Der Jahrhunderttrainer und die Phantomkrise

Die Schalker Krise kostete Huub Stevens seinen Job. Aber war seine Mannschaft zuletzt überhaupt schlechter als zu Saisonbeginn?

Zufallsfaktoren

Externe Faktoren. Es gibt im Laufe einer Saison eine ganze Reihe von Faktoren, die immensen Einfluss auf die Ergebnisse einer Mannschaft haben können. Viele davon unterliegen nicht der Kontrolle des Trainers, manche sind überhaupt nicht kontrollierbar. So hat eine Mannschaft naturgemäß irgendwann in einem Jahr mit Form- und Verletzungsproblemen zu kämpfen, kommt unvermeidlich in Phasen, in denen es gehäuft zu glücklichen oder unglücklichen Ergebnissen kommt, und zudem sind die Resultate natürlich ganz trivial von den Gegnern abhängig. Wenn all diese Faktoren gleichzeitig umschwenken, kann es ohne eigenes Zutun verblüffend gute oder schlechte Phasen geben.

Ich denke, auf Schalke erlebte man im Verlauf der Saison beides – zu Saisonbeginn hatte man in allen Teilbereichen viel Glück; in den vergangenen zwei Monaten häufte sich dann das Pech in vielen Bereichen. Die ordentliche Bilanz jener wechselhaften Hinrunde: Einholbare fünf Punkte Rückstand auf die Champions-League-Ränge in der Liga, Gruppensieger in der CL vor dem Arsenal FC und souveräne Pokalsiege unter Stevens; außerdem ein überzeugender Auswärtssieg im wichtigen Ruhrpott-Derby.

  • Hätte man vor der Saison bei so einer Bilanz mit einer Trainerentlassung gerechnet?

Die Spielplan-Krise

Man hätte es wohl kaum, insbesondere nicht bei Schalkes „Jahrhundert-Trainer“ Stevens. Nicht seine gesamte Bilanz, sondern die jüngere Häufung der negativen Ergebnisse war Grund für seine Entlassung. Schon hier kann man einen möglichen Denkfehler vermuten: Wenn Schalke trotz der schlechten Phase solch eine akzeptable Gesamtbilanz aufweisen kann, wie groß war dann das Trainerproblem? Könnte man es nicht auch so sehen, dass die Leistung insgesamt gut war und nur die Verteilung – vielleicht zufälliger Weise – extrem ungleichmäßig über die vier Monate?

Man kann es so sehen, wenn man einfach mal einen Blick auf die Gegner des FC Schalke wirft: In den sechs sieglosen Spielen traf man auf sechs Mannschaften, welche die Hinrunde allesamt in den beiden oberen Tabellendrittteln abgeschlossen haben. Die momentanen Plätze 2, 4, 5, 8, 9 und 10 waren die letzten Schalker Gegner.

In den ersten elf Spielen, nach denen man sich ja auf Platz zwei befand, holte man sieben Siege. Vier davon allerdings gegen die letzten fünf der Liga. Die schwachen Augsburg und Fürth wurden gleich zu Saisonbeginn geschlagen, die bis dato noch schwächeren Magath-Wolfsburger folgten bald darauf. Ansonsten schlug man die Abstiegskämpfer aus Nürnberg und die zwölftplatzierten Bremer knapp. Den sechsten Sieg holte man gegen die Mainzer, die zu diesem Zeitpunkt aber selber erst einen Sieg aus vier Spielen hatten – und diesen wiederum nur gegen Augsburg.

Sechs von sieben Siegen gab es also gegen „schwache Teams“, die drei schwierigeren davon wurden auch nur knapp geschlagen – beim scheinbar souveränen 3:0 gegen Mainz wurden die Schalker von ihren Fans noch in die Kabinen gepfiffen. Auf diese Teams von kleinerem Kaliber traf man aber eben ausnahmslos in den ersten Saisonmonaten, in den sieglosen Wochen gab es solche Gegner im Grunde nicht mehr.

  • Wie viel Einfluss hatte die eigene Leistung an der Ergebnismisere und wie viel geht auf die Leistung der Gegner?

Taktische Verzerrung…

Der Einfluss der Konkurrenten erscheint sogar in noch grellerem Licht, wenn man sich die Ausnahmen ansieht. So ist der einzige große positive Ausrutscher für Schalke – also der einzige Sieg gegen eine „echte“ Top-10-Mannschaft – der Derbysieg in Dortmund. Dieser wurde aber von massiven Verletzungsproblemen und einem völlig gescheiterten Systemwechsel auf Seiten des BVB begünstigt – und dennoch war der Schalker Sieg bei 7:8 Schüssen zwar verdient, aber im Grunde doch knapp.

Andersherum lief es in Hamburg, die ohne die drei Punkte aus dem 3:1 gegen Schalke immerhin nur auf Platz 13 wären – der nominell also schwächste Gegner aus der Krisenphase. Der schockte Schalke aber mit einem Systemwechsel, welcher rigoros aufging. Im Gegensatz zum Dortmunder 3-5-2 war das überraschend gewählte Rautensystem auch bereits vor der Saison erprobt und damit teilweise eingespielt. Zudem brilliert Badelj in jenem System und Hamburg zeigte eine seiner besten Saisonleistungen.

Die „zweitleichteste“ Niederlage wurde wiederum von der eigenen Taktik beeinflusst. Gegen Stuttgart suchte Stevens unter dem Druck der vorherigen Ergebnisse nach Alternativen und stellte auf eine Raute um, die zum einen nur mäßig funktionierte und zum anderen nicht gut zum Spiel passte – die Stuttgarter hielten mit ihrem Dreierzentrum im 4-3-3 besser dagegen, als es ein 4-4-2 oder 4-2-3-1 normalerweise zu tun vermag, da die Unterzahl im Zentrum geringer ist beziehungsweise durch den mitarbeitenden Stürmer sogar völlig ausgeglichen wird. Am vorherigen Spieltag waren die Schwaben allerdings noch in einem 4-2-3-1 angetreten – wieder taktisches Pech.

  • Wie krisenhaft hätten die letzten Schalker Wochen ausgesehen, wenn man nicht gegen Dortmund Taktikglück und gegen Hamburg Taktikpech gehabt hätte?

…und Häufung des Pechs

Und trotz der taktischen Schwierigkeiten waren die Schussverhältnisse in Hamburg (20:19) und Stuttgart (13:13) wieder ausgeglichen. So wie die Niederlage gegen Freiburg (16:15 Schüsse) wares es recht balancierte Spiele, bei denen sich keine Mannschaft vollkommen klar durchsetzte. Die Freiburger wurden zu Spielbeginn sogar in eine der unterlegensten Phasen seit Wochen gedrängt. Beide Spiele hätten also auch anders ausgehen können. Nur (!) gegen Leverkusen war man eindeutig unterlegen, was jedoch auch klare taktische Gründe hatte.

Die beiden Unentschieden gegen Gladbach und Frankfurt wurden hingegen sogar mit Chancenvorteilen von Schalke garniert. Gegen Gladbach (22:5 Schüsse, 6:1 auf’s Tor!) war man gar eindeutig überlegen, beim umkämpften Spiel gegen die starke Eintracht (18:11 Schüsse, 4:2 auf’s Tor) wäre ein Sieg auch nicht unverdient gewesen.

Mit solch einer Argumentation kann man Leistungen zwar immer schönreden, das liegt aber üblicherweise daran, dass man dabei die glücklichen Ergebnisse ausblendet und nur die statistischen Ausreißer in eine Richtung selektiert. Dieser Fehler kann im Fall der Schalker Krise aber nicht auftreten, da die Königsblauen in dieser Phase ganz einfach in keiner Partie Glück hatten – höchstens in der wirklich schwachen Partie gegen Leverkusen, als man durch einen Elfmeter und weitere Chancen noch höher hätte verlieren können, was die Gesamtsituation aber überhaupt nicht geändert hätte.

  • Wie schlimm waren die die Leistungen in den sieglosen Spiele wirklich, wenn vier bis fünf der Ergebnisse unglücklich waren?

Formkrise als Effizienzkrise

Die Häufung jener unglücklichen Ergebnisse ist indes nicht nur Resultat von Pech. Schalke hatte auch mit Formproblemen zu kämpfen, unter denen die Sauberkeit und Effizienz der letzten Aktionen zu leiden hatten.

Mit Lewis Holtby durchläuft der wichtigste Lieferant der finalen Pässe eine schwache Phase, worunter die Qualität der Chancen leidet – Schalke setzt vermehrt auf die Brechstange und versucht mit (teils verfrühten) Flanken oder Distanzschüssen zum Erfolg zu kommen. Diese Versuche wären vielleicht sogar eine ganz gute Idee gewesen, wenn nicht auch Klaas-Jan Huntelaar eine schwächere Phase durchmachen würde. Der amtierende Torschützenkönig steht aber in den letzten Wochen seltener am richtigen Fleck und hatte in wichtigen Moment kein Glück im Abschluss.

Die Aktionen dieser beiden hatten Schalke in der ersten Saisonphase noch einige der engeren Spiele gerettet; eine tolle Kombination der beiden führte beispielsweise zum Siegtor gegen Dortmund. Derartige Einzelaktionen gab es in den vergangenen Spielen seltener – vielleicht hätten sie sonst ein paar der knappen Spiele zu „Knappen-Siegen“ gekippt und Stevens den Job gerettet.

Nun könnte man argumentieren, dass es in Stevens Verantwortung fiel, bei solchen Formproblemen zu reagieren. Eine der gehandelten Begründungen für seine Entlassung ist auch, dass er nicht ausreichend rotieren lassen hat. Allerdings benötigt eine sinnvolle Rotation natürlich auch die entsprechende Kaderbreite, um bei Wechseln nicht an Klasse zu verlieren. Wo hat Schalke diese Alternativen?

Topteam ohne Sicherheitsnetz

Für Holtbys Position wäre angesichts von Afellays Ausfall der abschlussstarke Pukki einzig möglicher Ersatz gewesen. Ebenso wie Draxler ist dieser aber kein kreativer Spieler, der in tieferen Räumen spielmachend wirken kann; abgesehen davon, dass man ihn generell wohl kaum zur Bundesliga Spitzenklasse zählen kann. So hätte (und hat) Schalke ohne Holtby massiv an Spielstärke im Zentrum verloren – Jens Keller demonstrierte mit seinem Wechsel zum 4-4-2, welche Probleme sich für das Team in dieser Konstellation ergeben.

Huntelaar hätte mit Obasi oder Marica ersetzt werden können, was aber einen klaren Qualitätsverlust mit sich gebracht hätte. Beide sind immerhin bloß ausgemusterte Stürmer von schwächeren Ligakonkurrenten und bringen nicht die Qualität mit, bei der sich eine Mannschaft sonderlich ernsthaft mit einer Champions-League-Platzierung beschäftigen müsste.

Auf anderen Positionen (Außenverteidigung, tiefere Sechs) ist Schalke ähnlich dünn besetzt – ein Ausfall von Roman Neustädter hätte beispielsweise noch bedeutend massivere Schwierigkeiten bereiten können, auch für Christian Fuchs gibt es kein hochklassiges Äquivalent. Insofern war es zu Saisonbeginn bereits vorhersehbar, dass es mit diesem Kader vermutlich auch problematischere Phasen geben wird, falls Verletzungen oder Formkrisen auf entscheidenden Positionen einsetzen – und welches Team kommt auf mehreren Positionen ohne solche Unwegbarkeiten durch eine Saison?

  • Welche Erwartungen kann eine Vereinsführung an eine so dünn zusammengestellte Mannschaft haben? Ist Schalke wirklich schon der Spitzenverein, der er sein will?

Draxler ist kein Afellay

Die Formprobleme der beiden zentralen Offensivakteure sind zudem auf zweierlei Weise mit der fehlenden Kaderbreite verknüpft. Nicht nur, dass es keinen Ersatz für Holtby und Huntelaar gibt, auch die Alternativen auf den umliegenden Positionen sorgen für Schwierigkeiten. Die verletzten Afellay und Höger konnten mit Draxler und Jones vermeintlich gleichwertig ersetzt werden, sind aber wichtiger für Schalke, als man es auf den ersten Blick bemerkt.

Die Barca-Leihe Afellay ist der vermisste zweite Zehner im Schalker Kader, der aber allgemein noch etwas vorwärts gerichteter und verspielter agiert als Holtby. Dadurch konnte er auf seiner Stammposition am linken Flügel interessante Wechselwirkungen erzeugen, von denen gerade Holtby in seiner linksseitigen Rolle profitierte. Er hatte einen sicheren Kombinationspartner, konnte sich freier bewegen und Afellay zog bei seinen Drifts durch das Zentrum die Aufmerksamkeit von Holtby weg.

Natürlich hat auch Draxler seine Qualitäten, jedoch ist er ein deutlich linearerer Spieler, der weit weniger mit Holtby interagiert und dem Schalker Spiel zwar Durchschlagskraft verleiht, es aber auch vorhersehbarer macht. So ist Afellay sogar der passsicherste Spieler von Schalke mit einer Quote von 90% angekommenen Pässen, während Draxler mit durchschnittlichen 82% fast doppelt so häufig Fehlpässe spielt. Dass Afellay vier Mal (!) so oft gefoult wird wie Draxler, ist ein Indiz dafür, wie unangnehm er zu verteidigen ist und wie viel Unruhe er beim Gegner stiftet.

Der Wegfall dieser Bewegungskomponente ist möglicherweise auch ein Grund dafür, dass Huntelaar im Laufe der Hinrunde versuchte, sein Bewegungsspiel vielfältiger zu gestalten. Er versuchte sich zunehmend ins Kombinationsspiel einzuschalten und wich in äußere Positionen aus, was aber nicht sein Naturell ist. In der mitspielenden Rolle brachte er seiner Mannschaft wenig Mehrwert, während er gleichzeitig als Tiefengeber in der Spitze fehlte – ein zentraler Grund dafür, dass er seltener in Abschlusspositionen kommt.

Hög, Höger, Högschde Disziplin

Noch bedeutend unterschätzter ist sicherlich der Einfluss von Marco Höger. Die Alternative zu Jermaine Jones kann mit einer beeindruckenden Bilanz auftrumpfen: Längere Spielzeiten bekam er (verletzungsbedingt nur) bei den Spitzenergebnissen gegen Dortmund und Arsenal, sowie den beiden 3:0-Erfolgen gegen Wolfsburg und Mainz und dem sehr unglücklichen 2:2 gegen Montpellier. Jene Spiele, in denen sich Schalkes Image als Topklub von internationalem Format festigte, die wurden also mit Höger ausgetragen. Der Sieg gegen Wolfsburg war nebenbei die vielleicht beste Schalker Saisonleistung. Schwache Spiele mit Höger? Fehlanzeige.

Nur Zufall? Wegen fehlender Höger-Einsätze gegen die mittelstarken Klubs, die Schalke so große Probleme bereiteten, gibt es keine wirklichen Vergleichswerte mit Jones. Der spielte eben die meisten jener Spiele und war immerhin auch bei der siegreichen Halbzeit in London eingewechselt dabei. Dennoch sprechen neben den Ergebnissen und Leistungen auch Högers Profil dafür, dass Schalke mit ihm eine stabilere Mannschaft auf den Platz bringt.

Arsenal FC - FC Schalke 04 0:2, 30. Minute: Höger weicht nach außen hinter den vorgestoßenen Uchida.

Arsenal FC – FC Schalke 04 0:2, 30. Minute: Höger weicht nach außen hinter den vorgestoßenen Uchida. So steht Schalke gut abgesichert und zieht Arsenal nach rechts. Höger spielt unter Druck den anspruchsvollen Pass nun sehr sicher auf Holtby, der kann verlagern und so bekomen Fuchs und Afellay auf dem fernen Flügel viel Raum für den weiteren Angriff. Högers Gespür leitet den Spielzug unauffällig ein, er bleibt dabei höchst sauber, risikolos und effektiv.

Als taktisch vielseitiger Spieler, der zentral und außen agieren kann, bringt er eine deutlich ruhigere und strategischere Spielweise ein als der physische und wilde Jones. Er lässt die Bälle sicherer zirkulieren, hält das Spiel simpel und versucht keine unnötigen spektakulären Einzelaktionen. So spielt er durchschnittlich weniger Pässe als Jones, hat aber dennoch eine klar bessere Erfolgsquote bei diesen. Zudem spielt Jones cirka vier Mal so viele lange Bälle wie Höger, die aber in nicht einmal 70% der Fälle ankommen – am Dienstag gegen Mainz verursachte er mit solch einem Versuch erst wieder einen Gegentreffer.

Während Jones oft zentral nach vorne stürmt, um sich selber in den offensiven Räumen in Szene zu setzen – wofür ihm aber gelegentlich die Kreativität und Technik am Ball fehlt -, spielt Höger wesentlich zurückhaltender und absichernder. Oft pendelt er nach außen, sodass Farfan und Uchida Freiheiten bekommen, ihre Stärken im Dribbling einzubringen. Jones blockiert eher die Räume für Farfan, statt sie freizuräumen. So unternahm der amerikanische Nationalspieler zum Beispiel in der Liga schon vier Mal so viele Schüsse wie Höger, hat aber auch nur ein Tor (nach einem Konter) erzielt.

Auch defensiv harmoniert Höger sehr gut mit seinen umliegenden Spielern und ist dabei generell eleganter und präziser als Jones, wovon auch das Konterspiel der Schalker profitiert – der entscheidende Konter, den er in Dortmund zum 0:2 verwandelte, leitete er selber mit einem abgefangenem Pass ein. In den Statistiken verzeichnet er weniger erfolgreiche Balleroberungen im Zweikampf als Jones und viel weniger Fouls, fängt aber deutlich öfter Pässe ab und wird seltener ausgedribbelt.

In der Summe ist Schalke durch ihn besser abgesichert gegen Konter, selber besser im Konterspiel und das Offensivspiel fokussiert sich stärker auf diejenigen Akteure, die darin ihre Stärken haben. Ähnlich wie Afellay sorgt Höger dafür, dass die Knappen als Team ausgewogener und variabler funktionieren. Somit ist er von den rein individuellen Fähigkeiten zwar durch Jones ersetzbar, aber im Kontext des zentral orientierten (Ballbesitz-)Spiels, welches von prägenden Akteuren wie Holtby und Neustädter vorgegeben wird, gibt es eigentlich nur eine vollwertige Alternative.

  • Wie viel Stabilität ist von einer Mannschaft zu erwarten, die so ungleich zusammengesetzt ist?

Die vermeintliche Leidenschaftslosigkeit

Neben diesen beiden Verletzungen hat sich bei Schalke allerdings wenig verändert zwischen der vermeintlich überragenden und der vermeintlich unterragenden Phase. Die Ergebnisse sind überraschend weitgehend durch den Spielplan und individuelle Probleme in Form und Fitness erklärbar. Die Strukturen in der Mannschaft sind gleich geblieben und intakt, was die Bewegungen der Flügelspieler, die Art des Aufbauspiels, die Bewegungen im Zentrum und ähnliches angeht. Schalke hat in den vergangenen Wochen nicht wesentlich anders gespielt als zuvor, sie waren weiterhin eine moderne, passstarke und kompakte Mannschaft mit klaren Konzepten in beide Spielrichtungen.

Vorwürfe an die Mannschaft, dass ihr der Kampfgeist fehle und sie an Geschwindigkeit und Leidenschaft verloren hätte, sind schwer zu untermauern. Stellt man zum Beispiel die Laufwerte der vergangenen Spiele neben die Werte aus den Ligasiegen, ist sogar eine leichte Steigerung erkennbar. Die durchschnittlichen 111,1 Kilometer Distanz der Siege (exklusiv des Nürnberg-Spiels, zu dem Bundesliga.de keine Daten bereitstellt) wurden auf 111,6 Kilometer unwesentlich erhöht, die Distanz der intensiven Läufe stieg gar um etwa 6% (von 7,9 auf 8,4 km), die Sprintdistanz (3,1 km) blieb gleich.

Ein großer Ausrutscher in der Laufbilanz war übrigens das Spiel in Dortmund, wo man in Gesamtdistanz und intensiven Läufen die Spitzenwerte des Stuttgart-Spiels erreichte, während man die Sprintdistanz jener Niederlage sogar noch um satte 22% übertraf. Daraus könnte man ableiten, dass Schalke doch noch ungenutzte Potentiale hat, die sie ohne den Derby-Druck nie mehr abrufen konnten. Ein anderer Erklärungsansatz wäre allerdings, dass sie in Dortmund eine einzigartige Situation hatten. Nur dorten lagen sie längere Zeit gegen eine Spitzenmannschaft vorn und spielten daher konsequenter auf Konter, sodass sie mehr Defensivarbeit zu verrichten hatten und mehr liefen. Zudem fehlen eben auch bei den anderen Siegen die positiven Ausrutscher, die ja zu erwarten wären, wenn der Kampfgeist in diesen Spielen vermeintlich stärker gewesen wäre.

Von daher ist die plausiblere Erklärung für die subjektiv zurückgegangene Leidenschaft im Schalker Spiel wohl eher der fehlende Zugriff auf den Gegner, den sie in diversen Phasen aus taktischen Gründen hatten. So kamen sie gegen Hamburgs Raute wegen der Unterzahl im Zentrum nicht in die Zweikämpfe, sodass sie besonders in der Mitte der ersten Halbzeit extrem passiv und verunsichert wirkten – wohl eher ein Resultat der taktischen Überraschung und Ratlosigkeit, weniger eine Frage der Mentalität. Freiburg manövrierte Schalkes 4-4-2-Pressingformation aus, indem Schuster stets nach außen wegkippte – eine Bewegung, mit der auch Gündogan beim BVB schon mehrfach gegnerische 4-4-2-Systeme in eine planlose Passivität gezwungen hat. Stuttgart konnte über seine freien Außenverteidiger viel Sicherheit gewinnen – ein Standardproblem der Raute, die Stevens in jenem Spiel wählte.

Der Ergebnis-Bias

So sind viele Phasen, die dem Betrachter als leidenschaftslos vorgekommen sein mögen, leicht zu erklären. Ein Pressing wirkt immer passiv und zurückhaltend, wenn es nicht funktioniert und der Gegner Freiräume findet. Eben dieser Effekt führt beispielsweise dazu, dass Gegnern von Barcelona in den vergangenen Jahren regelmäßig vorgeworfen wurde, dass sie zu passiv agiert hätten – man kann nicht foulen, wenn man nicht einmal in einen Zweikampf reinkommt.

Diese Fehlinterpretation von taktischen Effekten, welche vielen Betrachtern naturgemäß verborgen bleiben, addieren sich zudem sicherlich mit dem „Ergebnis-Bias“. Gerade emotional mitfieberndes Publikum bewertet Leistungen stark am aktuellen Resultat orientiert. Wenn die Mannschaft des Herzens – so unglücklich es auch sein mag – gerade zurückliegt, dann wünscht sich der Fan bei jeder Aktion den dringenden Erfolg. Misslungene Pässe und Dribblings, die man vorne liegend hinnehmen kann, wirken auf einmal wie unentschuldbares Versagen. Ereignislose Ballzirkulation, mit der man versucht gegnerische Lücken zu finden, wirkt wie lustloses Herumgeschiebe. Den Gegner selber durch eine kompakte Stellung zum Schieben zu zwingen, reicht plötzlich nicht mehr aus und die Mannschaft soll mehr Druck machen.

Aber dass eine Mannschaft den Druck auf Knopfdruck extrem erhöht und den Gegner beliebig an die Wand spielt, kann man allerhöchstens dann erwarten, wenn man entweder ohnehin sehr überlegen ist oder der Gegner beginnt Fehler zu machen. Zum Beispiel weichen viele Mannschaften in Führung liegend zu weit zurück und man bekommt eine erhöhte Offensivpräsenz quasi geschenkt. Gegen eine taktisch so hervorragende Mannschaft wie Freiburg, kann man aber nicht plötzlich beginnen Kamikaze-Fußball zu spielen. Geduld ist auch bei Rückstand noch eine Tugend.

  • Wie viel Kritik an der Schalker Mannschaft war Resultat der Leistungen und wie viel nur das Resultat der Resultate?

Stevens fehlende Flexibilität

Nachdem ich nun eine ganze Reihe von Punkten aufgelistet hab, welche die Schalker Krise relativieren mögen, gebietet die Objektivität noch anzumerken, dass diese Aspekte natürlich nicht alle im luftleeren Raum entstanden sind. Huub Stevens trägt die Verantwortung für die Mannschaftsleistungen. In dem Kontext sei noch erwähnt, dass die vielerorts geäußerte These „nicht der Trainer, sondern die Mannschaft ist Schuld“ völlig am Thema vorbeigeht.

Besonders die Ausfälle von Afellay und Höger waren zwar Pech für Stevens, aber gleichzeitig auch eine dieser Aufgaben, die ein Trainer eben bewältigen muss. Dass der Niederländer an seinem System weitestgehend festhielt, als zwei wichtige Spieler dafür ausgefallen waren, könnte eine suboptimale Trainerleistung gewesen sein. Durchschlagende Ideen, wie man die Qualitäten von Draxler und Jones effektiver mit den anderen Spielern verknüpfen könnte, fehlten im Schalker Spiel. Allerdings ist es auch nicht so, dass Draxler und Jones absolute Fremdkörper waren und gerade in diesem Fall ist es wohl keine einfache Ausgabe, die Zusammenstellung noch mehr zu optimieren. Aber der Fußball bietet so viele Möglichkeiten, dass wenige Dinge unlösbar sind.

Der erste Ansatz, den Stevens zur Steigerung seiner Mannschaft hatte, scheiterte dann mit der Raute in Stuttgart. Die Idee, das System dermaßen extrem umzustellen war nicht nur zu einem ungünstig Zeitpunkt gewählt, sondern war auch etwas übertrieben und vielleicht aktionistisch. Draxler und Jones profitierten nicht von der Raute und andere Spieler wie Neustädter oder Huntelaar wurden in unpassende Rollen gedrängt. Für solch extreme Maßnahmen waren die Schalker Probleme eigentlich gar nicht groß genug. Möglicherweise hat sich Stevens in diesem Spiel wegen des öffentlichen Drucks zu einer etwas verzweifelten Aktion hinreißen lassen und damit Punkte verschenkt.

Zudem gibt es einige Detailfragen, bei denen man Stevens wohl kritisieren kann. Ein entschlosseneres Handeln in der Torwartfrage, hätte vielleicht ein paar Prozente rausholen können. Eventuell hätte er sich nachdrücklicher um einige Kaderplätze kümmern müssen – einen teuren Spieler wie Jermaine Jones zu behalten, obwohl er nicht optimal ins System passt, muss vielleicht nicht sein. Wichtige taktische Kleinigkeiten wären wohl besser lösbar gewesen – gegen Schusters Herauskippen bei den Freiburgern hätte seine Mannschaft besser vorbereitet sein können. Der Rechtsfokus des Spielaufbaus und das 4-4-2-Mittelfeldpressing hätten vielleicht stärker variiert werden können, um den gegnerischen Trainern das Leben zu erschweren.

Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Natürlich gab es Optimierungspotential, aber irgendwie gibt es das ja immer. Kann man Stevens wirklich in einem Maße kritisieren, das eine Entlassung rechtfertigen könnte? Welche Punkte soll man ihm großartig vorwerfen?

Problemanalyse à la Tönnies

Die Männer, die diese Fragen beantworten müssen, heißen Horst Heldt und Clemens Tönnies. Sie scheinen auch Antworten gefunden zu haben, sollte man hoffen, haben sie doch immerhin tatsächlich ihren Schalker „Jahrhunderttrainer“ rausgeschmissen. Aber was waren ihre Begründungen für diese Entscheidung? Im Doppelpass nach den Gründen für die Schalker Misere befragt, lieferte „Trainerkiller“ Tönnies schlüssige Erklärungen:

Es muss irgendjemand einen Hebel umgelegt haben…

Achja. So ein Lausbub, der da einfach nach Gelsenkirchen kommt und irgendwelche Hebel umlegt! Wegen fehlender Spuren bezüglich der Identität des Täters, entlassen wir auf Verdacht den Trainer.

Ich kann ihnen nicht sagen, was nun passiert ist, aber es hat uns bewogen, gestern Abend…[Huub Stevens zu entlassen]

Stop. Ernsthaft jetzt? Clemens Tönnies gibt zu, dass er selber nicht sagen kann, was ihn zu seinen Entscheidungen führt? Ich schreibe hier ein halbes Buch über die Umstände und das Zustandekommen der Schalker Ergebnisse und der millionenschwere Klubchef entscheidet über die Zukunft seines Vereins anhand von…gar nichts? Sind das wirklich die Verhältnisse?

Kann sein, dass ich jetzt unsachlich werde – aber ich schreibe einen Beitrag für ein Internetblog, ich darf das. Clemens Tönnies wird für kompetente Entscheidungen bezahlt. Der sollte das nicht dürfen. Doch wie soll man solche Aussagen anders bewerten, denen jede Spur von Sachverstand, jede Spur von eigentlicher Begründung abgeht? Tönnies versuchte nicht einmal Erklärungsansätze zu liefern.

Ein Vereinschef muss doch in der Lage sein, die sportliche Situation so eingehend zu analysieren, dass er seine Entscheidung öffentlich zumindest in Grundzügen erläutern kann. Er muss doch die wesentlichen Problematiken kennen und begründen, weshalb der aktuelle Trainer nicht mehr die Lösungen für diese liefern kann. Besonders dann, wenn die Situation dermaßen fragwürdig ist und ein Übungsleiter solch einen Kredit und Verdienst am Verein besitzt.

Wenn Entscheidungsträger das nicht liefern können, dann wird es hinfällig, über ihre Entscheidungen zu diskutieren. Dann muss ich hier auch nicht die Spekulationen ausbreiten, wonach Stevens sich mit der Mannschaft verworfen habe und sein Verbleib einigen wichtigen Vertragsverlängerungen im Weg stand. Das wäre nämlich tatsächlich ein nachvollziehbarer Grund für einen Trainerwechsel; der wurde aber von Vereinsseite nicht vorgebracht und bleibt damit Geblubber. So oder so – Schalke hätte mit weniger Pech einige der vergangenen Spiele gewonnen und niemand würde das Thema diskutieren.

Meine Argumente und Erklärungsansätze in diesem Artikel werden nicht von allen Lesern geteilt werden, vielleicht sind sie auch nicht alle zutreffend oder in Teilen überspitzt. Zumindest aber sind es Erklärungsansätze. Ihnen liegt mehr Analyseaufwand zugrunde als einem einmaligen Betrachten der Spiele und der unbestimmte Eindruck, dass „Schalke irgendwie nicht mehr gewinnt“. Und ich bin fest davon überzeugt, dass ein wenig genaueres Hinsehen und intensive Analyse die Wahrscheinlichkeit erhöht, eine zutreffende Einschätzung der Situation zu erlangen. Mit dem Zaunpfahl winkend ziehe ich von dannen.

CaptainJack 5. März 2013 um 17:43

Tolle Analyse – und man sieht wie viel Arbeit drin steckt. Ein riesen Kompliment.

Vielleicht könnt Ihr in einigen Wochen auch mal eine Analyse über Jens Keller veröffentlichen. In der Hinrunde 17 Siege, 0 Remis, 0 Niederlagen mit der A-Jugend, keinerlei Kredit bei Amtsantritt und nach wenigen Spielen sieht man den Einfluss des Trainers.

Antworten

dasdo123 14. Februar 2013 um 02:06

Ist das eigentlich immer noch eine Phantomkrise?

Antworten

King_Cesc 14. Februar 2013 um 09:46

Nein,
das wurde im Artikel Schalke – Fürth noch besser erläutert.

https://spielverlagerung.de/2013/02/08/fc-schalke-04-greuther-furth-12/

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C 9. Februar 2013 um 01:55

Könntest du es hören würde ich applaudieren und Beifall klatschen!

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The belgian analyst 18. Januar 2013 um 12:42

zum Beitrag
Eine wirklich sehr gelungene Analyse. Es tut wirklich gut eine Seite wie diese gefunden zu haben. Hier bekriegen sich ausnahmsweise mal keine pubertierenden Jungs und Mädels aus verschiedenen Fanszenen, die sich dann sinnlose Beleidigungen an den Kopf werfen.

Diese durchgehende Sachlichkeit, sowohl die Tiefe als auch die Breite der Analyse aber auch die Realitätsnähe gefallen mir ausgesprochen gut.

Ich würde mich ebenfalls sehr gerne mit einem sehr ausführlichen Beitrag beteiligen, jedoch ruft der Job und ich werde nur ein zwei zusätzliche Problemchen auf Schalke ansprechen.

Zur Krise
Schalke ist ein sehr spezieller Verein, hauptsächlich geprägt von Emotionen und Leidenschaft zum Fussball. Hier werden Entscheidungen selten auf sachlicher Ebene getroffen sondern vielmehr wird gehandelt weil andere es erwarten. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls aufgrund der scheinbar mangelnden Sachkompetenz des Vorstands und des Aufsichtsrats.

Weiterhin gehört Horst Heldt, in meinen Augen, nicht zu den besten Managern. Nicht die Transfers oder die Kontakte in der Fussballwelt sind ausschlaggebend (wobei diese auch nicht zu den besten gehören) sondern mehr das fehlende
Fingerspitzengefühl sowie die fehlende Nachhaltigkeit in seiner Arbeit.

Fehlendes Fingerspitzengefühl weil man kein Testspiel gegen Bayern München in einer Phase einplant, wo das Selbstvertrauen der gesamten Mannschaft kaum noch vorhanden ist. Selbst wenn Bayern 100 m entfernt ist. Im Trainingslager wurden aufgrund von Planungsdefiziten mehrere Trainingseinheiten abgesagt (Reisen und zu viele PR Termine).

Fehlende Nachhaltigkeit weil Spieler wie Pukki, Escudero, Kolasinac, Moritz oder auch Klingenburg viel mehr Spielpraxis brauchen. Sie bekommen diese trotz des offensichtlichen Potenzials nicht. Es finden kaum Ausleihgeschäfte statt und viele talentierte Spieler wie Pukki werden eingekauft und nicht nachhaltig weiterentwickelt.

Als Pukki bei HJK noch Spielpraxis hatte, hat er in den Playoffs unsere Abwehr schwindelig gespielt, der Schalker Pukki nach 1-2 Jahren hat weder Spielpraxis, noch Selbstvertrauen, noch Spass am Fussball (was irgendwann auch verständlich ist, wenn man für seine Leistungen und Tore nicht mal belohnt wird. Keine weiteren Einsätze nach sehr guten Leistungen und keinerlei Vertrauen seitens der sportlichen Leitung). Gerade für Pukki dem bereits ein ähnliches Schicksal in Spanien widerfahren ist, ist es sehr schwer mit einer solchen Situation umzugehen OBWOHL er gute Leistungen gebracht hat als er gebraucht wurde.

Nun ja… Die Liste auf Schalke ist sehr lang wenn nicht gar unendlich.

Ein anderer Vorstand sowie mehr sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat würden diesem tollen Klub mit Sicherheit weiterhelfen.

Euch ein schönes Wochenende !

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Marc 2. Januar 2013 um 18:09

Gratulation zu der umfassenden Analyse. Hier findet man wirklich eine komplette Liste an möglichen Gründen, warum es mit Stevens und der Mannschaft am Schluss nicht mehr geklappt hat. Allerdings finde ich, dass Jones eine erstaunlich starke Saison spielt – nimmt man die rote Karte und damit den kleinen Rückfall in alte Verhaltensweisen heraus.

Auch kann ich mich nicht ganz Deiner Meinung anschließen, dass Draxler und Pukki Affelays Ausfall nicht kompensieren könnten. Affelay ist sicher ein Spieler mit herausragendem Potential, sonst hätte ihn sich Barcelona nicht geangelt. Seine Verletzung allerdings müsste nicht derart schwer wiegen und ich glaube nicht, dass Holtbys Formkrise letztendlich so stark von Affelays Ausfall abhängt sondern mehr von seiner offenen Vertragssituation.

Draxlers Spielweise – ob nun linear oder nicht – erfrischt das Spiel von Schalke ungemein. Mit seinen jugendlich frechen Tempodribblings und Distanzschüssen ist er immer ein Gefahrenherd. Natürlich fehlt ihm in manchen Situationen noch der tödliche Pass, doch wie viele Mannschaften – selbst auf Champions-League-Niveau – haben noch den intelligenten 10er auf dem Spielberichtsbogen, der perfekte Pässe durch die Gasse steckt? Auch Holtby ist nicht der klassische Kreateur sondern eine flotte Arbeitsbiene.

Natürlich hat Affelay das Potential, Schalkes Spiel unberechenbar zu machen aber auch ohne ihn kann Schalke wieder zu alter Stärke finden. Dazu muss das Spiel unbedingt weniger von Farfan abhängen. Dass der Ball ständig über die rechte Seite zu Farfan läuft, ist nicht von Vorteil. Es dauert zu lange und ist vorhersehbar. Ihm fehlt dadurch der Platz, um zu seinen gefürchteten Tempodribblings anzusetzen. Die gegnerischen Mannschaften sind hervorragend darauf eingestellt.

Generell muss Schalke es schaffen, den Ball schneller in die Spitze bringen. Hierzu würden vereinzelt eingestreute lange Bälle dienen, denen die schnellen Farfan und Draxler hinterjagen, um die zweiten Bälle zu verwerten. Wie man dieses einfache Mittel gewinnbringend einsetzt, zeigt seit geraumer Zeit der Erzfeind aus Dortmund. Es müssen nicht immer fein vorgetragene Angriffe sein. Es kommt bei einem guten Offensivfußball immer auf die Mischung der Angriffsmittel und eine gehörige Portion Opportunismus an. Das ist Schalke 04 völlig verloren gegangen.

Pukki ist ein Hochgeschwindigkeitsfußballer, dessen Potential bei Schalke noch lange nicht ausgeschöpft ist. Würden sich die Schalker gerade auswärts weiter zurückziehen und gewonnene Bälle aus Pressingsituationen schneller in die Spitze spielen, könnte Pukki sein Tempo endlich ausspielen. Zu was er fähig ist, hat er zur Genüge für Helsinki gegen Schalke 04 in der Europa League bewiesen.

Antworten

TW 1. Januar 2013 um 17:23

Emotionalität tötet Sachverstand. Aussagen werden nicht wahrer, indem sie mit einer hohen Anzahl von Ausrufezeichen versehen werden: http://www.usenet-abc.de/wiki/Team/Pratchett

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bob2903 1. Januar 2013 um 16:07

Sorry, ich hab mir nur einen Grossteil durchgelesen, weil mir die Tendenz nicht gefallen hat !! Vor allem wenn der erste Teil mit Begriffen wie Glück und Pech um sich wirft!!!!

Schon mal aufgefallen, dass Farfan und Holtby auf der Bank am rummotzen waren?

Papa den Unnerstall vor laufenden Kameras im laufenden Spiel Minutenlang zusammengestaucht hat?

Jones als vogelfreier offensiver Mittelfeldspieler agierte? Das war die Steigerung von SABOTAGE des Vereins !!!

Die Konstellation Unnerstall, Gehrke, Huub, Hotte und Lehmann? Warum hat Hotte monatelang nach einer grossen TW-Lösung gesucht, verhandelt, spekuliert und ist an den Forderungen von S.Kunz gescheitert, während in der Saison darauf Adler, sogar Wiese (zum Glück ist der Kelch an uns vorübergegangen) und auch wieder Trapp zu erschwinglichen Preisen oder sogar ablösefrei zu haben waren? Horst H. wollte einen Torhüter, aber Stevens „brauchte“ keinen , um dann im Gegenzug Gehrke (warum ist wohl unser TW-Trainer gegangen??) den Rücken zu stärken und wieder und wieder Unnerstall ins Tor zu stellen?

Fuchs!!! Er hat viele viele Spiele gemacht, in denen er seine fehlende Defensiv-Stärke nicht mit Offensiv-Aktionen ausgleichen konnte, aber er spielte und spielte! Was war denn mit Escudero oder Kola??

Nach dem Spiel, als Papa mit Rot vom Platz fliegt, wird Huub gefragt, ob er das nicht kommen sehen hat und er beantwortet die FRage mit Ja, aber er hätte keine Alternativen??? Wieder Kola auf der Bank!!

Jones der „Kämpfer und Dauerläufer“ bekommt im Spiel (nein, nicht am Ende der Saison, sondern zur Hälfte der Hinrunde!) Krämpfe!!! Woran lag das liegen und wie stelle ich das wohl ab?? Ja genau, rausnehmen und regenieren lassen!!!

Der Kader!!!! Als Trainer ist man verantwortlich für den Kader !!! Man muss dem Manager und dem Vorstand seine Wünsche mitteilen, sein System vorstellen und hält den Kopf dafür hin !!!! Wie viele Trainer beschweren sich darüber, dass der Manager an ihnen vorbei und nicht nach ihren WÜnschen eingekauft habe (Favre-Eberl z.B. ) !!! Also ist auch hier Huub zumindest Mitschuld, dass der Kader nicht ausgewogen ist und adäquate BU´s fehlen!!!

Taktik??? Fehlt zumindest auf unterschiedliche Gegner bzw. Taktiken reagieren zu können! Nehme ich als Gegner z.B. Holtby aus dem Spiel, ist es vorbei mit der Herrlichkeit im Schalker Spiel!!! Da hilft es nichts, wenn Jones da vorne rumspringt!!!

Marica!!! Ich war gegewn den Transfer und sehe es heute nicht anders! Aber, wenn er geholt wurde, darf man ihn zumindest nicht demütigen in dem man ihn in der 89. Minute einwechselt. Immerhin ist der Mann Kapitän einer Nationalmannschaft und hat kaum eine Chance sich in 2,5 Minuten zu zeigen!!!

Draxler!!! Was bedeutet es eigentlich, wenn man über junge Spieler sagt, „man darf ihn nicht verheizen“??? Meiner Meinung nach, bedeutet es u.a. auch, dass man den jungen Spieler micht 75 Spiele machen lässt in der Saison und ihn auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, Ruhe- und Denkpausen einbaut !!! Fehlanzeige !!!

Matip!!! Offensichtlich formschwach, aber auch ihm wurde keine Pause und Ruhe gegönnt und er wurde immer wieder aufgestellt !!!!

Allgemein zu den Aus-Einwechslungen von Huub: Es bringt nicht viel, wenn man grundsätzlich nicht wechseln will und es anscheinend nicht als Spielgestalterisches Mittel sieht, sondern nur als notwendiges Überl, wenn ein Spieler fast halbtot vom Platz muss 🙂
Ab der 75.Minute ab und an und ansonsten vielleicht noch einen in der 85.-89. Minute. Zu wenig, zu falsch, zu schlecht !!!

Was ist mit all den Ersatzspielern, geschweige denn von unseren Jugendspielern? Wann sollen die den Spielpraxis bekommen???

Fazit: Auf all diese Dinge ist der Autor des Artikels überhaupt nicht eingegangen, sondern hat stur Zahlen interpretiert, ohne offensichtlich die Spiele und Spieler selbst zu beobachten!!!

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bob2903 1. Januar 2013 um 16:19

* kurzer Nachtrag:

1. Unnerstall stand im Tor, weil Hilde verletzt war, aber danch immer weiter obwohl unsere Nr.1 wieder fit war.

2. Huubs Aussendarstellung !!! Trainingsanzug in der CL ??? gehts noch??? Durch diesen Wettbewerb nehmen wir bis zu 40 mio. ein !!!!

3. Huub ist es egal gewesen, ob wir 1. oder 2. in der CL-Gruppe werden!!! Auch hier: Gehts noch Huub????

4. Sein Umgang mit der „Krise“ !!!! Vom Knurrer zum Aggro mutiert!!!! Falscher Ansatz und keine Souverinität!!!

Ergo: Absolut richtige Entscheidung ihn zu beurlauben, meiner Meinung nach 1-2 Spiele zu spät !!!

Also bitte nochmal hinsetzen, die Spiele wirklich anschauen, ein oder zwei begleitende Artikel dazu lesen und dann nochmal versuchen zu analysieren!!!!!

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bob2903 1. Januar 2013 um 16:22

Also bitte nochmal hinsetzen, die Spiele wirklich anschauen, ein oder zwei begleitende Artikel dazu lesen und dann nochmal versuchen zu analysieren!!!!!

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TheSoulcollector 1. Januar 2013 um 17:30

War Hildebrandt wirklich die gesetzte Nr. 1 vor der Saison? Ich hab davon nix mitbekommen. Meines Wissens nach war die Position offen und hat sich dann mit der Verletzung erledigt. Es macht auch keinen Sinn, mitten in der Saison den TW ständig zu wechseln. Wenn man den TW wechseln will, dann nur wenn er einen großen Fehler gemacht hat oder evtl. zur Winterpause.

Draxler hat gar nicht als Stammspieler gespielt. Er wurde ja immer nur für Affelley eingewechselt. Also nix mit verheizt. Stattdessen hat er genau das gemacht, was du forderst. Er hat ihn imer in der zweiten Hälfte gebracht um dem Spiel noch eine Wendung zu geben und so schlecht hat Draxler ja nicht gespielt wenn er gebracht wurde. Stammspieler wurde er erst, als Affelley sich verletzt hat. Ich wüsste auch niemanden, den man statt Draxler bringen könnte (falls der wirklich eine Pause braucht) ohne einen erheblichen Qualitätsverlust zu haben.

Auch Farfan oder Hunterlaar kann man nicht auf die Bank setzen. Wenn Stevens das gemacht hätte, wäre das Verhältnis mit den beiden wohl noch schneller zerbrochen (man denke nur an Farfans Ausraster). Und gerade diese Spieler waren es doch, die nicht mehr mit Stevens zurechtkamen.

Jones konnte man nach Högers Verletzung auch nicht einfach vom Platz nehmen. Wer hätte denn da spielen sollen neben Neustädter? Und Escudero und Kola sind ebenfalls keine gleichwertigen Ersatzspieler für Fuchs oder Papa. Sicherlich sind das brauchbare BL Spieler aber keine Spieler mit internationaler Klasse. Schalke hat keinen Kader wie Bayern. Klar sollte sich der Trainer mit dem Vorstand um Verstärkungen kümmern, aber die kosten Geld. Das aber hat man auf Schalke nicht. Wenn man ein paar Spieler von CL-Format holen will, müssen möglicherweise Leute wie Huntelaar oder Farfan gehen.

Was sein Auftreten im Trainingsanzug betrifft: Ganz ehrlich, was kümmert es denn wie er da rumläuft, solang man die Spiele gewinnt? Geld gibts für die Siege in der CL und nicht dafür, dass man im Anzug da rumläuft.

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blub 1. Januar 2013 um 18:08

„Drei Ausrufezeichen“, fuhr er fort und schüttelte den Kopf. „Sicheres Zeichen für einen kranken Geist.“ – Eric; Terry Pratchett

Ich würde ja mit dir gerne argumentieren, aber vermutlich bisst du gegen Argumente Resistent.

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T 28. Dezember 2012 um 17:21

Interessant….. nur finde ich das in diesem Artikel zu viel über Spieler die nicht ins System passen, fehlende Fitness und Formationsprobleme gesprochen wird und es so aussehen lässt, dass Stevens zu viel falsch gemacht hat und seine Entlassung gerechtfertigt sei……
Meines Erachtens nach wurden Leistung im Pokal und CL nicht genug ins Gewicht genommen.

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ES 28. Dezember 2012 um 14:56

auch von mir Vielen Dank für den Artikel.
ein paar comments: bzw. Fragen
1) Tönnis muss nicht gut begründen, warum er den Trainer entlässt. Er muss auch nicht viel von taktik verstehen. Dafür hat er einen Trainer und einen Sportvorstand. Er sieht nur: a) die Mannschaft spielt in den letzten 10 Spielen konstant schlecht b) die Mannschaft hat in den letzten 10 Spielen konstant die Punkteausbeute eines Absteigers c) mein Sportvorstand meiner Wahl sagt mir: Ich glaube wir müssen eine wichtige Personalentscheidung treffen.
Dann ist es einzig und allein seine Aufgabe, den Sportvorstand zu stützen und die Entscheidung mitzutragen. Dass Tönnis nicht der große Rethoriker ist, der das dann a la Klopp in den Medien verkaufen kann, ist nicht so schlimm. Der hat seine Stärken woanders.

2) Im Artikel stehen Zahlen und Statistiken von Laufleistung und Sprints, aber ich bin nicht ganz überzeugt. Mir scheint es schon, dass Schalke auch ein Konditionsproblem hat (wofür dann wohl wieder der Trainer verantwortlich wäre). Indizien a) Ideenlosigkeit im Angriffsspiel mag der Taktik geschuldet sein, es ist aber oft auch ein Kraftproblem. b) In der ersten Hälfte der Hinrunde war meienr Meinung nach gerade das Defensivspiel mit häufiger Überzahlsituation so hervorragend, dass ich dachte: Endlich haben die mal was vom Nachbarn gelernt. Davon war später nichts mehr zu sehen. Das mag taktische Gründe haben. Ist doch aber auch eine Frage der Laufleistung c) Gerade den Angriffsaktionen fehlt oft die Spritzigkeit. Viel zu selten setzt sich mal ein Draxler, Holtby oder gar Huntelaar im Dribbling durch und ist einfach mal den Tick schneller als der Gegner. Der BVB hat jetzt in der dirtten Saison hintereinander relevante Startprobleme. Danach aber läuft der Laden so, dass man immer das Gefühl hat, die haben vorne und hinten jeweils zwei Mann mehr. Irgendwas macht da doch auch der Konditionstrainer von den Gelben richtig. Vielleicht sollte man mal auf den gucken und nicht nur immer auf Klopp.
3) Standards: ich habe keine Statistik erstellt, aber: In der ersten Hälfte der Hinrunde sind doch viele Tore durch Standards gefallen, d.h. man hatte das ein oder andere Spiel, bei dem es auf dem Rasen zwar kontrolliert, aber auch eher zäh und ohne Grosschancen daher ging, aber nach einem Tor durch Standards hat man sich in eine gute Ausgangslage gebracht. Warum klappen die Standards (insbesondere Eckbälle) nicht mehr?
4) Gegentore: Warum sind die Schalker nicht in der Lage, mal 10 Minuten ohne Gegentor nach einem eigenen Tor zu spielen. Was machen sie in der Phase besonders falsch?

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Stoertebeker 28. Dezember 2012 um 14:20

Kurz zum Thema PR zur Entlassung: Einerseits ist es sicherlich richtig, wie hier von einigen Kommentierenden angemerkt wurde, dass die Verantwortlichen sich nicht detailliert über die Gründe der Entlassung auslassen. Für uns Außenstehende ist das schade, denn wir wüssten gerne mehr über das, was in den Chefetagen der Bundesliga so gedacht wird. Aber Schalke würde als Arbeitgeber für andere Trainer sehr unattraktiv, wenn es sich über Interna in der Öffentlichkeit ausließe oder den Trainer für falsche Aufstellungen oder Taktiken an den Pranger stellte. Zudem macht solche Transparenz die Entscheidung angreifbar. Für unsereins wiederum interessant, für den Verein aber schlecht.

Halbwegs professionelle Repräsentanten eines Vereins nutzen daher die Standardfloskeln von der durchdachten Analyse, die es
vorteilhafter erschienen ließ, getrennte Wege zu gehen, wobei man es sich nicht leicht gemacht hat, weil man die Arbeit von Herrn … sehr zu schätzen wisse … .

Wieso Tönnies solch einfache Sätze nicht über die Lippen bringt, weiß ich auch nicht. Sein Geschwalle war hochgradig unsouverän und ist umso ärgerlicher, als es noch nicht mal interessant ist. Derart unintelligentes Verhalten lässt allerdings berechtigte Zweifel daran zu, ob tatsächlich eine sorgfältige Analyse vorausging. Denn so recht würde die mit einen Aussagen nicht zusammenpassen.

Antworten

Felix 28. Dezember 2012 um 14:33

Was ich für möglich halten würde wäre, dass es intern Probleme gab, die letztlich die Ursache waren für die Trennung. Und aus Respekt zu Stevens und Dank für seine Leistungen für Schalke würden diese bei der Begründung der Entlassung nicht genannt.

Tönnies selber halte ich nicht umbedingt für den schlausten Kerl dieser Erde. Er schafft es leider sich regelmässig unglücklich auszudrücken und wirkt selten souverän. Zu dem traue ich ihm die fußballspezifische Qualifikation nicht so zu. Das Herz am rechten Fleck, aber eben eine unglückliche Figur.

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Inkassobüro Moskau 27. Dezember 2012 um 22:50

Dank an alle 2 Std. meines Lebens sind unwiederbringlich weg. 🙂
Absolut geil!!
Bis dann

Antworten

sharpe 27. Dezember 2012 um 13:20

sehr guter Artikel und auch teilweise sehr interessante Beiträge.

ich glaube aber schon, dass speziell Horst Heldt sich nicht von kurzfristigen Ergebnissen blenden lässt und das Gesamtbild im Auge hat. Und da ist es eben so, dass in der Buli in den letzten Jahren gerade taktisch eine Entwicklung stattgefunden hat, die Schalke verpasst hat und die mit einem Trainer Stevens auch schwer aufzuholen wäre. Ich kann mich da auch täuschen, denn ich habe es auch Heynckes bei Bayern nicht zugetraut, doch er hat mich positiv überrascht.
Heutzutage muss man einfach als Mannschaft in der Lage sein, fast immer Druck auf den Ball auszuüben, darf den Gegner nicht zur Ruhe kommen lassen. Wir haben in der Buli inzwischen schon viele Mannschaften, die taktisch herausragend spielen, so dass die, die normal spielen, also den Fußball von vor 3-4 Jahren, fast gezwungen werden, sich anders zu orientieren.
Im Trainerkarusell der Buli hat in den letzten Jahren endlich ein Wechsel stattgefunden, nachdem über einen langen Zeitraum immer wieder die gleichen Köpfe hin- und hergeschoben wurden. Dieser Wechsel tut der Buli unglaublich gut und ist einer von mehreren Gründen, warum sich die Buli im Vergleich zu anderen Ligen positiv entwickelt hat. Eine sehr wichtige Rolle in diesem Prozess hat natürlich Jürgen Klopp und der BVB gespielt, die in vielerlei Hinsicht als Vorbild dienen. Und jetzt muss eben auch Schalke nachziehen, bzw es versuchen, denn man findet einen Top-Trainer nicht einfach so.

Antworten

datschge 27. Dezember 2012 um 14:08

Man darf eben nicht vergessen, dass Schalke mitnichten so schlecht ausgesehen hat wie es ihnen jetzt im Krisengerede nachgesagt wird. Wenn es lief, zeigte Schalke ein eindrucksvolles schnelles Passspiel und darauf aufbauend vielversprechende Lösungsansätze. Es hat sich nun rausgestellt, dass dieses funktionieren sehr stark von bestimmten Spielern abhängig ist, ohne das weder der Kader vollwertigen Ersatz bot noch an die übrigens Spieler angepasste eigenspielte Systeme gab. Unter dem Strich man konstatieren, dass Schalke die stabilisierend krasse Polyvalenz des abgegangenen Rauls (der eigenständig und uneigennützig situativ brachliegende Positionen füllte, dadurch mithin auch mal auf der Sechs zu finden war und so fast jedes gespielte System in jeder Besetzung zum Laufen bringen konnte) abgeht.

Antworten

DLPilger 27. Dezember 2012 um 09:43

Ich muss nochmals am letzten Punkt des Artikels ansetzen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Herr Tönnies die Situation zumindest mit fußballsachverständigen Personen analysiert hat, sofern man ihm selbst diesen Sachverstand absprechen möchte (hierzu kenne ich ihn nicht gut genug).
Aber hat der Autor ernsthaft geglaubt, man würde anschließend im TV den „Jahrhunderttrainer“ mit der Nennung der Gründe für den Rausschmiss bloßstellen?

Man hat ja sogar behauptet, die Trennung wäre einvernehmlich erfolgt. Glaubt das jemand?

Insofern muss ich auch mal die Entscheidungsträger in Schutz nehmen, von denen zwar jeder gerne die Wahrheit hören möchte, die sich es aber schlichtweg nicht erlauben können (evtl. sogar auf Grund vertraglicher Verpflichtungen!), anschließend schmutzige Wäsche zu waschen.

Ich fände es zwar bemerkenswert, jedoch wenig elegant, hätte sich Herr Tönnies im Doppelpass despektierlich über die Menschenführung und das taktische Verständnis von Herrn Stevens geäußert.

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Vinnie 23. Dezember 2012 um 23:34

Faszinierende Analyse! Weiter so!

Antworten

Felix 23. Dezember 2012 um 19:45

Ich habe die Analyse hier zur Stevens Entlassung leider erst jetzt gefunden. Die Argumentation ist stichhaltig und trotzdem glaube ich, dass es teilweise auch ein Kopf-Problem war, zudem ist über die Interna wenig bekannt. Das man dort auch über größere Vorfälle schweigt lässt sich sehr leicht mit dem Argument erklären, dass du selber in die andere Richtung benutzt hast: Er ist der Jahrhundertrainer.

Das mentale Problem sehe ich darin, dass die Mannschaft einfach schnell verunsichert wirkte. In der Defensive sind Fehler passiert, die so normal nicht passieren dürfen, die Mannschaft machte einige kollektive Fehler und letztlich war in einigen Spielen viel Pech dabei. Die Kette geht los bei H96, wo man trotz Überlegenheit nur Remi spielte. Ebenso nur Unentschieden gegen Düsseldorf und Montepellier, die unerklärbare Niederlage gegen Hoffenheim…viele Spiele die man eigentlich hätte gewinnen müssen und die man letztlich trotzdem nicht gewonnen hat. Am Ende kam dann sicher auch Pech dazu, wenn der Gegner mit Sonntagsschüssen trifft. Das TW-Thema war ein wichtiges Problem, weil die ganze Stabilität der Mannschaft nunmal auf dem TW aufbaut. Gefühlt gingen zwischenzeitlich fast jeder Ball aufs Tor auch rein.

Ein weiterer Faktor ist sicher auch die negativ Spirale, die auf Schalke nunmal schnell Fahrt aufnimmt. Schlechte Ergebnisse und schwache Leistungen sorgen für eine negative Stimmung, die negative Stimmung setzt die Mannschaft unter Druck. Es fehlte dann Sicherheit in einigen Aktionen und daraus resultierende Fehler endeten regelmässig direkt in Gegentoren.

Für ist aber vorallem der Ausfall von Höger entscheidend. Jones passt einfach nicht in das Spielkonzept, ist technisch zu limitiert, nicht passsicher und hat eine völlig falsche Rolle gespielt. Moritz wäre eine Alternative gewesen, allerdings regelmässig verletzt. Ansonsten gibt es im Kader für die verschiedenen Positionen eigentlich schon Ersatz, wenigstens aus Fansicht. Es stimmt aber schon, dass der 2. Anzug teilweise zu dünn ist, vorallem auf RV, im DM (wo ich Jones nicht mehr sehen möchte).

In einem Punkt der angesprochen wurde würde ich euch aber widersprechen: Marica hat für mich einige gute Ansätze gezeigt. Er bringt viele Dinge mit um erfolgreich zu sein, nur ist er einfach kein Knipser.

Insgesamt fehlten sicher teilweise Alternativen, die aber eigentlich vorhanden wären, aber auf Grund von extremen Formschwächen keine echte Option sind (Barnetta, eigentlich solide, aktuell gelingt im sehr wenig).

Antworten

AP 23. Dezember 2012 um 12:12

Es gibt sicherlich andere Trainer, die „mehr“ aus solch einer Mannschaft rausholen können, als es Stevens gelang.
Die Frage stellt sich dann, warum er, den Schlakern nicht ganz unbekannt, eingestellt wurde. Und warum wurde Gisdol Illoyalität vorgeworfen? Hat er als ehem. Rangnick Co die Fehler gesehen?

Wissen wir nicht. Ist klar. Aber die Krise ist mal wieder hausgemacht. Nach Magath, kam Stevens und wer kommt im Sommer oder evtl. früher? Bernd Schuster hat sich ja gg Wolfsburg entschieden… 🙂

Antworten

Peter 25. Dezember 2012 um 02:14

Gisdol war für den großteil der Taktik zuständig, außerdem hat er wohl auf den Interims-/Cheftrainer posten geschielt, als es aus mit Stevens war, immerhin hatte er schon Cheftrainer angebote von Hoffenheim und 1 oder 2 Zweitligaklubs

Antworten

seils 23. Dezember 2012 um 02:23

Finde den Artikel nicht sonderlich schlüssig. Die Argumentation ist in sich nicht konsistent:

„Die ordentliche Bilanz jener wechselhaften Hinrunde: Einholbare fünf Punkte Rückstand auf die Champions-League-Ränge in der Liga, Gruppensieger in der CL vor dem Arsenal FC und souveräne Pokalsiege unter Stevens; außerdem ein überzeugender Auswärtssieg im wichtigen Ruhrpott-Derby“

Wieso argumentiert der Autor hier mit der vermeintlichen Aussagekraft von Resultaten und Bilanzen, wenn er gleichzeitig weiter unten rhetorisch fragt „Wie viel Kritik an der Schalker Mannschaft war Resultat der Leistungen und wie viel nur das Resultat der Resultate“? Wenn Kritik in Folge ausbleibender guter Resultate unsachgemäß ist, ist es dann das Lob und der Verweis auf gute Resultate und Bilanzen nicht ebenso? Wenn ausschließlich die Leistung und nicht die Ergebnisse bewertet werden sollen, dann können diese auch nicht an den Stellen herangezogen werden, an denen sie die Thesen des Autors stützen. Das macht keinen Sinn. Oder aber man gesteht der Kritik an der Schalker Mannschaft zu, sich auch auf Resultate stützen zu dürfen.
Weiterhin wurd man zwar Gruppensieger in der CL, allerdings waren sowohl Arsenal als auch Montpellier zu Beginn der (CL-)Saison nie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit und Olympiakos Piräus ist, nunja… Retrospektiv handelte es sich – ganz leistungsmäßig betrachtet – um die mit Abstand schwächste Gruppe der diesjährigen CL-Saison. In welcher Gruppe hätte sich Schalke sonst durchsetzen können? Vielleicht in der ManU/ Galatasaray-Gruppe. Vielleicht.
Souveräne Siege im DFB-Pokal. Und gegen wen? Saarbrücken und Sandhausen. Aha.
Dazu „ein überzeugender Auswärtssieg im wichtigen Ruhrpott-Derby“. Bitte? Ein Derby, das „auf Klopps Reißbrett entschieden wurde“ ist auf einmal ein überzeugender Schalker Sieg? Während der Autor weiter unten „Taktikpech“ in den Partien gegen Stuttgart und Hamburg sieht – und dementsprechend keine oder nur wenig Verantwortung bei Stevens -, wird im umgekehrten Fall die ursprüngliche Lesart – „Klopp hat sich verzockt“, respektive Taktikglück – zu einem „überzeugenden“ Derbysieg. Schwer nachvollziehbar. Vor allem wenn der Autor weiter unten genau dies aufgreift: „Dieser wurde aber von massiven Verletzungsproblemen und einem völlig gescheiterten Systemwechsel auf Seiten des BVB begünstigt.“

„Sechs von sieben Siegen gab es also gegen „schwache Teams“, die drei schwierigeren davon wurden auch nur knapp geschlagen – beim scheinbar souveränen 3:0 gegen Mainz wurden die Schalker von ihren Fans noch in die Kabinen gepfiffen.“
Den Satz habe ich wieder und wieder mit den besten Absichten gelesen, aber ich kann mir nicht helfen: Das soll wirklich FÜR Stevens sprechen? Ganz nebenbei: Heißt das nicht auch, dass Schalke leistungsmäßig selbst bei den Siegen nicht überzeugend war? Und ist das nicht grade das entscheidende Kriterium?

„Wie krisenhaft hätten die letzten Schalker Wochen ausgesehen, wenn man nicht gegen Dortmund Taktikglück und gegen Hamburg Taktikpech gehabt hätte?“
Genauso, oder? Halten sich hier Glück und Pech nicht wunderbar die Waage?

„Wie schlimm waren die die Leistungen in den sieglosen Spiele wirklich, wenn vier bis fünf der Ergebnisse unglücklich waren?“ Suggestivfragen sind ja immer so eine Sache, in diesem Fall wird aber auf der anderen Seite gütig unterschlagen, dass Schalke gegen Mainz und Bremen glücklich und gegen Dortmund fast ohne eigenes Zutun gewann und sich gegen Nürnberg zu einem Heimsieg zitterte. Was zur Frage führt: Wie gut waren die Leistungen in den siegreichen Spielen wirklich, wenn doch der ein oder andere Erfolg der Marke „glücklich“ darunter war?

„Derartige Einzelaktionen gab es in den vergangenen Spielen seltener – vielleicht hätten sie sonst ein paar der knappen Spiele zu „Knappen-Siegen“ gekippt und Stevens den Job gerettet.“
Bißchen dürftig für einen Taktikblog, oder? War demnach aus Sicht der Taktikanalyse ein Mangel an Einzelaktionen der Grund für den ausbleibenden Erfolg. Ist sicher auch kein Ausweis für gute Trainingsarbeit, oder?

„Nun könnte man argumentieren, dass es in Stevens Verantwortung fiel, bei solchen Formproblemen zu reagieren. Eine der gehandelten Begründungen für seine Entlassung ist auch, dass er nicht ausreichend rotieren lassen hat. Allerdings benötigt eine sinnvolle Rotation natürlich auch die entsprechende Kaderbreite, um bei Wechseln nicht an Klasse zu verlieren. Wo hat Schalke diese Alternativen?“
Aber Kaderplanung gehört schon auch in den Verantwortungsbereich des Trainers, oder? Schalke ist ja nicht Chelsea.

„Welche Erwartungen kann eine Vereinsführung an eine so dünn zusammengestellte Mannschaft haben? Ist Schalke wirklich schon der Spitzenverein, der er sein will?“
Dünn besetzt? Wer ist denn von den Top-6 der Liga besser besetzt? München und Dortmund. Das wars.

„Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Natürlich gab es Optimierungspotential, aber irgendwie gibt es das ja immer. Kann man Stevens wirklich in einem Maße kritisieren, das eine Entlassung rechtfertigen könnte? Welche Punkte soll man ihm großartig vorwerfen?“
Arg populistisch, aber Gegenfrage: Wo, wann und wie hat Schalke diese Saison überzeugt? Glückliche Siege gegen Tabellenkinder, krisengebeuteltete Champions-League-Konkurrenten und völlig falsch eingestellte Dortmunder stehen Taktikpech-bedingte Niederlagen gegen Hamburg und Stuttgart gegenüber. Der Lizenzspieleretat der Schalker liegt diese Saison bei 65.ooo.ooo €. Fast siebzehn Millionen mehr als Dortmund. Und nach der Hinrunde steht Bundesligaplatz 7, Tendenz fallend. Schalke hat auch letzte Saison schon die Punkte vornehmlich gegen die Kleinen der Liga gemacht, Big-Points- Fehlanzeige. Worin genau soll denn der Wert der Stevens’chen Arbeit bestehen? Zu Heynckes, Klopp, Favre, Lewandowski, Labbadia, Slomka, Schaaf, Hecking, Streich, Tuchel, Fink und Veh finden sich in den Analysen immer wieder sehr positive Anmerkungen, aber zu Stevens?
Ich finde es prinzipiell sehr gut, das Thema der Trainerentlassung als Reflex auf kurzfristig ausgebliebenen Erfolg aufzumachen; und über Tönnies kann man sicher denken was man mag, aber in dieser Saison (Babbel, Magath, Stevens) scheinen mir die Entlassungen doch alle nachvollziehbar.

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MR 23. Dezember 2012 um 05:45

Alles ganz schlüssig argumentiert, aber du setzt nicht die richtige Intention des Artikels voraus. Es geht nicht darum, dass Stevens ein Übertrainer sei – der Meinung bin ich auch nicht -, dann wären deine Einwände alle absolut korrekt. Es geht hier aber um die vermeintliche „Krise“, die als Grund der Entlassung genannt wurde. Ob es diese wirklich gab, oder eben nicht und inwiefern sie trainerbezogen war.

Die oberflächliche Zusammenfassung der Hinrunde eingangs ist bewusst aus einer „öffentlichen“ Perspektive gewählt, die Details wie die Schwäche der CL-Gegner oder den Taktikfehler Dortmunds nicht berücksichtigt. Einfach um darin überzuleiten, dass es ja um die Häufung in der Krisenphase ging, was ja offensichtlich der Fall war. In der öffentlichen Betrachtung gab es schließlich keine Differenzierung bezüglich der guten Spiele.

„Suggestivfragen sind ja immer so eine Sache, in diesem Fall wird aber auf der anderen Seite gütig unterschlagen, dass Schalke gegen Mainz und Bremen glücklich und gegen Dortmund fast ohne eigenes Zutun gewann und sich gegen Nürnberg zu einem Heimsieg zitterte.“

Hier vertust du dich ein einziges Mal grundsätzlich in der Logik: Wenn ich die Frage stelle, wie schlecht die Leistungen IN DEN SIEGLOSEN SPIELEN war, dann spielt es keine Rolle, wie die Ergebnisse aus anderen Phasen zu relativieren sind. Genau diesen Selektionsfehler hab ich ja davor noch erklärt und mich ausdrücklich nur auf die vermeintlich extrem schwache Phase bezogen. Dass man davor auch nicht so stark war, wie es aussah, unterstützt die These ja sogar, dass es keine wirkliche Krise gab.

Genau deswegen relativiere ich vorher eben diverse Siege, was du ja noch kritisiert hast. Die Schlussfolgerung, die hier in den Kommentaren noch einmal zusammenfassend geäußert wurde, wollte ich eben darlegen: Schalke war erstens nicht so überragend gut, wie die Ergebnisse anfangs waren, und zweitens nicht so schlecht, wie die Ergebnisse später waren. „Stevens ist geil“ war nicht die These, die ich untermauern wollte.

Daher auch der Einstieg mit dem allgemeinen Abriss über Zufallsfaktoren und dieser Aussage: „Ich denke, auf Schalke erlebte man im Verlauf der Saison beides – zu Saisonbeginn hatte man in allen Teilbereichen viel Glück; in den vergangenen zwei Monaten häufte sich dann das Pech in vielen Bereichen.“

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seils 23. Dezember 2012 um 17:55

Was mich stört, ist die larmoyante Selbstgewissheit mit der man den Nagel auf den Kopf zu treffen glaubt:

Das Krisen-Gerede ist nicht erst beim FC Schalke ein zuvorderst mediales Thema und das im Erfolgsfall Negatives vergessen und im Misserfolg Positives unterschlagen wird ist auch nichts Neues. Den Verantwortlichen des FC Schalke kann man das aber nur schwerlich anlasten.

In der Hinrunde 11/ 12 holte Schalke (größtenteils unter Stevens) 34 Punkte und 11 Siege (2 Punkte pro Spiel). In der Rückrunde 11/ 12 holte man noch 30 Punkte und 9 Siege (1,76 Punkte pro Spiel). Und in der Hinrunde 12/ 13 wurden daraus 25 Punkte bei 7 Siegen (1,47 Punkte pro Spiel). Schalke hat demnach in im Vergleich der Hinserien 11/ 12 und 12/ 13 einen Rückgang der Siegquote um nicht weniger als 36% hinnehmen müssen.

Und während Klopp mit Dreierkette experimentiert und München Pressing verbessert und Gegenpressing lernt ist Schalke (mit verändertem Spielermaterial) auf dem selben Stand wie vor über einem Jahr; die Mannschaft stellt sich, sofern alle Spieler fit sind quasi von selbst auf. Taktisch unflexibel profitiert Schalke in erster Linie von der individuellen Klasse seiner Spieler, die Mannschaft als solche ist gerade in den vermeintlich auf Augenhöhe stattfindenden Spitzenspielen erschreckend hilflos und uninspiriert. Eine Entwicklung der Mannschaft scheint überhaupt nicht stattzufinden, im Gegenteil die positive Entwicklung kleinerer Vereine wie Mainz unter Tuchel, Freiburg unter Streich, Hannover unter Slomka und Gladbach unter Favre lässt aus Schalker Sicht wohl eher die Befürchtung zu, dass die Punktequelle der Spiele gegen „Ligazwerge“ zu versiegen (hihi!) droht. Was auch ein möglicher Erklärungsansatz für die rückgängige Resultatentwicklung zu sein scheint.

„Schalke war erstens nicht so überragend gut, wie die Ergebnisse anfangs waren, und zweitens nicht so schlecht, wie die Ergebnisse später waren.“
Sprich: Schalke ist Mittelmaß. Und zwar nicht in einem oder zwei Spielen, sondern über den Zeitraum eines Jahres. Bei negativer Entwicklungsaussicht. Und ist das nicht beruhigend: Nicht eine 4-Spiele-(Pseudo-)“Krise“ sind ausschlaggebend für die Trainerentlassung, sondern die nachhaltige, taktisch deprimierende „Entwicklung“ einer Mannschaft, die ihr Potential nicht einmal ansatzweise auszuschöpfen vermag.

Völlig irrelevant was Tönnies und Heldt dazu im Fernsehen sagen, Schalke war unter Stevens kontinuierlich auf dem absteigenden Ast. Aber sag‘ das einer mal den Eurofighter-Nostalgikern auf Schalke. Ach wat!

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datschge 27. Dezember 2012 um 13:47

„Das Krisen-Gerede ist nicht erst beim FC Schalke ein zuvorderst mediales Thema und das im Erfolgsfall Negatives vergessen und im Misserfolg Positives unterschlagen wird ist auch nichts Neues. Den Verantwortlichen des FC Schalke kann man das aber nur schwerlich anlasten.“
Im Gegenteil, genau das kann und muss man den Verantwortlichen komplett anlasten. Allen Verantwortlichen, egal im welchem Bereich und in welcher Position, sollte man absolut die Fähigkeit zugestehen und verlangen, mit Ruhe, Abstand und sachlichen Überblick die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ansonsten sind sie für den Posten schlichtswegs nicht geeignet.

Auf Schalke wurde eben keine schwelende Krise (aufgrund zur Spielweise unpassenden Kader, bzw. vice versa) erkannt und versucht, diese zu beheben, sondern klassisch populistisch kurz vor einem letzten Spiel ein einfachstmöglicher Schlussstrich gezogen, um dann als schnelle Lösung einen Joker aus dem Bekanntenkreis der Verantwortlichen zu ziehen.

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seils 27. Dezember 2012 um 22:01

@datschge

Ich bin der Ansicht, dass

1.) Die Enticklung in Schalke durchaus ruhig und distanziert beurteilt wurde, da die Ergebnisse (nicht die spielerische Leistung) seit über einem Jahr rückläufig waren. Siehe den Vergleich der eingefahrenen Punkte in den drei verschiedenen Halbserien unter Stevens.

und 2.) Bezieht sich der „Krisen-Gerede-Abschnitt“ auf die mediale Ausschlachtung und die extreme Überspitzung in der Berichterstattung über Schalke. Das Positives im Misserfolg und Negatives im Erfolg vergessen wird, bezieht sich demenstprechend in erster Line auch nicht auf die sportliche Führung, sondern die mediale Rezeption der Schalker Leistungen. Und die kann man der sportlichen Führung wiederum kaum vorwerfen.

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MR 27. Dezember 2012 um 22:31

Woraus ziehst du denn die Gewissheit, dass es um die konstante Rückentwicklung auf Schalke ging? Wieso handelt man denn dann nach einer Krise, kurzfristig zwischen zwei Spielen, direkt vor dem Hinrundendenende? Und wieso hat man keine bewährte Alternative parat, sondern nur einen Trainer, der „gerade da war“? Wieso will man angeblich mit Stevens weiterarbeiten, wenn es grundsätzlich inhaltliche Dinge waren, mit denen man unzufrieden war?

Ich hatte den Eindruck, dass man Mitte der Hinrunde mit der Gesamtentwicklung sehr zufrieden war. Ist da mal jemand auf die Euphoriebremse getreten und hat festgestellt, „okay, es läuft momentan alles sehr gut, aber wir müssen uns dennoch weiterentwickeln und man muss abwarten, was in weniger glücklichen Phasen passiert“? Das sind ja so die Aussagen, die von langfristig denkenden Verantwortlichen wie zum Beispiel Sammer, den Dortmundern oder den Freiburgern kommen.

Solltest du mit deiner Begründung der Entlassung Recht haben, dann muss man die Diskussion sicher anders führen als im Artikel. Ich sehe aber keine Hinweise darauf, dass es tatsächlich solch eine grundlegende, langfristig angelegte Entscheidung war.

Ansonsten bleibt, wie weiter oben bereits kommentiert, der Punkt, dass solch eine Begründung trotzdem anzufechten ist. Wenn man ein „irgendjemand hat einen Schalter umgelegt“ unkritisch hinnimmt, dann kann man sich als Journalismus gleich das Nachfragen sparen.

Antworten

seils 28. Dezember 2012 um 02:02

@MR

„Woraus ziehst du denn die Gewissheit, dass es um die konstante Rückentwicklung auf Schalke ging?“

Eben daraus. Es gab eine konstante Rückentwicklung was die Ergebnisse anbelangt und was die spielerische Entwicklung, respektive die taktische Schulung der Mannschaft betrifft, waren auch keinerlei Fortschritte nach außen erkennbar. Ich neige dazu eher wohlgesonnen zu interpretieren und bin auch der Meinung, dass man – wie hier geschehen – nicht einfach vom (vermeintlichen) äußeren Schein Rückschlüsse ziehen und Vorwürfe erheben kann- versehen mit der Schutzbehauptung „Beweis mir das Gegenteil“. Kann ich natürlich nicht, da hinter dem Alias „Seils“ weder Tönnies, noch Heldt, noch Stevens steckt.

„Wieso handelt man denn dann nach einer Krise, kurzfristig zwischen zwei Spielen, direkt vor dem Hinrundendenende?“
Geht die Entwicklung – was die Ergebnisse anbelangt – so weiter wie bisher wird das Erreichen des DFB-Pokalendspiels, noch dazu unter der Prämisse, dass Dortmund und München sich bereits in derselben Runde bespielen müssen, zum sichersten, kürzesten und demnach auch am leichtest zu bewerkstelligen Weg nach Europa (nach Europa wohlgemerkt, nicht in die CL). Die Hoffnung war also groß, dass der neue-Trainer-Effekt für das Spiel gegen Mainz ein bißchen was reißen könnte.

„Und wieso hat man keine bewährte Alternative parat, sondern nur einen Trainer, der “gerade da war”?“
Stammtisch. Klopp und Tuchel waren in Mainz, Slomka dereinst auf Schalke auch bloß „gerade da“- und haben sich bewährt. Was soll das überhaupt heißen? Das Nachwuchstrainer nicht imstande sind Bundesligamannschaften zu betreuen? Und ist der Rückgriff auf „bewährtes“ nicht eher Ausweis sachfremden Aktionismus‘ als die Übertragung der sportlichen Verantwortung auf einen Trainer ohne Namen?

„Wieso will man angeblich mit Stevens weiterarbeiten, wenn es grundsätzlich inhaltliche Dinge waren, mit denen man unzufrieden war?“
Ist doch kein Widerspruch. Stevens ist im eigenen Anhang unheimlich populär. Und nur weil man ihm nicht mehr Aufstellung und taktische Ausrichtung der Mannschaft zutraut, heißt das ja nicht, dass er nicht in anderer Funktion in den Verein eingebunden werden kann. Verstehe ich überhaupt nicht, diesen Einwand.

„Ich hatte den Eindruck, dass man Mitte der Hinrunde mit der Gesamtentwicklung sehr zufrieden war.“
Und trotzdem waren Vertragsverlängerungsgespräche seines acht Monate später auslaufenden Vertrages nie ein Thema. Lässt auch Rückschlüsse zu. Nicht zuletzt solche die den Unterschied der Außendarstellung des Vereins und des tatsächlichen Innenlebens betreffen.

„Wenn man ein “irgendjemand hat einen Schalter umgelegt” unkritisch hinnimmt, dann kann man sich als Journalismus gleich das Nachfragen sparen.“
Das klingt jetzt aber ein wenig beleidigt. Kritisch heißt nicht gleich kritteln. Was wird denn hinterfragt? Die hohlen Phrasen in der Öffentlichkeit? Soll man eine Trainerentlassung etwa fundiert öffentlich darlegen und so einen Mann demontieren den man in anderer Funktion eventuell noch in den Verein einbinden möchte? „Nachfragen“ ist übrigens ein gutes Stichwort, dass darf Journalismus, kann und muss es sogar. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Fragen stellen und sich selbst eine Antwort zusammenschustern.

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MR 28. Dezember 2012 um 03:10

„“Nachfragen” ist übrigens ein gutes Stichwort, dass darf Journalismus, kann und muss es sogar. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Fragen stellen und sich selbst eine Antwort zusammenschustern.“

-> Ich hab mir keine Antwort zusammengeschustert, ich habe eine Antwort zitiert! Die Antwort wurde de facto so gegeben. Ich mache nichts anderes als die Antwort von Tönnies ernstzunehmen.

Insofern find ich auch den Vorwurf, man könne „nicht einfach vom (vermeintlichen) äußeren Schein Rückschlüsse ziehen und Vorwürfe erheben“ verwirrend. Es ist nun mal der äußere Schein. Ich muss mich doch daran orientieren, was nach außen hin gesagt wird.

Du schlägst vor, dass ich ohne jedes Indiz (darum ging es in meiner Nachfrage – ausdrücklich um Hinweise, nicht um Beweise) die öffentliche Erklärung ignoriere und fest davon ausgehe, dass sie nur eine Schutzbehauptung war. Man braucht doch einen Grund, etwas zu ignorieren, und nicht einen Grund, etwas zu berücksichtigen, was nun einmal im Raum steht.

Nur, weil auch eine andere mögliche Erklärung denkbar ist, automatisch diese anzunehmen, ist doch völlig unseriös. Das wäre dann weniger als Kaffeesatzleserei, sondern vielmehr reine Erfindung. Auf diese Weise kann man jedem Entscheidungsträger irgendwie die Unfehlbarkeit andichten.

Insofern ist deine „Neigung, wohlwollend zu interpretieren“ in diesem Fall eine Neigung, wohlwollend und ignorierend umzudeuten. Tönnies hat eindeutig formuliert, dass er keinen Grund für die Entlassung nennen kann. Dann die Begründung in der langfristigen taktischen Entwicklung der Mannschaft zu suchen, ist nicht aus dieser Antwort ableitbar.

Letztendlich: Im Artikel geht es in erster Linie darum, ob wir es hier mit einer massiven Krise zu tun haben, oder eben nicht. Da du eine langfristige Entwicklung siehst, stimmst du dem Grundgedanken des Artikels ja sogar zu – dass es eben keine unerklärbare Krise aus dem nichts war. Insofern liegen wir grundlegend kaum außeinander. (Weshalb ich deine Eingangsthese, der Artikel sei nicht schlüssig argumentiert, nicht ganz verstehe.)

Die finale Bewertung der Entlassung ist nur ein abschließender Gedanke. Dieser basiert eben auf der Aussage von Tönnies. Wer meint, diese Aussage wäre eine nicht ernstzunehmende Schutzbehauptung, dem steht frei auch der logischen Schlussfolgerung daraus keine Beachtung zu schenken.

Es bleibt aber dennoch eine Schlussfolgerung, die man m.E. zumindest Mal so anstellen muss, sonst – wie bereits zwei Mal erläutert – wird das journalistische Nachfragen ad absurdum geführt. Wenn ich eh sage, die Antwort nehme ich nicht ernst, brauche ich die Antwort gar nicht erst erfragen.

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seils 28. Dezember 2012 um 03:41

@MR

„Ich mache nichts anderes als die Antwort von Tönnies ernstzunehmen“
Im Vorfeld annähernd jeder Trainerentlassung stehen Aussagen der betroffenen Sportvorstände, dieser und jener Trainer stünden nicht zur Disposition. Insofern: So what? Außerdem, wie anderenorts schonmal gesagt: Will man Stevens nochmal einbinden, versucht man natürlich ihn so wenig als möglich zu beschädigen.

„Du schlägst vor, dass ich ohne jedes Indiz (darum ging es in meiner Nachfrage – ausdrücklich um Hinweise, nicht um Beweise) die öffentliche Erklärung ignoriere und fest davon ausgehe, dass sie nur eine Schutzbehauptung war.“
Ohne jedes Indiz? Eine mehr als ein Jahr andauernde Entwicklung ist für mich durchaus ein Indiz. Von fest davon ausgehen kann auch keine Rede sein- ich bin mir bewusst, dass meine nur eine mögliche Lesart ist, aber: Im Zweifel vom Günstigsten auszugehen halte ich für ein Gebot der Fairness (Unschuldsvermutung analog). Ein anderes Verständnis der Sitaution gesteh ich jedem zu, nur kann ich dort schlicht keine mich überzeugende, zwingende Beweiskette finden. Und was die Schutzbehauptung angeht, s.o.

„Man braucht doch einen Grund, etwas zu ignorieren, und nicht einen Grund, etwas zu berücksichtigen, was nun einmal im Raum steht.“
Die Entwicklung der Mannschaft steht ebenso im Raum, auch wenn Tönnies dazu nix im Doppelpass sagt.

„Nur, weil auch eine andere mögliche Erklärung denkbar ist, automatisch diese anzunehmen, ist doch völlig unseriös.“
Aber das tut der Text doch auch? Schließlich ist meine Erklärung doch ebenso denkbar. Darüber hinaus kann ich nichts Unseriöses daran finden, sich nach Abwägung zweier Erklärungen für jene zu entscheiden, die einen selbst mehr überzeugt. Ich habe den Artikel schließlich zur Kenntnis genommen.

„Tönnies hat eindeutig formuliert, dass er keinen Grund für die Entlassung nennen kann. Dann die Begründung in der langfristigen taktischen Entwicklung der Mannschaft zu suchen, ist nicht aus dieser Antwort ableitbar.“
Ich befasse mich mit Tönnies Aussagen auch nicht, insofern leite ich auch nichts aus ihr ab. Ich weiß um die Popularität Stevens und daher weiß ich auch, dass Tönnies, hätte er Stevens fachlich in Zweifel gezogen, riesigen Schaden genommen hätte.

„Im Artikel geht es in erster Linie darum, ob wir es hier mit einer massiven Krise zu tun haben, oder eben nicht. Da du eine langfristige Entwicklung siehst, stimmst du dem Grundgedanken des Artikels ja sogar zu – dass es eben keine unerklärbare Krise aus dem nichts war. Insofern liegen wir grundlegend kaum außeinander.“
Insofern bin ich völlig d’accord und revidiere: Ich finde die Schlussfolgerung des Artikels nicht schlüssig.

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AP 28. Dezember 2012 um 10:25

So langsam verliert man als Leser den Überblick worum es Ihnen Herr Seils hier geht…

Evtl. hätte ich früher öfter die Zeit lesen sollen 🙂

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LdB 23. Dezember 2012 um 11:16

Absolut nachvollziehbar. Trotzdem will ich mich MR anschließen.

Für mich ging es insgesamt eher darum, dem öffentlichen Bild eine Gegendarstellung entgegenzusetzen.
Ich persönlich hatte die bisherige Saison den Eindruck, dass Schalke sich in der erfolgreich Anfangsphase ein bisschen „durchgewurschtelt“ hatte und eben sicherlich keine Sterne vom Himmel spielte. In der „Krise“ fehlte dann eben ein bisschen das Glück, gewisse Spieler, Form und vllt auch eine Weiterentwicklung der Mannschaft.
So halte ich die bewegliche Staffelung Neustädter-Höger/Jones-Holtby für superinteressant und sehe ’ne Menge Potential. Nur hat Stevens die Mannschaft nie wirklich ins Rollen gebracht. Also eine grundsätzlich gute taktische Idee, die halt nie wirklich rund lief. Ob das jetzt an Stevens persönlich oder an anderen (evtl. zufälligen) Faktoren lag, kann niemand hier genau sagen.

Da es also scheinbar keinen so rapiden Verfall der Mannschaft gab, wie es öffentlich teilweise dargestellt wird, ist eine (vllt auch teilweise überspitzte) Gegendarstellung absolut wichtig und sehr interessant.
Ergo verstehe ich den Artikel weniger ein Loblied auf Stevens und S04, als ein kritisches Hinterfragen des öffentlichen Bildes, sowie der (öffentlichen) Argumentation der Verantwortlichen.

PS: Die Dortmunder haben beim Derby nach 30 Minuten wieder auf das gewohnte 4-2-3-1 umgestellt und trotz ungewohntem Personal und Rückstand haben da sicherlich noch gewisse Automatismen gegriffen. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt nicht endgültig und unumkehrbar entschieden, noch war Schalke für meine Begriffe 90 Minuten zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort und hat fast ohne eigenes Zutun den Sieg geschenkt bekommen.

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MyNameIsMud 26. Dezember 2012 um 19:12

Seils Punkte sind für mich mehr nachvollziehbar. Ähnliche Fragen habe ich mir bei dem Artikel auch gestellt. Der S04 hat keine besonders starke Hinrunde gespielt, ist dabei aber weder völlig über Wert noch unter dem Wert geblieben.

Ob es nun eine besondere Gegenstellung benötigt, sehe ich aktuell nicht mehr so. Als das Krisengerede angefangen hat, da hätte man eine wesentlich bessere Grundlage gehabt. Nach den teilweise schwachen Spielen muss man zwar nicht in Panik geraten, aber die Spiele gegen Nürnberg, Bremen und Dortmund sind auch kein Indiz gewesen für eine übermäßige Euphorie und eben kein Beleg, dass nicht relativ viel normal gelaufen ist in der Hinrunde.

Sehe auch bei den Spielen kein übermäßiges Pech bzw. Glück. Da ist nicht mehr passiert als bei anderen Vereinen in der Hinrunde.

Sollte Leverkusen nicht komplett einbrechen, dann geht es hinter dem FCB, BVB und Leverkusen nur noch um Platz 4 in der Liga. Ein Trainerwechsel, der m. M. n. auch andere Gründe hatte, kann helfen dieses Mindestziel zu erreichen. Aber ob Keller hier eine taktische Revolution sein wird oder zumindest eine stärkere Mannschaft entwickeln kann, mag ich nicht beurteilen. Das Pokalspiel machte aber nicht unbedingt Mut.

@LdB – Im Derby fehlten die Eckpfeiler Schmelzer, Götze, Gündogan und Kuba. Diese Ausfälle wurden auch nach 30 Min. nicht aufgefangen. Auch wenn man da wieder ein 4-2-3-1 gespielt hat. Keine Frage, dass der Sieg verdient gewesen ist. Aber überragend war der Sieg nun mal auch. Und die Umstände zeigen doch relativ klar auf, dass da verschiedene Probleme und taktische Fehler auf Dortmunder Seite einen großen Teil dazu beigetragen haben.

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MyNameIsMud 26. Dezember 2012 um 20:02

Hab ein Wort im letztem Abschnitt vergessen:

Aber überragend war der Sieg nun mal auch = Aber überragend war der Sieg nun mal auch NICHT.

Bevor das falsch verstanden wird 😉

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cop 22. Dezember 2012 um 21:34

Herzlichen Glueckwunsch zu diesem fundierten Artikel, der durchaus dazu geeignet ist, die (kleine) Fussballgemeinde und besonders die Berichterstattung darueber mal ein wenig wachzuruetteln.
Aber eines nach dem anderen:
Die Kritik an Toennies finde ich nur insofern berechtigt, dass er vor der Kamera eine etwas suboptimale Figur gemacht hat. Ich gestehe ihm naemlich zu, dass er sich vor der Entscheidung doch einige Gedanken mehr gemacht hat.
Genau dazu jetzt noch zwei Fragen, die sich mir in diesem Zusammenhang aufdraengen (und vielleicht muss ich meine Entschuldigung fuer Toennies danach selber korrigieren):
1. Wer kann sich eigentlich in so grossen Vereinen wirklich auf ausreichende fachliche Kompetenz berufen zb um solche Entscheidungen der Konsequenz entsprechend vorzubereiten?
2. Wenn man davon ausgeht, dass die Schalker Vorstandsetage nicht aussergewoehnlich gehandelt hat, sondern, wie moeglicherweise viele andere Vorstaende auch in einer vergleichbaren Situation, dh eine Trainerentlassung nicht aufgrund von fachlichen Gruenden sondern nur aus emotionalen Gruenden (dem Druck der Strasse nachgebend) vollzogen haben, stellt sich mir die Frage, ob Trainerentlassungen oder in letzter Konsequenz auch Trainereinstellungen, nicht grundsaetzlich von fachlicher Kompetenz gesteuert sind?
Was mich wieder zu 1. fuehrt.

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Holger 22. Dezember 2012 um 20:26

Starker Artikel. Ein Wort zur Kritik an Tönnies: Man mag von dem Herrn halten, was man will, aber ich denke, man sollte in der Analyse nicht den Fehler machen, aus öffentlichen Aussagen auf interne Vorgänge zu schließen. Auch wenn es im Doppelpass ein Phrasenschwein gibt, werden dort eben doch im Wesentlichen Phrasen gedroschen, sobald ein Vereinsvertreter zu Interna befragt wird.

Soll Tönnies etwa sagen: „Ja gut, der Huub stammt taktisch eben eher aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, seine Trainingsmethoden sind noch altmodischer und haben zu mangelnder Fitness gespürt. Und was die jungen Profis von den Methoden halten, können Sie sich ja ohnehin denken.“?

Kann gut sein, dass die interne Analyse trotzdem schwächlich war – aber aus irgendeinem PR-Gewäsch im Fernsehen kann man das sicher nicht schließen. Leider ist das auch eine grundsätzliche Schwäche der insgesamt dennoch hervoragenden Analyse: Selbst wenn alles, was im Artikel steht, richtig ist, kann auch die Entscheidung, den Trainer zu entlassen richtig gewesen sein – weil intern eben doch Dinge abgelaufen sein können, die nicht tragbar waren.

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remarque 22. Dezember 2012 um 21:41

stimmt auch…

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MR 23. Dezember 2012 um 06:01

Hmm, ich kann nicht beurteilen, ob man aus den öffentlichen Aussagen auf die tatsächlichen Gründe schließen kann, es ist aber so, dass ich das machen muss.

Wenn Tönnies so etwas vor der Öffentlichkeit vorträgt, dann ist es auch eine Aufgabe des Journalismus, diese Begründung als substanzlosen Quatsch zu entlarven, der sie ist. Sei es, um einen tatsächlichen Entscheidungsprozess zu kritisieren, oder nur, um im Sinne der Öffentlichkeit eine Pseudobegründung anzufechten.

Ansonsten geb ich dir grundsätzlich Recht mit der Aussage zu Stevens. Aber selbst, wenn es derartige Probleme gegeben haben sollte, bleibt die Betrachtungsweise und die Herangehensweise an die Problematik als wichtige Aussage des Artikels, da die Krise öffentlich ja genau so panisch gesehen wurde, wie sie auf Schalke letztlich behandelt wurde. Ein Robin Dutt zum Beispiel fiel auch solch einer Fehlbetrachtung der Öffentlichkeit zum Opfer, er wurde ja erklärtermaßen wegen „des öffentlichen Drucks“ entlassen. Solche unangemessenen, rein Ergebnis-orientierten Reaktionen haben ein sehr destruktives Potential, weshalb ich da gerne mal eine Gegenanalyse veröffentliche. (Ich hatte tatsächlich schon vor Stevens‘ Entlassung über so einen Artikel nachgedacht.)

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Holger 23. Dezember 2012 um 11:00

Ja, „substanzloser Quatsch“ passt sicher. Allerdings darf auch Journalismus natürlich nach Gründen suchen, die aus Sicht eines Vereinsfunktionärs dafür sprechen, auch mal derartigen Quatsch abzusondern: Man stellt den nervigen Wontorra ruhig und schützt gleichzeitig den gerade entlassenen Trainer, weil man es vermeidet, öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen. Der „öffentliche Druck“ in der Causa Dutt entsprang vermutlich einem ähnlichen Bedürfnis. Ein verantwortungsvoll handelnder Funktionär darf in der Öffentlichkeit praktisch gar keine ehrlichen/fundierten Analysen abgeben. Das macht es natürlich aus kommunikativer Sicht relativ schwierig, eine gute Figur abzugeben – zumal einem kritischen, mitdenkenden Beobachter gegenüber.

M. E. ist das Problem aber tatsächlich eher die undifferenzierte Beobachtung des Geschehens und Konstruktion von „Krisen“ durch den Sportjournalismus/die Öffentlichkeit – und gerade deshalb finde ich eine Analyse wie diese hier auch wichtig.

Das heißt nicht, dass es nicht auch in den Vereinen selbst viele inkompetente Entscheidungsträger und schlechte Prozesse geben kann – nur müsste ein investigativer Sportjournalismus diese erst einmal ans Tageslicht bringen. Aber das hat ja nicht mal im Fall Schalke vs. Magath richtig geklappt. 😉

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Rasengrün 23. Dezember 2012 um 12:10

Früher oder später landet man eben unvermeidbar an einem Punkt, wo nur noch Plausibilität und Wahrscheinlichkeiten bleiben. Kann angesichts der Intransparenz solcher Hinterzimmer-Prozesse ja auch gar nicht anders sein. Aber das bedeutet auch noch lange nicht, dass man da dann nur noch die Achseln zucken könnte. Ockhams Rasiermesser hilft auch hier, welche Erklärung benötigt weniger Hypothesen? Nach meiner Erfahrung kommt man so der Wahrheit meist recht nahe oder zumindest zu belastbaren Prognosen. Im konkreten Fall: Warum sollte man den Entscheidungsträgern mehr als die tatsächlich demonstrierte Kompetenz unterstellen? Prognose daraus: Schnellschuss bei der Neubesetzung, kein mittelfristiger Plan erkennbar. Ergebnis: Keller. Kann man schon fast QED drunter schreiben.

Die Öffentlichkeit kann man auch nicht von der Kritik ausnehmen, im Gegenteil, das bedingt sich wechselseitig. Der Mangel an taktischem Verständnis und die Fokussierung auf die nackten Ergebnisse erlauben erst die Phrasendrescherei, solange Entscheidungsträger darauf vertrauen dürfen, dass ihre Einlassungen willige Exegeten finden. Ob das im besten Interesse der Vereine ist wäre eine eigene Diskussion wert.

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Perseus 28. Dezember 2012 um 17:48

Also ich würde ja bei den Aussagen von Herrn Tönnies am ehesten vermuten, dass er die einfach gemacht hat, um überhaupt keine inhaltliche Aussage machen zu müssen. Manche Dinge bleiben eben intern und ich wüsste nicht, warum man seine Gründe in diesem Rahmen öffentlich ausbreiten sollte. Wäre der Mann Politiker, wäre er darin geschult, viel zu reden und nichts zu sagen. Da er das nicht ist, kommt halt so etwas peinliches (und das ist es ohne Zweifel) heraus.

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LdB 23. Dezember 2012 um 10:50

Ich finds super, dass hier auf eine fundierte Analyse/Gegendarstellung des öffentlichen Bildes auch noch die entsprechenden Gegenargumente folgen (und das ganze völlig unaufgeregt und konstruktiv).

Zum Wesentlichen:
Niemand außer den Beteiligten weiß genau über die Interna Bescheid, aber von dem was offensichtlich und zumindest mit einer höheren Wahrscheinlichtkeit interpretierbar ist, kann sich jeder selbst ein Bild machen. Meines ist dem von MR nicht ganz unähnlich.

Aus einem eher taktikbezogenen Blickwinkel finde ich deswegen das kritische Hinterfragen von Tönnies Wirken sinnvoll.
Es ist eben nur ein hinterfragen und kein absolutes „Der Tonnies ist ’ne Flasche“ auf Stammtischniveau. Natürlich leiten die Fragen den Leser gedanklich in eine bestimmte Richtung, aber es kann sich immernoch jeder selbst eine Meinung bilden.

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elbdeichrutscher 22. Dezember 2012 um 16:49

Ich bin wirklich beeindruckt von dieser Analyse.
Ich denke, meistens erhofft man sich von Trainerentlassungen in erster Linie einen psychologischen Effekt. Oft kommen sie erst, nachdem (größere) Fangruppen „xxx raus“ gefordert haben. Von dieser Situation war man in GE vermutlich noch weit entfernt – aber vielleicht wollte man auch Stevens sowas ersparen. Falls man tatsächlich mit ihm noch „was vor haben sollte“ ist er auf diese Weise weit weniger beschädigt. Dass die Entlassung weder rational begründbar war noch eine Lösung der Probleme darstellt, wurde gründlich aufgezeigt und deckt sich mit meiner Auffassung ( und ich habe die meisten Spiele nur als ruckelnde Streams gesehen…und vielleicht noch die entscheidenden Szenen in Zusammenfassungen im TV). Oft war Schalke auch in den verlorenen Spielen überlegen, hatte höhere Prozente an Ballbesitz – aber Abschlusspech ( oder -ungeschick), oft fehlte es an Spielwitz, überraschende Situationen zu generieren – wie zB der Ausgleich gegen Mainz. Hinzu kamen in guten Ausgangssituationen überhastete Abspiele im Mittelfeld, die zu Ballverlust und Konter führten, anstatt zu einer eigenen Chance.
Wenn einen Mannschaft den Weg über die Strafraumgrenze verweigert, findet Schalke nur viel zu selten ein Mittel dagegen – und die Überzahl an Torschüssen bedeutet ja auch leider noch nicht, dass dadurch Gefahr entstanden ist.
Hätte ( hätte, Fahrradkette, ich weiß…) der Hunter 3-5 Tore in entscheidender Situation mehr gemacht…wären 2-4 Niederlagen nicht geschehen. Deutlich spielerisch unterlegen war Schalke nur gegen Bayern und Bayer, was eigentlich für die Rückrunde hoffen lässt.
Danke jedenfalls für diesen Artikel, schöne Feiertage und guten Rutsch, auch abseits des Elbdeichs 😉

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Wiktor-Maslow 22. Dezember 2012 um 17:59

Die Entlassung ist schon „rational begründbar“. Stevens konnte auf Verletzungen taktisch nicht adäquat reagieren und Schalke konnte gegen stärkere Gegner oft nicht überzeugen. Ich hätte ihn auch nicht entlassen, weil keine guten Alternativen zur Verfügung standen, aber man kann dennoch Argumente für eine gegenteilige Sichtweise finden.

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Spielverlagerung 22. Dezember 2012 um 15:35

ich frag mich immer nachdem ich ein artikel von euch gelesen habe (und ich habe schon den einen oder anderen gelesen) wie man so viel erkennen kann … ich guck selber immer spiele im fernsehn oder internet und dann les ich eure artikel und das ganze spiel wird nochmal vor meinem inneren auge abgespielt und mir fällt dann so viel erst auf das ist unglaublich wie viel ihr erkennt . auch den artikel fand ich sentationell vorallem wenn man sich mal bedenkt wie viel arbeit du da rein stecken musst die ganzen statistiken rauszusuchen auszuwerten und zu interpretieren. Ich muss echt sagen vor euch jungs zieh ich meinen hut !

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Terminus 22. Dezember 2012 um 15:10

Ein Highlight des Kalenderjahres bei euch – mit solchen Artikeln seid ihr der meistens völlig unqualifizierten Berichterstattung im deutschen Fußball um Welten voraus. Dieses kritische Betrachten der Abläufe bei Trainerentlassungen würde ich mir von den großen Sportzeitschriften wünschen.

Von euren überragenden Analysen zu so vielen Spielen mal gar nicht zu reden. Ich freue mich schon auf das Fußballjahr 2013!

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Roberto78 22. Dezember 2012 um 14:58

So, um jetzt mal auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben: Das war (für mich) der beste Artikel von euch in 2012! Vielen Dank für dieses Weihnachtsgeschenk!

Wir hatten die Thematik Trainerentlassung hier ja schon ab und zu auf der Agenda und ich freue mich sehr darüber, dass das jetzt mal am Beispiel S04 intensiv beleuchtet wird. Sehr gelungen auch die letzte Passage über Tönnies!

Schnickschnack, auf alle Fällen den Autoren & natürlich auch den vielen Kommentatoren ein schickes Weihnachtsfest & guten Rutsch & so! Bis nächstes Jahr!

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AP 22. Dezember 2012 um 14:09

Stark

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Schlicke 22. Dezember 2012 um 11:54

Ich finde den Spielplan-Krisen-Aspekt sehr interessant. Hatte da im Rahmen der Regelungen nach den CL bzw. Euro-League-Spielen (Hannover musste schon Samstag Nachmittag zu den Bayern) einmal eine Hypothese zu einer Bevorzugung der Bayern in dieser Saison aufgestellt (in der letzten hatten sie ausschließlich Auswärtsspiele).
Jürgen Klopp hat diesen Faktor ebenfalls nach dem Pokalspiel angesprochen. Es ist eben ein Riesenunterschied, wann man gegen eine Mannschaft spielt. Frankfurt am Beginn der Saison, Hamburg in VdV-Euphorie oder davor, Wolfsburg unter Magath oder Köstner, Mainz in der zweiten Hälfte der Rückrunde, Gladbach in der anfänglichen Kaderanpassungsphase etc. Das ist natürlich alles nichts Neues, im Fall von Schalke kann es mit dem Umfeld aber auch zu einer gewissen fatalen Selbstsicherheit und Augenwischerei verführen. Die Auftritte in der CL waren zwar insgesamt überzeugend, in meinen Augen war es aber eine der leichtesten Gruppen.
Insgesamt ein toller, abgewogener, reflektierter Artikel. Hoffen wir, dass Heldt MRs Handynummer hat.

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Steffen 22. Dezember 2012 um 11:25

Hey ein sehr schöner Artikel möcht aber einen Punkt nochmals aufgreifen und zwar dass die systemumstellung gegen Stuttgart rin bisschen Aktionismus war. Einen ähnlichen konnte man bereits ein paar Wochen vorher von huub erkennen und zwar gegen den HSV. Das System blieb zwar auf den ersten Blick gleich, aber hier hat huub ohne zwang und wahrscheinlich wegen des immensen Drucks von außen angefangen zu rotieren. Ich habe an diesem Tag gearbeitet und Schalke getrackt und klar war die Umstellung vom HSV auf Raute nicht vorhersehbar, aber mit dem aufgelaufenen Personal, welches bis dato noch nie zusammenspielte, war es halt schwer zu gewinnen. Auch wenn der HSV wieder im normalen System aufgelaufen wäre.
Aber ansonsten bin ich auch auf eurer Seite und empfinde den Rauswurf als überflüssig und kontraproduktiv. Ich finde das ganze noch komischer und absurder, wenn man dann lesen muss, dass der Verein den huub gerne trotzdem binden will. Als was denn? Taktikanalyst oder um die E- Jugend zu trainieren. Was ein Rotz und dann solch ein nichts sagender auftritt von dem Herren “ ich wäre gerne so wichtig wie hoeneß“ Tönnies.
Super Artikel danke.

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R2D2 22. Dezember 2012 um 11:02

Vielen Dank für den tollen Artikel, den ich als (relativ neutraler Beobachter) in seinen Aussagen voll nachvollziehbar finde.
Zu dem Kommentar von AlexF möchte ich noch hinzufügen, dass man vor allem bei einem Vergleich der Spiele Schalke gegen Bayern und Dortmund gegen Bayern eben sehen konnte, dass Schalke eben die Klasse für ein Mitwirken in oberster Region noch fehlt. Während Dortmund und Bayern sich auf „högschdem“ Niveau in Bezug auf die Taktik bekämpften, konnten die Schalker auch in ihrer angeblich so starken Saisonanfangsphase gegen einen FCB, der mitnichten seinen besten Tag hatte, erschreckend wenig bieten. Ob das jetzt an zu simpler Taktik oder doch eher auch dem limitierten Spielerpotenzial zuzuschreiben ist, überlasse ich dem Urteil der kundigen Leserschaft.

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Burrinho 22. Dezember 2012 um 10:40

Sehr guter Artikel! Vielen Dank dafür.

Bei Schalkefans in meinem Umfeld machte sich durchaus ein Unmut über den 7. Platz auf. Ein Europaplatz ist der geringste Anspruch des Teams, welchen sie, wie MR sagt, aber ja nur äußerst knapp verpasst haben.
Ich glaube, dieser Anspruch auf einen minimalen Platz 6 hat S04 schon zurecht. (Dass Höger wohl Stammspieler wäre, war mir gar nicht so bewusst; ich dachte, Jones hätte von Beginn an gespielt.) Neben diesen 11 Spielern hätte man als noch Papadopoulus, Jones, Draxler und mit Abstrichen Marica (vor der Saison hätte man auch von Barnetta ausgehen können). Dahinter kommt eigentlich nichts mehr. Da frage ich mich, wie will ich da groß rotieren?
Diese 14 Spieler sind extrem stark und können vielen Mannschaften weh tun. Sie tut sich aber auch selbst schnell weh, wenn wenige Spieler ausfallen. Affelay, Höger und Uchida fielen aus, was im Prinzip noch glücklich war, weil man für diese Positionen guten Ersatz hatte. Die suboptimale Besetzung der Positionen durch Bankspieler hat MR beschrieben, lediglich Uchida fehlt. Dieser wurde von Höwedes auf rechts ersetzt, welcher offensiv Probleme hatte. Ich glaube, das waren die ersten verlorene Spiele der „Schalker Krise“.

Ob man von Tönnies im Doppelpass (!) eine saubere Problemanalyse erwarten kann, bezweifel ich. Trotzdem stützt es das Gefühl, dass man aus dem Bauch heraus gehandelt hat und sich von subjektiven Umständen hat leiten lassen.
Man muss das ganze auch vom Zeitpunkt abhängig machen: Man entließ Stevens vorm letzen Spieltag, Keller überbrückte also ein Spiel (, welches auch noch verlor). Dann muss man sich fragen, wer die Mannschaft besser über die Winterpause auf die Rückrunde vorbereiten kann. Die Niederlagenserien wurde ja eh durch die Winterpause unterbroche; jetzt ist wieder Zeit sich ruhig vorzubereiten. Somit für mich ein völlig unsinniger Zeitpunkt, um so hektisch diese extreme Änderung einzubringen!

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Rasengrün 22. Dezember 2012 um 00:48

Könnte mir einer der anwesenden Schalker bitte mal einen Crashkurs über Satzung und Strukturen des Klubs geben? Merci.

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GoalImpact 22. Dezember 2012 um 00:40

@MR
Du schreibst:

In der Summe ist Schalke durch [Höger] besser abgesichert gegen Konter, selber besser [als wenn Jones spielt] im Konterspiel und das Offensivspiel fokussiert sich stärker auf diejenigen Akteure, die darin ihre Stärken haben.

Das kann ich bestätigen. Nach meiner Analyse hat Schalke eine um 0,032 verbesserte Tordifferenz, wenn Höger statt Jones spielen sollte. Inspiriert von Deinem Artikel habe ich hier mal den ganzen Schalke-Kader gelistet. So schwach sehe ich den Kader nicht. Angesichts Deiner Argumente ist er eher falsch zusammengestellt als von mangelnder Qualität.

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TheSoulcollector 22. Dezember 2012 um 10:25

Wie berechnet sich denn dieser Goal-Impact? Nach deiner Auflistung ist z.B. Marica dort besser als Huntelaar. Heißt das jetzt tatsächlich, dass Marica der bessere Stürmer ist?

Eine Aussage über die Stärke des Kaders lässt sich außerdem wohl nur treffen, wenn man die Werte der anderen BL Teams im Vergleich dazu hat.

Antworten

GoalImpact 22. Dezember 2012 um 11:59

In der Auflistung haben Marica und Huntelaar quasi identische Werte. Das heißt, dass es statistisch keinen Unterschied für die Tordifferenz macht, ob Marica oder Huntelaar spielt.

Auf der Seite sind auch einige andere Kader gelistet. In der Bundesliga hätte es mit dem Kader ohne Verletzungen und ohne Pech für Platz 3 reichen können. Jetzt ist das natürlich eher unwahrscheinlich, weil schon zu viele Punkte liegen gelassen wurden.

Antworten

TheSoulcollector 22. Dezember 2012 um 12:39

Könntest du auf deiner Seite trotzdem einmal die Berechnung erklären? Ich habe da leider nichts gefunden wie genau man die Berechnung durchführt. Nimmst du dafür nur Werte aus der aktuellen Saison (wobei sich dann die Frage stellt, wie man das am Anfang der Saison berechnet)? Oder nur die letzten meinetwegen 10 Spiele saisonübergreifend? Wird die Anzahl der Spiele, die ein Spieler macht berücksichtigt oder die Nettospielzeit?

Am Ende ist ja für eine Mannschaft nicht nur unbedingt das Torverhältnis entscheidend, sondern auch die Anzahl der Großchancen, die ja erst die Tore ermöglichen.

Ansonsten ist die Tabelle am Ende der Saison wahrscheinlich sehr ähnlich zu der von dir berechneten Tabelle.

Antworten

GoalImpact 22. Dezember 2012 um 13:46

Ich schätze den Einfluss der Spieler auf die Tordifferenz ähnlich zu dem von Andreas Heuer beschriebenen Verfahren. Ich mache dies nur nicht auf Ebene der Mannschaften, sondern für jeden Spieler einzeln. Dies ermöglicht es die Spieler quer durch die Vereine, Ligen und Länder zu verfolgen. Jeder Wert ist somit eine Art „Lebenswerk“, wobei bei neuen Informationen natürlich auch neue Einschätzungen erfolgen. Der Wert selber ist aber „pro Spiel“ zu verstehen, also normiert auf 90 Minuten. Jemand mit mehr Spielen in der Datenbank hat nicht automatisch einen höheren Wert.

Du hast recht mit der Großchancen. Diese wären ein besseres Signal als die von mir verwendeten Tordifferenzen. Leider liegen die nicht überall vor und auch auf bundesliga.de leider nur für das gesamte Spiel und nicht auf die Spielminuten verteilt. So kann ich aber nicht ermitteln, welche Spieler an den Chancen beteiligt waren.

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Felix 22. Dezember 2012 um 00:05

Eine wirklich hervorragende Analyse, die ich in allen Punkten genau so selbst erlebe und einschätze und somit voll und ganz bestätigen kann.
Drei Dinge möchte ich noch hinzufügen:
– Zur Kreativität des Offensivspiels: ebendiese ist mir in den letzten Spielen ziemlich verlorengegangen. Natürlich hatte Schalke ohne Afellay eine Top-Option weniger, aber das gesamte Offensivspiel war ziemlich starr und somit ausrechenbar. Hervorheben möchte ich hierbei vor allem Holtby, der in den ersten Partien seine Rolle gut ausgefüllt hat und das Offensivspiel gesteuert, in den letzten Spielen jedoch deutlich nachgelassen hat. Auch aufgrund fehlender Alternativen für Draxler (Afellay verletzt), Huntelaar und Holtby (Marica und Pukki konnten sich nicht empfehlen und Farfàn (Obasi war eine reine Enttäuschung, egal ob auf links oder rechts) konnte nicht flexibel bzw. mit Überraschungsmomenten gearbeitet werden; offensive Einwechslungen blieben meist wirkungslos.
– Zur Stabilität der Defensive: ohne Papadopoulos, der seit einiger Zeit verletzt ist, fehlt der Hintermannschaft einiges an Stabilität. Ich war schockiert, als ich die Kontertore vom VfB, Mainz etc. miterleben musste – da war keine Zuordnung und teilweise haarsträubende Fehler (bspw. bei Matip). Die Abwehr wurde immer wieder umgebaut (rechts mal Uchida, mal Höwedes, sogar mal Höger; in der Mitte waren es mal Höwe und Papa, mal Matip und Höwe, mal Matip und Papa). Gepaart mit der Torwartfrage, die im Kommentar angesprochen wurde, sind das sehr ungünstige Umstände, unter denen agiert wurde. Viele unnötige Fehler im Defensivbereich waren die Folge.
– Zur Erwartungshaltung des Vorstands und der Fans: dieser Punkt ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Faktoren für die Entlassung Stevens‘. Unter Magath/Rangnick hatte man vor zwei Jahren eine Risensaison in der CL gespielt, letzte Saison war Schalke Dritter nach Dortmund und Bayern. Die Erwartungshaltung (gerade von der Vorstandsetage) war riesig. Das Team ist jung, eingespielt und hat die Neuzugänge (Afellay, Neustädter) hervorragend integrieren können. Nach den Siegen gegen Arsenal und Dortmund hat man wahrscheinlich gedacht, dem Reviernachbarn dieses Jahr mindestens ebenbürtig zu sein – die Ergebnisse bis dahin waren schließlich großartig. Aber bei den meisten Spielen, in denen man gegen die Großen spielte, war man wie gelähmt. Am besten lässt sich das an den Spielen gegen die Bayern erkennen: die letzten Spiele alle 0:2 verloren, mit einer ideen- und scheinbar willenlosen Leistung. Das liegt meines Erachtens daran, dass man aufgrund der bis dahin abgelieferten Leistungen meinte, wirklich bspw. mit den Bayern auf Augenhöhe zu sein. Nur als dann wirklich gespielt wurde, fiel das Kartenhaus wieder in sich zusammen. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass die Vorstandsetage und auch die Fans aufgrund der überragenden Leistungen bis zum Einbruch (2. Platz in der BL, 1. in der CL vor Arsenal, im DFB-Pokal im Soll) wirklich gedacht haben, in der Meisterschaft eine kleine, aber reale Chance zu haben. Als der Einbruch kam (Platz 7 scheint ja bereits eine Katastrophe zu sein), haben alle dünnhäutig reagiert:
Die Fans waren ungeduldig und haben das Team schnell ausgepfiffen; der Vorstand hat Stevens vor die Tür gesetzt.
Meiner Meinung nach liegt der Einbruch an den im Kommentar genannten Faktoren und der völlig überzogenen Schalker Erwartungshaltung an ihr Team, das, realistisch betrachtet, zum Zeitpunkt der Entlassung Stevens‘ noch im Soll war.

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TheSoulcollector 22. Dezember 2012 um 00:39

Schalke scheint aber auch wirklich so ein Verein zu sein, bei dem niemand etwas Geduld besitzt. Weder Fans noch Vorstand. Irgendwie erinnert mich das ganze an die Hertha vor 5-10 Jahren. Da wurde nach 2 Siegen in Folge schon wieder von der CL gesprochen und mittelfristig von der Meisterschaft. Dann hat man wieder 2-3 Spiele verloren und die Welt war in Berlin kurz vor dem Untergang. Dabei war der Club durchaus regelmäßig im oberen Drittel der Liga und auch oft im UEFA-Cup vertreten…

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remarque 22. Dezember 2012 um 21:31

das ist aber heute bei der hertha noch ähnlich… 🙂

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Laie 21. Dezember 2012 um 23:54

Schalke … ist das nicht dieser Verein mit fast 200 Mio. € Verbindlichkeiten, der gerne mit dem „Tor auf Schalke“ ein neues Bauprojekt im zweistelligen Millionenbereich angehen möchte? Kein Geld für neue Spieler, aber die Saisonerwartungen nach oben an die Schuldenlast anpassen … diese Schalke?
Merke: Wo sich die Chefetage selbst verwirklicht (sich ein Denkmal setzt als „Tor auf Schalke“ 😉 ), bleibt für den Trainer nur die Rolle des Erfüllungsgehilfen – da passt Hr. Keller nun mal besser als Hr. Stevens. Hup ab!

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AlexF 21. Dezember 2012 um 23:24

Also wirklich ein sehr interessanter und informativer Artikel, aber eine Sache hast du nicht erwähnt, die ich aber betrachtenswert finde.

Ich meine die eigene Wahrnehmung/Erwartung des Vereins, dazu zähle ich alle, auch die Fans.
Und zwar war in der letzten Saison das Problem bei den Schalkern, dass sie gegen die Spitzenmannschaften nicht gewinnen konnten. Die Gründe sollen mal außen vor sein. Nun hat man auf Schalke geglaubt, dass sich die Mannschaft in der Sommerpause weiterntwickelt hat. In den Saisonvorschauen war ja auch immer ein Plus der Schalker, dass die Mannschaft eingespielt ist. Also erwartete alle eine Steigerung in der neuen Saison, alle wurden ja auch bestätigt, Sieg gegen Dortmund und gegen die Bayern kann man immer verlieren, vor allem in dieser Saison.
Dabei wurde vollkommen ausgeblendet, dass die Mannschaft nicht verstärkt wurde, den dünnen Kader hast du erwähnt. Nur Neustädter stellt eine Verstärkung dar. Aber vorallem die Tiefe der Bank wurde nicht vergrößert.
Und deshalb sind jetzt alle ratlos und gucken sich an.
Vorallem sollte man immer mit bedenken, dass auf Schalke eine ganz besondere Emotionalität und dadurch Spannung und Erwartung erzählt. Deshalb steht man sich auch öfters selbst im Weg.

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David 21. Dezember 2012 um 23:12

Sehr guter Artikel. So etwas würde ich mir mal im Sportteil meiner Tageszeitung wünschen. Ausgewogen, sachlich und mit einer Prise Schärfe am Schluss. Was der Tönnies da von sich gegeben hat, ist natürlich skandalös und einem erfolgreichen Bundesligaverein unwürdig. Ich frage mich jedoch, warum er sich so äußert, wie er es getan hat. Der Mann ist doch ein erfolgreicher Unternehmer. Gut, er mag vielleicht nicht das hellste Licht auf Schalke sein, aber doch durchaus in der Lage, Bilanzen aufzustellen bzw. aufstellen zu lassen, und diese zu analysieren. Absolut rätselhaft, genau wie die Rolle von Horst Heldt.

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GoalImpact 21. Dezember 2012 um 23:07

Es ist schon traurig, wie kostspielige Entscheidungen nur auf Basis von mehr oder weniger zufälligen Ereignissen getroffen werden. Der Einfluss des Zufalls wird immer noch unterschätzt. Es ist wohl zu menschlich zu glauben man hätte alles im Griff und Kontrolle über den Lauf der Dinge.

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remarque 22. Dezember 2012 um 21:26

so ist es.

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deuserband 21. Dezember 2012 um 23:04

auch überspitzt: Huntelaar hat Stevens rausgeschmissen?

11 freunde interview:

Ist der Umgang mit Ihrem Landsmann Klaas-Jan Huntelaar einfacher?

Er ist ein komplett anderer Typ. Bei ihm kann ich bestimmte Dinge vor der ganzen Truppe ansprechen. Bei einem Südeuropäer oder einem Südamerikaner wird das schwierig, weil die sich schnell bloßgestellt fühlen.

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Taisumi 21. Dezember 2012 um 22:53

Geil, geil, geil! Auf euch ist Verlass! Das ist wirklich allererste Sahne und sehr gut, differenzierend und stringend formuliert. Besonders die Absätze über die dünne Besetzung des Schalker-Kaders sprechen mir aus der Seele. Hoffentlich erfährt Hotte Horst im Winter noch die Erleuchtung und holt Verstärkung nach GE. Die ist dringend nötig meiner Meinung und zwar in allen Mannschaftsteilen. Ajo, vielen Dank für diesen geilen Artikel über meinen Verein. Glück Auf!

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TheSoulcollector 22. Dezember 2012 um 00:03

Verstärkungen sind ja gut und schön. Aber die kosten Geld. Und woher nehmen, wenn nicht stehlen? Schalke hat bekanntlich ja eher wenig Mittel zur Verfügung, zumindest zu wenig um in 3 Wettbewerben dabei zu sein und einen Kader von 17-20 Spielern mit internationalem Format zu beschäftigen.

Draxler, Jones und Pukki halte ich durchaus für gute Spieler. Für 2-3 Spiele können sie Affelley, Holtby und Höger schon ersetzen. Aber leider nicht alle auf einmal und über einen längeren Zeitraum. Auch den schwachen Huntelaar kann man mal ein Spiel auf die Bank setzen. Probleme sehe ich vor allem im Defensiven Bereich. Aber insgesamt muss man sagen, dass Schalke doch einen zumindest leicht überdurchschnittlichen Bundesliga-Kader besitzt. Und Freiburg, Leverkusen und Frankfurt spielen mit mMn schlechteren Kadern ja auch oben mit.

Das Schalke in der CL so weit kommt hat man sicherlich nicht erwartet und möglicherweise auch die doppelte Belastung unterschätzt. Wenn man früh rausfliegt, geht man ja die letzten Spiele nicht mehr mit 100% an, was ein wenig Kräfte für die Liga spart.

Insgesamt sollte der Schalker Vorstand aber gewusst haben, dass man nur oben mitspielt, wenn der erste Anzug hält. Bei mehreren Langzeitverletzten kann man doch nicht ernsthaft erwarten, dass man mit Dortmund und Bayern mithält.

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laterookie58 21. Dezember 2012 um 22:33

@ MR : WHOWWWW !! Oberste Sahne. Wahnsinns- Analyse der Umstände!!! Und ich mag den „Starken Tobak“ in Richtung Tönnies sehr…
Herzlichen Dank für erstklassige Analyse- Arbeit und die Offenheit, die Du vertrittst!
( Damit auch das klar ist: ich bin in „Lüdenscheid“ groß geworden und trage diese, für die vorliegende Analyse, „falschen Farben“ im Herzen– nicht fanatisch oder unbelehrbar…) laterookie58

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Totaalvoetbal 21. Dezember 2012 um 22:40

Dem schließe ich mich an !!!

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Fabi 21. Dezember 2012 um 23:40

Ich mich auch. Dieser Artikel ist vielleicht der bisher beste auf eurer Seite, den ich gelesen habe. Ich bin ja schon begeistert von den „Schnellschüssen“, die hier manchmal wenige Stunden nach den Spielen erscheinen, wo kaum Zeit für ein zweites Betrachten eben jener geblieben sein dürfte, aber dieser Artikel sowie der „Tuchel gegen BVB“, den ich jetzt erst gesehen habe, zeigen euer wahnsinniges Potential. Warum arbeitet ihr eigentlich noch nicht allesamt bei irgendwelchen Bundesligavereinen??? Dass hier mehr Fußballsachverstand geballt ist, als im Rest der Pressewelt und darüber hinaus bei manchem Profi, ist ja langsam nicht mehr zu übersehen.

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remarque 22. Dezember 2012 um 21:24

is echt so.

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David 26. Dezember 2012 um 22:00

Grandioser Artikel, ich habe den Artikel mit grossem Interesse verfolgt! Danke sehr

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Rudi 28. Dezember 2012 um 16:53

WHOWWWW? Gute Nacht, Deutsche Sprache!

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RM 28. Dezember 2012 um 16:56

Meines Wissens nach war „whow“ die ursprüngliche Schreibweise von „wow“, glaube ich.
Gibt auch einen Artikel im Tagesspiegel mit mehreren „whow“ und bei Linguee gibt es auch paar Beispielsätze. Angaben ohne Gewähr, äh, Gewehr.

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Herr Kaliban 21. Dezember 2012 um 22:15

Großartiger Artikel.

Kleinigkeit: In der Mitte ist ein Satz völlig schief: „nur dorten lagen sie längere Zeit gegen eine Spitzenmannschaft führten und spielten daher konsequenter auf Konter, sodass mehr Defensivarbeit zu verrichten hatten und daher mehr liefen.“

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MR 21. Dezember 2012 um 22:31

Danke für den Hinweis, weiß nicht, was mir da reingerutscht ist.

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Rudi Ratlos 21. Dezember 2012 um 22:00

Sehr schöner Beitrag. Das ganze erinnert mich an die Situation beim VfB Stuttgart nach der Meisterschaft. Neben dem mächtigen Tönnies ist ja ein gewisser Horst Heldt für die sportlichen Belange zuständig. Vieleicht folgt bald ja noch Bruno Labbadia auf Jens Keller….

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remarque 21. Dezember 2012 um 21:35

So. Was ich seit vielen Jahren immer „im Gefühl“ hatte, dass nämlich bei dem ganzen Trainerkarussell viel zu wenig Sachverstand und viel zu viele Emotionen im Spiel sind, das sehe ich hier endlich mal mit ein paar kundigen, stichhaltigen Argumenten bestätigt. In manchem Falle, nicht nur in der Sache Stevens, frage ich mich auch, ob die Verantwortlichen Fußball überhaupt in diesem Maße verstehen.
Vielleicht sollte jeder Trainer seinen Präsidenten einfach mal ein, zwei Tage mitnehmen und in seine Arbeit einweisen…
Beste Grüße,
remarque

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