Keine Struktur, kein Titel

1:2

Deutschland ist raus. Das erste Mal seit 1993 werden die deutschen Frauen nicht Europameister. Das Fehlen einer Mittelfeldstruktur brach der DFB-Elf das Genick.


Obwohl die DFB-Frauen nach fünf Minuten schon wegen eines Torwartpatzers führten, verpassten sie es, die Partie gegen Außenseiter Dänemark zu kontrollieren. Sie ließen sich mangels Aufbaustruktur reihenweise auskontern und zeigten nach dem 1:2 eine katastrophal umgesetzte Brechstange ohne jede Rückraum- und Mittelfeldbesetzung. Aber fangen wir beim Gegner an.

Wieder ein 4-4-2GER - DEN

Dänemark ähnelte dem ersten Gruppengegner der Deutschen in vielerlei Hinsicht fast eins zu eins. Auch sie setzten auf ein 4-4-2 mit sehr defensiver Ausrichtung, guter Kompaktheit und einer relativ spielstarken zweiten Spitze. Allerdings setzten die Däninnen nicht so extrem auf lange Bälle und Laufduelle, sondern versuchten etwas kontrollierter vorwärts zu kommen.

Ein weiterer Unterschied zum schwedischen 4-4-2 war, dass Dänemark vereinzelt ins Angriffspressing ging. Deutschland ließ sich davon oft relativ einfach zum langen Ball durch Schult verleiten, was aber nicht so dramatisch war, da sie die zweiten Bälle einigermaßen dominierten und diese Situationen nicht arg häufig waren.

Kuriose Positionswechsel im Aufbau

Die deutschen Frauen haben mittlerweile auf eine breite Raute im Mittelfeld umgestellt bzw. eine Art 4-1-3-2 mit Marozsan als zurückfallende Zehn. Nachdem es in der Vorrunde im Mittelfeld viele Wechsel und viel Flexibilität gab, war die Struktur nun ein bisschen klarer, aber dadurch noch eigenartiger: Demann nahm nämlich eine sehr seltsame Rolle ein, in der sie nicht mehr zwischen die Innenverteidiger abkippte, sondern meist nach rechts auswich. Dort kippte sie aber nicht auf die Rechtsverteidiger-Position heraus, sondern blieb vor Goeßling und Blässe.

Blässe spielte ohnehin tiefer als Kerschowski und griff verstärkt in den Spielaufbau ein, während Kerschowski eindeutig viele Angriffsaufgaben wahrnehmen sollte. So entstand das 1:0 dann passenderweise durch eine Verlagerung von Blässe auf Kerschowski, die mit Glück aus der Distanz einnetzte.

Diese Rollenverteilung führte aber oft dazu, dass Deutschland sich auf rechts selber den Raum verschloss. Demann zog Gegenspieler mit in Richtung Blässe und versperrte Passwege für Goeßling. Mangels Rechtsaußen war die Lösung entlang der Linie auch häufig nicht möglich. Daher mussten Blässe und Co. auf der Seite unangenehm improvisieren und konnten auch nicht über die zentrale Sechserposition auflösen. Das führte zu einigen Ballverlusten auf rechts.

Was soll das?

Mal im Ernst: Was soll das?

Keine Verbindungen zu den Kreativspielern

Auch die restliche Struktur war einigermaßen konfus. Halbwegs schlüssig war noch das Zurückfallen von Marozsan. Möglicherweise sollte Demann mit ihrem Ausweichen das Zentrum für sie öffnen. Sie hatte recht viel Präsenz und konnte aus zentraler Position viele Bälle verteilen – hatte dabei dann aber nicht unheimlich viele Optionen.

Doorsoun rückte nämlich von halbrechts auch oft mit auf die Sechserposition, sodass Marozsan und sie manchmal eng nebeneinander in der Mitte standen. Indes rückte Däbritz links oder halblinks auf und Dallmann bewegte sich sehr viel auf die rechte Seite. Die Rollenverteilung entsprach im Grunde mehr einem 4-1-2-2-1. Däbritz und Dallmann konnten jedoch viel zu selten gefunden werden. Die dänischen Flügelspieler standen sehr eng und die Doppelsechs wurde nicht durch die Zehn gebunden. Marozsan gelang es auch schlichtweg individuell nicht, den Kontakt zu Dallmann und Däbritz aufzubauen.

Später im ersten Durchgang wechselten Däbritz und Doorsoun. Däbritz rückte nun wie eine hängende Spitze auf und Dallmann spielte noch breiter, während Doorsoun meist etwas planlos in einer eingerückten Linksaußen-Position verweilte ohne dort eingebunden zu werden. Es änderte sich kaum etwas.

Viel Raum für Dänemark

Durch die wirre Struktur im Mittelfeld hatte Deutschland massive Probleme, den Raum im Gegenpressing zu kontrollieren. Immer wieder wurden sie schnell überspielt und die Abwehr musste äußerst viel Raum verteidigen. Dabei war die Aufgabenverteilung im dänischen Angriff gut: Harder forderte Bälle durch Zurückfallen, Nadim wich aus, um in den Räumen hinter den deutschen Außenverteidigerinnen anspielbar zu werden.

Zunächst konnten die Däninnen die zahlreichen gefährlichen Szenen aber nicht nutzen. Deutschland war schlichtweg individuell deutlich stärker. Demann, Goeßling und Peter waren schwer zu überwinden und reparierten sehr viele Szenen. Außerdem machte Dänemark in der Vorwärtsbewegung viele Fehler und spielte billige Fehlpässe ohne Druck.

Tore über den rechten Flügel

Im Spielaufbau zeigten die Däninnen war Ansätze von Ballzirkulation, hatten jedoch nun kaum Möglichkeiten in die Offensivräume zu kommen, da die defensive 4-4-2-Struktur nicht aufgelöst wurde: Die Außenverteidiger blieben tief, die Außenstürmer breit. Harder versuchte sehr engagiert, die drei anderen Angriffskräfte zu verbinden, doch musste dabei riesige Distanzen überwinden.

Die Tore fielen dann beinahe deckungsgleich durch Flanken von rechts auf den zweiten Pfosten. Beim 1:1 eroberte Larsen nach einer Standardsituation den Ball zurück und nutzte dann das kurze Abschalten der Deutschen, die sich von der Linienrichterin irritieren ließen. Beim 1:2 fanden sich die Däninnen nach einem langen Ball und erfolgreichem Gegenpressing in einer 6-gegen-5-Situation wieder und kamen deshalb ungestört zur Flanke. Bei beiden Toren bewegten sich die Däninnen konzentriert auf den zweiten Pfosten; vor dem 1:2 hätte Veje schon die Führung markieren müssen nach einer flachen Hereingabe von rechts zum zweiten Pfosten.

Panische Endphase ohne Mittelfeld

Deutschland reagierte katastrophal auf die Gegentore. In der 62. Minute kam bereits Islacker als zweite Stürmerin, sodass Däbritz nun die Sechs übernehmen musste. Sie versuchte sich aus dieser Position gemäß ihres Naturells immer wieder nach vorne einzuschalten und konnte den Raum vor der Abwehr nicht kontrollieren. Selbiges galt für Magull, die später eine nominelle Doppelsechs mit ihr bildete, während Marozsan auf die linke Seite ging.

Das führte dazu, dass Deutschland nun unheimlich viele Spielerinnen in die Angriffszonen brachte. Teilweise gab es quasi 2-0-8-Staffelungen mit riesigen offenen Räumen vor Goeßling und Peter. So konnte Dänemark sich nach jeder Balleroberung kinderleicht aus dem Gegenpressing lösen und zwang Deutschland, immer wieder in die eigene Hälfte zurücklaufen zu müssen und die Angriffe weit entfernt vom Tor neu aufzubauen. Bei den nun häufiger werdenden Flanken fühlte sich zudem niemand für den Rückraum verantwortlich, sodass hier das gleiche passierte. Harder dominierte die Endphase nach Belieben und sorgte für viel Entlastung.

Bei einer Art Konter attackiert Däbritz den Raum, nachdem sie auf links verlagert. Magull macht das gleich mal mit. Das Resultat ist eine völlige Entblößung des Mittelfeldzentrums.

Das alles wurde dadurch erschwert, dass die deutschen Frauen auch äußerst platt wirkten. Das permanente vor und zurück sowie die ungewohnte Uhrzeit der Partie schienen sich in den letzten 20-30 Minuten massiv niederzuschlagen und sorgten dafür, dass die teils riesigen Räume auch individuell nur schwer zu verteidigen waren (durch eine mannorientierte Restverteidigung etwa). Für Dänemark galt das gleiche – umso dramatischer, dass Deutschland das nicht mit ein bisschen Ballzirkulation bestrafte, sondern schlichtweg in den stehenden Block hinein rannte.

Fazit: Ein bisschen Positionsspiel hätte nicht geschadet

Schon in der ersten Partie hatte sich angekündigt, dass Deutschland zwar eine interessante strategische Spielanlage hat, in der taktischen Umsetzung aber eine Menge Probleme hat. In diesem Spiel wurden diese Probleme noch dramatischer. Die veränderte Rolle von Demann war letztlich Unsinn, Marozsans Einbindung wieder nicht optimal und die Einbindung und Positionierung der Halbspieler wieder sehr ineffektiv.

In der zweiten Halbzeit wurde noch deutlicher, was Demann phasenweise halbwegs kompensieren konnte: Die Mannschaft hatte schlichtweg kein Gefühl für eine Positionsstruktur im (defensiven) Mittelfeld. Niemand fühlte sich für die Räume vor der Abwehr verantwortlich und auch die Ballzirkulation durch diese Räume wurde nicht strukturiert gesucht. Das sind aus heutiger Sicht ziemlich banale Schwächen. Für eine Mannschaft die permanent mit viel Ballbesitz sind es zudem sehr schwerwiegende Schwächen.

Wie Positionsspiel funktioniert und dass die Sechserposition dabei wichtig ist, das heutzutage keine Geheimnisse mehr. Heute bekam man jedoch den deutlichen Eindruck, dass sich das noch nicht ins Trainerteam der DFB-Frauen herumgesprochen hat. Dass der deutsche Kader ein unheimlich großes spielerisches Potential bot, konnte man indes leider nur erahnen.

Dr. Acula 31. Juli 2017 um 18:51

zu frauenfußball ist jedes wort eines zu viel. mit der sexismus-kritik kann ich leben, denn ich sehe nicht das spiel und sage „das sind frauen, der fußball, den sie spielen, ist scheiße“. ich schalte ein, sehe wirklich unterirdischen fußball und schalte wieder weg. dazu eine analyse zu machen, muss auch erhellend sein. da fehlt es an grundsätzlichen dingen wie ballannahme, verteidigung auf c-jugend-niveau und fußballverständnis à la spielen, weiterlaufen und doppelpass oder wo der ball gleich hingespielt wird. also ohne spaß, frauenfußball anzugucken ist eine qual. es ist unserer geradezu zwanghaft emanzipiert wirken wollenden gesellschaft zuzuschreiben, dass es dafür überhaupt eine solche plattform gibt. entscheidend ist nicht, ob das frauen oder männer sind, sondern die leistung auf dem platz durch einen menschen. und die ist besch*****. das ist übrigens im ursprünglichen sinne des wortes auch sexistisch. genau wie conchita wurst den ESC gewonnen hat. weil es am besten gesungen hat? nein, weil man keinesfalls in die verklemmte, konservative ecke gedrängt werden wollte, wenn man für jemand anderes anruft. eigentlich ein zeugnis für eine sehr weit entwickelte gesellschaft, dass man solche bedürfnisse/probleme hat. stichwort maslowsche bedürfnispyramide. im einzelfall aber oft frustrierend

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Daniel 31. Juli 2017 um 19:44

Für dieses Turnier geb ich dir da Recht. Es gab aber auch in der Vergangenheit Mannschaften mit durchaus gutem Niveau wie bei Japans WM-Titel 2011. Aber was bei dieser EM geboten wird ist in meinen Augen ein brutaler Rückschritt auf allen Ebenen. Und damit mein ich nicht nur das Zusammenspiel, auch die technischen Fähigkeiten sind auf schwer erklärbare Weise abgefallen. Das hat bei diesem Turnier mehr was vom Fußball-Grundkurs in der Oberstufe als von professionellem Niveau.

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MR 31. Juli 2017 um 20:34

Ich find dieses Argument in dieser entschlossenen Aggressivität heuchlerisch. Zum einen ist der Frauenfußball taktisch und spielerisch etwa so weit wie der Männerfußball vor 10-20 Jahren. Und da hat ja auch keiner gesagt „das ist unterirdisch, das kuck ich mir auf keinen Fall an“. Und das liegt halt daran, dass Fußball relativ unabhängig vom Niveau ein interessanter Sport ist. Ich kann mir auch Spiele aus den 60ern anschauen und ich kann auch ein C-Jugend-Spiel schauen und es hat trotzdem gute Momente, auch wenn die Basics nicht so konstant abgerufen werden und das Tempo niedriger ist. Die Attraktivität des Sportes ist primär eine Frage der Spielweise und der Spielertypen, nicht des Grundniveaus. Außer man kann sich nur an Kraft und Tempo erfreuen und nicht an Kreativität, Geschick, Finesse und Lösungsfindung. Das ist aber subjektiv. Da muss man nicht militant dem Sport seine mediale Daseinsberechtigung absprechen.

Wenn wir Spiele aus den 60ern analysiert haben oder wir U17-Spiele analysieren, dann kommt niemand an und sagt „da ist jedes Wort eines zu viel, das ist beschissener Fußball, Luxusprobleme“. Warum nicht?

Grundsätzlich ist jedem klar, dass man fußballerische Leistungen immer im Kontext sehen muss. Der Kontext „Jugend“ gilt, der Kontext „Zeit“ gilt, aber der Kontext „Geschlecht“ ist auf einmal ganz schlimm und zwanghafte Emanzipation?

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idioteque 31. Juli 2017 um 23:34

Zumal Conchita Wurst bei dem ESC damals auch wirklich den besten Song gesungen hat. 😉

Und deine Aussage „zu frauenfußball ist jedes wort eines zu viel“ ist ziemlich ironisch angesichts dessen, dass du dich ein paar Sätze später darüber echauffierst, dass einem ja inzwischen überall bestimmte Meinungen aufgezwungen würde. Vor allem unter einem Artikel, den du wahrscheinlich aus freien Stücken angeklickt hast.

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idioteque 31. Juli 2017 um 23:35

ups, das sollte unter den Originalbeitrag.

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Uncle Jack 1. August 2017 um 03:17

Überzeugende Antwort auf Dr. Acula, so finde ich. Und vielen Dank für die Analyse dieses Viertelfinalspiels.

Wäre da etwa nach dem Ende dieser EM ein allgemeiner Artikel zum Stand des (europäischen) Frauenfußballs drin, der analysiert, warum man ggfs. in der Tat, wie Daniel schreibt, den Eindruck „eines brutaler Rückschritts“ haben könnte? Ist es vielleicht, zum Teil, weil die ‚Kleinen‘ zumindest defensiv und athletisch immer besser werden und die (ehemals) ‚Großen‘ darauf noch keine Antwort gefunden haben und obendrein mit, von Fall zu Fall unterschiedlichen Problemen in den eigenen Reihen zu kämpfen haben?

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MR 1. August 2017 um 11:30

Dafür hab ich keinen ausreichenden Überblick über das Thema.

Ich find aber, dass die junge Generation der deutschen Nationalspielerinnen spielerisch viel weiter ist als Prinz, Behringer und Co. Die waren damals, vermute ich, athletisch allen total überlegen und haben die Gegner erdrückt. Aber das war mMn deutlich unattraktiverer Fußball als der aktuelle, sogar trotz der angesprochenen taktischen Defizite.

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pb 3. August 2017 um 01:17

Ja, absolut. Neid hat fast durchgängig Kraftmeierfussball spielen lassen, mit taktisch und spielerisch eher simplen Rollen. Die deutsche Liga ist halt eine der ganz wenigen mit durchgängig semiprofessionellem Niveau, selbst in England und Frankreich sind jeweils nur einige Vereine auf diesem Level. Entsprechend hoch ist die Fitness bei den deutschen Spielerinnen.

Angesichts der Vorstellungen von v.a. Frankreich und Japan in den letzten Jahren hatte man beim DFB aber wohl den Eindruck, dass man sich in Zukunft nicht mehr nur auf die überlegene Athletik verlassen kann und auch spielerisch einen Schritt nach vorne machen muss. Der Wechsel von Neid zu Jones steht eben für diesen Strategiewechsel.

Ich halte die Idee dahinter auch trotz des Ausscheidens für richtig und Jones persönliche Art kommt wohl überall gut an. Bei diesem Turnier wurden aber zuviele Details vernachlässigt, wie du ja im Artikel beschrieben hast. Eventuell müsste ein Taktik-Nerd für diese Dinge in einer starken Position im Trainerteam installiert werden, Jones wirkt doch eher wie Klinsmann als wie Löw.

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koko 5. August 2017 um 11:26

Ich habe mich bei den Spielen der Deutschen häufiger gefragt, wieviel Aufholpotential im Bereich der Athletik besteht? Zum einen wirkten wirkten die deutschen Spielerinnen weniger spritzig als diverse Gegenspielerinnen (z.B. Gegentor Italien), zum anderen wirkten sie auf mich auch deutlich weniger austrainiert als z.B. Profis aus dem Männerfußball oder Siebenkämpferinnen.

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koko 5. August 2017 um 11:29

Ich hoffe, dass ich jetzt nicht doppelt poste, aber meine Frage ist erst einmal verschwunden.
Mir ging es darum, dass zumindest die deutschen Spielerinnen auf mich keinen besonders spritzigen und austrainierten Eindruck machen, z.B. beim Gegentor Italien oder im Vergleich zu Siebenkämpferinnen, die ja auch Allround-Athletinnen sind, wenn auch mit (deutlich?) weniger Ausdauerleistungen.

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savona 1. August 2017 um 18:42

Danke für diese klare und schlüssige Argumentation!

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Schorsch 31. Juli 2017 um 23:18

„zu frauenfußball ist jedes wort eines zu viel.“

Ich stimme diesem Satz in keiner Weise zu, im Gegenteil. Dennoch respektiere ich Deine Meinungsäußerung. Allerdings wundert es mich schon, dass Du Dich so ausführlich über Frauenfußball äußerst, obwohl doch Deiner Meinung nach jedes Wort über Frauenfußball zuviel sei. Niemand zwingt Dich, ein Frauenfußballspiel anzuschauen und/oder eine Analyse über dieses Spiel zu lesen.

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Spike 1. August 2017 um 18:39

Schorsch hat absolut recht. „Dazu ist jedes Wort eines zuviel“. Sprach’s und schrieb einen ganzen Aufsatz drüber.

Ja, Frauenfußball ist vom Niveau her unter dem, was man so in BuLi, CL, und anderen europäischen Topliegen geboten bekommt. Das ist weder ein Geheimnis, noch ist es sexistisch. Wenn mich aber eine Sache nicht interessiert… ja, dann schalte ich weg und damit hat’s sich. Da schreibe ich unter eine Spielanalyse keine Gedichte, warum mich das alles nicht interessiert.

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Svenner80 1. August 2017 um 11:38

Das ist keine Meinung, sondern kompletter Bullshit. Ob Frauen jetzt auf Bezirks- oder Regional-Männer-Niveau spielen, darüber kann man sicher diskutieren. Athletische Komponenten lassen wir mal außen vor, aber spielerisch und taktisch muss es irgendwo in dem Bereich angesiedelt sein.

Warum? Weil es ungefähr 1 Mio Frauen/Mädchen gibt, die in einem Verein kicken und einige 100 machen das mehrmals die Woche bzw. sogar täglich. Wenn das nicht dazu führt, dass Frau auf einem gewissen Niveau Fussball zu spielen in der Lage sind, dann bedeutete dies, dass Frauen sehr, sehr enge geistige und körperliche Grenzen bzgl. Fussball hätten.

Also, bei allem Verständnis für den Frust, den man beim Zugucken hat (und es hat ordentlich Frust gegeben, denn anstatt als Team zu wachsen, sich einzuspielen, ein System zu entwickeln, wurde es schlimmer und schlimmer): Ein bisschen zusammenreißen sollte man sich schon.

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Peda 1. August 2017 um 11:46

„ich schalte ein, sehe wirklich unterirdischen fußball und schalte wieder weg“

Pro-Tipp: einfach auch mal andere Mannschaften ansehen, nicht immer nur die eigene. 😛

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HW 1. August 2017 um 12:12

Die Sache mit Conchita Wurst verstehe ich nicht ganz. Da haben also Leute für Person A angerufen anstatt überhaupt nicht anzurufen? Und das in so großer Anzahl und quer über den Kontinent? Kann ich nicht ganz glauben. Wer wird dem beim ESC gezwungen zum Telefon zu greifen? Über die musikalischen Darbietungen kann ich nichts sagen, habe ich nicht gesehen.

Bei aller Kritik an der Qualität dieses Turniers, aber bei den Männern sehen wir auch nicht ständig das gelbe vom Ei. Egal ob nun bei einer WM/EM oder in einer „kampfbereiten“ unteren Liga. Natürlich hat uns die deutsche Männer N11 etwas verwöhnt aber die restlichen Turnierteams nicht unbedingt.

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Stefan 4. August 2017 um 10:21

Tabletten im Neandertal ausgegangen?

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felixander 31. Juli 2017 um 11:40

Ich hab bisher nur wenig gesehen.
Beim gestrigen Spiel Österreich-Spanien fiel es mir schwer, irgendwelche taktischen Muster zu erkennen. Da lief sehr viel auf 1:1-Situationen hinaus, die praktisch immer durch Glück mal für die eine mal für die andere ausging. Muss sehr kraftraubend sein.
Das Elferschießen war dafür wirklich gut. Alle Schützinnen ziemlich präzise und cool. Die Österreichische Torhüterin war fast immer in der richtigen Ecke und hat dann ja auch den entscheidenden Elfer gehalten.

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Schorsch 31. Juli 2017 um 13:57

Von den Österreicherinnen konnte man mMn keinen anderen Fußball erwarten. Das was sie können haben sie auch gezeigt und damit gegen einen spielerisch, technisch und taktisch eigentlich deutlich überlegenen Gegner über 120 Minuten ein 0:0 erreicht, wobei man durchaus sogar Chancen hatte, den dann wahrscheinlich entscheidenden Treffer zu erzielen. Insofern muss man umso mehr enttäuscht sein von der Leistung der favorisierten Spanierinnen. Dies gilt im Prinzip für alle Teams, die als Favoriten in dieses Turnier gegangen sind und spielerisch und taktisch (und teilweise auch technisch) sehr enttäuscht haben und letztlich völlig zurecht bereits ausgeschieden sind. Wenn die ‚underdogs‘ ihre Stärken in die Waagschale werfen, dann muss man von den etablierten Teams, zumal wenn sie auf Ballbesitzfußball setzen, mehr erwarten. Das was diese bisweilen gezeigt haben, war nicht nur ideen- und einfallslos, sondern regelrecht hilflos. Nichts gegen die bisherigen Leistungen der Halbfinalisten, ganz bestimmt nicht. Aber insgesamt ist dieses Turnier mMn ein Rückschritt für den Frauenfußball.

Zum Elfmeterschießen: Ja, die Schützinnen waren insgesamt sehr cool. Beeindruckt hat mich insbesondere Laura Feiersinger (Tochter des früheren BVB-Spielers). Erste Schützin und dann sicher und präzise mit einer formidablen Schusstechnik. Manuela Zinsberger war bislang nicht nur in diesem Elfmeterschießen eine positive Erscheinung als Torfrau in einem Turnier, das z.T. erschreckende Schwächen auf dieser Position bei diversen Teams zeigt. Wobei die Spanierinnen auch insgesamt etwas schwächer geschossen haben als ihre Gegnerinnen. Und ausgerechnet der schwächste Strafstoß der Österreicherinnen von Sarah Puntigam bringt dann die Entscheidung…

Im Halbfinale dürften die Däninnen favorisiert sein, chancenlos ist Österreich aber keineswegs. Schaun mer mal.

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Peda 1. August 2017 um 11:53

„Im Halbfinale dürften die Däninnen favorisiert sein, chancenlos ist Österreich aber keineswegs. Schaun mer mal.“

Der letzte Test vor der EM sagt da aber anderes:
http://ballverliebt.eu/2017/07/06/oesterreich-frauen-daenemark-em-test/

Bezüglich dem Rückschritt: die Rhythmuswechsel der Österreicherinnen wären aber auch bei den Männern eine ziemlich unangenehme und erfolgsversprechende Strategie – vor allem in den Nationalteams. Es sieht für mich also vor allem danach aus, als ob die zweite Reihe viel aufgeholt hat und die erste Reihe stagniert. Die Spitze mag also nicht so hoch sein, dafür ist das Feld deutlich breiter geworden.
Und so einen Save wie von Zinsberger gegen Frankreich habe ich jetzt auch schon ewig nicht mehr gesehen.

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Schorsch 5. August 2017 um 14:57

Meine Äußerung bezog sich auf den Eindruck, den ich aus den bis dahin stattgefundenen Turnierspielen gewonnen hatte. Das Testspiel vor der EM ging klar an Österreich, so jedenfalls die entsprechenden Kommentare (ich habe das Spiel selbst nicht gesehen). Allerdings bin ich bezüglich der Bewertung von Testspielleistungen und darauf basierenden Prognosen immer sehr vorsichtig.

Leider hat es für die Östereicherinnen nicht ganz gereicht im Halbfinale. So souverän man das Elfmeterschießen gegen Spanien gewonnen hatte, so enttäuschend war es dann diesbezüglich gegen Dänemark. Und das auch schon in der regulären Spielzeit, als Puntigam verschoss. Da konnte auch die wieder einmal überragende Zinsberger nichts ausrichten. Die Frau hat einfach im gesamten Turnier eine klasse Leistung abgeliefert.

Auf das Finale bin ich gespannt.

Dass die ‚zweite Reihe‘ viel aufgeholt hat, ist wohl so. Mein persönlicher Eindruck von der ‚ersten Reihe‘ ist allerdings doch mehr als Stagnation; für mich sieht es nach Rückschritt aus. Das Niveau dieser Teams bei den Turnieren der letzten Jahre war mMn z.T. klar höher.

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Schorsch 30. Juli 2017 um 19:49

Ich kann MR nur zustimmen. Eine Mittelfeldstruktur war im deutschen Team durchweg nicht vorhanden. Das ist sicherlich entscheidend, nur sah es bei genauer Betrachtung in Abwehr und Angriff wirklich besser aus?

Ja, die deutsche Elf hatte durchaus eine interessante strategische Spielanlage, das sehe ich auch so. Und sie hatte in der taktischen Umsetzung gravierende Probleme, ja. Dies wiederum kann mMn durchaus daran liegen, dass die Mädels mit dieser Umsetzung schlicht überfordert waren. Das betrifft sowohl erfahrenere, wie auch weniger erfahrene Spielerinnen. Eine einfachere Ausrichtung mit klaren Positionszuweisungen und energischer Korrektur von der Seitenlinie im Spielverlauf wären da aus meiner sicht hilfreicher gewesen.

Hinterher ist man immer klüger, das ist schon klar. Allerdings zogen sich die Defizite des deutschen Teams durch alle Spiele.

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HW 30. Juli 2017 um 17:23

Spielerisch gibt mir das Turnier auch nichts. Es ist eher das „Setup“, die fußball-fernen Dinge. Seltsamerweise viele „Derbys“. Der Dauertitelträger scheidet aus. Schweden mit einer erfahrenen Trainerin und einem erfahrenen Team scheitert genauso wie Deutschland mit einer unerfahrenen Trainerin und einem eher ’neuen‘ Team. Es dominiert eher der Defensivfußball, weil die Eingespieltheit im Ballbesitz oft fehlt. Es fehlen Automatismen oder wirklich mutige Strategien.
In diesem Jahr kann ein Überraschungsteam den Titel mit etwas Glück abgreifen. Die Däninnen waren auch nicht überragend, sondern glücklich (genauso wie Deutschland beim 1:0). Sie könnten schnell rausfliegen oder gegen ähnlich formschwache Gegner den Titel klauen. Natürlich sind noch nicht alle Viertelfinals durch und einige Teams scheinen besser drauf zu sein. Aber wirklich stark ist niemand.

Das Turnier gibt fußballerisch wenig. Ist aber ein Beispiel dafür seine Hausaufgaben zu machen. Ein negatives Beispiel, zugegeben. Aber diese Lehren sind es die das Turnier interessant machen. Der Reiz liegt in der Unfähigkeit und der daraus resultierenden Unberechenbarkeit. Nichts was auf Dauer Freude macht, aber es ist in gewisser Weise spannend.

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HW 30. Juli 2017 um 16:10

Ich finde dieses Turnier seltsam aber auch interessant. Das fängt mit der Auslosung an, die in der Gruppenphase etliche Nachbarschaftsduelle gebracht hat. Dann zeigt sich das Bröckeln der etablierten Nationen. Nicht einmal überraschend. Deutschland ist seit langem ein auf und ab. Auch wenn es bei den EMs immer zum Titel reichte. Schweden ist irgendwie altbacken. Andere Nationen überraschen.

Ich hoffe nur die Engländer gewinnen das Ding am Ende nicht.

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Daniel 30. Juli 2017 um 16:44

So können sich die Eindrücke unterscheiden, ich fand glaub ich noch nie ein Fußballturnier (egal ob Männer oder Frauen) so uninteressant. Ich kann mich noch erinnern, als vor ein paar Jahren Japan Weltmeister wurde und dabei in jeder Hinsicht-aber vor allem spielerisch und taktisch-voll überzeugte. Aber auch andere Nationen (USA, Brasilien) haben damals echt ansprechend gespielt. Im Vergleich zu den Männern wars natürlich langsamer, aber dennoch technisch und taktisch schöner Fußball.

Aber diese EM gibt mir wirklich gar nichts. Die Mannschaften und großteils auch die Spielerinnen haben gigantische Schwächen, insbesondere auf den Torwartpositionen wird regelmäßig Slapstick angeboten. Schwere technische Unzulänglichkeiten sind an der Tagesordnung, teilweise werden mehrere Sekunden gebraucht, um einfachste Bälle zu kontrollieren. Im taktischen Bereich spielt Dänemark eine ganz besonders uninspirierte Version des 4-4-2 und ist dennoch der Einäugige unter den Blinden. Eine konstruktive Kombination war glaub ich gar nicht dabei, stattdessen nur Kick&Rush-obwohl die offenstehenden Räume eigentlich gut zu erkennen und auch nicht übermäßig schwer zu bespielen waren. Das war heute sicherlich das letzte Spiel dieses Turniers, das ich gesehen hab. Hoffentlich wirds bei der nächsten WM durch die außereuropäischen Teilnehmer sehenswerter…

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Rosi 31. Juli 2017 um 10:18

„auf den Torwartpositionen wird regelmäßig Slapstick“ – Das ist mir auch, nicht nur gestern, besonders negativ aufgefallen.

Zur Perspektive: Richtig schlimm wird der Ausblick in die Zukunft ja, wenn sich die Trainerin danach mit einem „die Däninnen wollten den Sieg mehr als wir“ meldet. Da muss ich mich wirklich fragen, wie viel SJ vom Spiel versteht. Für mich hat sie sich damit auf taktischer und menschlicher Ebene als Bundestrainerin disqualifiziert.

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