Hannover 96 – FC Sevilla 2:1

Hannovers 96 zeigt ein solides Comeback im internationalen Wettbewerb und besiegt in Play-off Hinspiel der Europa Legaue den FC Sevilla mit 2:1. Die frühe Führung durch Schlaudraff passte ins Konzept von Slomkas Elf, doch Sevilla gelang das wichtige Auswärtstor und kontrollierte die zweite Halbzeit.

Taktische Ausrichtung beider Mannschaften

Formationen

Beide Mannschaften spielten in 4-4-2 Systemen. Bei den Spaniern lenkte Piotr Trochowski das Mittelfeldspiel und setzte die Stürmer Kanouté und Negredo in Szene. Dazu sollten Navas und Armenteros auf den Außenbahnen für Gefahr sorgen. Fazio übernahm als defensivster Mittelfeldspieler keine Pflichten, die ihm Kreativität abnötigen sollten.

Bei 96 lenkte Pinto das Spiel aus dem Mittelfeld und Schmiedebach stieß als Verbindung mit den Angreifern nach vorne. Schlaudraff hatte viele Freiheiten im Sturm, während Abdellaoue vor allem durch seine Schnelligkeit für Gefahr sorgen sollte. Die Abwehr bildeten Kapitän Cherundolo, Haggui, Pogatetz und Schulz.

Hannover begann druckvoll, wie man es erwarten konnte. Frühe Ballgewinne, schnelles Umschalten und direktes Spiel nach vorne erzeugten ein hohes Tempo in der Anfangsphase. Und schon nach sechs Minuten ging Hannover durch einen Konter in Führung. Abdellaoue und Schlaudraff überrumpelten die spanische Abwehr und Schlaudraff traf zum 1:0.

Die Spanier fanden nur langsam ins Spiel. Erst in der eigenen Spielhälfte wurden die Hannoveraner angegriffen um dann über Trochowski und Navas die Spitzen ins Spiel zu bringen.

Hannovers Außen, Rausch und Stindl, zogen zusammen mit den Angreifern ein Pressingspiel auf und verhinderten, dass Sevilla seinen Rhythmus finden konnte. Die Angriffe von Hannover liefen bevorzugt über die linke Seite.

Etwa ab der zwanzigsten Minute kamen die Gäste besser ins Spiel und nach einer halben Stunde schoss Negredo an den Pfosten. Sevillas Abwehr stand höher, Hannover geriet damit früher unter Druck und konnte die langen Bälle nicht mehr so präzise spielen.

Im spanischen Angriff stand Kanouté immer für Anspiele bereit. Der Veteran ist seit Jahren ein fester Bestandteil der Mannschaft und hält seinem Sturmpartner den Rücken frei. Sevillas Spiel bestand zu der Zeit aus vertikalen Pässen auf die Offensivspieler, die den Ball oft kurz zurück spielen um direkt den tödlichen Pass in die Spitze vorzubereiten.

Hannover griff jetzt über Außen an, Schmiedebach bereitet von Rechts eine Großchance für Abdellaoue vor. Und bei der anschließenden Ecke kam Rausch zu einem Distanzschuss. Nach einem Ballverlust direkt vor dem Strafraum kombinierten sich Coke, Negredo und Kanouté durch die Abwehr und Kanouté erzielt den Ausgleich.

Als die Gäste vor der Pause ihre dominanteste Phase mit Navas auf rechts hatten, konterte Hannover über diese Seite mit Schlaudraff, der nach einem Doppelpass mit Schmiedebach das 2:1 erzielte.

Der schwache Armenteros wurde nach der Pause gegen Perotti getauscht, welcher den linken Flügel beleben sollte. Rausch und Stindl wechselten bei Hannover in der Anfangsphase die Seiten. Beide Mannschaften trafen sich nun auf Augenhöhe, wenn der Spielaufbau über außen keinen Erfolg versprach, dann versuchte es 96 mit einem langen Ball für Abdellaoue. Sevilla dagegen versuchte nun mit zwei starken Flügeln beide Außen ins Spiel zu bringen. Navas bereitete einen Kopfball von Kanouté vor und links machten Navarro und Perotti mehr Druck als in der ersten Hälfte.

Sevillas zunehmende Dominanz wurde zum Problem für Hannover, die seltener zu schnellen Gegenstößen ansetzen konnten. Die Gastgeber mussten dem Tempo der ersten Hälfte etwas Tribut zollen. Der Gegner dagegen gewann viele Zweikämpfe und spielte seine internationale Erfahrung aus. Trotz des Rückstandes verlor Sevilla nicht den Kopf und versuchte nicht den Ausgleich übers Knie zu brechen. Sie kontrollierten das Spiel und gingen nach vorne, aber nie unkontrolliert. Hannovers Außenverteidiger konnten sich zum Beispiel kaum an Angriffen beteiligen, weil ihre Gegenspieler so gefährlich waren. Trochowski zeigte bei seinem neuen Verein eine gute Leistung im zentralen Mittelfeld. Immer wieder verlagerte er das Spiel oder setzte die Außenspieler ein.

Nach der Einwechslung von Ya Konan für Schlaudraff versuchte Hannover, das Kombinationsspiel wieder anzukurbeln. Man wurde wieder aktiver und es entwickelte sich wieder eine etwas offener geführte Partie. Tore konnte aber keine Mannschaft mehr erzielen.

Fazit

Hannover 96 kann mit dem ersten Auftritt im internationalen Wettbewerb seit 19 Jahren prinzipiell zufrieden sein. Der FC Sevilla ist ein schwerer Gegner und wurde besonders in der Anfangsphase vor große Probleme gestellt. Doch die Spanier konnten sich in ihrem ersten Pflichtspiel der Saison anpassen und in der zweiten Hälfte das Spiel dominieren. Hannover rettete die 2:1 Führung über die Zeit und hat es im Rückspiel selber in der Hand das Weiterkommen zu sichern. Durch das Auswärtstor bleibt Sevilla aber in Schlagdistanz.

Derrick 19. August 2011 um 19:36

Gute Analyse. Erwähnen würde ich noch folgendes: Haggui und Pogatetz konnten den sonst gefährlichen Negredo durch gutes Stellungsspiel und ihr starkes Kopfballspiel gut kontrollieren. Stindl ist ein unauffälliger, aber wichtiger Baustein im Spiel der 96er, zusammen mit Rausch und im Verbund mit Schmiedebach und Pinto hält er Schlaudraff den Rücken frei.
Außerdem würde mich interessieren, welches Gegenmittel es für das Überfallartige Konterspiel der Hannoveraner gibt.

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HW 19. August 2011 um 20:05

Negredo hatten sie ganz gut im Griff. Ich denke das wird im Rückspiel aber schwieriger. Ich halte Sevilla immer für einen unangenehmen Gegner, die kennen sich im Europapokal aus und können einen ganz clever abkochen. Daher ist für die ein 1:2 kein schlechtes Ergebnis. Ich denke Hannover braucht mind. ein Tor.

Wie man Hannovers Spiel stoppen kann? Auch das hat Sevilla irgendwann ganz gut hin gekommen (hoher stehen, mehr Druck machen).
Zum einen muss man die schnellen Pässe (langen Bälle) aus der Defensive, direkt nach dem Ballverlust (also H96-Ballgewinn) verhindern. Wenn diesen Pässen die Präzision fehlt oder wenn der Ball erst quer gespielt werden muss, dann kann man nicht überrannt werden. (Man kann auch Foulen um Zeit zu gewinnen und sich defensiv zu formieren.)

Das andere Problem kann das Pressing sein. Um dem zu entgehen muss man einfach unter Druck einen guten Passspielen können, besonders die Verteidiger. Und natürlich muss man auch Bälle unter Druck annehmen können.
Wenn man damit Probleme hat, dann darf man nicht in eine Pressing-Falle laufen. Also vorausschauend spielen und das Spiel verlagern.
Sowas ist auch immer davon abhängig wie ich mein Spiel aufbauen will. Will ich mit langen Bällen arbeiten oder lieber mit kurzen Pässen nach vorne kombinieren. Der ballführende Spieler brauch immer genug Anspielstationen im Spielaufbau.

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LJ 19. August 2011 um 23:42

Wenn ich Deine Antwort richtig deute, dann ist die einzige Möglichkeit der Verteidigung gegen dieses Konterspiel, es gar nicht erst entstehen zu lassen? – Das würde bedeuten, dass es, wenn es erst mal läuft, kaum noch zu verteidigen ist?
Die Sache mit dem höher stehen ist mE ein zweischneidiges Schwert, wenn hinter der Abwehrkette kein echter Torspieler steht.

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HW 20. August 2011 um 11:07

@LJ

Es geht um eine gute Organisation und gegenseitige Absicherung auch bei eigenem Ballbesitz. Oft läuft man ja in Konter regelrecht hinein.
Man darf also nicht unüberlegt mit allen Leuten nach vorne rennen wenn der Gegner gut kontert.
Bei einem Konter muss man sich natürlich auf die Fähigkeiten der Spieler im Zweikampf verlassen können. Der Gegner muss Richtung Außenlinie oder Toraus gelenkt werden und er darf keine Mitspieler bedienen.

Ob man hoch steht oder tief ist eher eine frage wie man selber spielen will. Will man selber pressen, dann ist es gefährlich mit der Abwehr tief zu stehen weil im Mittelfeld zu viel Raum frei wird.
Will man hoch stehen obwohl der Gegner schnelle Stürmer hat, dann braucht man selber schnelle Verteidiger, eine gute Abseitsfalle und einen mitspielenden Torwart (wichtig!).

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