. Mit passenden Dynamiken um sich herum konnten Perisic und de Bruyne einige Male – gegen Hannover in der Endphase oder gegen Lille im Rückspiel – kunstvoll zu zweit oder auch mal zu Dritt diagonal durch kombinieren. In den vorigen Ausrichtungen schienen derartige Szenen nicht immer möglich und die kollektive Interaktion wirkte teils ein wenig gequält.

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Grafische Problemdarstellung: Die zu wenig unterstützte Grundüberladung auf links (blauer Kasten). Das Nachrücken hinter die gestrichelte Offensivlinie ist nicht konsequent genug und die Aktionsmuster und -kanäle jener Akteure, die vorne mit dabei sind, richten sich zu simpel und klar aus (grau).

Präsenz ohne Präsenz?

Dennoch hat die zurückgenommene, auf konsequente Effizienz und Ergebnisse bedachte Spielweise – bei all der Verbesserung innerhalb des Ausspielens und der vielen Abschlüsse, die die Mannschaft meistens kreieren kann – immer noch Probleme. Hauptsächlich zeigt sich dies in Szenen, wenn die Angriffe im letzten Drittel nicht in Form von Kontern oder Schnellangriffen vorgetragen werden können, sondern sich aus dem Aufbau einem präsent verteidigenden Gegner gegenübersehen. Obwohl Wolfsburg über einen zuverlässigen Aufbau und eine dominante Spielanlage verfügt, sind de Bruyne und Perisic bei ihren Versuchen des Zusammenspiels nicht nur eher seitlich angeordnet, sondern nur mit geringer Unterstützung versehen. Durch das Ausweichen des Belgiers besteht zwar eigentlich eine Überladung, doch schaltet sich ansonsten kaum jemand zusätzlich ein, womit es eben bei einer Pärchenbildung in der Grundform bleibt. Die übrigen Akteure umstellen diese Situation eher im Schema der aufgefächerten Formation und nach der Logik, diese Szenen abzusichern sowie sich als nahe Anspielstation für den Übergang in die Zirkulation zu bieten.

Die nachrückenden Außenverteidiger gehen solide am Flügel entlang, der ballferne Außenspieler rückt nur selten unterstützend ein, sondern ist eher – mal hohe, mal tiefe – Verlagerungsoption und der Stürmer kann selbst bei beweglicher Spielweise nicht die gesamten Offensivzonen alleine füllen. Somit agieren weitere mögliche und unterstützende Vorwärtsoptionen in sehr klaren Mustern und vorgezeichneten Passwegen, was aber keine entscheidenden, umwälzenden Dynamiken erzeugt. Obwohl die Wölfe eine solide Truppe mit Flügelfokus und in gewisser Weise auch eine Form von effektivitätsfokussierter Präsenzmannschaft sind, fehlt ihnen eigentlich die kollektive Präsenz in den vorderen Zonen. Meistens sind nur zwei oder drei Spieler die gerade taktgebenden und direkt beteiligten sowie potentiell dafür in Frage kommenden Akteure – aber nicht das Kollektiv, denn nicht alle Spieler haben für die Angriffe und sämtliche darin involvierte Situationen durchgehend eine konkrete Funktion. Dafür bräuchte es ein kompakteres Aufrücken der hinteren Spielergruppen, was sich nicht primär auf die Höhe – denn die Innenverteidiger schieben bei dominanten Partien durchaus weit mit vor und drücken den Gegner nach hinten – bezieht, sondern eher auf die Einbindung.

Die Sechserrollen und ihr beispielhafter Charakter

Ein interessanter Punkt sind in dieser Hinsicht die Rollen der beiden Sechser, wo gelegentlich zwar auch Arnold oder selten Hunt einen offensiven Part bekleiden durften, meistens aber das Duo aus Luiz Gustavo und Guilavogui von Hecking bevorzugt wurde. Zu Beginn der Spielzeit hatten die Niedersachsen hier mit generellen Einbindungsproblemen und einer zu starken Gleichförmigkeit in diesen Zonen zu kämpfen. Anschließend wurde dies über besondere „Laufrollen“ der Sechser behoben, die immer wieder hohe Aktivität erzeugten und mit weiten Läufen auf die Flügel die Kollegen im Aufbau entlasten sollten. Dieses Mittel war letztlich allerdings keine Übergangslösung, um neue Mechanismen und Strukturen zu entwickeln, sondern wurde gewissermaßen selbst zu einem bleibenden Merkmal. Manchmal wirkten diese vorschiebenden Bewegungen der Sechser etwas unorganisiert, doch immerhin ließ sich die gegnerische Anlage dadurch das eine oder andere Mal aufweichen. Wirklich kombinativ einbezogen wurden sie dabei allerdings nur selten und so blieben einzelne hoffnungserweckende Auftritte wie beispielsweise in Krasnodar, als vor allem über de Bruyne und Luiz Gustavo einige starke Halbraumüberladungen gelangen, eher die Ausnahme.

Stattdessen interpretierten die Sechser diese besonderen, bewegungsreichen Rollen zunehmend in situativ unterstützender Manier und zielten vor allem darauf ab, damit das Aufrücken im Bereich des zweiten Drittels zu erleichtern. Tatsächlich halfen sie insgesamt auch durchaus wirksam dabei, dass die Wolfsburger solche Ansätze wie über das Zusammenspiel auf links erst einmal erreichen und bedienen konnten. Allerdings sah die taktische Anlage dann nicht wirklich vor, dass diese Aktionen von den Sechsern konsequent durchgezogen wurden – wenn doch, waren die Bewegungsmuster eher improvisiert. In den meisten Hinrundenpartien halfen sie in den, von ihnen mit hergestellten, Offensivsituationen beim Ausspielen selbst in den vorderen Bereichen eher nicht mehr. In den teils statischen Stellungen um de Bruyne hätten sie als direkt ballnahe und fluid agierende Achter auftreten können oder sollen. Wenn sie sich aber wirklich einschalten, geschieht dies eher mit einzelnen diagonalen Läufen in die Spitze, die dann mit direkten Pässen bedient werden können und so einen situativen Ausweg – wiederum auf simple strukturelle Weise – bieten, aber nicht durchgehend das Problem bekämpfen.

Mögliche Uminterpretation der Grundausrichtung

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Bewegungsweise der Sechser in engagierterer Form war Mitte der Hinrunde ein wichtiger Zug zur Verbesserung des Teams in Richtung mehr Effektivität, doch trotzdem müssen diese Akteure sich noch mehr bzw. auf eine andere Art offensiv beteiligen. Die bisherigen Verbesserungsansätze auf gewisse Inkonsequenzen waren interessant, aber letztlich auch wiederum selbst inkonsequent. Alles in allem ist die Causa der defensiven Mittelfeldakteure repräsentativ für die generelle Notwendigkeit eines erhöhten Fokus auf die Gesamtheit und die Reinheit der Kollektivität. Dies ist etwas, das Hecking eigentlich – mit Blick auf seine bisherige Karriere – problemlos erarbeiten können sollte. Wenn es ihm zur Rückrunde gelingt, würden dadurch automatisch mehr Optionen, mehr Sicherheit, mehr Fluss und eventuell auch mehr Kombinativität entstehen. Neben derartigen Veränderungen und Diskussionspunkten innerhalb der bekannten Grundausrichtung gibt es im Ausblick auf die Rückrunde ebenso die Möglichkeit, im etwas größeren Kontext einige Dinge am System oder der Formation selbst umzustellen.

winterartikel wob 2014 15 links 12 13Eine erste, etwas sachte Variante wäre – neben einer klareren Ausrichtung und Schärfung der Sechserrollen – die Beibehaltung des offensiven Linksfokus im 4-2-3-1, der aber mit anderen Mechanismen versehen und in neuer Ausführung realisiert würde. Dabei könnte sich Hecking wieder an jenen Abläufen orientieren, die sich 2013 in seiner allerersten Rückrunde als Chef bei den Niedersachsen etablierten. Damals gab es eine fluide Ausrichtung im linken Halbraum, bei der Diego und Maxi Arnold immer wieder untereinander rochierten. Wohingegen sich in der aktuellen Mannschaft meistens de Bruyne aus dem Zentrum auf den Flügel zu Perisic hinbewegt und dort eine Überladung sucht, lag die Gewichtung damals mittiger. So war der Halbraumkanal die bevorzugt bespielte Zone, aus der situativ der jeweils innere Akteur auf den grundsätzlich eigentlich freigelassenen – und nicht dominanten – Flügel herausgehen, seinen Kollegen hinterlaufen und dort einen offenen Raum bespielen konnte. Dies wäre eine erste Möglichkeit für Alternativausrichtungen der Wolfsburger, von denen aber noch zusätzliche Optionen diskutiert werden können.

Mischraute als Option für mehr Hunt-Einbindung

Eine der interessanten Phasen Heckings bei Nürnberg war die erfolgreiche Zeit in einer Hybridformation zwischen 4-2-3-1/4-1-4-1 und Raute. Geprägt von Spielern wie Gündogan oder Ekici konnte das Team immer wieder verschiedene Anordnungen mit unterschiedlichen Besetzungen formen. Für die Wolfsburger wäre eine solche schiefe Formation aus zweierlei Gründen interessant. Zum einen könnte sie bei der Verbesserung bestimmter Probleme bezüglich Kollektivpräsenz und Aufrücken unterstützen. Der derzeit sehr funktionale und teils etwas steril wirkende Aufbau über das Durchspielen klarer positioneller Strukturen ließe sich dadurch flüssiger gestalten, wie es mit einigen Asymmetrien auch schon in Heckings erster Rückrunde bei den Wölfen der Fall war. Zum anderen käme eine solche Variante womöglich auch der Kaderstruktur entgegen, da somit einige Spieler aus den zentralen Mittelfeldbereichen, die bisher nur wenig Einsatzzeit fanden, aufgrund eines zusätzlichen Platzes in der Hybrid-Raute effektiver eingebracht werden könnten.winterartikel wob 2014 15 mischraute1

So gehört beispielsweise Aaron Hunt zu den Kandidaten, um von einer solchen Alternativformation zu profitieren. Eine interessante Überlegung wäre, vielleicht sogar Kevin de Bruyne als zweittiefsten Mittelfeldakteur in eine etwas breitere Achterposition zwischen Luiz Gustavo und Maxi Arnold aufzustellen und dem umtriebigen Belgier dabei eine vielseitige Rolle zuzuteilen, in der er einerseits antreibende und aktive Bewegungen ausführen darf, andererseits aber auch gewisse anpassende und zuarbeitende Aufgaben in der Koordination der formativen Umschiebungen erhält. Dagegen hätte Arnold eine etwas klarere und festere Zoneneinteilung, aus der er sich zusätzlich in die spielerischen Interaktionen einbinden, nachstoßend aktiv werden oder auch mal vertikal verteilend auftreten könnte. Als weiterer zentraler Mittelfeldmann käme Aaron Hunt schließlich die Mischposition aus eingerücktem Außenakteur und Zehner zu, die aber nicht so sehr spielmachend, sondern eher unterstützend ausgelegt ist. Gerade in einer Umgebung mit dem aktiven de Bruyne wären die beiden ehemaligen Bremer auf dieser Seite in einem interessanten Tandem aktiv, bei dem sich Hunt nicht zu sehr in bestimmende und leitende Aufgaben vertiefen, sondern sich in die kollektiven Zusammenhänge einordnen könnte.

Auf der anderen Seite wäre beispielsweise ein Akteur wie Perisic, Caligiuri oder eventuell ein Stürmer wie Olic asymmetrisch ausgerichtet und sollte aus höherer Grundposition stärker zusätzlich in die Spitze arbeiten. Bei Perisic gäbe es überdies die interessante Möglichkeit, dass sich der Kroate immer mal wieder sehr plötzlich weit in den Halbraum zurückfallen lassen und dort seine spielerischen Fähigkeiten diagonal hinter dem halbrechten Ballungsraum einbringen würde. Es gab zu Beginn seiner Zeit schon den einen oder anderen Auftritt unter Hecking, bei dem der ehemalige Dortmunder in derartige Aufgaben mit seiner ambivalent überengagierten Art effektiv eingebunden wurde. Auf der linken Seite sähe eine solche Ausrichtung eine etwas defensivere Ausrichtung für Rodríguez vor, der sich auf Absicherung beschränken und dabei häufig stabilisierend in den ballfernen Halbraum einschieben könnte. Als optionale Variante wäre eine solche Hybridformation auch mit nominell defensiverem Personal über die Aufstellung des zunächst noch verletzten Guilavoguis möglich, um beispielsweise zwei nominelle Sechser sowie zusätzlich de Bruyne und Arnold einzusetzen. Bei diesen Varianten zeigt sich das generelle Potential, dass sich Wolfsburg für wie auch immer genau geartete Rautenanordnungen bietet.

Die Dreierkette als Variante?

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Das Lübecker Aufstiegssytem mit Mischkette. Eine aufrückende Rolle zwischen breiten Innenverteidigern wäre als asymmetrische Abwandlung der unten vorgestellten Varianten mit Luiz Gustavo möglich.

Bei Formations- oder Systemalternativen gehört natürlich auch die Dreierkette als Option erwogen. Gerade aufgrund des Stabilitätsfokus, der die Wolfsburger mit zunehmender Dauer der Hinrunde prägte, scheint eine solch klare Veränderung der Ausrichtung auch als Alternative eher unwahrscheinlich. Zudem nutzte Hecking eigentlich erst an zwei Stellen in seiner Karriere diese Methode wirklich bewusst mit System – es war jeweils zu Beginn, beim VfB Lübeck. Den Aufstieg aus der Regionalliga Nord in die Zweitklassigkeit erreichte seine Mannschaft mit einer ungewöhnlichen 3-5-2-Hybridformation, die sehr offensiv ausgerichtet und aufgrund der weitläufigen aufrückenden Bewegungen des etwas erhöhten Zentralverteidigers meist gar nicht mehr als solche zu erkennen war. Weniger unorthodox zeigte sich das 5-3-2/3-5-2, das Hecking bei den Norddeutschen etwa zwei Jahre später für eine Phase von einigen Monaten gelegentlich anwenden sollte – auffällig wurde es vor allem bei der knappen Pokal-Halbfinalbegegnung gegen Doublesieger Bremen. Zwar konnten durch einrückende Bewegungen eines Flügelverteidigers neben die variable Dreifach-Sechs situative 4-4-Stellungen gegen den Ball generiert werden, doch ansonsten wurde das System von soliden und unspektakulären Abläufen bestimmt.

Über 10 Jahre ist das nun her – viel deutet also nicht auf eine Wolfsburger Dreierkette in der Bundesliga hin. Ein Punkt, der jedoch durchaus dafür sprechen könnte, ist allerdings die zunehmende Zahl anderer Mannschaften, die in dieser Spielzeit bereits eine solche Formation angewandt haben. Bei vielen Teams waren es vor allem einzelne Partien, in denen sie sich besonders an den Gegner anpassten, doch neben Guardiolas Bayern, gegen die der VfL die Liga am Monatsende wieder eröffnen wird, über lange Phasen hat sich beispielsweise Schalke unter di Matteo – wenngleich in gänzlich anderer Art – ein solches Prinzip zu eigen gemacht. Gegen Mannschaften mit Dreier- oder Fünferkette könnte Hecking also doch ebenso auf eine solche Defensivreihe umstellen, um seine typischen Spiegelformationen – wenngleich nicht mehr ganz so dominant wie noch in Nürnberg – und die damit verbundenen Mannorientierungen als Grundelement der Verteidigungsreihe besser anwenden zu können. In der Hinrunde hatten die Wolfsburger aufgrund der verschiedenen Flügelbesetzungen große Probleme mit den Zuordnungen gegen die Gelsenkirchener, was in einem zwischenzeitlichen 0:3-Rückstand endete.

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Hypothetische Dreierketten-Alternative mit Doppelspitze

Wie könnte nun eine solche Wolfsburger 3-5-2-Anordnung aussehen und funktionieren? Ein gewisses Problem ergäbe sich zunächst einmal bei der dritten zentralen Verteidigerposition neben Naldo und Knoche, für die Wolfsburg nicht ganz optimal besetzt ist. Mit Timm Klose gäbe es eine stabile Variante, mit Jung eine im Aufbau unterschätzte, aber insgesamt etwas verrückte Überlegung. Prominent dürfte sicherlich eine Aufstellung mit Ricardo Rodríguez als Halbverteidiger sein, jedoch ist der Schweizer in diesem Fall eine ambivalente Personalie. Eigentlich ist ihm von seinem Raumveständnis her eine aufrückende Rolle durchaus zugeschnitten, doch aufgrund seines Rhythmus und der Anlage seiner Dynamik könnten Probleme entstehen, gerade in etwas bedrängten Kontexten zu den dominanten Wing-Backs. Interessant wäre noch der spielerisch unterschätzte und ansonsten recht solide, wenngleich wenig strategische Marcel Schäfer, während Christian Träsch einige gute Synergien erzeugen könnte, aber in seinem Bewegungsspiel zu hektisch ist. Die beste Möglichkeit dürfte somit gar in der Aufstellung eines der eigentlichen Sechser in der Abwehrreihe bieten, was zudem die Möglichkeiten für weitere formative Umformungen mit sich brächte. Leicht ließe sich daraus eine Mischkette mit breiten Innenverteidigern, aufrückendem Sechser und unterschiedlich hohen Außenspielern sowie konsequenten Folge-Asymmetrien erzeugen, was dem eingangs erwähnten Lübecker Vorbild sehr ähnlich wäre.

Als Ausgleich zum Sechser in der Dreierkette ließe sich einer der beiden Posten vor der Abwehrreihe mit einer offensiveren Lösung wie beispielsweise Arnold – nachdem Klich leider keine wirkliche Chance erhielt – oder direkt in 1-2-hafterer Aufteilung besetzen. Gegenüber der Halbverteidiger-Causa sind die Wolfsburger auf den Flügelpositionen besser aufgestellt und könnten hier interessante Dynamiken entzünden. Dies liegt weniger an den üblichen Kandidaten für die defensiven Flügel, als vielmehr den Optionen, die vor allem die Offensiven Vierinha und Perisic – alternativ Caligiuri – bieten würden. Bei genügend Stabilität und Formkraft der Ballzirkulation ließe sich eine vielseitige und gefährliche Einbindung dieser Akteure erreichen. Mit ihren bewegungsflexiblen und durchaus weiträumigen Ausrichtungen ist ein breites Spektrum unterschiedlicher Aktionsmuster gegeben – von tiefen Einbindungen, über diagonale Szenen oder Flügeldurchbrüche bis hin zu gefährlichen Läufen in Richtung Strafraum. Beispielsweise könnte Perisic seine vereinzelten, halbbewussten, aber gut angelegten und Unwucht erzeugenden Einflüsse ausleben. Jung wäre dagegen die solidere, zuverlässige und durchbruchsstarke Alternative, ebenso wie Rodríguez auf dem gegenüberliegenden Flügel, und Olic der exotische Vorschlag.

Neben de Bruyne gäbe es in dieser Ausrichtung noch zusätzlich Platz für einen weiteren Offensivakteur wie beispielsweise Hunt, wobei auch die Aufstellung zweier Stürmer im 3-4-1-2/3-3-2-2 nicht vergessen werden sollte. Aufgrund der arbeitsamen Spielweise von Olic und den vielen weiträumig ausweichenden Bewegungen Bendtners sollte dies kein Problem darstellen, zumal beide sehr effektiv balancierende und zuarbeitende Aufgaben in einem solchen Duo übernehmen könnten. Auf Bas Dost trifft dies nicht in derartigem Ausmaße zu, doch würde ihm erhöhte Bewegung in seinem Umfeld entgegen kommen, entlasten und seine klare, effektive, durchaus engagierte Spielweise neben wühlenden, aktiveren Partnern betonen. Zudem sind auch seine Ablagen nicht zu vergessen, mit denen er andersherum de Bruyne und Co. unterstützen kann. Diese Ausrichtung würde den gleichzeitigen Einbau vieler der Wolfsburger Offensivakteure ermöglichen und dabei auch das kollektive Aufrücken zur Herstellung zusätzlicher Optionen erhöhen – zwei wichtige Vorteile einer solchen Dreierketten-Idee. Daneben bleibt die Möglichkeit der Nutzung von effektiver und zielgerichteter Effektivität über die Flügel sowie die Strafraumpräsenz, da man mit zwei Stürmern, zwei hohen Außenspielern und einer dominant nachrückenden Dreierkette viel Druck in der gegnerischen Hälfte aufbauen könnte.

Fazit

So interessant sie auch wie die anderen Varianten ist, wird man eine Dreierkette wohl nicht zu sehen bekommen. Der wichtigere Aspekt aus Wolfsburger Sicht gegenüber diesen alternativen Vorschlägen in ihrer theoretischen, hypothetischen Natur liegt in der Verbesserung der genannten Präsenz- und Offensivprobleme sowie der damit zusammenhängenden Ausrichtungen der Sechser, die der ansonsten starken und bisher erfolgreichen Mannschaft noch Schwierigkeiten bereiten – wenn es gelingt, wäre ein noch besseres Spiel möglich.

Anmerkung: Bewusst wurde darauf verzichtet, Junior Malanda in diesen Text konkret einzubeziehen. Eine solche menschliche Tragödie konnten und wollten wir weder auf analytische noch spekulative Art und Weise thematisieren. An dieser Stelle drückt die gesamte Redaktion ihre Trauer und ihr Mitgefühl für alle Beteiligten, insbesondere für die Freunde und Familie Malandas aus, den wir als Fußballer immer sehr gemocht haben.

NanLei 29. Januar 2015 um 11:21

Und in Deutschland wird zu viel darüber selbst kritisiert. Als Ausländer wird jeder bestätigen, Deutschland ist nicht nur Vorreiter in Bekämpfung von Rassismus, sondern viel offener als Amerika Osteuropa und Asien. Wenn irgendwo Rassismus gibt, dann nicht so sehr in West Deutschland. Vereinzelte Fälle in Ostdeutschland ist nicht schön aber unvermeidbar. Bei Auswärtsspielen einfach hinfahren und wieder wegfahren, sonst kann eigentlich nichts schiefgehen. In Amerika war es im Süden viel gefährlicher als jetzt im Osten von der Elbe und zugleich nördlich vom Main.

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NanLei 28. Januar 2015 um 14:40

Liegt am Programm. Wenn man einen alten Browser hat oder den Cookie nicht hat, dann erscheint anti spam überm Kommentar. wenn dann auf Senden button geklickt wird, dann wird zwar abgesendet, aber der Beitrag kommt nicht an.

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HK 28. Januar 2015 um 13:47

Da wir schon bei konstruktiver Kritik sind (mehr oder weniger):
Lieber TR, Deine Texte sind stilistisch teilweise wirklich schwer verdaulich. Siehe dazu auch die gut gemachte und amüsante Autorenauswertung die ein User zum Adventskalender verfasst hat. Vor allem das Bemühen alle irgendwie greifbaren Sachverhalte in einem Satz zu bündeln, macht das oft schwer leserlich.
Mein alter Deutschlehrer sagte dazu immer: „Mehr Hemingway, weniger Thomas Mann.“

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Rasengrün 28. Januar 2015 um 18:28

Form und Inhalt sind nicht beliebig austauschbar. Deutschlehrer sollten das wissen. Es mag anstrengender zu lesen sein, aber man ist dafür auch näher dran an dem, was im Kopf des Analysten abläuft.

Soll heißen: Ich mag’s.

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Peda 29. Januar 2015 um 08:18

Dasselbe habe ich mir auch bei seinem Interview mit Cavanis Friseur gedacht.

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Ronny 28. Januar 2015 um 12:30

Ich frage mich, warum ihr meinen Beitrag nicht veröffentlicht habt, anscheinend ist konstruktive Kritik auf dieser Seite wohl unerwünscht 🙁

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Badstuber 28. Januar 2015 um 12:55

Bei mir wurden auch schon einige Beiträge, die etwas kritischer waren (nicht beleidigend oder so was) nicht veröffentlicht. Ist hier leider so.

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RM 28. Januar 2015 um 13:18

Kann sein, dass es der Server fraß oder beim Captcha falsch eingegeben wurde, woraufhin der Beitrag nicht ankam oder so. Aber wir löschen nichts außer extrem Beleidigendes, wobei wir auch da viel durchlassen, wenn es sich nicht auf andere als die Autoren bezieht. Man könnte übrigens auch einfach mal fragen, ob wir den Beitrag bekommen haben und erst danach uns Kritikzensur unterstellen.

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NanLei 28. Januar 2015 um 10:07

Wird Guilavogui oder Luis Gustavo Malanda ersetzen können. Alle haben nach dem ersten Spieltag Malanda vorgeworfen die 100 prozentigen nicht gemacht zu haben, jetzt ist er nicht mehr am Leben. Manchmal soll man immer mal dran denken dass man auch 100 prozentige Torchancen vergeben darf. Zhang ist ein Fehleinkauf genau wie Shao Yang Chen Hao und alle sonstige. Von allen Asiaten haben Japaner Koreaner eine härtere Mentalität. Die Mentale Stärke und der Wille führt beim Fußball zum Erfolg. Im Reich der Mitte sind die Einzelkinder Zhang und Co zu sehr verwöhnt vom Elternhaus und Korruption in der Liga. Sinnvoller wäre Zhi lam in Hamburg oder damals in Pauli gefördert. Es gäbe genug Chinesisch Stämmige Spieler in ABCdef Jugend. Auch Bezirk oder Kreisliga. Alle hier in Deutschland zur Schule gegangen und alle schon mit deutschem Pass ausgestattet. Sie sind gleichwertig wie die Zhang und Cos. Man kann sie aber besser bringen weil sie keine Eu Ausländer sind, Zhang zählt als einer von drei. Ich würde lieber Geld ausgeben für zehn Kagawa Chol Koo Cheul Lee Park oder Kim als einen Zhang, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen sondern auch aus Effizienz. Marketingtechnisch reicht es wenn ich wie bei Bayern Yingli Solar als Sponsor an Land ziehe. Ich könnte auch einen Ausrüster von dort holen Peak 361 Antar usw anstatt irgendwelche Bankwärmer. Dieter Hecking muss auch kein Chinesisch sprechen, Zhang versteht eh nichts. Ich könnte im Training alles sagen und er versteht nur Bahnhof. Sein Deutsch muss nicht nur katastrophal sein wie seinen Fußball sondern noch schlechter.

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Arlisin 29. Januar 2015 um 09:46

Wow so viel Rassismus in einem Post…

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NanLei 29. Januar 2015 um 10:43

Es wäre schon schön wenn sie besser wären, aber leider enttäuschen sie nicht nur ihre Landleute sondern auch noch das ganze Volk. Rassismus wäre zu sagen, die eigene Nationalmannschaft wäre im 100 prozentigen Sinn wegen des eigenen Volkes besser. Im Gegenteil ich verteidige nur die echt guten Spieler. Die Anerkennung ist einfach größer als die eigene Nation. Alain Perrain hat sicher gegen Australien mit 0 zu 2 verloren, aber Südkorea steht gegen Australien im Finale. Japan ist erst im Elfer schießen raus, das Ergebnis sagt alles.

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