Gaz Metan Medias – FSV Mainz 05 5:4 n.E.

In der 3. Qualifikationsrunde zur Europa League unterlag der FSV Mainz 05 den rumänischen Gastgebern von Gaz Metan Medias nach Elfmeterschießen mit 5:4. Nach Ende der regulären Spielzeit hatte es wie im Hinspiel in Mainz 1:1 gestanden, die Verlängerung brachte keine Tore, sodass die  Entscheidung vom Punkt fallen musste.

Tuchel kehrt zum Erfolgssystem zurück

Im Vergleich zum Hinspiel schickte Mainz-Trainer Tuchel seine Spieler im altbekannten 4-3-1-2-System auf das Spielfeld, in dem schon in der erfolgreichen letzten Saison gespielt wurde. Tuchel versprach sich davon mehr Druck in der vordersten Reihe gegen die anfällige Abwehrreihe der Rumänen. Dafür nahm er auch billigend die fehlende Breite des Systems in Kauf, obwohl er mit dem etatmäßigen Rechtsverteidiger Pospech auf links und Innenverteidiger Bungert auf rechts alles andere als eine optimale Flügelbesetzung aufstellte.

Der Gastgeber änderte ebenfalls im Vergleich zum Hinspiel die Taktik und passte seine Formation stark dem Gegner an. Die Viererkette agierte extrem eng, um möglichst zwei Verteidiger für jeden Stürmer zur Verfügung zu haben. Auch das Mittelfeld wurde den Gästen angepasst, so ließen sich die Flügelspieler Hoban und Buzean immer wieder in die Abwehrkette fallen, wenn die Mainzer Außenverteidiger vorrückten. In der Mitte wechselte Breeveld immer wieder zwischen offensivem und defensivem Mittelfeld und der eigentliche Mittelstürmer Roman kam eher aus der Tiefe, stieß jedoch immer wieder gefährlich in die mit Bawab besetzte Spitze vor.

Mainz mit Problemen

Zu Beginn der Partie hatte Mainz Probleme, aus der Abwehr heraus nach vorne zu kombinieren. Vor allem Baumgartlinger in der zentralen Position vor der Abwehr kam nur schwer ins Spiel und leistete sich wie ein Großteil der Mannschaft zu viele Fehler im Aufbauspiel. Innenverteidiger Svensson wurde sofort nach Anspiel von Roman unter Druck gesetzt, sodass er Schwierigkeiten hatte die ansonsten guten Vertikalpässe zu spielen.

Die Gäste wirkten insgesamt verunsichert, kamen jedoch auch nicht mit den gut aufgestellten Rumänen zurecht. Diese machten das Spielfeld extrem eng, ließen die Seiten bis auf die beiden Flügelspieler unbemannt und reagierten damit klug auf das sehr zentral angelegte Mainzer System.

FSV kontrolliert zunehmend das Spielgeschehen

Nach etwa 20 Minuten fand der Bundesligist dann besser in die Partie, vor allem der zuvor unsichere Baumgartlinger zeigte nun seine Qualitäten im Aufbauspiel, verteilte die Bälle gut und strukturierte damit das Mainzer Angriffsspiel. Doch immer noch fehlte es der Mannschaft von Thomas Tuchel an Torgefährlichkeit, man schaffte es kaum einmal ins Angriffsdrittel vorzudringen und wenn dann nur mit langen Bällen auf die Stürmer. Generell schienen die langen Bälle Bestandteil von Tuchels Strategie zu sein. Immer wieder wurde aus dem Halbfeld versucht, die Stürmer im Rücken der unsicher agierenden Abwehr einzusetzen. Mit den Eindrücken aus dem Hinspiel erschien es sinnvoll, mehr direkten Druck auf die insgesamt zu hüftsteifen Verteidiger der Rumänen zu machen.

Auf diese Weise fiel auch das 1:0 für die Gäste, als Svensson endlich einmal Platz hatte und einen präzisen Flugball auf Risse spielte, den dieser gekonnt annahm und sicher im Tor unterbrachte. In der Folge wirkte Mainz klar überlegen, agierte souverän und ließ den Gegner laufen. Diese hatten nun Probleme das Mainzer Kombinationsspiel zu verhindern, durch die verstärkte Bewegung im Mittelfeld kamen die 05er besser aus der Abwehr ins Mittelfeld und nun auch zu weiteren Torchancen. Die dickste vergab Ujah nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer.

Doch der Bundesligist versäumte es vor der Pause konsequent auf das zweite Tor zu spielen, zudem war man immer noch zu unkonzentriert bei den Abspielen was zu einigen gefährlichen Ballverlusten im Mittelfeld führte, die Medias jedoch leichtfertig verschenkte.

Durch Pustais Umstellungen kommt Bewegung ins Spiel

Zur Halbzeit brachte Trainer Pustai zwei frische Leute und wies seine Mannschaft an, nun früher zu attackieren und mit mehr Spielern anzugreifen. In der Offensive agierte Gaz Metan nun mit drei Spitzen, was die Mainzer Viererkette enorm unter Druck setzte, zudem waren die beiden neuen Litu und Petre auch spielerisch eine Bereicherung und brachten Bewegung ins Offensivspiel der Gastgeber.

Nicht ganz unverdient wurde die Druckphase nach der Pause mit dem Ausgleich nach einem Eckball entlohnt. Fortan beschränkten sich die Rumänen wieder ausschließlich auf das Verteidigen, während Tuchel nun auch umstellte. Schon vor dem Ausgleich hatte er Allagui für den enttäuschenden Ujah gebracht, nun wechselte er Caligiuri für Ivanschitz ein und stellte auf ein 4-3-3-System um. Dabei fungierte Soto als Linksaußen, Allagui als Mittelstürmer und Risse kam über rechts.

Durch die Umstellung konnte Mainz die Defensive der Gastgeber in die Breite ziehen, wodurch diese an Kompaktheit verloren. Medias-Trainer Pustai reagierte darauf, indem er auf ein 4-4-2 mit zwei engen Viererketten umstellte. Die beiden Mannschaften schielten schon früh auf die Verlängerung, obwohl Mainz mit etwas mehr Konsequenz im Angriffsdrittel für die Entscheidung hätte sorgen können. Zudem wurden die wenigen Chancen auf beiden Seiten vergeben, sodass die Verlängerung unumgänglich war.

Mainz überlegen, aber ohne Einfälle – Medias siegt vom Punkt

Zur Verlängerung wechselte Tuchel den Stürmer Sliskovic für Pospech ein, ließ seine Mannschaft jedoch weiter im 4-3-3 agieren, indem Caligiuri nach links hinten ging und Soto zurück ins Mittelfeld. Der Eingewechselte hatte dann in der zweiten Hälfte der Verlängerung die größte Chance zur Entscheidung, schaffte es aber nicht die Hereingabe von Baumgartliner aus fünf Metern im Tor unterzubringen.

Und so musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nachdem die ersten drei Schützen jeder Mannschaft sicher verwandelt hatten – für Mainz traten Polanski, Sliskovic und Risse an – hielten nacheinander Plesca und Wetklo ihre Strafstöße, sodass es vor der fünften Runde 4:4 zwischen den Teams stand. Der zuvor angeschlagene Soto scheiterte jedoch mit einem eigentlich gut geschossenen Strafstoß an Plesca, sodass Bawabs Treffer zum 5:4 das Ausscheiden der Mainzer besiegelte und die Sensation für die Rumänen perfekt machte.

Fazit

Der FSV versäumte es gegen einen qualitativ wesentlich schlechteren Gegner nach dem Führungstor das zweite Tor zu erzielen. Medias-Trainer Pustai reagierte auf die Mainzer Überlegenheit und wechselte zweifach in der Halbzeit. Diese Wechsel sorgten für Belebung im Offensivspiel der Rumänen, sodass diese zum durchaus verdienten Ausgleich kamen. In der Folge war Mainz klar feldüberlegen, schaffte es jedoch auch im neuen System nicht den rumänischen Defensivblock zu knacken und musste sich schließlich im Elfmeterschießen dem Außenseiter geschlagen geben.

Insgesamt war die Leistung der 05er solide in der Defensive, über weite Teile des Spiels hatte man den Gegner im Griff. Nach vorne fehlte jedoch jegliche Kreativität, außer langen Bällen fiel den Gästen kein Mittel ein, um gegen die unsichere Abwehrkette der Gastgeber vorzugehen. Wie schon in der gesamten Vorbereitung hinterließ Thomas Tuchels Mannschaft keinen guten Eindruck. Am Sonntag werden sich die 05er zweifellos mächtig steigern müssen, will man gegen Champions-League-Teilnehmer Leverkusen bestehen.

blabla 5. August 2011 um 01:49

Danke für die fachkundige Analyse.

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