Argentinien – Schweiz 1:0 n.V.

In einem schwer verdaulichen Spiel mit wenig taktisch interessanten Aspekten setzte sich Argentinien am Ende verdient in der Verlängerung durch. Das Spiel war geprägt von Individualismus und den unterschiedlichen Umsetzungen der beiden 4-2-3-1/4-4-2-Formationen.

Grundformationen

Grundformationen

Beide Mannschaften traten ohne große Überraschungen an. Argentiniens Trainer Alejandro Sabella ersetzte den verletzten Sergio Aguero durch Ezequiel Lavezzi positionstreu. Lavezzi ist ein intensiverer Spieler, der eher über seine Athletik kommt, aber auch technisch und im Dribbling stark ist. Er sollte nach den schwachen defensiven Leistungen in den bisherigen Spielen eventuell auch für mehr Bissigkeit im Pressing sorgen. Ansonsten vertraute er den Spielern, die bisher in der 4-4-2-Raute gesetzt waren. Im Tor stand wie üblich Sergio Romero. Auf rechts spielte Pablo Zabaleta als Außenverteidiger, sein Pendant auf links gab Marcos Rojo. Die Innenverteidigung bildeten Ezequiel Garay und Federico Fernandez. Das Mittelfeld setzte sich aus Angel di Maria, Javier Mascherano, Fernando Gago sowie Lionel Messi zusammen, wobei Letzterer wieder in seiner ureigenen Mischung aus spielgestaltendem Zehner und falscher Neun glänzen sollte. Gonzalo Higuain agierte als zentraler Stürmer.

Die Schweiz spielte eine 4-4-2/4-2-3-1-Anordnung, mit der sie sich wohl zunächst auf Defensivstärke und Konter konzentrieren wollten. Vor Torwart Diego Benaglio sollten Fabian Schär und Johan Djourou die Innenverteidigung bilden. Mit Stephan Lichtsteiner und Ricardo Rodriguez waren potentiell offensivstarke Außenverteidiger aufgeboten. Kapitän Gökhan Inler und Valon Behrami agierten als Doppelsechs und wurden eng von Granit Xhaka und Admir Mehmedi flankiert. Josip Drmic und Xherdan Shaqiri besetzten das offensive Zentrum.

Die Abkehr von der Raute

Aufgrund des positionstreuen Wechsels im Sturm war vor dem Spiel mit der Raute bei den Argentiniern zu rechnen. Diese interpretierten ihre Formation jedoch zu Beginn als einen Hybriden aus 4-3-3 mit Higuain links, Messi zentral und Lavezzi rechts und flachem 4-2-4/4-4-2. Angel di Maria wich von seiner potentiellen Halbposition weit auf die linke Außenbahn aus und orientierte sich nach vorne, während die drei Offensivspieler nach rechts rückten. Sobald Messi seine typischen zurückfallenden Bewegungen zeigte, konnte so auch ein 4-2-1-3 entstehen. Mit dem Verlauf der Partie festigte sich dieses 4-2-4/4-2-1-3. Dies war den Eigenarten der Schweizer Defensivformation geschuldet.

Auf die Orientierung kommt es an – Variationen des 4-4-2

Die Schweizer traten als defensiv als kompakter Block auf, der positionstreu und ballorientiert verschob. Im Spielaufbau der Argentinier orientierte sich der leicht seitlich und vertikal hängende Stürmer Shaqiri an Mascherano, während die zentrale Sturmspitze die Argentinier auf die Seiten leitete. Dieses Leiten wurde durch eine horizontal extrem enge Staffelung der Viererketten unterstützt. Kam der Pass zum argentinischen Außenverteidiger wurde kompakt mit dem Mittelfeld und dem eigenen Außenverteidiger nachgeschoben, um den Ballführenden dort zu isolieren, den Ball zu gewinnen und schnell umzuschalten. Als Vorbereitung für die potentiellen Ballgewinne orientierten sich Shaqiri und Drmic in der Folge an den gegnerischen Innenverteidigern, um mögliche Rückpässe zu belauern und Anspielstationen in der Tiefe zu bieten. Diese Positionen wurden auch gehalten, wenn Argentinien weiter aufrücken und die Schweizer Viererketten so an den eigenen Strafraum zurückdrängen konnte. Dies gelang mithilfe von Überladungsangriffen, insbesondere auf dem rechten Flügel, sehr häufig. Die Stürmer verloren den Kontakt zum Defensivblock – es entstand ein 4-4-(0)-2. Da die Innenverteidiger zur Sicherung im Zentrum verblieben, schoben die Schweizer maximal mit drei Spielern auf den Flügel. Mit Messi, Gago, Zabaleta und Lavezzi sowie dem situativ helfenden di Maria gelang es den Argentiniern dort konstant Überzahl herzustellen. Es fehlten jedoch die Verbindungen ins Zentrum. Die tendenzielle Überzahl wurde fast nie in Kombinationen überführt. Stattdessen gab es vertikale Vorstöße Zabaletas und Dribblings von Messi und di Maria, um Raumgewinn zu erzielen. Argentinien kam so über die 120 Minuten auf Moyes-verdächtige 56 Flanken, die jedoch nie zu echter Gefahr führten.

Im Gegensatz zu den positionstreuen und kompakten Schweizern verteidigten die Argentinier sehr mannorientiert und improvisiert. Nach Ballverlusten wurde ballnah aggressiv nachgesetzt, um den Ball zurückzuerobern. Es gab jedoch kaum Bemühungen der ballfernen Offensivspieler, Kompaktheit herzustellen. Die Viererkette und die Doppelsechs aus Mascherano und Gago versuchten stattdessen lokale Kompaktheiten um die Schweizer Gefahrenherde aufzubauen. Dies führte teilweise zu irrwitzigen freien Räumen, die jedoch in Kombination mit dem lokalen Druck auf dem Ballführenden zu vielen überhasteten und unplatzierten Vertikalpässen führten, die von den Argentiniern in Überzahl ausgesammelt werden konnten. Die einzigen Ausnahmen waren die Läufe von Shaqiri aus dem Zentrum in die Räume hinter dem aufgerückten Zabaleta. Solche Freiraumangriffe sind ein bewähtes Mittel gegen Mannorientierungen. Nach der erfolgreichen Verarbeitung gelang es den verbleibenden Argentiniern jedoch meist, Shaqiri nach außen zu leiten und dort zu isolieren. Hierbei kam ihnen der große Abstand zwischen den Schweizer Viererketten und Stürmern zu Gute.

Mascherano und Gago nutzten diese freie Zone, ließen sich weit zurückfallen und bewegten sich viel. Durch den extremen Fokus auf Flügeldurchbrüche konnten sie Flügel zwar selten verbinden, durch ihre absichernde Position und das gelegentliche Zurückfallen beispielsweise von di María und Messi hatte der Favorit trotz der Offensivprobleme zumindest eine gute Absicherung. Daher konnte die Schweiz kaum Konter auslösen. Die Doppelsechs stellte die Verbindungen für Vertikalpässe auf die Tiefe gebenden Stürmer zu. Die Außenverteidiger konnten etwas breiter agieren und die Seiten kontrollieren. Dies führte zu längeren Phasen gefühlter Dominanz.

Mehr Potential schienen Angriffe aus dem Aufbau für Hitzfelds Team zu bieten. Auf links wurde Mehmedi einige Male vom herüber rochierenden Shaqiri unterstützt. Mit Inler war auch der spielstärkere Sechser auf dieser Seite. Im Raum hinter den hohen Messi und Lavezzi hatten sie hier einige Kombinationsansätze, die sie jedoch zu selten Ausspielen konnten.

Kleinere Anpassungen Sabellas ohne Effekt

Die auch in Überladungssituationen zu individuelle Spielweise mit dem Flügelfokus der Argentinier konnte Sabella nicht gefallen. Messi ließ sich deshalb vermehrt fallen um Läufe und Dribblings durch die Mitte zu initiieren. Aufgrund der Kompaktheit der Schweizer, musste er jedoch nach dem Zurückfallen durch beide Viererketten brechen, was selten gelang. Er nutze jedoch das diagonale Andribbeln sehr geschickt, um die horizontale Kompaktheit der Schweizer noch weiter zu forcieren und bessere Flankenpositionen nach Diagonalpässen auf die Flügel zu schaffen. Die Qualität der Flanken konnte dies jedoch kaum verbessern. Hierbei kam auch zu tragen, dass Lavezzi und di Maria nun konstant auf der jeweils anderen Seite agierten, wohl auch um mit ihrem stärkeren Fuß besser in die Mitte zu ziehen, Pässe zu spielen oder abschließen zu können.

In gewisser Weise litt Messi unter dem klassischen Spielmacherproblem bei einem tiefen und kompakten Gegner sowie einem schwachen Bewegungsspiel der eigenen Mannschaft: Steht er zu tief, hat er hat kaum Anspielstationen nach vorne und wird dadurch oft nach hinten zurückgedrängt; steht er zu hoch, erhält er den Ball nicht und seine Mannschaft hat keine Verbindung aus der Abwehr nach vorne.

Die ersten Wechsel

Wie bereits zum Ende der ersten Halbzeit mussten die Schweizer nach etwa 60 Minuten dem enormen Aufwand, den ein positionstreues ballorientiertes Verschieben als kompakter Block mit sich trägt, Tribut zollen. Hitzfeld reagierte deshalb mit der Hereinnahme von Gelson Fernandes für den bereits verwarnten Granit Xhaka. Dies war wohl auch eine Maßnahme gegen die vermehrten Vorstöße von Linksverteidiger Rojo, der nach den Überladungen auf rechts allein die Breite auf links bereitstellte und als Option nach Verlagerungen diente. Später kam noch Haris Seferovic für Drmic, der mit fortlaufender Zeit seine Bemühungen im Pressing immer weiter reduzierte.

Auf argentinischer Seite bedeutete die Hereinnahme von Palacio für Lavezzi einen dauerhaften Seitentausch von di Maria auf die rechte Seite und eine etwas tiefere Position der Flügelstürmer. Ersterer hatte vorher recht regelmäßig die Seiten gewechselt, um zwischen Überladungen der rechten Seite und Dribblings und Flanken über die linke Seite zu variieren. Insgesamt agierten beide Flügelstürmer etwas tiefer, so dass nun eine 4-2-3-1-artige Formation entstand.

Die Nachspielzeit

Asymmetrische Formation der Argentinier in der zweiten Hälfte der Nachspielzeit mit hervorgehobener variabler Besetzungszone

Asymmetrische Formation der Argentinier in der zweiten Hälfte der Nachspielzeit mit hervorgehobener variabler Besetzungszone

Angesichts der Offensivprobleme beider Teams kam die Verlängerung nach torlosen 90 Minuten wenig überraschend. Zu simpel und mit zu wenigen Synergien gestalteten sich die Angriffsbemühungen auf beiden Seiten. Nach einer kurzen Drangphase der Schweizer zu Beginn der Verlängerung gelang Sabella mit dem Seitenwechsel jedoch die erfolgreiche Umstellung.

Basanta für Rojo und Biglia für Gago waren zwar zwei positionsgetreue Wechsel, sie erzeugten jedoch eine kleine Asymmetrie, die taktisch interessant ausgenutzt wurde und letztendlich sogar zum Siegtreffer führen sollte. Biglia spielte etwas weniger balancierend als Gago, so dass durch seine halbrechte und Mascheranos zentrale Position der linke zentrale Halbraum in Argentiniens Formation verwaiste. Da dieser Raum auch von den Schweizern freigelassen wurde, konnte Argentinien hier durch zurückfallende und eingerücktere Bewegungen von Palacio oder ein Aufrücken von Garay etwas Durcheinander in die Herausrückbewegungen des Schweizer Pressings bringen und somit Messi zwischen den Sechsern der Schweizer bedienen. Di Maria positionierte sich derweil rechts etwas höher, um direkt in die Schnittstellen zu für Vertikalpässe zu starten.

Das Tor fiel letztendlich durch eine Ballrückeroberung von Palacio im besagten Raum gegen den herausgerückten Lichtsteiner, die er auf den sofort diagonal startenden Messi weiterleitete. Dessen Dribbling zog die Viererketten zusammen – di Maria vollendete vom Strafraumeck. Eine schöne Zusammenfassung aller taktischen Kniffe dieses Spiels.

Fazit

Es war eine zähe, trotz des engen Ergebnisses wenig spannende Partie. Argentinien war in der ersten Halbzeit etwas schwächer als die Schweizer und hatte Probleme die strategisch wichtigen Räume in den Halbräumen und zwischen den Viererketten zu bespielen. Über die Flügel wurden sie vom positionsorientierten Schweizer 4-4-2 isoliert. Später kamen die Argentinier aber mit ein paar Umstellungen und der Erschöpfung der Schweizer immer besser ins Spiel. Sie dominierten die zweite Halbzeit der regulären Spielzeit und der Verlängerung, wofür sie in der 118. Minute mit der Führung durch di Maria belohnt wurden. Die Schweiz hatte zwar noch zwei große Chancen, die sie jedoch nicht nutzen konnten. Argentinien darf sich bei Messi für das Weiterkommen bedanken.

Maturin 2. Juli 2014 um 16:29

Ich fand die Partie auf Grund persönlicher Vorlieben natürlich interessanter und spannender als TW, aber deine Sicht kann ich nachvollziehen.

Generell sehe ich bei Argentinien übrigens einen positiven Trend. Das 4-2-3-1 war defensiv stabiler, wenn auch nicht perfekt und offensiv besser als das 5-3-2, dass ist für Sabella viel wert. Offensiv war das noch zu wenig kombinativ, aber auch schwierig da die Schweiz sehr eng verteidigt und die Flügel für Argentinien bei tiefstehenden Mannschaften traditionell schwierig zu bespielen sind.

Ich fand Rojos Flanken z.B. erstaunlich gut, aber es ist ja maximal ein Abnehmer da. Und auch invers hilft es Argentinien nicht, da die Abschlussversuche da nur unpräzise stattfinden und Di Maria halt wirklich nur einen linken Fuss hat.

Gegen weiter aufrückende Mannschaften sollte man mehr Platz erhalten und bessere Chancen bekommen, was die Mannschaft potentiell gefährlicher macht, auf Dauer muss aber irgend ein Trainer mal ne möglichkeit finden den Flügel so zu überlagern, das man mit Rücklagen von der Grundlinie arbeiten kann, dann wird das in solchen Partien auch einfacher den Durchbruch zu schaffen.

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FAB 2. Juli 2014 um 13:33

Ich glaube in einem Spiel Deutschland gegen Argentinien mit der Regel, dass das Spiel erst bei einem Torerfolg endet, spielen nach etwa 4 Stunden nur noch Di Maria gegen Thomas Müller, weil der Rest schon mit Krämpfen vom Platz getragen wurde.

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TW 2. Juli 2014 um 13:38

Hey, Du vergisst Christoph Kramer. Der würde auch nach 12 Stunden noch spielen. Ich glaube aber, dass das Spiel den Deutschen gut liegen würde. Argentinien bietet ja durchaus Räume an, die Deutschland gerne bespielt. Mascherano und Co. würden sicher mal eine kleine Lücke anbieten, die Lahm, Özil, Kroos und Müller dann nutzen können.

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FAB 2. Juli 2014 um 13:44

Stimmt, ich sehe in einem solchen Duell Deutschland auch im Vorteil, wollte aber die beiden in einem Zusammenhang bringen, weil es mich einfach beeindruckt, wie sämtliche durchtrainierte Athleten irgendwann in der Verlängerung zusammenklappen und die beiden bis zur 120 Minute herumhüpfen wie die jüngsten Rehe …

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Mi 2. Juli 2014 um 14:22

Die haben keine Museln, also kann bei denen nichts zugehen. Ist ein riesiger Vorteil!

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Isco 3. Juli 2014 um 11:34

Im Gegensatz wäre allerdings Di Maria gegen Höwedes unter Umständen ganz witzig 😉

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HW 2. Juli 2014 um 13:07

@TW

Frage zur Formation von Argentinien. Du Schreiber ja, dass Aguero positionstreu ersetzt wurde und die Formation sich nicht andere. Dazu sprichtst du von der Raute, die bisher gespielt wurde. Für mich, und deine Grafik liefert den selben Eindruck, hat Argentinien aber eindeutig von der Raute (oder 4-3-3 mit Messias Freirolle) zum 4-2-3-1 umgestellt. Das ist für mich ein größerer Umbau.

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HW 2. Juli 2014 um 13:10

Okay, ich muss meine Aussage etwas korrigieren. Du schreibt natürlich nur, dass Argentinien, bis auf besagte Spieler, auf die gleiche Elf setzte, nicht zwingend auf die gleiche Formation.

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TW 2. Juli 2014 um 13:33

Der folgende Abschnitt heißt ja nicht umsonst „Abkehr von der Raute“ 😉

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Markus 2. Juli 2014 um 11:32

Ich finde der Artikel zeichnet tatsächlich ein falsches Bild. Die Schweiz hat es geschafft, mit Argentinien auf Augenhöhe zu spielen. Klar, die Argentinier hatten 70% Ballbesitz und ein Schussverhältnis von 15-5 spricht oberflächlich gesehen eine klare Sprache. Aber an den wirklich gefährlichen Aktionen gemessen, war das Spiel doch ausgeglichen und deshalb sollte die Schweiz gelobt werden (war ja ein krasser Aussenseiter)…

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TW 2. Juli 2014 um 11:51

Vielleicht hatte ich ja falsche Vorstellungen, aber für mich war die Schweiz aufgrund der Probleme der Argentinier kein krasser Aussenseiter. Ich lobe das 4-4-2 ja auch im Hinblick auf seine defensive Stabilität, das gute und kompakte Verschieben sowie die Zentrumskontrolle – tatsächlich das gruppentaktische Highlight der Partie.

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HW 2. Juli 2014 um 13:02

Ich hatte vor dem Spiel Schwierigkeiten einen Favoriten zu benennen. Die Schweiz war vorher nicht besonders konstant und Argentinien abhängig von einigen wenigen Spielern. Auch wenn unser Nachbarland taktisch besser eingespielt ist, so sind sie trotzdem abhängig von Shaquiri (richtig geschrieben?). Dagegen ist die individuelle Klasse bei Argentinien auf vielen Positionen besser, wenn die also halbwegs ordentlich zusammenspielen, sind sie auch ein Favorit gegen die Schweiz.

Da man aber bei beiden Teams nicht genau wusste wie gut sie sich präsentieren würden, war’s für mich ne 50:50 Sache. Beide Teams sind nicht die Überflieger, entschieden hat es am Ende ein Moment in dem Messi freie Bahn hatte.

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Ron 2. Juli 2014 um 17:09

Ein Moment, der nach einem taktischen Foul SCHRIE! 😉

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OJDD 4. Juli 2014 um 07:25

Genau! Selbst wenn es Rote gegeben hätte, wann sonst außer in 118. Minute könnte man sich sowas erlauben…

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Peda 2. Juli 2014 um 13:24

Die Schweiz hat es geschafft, mit Argentinien auf Augenhöhe zu spielen.

Genau so wie bereits der Iran, Bosnien und Nigeria – und genauso wie bereits der Iran, Bosnien und Nigeria ist die Schweiz an einem Geistesblitz des ansonsten – höflich ausgedrückt – zurückhaltenden Messis gescheitert. Wofür sollten sie also in diesem Spiel ein besonderes Lob erhalten?

Ich kann die Kritik an TWs Artikel absolut nicht nachvollziehen:
Die Schweiz spielte unter Hitzfeld gute 60 Partien lang denselben Stiefel, bei Argentinien weiß man nicht so recht wer jetzt eigentlich wem Anweisungen gibt… da hielte ich es eigentlich für schlimmer, wenn man diese Schonkost im Nachhinein auch noch teuer verkaufen wollte.

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RK 2. Juli 2014 um 10:15

Schade, neben vielen hervorragenden Artikeln auf SV ist dies ein ziemlich schwacher. Man kommt als Leser nicht um den Eindruck herum, dass es eine lästige Pflichtaufgabe war, diesen Text zu schreiben. Im Gegensatz zum Herzblut, mit dem sämtliche „Kleinen“ in den Achtelfinals aufgetreten sind.

Klar, neue taktische Formationen sind immer spannender als altbewährtes, dass man schon x-mal gesehen hat. Aber es gilt immer noch, jene Formation zu finden, die am besten zur Mannschaft passt, und das ist sowohl bei Argentinien als auch bei der Schweiz die Viererkette – auch wenn hier die Dreierkette neuerdings als hip gilt. Hätte man das Spiel nicht gesehen und liest man nur diesen Artikeln mit Beschreibungen wie „zäh“ und „schwer verdaulich“, würde man vermuten, dass es ein 0:0-Spiel ohne Intensität und ohne jegliche Torchancen gewesen sei, dem war aber nicht so. Da wird ein falsches Bild gezeichnet. Auf der einen Seite zeigte Benaglio mehrere (notwendige) Klasseparaden, auf der anderen Seite wurde u.a. von Xhaka und Drmic hochklassige Möglichkeiten versiebt. Nach dem 1:0 war das Spiel nicht einfach fertig, die Riesenchance von Dzemaili mit Pfostenschuss wäre eine Randbemerkung wert gewesen. Ausdrücke wie „schwer verdaulich“ sind hier völlig unpassend – man kann es dem Underdog mit beschränktem Spielerreservoir ja nicht vorwerfen, dass er defensiv eingestellt ist und auf seine Kämpfer und Beisser setzt, zumal kaum pressingresistente Spieler vorhanden sind.

Ausserdem gab es auch in diesem Spiel einige taktische Aspekte, die der Artikel gar nicht erwähnt hatte: Zum einen war es offenbar ein Ziel der Schweiz, viele Freistösse herauszuholen – Shaqiri liess sich jeweils leicht fallen – um dann vermeintliche Vorteile bei Kopfballduellen (z.B. Schär) ausspielen zu können. Interessant wäre es auch gewesen, etwas über die eigenartige Zonenverteidigung der Schweizer bei gegnerischen ruhenden Bällen zu lesen. Da war die Mannschaft schon in den vorangegangenen Partien verwundbar. Was sind die Probleme dieser Verteidigungsart? Fehlt hier der verletzte Abwehrpatron Von Bergen? Auch das Duell Messi vs. Behrami wäre erwähnenswert, immerhin war der Floh gegen Ende sehr genervt.

Der Substanzverlust der Schweiz wurde beschrieben, hier würden mich als Leser die Laufleistungen interessieren. Welches Team hat mehr Kilometer abgespult, oder beispielsweise ein Vergleich Messi-Shaqiri. Hätte es für Hitzfeld andere Wechseloptionen als Dzemaili gegeben?

Last but not least: Das war das letzte Spiel des Trainers Ottmar Hitzfeld. Ist schon schwach, dies auf einer Taktikseite, welche natürgemäss auch auf die Trainer fokusiert ist, nicht zu bemerken.

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Niki 2. Juli 2014 um 10:53

Wo du die Laufleistung ansprichst. Zwar hat das Spiel es etwas angedeutet, aber ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich es schwarz auf weiß hatte:

Messi 10,7km (niedrigster Wert der Spieler, die die volle Zeit auf dem Platz standen; Gago war 20 min kürzer drin und hat eine 1km höhere Laufleistung)
Shaqiri 14,6km (höchster Wert aller Spieler)

Die höchste Laufleistung bei Argentinien hatte Higuain (!) mit 13,5km. Im Gegensatz dazu hatten die Schweizer 5 Mann die über 13,5km gelaufen sind, davon 3 deutlich – nämlich 14,5km (Shaq, Inler, Lichtensteiner)

Zur Kritik an der Analyse: Finde ich nicht so berechtigt, da fand ich andere WM-Analysen – ohne Namen zu nennen – schon schlechter..

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leser 2. Juli 2014 um 13:27

Ne, bitte TW, benutz weiter eine lebendige Sprache!

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Maturin 2. Juli 2014 um 16:19

Ich muss ja sagen ich finde es gar nicht so schlecht, dass Messi ein wenig verhaltener agiert. Argentinien hatte bisher mit einem überdominanten Messi mehr Probleme als aktuell. Es klingt sehr abgedroschen, aber was hilft es wenn Messi sich in spielen gegen tief stehende Gegner kaputt läuft und ständig zurückfällt um dann eh nichts gewinnen zu können. So er erhält er sich die Konzentration und hat in den entscheidenden Momenten immer die Entscheidung (mit) ermöglicht.

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TW 2. Juli 2014 um 11:16

Es tut mir leid. Die Wortwahl ist tatsächlich für SV-Verhältnisse etwas zu hart ausgefallen. Aber ich bin ja noch neu und muss noch lernen, meine Gefühle beim Schreiben besser zu kontrollieren ;-).

Diese Missstimmung kam vor allem durch das völlige Fehlen gruppentaktischer Elemente zustande. Ich habe nichts gegen das 4-4-2/4-2-3-1, aber ich reagiere empfindlich auf individuellen Heroenfußball ohne Verbindungen. Wenn die Schweiz, wie im Artikel angedeutet, die riesigen Lücken Argentiniens konstruktiv bespielt hätte, wäre viel mehr drin gewesen. So wurden die Verbindungsproblme zwischen den hohen Stürmern und den tiefen Viererketten nie gelöst. Auch das für diese Taktik so wichtige Zusammenspiel der Doppelspitze (Kreuzen, Ablagen, Doppelpässe) fand nie statt.

Standardsituationen finden hier generell wenig Beachtung. Deswegen bin ich da nicht besonders drauf eingegangen. Dieses Spiel mit einer hohen Abseitslinie bei Standards ist ja recht etabliert. Es soll den Gegner zu torfernen Abschlüssen zwingen und dem Torwart eine freie Sicht und Aktionsfläche schaffen, ist aber durch die Einlaufdynamik auch schwer zu kontrollieren.

Auf das Duell Messi vs. Behrami bin ich nicht speziell eingegangen, da die Schweiz ja nicht mann- sondern positionsorientiert verteidigt hat. Das Messi bei seinem Zurückfallen vor den Viererketten stand, diese diagonal angedribbelt hat (was zu den Duellen führte) und dabei keine Durchbrüche, sondern nur verbesserte Passwinkel, erreichen konnte, erwähne ich hingegen.

Die Statistiken, auf dessen Basis ich mich stützte, findest Du hier:
http://de.fifa.com/worldcup/matches/round=255951/match=300186503/statistics.html#nosticky

Ich wollte nicht die puren Zahlen anführen, da diese durch den ungleich verteilten Ballbesitz nur schwer zu interpretieren gewesen wäre. Ich gebe zu, dass ich zu faul war, mir geeignete Umrechnungen zu überlegen und durchzuführen.

Ich verstehe nicht, wieso auf das letzte Spiel Hitzfelds eingehen sollte? Bei einem Sieg hätte es ein weiteres Spiel gegeben und Hitzfeld hat nichts dazu beigetragen, dieses Spiel als Abschlussfeuerwerk in die Geschichte eingehen zu lassen. Es kann aber durchaus sein, dass sich hier jemand findet, der diesen Anlass nutzt, um Hitzfeld ein eigenes Portrait zu widmen. Das ist sicher passender als hier noch ein paar Sätze aus dem Kontext heraus zu verlieren.

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AlexF 2. Juli 2014 um 11:17

Muss ich auch sagen, da waren andere WM-Analysen schon deutlich kürzer und weniger gehaltvoll.

Und wenn die Laufleistung keine Rolle spielt, dann sollte man sie auch nicht nennen.

Das war keine wirkliche Taktik der Schweizer, Shaquiri hat sich schlicht und einfach häufig in Situationen gedribbelt, aus denen er nicht mehr herausspielen konnte, somit nur noch die Möglichkeit hatte eine Foul zu ziehen.

Die Chance am Ende für die Schweiz wird im letzten Satz erwähnt, ist aus taktischen Gesichtspunkten aber unwichtig, da sie aus der „Taktik“ lang und weit entstanden ist.

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