Kashiwa Reysol – FC Santos 1:3

Im ersten Halbfinale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2011 traf der FC Santos auf Kashiwa Reysol und setzte sich mit 3:1 durch. Die Brasilianer hatten sich als Gewinner der Copa Libertadores direkt für das Halbfinale qualifiziert, während die Japaner, als Vertreter des Gastgeberlandes, sich erst gegen die Kontinentalsieger aus Neuseeland und Mexiko durchsetzen mussten. Im Playoff hatte der japanische Meister noch eindeutig mit 2:0 gegen den Auckland City FC gewonnen. Das Viertelfinale gegen den favorisierten CF Monterrey entschied sich dagegen erst durch Elfmeterschießen, nachdem die Partie mit 1:1 beendet wurde.

Startformationen

Reysol agierte im 4-2-3-1 mit den Brasilianern Jorge Wagner und Leandro Domingues auf den offensiven Außenpositionen, die von den Außenverteidigern unterstützt wurden.

Das System des FC Santos ist nicht so einfach in Zahlen auszudrücken. Hinten agierte eine 4er-Kette mit Danilo, Edú Dracena, Brundo Rodrigo und Durval. Im Mittelfeld übernahmen Henrique und Arouca die defensiven Aufgaben, während Elano rechts spielte. Die so entstandene Asymmetrie setzte sich im Angriff fort, wo Neymar alle Freiheiten genoss und sich mal hängend neben Ganso aufhielt und dann wieder als zweite Spitze neben Borges agierte. So entstand eine Mischung aus Mittelfeldraute mit zwei Stürmern und 4-2-3-1. Um den linken Flügel zu verteidigen, schob sich Arouca auch nach außen auf eine Linie mit Elano, Ganso und Neymar, die so die Passwege für Reysols Abwehr zustellten.

Reysol spielt mit, aber Neymar nutzt die Räume

Zur Freude der Zuschauer igelten sich die Japaner nicht ein, sondern versuchten, aktiv am Spiel teilzunehmen. Beide Teams verzichteten auf frühes Pressing und wollten durch Passspiel zum Erfolg kommen. Reysol sah zunächst mehr vom Ball und konnte das eigene Spiel durch genügend Zeit und Platz im Aufbau beruhigen. Dann versuchten sie, über Domingues auf der rechten Seite oder Wagner und Hashimoto, der links oft in vorderster Front auftauchte, Angriffe aufzubauen. Der linke Flügel war im Offensivspiel zunächst der Schlüsselbereich für die Japaner. Dort kombinierte der Außenverteidiger mit seinen Kollegen aus der Offensive oder versuchte Danilo auszuspielen um den Ball in den Strafraum zu geben. Bis auf ein paar Fernschüsse aus halblinker Position konnten sich die Japaner aber nichts erarbeiten.

Die erste echte Torchance hatte Neymar nach fünf Minuten. Er ließ sich als Anspielstation ins Mittelfeld fallen und startete dann wieder in die Spitze um im Strafraum angespielt zu werden. Der finale Pass auf den Stürmer kam zwar nicht an, ein Abwehrpatzer brachte ihm aber noch den Abschluss ein, den er an den Pfosten setzte.

Reysol war darauf bedacht, Gegenstöße der Brasilianer schnell zu stoppen um sich wieder zu positionieren. Dafür stellten sie entweder den ballführenden Spieler zu oder, wenn Santos schon schnell in die Spitze gespielt hatte, gingen sie den angespielten Stürmer an und griffen notfalls zum Foul. Stand die Mannschaft hinter dem Ball, verschoben sich die Spieler, Neymar wurde von Zone zu Zone übergeben und bei Bedarf gedoppelt.

Santos ging Mitte des ersten Durchgangs mit einem Doppelschlag in Führung. Zunächst hatte Neymar zu viel Platz in halbrechter Position vor der Abwehr und konnte von der Strafraumgrenze mit einem sehenswerten Fernschuss das 1:0 erzielen (19.). Dann erhöhte Borges, ebenfalls mit einem Fernschuss von der Strafraumkante, auf 2:0 (24.).

Beim ersten Tor ließ sich Neymar aus dem Sturmzentrum fallen und die japanischen Verteidiger wussten nicht, ob sie ihm folgen sollten oder ob sich Neymar schon in der Zone des defensiven Mittelfeldspielers befand. Der Stürmer bekam also den Ball, Masushima zog sich in die Kette zurück und Otani musste nun die Lücke zu Neymar schließen. Der ließ seinen Gegenspieler ins Leere rutschen und schloss ab.

Der zweite Treffer wurde nicht durch die Mitte, sondern über die linke Seite aufgebaut. Wieder agierten die Verteidiger zu zögerlich und ließen Borges den Ball an der Strafraumgrenze kontrollieren, den Stürmer nach innen ziehen und zum Torschuss kommen.

Kashiwa Reysol konnte aus der Feldüberlegenheit in der ersten Halbzeit kaum etwas machen. Sie hatten zwar 53% Ballbesitz und auch 3 Eckbälle erspielt, von den 6 Schüssen gingen aber nur 50% aufs Tor und eine Großchance gab es erst mit einem Freistoß vor der Pause.

Bei Ballbesitz des Gegners positionierten sich die vier Angreifer teilweise zu hoch und ließen sich dann leicht umspielen. Das brachte die defensiven Mittelfeldspieler in Schwierigkeiten, die dann den Außenverteidigern zur Hilfe eilen mussten und im Zentrum die doppelte Absicherung aufgaben. Gegen einen Spieler wie Neymar, der sich gerne zwischen die Linien begibt und oft gedoppelt oder getrippelt werden muss, ist das ein Problem. Die Brasilianer waren mit der 2:0-Führung aber so zufrieden, dass sie nicht auf das dritte Tor drängten.

Santos schont sich fürs Finale

Nach der Pause tauschte Reysol zunächst den Mittelstürmer. Kudo hatte sich nicht gegen die Verteidiger durchsetzen können, sei es in Laufduellen oder bei Flanken und hohen Bällen; hochwertige Zuspiele waren sowieso Mangelware im ersten Durchgang. Für Kudo kam Kitajima und Reysol wurde mit ihm gefährlicher.

Santos tat wenig fürs Spiel und wollte vor allem mit Kontern das ein oder andere Tor nachlegen. Neymar spielte ein paar gute Pässe, die von seinen Mitspielern aber nicht verwertet werden konnten. Konterchancen ergaben sich, weil Reysol weiterhin versuchte, nach vorne zu spielen. Defensiv standen die Japaner kompakter, störten erst ab der Mittellinie und verringerten so die Abstände zwischen den Linien.

Einen Eckball in der 54. Minute konnte die Heimmannschaft zum Anschluss nutzen; Sakai köpfte die Hereingabe von Wagner ein. Doch schon neun Minuten später stellte Danilo den alten Abstand wieder her, als er einen Freistoß ins kurze Eck setzte.

Taktisch änderte sich wenig. Santos’ Wechsel waren weitestgehend positionsgetreu. Die Brasilianer schalteten, in der Gewissheit jederzeit ein Tor erzielen zu können, einen Gang zurück und verließen sich auf die Führung.

Genau das wäre beinahe schief gegangen, denn Kashiwa Reysol kam zu zahlreichen Chancen und traf sogar den Pfosten (75.). Hideaki Kitajima bewegte sich auf die Flügel oder ließ sich aus dem Zentrum fallen und in den letzten 20 Minuten leitete Sakai über den rechten Flügel immer wieder Angriffe ein. Die Abwehr von Santos war nicht immer souverän und ließ ihre Gegenspieler auch gerne entwischen.

Fazit

Der FC Santos gewann verdient gegen den Meister der J-League und erreicht damit das Finale der Vereinsweltmeisterschaft. In der ersten Halbzeit wurde Reysols Abwehr für ihre Nachlässigkeit zweimal bestraft. Es fehlte den Japanern die kompakte Aufstellung um Neymar den Raum zu nehmen. Außerdem zeigte sich die Abwehr in Tornähe zu nachlässig in den Zweikämpfen. Trotzdem blieb Reysol dabei, ein offenes Spiel für die Zuschauer liefern zu wollen, und setzte nicht auf eine Abwehrschlacht.

Die Jungs um Neymar zeigten im ersten Durchgang, dass sie im Angriff gefährlich sein können. Ihre Abwehrarbeit und das zeitweilig geringe Tempo dürfte sie gegen bessere Teams aber vor Probleme stellen. In der zweiten Halbzeit wurde Santos nur zu Beginn und mit einem Lattentreffer gegen Ende des Spiels gefährlich.

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