TEs Bundesliga-Check: Where have all the Sechser gone?

Diese Woche in der Bundesliga-Kolumne: Hoffenheims neuer Stil ohne Süle und Rudy sowie das Sechser- und Zehner-lose Spiel zwischen Köln und Bremen. Dazu verrät TE, was er nachts träumt.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag zwei bis drei Aspekte heraus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist der Analysehappen für Zwischendurch – eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den ausführlichen Spielanalysen keinen Platz finden.

TEs Passquoten-Grafik

Wir starten die Kolumne diese Woche mit einem Klassiker: der (leider noch nicht patentierten) TE-Passquoten-Grafik. (Wer nicht weiß, wie diese Grafik funktioniert, findet hier mehr Informationen unter dem Punkt „Spielphilosophie: Ballbesitz und Passgenauigkeit vertieft“.)

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Grundsätzlich befinden sich die meisten Teams in dieser Grafik im Rahmen der Erwartungen. Dortmund, Bayern und Leipzig drücken die gegnerische Passquote mit ihrem Pressing und steigern die eigene mit ihrem Ballbesitzspiel. Auch Gladbach weist eine sehr hohe Abweichung bei der eigenen Passquote aus – kein Wunder, betrachtet man ihr starkes Positionsspiel, das immer stärker auf kurze Pässe setzt. Hamburg, Augsburg, Bremen und Hannover befinden sich am anderen Ende der Grafik. Große Veränderungen hat es im Vergleich zur vergangenen Saison nicht gegeben. Mit einer großen Ausnahme.

Kurze Teamanalyse: Hoffenheims neuer Stil

Die Turn- und Sportgemeinschaft aus Hoffenheim befand sich in der vergangenen Saison in etwa an dem Punkt, an dem sich jetzt die Borussia aus Mönchengladbach befindet. Ihre Passquote war auffallend hoch (+7,081). In diesem Jahr ist davon wenig übriggeblieben.

Nach dem Abgängen von Sebastian Rudy und Niklas Süle hat sich die Spielanlage der Hoffenheimer merklich gewandelt. In der vergangenen Saison, gerade in der Hinrunde, definierte sich die TSG stark über ihr Positionsspiel: Die Dreierkette im 3-1-4-2 baute das Spiel ruhig auf. Rudy bewegte sich davor viel, bildete ständig Dreiecke mit seinen Kollegen. Aus der tiefen Ballzirkulation war das Ziel, mit diagonalen Pässen ins zentrale Mittelfeld zu gelangen oder auf die Stürmer zu spielen, die wiederum Bälle ablegen sollten.

Nun fehlt in dieser Saison Rudy und mit ihm der dominante Sechser. Im 3-1-4-2 gibt Dennis Geiger den 1:1-Ersatz, ansonsten vertraut Nagelsmann häufig auf ein 3-4-3 mit einer Doppelsechs, so auch gegen Wolfsburg. In beiden Varianten spielt Hoffenheim den Ballbesitz nicht mehr so dominant in der ersten Linie aus, es wird weniger mit Geiger oder der Doppelsechs in der Tiefe kombiniert. Statt das Pressing über einen kurzen Pass in den Sechserraum aufzulösen, spielt Hoffenheim stärker quer in der ersten Linie. Das wiederum ist für den Gegner leichter zu pressen.

Durch den weniger sauberen Aufbau in der ersten Linie kann sich Hoffenheim den Gegner weniger gut zurechtlegen. Hoffenheim reagiert darauf, indem sie das flache Diagonalspiel weniger stark fokussieren. Sie visieren seltener die Räume zwischen den Linien an, sondern versuchen häufiger, den Ball direkt aus der ersten Linie hinter die Abwehr durchzustecken. Hohe Bälle sind daher en vogue in Sinsheim. Sandro Wagner tut sich hier als Abnehmer hervor. Er lässt sich aber auch wesentlich weiter fallen als in der vergangenen Saison, um Bindung an das Aufbauspiel zu halten. Ein Symptom, das zeigt: Noch steckt Hoffenheim so ein bisschen fest zwischen alter Spielanlage und neuer.

Ein wesentlicher Faktor für diese Veränderung ist sicherlich die Europa League. Nagelsmann muss viel rotieren, bekommt keine klare Anfangself mit fest abgestimmten Ritualen auf das Feld. Er beeinflusst das Spiel aktuell häufig mit kleinen taktischen Veränderungen. Im Spiel gegen Wolfsburg wechselte er früh von 4-3-3 auf 3-4-3, in der Halbzeit passte Hoffenheim die Pressinghöhe an. Die großen Dinge, strategische Anpassungen oder fein abgestimmte Positionierungen, wie sie für ein ausgeklügelteres Positionsspiel nötig wären, lassen sich nicht so leicht ändern; diese Facetten bleiben eher auf der Strecke.

Ja, Hoffenheim punktet. Häufig kann Nagelsmann das Spiel mit einer cleveren Umstellung an sich reißen. Aber sie wirken dabei nicht mehr so dominant wie in der vergangenen Saison. Gegen Wolfsburg verspielten sie zum zweiten Mal in den Schlussminuten eine klare Führung. Die Hoffnung, die Mannschaft könne Führungen stärker über die Defensive und weniger über das Ballbesitzspiel verwalten, funktioniert noch nicht. (Bereits vergangene Saison gehörte Hoffenheim mit ihrer mannorientierten Defensive nicht zu den stabilsten Teams, aber das würde den Rahmen sprengen.)

Die Zahlen zeigen übrigens, dass Hoffenheim eher mehr Punkte geholt hat, als ihnen eigentlich zugestanden hätte. Kein Team ist bei den expected goals (eine Statistik, die Chancenqualität misst) derart über den Erwartungen. Laut expected goals Tabelle ist Hoffenheim Elfter, beim Total Shots Ratio (dem Quotienten aus eigenen und gegnerischen Schüssen) sind sie Elfter, beim shots on target ratio (dem Quotienten aus eigenen und gegnerischen Schüssen aufs Tor) Achter.

Daher bin ich derzeit eher skeptisch, dass Hoffenheim den Coup vom letzten Jahr wiederholt und tatsächlich Vierter bleibt. Aber man soll ja nie den Nagelsmann unterschätzen. Zumal sich die spielerische Linie ja in den kommenden Wochen noch bessern kann, wenn sich das Team findet.

Spielerrollen, die Zweite: Köln gegen Bremen

Auch in dieser Woche arbeite ich weiter an meinem Fortsetzungsroman. Vergangene Woche bin ich kurz darauf eingegangen, warum Spielerrollen für das taktische Geschehen auf dem Platz ungemein wichtig sind. Ich möchte es noch einmal anhand eines konkreten Beispiels ausführen.

Formationen im Spiel Köln gegen Bremen

Formationen im Spiel Köln gegen Bremen

Sonntagmittag stieg das Kellerduell zwischen Köln und Bremen. Beide Trainer entschieden sich, ihr Team mit zwei Viererketten verteidigen zu lassen. Kölns Formation war stärker ein 4-4-2, Bremens Formation eher ein 4-4-1-1. Dies tut nichts zur Sache. Faktisch entstand ein Spiel, das äußerst umkämpft war. Beide Teams neutralisierten sich mit ihren Formationen, nur über die linke Seite konnte Köln Nadelstiche setzen. Bis zur 85. Minute, als Köln alles nach vorne warf, betrug die Schussbilanz 11:10 (6:0 aufs Tor) – nicht gerade ein Offensivfeuerwerk.

Nun könnte man viele Faktoren zurate ziehen, warum es am Ende 0:0 stand. Der Psychologe wird auf die Verunsicherung beider Teams hinweisen, der Fan vielleicht auf fehlenden Torriecher auf beiden Seiten. In der Vergangenheit hätte ich dem 4-4-2 die Schuld gegeben, ein System, das für den Umschaltfokus und schwaches Positionsspiel der Bundesliga stand. Ist ja eigentlich eine gute Story: Vier Viererketten neutralisieren sich, ganz wie in den guten, alten Zeiten vor zwei, drei Jahren. Systeme wie jene von Gladbach oder Leverkusen haben aber meine Weltsicht in diesem Punkt verändert.

So kommen wir aus meiner Sicht zum eigentlichen Problem: der Spielerauswahl. Auf dem Feld stand kein einziger echter Sechser und kein einziger echter Zehner. Die Doppelsechs bestand auf beiden Seiten aus Spielern, die normalerweise eher Achterrollen einnehmen, also etwas höher auf den Feld agieren und eher wohlfühlen, wenn sie dynamisch aus dem Mittelfeld nachstoßen oder aus dem Rückraum Flügelangriffe abschließen können. Salih Özcan und Milos Jojic fühlen sich genauso wie Thomas Delaney in dieser Rolle am wohlsten. Eggestein hat schon öfter als Sechser agiert, nahm aber in dieser Partie die Rolle des vorrückenden Achters ein.

Weiter vorne wiederum gab es keinen Spieler, der sich im Zehnerraum wohl fühlte. Zlatko Junuzovic ist von seinem Naturell eigentlich auch ein Achter, der Raum vor sich braucht, um seine Dynamik auszuspielen. Yuya Osako ist ein klassischer zweiter Stürmer, der um den anderen Stürmer rumwuselt und häufig auf die Flügel ausweicht. Auf beiden Seiten besetzte kein Spieler den Zehnerraum.

Die Partie zeigte, was solch eine Konstellation zur Folge hat: nämlich fehlende spielerische Leichtigkeit im Mittelfeld. Praktisch alle Aktionen liefen über die Flügel. Es gab keinen Sechser, der das Geschehen an sich riss und in Daniel-Baier-Manier seine Vorderleute einsetzte. Es gab niemanden, der den Zehnerraum besetzte und sich dort anbot. Sechser und Zehner, das sind zwei Positionen, die für ein Spiel durch das Zentrum unentbehrlich sind. Insofern verrät die Zusammenstellung des Mittelfelds sehr viel über den Verlauf dieser Partie – und warum diese am Ende 0:0 endete. Beide Teams neutralisierten sich im Mittelfeld einfach, ohne Ideen, wie man aneinander vorbeikommt.

Lustige Anekdote zum Schluss: Neulich habe ich geträumt, dass Martin Rafelt mich dazu überreden wollte, meinen einjährigen Sohn als klassischen Sechser auszubilden. „Schau doch die Bundesliga an, da gibt es keine Sechser, das ist eine Marktlücke!“ Traum-Rafelt hat in der Tat Recht, die Zeit der Mittelfeld-Spielgestalter ala Daniel Baier geht zu Ende, was am Pressing, sicher auch am Trend zur Dreierkette liegt – Sechser wie Makoto Hasebe oder Julian Schuster spielen längst als zentrale Spieler einer Dreierkette. Dennoch muss ich an dieser Stelle sagen, dass der echte Martin Rafelt eine einseitig positionsbezogene Nachwuchsförderung ablehnt. Fazit: Die spielerischen Schwächen der Bundesliga verfolgen mich jetzt auch schon im Schlaf.

Ausführliche Analysen des neunten Spieltags

Borussia Mönchengladbach – Bayer Leverkusen 1:5

Schorsch 25. Oktober 2017 um 11:52

Auf Werder bezogen stelle ich mir die Frage, was schwerer wiegt: Die nicht adäquat besetzte 6er- oder die nicht adäquat besetzte 10er-Position? Beide Positionen adäquat besetzt zu bekommen dürfte in dieser Saison eher ein Wunschtraum bleiben. Das eine hat Mängel im Spielaufbau, das andere eine mangelnde Torgefahr zur Folge (weil einfach die Anspielstation fehlt). Kann Kruse hier Abhilfe im Zehnerraum schaffen, wenn er wieder für 90 Minuten fit ist?

Im übrigen Danke an TE für seine Analysen der Werderspiele in der DeichStube. Gefallen mir gut!

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tobit 25. Oktober 2017 um 13:40

Werder hatte da doch mal ein System mit Sechser und Zehner 😉 – das hat man aber aufgegeben, nachdem man der Gegentorflut nicht mehr Herr wurde.
Mal ein bisschen rumgesponnen:
http://lineupbuilder.com/?sk=fx6v4
Junuzovic geht links viel in die Tiefe und nach außen, Belfodil als Kombinationsstürmer für Kruse, Bartels als ausweichender Halbstürmer. Ist halt die Frage, ob das defensiv stabil spielbar wird.

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Schorsch 26. Oktober 2017 um 17:39

Das sieht doch auch ein ganz klein wenig nach einem 4-4-2 mit Raute aus… 😉

Das waren noch Zeiten…

Die defensive Stabilität würde ich mit einem Fragezeichen versehen. Kruse sehe ich da schon gut positioniert; allerdings würde das eine Menge Defensivarbeit für ihn bedeuten. Wobei ich da ich so meine Zweifel hätte… 😉

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koom 26. Oktober 2017 um 17:41

Ein bisserl das ganze nach links verzerren und wir sind wieder bei Schaaf, stimmt. 😉

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Schorsch 26. Oktober 2017 um 18:46

Thomas ante portas… 😉

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esrt 25. Oktober 2017 um 20:12

Bei Bremen fände ich ein 433 mit Kruse als F9 ne wunderbare Idee.

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Schorsch 26. Oktober 2017 um 17:32

Ich glaube eher weniger, dass das Problem Werders ein Systemproblem ist. In Köln hat Nouri erstmals in dieser Saison sein 3er-Kettensystem auf ein 4-2-3-1 umgestellt. Was aber keine Auswirkungen auf den defizitären Spielaufbau hatte. Allerdings büßte Werder etwas von der defensiven Kompaktheit und Stabilität ein, die man bislang immerhin gezeigt hat.

Bei einem 4-3-3 hätte ich die Befürchtung, dass diese defensive Stabilität noch weiter verloren ginge, ohne dass Spielaufbau und offensive Durchschlagskraft hinzugewinnen würden. Der zentrale Mittelfeldspieler wird in diesem System noch wichtiger. Wer sollte diese Position einnehmen?

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h 27. Oktober 2017 um 04:04

Ich sehe das wie esrt. Wenn ich den Artikel richtig verstehe, koennte im 4-3-3 die Rollenverteilung fuer den Kader einfach passender sein. Eggestein und Bargfrede teilen sich die 6-er Position, Delaney und Junuzovic sind als 8er am besten aufgehoben, Kruse ist zurueckfallender Stuermer, Bartels und Kainz flankieren ihn als (nach Innen ziehende) Aussenstuermer. Der Kader wuerde auch in der zweiten Reihe passen. Belfodil (der selbsternannte 10er) und Eggestein koennten Kruse ersetzen, Hajrovic passt gut als Backup fuer rechts offensiv, Junuzovic hat auch links offensiv schon gute Spiele gemacht.

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TrotzdemHier – der Fußballpodcast zum 1. FC Köln 24. Oktober 2017 um 12:05

Bei Köln haben sich die bedien etatmäßigen Sechser (Lehmann und Hector) aber auch verletzt, dazu auch Höger, der die 6 zumindest spielen kann. Das Vakuum auf der 10 hat Stöger im Spiel übrigens erkannt und Bittencourt dorthin gestellt, als Handwerker für links kam.

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tobit 24. Oktober 2017 um 14:17

Der Kölner Kader wirkt auf mich irgendwie unrund. Etliche IV, reichlich AV (wo auch noch einige von anderen Positionen spielen können) und ein Haufen Halb-/Flügelstürmer. Die Mittelfeldspieler fallen alle aus, abgesehen von den verkappten Zehnern Özcan und Jojic. Drei defensive Mittelfeldspieler sind aber auch einfach zu wenig für eine Saison (erst Recht mit Europapokal).
Wenn alle fit wären (und man BackUps für die Spieler hätte), würde ich ja gerne Mal sowas sehen:
http://lineupbuilder.com/?sk=fx6ty3
Das hat Klopp irgendwann mal beim BVB gespielt, als ihm wieder die halbe Mannschaft ausfiel. Sahin als unpräsenter Box-to-Box-Spieler (hat mir gefallen, konnte sich öfter mal in offenen Räumen am Strafraum einschalten), Mkhi und Jojic als spielmachende, überladende „Flügel“ (eins der besten Spiele in Jojic Karriere – schade, dass der bis heute keine Konstanz reinbekommen hat) und Reus als Mischung aus Zehner und ausweichendem HS. Bei Köln würde Hector natürlich präsenter werden.

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MR 24. Oktober 2017 um 01:54

Alles erreicht.

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CHR4 24. Oktober 2017 um 01:39

@ TE. wenn du dich mit den spielerischen Schwächen der Bundesliga (so viel) beschäftigst – evt. noch dazu direkt vor dem Schlafen – ist es nur logisch, dass du davon träumst …

du könntest dich stattdessen mit den europäischen Topspielen in CL, PL, La Liga beschäftigen 😉 – wer sich dann freiwillig mit Spielen wie Köln-Bremen auseinandersetzen, darf sich nicht beschweren, wenn er Alpträume bekommt 😛

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CHR4 24. Oktober 2017 um 01:48

PS: schick deinen Sohn doch bitte zusätzlich zum Taekwondo-Training – ich würde gern einen weiteren akrobatischen Strümer wie van-Basten oder Ibra sehen, der den Ball aus jeder Lage und Position aufs Tor bringen kann

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tobit 24. Oktober 2017 um 08:59

Aber lass ihn meditieren, damit er auch Bergkamps Ruhe bekommt.
Mehr Bergkamp!

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TE 24. Oktober 2017 um 13:08

Das wäre schön, ist aber aus beruflichen Gründen aktuell kaum möglich.

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Peda 23. Oktober 2017 um 18:41

„der (leider noch nicht patentierten) TE-Passquoten-Grafik.“

Da habe ich eine kleine Überraschung für dich: Anzeige ist raus! 😛

Kleiner Scherz am Rande, aber ich möchte nicht ohne Stolz darauf hinweisen, dass dir die Community da entscheidend unter die Arme gegriffen hat. 😉

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CHR4 24. Oktober 2017 um 00:14

dem muss ich zustimmen, aber da muss Peda nicht so bescheiden sein … ich würde sagen 40% TE 30% Vanje 30% Peda (ca.) 😉

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TE 24. Oktober 2017 um 13:10

Gut, dann werde ich es beim nächsten Mal kennzeichnen als „die nicht-patentierte 40% TE 30% Vanje 30% Peda-Grafik“ 😉

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Daniel 23. Oktober 2017 um 17:12

„Die Doppelsechs bestand auf beiden Seiten aus Spielern, die normalerweise eher Achterrollen einnehmen, also etwas höher auf den Feld agieren und eher wohlfühlen, wenn sie dynamisch aus dem Mittelfeld nachstoßen oder aus dem Rückraum Flügelangriffe abschließen können…Die Partie zeigte, was solch eine Konstellation zur Folge hat: nämlich fehlende spielerische Leichtigkeit im Mittelfeld. Praktisch alle Aktionen liefen über die Flügel. Es gab keinen Sechser, der das Geschehen an sich riss und in Daniel-Baier-Manier seine Vorderleute einsetzte.“

Ein anderes schönes Beispiel dafür war übrigens die Leistung des FCB mit der Doppelsechs des Grauens Tolisso/Vidal-ein zusammengestolperter 1:0-Sieg gegen einen Abstiegskandidaten, der den Großteil des Spiels in Unterzahl war.

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CHR4 24. Oktober 2017 um 00:19

warum hab ich genau daran gedacht beim Lesen? – aber es sollte in beiden Fällen „unschönes Beispiel“ oder „grausames Beispiel“ heißen

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FAB 23. Oktober 2017 um 16:51

Warum gibt es jetzt zu wenige ausgebildete 6er:
Kimmich, Weigl, Kehrer, sogar der Kölner Özcan hat doch bei der U17 EM 2015 einen guten 6er abgegeben.
Die 6er Position wird meiner Meinung zumindest gut ausgebildet.
Tatsächlich ist es aber so, dass in der Bundesliga viel zu viel Chaosfussball gespielt wird, dass man sich allzu leicht in Mittelfeldschlachten aufreibt.
Das liegt aber nicht unbedingt an den 6ern. Selbst ein Weigl würde bei Werder und Köln absolut untergehen bzw. hätte sich dort niemals zu dem entwickelt was er heute ist. Wieviele Trainer haben denn den Mut bzw. kommen überhaupt auf die Idee z.B. einen Max Meyer auf die 6 zu stellen???
Das Meyer bei Schalke glänzen kann liegt aber gar nicht so sehr an Meyer selbst, sondern ist das Produkt dessen, dass bei Schalke die Defensive mittlerweile gut strukturiert und organisiert ist!
Stattdessen sehen wir in der Bundesliga ständig diesen 50/50 Chaosfussball, mit defensivem Harakiri und der Suche nach dem Glück in der Offensive. Wozu das führt zeigt sich ja bei den Auftritten in der Euro League gegen ukrainische oder weißrussische Provinzmannschaften, die trotz individueller Unterlegenheit wegen passabler Defensiv- und Offensivstruktur den durchschnittlichen Bundesligisten vor scheinbar unlösbare Aufgaben stellen …

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Daniel 23. Oktober 2017 um 17:15

Kimmich und Kehrer würde ich eher als Defensivallrounder denn als Sechser bezeichnen…momentan spielt z.B. keiner von beiden Sechser. Weigl ist sicherlich das naheliegendste Gegenbeispiel zu TEs These.

Zustimmung zum zweiten Teil. Ich halte diesen „50/50 Chaosfussball, mit defensivem Harakiri und der Suche nach dem Glück in der Offensive“ (besser könnte ich das nicht formulieren) auch für das ganz große Problem der Buli.

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koom 23. Oktober 2017 um 17:23

Gut, wäre auch Interpretationssache, was ein 6er ist. Persönlich macht das für mich vor allem die Position aus, die der Spieler grundsätzlich immer einnimmt: Vor der Abwehrreihe, tendenziell immer zentral. Das machen Weigl, Martinez, Rudy für mich relativ beispielhaft. Fast jeder andere (Gelegenheits-)6er spielt eigentlich eher wie ein 8er.

Ich würde da noch einen kleinen schmalen Grat ziehen: Schweinsteiger wäre auch eine 6 für mich. Der dosiert seine Ausflüge nach vorne sehr gezielt und effektiv und hält immer ein Auge auf die Defensive. Vidal bspw. rennt im Mittelfeld über die ganze Breite, macht überall Zweikämpfe und stößt nach vorne. Da tue ich mich schwer, den sogar noch als 8er zu klassifizieren. Thiago agiert für mich in weiten Teilen wie ein 10er (ala Özil), geht als 8er aber auch durch.

Also ja, wenn mans wirklich genau nimmt: Richtige 6er sind sehr rar geworden. Liegt vieleicht auch daran, dass oft auf Laufleistung/stärke oder gar -tempo geschaut wird. Wenn ein Spieler aber auch einfach richtig antizipiert, dann muss er auch nicht rumrennen wie ein Ochse.

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TE 24. Oktober 2017 um 13:22

Die Bundesliga hat schon ein paar Sechser. Martin und ich sind die im Traum auch alle durchgegangen 😉 Sahin, Weigl beim BVB. Rudy, Martinez und evtl auch Kimmich bei Bayern (wobei Kimmich ja eigentlich alles auf hohem Niveau spielen kann). Geiger bei Hoffe hat das Potential. Baier natürlich. Dann noch paar Leute mit Abstrichen: Schwegler bei 96. Kramer spielt auf jeden Fall Sechser bei Gladbach (auch wenn ich ihn immer noch eher als Achter sehe). Bargfrede und Lehmann muss man auf jeden Fall noch dazuzählen, auch wenn sie individuell eigentlich nicht auf Stammspieler-Niveau sind. Und natürlich die erwähnten Hasebe und Schuster, die mittlerweile in der Dreierkette spielen. Das ist halt nicht sonderlich viel für eine Liga mit achtzehn Mannschaften, gerade wenn man bedenkt, dass die Hälfte der genannten die Sechser-Position entweder gar nicht mehr oder sehr unregelmäßig spielen. Tedesco schult ja Meyer nicht nur aus Freude an der Umschulung zum Sechser um, sondern weil er dort keinen anderen Spielgestalter hat. Bundesliga ist halt eine Liga der Achter momentan, und das spürt man auch.

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tobit 24. Oktober 2017 um 13:58

Sahin gefällt mir als Sechser aktuell einfach nicht, aber Dortmund spielt mit ihm ja meist eh ohne echten Sechser. Sahin ist ja eigentlich nur nach gegnerischen Abstößen wirkungsvoll im Dortmunder Sechserraum (da gliedert er sich erst an die Abwehr an und kann dann von da nach vorne verteidigen). In Ballbesitz ist er entweder an der letzten Linie oder wird im Sechserraum ganz simpel aus dem Spiel gedeckt (die Deckung muss nicht mal beonders eng sein). Im Umschalten hält er sich auch lieber weiter vorne auf (und wenn er mal hinten ist, hat er keinen Zugriff auf seinen Raum).

Was hälst du von Grillitsch? Ist der wirklich ein Sechser oder wieder nur ein „umgeschulter Achter“ wie Thiago oder Xhaka (auch wenn der die Sechs sehr gut kann, ist er mir zu wild für einen echten Sechser)?
Höfler würde ich auch noch als Sechser sehen, der hat halt wie Bargfrede viele Schwächen und nicht konstant Erstliganiveau.

Die Liga hat halt in den letzten Jahren einige Leute verloren, die da auf hohem Niveau spielen können. Diaz, Alonso, Schweinsteiger, Kroos, Lahm, Gustavo, Geis, Neustädter ans Ausland oder Karriereende. Stambouli, Kehrer, Nordtveidt (auch erst Ausland), Martinez, Schuster, Hasebe, S. Bender, Kimmich, Ginter, (Pavard, auch wenn der ein IV ist, gehört er zu den besseren Sechsern der Liga) an andere Positionen.
Und es sind wenige dazu gekommen. Bayern hat Sanches, Vidal und Tolisso aus dem Ausland verpflichtet – kein neuer Sechser. Dortmund hat Weigl (und evtl. Burnic, wenn der Mal spielen dürfte) gemacht. Alle anderen haben da auch nicht viel zustande gebracht, sondern eher Achter wie Delaney, Mangala oder Bentaleb (der auch nen ordentlichen Sechser spielen kann) geholt.

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HK 23. Oktober 2017 um 15:36

Zu dem Sechser-Gedanken:
Ist es nicht allgemein so, dass die Spezialisten etwas „aussterben“?.
Akzeptieren wir mal die Sechserthese. Weiter zu den AV und MS. Diskutiert ja man schon seit Jahren etwas verblüfft, dass die deutsche Ausbildungsmaschine da sehr wenig auswirft.
Und wie ist es eigentlich mit den Außenstürmern, oder gar mit Dribblern und Fummelkönigen? Wen gäbe es denn da zu nennen?
Oder Spieler die über einen guten Offensivkopfball verfügen?

Könnte es vielleicht sein, dass diese im Grunde sehr effiziente Ausbildungsmaschine in den LZ dazu neigt einen gewissen stromlinienförmigen Typen herauszubringen. Gut ausgebildet in vielen Bereichen, kann von allem ein wenig, oder evtl. sogar viel.
Aber fehlt es im Gegenzug vielleicht etwas am Spezialistentum? An den Spielern, die ihre eine, ihre Killerfähigkeit zur Spitzenklasse entwickeln?

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koom 23. Oktober 2017 um 15:55

Was die NLZ angeht: definitiv. Die „produzieren“ dort vor allem den Draxler-Typen in Massen: Antrittsschnelle, laufstarke Paßmaschinen, solide in fast allen Bereichen. Allein mit denen kriegst du einen interessanten WM-Kader zusammen und müsstest immer noch ein paar zuhause lassen.

Ich kann mangels Info da auch nur spekulieren, dass man, sobald ein Spieler gewisse Grundmuster wie „solider Antritt“ zeigt, wird er auf diese Position vorgezogen, anstatt ihn als IV oder AV auszubilden. „Dort können ja die Holzfüsse und Grätscher auch kicken.“ Mal rumgesponnen: Stell dir mal Draxler vom grundsätzlichen Profil als AV vor. Finde ich sehr spannend.

Ist ja auch durchaus auffallen, dass diese unterbesetzten Positionen dann in der N11 auch meistens von „Quereinsteigern“ besetzt werden. Hector lief unterm Radar, Wagner ebenso, Schmelzer… Kimmich als RV ist ja auch eher so ein übertragen von Lahm auf Kimmich und weils dort eine harte Vakanz hat.

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tobit 23. Oktober 2017 um 21:44

Den Draxler-Typ als RV gibt es doch schon. Heißt Kimmich (von dem ich lange kein Fan war, dem fehlte dieses gewisse Etwas) und ist am besten, wenn er im Mittelfeld spielt. Was die beiden diametral unterscheidet, ist ihr Arbeitsethos und der bedingungslose Wille (Kimmichs kleines, aber feines gewisses Etwas), immer ans Maximum der eigenen Leistungsfähigkeit zu gehen – dementsprechend hat sich der eine bei einem Topklub (und der vielleicht stärksten Nationalmannschaft der Welt) durchgesetzt und der andere ist (aus verschiedenen Gründen) von zwei zweite-Reihe-Teams (in die Rotation eines Topteams) geflüchtet.

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Koom 23. Oktober 2017 um 22:27

Hm, stimmt. Finde beide tatsächlich sehr ähnlich. Spielerisch wie Aussehen. Und ja, Kimmich ackert mehr, hat eine hohe Konstanz. Finde ihn immer noch etwas überhyped, als RV finde ich ihn aber bislang sehr gut. Generell würde es vielen Profis (aka reißerisch „Multimillionären“) gut tun, wenn sie ihren Beruf ähnlich ernsthaft begreifen wie Kimmich.

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CHR4 24. Oktober 2017 um 00:41

Robben hat ja schon angeboten auch RAV zu spielen und obwohl er laut whoscored im tackling schwach ist, hat er gerade das im Spiel gegen Glasgow hervorragend gezeigt

Kimmich kann man nicht überhypen! – bei mir hat es am Anfang beim FCB etwas gedauert, aber dann war ich begeistert – als Lahm aufhörte, war ich traurig – mittlerweile fehlen mir zu Kimmich einfach die Worte, denn er hat es geschafft, dass ich Lahm nicht vermisse und was das heißt, muss ich ja nicht erklären

wenn alle ihren Sport so professionel angehen würden hätten wir viiieeel mehr Spieler vom Niveau eines Robben, Lahm, Ronaldo, Lewy

aber hey, machen reicht es einfach viel Geld einzustecken und tagsüber oder mitten in der Nacht mit oder ohne Führerschein herumheitzen und Unfälle zu bauen oder sich in Schlägereien zu verzetteln
aber so ist das in unserer Gesellschaft mittlerweile, Konsequenzen bleiben zu oft aus … und das fängt bei schlechten Beispielen ganz oben an

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koom 23. Oktober 2017 um 14:47

Schöne Anekdote. So ein paar Sechser gibt es aber doch noch. Rudy oder Weigl sind doch recht eindeutige 6er. Aber grundsätzlich stimmt das schon. Die 6er-Typen kommen seltener vor, weil man sie idr nach hinten oder sonstwo zieht.

Ich denke aber, dass ist so eine Ausbildungsblindheit, wie es sie recht lange (und immer noch ein wenig) bei den Mittelstürmern war. Oder vor 12-14 Jahren die fehlenden offensiven Außenspieler. Das ist meistens der Nachteil von den eher einseitigen Trends: Manche Spielertypen werden gar nicht mehr ausgebildet. Wobei das IMO grade keine Ausbildungslücke ist, eher erhöhter Bedarf dieser sehr variantenreich ausgebildeten Spieler.

Das ist ja schon ein längeres Dilemma: Der ideale AV ist eigentlich auch ein prima DM. Also gibt es deswegen schon mal weniger AVs. Und jetzt setzt man DMs auch gerne in der Dreierkette ein, entweder als „Libero“ oder als Halbverteidiger. Oder – da die spielerisch relativ gut sind, auch als 8er und teilweise 10er. Weil man ja überall gerne mit Mannorientierungen spielt und dann einen defensiv disziplinierten, laufstarken Spieler braucht – wie es das Basisanforderungsprofil für 6er eben ist.

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blub 23. Oktober 2017 um 14:45

Der Unterschied zwischen Gladbach und den anderen 442 Mannschaften ist, sie haben 2 Zehner, diese Spielen aber beide Stürmer. so geht die spielkltur durch die Mitte eben nicht verloren.
(ja,ich weis das ist simplifizierend)

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tobit 23. Oktober 2017 um 22:03

Eigentlich haben sie sogar bis zu vier Zehner – aber Grifo war ja nur verletzt und Hazard verheddert sich noch zu oft als Dribbler.

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luckyluke 23. Oktober 2017 um 14:38

Kurz gesagt: Wenn Bremen im 4-3-3 spielt kommen sie in die Europa League?

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Petra 23. Oktober 2017 um 22:57

Nice!

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