VfB Stuttgart – FC Augsburg 2:1

Das Tabellenschlusslicht aus Augsburg zeigte in der ersten Halbzeit eine defensiv überzeugende Leistung, letzten Endes setzte sich jedoch die individuelle Klasse des VfB gegen den taktisch besser eingestellten FCA durch.

Labbadia begeht vermeidbare Fehler

VfB-Coach Bruno Labbadia formierte seine Spieler in einem klassischen 4-4-2-System. Dabei bot er mit Kvist und Hajnal ein spielerisch und strategisch starkes Duo in der Mittelfeldzentrale auf und mit Cacau zudem einen beweglichen Stürmer. Zusammen mit den Außenspielern Harnik, Traore und Molinaro konnte er somit viele spielstarke und bewegliche Offensivkräfte aufbieten. Neuerdings gibt es bekanntlich in der Bundesliga mit Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach zwei Teams, die mit einem 4-4-2 sehr erfolgreich sind, sodass die besonders im Anschluss an die WM 2010 laut gewordenen Vermutungen, dass das 4-4-2 in der jetzigen Form ausgestorben sei, zunehmend verstummten.

Jedoch muss man ganz klar unterscheiden zwischen einem auf Konterfußball ausgerichteten 4-4-2, wie es die Hannoveraner vor allem in der vergangenen Saison spielten, und einem dominanten 4-4-2, wie es die Stuttgarter (gezwungenermaßen) gegen die schon traditionell eher auf die Defensivarbeit beschränkten Augsburger spielten. Hierbei treten nämlich die großen Probleme des 4-4-2 gegen Systeme mit fünf Mittelfeldspielern auf, selbst wenn diese wie heute die Augsburger ebenfalls im 4-4-2 verteidigen. Entscheidend war, dass sich der ballferne Stürmer immer ins Mittelfeld fallen ließ, um dort eine Überzahl zu schaffen, aber gleichzeitig noch nah genug am zweiten Innenverteidiger war, um diesen wenn nötig unter Druck setzen zu können.

So entstand für den VfB das Problem, dass Pässe auf die beiden spielstarken DM  beinahe unmöglich waren, weil die Augsburger schon in der gegnerischen Hälfte die Passwege zustellten und einen Pass auf einen der Außenverteidiger provozierten. Bekam dieser den Ball, machte der ballnahe Stürmer den Rückweg zum Innenverteidiger zu, die beiden defensiven Mittelfeldspieler des FCA schoben weit vor und stellten die die Mittelfeldzentrale des VfB zu, und die beiden Außenspieler machten den Passweg die Linie entlang unmöglich und setzten gleichzeitig den Ballbesitzer unter Druck.

So musste der Außenverteidiger häufig einen Risikopass nach vorne spielen, der nicht selten zum Ballverlust und einem angeschlossenen Konter der Augsburger führte. Diese doch recht simple Taktik ging erstaunlich gut auf, weil die Gastgeber anscheinend keinerlei Alternative zum Spielaufbau über Kvist und Hajnal parat hatten und die Stürmer bzw. offensiven Außenspieler nur in Ausnahmefällen aus der Innenverteidigung heraus anspielbar waren. Aus diesem Grund bot sich dem Zuschauer über weite Strecken der ersten Halbzeit ein chancenarmes Spiel, da die Stuttgarter kaum aus der eigenen Hälfte herauskamen und wenn doch zu statisch waren um den Augsburgern gefährlich zu werden und die Gäste wiederum ihre Konter sehr schnell zu Ende spielten und somit viele potenzielle Torchancen durch risikoreiche oder aussichtslose Pässe zunichte machten.

Individuelle Klasse siegt über Kollektiv

In der 41. Spielminute gingen die Hausherren durch Harnik völlig überraschend in Führung und stellten damit den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf. Praktisch direkt nach Wiederanpfiff sorgte Werner für den hoch verdienten Ausgleich, ehe Harnik in der 51. Minute für die erneute Führung der Hausherren sorgte. Damit beendete Harnik die Augsburger Dominanz, stattdessen war nun der VfB spielbestimmend. Durch einen schnelleren und direkteren Spielaufbau konnte man den FCA in die eigene Hälfte drücken und außerdem Kvist und Hajnal mehr ins Aufbauspiel einbinden.

Diese beiden stellten nun ihre Klasse im Spiel mit Ball unter Beweis, nahmen das Aufbauspiel mehr und mehr in die Hand und strukturierten das zuvor lahme Angriffsspiel der Stuttgarter. Auch die vier Offensivleute schienen in der Halbzeitpause die Anweisung zu mehr Bewegung ohne Ball bekommen zu haben, und auch die Außenverteidiger schalteten sich vermehrt ins Angriffsspiel ein. So kam man mit schnellen, druckvollen Angriffen häufiger durch den Augsburger Defensivverbund und konnte sich einige Chancen erspielen, ohne jedoch für die Entscheidung sorgen zu können.

Die Gäste dagegen sahen sich zunehmend in die Ecke gedrängt und hatten außerdem ihre Probleme mit der nun größeren Distanz zum gegnerischen Tor, die ihre wenigen Angriffsbemühungen scheitern ließ. Dabei half auch nicht, dass einige Spieler mehrmals Steilpässe spielten, deren Erfolgsaussichten nahe bei 0% lagen und der Mannschaft somit mehr schadeten als nutzten.

Fazit

Labbadia beging im Vorfeld der Partie einige Fehler und versäumte es augenscheinlich, seiner Mannschaft genügend Optionen für den Spielaufbau gegen eine Mannschaft mit Überzahl im zentralen Mittelfeld aufzuzeigen. Doch auch die Spieler trugen eine gehörige Mitschuld. Die Außenspieler hätten einrücken müssen um vertikal aus der Innverteidigung anspielbar zu sein, und die Stürmer hätten noch viel häufiger entgegenkommen oder den Flügelspielern helfen müssen. In der Halbzeit sprach Labbadia diese Missstände anscheinend an und zeigte Alternativen bzw. Verbesserungspotenzial auf, wodurch die Gastgeber in der zweiten Halbzeit besser aufbauen konnten und so schlussendlich das Spiel gewinnen konnten.

Augsburg zeigte erneut, dass man defensiv durchaus Bundesligareife besitzt. Das Spiel gegen den Ball war in der ersten Hälfte tadellos, das Angriffsspiel jedoch gewohnt ungefährlich. Zwar spielte man sich einige (Halb-)Chancen heraus, doch insgesamt blieb man offensiv zu blass, um gegen einen schlagbaren VfB etwas Zählbares mitnehmen zu können. In den kommenden Wochen gilt es nun das Offensivspiel im Training zu verbessern und gleichzeitig an den Wochenenden Punkte zu holen, um dann im Winter noch eine realistische Chance auf den Nichtabstieg zu haben und gerade in der Offensive personell nachlegen zu können.

Kapser_RWE 21. November 2011 um 11:38

Ich fand Davis hat seine Aufagbe in HZ 1 sehr gut erledigt, in dem er Kvist sofort bei Ballannahme attackiert hatte – diese spielte dann meist eine risikolosen Rückpass auf die IV. Anosnten bestand das Spiel aus Stuttgarter Sicht in HZ1 meistens mit langen Bällen aus der IV auf Harnik (micht hatte verwundert, dass hier nicht eher Progreniyak gesucht wurde). Wie ihr so schön beschrieben habt, haben 2 Einzelaktionen das Spiel entschieden – obwohl das 2-1 natürlich so nie in einem Bundesligaspiel fallen darf.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*