Kroatien – Kamerun 4:0

Kamerun scheidet sang- und klanglos aus. Gegen Kroatien zeigen sie taktisch gute Ideen, brechen aber nach einem Gegentor und einer roten Karte ein.

Für viele Nationen heißt es bereits am zweiten Spieltag dieser Weltmeisterschaft: Tod oder Gladiolen. Im Spiel Kroatien gegen Kamerun brauchten beide Mannschaften einen Sieg oder zumindest einen Punkt, um weiter auf das Achtelfinale hoffen zu können. Kroatiens Coach Niko Kovac baute auf das 4-4-1-1-System aus dem ersten Spiel, änderte aber seine Besetzung im Sturm. Mit Sammir und Mandzukic kamen zwei physisch starke Spieler vorne rein. Sein Gegenüber, Kameruns Trainer Volker Finke, baute sein Team ebenfalls nur personell um und setzte weiter auf ein 4-3-3-System.

Grundformationen zu Beginn des Spiels.

Grundformationen zu Beginn des Spiels.

Kameruns Anpassungen

Am auffälligsten waren in der Anfangsphase die kleinen Anpassungen Kameruns im Vergleich zur ersten Partie. Gegen Mexiko zog Kamerun sich sehr früh zurück und spielte fast schon ein 6-3-1. Gegen Kroatien hingegen agierten die Außenstürmer nicht mehr derart mannorientiert gegen die gegnerischen Außenverteidiger. Choupo-Moting verfolgt auf links zwar Srna weit, auf der anderen Seite zockte Moukandjo jedoch öfter und verblieb vorne.

So agierte Kamerun in der Anfangsphase mit einem leichten Rechtsfokus. Offenbar hatte Volker Finke in dieser Seite die Schwachstelle der Kroaten ausgemacht. Rechtsverteidiger Mbia rückte weit nach vorne auf und suchte die Kombinationen mit Moukandjo und dem nach rechts ausweichenden Stürmer Aboubakar. Gerade in den ersten Minuten erzeugte Kamerun dadurch recht viel Druck. Allerdings fehlte durch das Ausweichen Aboubakars im Strafraum ein Abnehmer für die Hereingaben.

Auch im Pressing zeigte sich Kamerun im Vergleich zum schwachen ersten Auftritt verbessert. Aboubakar leitete das Pressing in erster Linie besser als der teilnahmslose Eto’o. Kamerun war vor allem bestrebt, den Spielaufbau von Kroatiens Doppelsechs fernzuhalten. Modric und Rakitic wurden mannorientiert verfolgt und sofort gestört, der Spielaufbau sollte zu den Verteidigern gelenkt werden. Matip räumte hinter den Sechsern ab, bewegte sich aber auch mal nach vorne und erhöhte damit den Druck auf das kroatische Mittelfeld.

Kroatien ohne Gnade

Kroatiens Antwort auf dieses Pressing war ein sehr direktes Spiel. Sie versuchten gar nicht erst, das offensive Mittelfeld zu bespielen, sondern setzten früh zum langen Ball an. Dabei versuchten sie besonders stark, die Flügelspieler einzusetzen. Auf rechts bewegte sich Außenverteidiger Srna oft nach vorne und bot sich als Abnehmer für die langen Bälle an. Das erlaubte wiederum Rechtsaußen Perisic, sich öfters in die Zentrale zu bewegen. Auch Linksverteidiger Pranjic ging mit nach vorne, auch wenn er nicht ganz so offensiv agierte. Die hohe Rolle der Außenverteidiger wurde von der tiefen Stellung der Doppelsechs abgefangen.

Allgemein war das Spiel der Kroaten sehr auf schnelle Durchbrüche fokussiert. Die Außenstürmer sprinteten immer wieder hinter die Abwehr und boten sich bei Flanken im Strafraum an. Wenn Kroatien auf dem Flügel zur Flanke kam, standen immer mehrere Anspielstationen im Strafraum bereit. Sammir orientierte sich etwas nach hinten, um Gefahr aus dem Rückraum zu erzeugen, während Olic, Perisic und Mandzukic die Flanke direkt ins Tor bringen sollten.

Auf dem Papier verteidigte Kamerun diese Angriffe nicht schlecht. Choupo-Moting blieb bei Srna, die Achter sorgten dafür, dass Modric und Rakitic nicht ohne Druck lange Bälle spielen können, und die Verteidiger zeigten sich kopfballstark. Vor dem 0:1 zeigte sich, wie Kroatien dank der eigenen Klasse diese Mechanismen aufheben kann. Modric spielte trotz gegnerischen Druck einen enorm präzisen Pass nach Rechtsaußen, Srna bringt ihn trotz Bedrängnis in den Sechzehner, dort lauert Perisic am kurzen Pfosten, der zu Olic am langen durchsteckt – fertig ist der Treffer. Kroatien bespielte keine alternative Route, sondern genau den Weg, den Kamerun eigentlich wollte – und trifft trotzdem.

Das Klima

Nach der Führung dominierte Kroatien das Spiel aus der Defensive. Sie wechselten hierbei hohes Angriffspressing mit einem eher tiefen Mittelfeldpressing ab. Im hohen Pressing agierten sie teilweise gar in einem 4-2-4, wobei sie den Druck auf die Innenverteidiger hochhielten. Olic zog hier manchmal in die Mitte und unterstützte seine Kollegen. Mandzukic fing allzu übermütige Vorstöße von Olic intelligent ab und besetzte die vakante linke Seite.

Trotz einiger aggressiver Phasen war das Spiel allerdings von einem eher langsamen Tempo geprägt. Die hohe Luftfeuchtigkeit im tropischen Manaus machte sich bemerkbar. So rückten beide Teams doch eher vorsichtig und verhalten nach. Kamerun kam nach dem Gegentor weiter über die rechte Seite, Song rückte nun dort ebenfalls etwas weiter auf. Kroatien wiederum setzte auf lange Bälle, von nun an gerne durch das Zentrum. Sie konnten sich etwas von Kameruns Pressing befreien, indem Modric und Rakitic oft die Positionen wechselten und sehr weit nach außen gingen. Insgesamt war es aber ein tempo- und chancenarmes Spiel.

Rote Karte beendet das Spiel

Die Formationen nach der Halbzeitpause

Die Formationen nach der Halbzeitpause

Kurz vor der Pause sah Alex Song nach einer Tätlichkeit die rote Karte (40.). Diese Aktion beendete quasi das Spiel. Kamerun war gezwungen, fortan in einem 4-4-1 zu agieren. Nach der Pause brachte Finke Nounkeu, wodurch mit Mbia und Enoh zwei druckvolle, aufrückende Spieler die Doppelsechs bekleideten. Trotzdem konnten beide Spieler nicht so stark aufrücken und Modric und Rakitic pressen wie noch vor der Pause, um keine Lücken im Mittelfeld entstehen zu lassen. Kamerun musste die Spielkontrolle den Kroaten überlassen. Diese gingen mit einem frühen Tor in Führung – erneut spielten sie einen präzisen Ball auf den Flügel, den Perisic verwertete.

Nach dem 2:0 machte Kroatien alles richtig und ließ die Kameruner anrennen, ohne dabei die eigene Ordnung und Dominanz zu verlieren. Kovac wechselte nach und nach passsichere Spielertypen ein, um die zahlenmäßig unterlegenen Kameruner laufen zu lassen. Finke wies seine Spieler in der Schlussphase an, auf den Flügeln weiter vorzurücken, doch dies spielte den Kroaten in die Hand. Sie dominierten mit Seitenwechseln und ihrem starkem Mittelfeld das Spiel. Zum Ende des Spiels löste sich Kamerun vollends auf, der Sieg hätte durchaus noch höher ausfallen können.

Fazit

Fußball ist schon ein seltsamer Sport. Im ersten Spiel zeigt Kamerun gegen Mexiko eine schwache Leistung, wird von Mexiko aber nicht bestraft. Gegen Kroatien präsentieren sie sich in vielen Belangen verbessert – und bestrafen sich selbst. Die schwache Verteidigung vor dem 0:1 und die rote Karte waren die einzigen gröberen Fehler der ersten Halbzeit, besiegelten aber das Ausscheiden. Zuvor funktionierte ihr Pressing und ihr Rechtsfokus gut. Nach der Pause brach das Team komplett zusammen und verdiente sich die herbe Klatsche.

Niko Kovac‘ Kroaten bleiben auch nach dem zweiten Spieltag eine kleine Wundertüte. Sie machten die Fehler aus dem ersten Spiel wett, was nicht unbedingt bedeutet, dass sie viel besser agierten – eher cleverer. Ihr direktes Spiel mit den vielen langen Bällen lebte von der hohen Genauigkeit, die Modric und Rakitic im Aufbauspiel einbrachten. Vorne waren sie effizienter als noch im ersten Spiel, hinten verteidigten sie ein Stück kompakter. Dennoch ist nach der zweiten Halbzeit schwer zu sagen, wie viel die kroatische Stärke zum hohen Sieg beitrug und wie viel dem kamerunischen Zerfall zuzurechnen ist. Das letzte Gruppenspiel gegen Mexiko wird einen Aufschluss über die wahre Stärke Kroatiens geben.

mh 19. Juni 2014 um 13:57

Auch wenn die Zahlen nicht viel aussagen, sah Kroatien für mich von den Rollen her eher nach klarem 4231 (Olic und Perisic als Aussenstürmer) aus, hingegen Kamerun 4141 (auch wenn die Aussen nicht ganz so defensiv waren wie gegen Mexiko).
Insgesamt finde ich die Beurteilung von Kamerun zu gemässigt. Sie haben die eklatantesten Schwächen der Defensive abgestellt und besser gepresst. Aber einen klaren Plan im Offensivspiel gab es nicht (nur paar Aktionen in ersten 10 Minuten). Ansonsten teils gute Einzelaktionen, aber überhastet abgeschlossen…
Und Kroatien eine Wundertüte? Weiss nicht, für mich eher eine solide, berechenbare Mannschaft, die ihre Möglichkeiten ordenlich ausschöpft, ausser Modric/Rakitic keine Weltklasse hat. Handwerklich war das gestern ordentlich, mit der Zeit auf Kamerun eingestellt (z.B. lange Bälle) und Geduld bewiesen…

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TE 19. Juni 2014 um 14:25

Zum 4-2-3-1 / 4-1-4-1: In beiden Fällen sind die Übergänge fließend. Deshalb sind wir bei Spielverlagerung auch keine großen Fans dieser starren Zahlen. Ein 4-3-3 wird praktisch immer defensiv zu einem 4-4-1-1, während ein 4-2-3-1 sehr oft als 4-4-1-1 interpretiert wird. Beide Sichtweisen sind korrekt.

Zur Einschätzung: Ich fand Kamerun gestern bis zur Pause nicht schlecht. Einen Offensivplan mit der Überladung der rechten Seite war auch vorhanden, nur fehlte halt die Möglichkeit, diese Angriffe vor das Tor zu tragen. Eto’o hätte dem Team als Linksaußen vielleicht sogar gutgetan.

Kroatien wiederum empfinde ich als Wundertüte – nicht taktisch, sondern vom Leistungsvermögen. Ich fand sie in beiden Spielen weder gut noch schlecht. Die Frage wird sein: Können sie das Tempo im Zweifelsfall steigern? Kann Kovac sein System passend umstellen, wenn das gegen Mexikos Dreierkette notwendig wird? Auch finde ich die Einbindung von Modric und Rakitic noch nicht optimal. Kroatien hat so viel spielerisches Potential, da finde ich es fast Verschwendung, so sehr auf Durchbrüche und die Physis/Dynamik der einrückenden Außenstürmer zu bauen. Aber das ist meine persönliche Meinung. So oder so: Ich kann im Moment keine klare Vorhersage für das Mexiko-Spiel treffen – und das verstehe ich unter Wundertüte.

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mh 19. Juni 2014 um 14:37

Da wage ich auch keine Prognose, beide auf sehr ähnlichem Niveau. Wobei ich denke, dass es gegen Mexiko und deren Zentrumsfokus fast noch mehr auf Olic/Perisic ankommen wird – oder die beiden Sechser weichen mal selber mehr nach Aussen aus, um Räume zu überladen…

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RobRoe 19. Juni 2014 um 11:24

Der präzise Ball auf Perisic vor dem 2:0 kam vom Torwart Kameruns, das sollte erwähnt werden. Dieser Ball, die Passivität der Verteidiger in der Verfolgung von Persisic und das Spekulieren des Torwarts in Richtung lange Ecke waren in Kombination genau so dämlich und selbstzerstörend wie die rote Karte.

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Gatling 19. Juni 2014 um 09:44

Freut mich sehr für Kroatien, Olic und Mandzu sind gute Typen. Hoffe, dass sie Mexiko besiegen und dann – wohl als 2. – ins Achtelfinale einziehen. Vielleicht kloppen sie ja dann Holland raus 🙂
Da hat man ja gestern gegen die Aussis wieder gesehen, dass das Gerede vom Top-Favoriten nach dem 5:1 wieder mal völliger Blödsinn ist.
Läuft einmal was bei Holland schief, kann man sie schon ne komplette Halbzeit abschreiben.
Bei der deutschen N11 ists ähnlich, besser mal auf den Boden zurückkommen, nichts haben sie erreicht, gar nichts. Wenn sie Italien in der KO-Runde zerstören, dann kann man vielleicht ernsthaft vom Titel sprechen.

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Izi 19. Juni 2014 um 09:01

Ein Bericht über Kroatien, der nicht von RM ist? 😉

Wie immer ein klasse Artikel! Starkes Fazit, das sich irgendwie auch auf das Spiel der Spanier übertragen lässt! Vielleicht hätte Juan Carlos mit seiner Abdankung bis nach der WM warten sollen… 🙂

Für Kroatien wird’s jetzt spannend, Kamerun wird hadern, dass sie in dieser Gruppe waren.

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HW 19. Juni 2014 um 09:19

Kameruns Zerfall. Schön gesagt. Wenn ich vor dem Spiel schon von den ganzen Widrigkeiten höre die afrikanische Mannschaften um sich haben. Dieser ganze Zirkus aus Beratern, einzelnen Superstars mit Heldenstatus und der übertriebenen Erwartungshaltung (der Politik). Das kann ja nur schief gehen.
Die Afrikaner haben oft physisch sehr starke Teams, aber das reicht bei weitem nicht. Eine echte Mannschaft steht da selten auf dem Platz. Die externen Trainer sind da auch fehl am Platz. Vor denen hat niemand Respekt, auch weil man sich die ganz großen Namen nicht leisten kann (Hiddink). Wo ist in Afrika die alte Garde, die jetzt als Trainer Verantwortung übernimmt? Es hat wohl seine Gründe warum Roger Milla so ein Amt nicht übernimmt.

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User 19. Juni 2014 um 09:44

Man darf, wenn man den afrikanischen Fußball beurteilt, nicht vergessen, dass sie praktisch nur auf die wenigen Spieler zurückgreifen können, die es in ausländische Ligen schaffen. Südlich der Sahara sind Ligen mit Profibedingungen eine Rarität. Das heißt sie sind zwangsläufig auf „goldene Generationen“ angewiesen oder müssen zusammenwürfeln. Die afrikanischen Spieler immer nur auf ihre physische Stärke zu reduzieren ist auch, na ja, eine bescheidene Erklärung. Sie sind ja auch technisch und taktisch stark. Aber das Gefälle innerhalb vieler Mannschaften ist enorm. Trotzdem schau ich Afrikacup lieber als die WM. Am liebsten live im Stadion. (Hat auch mit den Eintrittspreisen zu tun, v.a. aber: weil es einfach geiler ist)

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HW 19. Juni 2014 um 10:46

Ich wollte die Afrikaner nicht auf physis reduzieren. Andere Teams haben das ja auch und natürlich gibt es in Afrika große Techniker usw. Aber ein Gefälle innerhalb der Mannschaften gibt es auch bei anderen Teams. Der Mangel ist ja oft fehlendes Teambuilding und eine völlig falsche Selbsteinschätzung. Kroatien fährt nicht zur WM und verkündet den Titel gewinnen zu wollen, bei einigen afrikanischen Teams kommt so was vor.
Natürlich haben die Verbände dort nicht die Möglichkeiten wie die Europäer. Aber gerade deswegen muss man doch versuchen etwas nachhaltiges zu schaffen und einen Zusammenhalt zu erzeugen. Wenn man dann hört mit welchen Fragen Volker Finke bei der PK konfrontiert wird. Hat er denn den Platzverweis bekommen? Sind denn die Trainer für Streiks bei Prämienverhandlungen verantwortlich? Da fehlt nach Jahrzehnten immer noch die Erfahrung oder der Wille persönliche Vorteile hinten anzustellen und das Turnier zur einzigen Priorität zu erklären.
Ähnliche Geschichten hört man auch mal von anderen Kontinenten (Die französische Schande 2010; deutsche Spieler, die spontan zu den Niagarafällen fliegen 1994 usw.). Aber so regelmäßig nur aus Afrika. Natürlich ist der Kontinent in einer ganz anderen Situation, sportlich und politisch, aber das scheint man dort nicht zu erkennen.

Roger Milla war jetzt nur ein prominenter Name zur Verdeutlichung.

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User 19. Juni 2014 um 11:23

Frankreich kann einen Nasri zu Hause lassen, weil er ein Stänkerer ist. Kann Kamerun z.B. Eto’0 zu Hause lassen? Das Problem des afrikanischen Fußballs ist doch nicht der afrikanische Fußball, sondern der Stuss aus den 90ern, dass alle zukünftigen Weltmeiser aus Afrika kommen werden. In Kamerun hat doch keiner auf der Straße geglaubt, dass das Team Weltmeister wird (ich war kürzlich da). Der Spaß am Fußball ist da, ob die Nationalmannschaft top ist, bäh! Die Europäer kotzen sich doch auf höchstem fußballerischem Niveau gegenseitig an.

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HW 19. Juni 2014 um 11:39

Nasri ist natürlich eine andere Persönlichkeit, auch mit anderer Bedeutung fürs Team.

Ob man Eto’o zuhause lassen kann werden wir nie erfahren, weil sowas nie passieren wird. Wichtiger ist die Frage welcher Trainer einem Eto’o klar machen kann, dass die Extratouren dem Team schaden und dass er diese Mannschaft in der Spur halten muss wenn er der große Spieler ist für den ihn alle halten. Dazu die Frage ob ein Verbandsfunktionär im Zweifel dem Trainer den Rücken stärkt. Es geht dabei nicht alleine um Eto’o. Da stehen eine Reihe von Spielern, die bei europäischen Spitzenclubs spielen und in ihrem Land Halbgötter sind, und dann werden die von einem Trainer betreut, der keinen Titel vorweisen kann. Natürlich sagt sich der ein oder andere Spieler er wisse mehr über das Spiel und die Nationalelf als irgendein Fremder.

Dass man den afrikanischen Fußball mit Gewalt in eine Position drückt, die er durch seine Entwicklung noch nicht einnehmen kann, ist natürlich das Problem. Dort wird der Fußball sport-politisch und politisch missbraucht.

Der Spaß am Fußball auf der Straße hat schon lange nichts mehr mit dem Profigeschäft oder einer WM zu tun.

Spielverderber 19. Juni 2014 um 12:46

Frankreich hat wohl was aus den Fehlern der letzten WM gelernt. Da sind sich Verband, Trainer und Spieler bewusst, dass es nur geht, wenn man als Einheit zusammensteht. Logische Konsequenz daraus ist, dass dann eine Entscheidung die unter die Verantwortung des Trainers fällt (Nasri) von den weiteren Parteien auch mitgetragen wird.
Ob das die richtige Entscheidung war spielt stand jetzt auch gar keine Rolle. Die Zeit zur Bewertung ist nach der WM.

fluxkompensator 19. Juni 2014 um 09:56

ja, das hat einen grund: roger milla kann nichts!

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TE 19. Juni 2014 um 14:35

Zu Kamerun drei Geschichten abseits der Taktik, die aber viel erzählen

1.) Als Finke vor der WM den Kader bekannt geben sollte, gab es Druck von allen Seiten. Funktionäre, Medien etc. Alle wollten, dass er den Kader früher bekannt gibt und bestimmte Spieler einbezieht. Finke zog sich nach Deutschland zurück und ließ ausrichten, dass er dem Verband den Kader zufaxt.

2.) Im vorläufigen Kader standen auch drei Spieler aus der kamerunischen Liga. Finke betonte immer wieder, dass diese Spieler individuell nicht mithalten können und nur eine Chance bekommen haben, weil sie im Januar bei Testspielen viel gearbeitet haben. Nach all diesen kritischen Aussagen landet plötzlich Rechtsverteidiger Djeugoue nicht nur im Kader, er spielt sogar das erste Spiel von Anfang an – mit einer nicht konkurrenzfähigen Leistung, versteht sich.

3.) In allen Qualifikations- und Testspielen fing Eto’o auf links an. Es war ein kluger Schachzug, weil man damit den Rechtsfokus etablierte und das Team von Eto’os schwachem Pressing als Stürmer befreite. Beim WM-Auftakt spielt er plötzlich wieder Stürmer und verdrängt Aboubakar, eigentlich in guter Form. Im zweiten Spiel ist er verletzt.

Aus den Geschichten kann sich jeder zusammenreimen, was da im Hintergrund für Schwachsinnigkeiten ablaufen müssen. Dazu kommt ein Prämienstreit und ein zerstrittener Kader um die zwei Führungsspieler (Eto’o und Song). Letzteres kann man übrigens auch mal zum Anlass nehmen, darüber zu diskutieren, ob es vielleicht gar nicht so toll ist, mehrere Spieler im Kader zu haben, die unbedingt führen wollen – bei Ghana lässt sich im Moment ähnliches beobachten.

Finke ist sicher nicht frei von Schuld – aber eigentlich hat er auch eine unmögliche Aufgabe übernommen.

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Tiktak 20. Juni 2014 um 12:51

Zm allgemeinen Eto’o bashing: Guardiola hat ihn auch erst in die Wüste geschickt, nachdem ihm Eto’o zu einem kleinen Tripel verholfen hatte. Die Wüste war dann Inter, wo Eto’o, im übrigen in sehr diziplinierter Art defensiv spielend, ein weiteres Triple einfuhr. Ganz nach seinem Lebensmotto „correr como un negro para cobrar como un blanco“.

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Guergen 19. Juni 2014 um 15:21

Es gab ja zumindest mal ein Team, in dem auch ein ganzer Haufen Prämienstänkerer waren, die sich nicht leiden konnten, bei hohen Erwartungen fortwährend Ärger im Quartier gemacht und dann auch noch dem Trainer die Aufstellung diktiert haben. Damals ist Deutschland Weltmeister geworden.

Gut, ich gebe zu der Vergleich hinkt, die Zeit ist eine andere, das Spielermaterial hat im Vergleich eine ganz andere Qualität etc. pp.

Zu Kamerun: Am Anfang dachte ich ja auch: Sieht ja ganz hübsch aus. Dann fragte ich mich: Was sollte der grobe Unfug im letzten Spiel? Und schon war es passiert. Dass da einige Spieler ganz offensichtlich auch nicht nach taktischen Vorgaben für das Team gespielt haben, sondern sich mit Kabinettstückchen präsentiere wollten…. Naja, ich glaube jetzt versteht man wohl endgültig, warum Guardiola den Herrn Eto’o vom Hof gejagt hat. Eto’o über Guardiola: „Er war nie ein großer Spieler […] Pep wollte mir Unterricht als Angreifer geben, aber er war Mittelfeldspieler. Pep hat mir gesagt, wie sich ein Angreifer bewegen muss. Ich habe ihm gesagt: ‚Sie sind wirklich nicht normal.“

Genug der feuilletonistischen Stammtischanekdoten. Konzentrieren wir uns auf unsere Hipstars: Wer wäre für Chile im Achtelfinale wohl die größte Herausforderung? Sollen Chile und die Niederlande im letzten Spiel taktisch spielen, um eventuell einen bestimmten Gegner zu vermeiden/bekommen? (Obwohl Gruppe A da ja noch nicht beendet ist wage ich einfach mal die Prognose, dass Brasilien gegen Kamerun gewinnen wird). ich habe ja so das Gefühl, dass den Chilenen Kroatien die stärksten Probleme machen würde.

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blub 19. Juni 2014 um 15:45

Deine Einschätzung teile ich. Modric>Pressing.
Die Frage ist halt ob Kroatien Mexiko schlagen kann.

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