Supercopa 2012: Real Madrid – FC Barcelona 2:1

Ein spannendes Spiel zwischen Real Madrid und Barcelona sorgte für den Supercopa-Sieg der Madrilenen. Mit einem 2:1 setzten sie sich knapp gegen die Katalanen durch.

Wechselwirkung der jeweiligen Formationen

Da sich Dani Alves beim Aufwärmen unwohl fühlte, rieten Ärzte von seinem Einsatz ab. Für ihn rückte dann der beidfüßige Adriano ins Team, anstatt Martin Montoya. Mit Adriano hatten sie einen Spieler, der die diagonale Spielweise Alves‘ kopieren und offensiv für Betrieb sorgen sollte. Zentral liefen Pique und Mascherano auf, während links Jordi Alba begann. Dadurch wollten sie über beide Seiten nach vorne kommen und Pique sowie Mascherano sollten sich um das schnelle Umschalten und das Aufbauspiel kümmern. Im Mittelfeld begannen Busquets, Xavi und Iniesta in ihrer klassischen Aufteilung als sichernder Sechser, spielmachender Achter und moderner Zehner. Links spielte Pedro, rechts begann Sanchez und Messi spielte in seiner Rolle als falsche Neun. Somit begann der FC Barcelona ebenso wenig mit ihrem Neuzugang aus der Premier League wie Gastgeber Real Madrid.

Grundformationen zu Spielbeginn

Luka Modric nahm vorerst auf der Bank Platz, die Doppelsechs wurde folglich von Xabi Alonso und Sami Khedira gebildet. Rechts spielte Angel di Maria auf dem Flügel, sein Gegenüber war der Portugiese Cristiano Ronaldo. Vorne erhielt Gonzalo Higuain den Vorzug vor Karim Benzema, in der Verteidigung kehrte Pepe in die Mannschaft zurück und spielte innen neben Sergio Ramos. Die Außenverteidiger waren Marcelo und Arbeloa, wodurch es wieder die klassische Asymmetrie bei den Außenverteidigern im Vorwärtsgang gab.

Die Aufstellungen kurz angeschnitten

Mit Sanchez auf rechts und Adriano dahinter konnten sie rechts ebenso wie links mit Alba und Pedro sowohl vertikal durchbrechen, als auch diagonal agieren. Rechts konnten diese Rolle beide übernehmen, während links Pedro gar invers spielen konnte. Damit hatten sie viele mögliche improvisierte Angriffsabläufe in petto, die jedoch kaum zum Zug kamen. Schuld daran waren die Madrilenen mit ihrer Spielweise.

Sie hatten links ebenso einen diagonalen Außenverteidiger, nämlich Marcelo. Mit Arbeloa gab es rechts einen eher ruhigeren Gegenpart und zentral spielten Alonso und Khedira ihre typischen laufintensiven Rollen. Wichtig ist, dass Real in der Anfangsphase teilweise auf das  Bilden einer absichernden Dreierkette im Angriffsverlauf sowie einer spielmachenden tiefen Viererkette verzichtete, um sowohl defensiv als auch offensiv weiter vorne auf dem Platz präsenter zu sein. Alonso schob also zu Beginn nach hinten und half im Aufbauspiel, die Außenverteidiger schoben nach vorne, auch Arbeloa. Dies war wichtig, um den Gegner nach hinten zu drängen und nicht in das katalanische Angriffspressing zu geraten. Im Gegenzug hatten sie dann mehr Mann vorne.

Reals Gegenpressing

Wenn der Ball dann nach vorne gespielt wurde, hatte Real Madrid das Spiel breit gemacht, agierte mit drei Stürmern (Di Maria auf der Seite oder Özil im Zentrum, dazu eben Higuain und Ronaldo) und zwei offensiven Außenverteidigern. Bis Alonso aufrückte, deckte Khedira das gesamte Zentrum ab. Das Ziel war es aber ohnehin, möglichst schnell zum Abschluss zu kommen und mit taktisch interessanten Angriffen zum Abschluss zu kommen. Um diese Angriffe, welche sehr flexibel gespielt wurden, auch abzusichern, war ein wichtiges Gegenpressing nötig. Dafür machte man sich Barcelonas Eigenheit zu Nutze, welche zu Spielbeginn oftmals etwas Zeit benötigen, um ihre richtigen Passmuster für die Gegner zu finden.

Symbolisch für diese Faktoren stand die erste Großchance von Higuain in der sechsten Minute. Alonso schlug einen seiner hervorragenden weiten Pässe – und zwar auf die Brust Higuains, der sich an der Mittellinie frei lief. Alonso stand bei Passabgabe am Sechzehnmeterraum, die beiden Außenverteidiger waren breit und hoch. Somit musste Barcelona die gesamte Breite zwischen dem Sechzehnmeterraum und circa 15-20 Metern hinter der Mittellinie abdecken. Das entspricht ungefähr der dreifachen Fläche, als wenn der Gegner auf einer Seite im Zuge der Raumverknappung zugepresst wird. Den weiten Ball Alonsos spielte Higuain dann weiter auf Marcelo, welcher durch seine hohe Stellung in der gegnerischen Hälfte anspielbar war. Von seiner seitlichen Position zog er nach innen, Cristiano Ronaldo hinterlief ihn und Higuain nutzte seine tiefe Stellung, um mit einem Tiefensprint in die Lücke zu stoßen. Sein Schuss wurde von Valdes in Feld gelenkt, Pique spielte umgehend einen Pass auf Xavi. Dieser wurde jedoch sofort bedrängt und zwar unabhängig von der Grundposition im taktischen Schemata, sondern vom ballnächsten Spieler: in dem Fall dem im Angriffsverlauf aufgerückten Alonso, der somit beim Gegenpressing half, anstatt hinten eine Dreierkette wegen der vorher aufgerückten Außenverteidiger zu bilden. Das verdichtete den Raum und schränkte die Zeit der Barcelona-Spieler am Ball ein, was ihnen sichtlich zusetzte.

die erste von vielen Großchancen in der Anfangsphase entstand durch Higuains instinktiver Suche nach freien Räumen

Mourinho ging damit einen Kompromiss ein. Er agierte mit einem aggressiven und hohen Gegenpressing, wodurch man Barcelona unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen wollte. Außerdem sollte verhindert werden, dass sie ins Spiel finden und Real hinten einzwängen. Allerdings war es für Real wichtig, dass sie ihr hohes Pressing nur nach Ballverlusten und kein durchgehendes Angriffspressing praktizierten. Sie wollten Kräfte sparen und stellten sich kompakt hinten rein, allerdings mit einer sehr aggressiven und antizipativen Spielweise. Ziel war es, Kräfte für das Gegenpressing zu sparen sowie das Tempo möglichst lange hoch zu halten, ohne Barcelona ein schnelles Einfinden in ihre Passmuster zu ermöglichen. Hier gab es neben dem Gegenpressing und der tieferen Stellung bei gegnerischem Aufbau zwei weitere Mechanismen, welche das verhindern sollten.

Lange Bälle und das Absperren des Zentrums

Wenn Real den Ball in der eigenen Hälfte eroberte, dann versuchten sie im Prinzip eine abgeänderte Variante des Higuain-Beispieles: schnelles Spiel in die Tiefe. Hier waren keine Tiefensprints nötig, sondern einfach ein weiter Ball gegen die aufgerückte Abwehr der Katalanen. Dazu positionierten sich Ronaldo und Higuain durchgehend in passenden Räumen und versuchten die gegnerische Abwehr auszuhebeln. Im Verlaufe des gegnerischen Angriffsverlaufes gab es auch Fälle, dass Di Maria oder Özil zockten und sich den beiden vorne anschlossen.

Beim Treffer von Higuain in der zehnten Minute war es ein – obwohl ohne Bedrängnis – gedroschener Ball Pepes, welcher schlicht Barcelona keine Pressingsituation erlauben und stattdessen Higuains Schnelligkeit nutzen wollte. Darum spielte der Argentinier auch statt Benzema von Beginn an, da er stärker die Lücken für mögliche Vertikalläufe sieht, wenngleich er etwas schlechter in der Ballbehauptung und dem Kombinationsspiel ist; was in dem Spiel so nicht benötigt wurde. Positiv war auch, dass Higuain selbst bei Ballverlust im Angriffsverlauf einen gewissen Nutzen hatte. Alleine dadurch, dass er diese weiten Bälle in die Tiefe und zumindest realistische Chancen auf eine Torchance ermöglichte, musste Barcelona vorsichtiger sein und Real konnte bei erfolglosen Angriffen ihr Gegenpressing aufbauen.

Pepe hätte sich den Ball stoppen können und hatte Anspielstationen neben sich. Obwohl das Tor aufgrund eines Fehlers von Mascherano zustande kam, konnten man dennoch die Ausrichtung der Mourinho-Elf erkennen

Funktionierte dies nicht, kehrten sie zurück in ihre tiefere Grundordnung. Dann suchten sie die Positionierung ihrer Spieler zwischen den Linien der Formation des Gegners. Xabi Alonso und Khedira sicherten den Raum vor der Abwehr, um sofort den Ballführenden im Zentrum aggressiv zu stellen. Ziel war es jedoch, Pässe auf die Außenspieler zu provozieren und diese dann nicht sofort zu attackieren, sondern die Passwege ins Zentrum zuzustellen. Dadurch sollten Xavi, Iniesta und Busquets so weit wie möglich aus dem Spiel genommen werden, erst dann kam ein Pressing auf die Außen zum Einsatz, welches dann in schnellen Gegenstößen resultieren sollte.

das interessanteste nicht-Entscheidungsrelevante in diesem Spiel: gelegentliche Positionierung von Higuain und Ronaldo als breites Sturmduo, um Räume zu öffnen und sich perfekt für alle möglichen Diagonalbälle anzubieten sowie das Nachrücken einzelner Spieler (in dieser Szene war es dann Marcelo) zur Unterstützung

Ideal sah man dies beim zweiten Treffer. Acht Real-Spieler befanden sich eng Richtung Ball auf links verschoben, der Raum war sehr eng, auch die ballfernen Außenverteidiger machten mit. Das Zentrum wurde zugesperrt, meist mussten Bälle von dort aus sofort weitergeleitet werden – der Grund, wieso Xavi schwächer war als der dribbelstarke Iniesta, der gelegentlich Lücken schaffen konnte. Vor dem 2:0 kam der Ball dann auf links, wurde von Pedro wieder zurück ins Zentrum gespielt, wo Alonso ihn hatte. Er verlor ihn, man praktizierte aber Gegenpressing und konnte ihn sofort zurückholen. Khedira spielte ihn dann weit auf den zockenden Ronaldo, der Pique düpierte und die vorläufige Entscheidung markierte.

Di Maria und Ronaldo ziehen nach vorne, Higuain wartete vorne ohnehin auf lange Bälle. Drei Mann gegenpressen zentral, Khedira erobert den Ball und spielt ihn sofort lang

Fazit: Knackpunkt im Spielverlauf war die rote Karte

Adriano erhielt die rote Karte, was Barcelonas Spielweise auseinander riss. Kurzzeitig war es Pique, welcher als defensiver Rechtsverteidiger in einer Dreierkette agieren sollte, was eine Asymmetrie im Spiel mit Fokus auf links erschaffen hätte. Doch Vilanova reagierte und brachte Montoya für Sanchez, was zu einer Umstellung auf ein 4-3-1-1/4-4-1 führte. Dies war richtig und wichtig, da eine Dreierkette, insbesondere mit Pique, zu einer extremen Anfälligkeit für die langen Bälle Reals gesorgt hätte.

Barcelonas Aufstellung, als Montoya ins Spiel kam. Wichtig: die Formation blieb flexibel. Iniesta zog nach innen, im Pressing wurden Räume verlassen und Pedro war mal links, mal rechts und manchmal sogar im Mittelfeld. Messi spielte weiterhin seine Rolle als falsche Neun

Mit dem 4-3 hatten sie ihre klassische Anzahl in Verteidigung und Mittelfeld. Real zog sich nach der 2:0-Führung zurück und ließ Barcelona gewähren, welche ihren Rhythmus und die richtigen Passmuster fanden. Sie hatten zwar am Ende der Partie nur 59% Ballbesitz, was jedoch an der sehr schwachen Anfangsphase sowie der Eingeschränktheit im Pressing durch einen Mann weniger lag.

Interessant am Pressing war, dass die Spieler Reals gestellt und von einzelnen Spielern weit verfolgt wurden, während ein offensiverer Spieler die Position des pressenden Akteurs übernahm. In einer Situation landete so Busquets weit in der gegnerischen Hälfte, hinter ihm stand Messi und defensiv bildete Pedro mit Xavi und Iniesta ein Mittelfelddreieck. Dieses 4-3-1-1 wurde jedoch oftmals verworfen, indem ein 4-4-2 mit Xavi und Busquets in der Mitte sowie einem nach innen ziehenden Iniesta gebildet wurde. Man hatte zwei Viererketten, stand abwartender und defensiv sicherer. Real hatte der Anfangsphase Tribut zollen müssen und schien nicht mehr vollständig motiviert, war man doch des Sieges sicher. In weiterer Folge entwickelte sich ein interessantes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Real hätte wegen der Anfangsphase einen höheren Sieg wohl verdient gehabt, doch Barcelonas Leistung zu zehnt war aller Ehren wert. Beinahe wäre dies belohnt worden, einige Chancen konnten nämlich trotz der Unterzahl herausgespielt werden.

Danke an Laola1.tv für die Bilder sowie ein schönes Video der Highlights. Bei Zonalmarking gibt es für alle Interessierten übrigens einen Artikel zu den später eingewechselten Song und Modric.

JL 19. April 2013 um 11:36

Sehr interessanter Artikel 🙂

Kleine Anmerkung von mir, gegen Ende des Artikels heißt es:
„Dieses 4-3-1-1 wurde jedoch oftmals verworfen, indem ein 4-4-2 mit Xavi…“

Der Gedanke des spontanen Klonings ist recht amüsant, ich schlage Messi für diese Aufgabe vor 😀

Kleiner Spaß, war sicher nur ein Tippfehler 😉

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Anti 3. September 2012 um 19:27

Sehr gute Analyse.
Das Rückspiel hat Real Madrid verdient gewonnen. Barcelona lies sich die ersten 30 Minuten vorführen. Man verlor zu scnell den Ball und konnte mit den schnellen Kontern nicht umgehen. Dass beide Tore aus individuellen Fehlern entstanden und Valdes bei beiden auch noch Pech hatte ist doppelt bitter.
Zur Pause hätte Real höher führen müssen, aber durch diesen Geniestreich von Messi stand es nur 2-1. Casillas muss sich bei diesem Tor übrigens auch Kritik wegen der Stellung der Mauer gefallen lassen.

In der zweiten Halbzeit war Madrid sichtbar müde und kam kaum noch zu Chancen, auch weil sie tiefer standen. Barca wurde besser und hatte einige sehr gute Chancen. Wäre der Ausgleich gefallen, wäre der Supercup-Gewinn für Barcelona sicherlich auch verdient gewesen, gerade wegen des Hinspiels, aber es sollte einfach nicht sein.
Real hat den Titel sicher nicht unverdient gewonnen, aber eben schon sehr glücklich, auch wenn die erste halbe Stunde bärenstark war.

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Bob 3. September 2012 um 19:19

Noch mal zum ungeliebten Thema Stil: Es ist höchst verwirrend, dass gerade in den ersten Absätzen NUR mit Pronomen gearbeitet wird! Man muss entweder auswendig wissen wer für welches Team spielt oder die Grafik konsultieren. Ungeschickt gelöst, zumal nicht einleutet warum man nicht einfach „Barca“ oder „Barcelona“ schreiben kann!

Gruß

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Bob 3. September 2012 um 19:21

Sorry, aber grad noch einer hinterher. Das hier ist voll von Grammatikfehlern und beinahe nicht zu verstehen! Lest euch die Sachen doch mal laut vor bevor ihr sie postet, bitte!
„Wenn der Ball dann nach vorne gespielt wurde, hatte Real Madrid das Spiel breit gemacht, agierte mit drei Stürmern (Di Maria auf der Seite oder Özil im Zentrum, dazu eben Higuain und Ronaldo) und zwei offensiven Außenverteidigern. Bis Alonso aufrückte, deckte Khedira das gesamte Zentrum ab. Das Ziel war es aber ohnehin, möglichst schnell zum Abschluss zu kommen und mit taktisch interessanten Angriffen zum Abschluss zu kommen. Um diese Angriffe, welche sehr flexibel gespielt wurden, auch abzusichern, war ein wichtiges Gegenpressing nötig. Dafür machte man sich Barcelonas Eigenheit zu Nutze, welche zu Spielbeginn oftmals etwas Zeit benötigen, um ihre richtigen Passmuster für die Gegner zu finden.“

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RM 3. September 2012 um 20:01

Tut mir Leid, mir scheint es an den kognitiven Fähigkeiten zu fehlen, deine Kritik zu verstehen. Könntest du näher ausführen, was genau denn nicht passt?

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Tollpatsch 3. September 2012 um 20:05

Soviel ich weiß, arbeiten die Schreiber dieser Seite Ehrenamtlich. D.h. sie investieren ihre Freizeit in diese Artikel, weil ihnen Fußball wichtig ist. Wenn die Grammatik wichtig ist, dann kannst du ja die Artikel von Spielverlagerung unentgeltlich Korrektur lesen.

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Alex 2. September 2012 um 22:59

RM ich wollte mal fragen wie ihr arbeitet bei spielverlagerung.de
Schaut ihr euch ein Spiel vor Ort an oder schaut ihr es euch mehrmals auf Video an oder entstehen die Analysen durch einmaliges Sehen der Spiele?

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RM 2. September 2012 um 23:03

Doch besser hier: also, es hängt davon ab, was das für ein Spiel ist, welche Möglichkeiten man hat und welches Vorwissen sowie wie viel Übung man besitzt. Normalerweise werden Spiele mehrmals angesehen, idealerweise einmal ganz und einmal in Ausschnitten. Im Stadion sieht man es am besten, dazu kommen wir aber kaum. Ich persönlich sehe mir eigentlich jedes Spiel aber nur einmal an.

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HerrHAnnibal 31. August 2012 um 14:45

Real hat die erste Hälfte wirklich dominiert und hätte da noch höher führen müssen, wenngleich man auch sagen muss, dass Barca über beide Spiele gesehen eigentlich die bessere Mannschaft war.

Bei Barca gibt es weiterhin ein Problem, welches auch letzte Saison schon immer zu beobachten war: Man verpennt die Anfangsphase und benötigt mindestens eine Viertelstunde um ins Spiel zu finden und defensiv geordnet zu stehen. Das war im letzten Ligaspiel wieder zu sehen und fällt auch in den letzten Clasicos immer wieder auf.

Ich hätte erwartet dass Barca in der Anfangsphase nach den ersten Torchancen etwas defensiver agiert und tiefer steht. Gerade im Mittelfeld war noch keine Ballsicherheit zu erkennen und man brachte die hochstehende Abwehr mit den Ballverlusten immer wieder in Schwierigkeiten.
Trotz der starken Anfangsphase der Madrilenen muss man auch die individuellen Fehler ansprechen. Pique und Mascherano haben so jeweils beim Klärungsversuch gepennt und Adriano hat eine dämliche Entscheidung getroffen. Die rote Karte war ja ein bewusstes absichtliches Foulspiel und das ist in dieser Situation taktisch einfach falsch. Barcelona benötigte sowieso 2 Tore und zu einem so frühen Zeitpunkt in Unterzahl zu spielen war schlimmer als ein mögliches drittes Tor zu kassieren.

Für mich dann eindrucksvoll wie Barca die zweite Hälfte im Griff hatte. Von einer Khedira Einzelaktion abgesehen, gab es bis in die Schlussphase keine einzige Torchance für Madrid während Pedro (nach überragender Ballannahme) und Alba zwei gute Szenen hatten und fast ausgeglichen hätten.

Madrid steht mit seiner defensiven Taktik eigentlich zumeist recht gut und ist darauf ausgerichtet Messi nicht ins Spiel kommen zu lassen. Wenn er zu Dribblings ansetzt wird er gleich von mehreren Spielern hart attackiert. Die taktischen Fouls und Provokationen sind hierbei zwar grenzwertig aber insgesamt schafft es Madrid damit indirekt, den kleinen Argentinier über weite Strecken aus dem Spiel zu nehmen.

Da Madrid die Bälle zumeist sofort nach vorne spielt/bolzt um dem Gegenpressing zu entgehen und hinten mit Pepe/Ramos auch bei ruhigem Spielaufbau von Barca ebenfalls gut gestaffelt steht, ist Barcelona eigentlich primär durch lange Bälle hinter die Abwehr gefährlich.

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Spectator 31. August 2012 um 13:05

Das Spiel wäre mit Dani Alves wohl komplett anders verlaufen. Nicht nur weil er als Einzelspieler gefehlt hat. Nicht nur weil er nach 28 Minuten sicherlich nicht die rote Karte gesehen hätte. Sondern vor allem systemtechnisch. Einer der Hauptgründe, warum Barcelona sich normalerweise nie und nimmer auf diese Art und Weise pressen lässt, ist Alves. Alves ist immer anspielbar, wenn Xavi, Busquets oder Pique gepresst werden. Zudem enorm ball- und kombinationssicher und dribbelstark. Und vor allem blitzschnell, um Kontern vorzubeugen. Ein Marcelo wird niemals so befreit nach vorne spielen können, wenn er weiß, dass er Räume für einen Alves offen lässt. Seine Präsenz alleine genügt da schon. Real Madrid hat die gleiche Taktik mit dem gleichen Personal im gleichen Stadion in einem viel besseren Fitness-Zustand im 1. Liga-Clasico der vergangenen Saison gespielt – und 1-3 verloren. Mann des Spiels: Alves (Vorlage für den Fabregas-Kopfballtreffer und noch mindestens 3 andere Großchancen initiiert).

Dass Barcelona in der Anfangsphase überhaupt nichts ins gewohnte „Passmuster“ fand ist ja keine Überraschung, wenn die 2.-wichtigste Systemkomponente neben der falschen 9 außer Kraft gesetzt ist und man das erstmal verdauen muss, während Real schon dabei ist, Adrianos Seite zu überladen.

Zum Schluss: Ich bin ja keiner, der an „Schicksal“ glaubt, aber dieser Cup war von Anfang an für Real Madrid bestimmt. Die Hinrunde hätte schon 4-1 enden müssen. Stattdessen macht Valdes Real das Geschenk zum 3-2. Dann fällt Alves in letzter Sekunde fürs Rückspiel aus. Dann macht Mascherano einen absoluten Amateurfehler (mir kann keiner erzählen, dass der Ball, den Pepe da einfach nach vorne drischt, taktisch so gewollt war) und dann kriegt Alves‘ Ersatzmann auch noch rot nach nichtmal einer halben Stunde. 150 von 180 Minuten die bessere Mannschaft – und verloren. That’s football. 🙂

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Tank 1. September 2012 um 14:28

Sehe ich bezüglich Alves nicht so. Real hat es ja überall auf dem Feld geschafft Barca den Ball abzujagen, nicht nur in Adrianos Nähe. Zugegeben können auch Ballverluste, die nicht in direkter Nähe des Rechtsverteidigers geschehen, etwas mit dem Rechtsverteidiger zu tun haben, aber wenn Barca den Ball zum Beispiel im linken offensiven Mittelfeld (also irgendwo im Viereck Alba-Iniesta-Pedro-Messi) verliert, dann wäre das mit Alves genauso geschehen.

Außerdem sehe ich Alves in sehr engen Räumen nicht (mehr) so passsicher, wie du es beschreibst. Ehrlich gesagt schätze ich da Montoya als stärker ein. Aber besser als Adriano ist er, das stimmt.

Insgesamt haben wir wohl einfach unterschiedliche Bewertungen der Leistung von Dani Alves in den letzten 1-2 Jahren. So würde ich nie unterschreiben, dass Alves die zweitwichtigste Systemkomponente bei Barca ist. Wenn jeder Spieler eine Systemkomponente ist, dann plädiere ich für: Messi-Xavi-Busquets-Iniesta-Valdes-Alves-etc.. Mir ist schon bewusst, welch wichtigen Part Alves grade in der Offensive spielt, aber ich denke selbst mit einem gänzlich defensiven RV könnte Barca ihr Spiel immer noch einigermaßen durchziehen. Was aber z.B. passiert, wenn Xavi durch einen völlig anderen Mittelfeldspielertyp ersetzt wird, hat man letzten Samstag gegen Osasuna gesehen. Barcelona fand überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Erst als Xavi eingewechselt wurde, kam die Wende. Gegen Madrid hingegen, schaffte es Barca auch mit dem defensiveren Montoya wieder zu ihrem Spiel zurückzufinden.

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Tank 31. August 2012 um 12:57

Dieses Spiel war für mich als Barcelona-Fan ein einschneidendes Erlebnis. Das erste Mal seit 2008 hat Barcelona ein Spiel verloren, weil der Gegner ohne Wenn und Aber besser war. Nun mag man einwenden, dass das Ergebnis doch recht knapp war und Barca mit einem Mann mehr wohlmöglich hätten ausgleichen oder gar gewinnen können, aber der Spielverlauf würde vermutlich ein 5:1 oder 6:1 für Real rechtfertigen und die rote Karte war kein doofes Missgeschick von Adriano, sondern folgerichtiges Produkt der Anfangsphase. Alles in allem also eine klare, verdiente Niederlage.

Real Madrid hat in diesem Spiel die Pressing-Taktik gegen Barcelona zu ihrem bisherigen Höhepunkt geführt. Besser noch als Espanyol Barcelona in einem letztjährigen Ligaspiel und besser als Real selbst im Copa del Rey Rückspiel. Nichts war mehr zu sehen von der Brutalität früherer Versuche Mourinhos das tiki-taka zu unterbinden. Man schaue sich nur Pepes Zweikämpfe gegen Messi an. Wie oft er es geschafft hat Messi vom Ball zu trennen, ohne ihn auch nur nennenswert zu berühren – ich hätte nie gedacht, dass ich Pepes Zweikampfverhalten mal loben muss…

Die entscheidende Frage, die offen bleibt, ist natürlich wie lange diese Pressingform durchgehalten werden kann. RM schreibt ja schon, dass es vor allem situativ angewandtes Gegenpressing – nur eben sehr oft angewandt – war und weniger ein ständiges Pressing überall auf dem Platz. Letzteres kann wohl wirklich nicht über 90 Minuten gespielt werden. Bei der Gegenpressing-Taktik bleibt das noch abzuwarten.

Aber warum hätte Real sich nach der Pause so weit zurückziehen sollen, wenn nicht aus Konditionsgründen? Klar ist Barca nur noch zu zehnt, aber wie sich gezeigt hat, und was man auch ahnen konnte, genügen auch 10 Katalanen, um sich 3-4 Hochkaräter pro Halbzeit rauszuspielen. Hätte Real weiter so gegengepresst, wären vermutlich weniger Chancen entstanden. Denn Barca ins Spiel kommen lassen, auch wenn sie zu zehnt sind, ist nie eine gute Idee.

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kninida 31. August 2012 um 01:24

super Spielbericht!

Seit wann dürft ihr denn Spielbilder verwenden?

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Franz K 31. August 2012 um 11:10

Seit die Rechteinhaber von „Laola1.tv“ dies erlaubt haben.

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M 31. August 2012 um 01:20

Der Link zu dem Highlight Video bedarf glaube ich noch mal einer Prüfung 🙂

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MR 31. August 2012 um 06:42

Danke für den Hinweis. Da hat ein http gefehlt.

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Alex 30. August 2012 um 23:08

Was bedeutet invers im Zusammenhang mit Pedro und diagonaler Außenverteidiger bei Marcelo?
Dass sie etwa in die Mitte ziehen?

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RM 30. August 2012 um 23:32

Invers: in die Mitte ziehend. Diagonal: von einer Außenposition Richtung Tor ziehend (in dem Falle).

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