Schafft Leipzig die Sensation- Vorschau zum Topspiel um die Herbstmeisterschaft

VS

Am Mittwochabend kommt es pünktlich zum letzten Spieltag dieses Jahres zum Topspiel zwischen dem Tabellenführer aus München und den jungen Wilden aus Leipzig. Können Ralph Hasenhüttls Pressingkünstler den Serienmeister ärgern oder sorgen Ancelottis Superstars für klare Verhältnisse vor dem Fest? Wir wagen eine Vorschau.

Personal und Formationen

Beide Mannschaften lieferten in dieser Saison wenige Überraschungen hinsichtlich der gewählten Grundformation. Die Leipziger ziehen ihr 4-2-2-2 konsequent durch und passen nur die Referenzpunkte im Pressing auf den jeweiligen Gegner an. Die Bayern haben neben dem 4-3-3 vor wenigen Wochen auch ein 4-2-3-1 etabliert. Weitere Formationen oder gar eine Abkehr von der Viererkette sind kaum zu erwarten.

Die Rasenballsportler mussten den souveränen Sieg gegen die Hertha teuer bezahlen. Mittelfeldmotor Naby Keita und Stammlinksverteidiger Marcel Halstenberg fallen höchstwahrscheinlich mit Oberschenkelverletzungen aus. Grad Keita kam zuletzt so richtig in Schwung. Sein Fehlen wäre ein riesiger Verlust. Für die beiden kommen voraussichtlich Dominik Kaiser und Benno Schmitz in die Mannschaft.

Bei den Bayern ist Arjen Robben rechtzeitig zum Gipfeltreffen fit. Carlo Ancelotti hat also in der Offensive die Qual der Wahl. Nur die Langzeitverletzten Jerome Boateng und Kingsley Coman fehlen aus dem Stammkader.

Das Leipziger Pressing – Erst Kontrolle, dann Intensität

Typische Pressingszene gegen Wolfsburg. Nach einem etwas zu weiten Pass zum Innenverteidiger macht Werner Druck. Sabitzer versperrt durch seinen Laufweg den Pass in die Tiefe und lenkt den Pass ins Zentrum, wo die restlichen Spieler eine deutliche Überzahl herstellen.

Typische Pressingszene gegen Wolfsburg. Nach einem etwas zu weiten Pass zum Innenverteidiger macht Werner Druck. Sabitzer versperrt durch seinen Laufweg den Pass in die Tiefe und lenkt den Pass ins Zentrum, wo die restlichen Spieler eine deutliche Überzahl herstellen.

Entgegen der üblichen Meinung, presst Leipzig nicht mehr wir noch unter Zorniger auf Teufel komm raus. Hasenhüttl hat ein sehr balanciertes Konstrukt geschaffen, dass erst auf Trigger gezielt Druck ausübt. So wird im Aufbau des Gegners der Sechserraum von den Stürmern, Sechsern und Flügelspielern umkreist und die Passwege in die Tiefe durch ballnahe Kompaktheit und diagonale Stellungen blockiert. Es wird erst Druck aufgebaut wenn einer der Innenverteidiger durch eine Vororientierung (Körperstellung und Blickrichtung) bzw. durch Ungenauigkeiten im Passspiel auf die ballnahe Seite festgelegt ist. Dabei ist das Ziel, am Ball eine 2 vs. 1 Überzahl zu schaffen, während der restliche Block im Zentrum die Überzahl konserviert. Die beiden Pressingspieler lassen den Passweg ins Zentrum beim Anlaufen gezielt frei. Ein Ballgewinn dort wäre noch wertvoller als am Flügel. Die ballferne Seite wird komplett aufgegeben. Durch die Vororientierung und den hohen Druck ist es quasi unmöglich, diese Freiräume zu erreichen.

Szenario 1 – Bayern im 4-2-3-1

Mit der Rückkehr Arjen Robbens ist es etwas wahrscheinlicher, dass Ancelotti erneut auf das 4-2-3-1 setzt. Er betonte zuletzt, dass dieses System der Mannschaft besser gefalle und trotz der geringeren Absicherung nicht zwangsläufig instabiler ist. Durch die geringe Präsenz im Aufbau bei höherer Flexibilität im Zwischenlinienraum ist die Spielweise für die meisten Fans sicherlich attraktiver.

Bayern im 4-2-3-1

Bayern im 4-2-3-1

Leipzigs Ziel wird es sein, zu verhindern, dass Bayern den Zwischenlinienraum ansteuern kann, um dort die Kombinationen, Dribblings und Durchbrüche zu starten. Ihr beschriebener Ansatz, das Zentrum und die Halbräume im zweiten Drittel durch eine extreme Kompaktheit und gezieltes Leiten zu kontrollieren, sollte dazu gut geeignet sein. Martinez zeigt zuletzt gegen Darmstadt seine Anfälligkeit gegen plötzliche Attacken des schnellen Hellers, was mit Topsprinter und Ballgewinnmaschine Timo Werner eher noch kritischer werden dürfte. Gegen Thiago und Vidal haben sie eine deutliche Überzahl im Zentrum, was voraussichtlich dazu führen wird, dass diese Ab- und Herauskippen, um trotzdem Präsenz im Aufbau zu zeigen und die Innenverteidiger zu entlasten. Das Zentrum als Aufbauzentrale würde komplett aufgegeben.

Das größere Problem gegen das 4-2-3-1 wäre die Gleichzahl in letzter Linie in Kombination mit den hoch eingerückten Positionen der äußeren Mittelfeldspieler Forsberg und Sabitzer. Anders als viele andere Vereine verzichtet Leipzig auf ein Auffüllen der Abwehrkette. Ähnlich wie bei Klopps Dortmund sollen diese durch hohe Kompaktheit und extremes Zusammenziehen der Ketten kompensiert werden. Gegen sehr schnelle Kombinationen und explosive Dribblings kann es auch bei Leipzig zu Lücken kommen.

Nach Ballgewinnen würde sich die hohe Präsenz der Sachsen jedoch auszahlen. Mit dem einrückenden Forsberg sowie dem ablegend zurückfallenden Poulsen könnte Leipzig hier im Umschaltmoment überladen und anschließend die Schnittstellenläufe von Werner, Poulsen und Sabitzer einsetzen.

Szenario 2 – Bayern im 4-3-3

Bayern im 4-3-3

Bayern im 4-3-3

Als Reaktion auf diese Gefahr im Umschaltmoment, könnte Ancelotti doch wieder auf das 4-3-3 setzen. Mit der zusätzlichen Absicherung durch Alonso könnte grad Vidal seine Aggressivität gegen Umschaltspieler Forsberg in die Waagschale werfen. Martinez und Hummels könnten weiter gegen zurückfallende Bewegungen von Poulsen und Werner herausrücken, was durch ein Zurückfallen Alonsos abgesichert würde.

Auch im Spielaufbau wäre das 4-3-3 ein gutes Mittel gegen das Leipziger Pressing. Die Stürmer der Rasenballsportler orientieren sich dann meist am alleinigen Sechser. Die breite Position der Achter bei gleichzeitig hoher Position der Außenverteidiger würde Forsberg und Sabitzer vor die Entscheidung stellen, durch ein Herausrücken die Kompaktheit aufzugeben oder gar absichernd zurückzufallen. Erstes wäre potenziell instabil, da sie über die Innenverteidiger überspielt werden könnten. Zweites würde das zweite Drittel öffnen und den Bayern klare Dominanz erlauben. Hielten sie die Kompaktheit, hätten sowohl die Innenverteidiger als auch die Achter die Option, kleinere Lücken mit diagonalen Pässen in den Halbraum zu den einrückenden Flügelstürmer und dem zurückfallenden Lewandowski zu spielen. Mit den hohen Außenverteidigern sind die eigenen Außenverteidiger bei hoher, eingerückter Stellung von Forsberg und Sabitzer vorerst gebunden. Demme und Kaiser wären gegen Ribery, Robben bzw. Müller sowie dem ballfern nachstoßenden Achter kurzfristig in Unterzahl, was schnelle Kombinationen nach diesen Pässen sehr gefährlich macht.

2016-12-20-wolfsburgszene2

Nach einem schnellen Seitenwechsel geht die Kompaktheit des Sechserblocks etwas verloren. Sabitzer orientiert sich zu stark am Außenverteidiger und Ilsanker kann die Lücke nicht schließen. Wolfsburg schafft es die Überzahl im Zwischenlinienraum anzuspielen, geht dann aber doch wieder auf einen Flügeldurchbruch.

Szenario 3 – Leipzig im 4-3-3-0

Leipzig im 4-3-3-0

Leipzig im 4-3-3-0

Eine interessante Alternative für die Leipziger wäre deshalb ein 4-3-3-0. Sabitzer wird etwas zurückgezogen und Demme kann seine extreme Reichweiter als zentraler Staubsauger vor der Abwehr einbringen. Dies erlaubt die Halbräume im Zwischenlinienraum besser zu kontrollieren und schnell auf Außen zu doppeln. Vorne würde mit Forsberg ein Umschaltspieler sowie mit Werner und Poulsen zwei durchschlagskräftige Tiefensprinter warten. Das Herauskippen der Achter kann klarer zugeordnet werden, die Struktur aus dem Viererblock und den zwei ballnahen Pressingspielern bleibt erhalten. Insgesamt wäre die Struktur etwas besser abgesichert, würde aber über weniger Dynamik gegen den Ball verfügen. Rangnick und Hasenhüttl müssen entscheiden, ob die zusätzliche Sicherheit die Abstriche bei einem ihrer zentralen Prinzipien rechtfertigt.Der Trigger des Pressings ist erneut das Sichtfeld, dieses Mal jedoch nach innen. Poulsen lenkt durch seinen Laufweg diagonal in den Trichter im Zentrum.

Was macht Bayern gegen den Ball?

Unter Ancelotti gibt es bei den Münchenern auch passivere Phasen gegen den Ball. Aus einem 4-1-4-1/4-5-1- (im 4-3-3) oder einem 4-4-2- (im 4-2-3-1) Mittelfeldpressing heraus, wird erst bei Bällen ins Mittelfeld Druck gemacht. Dieses Vorgehen ist gegen Leipzig tendenziell gefährlich. Zwar fehlt mit Keita der zentrale Raumüberbrücker und Nadelspieler, die Sachsen haben jedoch eine weitere Waffe parat.

Unter Hasenhüttl hat Leipzig es gelernt, aus einer ruhigen Zirkulation in einer Aufbaudreierkette blitzartig Angriffe zu starten. Dazu bleibt entweder einer der Außenverteidiger tiefer oder Demme kippt seitlich heraus. Während der Zirkulation laufen die Offensivspieler abgestimmte Wechselbewegungen ab, um Lücken zu reißen und bei langen Bällen in die Tiefe Tempovorsprünge zu besitzen. Meist weichen die Stürmer aus dem Zentrum aus bzw. fallen zurück, was durch Tiefensprints und einrückende Bewegungen der äußeren Mittelfeldspieler gegenläufig beantwortet wird. Lässt die Situation es zu, kommt entweder der Ball zum einrückenden Forsberg, zum im Halbraum aufrückenden Keita (bzw. Kaiser) oder auf die vom Flügel zurückkehrenden Stürmer in die Tiefe. Dies ist gegen die nicht so schnellen Hummels und Martinez wie auch die nicht immer gute Kompaktheit der Münchener potenziell sehr gefährlich. Die Bayern sollten also versuchen, nicht zu passiv zu sein. Grad das Fehlen von Keita macht höheres Pressing im 4-3-3 für den Rekordmeister attraktiv.

Fazit

Das Duell Bayern gegen Leipzig verspricht insbesondere bei einem 4-2-3-1 der Bayern aufregenden Tempofußball. Die Pressingresistenz von Thiago und die Durchschlagskraft der bayrischen Offensive stellen die Sachsen vor besondere Herausforderungen. Doch auch die Leipziger verfügen über die Mittel, den Bayern weh zu tun, wobei das Fehlen von Keita besonders schmerzhaft ist.

P.S.: Die Szenengrafiken sind bereits ein Vorgeschmack auf die Teamanalyse des vielleicht-Herbstmeisters RB Leipzig, die CE und ich zwischen Weihnachten und Neujahr hier veröffentlichen werden.

Ancelottis Augenbraue 23. Dezember 2016 um 16:25

Kommt noch ein Nachbericht?

Antworten

CE 23. Dezember 2016 um 17:38

Wird in der bald veröffentlichten Teamanalyse mit behandelt.

Antworten

PeterVincent 21. Dezember 2016 um 18:08

Ich erwarte Bayern im 4-2-3-1.

Carlo wird nicht die Dominanz im ZM wichtig sein,
sondern die Absicherung.

———————–Lewy——————————–
———-Ribery—————Müller——–Robben
Alaba——————————————-Lahm—
———Thiago———————–Vidal————–
———–Hummels—————–Javi—————-
————————–Neuer—————————

Antworten

TZ 23. Dezember 2016 um 18:14

So haben sie gespielt:
———————–Lewy——————————–
———Costa———Thiago——–Robben——
—————Alsonso———–Vidal—————
Alaba——————————————-Lahm—
———–Hummels—————–Javi—————-
————————–Neuer—————————

Antworten

moris1610 21. Dezember 2016 um 16:02

Ich würde ja sehr gerne Kimmich im Mittelfeld neben Thiago sehen, von Szenario 1 ausgehend. Alonso und Vidal sind mir da beide zu langsam gegen das Anlaufen der Leipziger. Nur ich befürchte das Ancelotti auch wieder den klassisch konservativen Weg ohne Kimmich wählt. Vidal und Alonso beide in der Startaufstellung halte ich gegen Leipzig für sehr gefährlich.

Antworten

gs 22. Dezember 2016 um 09:43

„Vidal und Alonso beide in der Startaufstellung halte ich gegen Leipzig für sehr gefährlich.“

Habe ich vor dem Spiel genauso gesehen.
Das unterscheidet dann halt einen alten Trainerfuchs von uns Amateur-kommentierern; die beiden scheinbaren Schwachpunkte waren zusammen mit Thiago an unerwarteter Stelle hinter den Spitzen der Schlüssel zum Erfolg …

Antworten

FAB 21. Dezember 2016 um 14:50

Der Ausfall von Keita wäre schon extrem schade, obwohl seine Stärke (besonders in den Ballbesitzphasen) gegen die Bayern nicht so sehr benötigt wird wie sonst.
Gegen die Bayern kann sich RBL eigentlich auf die Umschaltaktionen konzentrieren und dürfte eher selten in die Ballbesitzrolle gedrängt werden.
Eine Umstellung auf ein 433 fände ich aber falsch. Gerade durch das 4222 und dem teilweise sehr offensiven Pressen von Sabitzer, kann Forsberg immer wieder abtauchen und bei Ballgewinn für die gefährlichen Umschaltmomente sorgen, was ja eine der wichtigen Waffen Leipzigs ist.
Gerade dieses unglaublich fluide 4er Offensiv-Gespann: Forsberg,Poulsen,Werner,Sabitzer ist ja das Prunkstück vom RBL. Es in der Struktur zu verändern wäre falsch.
Auf den außen muss RBL im Prinzip zocken. Ribery kann mit viel Platz im seitlichem Halbfeld, aufgrund seiner mangelnden strategischen Fähigkeiten, sowieso meist nichts anfangen und bis er auf dem Strafraum zuläuft, sollte der Raum eng genug zugeschoben sein. Robben dürfte da deutlich mehr Probleme machen. Ein Kniff von Ancelotti könnte dabei sein, Kimmich als Rechtsverteidiger aufzustellen, um noch mehr Präsenz auf rechts außen zu bekommen. Lahm neben Thiago auf der Doppel-6.
Falls Lahm auf der rechten Seite bleibt, dürften seine „Laufduelle“ mit Timo Werner sehr interessant werden, wie es sowieso interessant sein dürfte, was sich Ancelotti zu den Leipziger Schnellangriffen ausdenkt, die man eigentlich kaum im Ansatz stoppen kann. Evtl. lässt er Müller draußen, um im 433 zu spielen und erteilt Alonso die Sonderaufgabe Forsberg in diesen Situationen zu stören.
So würde ich die Aufstellung der Bayern vermuten:
Neuer-Kimmich,Martinez,Hummels,Alaba-Alonso,Lahm,Thiago-Robben,Ribbery,Lewandowski
Insgesamt tippe ich auf ein sehr gutes, hochintensives Spiel mit ausgeglichenem Chancenverhältnis.

Antworten

DrKlenk 20. Dezember 2016 um 18:47

Wie würden denn nach getriggertem Pressing die weiteren Abläufe im 4-3-3-0 von Leipzig aussehen? Wer würde am besten wie rausrücken und wie wurde wohin gelenkt werden?

Antworten

TW 20. Dezember 2016 um 20:50

Die Idee wäre es, durch eine extreme Kompaktheit über dem Zentrum und den Halbräumen die Sechser und Achter zurückfallen zu lassen, um dann die Verbindungen nach vorne zu kappen. Der neue Trigger wäre ein in die Kompaktheit gerichtetes Sichtfeld. Daraus lässt sich auch gut eine Pressingfalle um Alonso aufbauen, der von der Seite angespielt wird, um dann aus der Tiefe heraus dynamisch im Rücken attackiert zu werden.

Antworten

JayJay 20. Dezember 2016 um 18:22

Ui, das macht richtig hungrig, um mal den fantastischen Clip „Antony Sabini“ von Badesalz zu zitieren. Schön, dass es mal wieder eine Vorschau gibt.

Habe drei kurze Fragen: Du schreibst, dass sich Rangnik und Hasenhüttl ein Stück weit zwischen Prinzipientreue und Stabilität entscheiden müssen. Inwiefern könnte eine mangelnde Flexibilität in der Spielanlage noch zu einem Leipziger Problem in dieser Saison werden? Und inwieweit lässt sich erkennen, dass Rangnik in solche Fragen involviert ist? Meinedritte Frage wäre, inwiefern du es aus Leipziger Sicht für sinnvoll erachtest, sich Alsonso (vorausgesetzt er spielt) als „Pressingopfer“ auszusuchen? Wie du erläutert hast, setzt man ja bevorzugt auf Ballgewinne im gegnerischen Sechserraum und mMn hat Alonso hier durchaus schon öfters Schwächen gezeigt.

Antworten

TW 20. Dezember 2016 um 20:06

Das ist ja eine bekannte Diskussion – Flexibilität gegen Eingespieltheit. Grundsätzlich ist es wichtig, klare Prinzipien zu haben. Die Details der Philosophie der Red Bull Fußballschule sind ein gut gehütetes Geheimnis, das auf intensiven Studium der Entwicklung im Fußball und datenintensiven Analysen basiert. Es handelt sich also um Ideen, die grundsätzlich erfolgsversprechend sind. Im Detail ist Leipzig ja durchaus in der Lage anzupassen.

Rangnick ist Sportdirektor und enger Gesprächspartner Hasenhüttls. Siehe z. B. hier.

Leipzigs Pressing besitzt üblicherweise mehr als ein Opfer. Erst den Innenverteidiger, dann den Außenverteidiger und am Ende dann einen der Sechser. Um Alonso gezielt zum Opfer zu machen, müssten sie ihr Pressing schon ziemlich umstellen. Mit dem 4-3-3-0 wäre es aber tendenziell möglich, Alonso zum Abkippen zu bewegen und dann zentral zu isolieren.

Antworten

DrKlenk 20. Dezember 2016 um 20:53

Alonso ist andererseits aber auch durchaus in der Lage, mit direkt Schnittstellenpässen gegnerische Linien zu überspielen und damit die 3-4 offensiven Spieler ins Spiel zu bringen.

Antworten

studdi 21. Dezember 2016 um 09:52

Diese Datenanalyse von RB Leipzig würde mich ja mal tierisch interessieren. Ralf Rangnick betont ja immer das man innerhalb weniger Sekunden zum Abschluss kommen muss sonst sei der Gegner zu gut Organisiert. Das macht ja auch wirklich sinn und man sieht ja auch das es Erfolg bringt was mich jedoch sehr stutzig macht ist dann seine aussage in einem Interview mit der SZ. Dort sagt er Deutschland hatte im Halbfinale der EM gegen Frankreich im schnitt Ballbesitz Zeiten von 22 Sekunden deshalb wäre es fast unmöglich gewesen Tore zu Erzielen, da dies zu lang sei.
Mich würde ja interessieren wie lang die Ballbesitz Zeiten von Guardiolas Mannschaften sind oder erzielen die dann Ihre Tore doch meist nur nach Gegenpressing Situationen nachdem Sie den Gegner hinten rein gedrückt haben? Oder werden diese Mannschaften in der RB Analyse außen vor gelassen? Theoretisch müsste man bei Analysen über Erfolgreichen Fußball der letzten Jahre immer auf Mannschaften von Guardiola stoßen?

Antworten

Peda 21. Dezember 2016 um 11:40

Also mein Verhältnis zu Ralf Rangnick ist in der Hinsicht sehr ambivalent.

Einerseits versteht er sehr viel vom Fußball, sonst würde seine Idee davon nicht so erfolgreich sein. Daher gehe ich auch davon aus, dass ihm die Komplexität dieses Sports sehr bewusst ist (je mehr man über eine Sache weiß, desto eher versteht erst man wie wenig man wirklich darüber weiß). Seine Mannschaften in Hoffenheim, Salzburg und Leipzig waren zum Teil und im Detail ja doch sehr verschieden und keine Abziehbilder.
Andererseits gibt er sich dann öffentlich oft so, als hielte er den Stein der Weisen in der Hand, als gäbe es die eine richtige Art Fußball zu spielen. Wie zum Beispiel die Antwort zur deutschen Nationalmannschaft. Die Antwort war möglicherweise durch die Fragestellung (und fehlendes Nachhaken) legitimiert, aber eine solche Simplifizierung ist eigentlich lächerlich.

Zur Datenanalyse: davon wird man aus gutem Grund öffentlich nicht viel erfahren, aber vielleicht kann sich RM ja einmal zu unverfänglichen Einblicken hinreißen lassen. 😉

Antworten

Hannes 21. Dezember 2016 um 23:33

Da würde mich ja auch Rangnicks Analyse zum Spiel der spanischen Nationalmannschaft interessieren. Scherzhaft habe ich immer gesagt, dass die ihre Gegner halt so lange mit aggressiven Querpässen einlullen, bis diese einfach einschlafen. 😉
Aber im Ernst gewinnt man so natürlich keine EM, keine WM und dann nochmal eine EM. Und Rangnick wird doch wohl kaum erzählen wollen, dass die Spanier nur auf’s Umschaltspiel gesetzt hätten… überhaupt, wäre seine Meinung vom Fußball die einzig wahre, müsste man sich ja schon fragen, wieso nicht alle Mannschaften freiwillig auf den Ballbesitz verzichten. Dürfte ziemlich langweillig anzuschauen sein…
Aber vielleicht wurden seine Zitate auch nur falsch wiedergegeben, ist ja auch möglich. Denn dass der Mann Ahnung von Fußball hat, hat er ja schon unter Beweis gestellt.

Antworten

rb 22. Dezember 2016 um 09:08

Zur spanischen Mannschaft ist aber ja tatsächlich zu sagen, dass sie die Titel nicht wegen ihrer besonders hohen Torquote gewonnen haben, sondern vor allem wegen der überragend geringen Gegentorquote: Quasi haben sie ja aber dem EM-Finale 2008 und dem EM-Finale 2012 ja jedes Spiel mit 1:0 gewonnen,
These: Rangnicks Aussage bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit des eigenen Torerfolgs. Er nimmt nicht ausdrücklich Stellung gegen die defensiven Vorzüge des Ballbesitzspiels.

Antworten

Daniel 20. Dezember 2016 um 17:29

Der für Pressing extrem anfällige Alonso wäre in meinen Augen gegen eine Mannschaft wie Leipzig das Todesurteil für Bayern. Leipzig überlädt den gegnerischen Sechserraum und versucht die Spieler dort unter Druck zu setzen, damit hatte Alonso schon große Probleme bevor er aus Altersgründen nachgelassen hat. Leipzig müsste nur ihr Standardprogramm abspulen und warten, bis Alonso einen seiner legendären Aussetzer fabriziert.
Selbst wenn Alonso entgegen der Erwartung keinen Bock schießen würde, hätte man zentral defensiv mit Martinez, Hummels und Alonso drei langsame bis sehr langsamen Spieler, das würde über 90 Minuten keinesfalls gut gehen.

Wenn man das 4-3-3 spielt, müssen in meinen Augen Lahm oder noch besser Kimmich eine der 8-er Positionen besetzen und der pressingresistente und dynamische Thiago die 6. Wobei ich trotzdem die 4-2-3-1- Variante für deutlich besser halte. Ob Leipzig die Angriffswucht der 4 bayrischen Weltklasseangreifer 90 Minuten kontrollieren kann, bezweifel ich doch stark. Zumal diese nach schnellen Kombinationen quasi Mann gegen Mann gegen die Leipziger Hintermannschaft spielen würden.

Antworten

Luk 21. Dezember 2016 um 11:14

Hummels langsamer Spieler? Der ist doch ne Rakete. Hatte der nicht bei der letzten WM die zweitschnellste gemessene Zeit aller Spieler oder sowas?

Antworten

tobit 21. Dezember 2016 um 13:01

Die Endgeschwindigkeit ist letztlich nicht so wichtig, da die eh nur sehr selten wirklich zum Tragen kommt, es geht vielmehr um die Beschleunigung auf den ersten 5-15 m – die ist bei Hummels schon echt schwach. Bei den Endgeschwindigkeiten geht es ja auch immer nur um 3-4 km/h Unterschied.

Antworten

Koom 21. Dezember 2016 um 14:46

Kann aber auch täuschen. Gerade IVs werden da gerne unterschätzt. Hummels und Martinez sind sicherlich nicht sonderlich langsamer oder spritziger als Boateng, da täuscht mehr die Körpergröße und Körperbau.

Antworten

Daniel 21. Dezember 2016 um 15:24

Wie soll die Körpergröße täuschen, die sind doch nahezu gleich groß (Boateng 1,92; Hummels 1,91; Martinez 1,90)? Ich will Hummels und Martinez keinesfalls schlecht reden, beide haben fantastische Qualitäten. Aber dass beide für Weltklasse IV recht schwach im Antritt und wenig spritzig sind, kann man mMn nicht ernsthaft bestreiten…

Antworten

CHR4 22. Dezember 2016 um 04:01

möchte da den Fokus von hoher Endgeschwindikeit und Beschleunigung noch etwas erweitern:

1. es geht auch um die Wendigkeit! sprich Richtungswechsel, schnelle Drehungen, diese wieder abstoppen und in die andere Richtung drehen … hierbei haben große, „schwerere“ Spieler rein physikalisch durch ihr höheres Drehmoment immer einen Nachteil gegenüber kleinen, leichteren

Boateng kann so schnell sein wie er will, wenn Messi nen Haken schlägt, kann er einfach nix machen (und sieht dann etwas unglücklich aus) – solche 1:1 Missmatches darf man einfach nicht enstehenn lassen – man verlangt ja auch nicht, dass Lahm die Kopfballduelle gegen CR7 oder Auba gewinnt …

2. es geht auch immer um Handlungsschnelligkeit: wenn ich eine Situation besser antizipieren kann, kann ich auch ohne schneller zu laufen, schneller an der richtigen Stelle sein oder drehe mich erst gar nicht in die falsche Richtung

Schreibe einen Kommentar zu Hannes Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*