Ein asymmetrisches 4-3-3 für den HSV

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Eine interessante Option für den HSV wäre eine asymmetrische Umsetzung eines 4-3-3. Hierbei sollen vorrangig die offensiven Vorteile dieser Formation in Relation zum Spielermaterial mit den simplen defensiven Umsetzungsvorteilen eines 4-4-2 kombiniert werden. Eine etwas ausgefallene positionelle Zusammensetzung und ein kleines bisschen Asymmetrie ermöglichen diese Mischung.

Hamburgs 4-3-3 in der Grundformation

Hamburgs 4-3-3 in der Grundformation

Aufbauspiel mit tiefer Torwartkette

Für viele gilt René Adler als moderner Torwart. Obwohl er gelegentlich Probleme im Herauskommen hat, insbesondere bei größeren Räumen, ist er mit dem Fuß ziemlich sauber und kann sich am Aufbauspiel beteiligen. Dieser Aspekt sollte verstärkt genutzt werden, aus Stabilitätsgründen allerdings nicht so extrem, wie es zum Beispiel die Bayern mit Manuel Neuer praktizieren.

Das primäre Ziel dieser veränderten Ausrichtung wäre Adler im Aufbauspiel stärker einzubinden, um dem gegnerischen Pressing weniger Angriffsfläche in höheren Zonen zu geben. Dazu würden die beiden Innenverteidiger sich weiter zurückfallen lassen, eher breit agieren und zwecks Stabilität stark von den zentralen Mittelfeldspielern unterstützt werden. Adler würde in diesem Fall allerdings den Strafraum nicht verlassen, sondern „nur“ die Aufgabe haben sich innerhalb des Strafraums flexibel anzubieten.

Wichtig wären hierbei die passenden Bewegungen der beiden Innenverteidiger, viel Präsenz in den Halbräumen und der Mitte, um sichere Anspielstationen für Adler zu geben. Dazu kommt natürlich eine passende Staffelung bei nicht immer vermeidbaren langen Bällen. Dies soll mit der Aufgabenverteilung der Viererkette gegeben werden.

Aufgaben der Abwehrkette im Aufbau

In der Viererkette soll es eine kleine Asymmetrie geben, welche sich ballorientiert verschiebt, um einerseits die Fähigkeiten der Spieler auf den Flügeln stärker zum Tragen zu bringen und andererseits eine passende Staffelung in gegnerischen Umschaltsituationen zu bieten. So sollen die ballnahen Räume immer gut abgesichert sein, gleichzeitig wird jedoch darauf geachtet, dass die jeweiligen Spieler auf dieser Seite möglichst passende Aufgaben im Offensivspiel haben.

Als Rechtsverteidiger wurde für dieses System wegen der Synergien mit dem freien Rechtsaußen Van der Vaart der Venezolaner Rincon auserkoren.

Im Aufbauspiel soll er in der ersten Phase Breite geben, aber im Laufe der Ballzirkulation in Richtung Halbraum gehen. Ziel soll es sein direkte Passmöglichkeiten auf den rechten Flügel bei mannorientierter gegnerischer Deckung zu ermöglichen (van der Vaart und der rechte Achter Arslan würden hier diesen Raum dann überladen können) oder Überzahl in der Mitte erzeugen.

Mit Djourou als rechtem Innenverteidiger gäbe es hier einen guten raumgreifenden Passgeber, der nach Fehlpässen aber auch dynamisch den großen Raum abdecken kann. Gleichzeitig sollen natürlich die ballferneren Akteure der Viererkette bei Pässen Djourous früh einrücken und Stabilität geben. Praktisch wären hierbei Fehlpässe sogar relativ ungefährlich: Durch van der Vaart, Arslan, Rincon ist die rechte Seite gut abgesichert, der spielintelligente Badelj sichert ab, dahinter gibt es mit Djourous Fähigkeitenprofil als individuellem Faktor und dem dynamischen Einrücken der ballfernen Akteure eine kollektive und unterstützende Dynamik.

Marcell Jansen als Mischung aus defensivem Halb- und offensivem Flügelverteidiger

Seine Vorstöße sollen nur noch situativ vorkommen, weil er teilweise zu raumgreifend in diesen ist, allerdings nicht die nötige Kreativität und Fähigkeiten in engen Räumen in hohen Zonen mitbringt, um Ballverluste zu vermeiden – nach diesen ist er oftmals nicht schnell genug hinten, wodurch weite Räume entstehen.

Jansen als verkappter Halbverteidiger im Aufbauspiel bietet die Möglichkeit Adler und Sobiech (oder Tah) im Aufbauspiel zu unterstützen. Auch hier könnten bei Manndeckung des Gegners direkte Passwege auf den linken Flügel geöffnet werden, wo es mit Calhanoglu und Ola John wiederum zwei starke Akteure für diese Pässe gibt.

Bei nicht mannorientierter Verfolgung bietet sich Jansen tief an, sorgt für Stabilität in der Ballzirkulation und kann diagonale Pässe bei passabler Absicherung (Badelj, Djourou, Sobiech/Tah/Rajkovic und Jansen selbst) nach vorne spielen, wofür er zwar kaum Kreativität, aber durchaus einfache Intelligenz in puncto Struktur und eine ausreichende Passtechnik mitbringt.

Womöglich könnte sogar der in Ungnade gefallene Rajkovic diese Rolle ausfüllen, im Normalfall scheint der für einen Außenverteidiger bekanntlich körperlich starke Jansen inkl. seinen Fähigkeiten für situative Vorstöße bei weiter Öffnung des vor ihm liegenden Flügelraums oder nach Verlagerungen (über Badelj oder eben über Sobiech, Djourou und Adler)  eine taktisch hochwertige Option zu sein.

Auch einfache Flügelangriffe über ihn und Ola John mit absicherndem Badelj und im Halbraum eingerückten Rincon, der sich nach Ballverlust zurückfallen lassen kann, erscheinen von den Synergien her passend angelegt. Ein möglicher Aufbaumechanismus könnte dann ein großer Fokus auf die rechte Seite sein.

Die rechte Seite als potenzieller Köder und als Endabnehmer nach Verlagerungen?

Wie schon erwähnt soll Djourou durch Jansens Zwischenposition leichte Freiheiten auf die rechte Seite erhalten, Adlers  und Rincons veränderte Rollen sowie Sobiech sollen dies unterstützen.

Die hohe absichernde Stabilität auf rechts sorgt inklusiver numerischer Überzahl dafür, dass man hier relativ bedenkenlos den Ball etwas zirkulieren und den Gegner auf diese Seite locken kann. Danach soll der Ball schnell auf die andere Seite verlagert werden.

Jansen kann auf dem linken Flügel oder gar mit einem diagonalen Lauf in den linken Halbraum schieben. Dort sollten Pässe auf Ola John und Calhanoglu sowie den verschiebenden Mittelstürmer möglich sein. Kommen diese an oder öffnen die Offensivspieler passend Räume, dann kann sich Jansen selbst am Angriff beteiligen. Diese vier Akteure (Jansen, John, Calhanoglu, Lasogga) überladen die rechte Seite dann, die defensive Reihe des HSV (Badelj, Sobiech/Tah, Adler, Rincon und Djourou) schiebt absichernd nach links und sichert diese Bewegungen ab.

Offensiv rückt die rechte Seite ebenfalls weit ein. Insbesondere Rechtsaußen Van der Vaart soll dann versuchen nach Angriffsvortrag über links durch die Überladungen in der Mitte freizukommen und im rechten Halbraum oder der Mitte anspielbar zu sein. Seine Abschlussstärke und seine Kreativität in der Endphase von Angriffen sollen fokussiert werden, Arslan dient als Balancegeber oder gar als Raumöffner mit ablenkenden Läufen in die Tiefe.

Theoretisch könnte man hier sogar mit einem taktikpsychologischen Faktor argumentieren: Jansen gilt als überaus offensiv, bei tieferer Position von ihm sind entweder Lücken frei oder der Gegner konzentriert sich intensiv auf das Abdecken der Seite für Einzelläufe, Jansen hat aber nur eine passive Rolle als Unterstützer und Einleiter, wo keine Flanken, sondern Pässe in die Mitte gefragt sind, wobei aber selbst diese über Calhanoglu und John kommen sollen.

Badeljs „halbes Abkippen“…

Badeljs Spielintelligenz, Übersicht, Stärke unter Druck und Passstärke sollen bewusst verstärkt eingebunden werden. Im Aufbauspiel soll er darum nicht banal abkippen und für Unterzahl in der Mitte wie Verschwendung seiner Fähigkeiten im Auflösen von Engsituationen sorgen (bei mehr Präsenz auf den schwach besetzten Flügeln), sondern den umgekehrten Weg mit ähnlicher Bewegung gehen.

Hamburgs 4-3-3 im Aufbau; Überzahl in der Mitte und raumöffnende Mechanismen sollen Badelj oder den rechten Halbraum ins Spiel bringen, auf links gibt es die Möglichkeit für einfache lange Bälle mit passender Staffelung für den Kampf um zweite Bälle

Hamburgs 4-3-3 im Aufbau; Überzahl in der Mitte und raumöffnende Mechanismen sollen Badelj oder den rechten Halbraum ins Spiel bringen, auf links gibt es die Möglichkeit für einfache lange Bälle mit passender Staffelung für den Kampf um zweite Bälle

Bei Spielaufbau Hamburgs über die Flügel und Halbräume dient der pressingresistente und stellungsstarke Badelj als Übergangsoption für Spielverlagerungen und Daueranspielstation für Ablagen in die Mitte. Badelj soll dabei kurz etwas tiefer gehen, um eventuelle Manndeckungen auf ihn für die Mitspieler zu nutzen (einfache Diagonalpässe für die situativen Halbverteidiger im Aufbauspiel auf die mit Arslan und Calhanoglu sowie die situativ einrückenden Flügelstürmer dicht besetzen Halbräume öffnen sich potenziell).

Bei Problemen im Aufbauspiel, also einem möglichen Ballverlust oder vom Gegner sehr verdichteter Mitte kann Badelj dynamisch abkippen, Djourou und Sobiech/Tah/Rajkovic als Absicherung nach Ballverlusten dienen oder eben durch die tiefe Positionierung eine einfache(re) Anspielstation sein. Wird er gepresst, hat er Raum zum Agieren und Reagieren vor sich, wo er seine Fähigkeiten im Anvisieren von Räumen im Dribbling einsetzen und danach kreative Pässe spielen kann.

Die Umsetzung ist in puncto Stellungsspiel – für einen Spieler von Badeljs Fähigkeitenprofil – einfach. Er soll sich tief im Sechserraum positionieren, um situativ nach hinten fallen und stabilisieren oder sich freilaufen zu können, ohne aber durchgehend in dieser Position zu sein, was bereits unter Thorsten Fink für große Statik sorgte. Diese Zwischenposition hingegen gibt dem HSV mehr Flexibilität bei besserer Einbindung von einem ihrer besten und wichtigsten Spieler.

… und der dazugehörige Kettenmechanismus

Wenn Badelj abkippt, dann folgt natürlich eine Bewegung der Mitspieler. Arslan positioniert sich höher und soll Räume öffnen, mit Rincon in der Nähe und Van der Vaart auf dem Flügel hat Arslan die Aufgabe sich etwas mittiger zu orientieren. Calhanoglu hingegen lässt sich etwas tiefer fallen, um wiederum Ola John einrücken zu lassen. Damit erzeugt man große Präsenz in der Mitte, zusätzlich kommen einige Verbindungen ins Spiel.

Rincon und Arslan können schnell Zugriff auf den defensiven Halbraum erzeugen, van der Vaart ist rechts anspielbar und hat Arslan als schnelle Ablagestation, was den Fähigkeiten von beiden Akteuren entgegenkommt. Calhanoglu bietet durch sein Zurückfallen mit seiner Technik eine gute Anspielstation in der Nähe Badeljs und untrstützt auch in engen Räumen effektiv. Der Kroate wiederum kann dann frei abkippen, ohne die Mitte aufzugeben, während links Ola John in den durch Calhanoglu geöffneten Raum vorstößt. Calhanoglu als Rechtsfuß auf halblinks/mittig-links besitzt außerdem den Vorteil, dass er bei seinen Dribblings auf dem starken Fuß bleiben kann, in Richtung der von Badelj geöffneten und unterstützten Mitte automatisch mit seinem Sichtfeld hinzielt und gleichzeitig relativ einfach den dichten und gut gesicherten rechten Halbraum verlagernd anspielen kann.

Diese Staffelung gibt also viele schnelle Anspielstationen, um sich vom gegnerischen Pressing zu befreien, vorne gibt es mit Lasogga einen kopfballstarken Zielspieler für Ablagen bzw. bei von hinten intelligent nachschiebenden Gegnern sowie passende Staffelungen im Gegenpressing, aus welchen man aber wieder relativ gut in die Grundpositionen kommen kann.

Flexible Absicherungsstaffelung und Gegenpressingfalle

Ein wichtiger Grundaspekt dieser Spielweise ist auch die einfache Staffelung sowie das strategische Verwaisen breiter Zonen bei höherer Ballzirkulation bzw. in den Angriffsendphasen. Dazu gibt es passende Positionswechsel und positionelle Rollen.

Rincon soll nämlich nicht (wie die Münchner Außenverteidigern zum Beispiel) versuchen nach vorne durchzubrechen  und nach seinem Hineinkippen durchgehend zu vorderlaufen, sondern sich im tiefen Halbraum aufzuhalten und dort die Defensive zu sichern.

Rincon bleibt somit bei höherer Ballzirkulation beziehungsweise Angriffen des HSV im zentralen Mittelfeld neben Badelj, während Jansen ebenfalls eher eng agiert. Aus dieser 2-3/3-2-Staffelung können aber immer wieder aufrückende Läufe gemacht werden, wenn die Situation es erlaubt, zusätzlich ist eine große Flexibilität bei hoher Absicherung möglich. Badelj kann sich zentral mit nach vorne einschalten, Rincon halbrechts und rechts, Jansen halblinks und links. Immer bleiben mindestens vier Spieler hinten, gleichzeitig werden die Außenräume geöffnet, können aber von Jansen und Rincon dynamisch zugestellt werden.

Bei gegnerischen Kontern werden diese durch die dichtere Mitte und die dort verdeckten Schnittstellen vor den beiden Außenverteidiger schon frühzeitig auf den Flügel geleitet, wohin dann Rincon oder Jansen dynamisch herausrücken. Der ballferne Akteur (Jansen oder Rincon) lässt sich zu den Innenverteidigern zurückfallen, während Badelj unterstützt und den Raum vor der Abwehr sichert.

Dieser Mechanismus soll den Gegner auf dem Flügel im Umschaltmoment isolieren, für Ballgewinne und Gegenkonter sorgen sowie Zeit für Zurückkommen der Offensivspieler erzeugen. Dies passt auch zur Rollenverteilung davor. Calhanoglu und Arslan agieren sehr frei, einer soll aber in höheren Zonen immer mittig bleiben, bevorzugt der kreative und spielstarke Calhanoglu, während Arslan als Balancegeber stärker nach rechts agiert. Dies hat mit van der Vaarts und Ola Johns Stärken zu tun.

Die Asymmetrie der Flügelstürmer

Es mag etwas unintuitiv erscheinen Rafael van der Vaart auf den rechten Flügel zu stellen, doch im aktuellen Fußball ist er auf der Zehn oftmals suboptimal eingesetzt – insbesondere bei Teams, die keinen stabilen Ballbesitz für längere Zeit aufrechterhalten können und kaum tiefengebende Flügelstürmer besitzen. Selbst der in engen Räumen stärkere Diego erhielt unter Dieter Hecking beim VfL Wolfsburg oftmals diese Rolle.

Van der Vaart dient hierbei als Ablageoption für Arslan, der für ihn wiederum Räume öffnet. Van der Vaarts punktuelle Kreativität soll näher an den Strafraum gebracht werden, ebenso wie sein Abschluss. Von rechts einrückend kann van der Vaart muss nicht für längere Zeit in enge Räume gehen, diese müssen von Arslan und Calhanoglu als verkappte Zehner in der offensiven Phase eher bespielt werden.

Mit seinem Namen und seiner Bekanntheit könnte er gar taktikpsychologisch als guter Köder und Raumöffner dienen; insbesondere Calhanoglu soll dann fokussiert werden. Arslan hingegen soll ausweichend spielen und mit Rincon gemeinsam situativ Breite herstellen, wenn van der Vaart von seiner breiten Position einrückt, was aber nur in Strafraumnähe oder bei Kontern passieren soll.

Auch hier soll eine Eigenart van der Vaarts genutzt werden – rückt er dynamisch in offensiven Umschaltmomenten in die Mitte, ist er freier und kann schnelle Pässe auf den aufrückenden Ola John spielen. Da er defensiv, wie wir im Absatz zum Pressing, relativ frei ist, kann er auch gut Konter einleiten und die Räume hinter dem aufrückenden gegnerischen Außenverteidiger durchgehend besetzen, was wiederum für Lasogga in der Mitte etwas mehr Platz bedeuten sollte.

Lasogga soll hierbei vorrangig mit viel Bewegung offene Räume für schnelle Tiefenpässe im Konter von van der Vaart anvisieren, John hingegen kommt schnell über links und hat eine diagonale Freirolle. Schlagen diese Konterversuche mit den nachrückenden Arslan, Rincon, Jansen und Calhanoglu fehl, gibt es aber wiederum ausreichend Stabilität; durch die forcierte Dynamik soll der Mangel an dynamischen Konterakteuren dadurch ausgeglichen werden, dass Gegenkonter kaum möglich sind, dafür aber der Kampf um zweite Bälle effektiver ist. Van der Vaart, John und Lasogga kommen dann auch nach diesen Ballgewinnen in höheren Zonen und neuerlichen Kontern von ihrer Grundcharakteristik her besser zur Geltung.

Ansonsten ist das Grundprinzip klar: Van der Vaart rückt ein und ist nahe am Strafraum, Arslan dient als balancegebender und kombinativer Unterstützer, Calhanoglu wird zentral in puncto Abschluss, Kreativität und seinen einzelnen Nadelspieleraspekten fokussiert, Badelj sichert ab und hilft in der Zirkulation, Jansen und Rincon können in offene Räume vorstoßen und aus diesen auch Bälle aus der Tiefe schon früh nach vorne spielen, John kommt über links mit viel Zug hinter die Schnittstellen oder versucht nach Dribblings den Rückraum mit den schussstarken van der Vaart und Calhanoglu sowie Lasogga davor anzuvisieren.

Nachdem wir nun die offensiven Aspekte und die Umschaltmomente besprochen haben, geht es noch zum Pressing.

Das Pressing: Begonnen im 4-3-3

In der ersten Phase des gegnerischen Aufbauspiels würden die Hamburger in dieser Systemidee in einem 4-3-3-0 stehen.

Hamburgs 4-3-3-0-Pressing in hoher Staffelung mit verschobener Mittelfeldreihe

Hamburgs 4-3-3-0-Pressing in hoher Staffelung mit verschobener Mittelfeldreihe

Aus taktikpsychologischen Gründen (aktuelle Instabilität, mangelnde Kommunikation, kaum Abläufe im Pressing) wird hier nicht versucht weite Räume zu öffnen und hoch zu pressen, sondern das gegnerische Aufbauspiel einzuschränken. Lasogga startet nahe am gegnerischen Sechserraum, Van der Vaart und John spielen in einer Zwischenposition.

Sie sollen sich ungefähr auf einer Höhe mit Lasogga orientieren, nur etwas tiefer stehen. Die Position selbst soll ungefähr zwischen dem gegnerischen Sechser und dem gegnerischen Außenverteidiger liegen, wichtig ist das Abdecken des Halbraums. Die strategische Grundüberlegung dafür ist ein Anleiten des Gegners auf die Flügel und ein Blockieren der Mitte. Allerdings kommt hier nun eine Asymmetrie ins Spiel, die flexibel ausgelegt werden kann.

Variable Pressingfallen und der Umbau zum 4-4-2

Es gibt hierbei vier unterschiedliche Mechanismen, welche gegnerabhängig genutzt werden und allesamt die Eigenheiten der beiden Flügelstürmer berücksichtigen:

  • Van der Vaart verkappt mannorientiert tiefer bzw. zentraler: Bei dieser Pressingfalle steht van der Vaart enger an der Mitte im Halbraum und relativ tief, woraufhin der linke Außenverteidiger weit offen ist. Sobald der Pass kommt, reiht sich John ballfern ein, die Dreierkette schiebt rüber und es entsteht ein 4-4-2, Van der Vaart presst den Außenverteidiger, Arslan unterstützt.
  • Van der Vaart positionsorientiert höher: Hier steht Van der Vaart zwar nach wie vor breit, aber steht höher und soll den gegnerischen Außenverteidiger in seinen Deckungsschatten nehmen. Lässt sich dieser fallen, dann schiebt van der Vaart nicht nach, sondern nur etwas zur Seite.
  • Ola John tiefer: Hier steht Ola John schon früh tiefer und bietet den Außenverteidiger an, der dynamisch angelaufen werden soll.
  • Ola John mannorientiert höher: Hier steht John schon höher und schließt seinen Außenverteidiger sofort ab, damit kein Pass hierhin kommt.

Diese vier Aspekte können miteinander kombiniert werden. Manndeckt Ola John und stellt van der Vaart den Außenverteidiger zu, dann muss der Gegner Hamburgs lange Bälle schlagen oder in die engen Mittelfeldräume spielen. Hinten kann mit dem dann noch engeren Arslan viel Präsenz erzeugt werden, Lasogga ist ballnah anspielbar für Pässe nach Balleroberungen, John und Van der Vaart können direkt nach vorne durchstarten.

Generell ist dies eine passende Rolle für Van der Vaart, wo er sich defensiv in einer simplen defensiven Unterstützerrolle befindet und ansonsten zocken kann. In tieferen Zonen entsteht somit ein 4-4-2 mit zockendem hohen Außenstürmer und Lasogga in der Mitte. Mit einem tiefen Mittelfeldpressing soll Kompaktheit und Stabilität gegeben werden, van der Vaart und Lasogga dienen als direkte Möglichkeiten mit klaren Aufgaben im offensiven Umschaltspiel, zusätzlich wird der Mangel an einem starken rechten Außenstürmer durch Arslans Rolle und van der Vaart in der einfachen Unterstützerrolle abgefangen.

Der genaue Umbau der Formation erinnert hierbei an ein oft genutztes System der Braunschweiger, welche durch einen ähnlichen Mechanismus (hohes 4-3-3, danach lässt sich der Außenstürmer zu einem 4-4-2 zurückfallen und zwar immer der gleiche) schon einigen Mannschaften Probleme bereiten konnten; ihnen fehlte es jedoch im Gegensatz zum HSV nur an individueller Klasse, um offensiv daraus Kapital zu schlagen.

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