Formationen

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Viele Berichterstatter nutzen Formationen wie 4-4-2, 4-2-3-1 und 3-4-3 synonym mit dem Begriff Taktik. Das ist Quatsch. Eine Formation ist zunächst einmal nichts anderes als die ungefähre schematische Anordnung der Spieler einer Mannschaft auf dem Feld.

Die möglichen Zahlenkombationen sind in der Theorie unbegrenzt – im Fußball kann grundsätzlich jeder Spieler zu jeder Zeit überall auftauchen, anders als beispielsweise beim American Football oder beim Handball (Kreis). Heutzutage sind in Deutschland das 4-4-2 (vier Verteidiger, vier Mittelfeldspieler und zwei Angreifer) und das 4-2-3-1 (vier Abwehrspieler, zwei tief agierende Mittelfeldspieler, drei hoch agierende Mittelfeldspieler, ein Angreifer) die am weitesten verbreiteten Formationen.

Das klassische 4-4-2. Es besteht aus vier Abwehrspielern (rot), vier Mittelfeldspielern (grün) und zwei Angreifern (blau)

 

Das klassische 4-2-3-1. Hier entsteht im Vergleich zum 4-4-2 eine weitere Reihe im Mittelfeld, so dass die Formation aus vier so genannten Linien besteht.

Dabei nutzt kaum eine Mannschaft nur eine Formation. Oftmals wechseln Teams je nach Situation zwischen bestimmten Variationen. Der deutsche Meister Borussia Dortmund stellt sich beispielsweise bei gegnerischem Ballbesitz in einem 4-4-2 auf, bei eigenem Ballbesitz agieren sie hingegen oft in einem 4-2-3-1. Deshalb sollte beim Fußball stets zwischen einer Offensivformation und einer Defensivformation unterschieden werden.

Abweichungen

Oftmals sind Formationen im Spiel direkt sichtbar. Bei einem 4-4-2 lassen sich die ersten zwei Reihen beispielsweise leicht erkennen: Die Spieler verschieben sich in zwei Reihen á vier Spieler in Richtung des Balles. Diese Reihen nennt man im Fachjargon auch Viererketten. Davor stehen zwei Angreifer. Zunächst sollte man versuchen, solche Formationen auf dem Fußballfeld zu erkennen. Dabei bietet es sich besonders an, die Mannschaft ohne Ballbesitz zu beobachten – hier lassen sich Formationen meist leichter beobachten.

Manche Formationen sind jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar. Dies hat den simplen Grund, dass Spieler keine Roboter sind. Manchmal befolgen sie nicht die Traineranweisung und stehen nicht innerhalb der Ordnung. In anderen Situationen weichen sie bewusst von der Grundformation ab, um einen Pass zu empfangen. Formationen sind deshalb immer theoretische Konstrukte – in der Praxis werden sie so gut wie nie über 90 Minuten gleichbleibend umgesetzt.

Eine oft gesehene Abweichung vom Standard sind hierbei asymmetrische Formationen: Hier agiert ein Spieler auf der einen Seite schematisch höher als auf der anderen. So kann es vorkommen, dass der rechte Mittelfeldspieler sich öfter in die Angriffe einschaltet als der linke Mittelfeldspieler.

 

Klassischer Fall von Asymmetrie: Der rechte Spieler im Mittelfeld spielt höher als der linke. Im Spiel lassen sich Asymmetrien zumeist durch genaues Beobachten bei eigenem Ballbesitz erkennen: Auf welcher Seite sind die Spieler öfters in der Offensive, bei welcher weniger? Auf dieses Thema wird unter „Spielerrollen“ näher eingegangen.

Bedeutung von Formationen

Eine Formation sagt zunächst wenig darüber aus, wie eine Mannschaft spielt – anders als viele Fußballfans das glauben. Vielmehr ist sie das Grundgerüst einer Mannschaft. Jede Formation hat dabei ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Diese begünstigen oder erschweren bestimmte Spielarten.

Beispiel: Wenn ein Team schnelle Konter spielen möchte, versuchen die Spieler, nach dem Erhalt des Balles möglichst schnell in den gegnerischen Strafraum spielen. Hierbei sind Formationen mit zwei Stürmern theoretisch im Vorteil gegenüber Formationen mit einem Stürmer – bei zwei Stürmern gibt es einen Abnehmer für den Pass mehr im Sturm als bei nur einem Angreifer.

Eine Abhandlung, welche Formation welche Vor- und Nachteile hat, würde den Rahmen sprengen. Allerdings kann in der Theorie jeder für sich recht schnell Pro und Contras herausarbeiten, man muss sich die Formation nur bildlich in einer Grafik vorstellen. Dort lässt sich beobachten, wo schematische Lücken entstehen. So hat das unten abgebildete 4-3-1-2 (auch bekannt als Mittelfeldraute) ein schematisches Loch auf den Außenpositionen.

Ähnliche Schwachstellen lassen sich für fast alle Formationen finden. Unser Tipp daher: Einfach mal die gängigen Formationen auf ein Blatt Papier zeichnen und nach Lücken suchen.

Ein Beispiel für schematische Löcher in einer Formation: Beim 4-3-1-2 bleiben meistens die Außenpositionen unbesetzt. Dafür ist das Zentrum mit mehreren Akteuren gut abgedeckt. Solche strukturellen Vor- und Nachteile lassen sich bei jeder Formation finden.

 

In der Praxis müssen die Vor- und Nachteile einer Formation jedoch nicht zum Tragen kommen – es kann immer sein, dass ein Team durch taktische Mittel die Nachteile einer Formation kaschiert. Deshalb sind wir Autoren von Spielverlagerung keine großen Fans davon, Formationen zu viel Einfluss zuzuschreiben. Meist sind es andere Faktoren, die ein Spiel konkret entscheiden.

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