Hamburger SV – FC Schalke 04 0:3

Schwere Kost am Sonntag. Hamburg schenkt Schalke drei Tore, bleibt ungefährlich und verliert.

Beide Teams im 4-2-3-1

Beide Teams begannen im 4-2-3-1, das Personal war wegen der jeweiligen Verletzungen wenig überraschend.

grundformation hsvs04

Formationen zu Spielbeginn

Beim HSV gab es zu Beginn die aus der Hinrunde bekannte Asymmetrie zu sehen, da Lam sich im Vergleich zu Jansen offensiv eher zurückhielt. Passend dazu zog es Calhanoglu links offensiv immer wieder in den Zehnerraum, während Ilicevic erst einmal für Breite sorgte.

Im Verlaufe der Partie rückte Ilicevic jedoch häufiger ein und suchte den Kontakt zu Calhanoglu, besonders dann, wenn van der Vaart sich nach rechts orientierte.

Bei den Schalkern gab es nicht das 4-1-4-1 zu sehen, das in der Vorbereitung ausprobiert wurde. Neben Roman Neustädter begann Kevin-Prince Boateng auf der Doppelsechs. Der Ghanaer dosierte aus seiner tieferen Position seine Vorstöße über halbrechts, während Neustädter wie gewohnt die strategisch wichtigen Zonen besetzte und so für Stabilität sorgte.

Spielaufbau über die Flügel und lange Bälle

Das Spiel begann sehr träge. Im 4-4-2 pressend waren beide Teams darauf aus, die Pässe der Innenverteidiger auf die Sechser zu unterbinden. In der konkreten Umsetzungen gab es jedoch kleine Unterschiede:

Die HSV-Außenverteidiger Jansen und Lam (später Diekmeier) schoben schon im Aufbau weit vor. Sie liefen jedoch keine freien Räume an, sondern positionierten sich nah an Fuchs und Farfan. Westermann und Tah schoben sich folglich oft die Bälle zu und griffen immer wieder zu langen Pässen, die Lasogga festmachen sollte. Seine Bewegungen auf die Flügel und in die Halbräume wurden von Matip und Santana jedoch gut verfolgt, die Berliner Leihgabe hatte es dementsprechend schwer, die langen Bälle zu kontrollieren. Hier hätte es dem HSV-Spiel gut getan, wenn ein anderer Spieler zeitgleich in die Spitze gestartet wäre, um die Schalker Innenverteidiger am Herausrücken zu hindern.

Für die zweiten Bälle stand der HSV extrem ungünstig gestaffelt. Weil van der Vaart oft nach rechts abkippte und die Doppelsechs noch tief stand, konnten Neustädter und Boateng die zweiten Bälle ohne Probleme aufsammeln und das Spiel aufbauen konnte.

Auch die Schalker griffen im Spielaufbau häufig zu langen Bällen. Matip und Santana suchten Huntelaar als Fixpunkt, Meyer, Boateng und teilweise auch Farfan gingen auf die zweiten Bälle. Die Tiefenstaffelung der Schalker war somit deutlich besser als die des HSV, wenig verwunderlich also, dass sie bei langen Bällen besser aussahen.

Einen weiteren Unterschied gab es bei der Einbindung der Außenverteidiger. Während Jansen und Lam/Diekmeier beim HSV früh weit vorschoben, boten sich Kolasinac und Uchida auf Seiten der Schalker tiefer an. Weil der HSV im 4-4-2 die Kompaktheit halten wollte, rückten Calhanoglu und Ilicevic erst spät heraus, Druck auf die Außenverteidiger kam also erstmal nicht zustande. Ein seitliches Rückwärtspressing von Lasogga und van der Vaart blieb aus, sodass Uchida und Kolasinac in Ruhe aufbauen konnte.

Schwere Zeiten für Hamburgs Doppelsechs

Nach einiger Zeit passten sich auch die Hamburger Außenverteidiger an und holten sich die Bälle tiefer ab. Das Flügelspiel wurde auf beiden Seiten forciert, insgesamt spielten beide Teams mehr als 75% ihrer Angriffe über die Seiten.

Auch hier waren es die Schalker, die eher überzeugen konnten. Boateng und Neustädter zeigten gute Bewegungen und kreierten so immer wieder Dreiecke auf den Flügeln. Besonders über den rechten Flügel kombinierten sie gefällig. Farfan, Uchida und Boateng stellten Jansen vor große Probleme. Dies lag vor allem daran, dass Calhanoglu und später Jon dem DFB-Linksverteidiger zu selten halfen. Das Hinterlaufen Uchidas wurde so zum Beispiel gleich mehrere Male nicht verfolgt.

Zu allem Überfluss für den HSV trieb sich auch noch Max Meyer permanent in den Halbräumen herum, um das Flügelspiel zu unterstützen. Die Hamburger Doppelsechs wurde so immer wieder komplett aus dem Zentrum gezogen.

Dies bespielte Schalke durch simple Spielverlagerungen über Neustädter oder Boateng. Auch das Führungstor durch Huntelaar fiel, nach dem sie sich auf dem linken Flügel vorgespielt hatten und dann über Boateng und Meyer simpel die Seite wechselten. Der HSV kam mit dem Verschieben nicht hinterher, Huntelaar durfte in der Mitte ebenso unbedrängt einköpfen wie Farfan flanken durfte.

Hamburger Offensivbemühungen

Nachdem sich Pierre-Michel Lasogga verletzt hatte, brachte Bert van Marwijk Neuzugang Ola John. Der Niederländer besetzte den linken Flügel, Calhanoglu rückte in die Spitze. Dort agierte er nicht als spielmachende Neun, sondern half immer wieder auf den Flügeln aus. Doch wie schon bei den langen Bällen, bei denen Lasogga auf die Flügel auswich, gab es keine passenden Gegenbewegungen der Mitspieler. Der HSV war folglich nie wirklich präsent im Sturmzentrum, Santana und Matip hatten einen angenehmen Arbeitstag.

hsvschalke nach wechseln

Nach den verletzungsbedingten Auswechslungen von Lasogga und Lam gab Hamburg die Asymmetrie auf. Calhanoglu gab nicht die „falsche“, spielmachende Neun – er unterstützte die Flügelspieler, tendierte dabei aber stark nach links.

Passend dazu flankten die Hamburger dennoch ein ums andere Mal – mit überschaubarem Erfolg. Standards blieben ebenso ungefährlich wie die zahlreichen Versuche aus der Distanz – ausgenommen Badeljs Alu-Treffer kurz vor Schluss. Insgesamt kamen 82% der Hamburger Abschlüsse von außerhalb des Sechzehners.

Ein weiterer problematischer Punkt war die mangelnde Präsenz im Zehnerraum. Rafael van der Vaart ist kein Spieler, der sich in engen Räumen wohlfühlt. Ihm fehlt mittlerweile die Dynamik, um sich entscheidend von Gegnern absetzen zu können, das Spiel mit dem Sichtfeld vom Tor abgewandt liegt ihm ebenfalls nicht.

Schon in der vergangenen Saison kippte er immer wieder in tiefe Zonen ab, um sich die Bälle abzuholen. Damit verstärkte er die bestehenden Probleme des Teams – zu weite, komplizierte Passwege, schlechte Tiefenstaffelung – und schadete somit mehr, als dass er helfen konnte. In dieser Saison kippt er häufig auf die rechte Seite ab, was prinzipiell nicht schlecht zur Hamburger Asymmetrie passte.

Nach Diekmeiers Einwechslung der Versetzung Calhanoglus ins Sturmzentrum taten sich hier jedoch Probleme auf.

Während der Deutsch-Türke vor der Umstellung von seiner Position auf links immerhin sporadisch im Zehnerraum auftauchte, hatten die Hamburger hier mit der Einwechslung Johns überhaupt keine Präsenz mehr. Neustädter vertrieb van der Vaart mit seiner cleveren Positionierung aus dem offensiven Mittelfeld, John und Ilicevic hielten die Flügel.

Der HSV hatte somit kaum Möglichkeiten, sich in gefährliche Räume zu kombinieren. Zwar gab es einige Ansätze beim Zusammenspiel auf den Flügeln, doch auch hier wurde in der Regel sehr unglücklich agiert. So zeigte Ola John zwar mehrere gute Dribblings, verpasste aber den Moment der Ballabgabe in hoher Regelmäßigkeit. Gleich mehrere Male hinterlief ihn der bemitleidenswerte Jansen, um dabei zuzusehen wie John zwischen zwei Spielern hängenblieb.

Einziger Lichtblick auf Seiten der Hamburger war wieder einmal Milan Badelj. Der Kroate versuchte stets, im zerfahrenen, zu breiten HSV-Spiel für Verbindungen zu sorgen. Mit seinen Dribblings gewann er einige Male wichtige Räume und konnte das Spiel so weiter nach vorne tragen. Auch defensiv zeigte Badelj eine ansprechende Leistung und war mit sieben Ballgewinnen stark daran beteiligt, dass Schalke sich kaum Torchancen erspielte.

Schalke auf Stabilität bedacht

Auch wenn am Ende ein klarer Sieg stand, überzeugte die Keller-Elf nur in wenigen Punkten. Das 4-2-3-1 wurde extrem vorsichtig ausgelegt, offensiv profitierte man stark von den Verfehlungen des HSV. Viel zu selten gab es nennenswerte Synergien zwischen den Mannschaftsteilen oder den Offensivkräften selbst.

Boateng hielt sich mit seinen Vorstößen stark zurück, auch die Außenverteidiger wählten ihre Offensivmomente sehr bedacht. Keller war nach dem 3:3 im Hinspiel wohl auf Stabilität bedacht, was gegen den sehr unkollektiv agierenden HSV auch gut gelang. Der Spielverlauf tat sein Übriges, um den Schalkern einen ruhigen Abend in der Hansestadt zu bescheren. Nach Santanas langem Ball ins Niemandsland schenkten Drobny und Jansen Farfan das vorentscheidende 0:2, wenig später profitierte Schalke bei einem Konter von Westermanns abenteuerlicher Einmann-Abseitsfalle und der schlechten Absicherung im Sechserraum und konnte durch Meyer den Endstand herstellen.

Mit Neustädter, Boateng und Meyer dominierten die Königsblauen das Zentrum problemlos – offensiv wie defensiv. Sie zogen ihre beiden Viererketten gut zusammen und leiteten den HSV auf die Flügel. Mit ihrer Konterstärke hätten die Schalker das Ergebnis letztendlich sogar noch deutlicher gestalten können.

Fazit

Schalke wurde in Hamburg nicht großartig gefordert. Kellers 4-2-3-1 mit Boateng auf der Sechs war defensiv stabil, was gegen diesen HSV jedoch nicht aussagekräftig ist. Umso bedenklicher ist deswegen jedoch, wie wenig klare Chancen sich die Schalker gegen einen so schwachen HSV herausspielen konnte.

Beim HSV liegen die Nerven wieder einmal blank. Altbekannte Probleme wie die schlechte Tiefenstaffelungen werden einfach nicht abgestellt, hinzu kommen immer wieder individuelle Aussetzer. Zu allem Überfluss verletzte sich nun auch noch der einzige Neuner im Kader und wird wohl auch gegen Hoffenheim ausfallen. Dort gilt es für van Marwijk einmal mehr, Stabilität zu finden und im Offensivspiel an den Verbindungen zu arbeiten. Gelingt dies nicht, könnte es wie im Hinspiel ein schlimmer Nachmittag für den HSV und seine Anhänger werden.

Zagłębie rules 14. Februar 2014 um 04:03

Das schreibt Magath in facebook
https://www.facebook.com/f.magath

Liebe Freunde, Fans und HSV Anhänger,

es ging mir um Euch und den HSV, um den Klassenerhalt und einen gleichzeitigen Neuaufbau. Leider beharren im HSV zu viele der alten Kräfte auf ihren Positionen, sind an einem ehrlichen Neuanfang nicht interessiert. Teile des Aufsichtsrates, der Vorstand sowie die Initiatoren der Gruppe HSVplus haben sich gegen mich gestellt. Wie soll man mit solchen Voraussetzungen einen Verein erfolgreich durch den Abstiegskampf führen? Einigkeit im Verein hat aber oberste Priorität, ohne sie kann nichts gelingen. Diese notwendige Einigkeit herzustellen scheint bei diesen unüberschaubaren Gruppen und Einzelinteressen kaum machbar.

Es tut mir sehr leid Euch keine bessere Nachricht zu übermitteln. Mit Euch wäre ich den Weg wirklich gerne gegangen. Ihr jedenfalls seid Bundesligatauglich, ihr seid Spitze. Euer gewaltiger Zuspruch – gerade in den letzten 48 Stunden – geht mir zu Herzen. Bedanken möchte ich mich auch bei Christian Strauß, Jens Meier und Jürgen Hunke, denen ich für ihr persönliches Engagement danke.

An Euch alle eine Bitte: unterstützt unsere Mannschaft – ohne Wenn und Aber – im Abstiegskampf.

Herzliche Grüße, bis bald.
Euer Felix Magath

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Koom 10. Februar 2014 um 11:35

Ich denke, dass Felix Magath momentan wirklich der richtige Mann für den HSV wäre – vorrausgesetzt, er hat seine etwas merkwürdige Post-Wolfsburg-Meisterschafts-Phase überwunden, wo er meinte, dass er aus jedem Spieler ein Wunderwerk ala Dzeko/Grafite/Misimovic machen könnte.

Der Magath, wie er bei Stuttgart oder größtenteils bei den Bayern wirkte, der also eine kompakte Elf mit defensiver Raute auf den Platz brachte, würde diesem zerrütteten HSV sehr gut tun, der Kader eignet sich dafür und Magath hat genug dickes Fell und Flair, um Fans und Vorstand zu beruhigen.

Van Marwjik ist vermutlich kein schlechter Trainer, aber wohl nicht für die jetzige Situation geschaffen.

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LZ 30. Januar 2014 um 12:26

Schalke wurde einfach nicht gefordert. Manschaftstaktisch als auch durch die individuelle Klasse des HSV`s gibt es kaum etwas, was beim HSV zusammen passt und Schalke hätte gefährlich werden können. Unabhängig von Schalkes Spiel & Ausrichtung. Potential wäre da – der HSV ist ein gutes Beispiel finde ich, wie wichtig defensives gruppentaktisches Verhalten ist, sollte die individuelle Qualität eher dürftig sein. Da laufen reihenweise überschätzte Spieler herum.

Und ich stimme zu, Spieler wie Badelj oder Ilicevic, die eigentlich Potential haben und Leistung bringen, können einem nur leid tun.

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Daniel_D 30. Januar 2014 um 08:08

Nach RM. These, dass es momentan in der BL nur gute Mannschaften gibt, fragt man sich natürlich: Wer hat es denn sportlich verdient abzusteigen?

Und ich bin der Meinung Hamburg gehört dazu. Sie haben wesentlich mehr Potential als die anderen Mannschaften da unten, spielen aber auch mit van Marwijk keinen sonderlich ansprechenden Fußball. Sie kränkeln immer an denselben Systemen, einige starke Spieler, wie Badelj, reißen sich ohne erkennbaren Effekt den Arsch auf und wären woanders einfach besser aufgehoben.

Außerdem würde ich gerne van der Vaart nicht mehr in der Liga sehen. Er ist für mich ein Relikt aus dem Heroenfußball, ein letzter Vertreter diese Lehmann- Weitschuss- Eier- Generation. Es macht keinen Spaß ihm beim Spielen zuzuschauen.

Es wäre schon tragisch, wenn Hamburg ausgerechnet dann abstiege, als sie sich gerade reorganisiert haben, aber es gibt einfach coolere Mannschaften als sie.

Man stelle sich vor Nürnberg müsste stattdessen runter, oder Freiburg.

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Koom 30. Januar 2014 um 09:24

Nürnberg oder Freiburg kann es halt leider wegen der geringeren individuellen Klasse erwischen, wenn es blöd kommt. Hamburg hat halt doch durchaus Qualität im Kader, und dadurch dann mal enge Spiele gegen die direkten Konkurrenten auch mal gewinnen. So sehr van der Vaart ein Relikt ist, er hat manchmal seine Momente. Und da es im Fußball reicht, manchmal nur 1 von den 90 Minuten „da“ zu sein…

Verdient hätte es Hamburg aber auf jeden Fall. Persönlich glaube ich auch nicht, das die Umstrukturierung so viel bringen wird. Die Klüngel, die momentan den Verein lähmen, werden schauen, das sie auch künftig ihren Stock in die Speichen halten können, wenn ihnen danach ist.

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Daniel_D 30. Januar 2014 um 13:09

Ich kann das nicht nachvollziehen. Verdient hätte es eben irgendwie fast jeder in der ersten Liga zu bleiben.

Aber wenn ich zwischen einer Mannschaft mit zwar jungen aber spannenden Spielern und kreativen taktischen Ideen und einer Mannschaft mit extrem hohem Gehaltsetat und einem abgehalfterten Star als Zentrum wählen müsste, dann wählte ich doch Letztere.

Zu Mal es einige Spieler in dieser Mannschaft gäbe, für die ein Abstieg auch eine Chance sein könnte. Egal ob bei Hamburg, oder bei einer anderen Mannschaft.

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Koom 30. Januar 2014 um 13:24

Mißverständnis: Hamburg hätte aus meiner Sicht einen Abstieg verdient.

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dirk45 31. Januar 2014 um 23:26

Und man darf nicht vergessen, der HSV ist in Europa unter den 20 Clubs mit dem höchsten Umsatz. Wer das Geld so nutzlos verprasst, gehört abgestiegen.

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Rasengrün 10. Februar 2014 um 12:43

Diese Umstrukturiering wird vermutlich wirklich nicht der erhoffte Befreiungsschlag, trotzdem hat Hamburg offenkundige strukturelle Probleme. Ganz grundlegend entsprechen die internen Machtstrukturen nicht dem wirtschaftlichen Kräfteverhältnis, was genug Schub für allerlei Bestrebungen hergibt Dinge zu politisieren, denen das meist nicht gut tut. Es gibt Wege daraus, aber sie sind entweder langwierig oder sehr teuer. Was letzteres angeht werden sich die Strukturen, die sich daraus ergebenden Verbuchungsmöglichkeiten eingebrachter Gelder und in reziproker Wechselwirkung die Kontrolle über diese als schwere See erweisen. Aber damit sollten sie sich in Hamburg ja wohl noch auskennen… Whatever, das Problem muss von dieser Seite angegangen werden. Der jetzige Kader ist so ziemlich das Eigenartigste, was die Bundesliga zu bieten hat. Das sind deutliche Spuren der Instabilität auf allen Positionen, beileibe nicht nur auf den Platz. Um sportlich erfolgreich arbeiten zu können muss man zwingend diesen destabilisierenden Effekt unterbinden, zumindest in dieser Hinsicht könnte Magath tatsächlich hilfreich sein, auch wenn ich mich ziemlich schwer tue eine Argumentationskette zu finden, die nicht früher oder später auf „es muss nicht die beste sein, irgendeine durchgehaltene Philosophie wäre schon ein Fortschritt“ zurückgreifen muss. Aber mehr als etwas Zeit wird das trotzdem kaum einbringen. Die einfachste Lösung ist eben verstellt, Kühne gibt carte blanche, auch und gerade in Bezug auf einen möglichen Abstieg und den erforderlichen Neuaufbau und man sieht zu, dass man Fußballkompetenz in den Verein bekommt. Ob es nun unbedingt Magath sein muss… Aber im Groben erfüllt er ein sinnvolles Profil, was in diesem Fall auch eine einigermaßen ruhmreiche Vergangenheit in roten Hosen beinhalten sollte. So sehr das ansonsten überbewertet wird, in der Hamburger Gemengelage wäre es ein integrierendes Element und das ist erkennbar momentan auch Mangelware. Umsetzbarkeit zweifelhaft, ich sehe keinerlei Vertrauensbasis. Auf allen Seiten nicht. Und damit sind wir dann mittendrin in Satzungsscharmützeln und wilden Buchungskonstruktionen, im Kreuzfeuer aus operativ agierendem Aufsichtsrat und politischen Querschlägern aus allen Richtungen. Der Widerspruch zwischen dem unabdingbar basisdemokratischem Charakter eines Vereins und dem Kontrollbedürfnis seiner Geldgeber will eben zu einer neuen Auflösung getrieben werden. Da bin ich dann doch immer noch Dialektiker. Da muss der Laden eben durch, hilft nichts. Und dann mal schauen wer noch steht, wenn sich der Staub so langsam wieder setzt.

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Koom 10. Februar 2014 um 13:09

Man sieht es immer wieder: Gibt es Turbulenzen in der Vereinsführung, dann haut es auch sportlich meist nicht hin. In Hamburg hat man da wirklich eine organisches Durcheinander geschaffen, das man fast führungslos ist, weil man sich so sehr blockiert.

Magath, und sei es nur für eine 2jährige Umstrukturierung, sehe ich wirklich ernsthaft als einzige Alternative. Sicherlich würde auch ein großartiger, unbefangener Trainer allein viel helfen, aber ich sehe momentan nicht, wie man sich beim HSV dazu durchringen könnte, eine Lösung wie anderswo Klopp, Tuchel oder Streich zu bringen.

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Rasengrün 13. Februar 2014 um 14:04

Nee, würde er nicht. Das ist exakt der Punkt. Die Nummer funktioniert in Vereinen mit einer gefestigten Philosophie und ebensolchen Strukturen, aber nicht in einer Situation in der der Verein massiv damit zu ringen hat. Selbst wenn da ein wahrer Wunderjunge von Trainer gegen alle Widerstände kurzfristig den sportlichen Erfolg zurückbringt ist das Thema nie wirklich vom Tisch und wird schneller wieder dominant werden als du Punktverlust buchstabieren kannst. Man kann strukturelle Probleme nicht sportlich lösen, höchstens für eine gewisse Zeit übertünchen. Der Zustand des Gesamtvereins bessert sich dadurch nicht wesentlich.

Wir sprechen hier üblicherweise nur über Taktik, das hier eine strategische Ebene auf eine ebensolche detaillierte Aufarbeitung wartet muss nicht zwingend Thema dieser Seite sein. Allerdings wird es das andernorts vermutlich so oder so nicht, so wtf.

Interessanterweise kam heute die Meldung, dass Magath wohl intern nicht durchsetzbar sei, wobei der maßgebliche Stolpersteine seine Forderung nach dem Präsidentenamt (sic!) gewesen sein soll. Da hat jemand das Problem durchaus erkannt und will eine Lösung ala gordischer Knoten. Was natürlich nicht funktioniert. Konfrontation ist in einem mitgliedergeführtem Verein selten eine gute Idee.

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Koom 13. Februar 2014 um 14:27

Ja, der Wundertrainer müsste da gleichzeitig schon ein Charismatiker ohnegleichen sein, was bei den 3 genannten Namen, aber nur Klopp wirklich ist. Gebe dir da also komplett recht. Es müsste da schon ein Messias her.

Magath ist nicht blöd, der blickt schon, wo die Probleme liegen. Und er weiß, das er scheitern wird, wenn er nicht diesen Klüngel aushebeln kann.

Rasengrün 13. Februar 2014 um 16:21

Nur fällt der Klüngel eben nicht einfach so vom Himmel und er wird sich auch nicht einfach wegbeten lassen. So wie die Dinge liegen ist der Klüngel nicht das Problem dieser Struktur sondern fast identisch mit dieser.

Nebenbei: Klüngel positiv formuliert wäre lokale Verbundenheit. Oder eine erkleckliche Anzahl an Begriffen, die auf keiner Bullshit-Bingo-Karte fehl am Platze wären, wenn ein professioneller Medienarbeiter seine Finger drin hatte. Muss also jetzt auch nicht zwangsläufig nur negativ sein. Wirklich problematisch ist da schon viel eher, dass man eigentlich immer den Plural nehmen müsste…

Koom 13. Februar 2014 um 16:28

@Rasengrün: So ist es. Ich sehe die Strukturreform deswegen auch eher gemischt. Die, die es umsetzen, sind die gleichen, die sich die bisherigen Strukturen geschaffen haben. Ergo werden die schauen, dass sie auch bei einer anderen Struktur ähnliche Macht haben. Ändern wird sich dadurch wenig bis gar nichts.

Zagłębie rules 13. Februar 2014 um 16:21

Ich vermute mal solange der HSV nicht wirklich mal absteigt, wird sich an den Strukturen nichts ändern. „Dino“ das suggeriert nicht nur eine Pseudo- Unabsteigbarkeit sondern sagt ja auch ansonsten viel aus.

Viel Schwanz -wenig Gehirn 😉

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QWERTZ 29. Januar 2014 um 17:27

Kleiner Fehler in den Grafiken: Drobný gehört ins Tor, nicht Adler.

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Tzaduk 2. Februar 2014 um 05:43

…und nachdem ich so ein Fan von Adler bin, möchte ich eigentlich auch, dass der Arme in die Mannschaft nicht mehr muss. Der Keeper ist in dieser Mannschaft wirklich die ärmste Wurst.

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CF 29. Januar 2014 um 16:26

Das Pressing fand ich stark verbessert von Schalke. Es war viel dynamischer und trennender als sonst. Oft würde das Spiel auf Tah gelenkt und von dort auf Lam wo dann ziemlich schnell eine hohe Kompaktheit hergestellt wurde. Gerade Neustädter zeigte eine sehr gute Leistung im verdrängen von Spielern, Engen herstellen und Raum fressen. Einige Male war hinter ihm sehr viel Platz frei den Hamburg aber nicht bespielen konnte, da wie schon beschrieben schlechte Staffelung und fehlende Präsenz. Man könnte auch sagen, das das Pressing so ausgerichtet war den Ball von Boateng weg zulenken. Wen er mal Entscheidungen im Pressing treffen musste waren diese sehr klar und ziemlich eindeutig. Meistens kam er gar nicht in die Situationen zu agieren das erlaubte ihm eine höhere Position und somit stärkeres Konterspiel. Das fand ich schon beeindruckend von Keller so eine Struktur zu entwickeln. Ich fand das Schalker Spiel sehr gut gerade im Vergleich zu früher. Die Ballzirkualtion war sehr solide, alle Spieler gut eingebunden, passendere Modi der Manndeckung, gute Staffelung in allen Dritteln, besser strukturiertes Aufbauspiel und weitere verbesserte Punkte.
Das mit den wenigen Chancen kann ich mir nicht genau erklären da sie extrem viele Räume hätten und eigentlich die Voraussetzungen für viele Chancen erfüllt waren. Am ehesten würde ich einfach mal sagen das die Staffelung sobald das Spiel kleinräumiger und länger auf bestimmte Räume fokussiert ziemlich schnell verbraucht war und dementsprechend leichter zu verteidigen war. Auch waren die Spieler für solche Situationen nicht mehr perfekt geeignet weshalb viele Angriffe dann doch noch zu verteidigen waren und somit eben nur sehr wenige Chancen entstanden. Hier bin ich mir aber nicht ganz sicher müsste man noch ein Mal genauer hinschauen.

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Karsten 29. Januar 2014 um 18:03

Ich fand recht beeindruckend, dass Schalke zum ersten Mal in dieser Saison tatsächlich kollektiv mit Tempowechseln gearbeitet hat. So gekontert wie bei diesem Spiel, das entspricht dem Ruf der Mannschaft, dem sie aber eigentlich lange nicht mehr gerecht wurde.

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CF 29. Januar 2014 um 19:37

Haben doch gar nicht so viel gekontert. 12 Schüsse davon nur 2 nach Kontern abgegeben. Fand eben gut das diesmal nicht das Kontern als taktisches Mittel so überstrapaziert wurde.

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AM 29. Januar 2014 um 19:38

Ich fand Schalke auch in vieler Hinsicht verbessert (wusste auch garnicht dass Huntelar so gut mitspielen kann), aber der Spielaufbau ist wie PP geschrieben hat, immer noch beängstigend schwach. Neustädter und Boateng standen bei eigenem Spielaufbau immer recht hoch und haben Raum vor den Innenverteidigern geschaffen, aber Sie standen immer auf gleicher Höhe, standen immer nur mit dem Rücken zum gegnerischen Tor und waren zudem immer bedrängt. Keiner der beiden zeigte Freilaufbewegungen oder bot sich wirklich so an als dass Santana oder Matip Sie gut anspielen konnten. Gerade Neustädter hätte mit Abkippbewegungen Möglichkeiten schaffen können, einen geordneten Spielaufbau hinzubekommen, weil man ja mit Mayer einen Spieler hätte, der wie Kroos unter Heynckes, sich von der 10er Position fallen lassen könnte und als Pressingresistente Anspielstation dienen könnte.

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CF 29. Januar 2014 um 20:04

Neustädter zeigte keine Freilaufbewegung? Ist doch regelmäßig abgekippt

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ES 30. Januar 2014 um 19:17

Schalke hat viel zu schnell den Ball wieder abgegeben. Eine gute Ballzirkulation, die sich dann auch in gefährliche Zonen hinein bewegt, oder dass man sich den schwachen HSV mit Ballbesitz erst einmal zurecht legt. Das habe ich alles nicht gesehen. So war es kein Wunder, dass auch keine Chancen herauskamen. Der wirklich schwache Pass von Santana ins Niemandsland vor dem 0:2 war ja nur einer von vielen langen Bällen, die nicht ankamen. Und das einzige Nicht-Konter-Tor (0:1) mag ja aus einer geschickten Verlagerung entstanden sein, mit dem Ergebnis dass Farfan frei und unbedrängt flanken durfte. Aber auch da sollte doch eigentlich nichts passieren, weil ja zwei Mann eng bei Huntelaar stehen. Ich habe keinen Fortschritt gesehen, zumindest nicht beim Spielaufbau. Dass sie defensiv ganz ordentlich stehen, wenn Jones nicht dabei ist und Boateng einigermaßen eingefangen ist, wurde ja hier schon zigmal diskutiert. Also auch nix Neues.

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CF 30. Januar 2014 um 19:39

Die Ballzirkulation war aus meiner Sicht klar besser. Typischer Angriff war z.B rechter Flügel Uchida, Meyer, Farfan kombinieren Dreieck, Uchida startet Diagonal wenn es zu eng wird, Farfan spielt auf den stark verschiebenden Boatang, der Neuatädter im Loch zwischen Ivo und Arslan bespielt. So was hat man öfters gesehen, sehr schön den Gegner zu Recht gelegt und dann die passende Struktur bespielt.

Santana war überraschend konstant im langen Ball. Hat mir ganz gut gefallen diesmal.

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blub 29. Januar 2014 um 15:56

Der HSV ist einfach nur eine totale Katastrophe. Das ist noch nichtmal mehr traurig.

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CF 29. Januar 2014 um 16:32

Stimmt. Ist aus meiner Sicht ein Kader mit sehr viel Potenzial, welches aber nur abgerufen wird, wenn man eine ziemlich komplizierte Struktur baut, da der Kader ziemlich komisch Aufgebaut ist. Viele Spieler passen Super zusammen, manche gar nicht und sind eben sehr schwer zu kombinieren. Das führt dann zu einem ziemlich durchschnittlichen System in dem kein Spieler gut eingebunden ist aber auch nicht gar nicht passt. BvM traue ich den Schritt aber leider auch nicht zu. Fink war taktisch zumindest ab und zu richtig geil.

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Erkinho 30. Januar 2014 um 10:24

Vollkommen richtig, der HSV verfügt über einen großen Pool an äußerst individuell starken Spielern, aber die zahlreichen Trainerwechsel und die damit einhergehenden Transfers haben deutlich Spuren hinterlassen. Die Verbindungen sind mal echt miserabel, geschweige denn es gibt überhaupt mal ’ne gescheite Interaktion zwischen Defensive und Offensive.

Das Zentrum ist ja nicht erst seit BvM die Problemzone der Rothosen. Schon Finks Spielplan ließ das strategisch wichtige Zentrum oft verwaisen. Warum dann nicht einfach mal 4-3-1-2 oder 4-3-2-1 probieren? Die Spieler dazu hätte man doch.

Was würdest du denn über ein 4-2-4 mit einem 3-1-3-3 Spielaufbau halten?

Badelj spielt abkippend als tiefstehender Spielmacher und die Außenverteidiger spielen enger als die Außenstürmer, die für Bereite sorgen, während Rafa oder Hakan sich fallen lässt um eine weitere spielstarke Anspielstation im Zentrum zu bieten. Gepresst wird dann je nach Gegner im 4-4-1-1 / 4-2-2 oder sogar 4-1-3-2/4-2-4.

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CF 30. Januar 2014 um 19:43

Gibt sehr viele interessante Ansätze wobei ich das 4-3-2-1 sehr gut finde. Könnt man VdV sehr gut einbauen und Badelj dann in höhere Zonen vorschieben bin kein Fan vom abkippenden Badelj eher ein bisschen höher und Arslan tiefer.

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Erkinho 31. Januar 2014 um 04:30

Grundsätzlich halte ich ja nicht wirklich viel von der Doppelsechs Badelj / Arslan – die Bewegungsabläufe sind nicht sinnvoll abgestimmt, was größtenteils aber Arslan verschuldet, wenn er mal wieder einen katastrophalen Ausflug auf die Flügel unternimmt. Badelj ist deutlich spielstärker, pressingresistent und besitzt neben einem starken Passspiel auch die nötige Übersicht. Spielt man mit abkippendem Sechser gibt es doch keine Alternative für den HSV.
Arslan ist nämlich eher ein dynamischer Offensivspieler, der v.a. durch seine Dribblings auffällt.

Wie auch immer, der HSV muss endlich mal verstehen das Zentrum zu schließen und besser zu bespielen.
Mittlerweile ist’s fünf vor 12 im hohen Norden…mal wieder.

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CF 31. Januar 2014 um 11:37

Ich finde das Arslan oft falsch eingeschätzt wird, gab auch Zeiten wo die Abstimmung zwischen den beiden sehr gut war und er ziemlich konstant abgekippt ist. Das hat er auch sehr gut gemacht war strategisch auch gut und dann mit Badelj etwas höher in engeren Räumen mit anbindenden Aufgaben war das schon besser als Momentan.
Arslan ist eigentlich ein sehr interessanter Spieler der aus meiner Sicht etwas zu stark als 10er gesehen wird. So kreativer, dribbler und Spielmachender Typ. Ist vom Fähigkeitenprofil aber eigentlich variabler und kann ziemlich viele Sachen gut. Man muss ihn nur richtig einbauen Problem ist halt das er in tiefern Räumen ziemlich schlecht verteidigt ist in seinen Räumen sehr abenteuerlich und hat nur wenig Gespür für defensive Strukturen. Durch schlechte Läufe baut er immer wieder gut offensive Strukturen für den Gegner. In höheren Zonen könnte er diese Chaosläufe sehr gut kombinieren und nutzen man müsste es halt entsprechend absichern. Man könnte zum Beispiel eine offensive Struktur vor täuschen und mit entsprechender Staffelung dann eine Art Falle aufbauen. Problem bei einer höheren Positionierung wäre aber das er nur noch ein Teil seiner Fähigkeiten zeigen könnte. Er müsste als Defensive wie Offensive in unterschiedlichen Höhen agieren was sehr lauf intensive wäre und auch schwer einzubinden da man einen ähnlichen Spieler finden müsste.

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