FC Sevilla – Hannover 96 1:1

Hannover 96 erringt in einer umkämpften Partie beim FC Sevilla ein Unentschieden und erreicht damit die Gruppenphase der Europa League. In einem Spiel, in dem der Schiedsrichter viele Verwarnungen aussprach, ging Hannover durch Abdellaoue in Führung, ehe ein Eigentor für den Endstand sorgte.

Formationen

Mirko Slomka veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Hinspielsieg auf keiner Position, auch wenn die Aufgabe im Hexenkessel mit dem Namen Ramón Sánchez Pizjuan diesmal vor allem nicht verlieren war.

Slomkas Gegenüber Marcelino nahm Fazio aus dem Team, für ihn startete der Chilene Gary Medel. Außerdem stand Perotti von Beginn an auf dem Feld, im Hinspiel war er eingewechselt worden.

Dieser Perotti war, wie im Hinspiel, ein wichtiger Spieler in Sevillas Bemühungen den 1:2-Rückstand aufzuholen. Sevilla konzentrierte sich wie immer auf Frédéric Kanouté als zentrale Anspielstation in der Offensive. Egal ob in der Luft oder am Boden, Kanouté ist immer in der Lage, ein Anspiel zu verarbeiten. In der Regel kommt er dem Mittelfeld etwas entgegen um Bälle aus der Defensive gleich wieder abzuspielen. Zu stoppen ist er dabei oft nur durch Fouls. Ein weiterer Effekt seiner Spielweise ist, dass er oft einen Innenverteidiger aus der Abwehrreihe zieht, durch die Bindung von Gegenspielern schafft er Räume für seinen Sturmpartner. Kanouté ist also doppelt an Spielzügen beteiligt: er zieht den Gegner auf sich und er setzt seine Mitspieler in Szene.

Das Spiel

Nach einer Viertelstunde rollte ein Angriff der Spanier über links, Navarro flankte auf Negredo, der Ball wurde aber von Haggui verlängert und Kanouté köpfte Negredo in den Lauf. Der schießt gegen den Pfosten und Sevilla bekommt noch zwei Nachschusschancen durch Navas und Trochowski.

Die Gäste wollten oft mit langen Bällen auf Abdellaoue zu Konterchancen kommen, doch mangelte es bei den Offensivbemühungen in der Anfangsphase an Genauigkeit. Sevilla bestimmte das Spiel. Dazu scheuten beide Mannschaften keinen Zweikampf und Schiedsrichter Gumienny unterbrach oft das Spiel. Für die Zuschauer war es ein interessantes Spiel, wenn auch nicht unbedingt auf taktischer Ebene.

Abdellaoue brachte 96 nach einem schnellen Gegenzug über die linke Seite in Führung (23.). Pinto war eigentlich im eigenen Strafraum gefoult worden, diesmal pfiff der Schiedsrichter nicht und Rausch nutzte die Gelegenheit für ein Tempodribbling an der linken Außenlinie. Die Flanke an den kurzen Pfosten versenkte Hannovers Stürmer direkt hinter Palop.

Hannovers Pressing funktionierte jetzt besser, aber Sevilla ist natürlich immer gefährlich im eigenen Stadion. Trotz der harten Zweikampfführung musste Zieler einen Fernschuss von Negredo übers Tor lenken. Ein paar Minuten später rettete Zieler wieder, diesmal gegen Kanouté.

Zeitweise wurde Hannover hinten reingedrängt. Die hohen langen Pässe in den Sturm hatten kaum Erfolg, wenn Hannover aber flache Pässe spielte kamen sie auch vor Sevillas Tor. Trotz des besseren Pressings nach der Drangphase Sevillas hatten die Hausherren mehr Ballbesitz als Hannover.

Der Ausgleich fiel in der 36. Minute nach einer Flanke von Perotti vom Strafraumeck, die Pogatetz ins eigene Tor lenkte. Trochowski hatte vorher den Linksaußen seines Teams mit einem Diagonalpass vom Mittelkreis angespielt. Für Hannover war dieses Tor, in Anbetracht des Offensivpotentials der Spanier, natürlich ein Rückschlag. Aber Hannover ließ sich nicht einschüchtern, defensiv wurde oft versucht zu doppeln und bei Ballgewinn machten vor allem die Außen Druck nach vorne.

Seitenwechsel

Auch in der zweiten Halbzeit war das Spiel umkämpft. Sevilla spielte wieder über Perotti, Hannover konzentrierte sich auf Konter mit Schlaudraff und Abdellaoue. Perotti war es dann auch, der die erste große Chance des zweiten Durchgangs hatte, als er einen Freistoß fast von der Torauslinie direkt aufs Tor zog. Ron-Robert Zieler zeigte wieder eine gute Leistung und parierte auch diesen Versuch.

Das Spiel verlagerte sich bei Sevilla nun mehr auf die rechte Seite. Eine Hereingabe von Navas auf Negredo sorgte für Gefahr. Escudé hatte per Kopf die Chance zur Führung und Negredo lief wieder mal auf Zieler zu, während Hannover passiver wurde und kaum Entlastungsangriffe fahren konnte.

Durch die Härte wurde es zeitweise nervös bis hitzig. Der Schiedsrichter verteilte viele gelbe Karten. Bei 12 Fouls von Sevilla und 18 von Hannover gab es insgesamt 11 gelbe Karten, ein überdurchschnittlicher Wert. Trotzdem beruhigte sich das Spiel dadurch nicht.

Erst in der 61. Minute schoss Stindl aufs Tor von Palop. Der Konter war wieder über Rausch gelaufen, auch Hannover hatte eine Schokoladenseite. Bei Sevilla hatte die vom linken auf den rechten Flügel nach der Pause gewechselt. Negredo ging nach einer guten Stunde vom Feld und wurde durch den schnellen Manu Del Moral ersetzt. Mit einem schnellen Stürmer kann man eine Abwehrreihe weiter zurück drängen, was das Spiel näher ans Tor verlagert und mehr Platz vor der Abwehr erzeugt (zum Beispiel für Kanouté). Dazu wird Pressing schwieriger mit einer tiefen Abwehrreihe. Del Moral blieb aber blass und konnte keine Akzente setzen.

Den Hannoveranern in der 74. Minute keinen Foulelfmeter zuzusprechen, passte gar nicht zur Linie des Unparteiischen. Palop hatte Schlaudraff von den Beinen geholt, Gumienny hatte es wohl nicht gesehen.

Das Spiel blieb hart und beide Teams hatten Chancen, ein Tor zu erzielen. Sevilla spielte etwa doppelt so viele Flanken wie Hannover und die Niedersachsen schossen nur zweimal aufs Tor (von 6 Schüssen insgesamt) verglichen mit 5 Torschüssen (von 15 Versuchen) von Sevilla. Eine Minute vor Schluss flog noch Medel vom Feld. Er war zwar schon vorbelastet, sah aber glatt Rot wegen groben Foulspiels, nachdem er Pinto auf die Hand getreten war.

Fazit

Hannovers Europa League Abenteuer geht mit der Gruppenphase erst richtig los, mit dem FC Sevilla haben sie aber schon einen harten Brocken ausgeschaltet. Das Rückspiel war geprägt vom Einsatz beider Mannschaften, die sich in diesem Bereich nichts schenkten. Taktisch war das Spiel kein Leckerbissen, beide Teams spielten ihre bekannten Systeme, nur Hannover fehlte es im Angriff oft an Präzision. Trotzdem konnten die Gäste in Führung gehen und besorgten den Ausgleich dann auch noch selbst. Sevilla scheiterte mehrfach an Ron-Robert Zieler, der mit seiner Leistung großen Anteil am Überwinden dieses Gegners hatte.

Willi 26. August 2011 um 10:19

Ich denke, das war wechseltaktsich bedingt. Sevilla hatte recht früh alle drei möglichen Wechsel genutzt. Bei einem nicht ganz unwahrscheinlichen 2:1 für Sevilla hätte Slomka in der Verlängerung drei frische Leute bringen können. Außerdem hatte er – wie dann am Schluss beim Ya-Konan-Wechsel – bei einem 1:1 die Gelegenheit, mit einem Wechsel Zeit von der Uhr zu nehmen.

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HW 26. August 2011 um 10:41

Bei der Hitze und den vielen Gelben Karten hätte 96 aber auch mit 10 Mann in eine mögliche Verlängerung gehen können…. hypothetisch natürlich.

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dennis 26. August 2011 um 11:18

Hannover hat gestern schon wirklich stark gespielt, muss ich schon auch zugeben…Finds auch gut, dass slomka sich die Wechselmöglichkeiten aufgespart hat!

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HW 26. August 2011 um 11:25

@dennis
vielleicht hätte ich anstatt „können“ „müssen“ schreiben sollen.
Es war eher eine Kritik bezüglich des Risikos bei dem Schiedsrichter noch einen unnötigen Paltzverweis zu bekommen.
Und dazu die Hitze. Das wäre kein Spass gegen Sevilla geworden.
Ist nicht so gekommen, daher auch egal.

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Axtschwinger 26. August 2011 um 09:45

War jemandem klar, warum Slomka praktisch gar nicht ausgewechselt hat?
Ich finde, ein frischer Mann auf außen hätte gerade auf rechts für Sicherheit UND
mehr Vorwärtsdrang sorgen können, zumal Stindl, den ich immer noch für eine Schwachstelle halte, sehr gelb-rot-gefährdet war.
Auch Ya Konan hätte vielleicht früher kommen können, aber wahrscheinlich fürchtete Slomka bei ihm seine Ballverluste im Spielaufbau.

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firedo 26. August 2011 um 08:35

Hi sehr schöne Analyse.
Ich liebe eure Seite.
Aber mir würde das Lesen erleichtert werden, wenn ihr die einzelnen Abschnitte mit mehr Zwischenüberschriften strukturieren würdet. Zum Beispiel: Aufstellung, erste Halbzeit, Ballbesitz etc.
Nicht nur ein einziger großer Textklotz und unten dann das Fazit.

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