BVB zündet in der Autostadt den Turbo

1:5

Was für eine Woche für Borussia Dortmund: 6:0 in Warschau, 6:0 gegen Darmstadt – und dann bekommt auch noch der ambitionierte VfL Wolfsburg fünf Stück. Mehr geht nicht, oder?

grundformationen

Die Grundformationen zu Beginn

Beim Gastspiel in Niedersachsen nahm Thomas Tuchel im Vergleich zum letzten Spiel vier Veränderungen an der Startelf vor, die von der grundsätzlichen Ausrichtung jedoch ähnlich blieb. Nachdem zu Saisonbeginn häufiger einmal auf ein 4-2-3-1 zurückgegriffen wurde, formiert sich der BVB nunmehr klar im 4-1-4-1. Eine entscheidende Rolle nimmt hierbei neben Sechser Weigl Neuzugang Raphael Guerreiro ein, von dem sein Trainer sagt: „Er ist viel zu gut, um auf eine Position festgelegt zu werden. Das haben wir sehr schnell gemerkt“. Dieses Mal begann er neben Mario Götze auf der linken Achterposition. Die Viererkette dahinter rekrutierte sich aus Kapitän Schmelzer, Bartra (ab der 12. Minute Ginter), Sokratis und Piszczek. Die offensiven Flügelpositionen wurden erneut von Dembelé und Pulisic bekleidet, während Aubameyang im Sturmzentrum zurückkehrte.

Der VfL Wolfsburg experimentierte in der Vorbereitung noch mit einem 3-2-4-1, kehrte mit Start der Bundesliga-Saison aber schnell zum üblichen 4-2-3-1 zurück. Koen Casteels ist die neue Nummer 1 im Tor. Die Viererkette besteht aus den beiden neuen und doch altbekannten Innenverteidigern Wollscheid und Bruma, die von Rodriguez sowie Vierinha flankiert werden. In Abwesenheit von Luiz Gustavo bilden die beiden (ehemaligen) Junioren-Nationalspieler Arnold und Gerhardt die Doppelsechs. Für das Spiel gegen den BVB kam Bruno Henrique auf Linksaußen in die Startelf, in der Kuba, Draxler und Everybody’s Darling Mario Gomez ohnehin schon standen.

Mann, oh Mann.

Es sollte auf beiden Seiten ein Spiel der Mannorientierungen werden in der Volkswagen-Arena. Beim BVB presste Aubameyang in vorderster Front. Entweder lief er einen der Innenverteidiger im Bogen an oder orientierte sich lose an ihm. Der Pass zum jeweiligen Pendant wurde dann von Götze oder Guerreiro belauert, die im Moment des Abspiels nach vorne rückten und 4-1-3-2/4-4-2-Staffelungen erzeugten. Unter derartigem Druck spielte der VfL in der Anfangsphase meist direkt lang nach vorne oder gab den Ball auf den Außenverteidiger weiter, der wiederum vom Flügelspieler der Borussen angelaufen wurde.

Zu Beginn sah man in diesen Situationen ein paar Mal, dass Pulisic als ballferner Flügelspieler etwa auf der Höhe von Weigl blieb und die Viererreihe von Dembelé zu ihm sich diagonal erstreckte. Dies war später nicht mehr der Fall. Ebenso gab es im Vergleich zu den vorangegangenen Spielen weniger Situationen bei denen der ballferne Achter weit zur gegenüberliegenden Seite mitschob – eine Folge der Mannorientierung auf den dortigen Sechser der Wolfsburger. Dessen Bewegungen konnten aus BVB-Sicht auch nach vorne verfolgt werden, woraus sich bei zentralerem Aufbau Wolfsburgs situativ wiederum Staffelungen im 4-3-2-1 oder 4-3-1-2 ergaben.

Problematischer wurde das Verfolgen direkter Gegenspieler im Laufe der Zeit am Flügel. Auf diese Herangehensweise stellte sich Wolfsburg mit zunehmender Spielzeit immer besser ein und konnte den BVB in flache Defensivstaffelungen zurückdrängen. Zusätzlich hatten die Achter, nachdem sie zunächst relativ hoch anliefen, einen weiten Weg nach hinten zurückzulegen, wodurch Räume im Zentrum nicht schnell genug geschlossen werden konnten. Gerade auf der vom VfL fokussierten rechten Seite ergaben sich häufig Zuordnungsschwierigkeiten: Während Schmelzer seinen langjährigen Weggefährten Kuba in Extremfällen bis zum Mittelkreis verfolgte, wusste Dembelé nicht immer etwas mit den Bewegungen Vierinhas anzufangen. Dabei spielte auch der ehemalige Schalker Julian Draxler eine wichtige Rolle.

Schmelzer lässt sich von Kuba aus der Kette ziehen. Vierinha startet im Rücken von Dembelé in die offene Schnittstelle.

Schmelzer lässt sich von Kuba aus der Kette ziehen. Vierinha startet im Rücken von Dembelé in die offene Schnittstelle.

So was wie ein Zehner

Nominell startete er hinter dem pendelnden und immer wieder einmal zurückfallenden Gomez im offensiven Mittelfeld, wich jedoch in verschiedene Bereiche aus und hielt sich kaum an diesen Grundraum. In der ersten Halbzeit rochierte er vor allem nach rechts. Entweder ganz nach außen, woraufhin Kuba seine eigentliche Position teilweise fest für mehrere Minuten einnahm oder eher in den Halbraum, was in der Regel mit einem Vorrücken Gerhardts auf der gegenüberliegenden Seite verbunden wurde und zu 4-3-3-artigen Strukturen führte.

Ebenso konnte Draxler sich vorne zu Gomez gesellen und die Innenverteidigung der Gäste beschäftigen. Diese Rolle passte insgesamt gut zum Profil des Nationalspielers und trug zu Überladungen beziehungsweise Überladungsansätzen der Wölfe bei. Deren Spielanlage gestaltete sich nicht nur deswegen gewohnt weiträumig: Auch die beiden Sechser, allen voran Gerhardt, bewegten sich viel nach Außen oder in höhere Zonen. Arnold blieb demgegenüber bei der Spieleröffnung häufig tiefer.

Bei dieser behielt die Mannschaft von Dieter Hecking, gerade nach der unglücklichen Anfangsphase, die Ruhe und fand häufig genug Anspielstationen, um die Ballzirkulation am Leben zu halten. Dabei zeigte sich die mannschaftliche Struktur in ihrer Gesamtheit wie üblich gar nicht allzu verbunden oder ausgefeilt, war aber eben mit zweckmäßigen kleineren Abläufen und Bewegungen versehen.

Häufig konnten Situationen beispielsweise über ein geschicktes Anbieten des ballfernen Innenverteidigers gelöst werden oder die Außenverteidiger zogen schon in der eigenen Hälfte mit Ball am Fuß nach innen, während etwa die Sechser in den so freigezogenen Raum gehen konnten und das Spiel über die insgesamt guten Bewegungen am Flügel fortsetzten. Im weiteren Verlauf gab es schließlich auch Phasen höherer Zentrumskontrolle, welche gegen die dort häufiger einmal fehlende BVB-Präsenz vor allem wiederum zur Vorbereitung von Flügeldurchbrüchen genutzt wurde.

Ein neuer Vollgasfußball?

Dass trotz dieser eigentlich vielversprechenden Ansätze am Ende so eine klare Niederlage stand, hatte neben dem mangelnden Glück im Abschluss und der „Spielgeschichte“ an sich aus taktischer Sicht vor allem mit dem Auftritt gegen den Ball zu tun. Hier setzten die Wolfsburger auf das altbewährte, ebenfalls sehr mannorientierte, 4-4-2. Bei dieser Herangehensweise kann man im Idealfall zwar schnell Druck auf etwaige Passempfänger erzeugen, hat jedoch einen Bewegungsnachteil, der zu einer insgesamt eher reaktiven Ausrichtung beiträgt.

Das 1:0: Bartra dribbelt an und wird nicht unter Druck gesetzt. Der situativ tiefe Draxler belibt passv. Guerreiro kann sich aus seinem Rücken in die offene Schnittstelle lösen und wird angespielt.

Das 1:0: Bartra dribbelt an und wird nicht unter Druck gesetzt. Der situativ tiefe Draxler belibt passiv. Guerreiro kann sich aus seinem Rücken in die offene Schnittstelle lösen und wird angespielt.

Geht es gegen Spieler wie Dembelé, Aubameyang und Co., so ergibt sich zusätzlich ein Dynamiknachteil. In Verbindung mit der wenig kollektiven Ausrichtung kommt es vergleichsweise einfach zu eher simplen Durchbrüchen (2:0 – charakteristisches Fallenlassen von Aubameyang beim Einwurf reicht, um Zuordnungsschwierigkeiten zu provozieren). Vor allem wenn diese, wie beim BVB, anständig vorbereitet werden.

Hierfür war einmal mehr Julian Weigl von zentraler Bedeutung. Draxler orientierte sich zwar zunächst an ihm, lief jedoch immer wieder einen der Innenverteidiger an, wenn er an den Ball kam. In diesen Situationen löste sich Weigl geschickt aus dem Deckungsschatten und erzeugte eine neue Verbindung für das Dortmunder Spiel. Außerdem konnte er sich so zwischen Gomez und Draxler positionieren, dass eine Zuordnung kaum mehr möglich war oder er ließ sich gänzlich zwischen die Innenverteidiger fallen, um sie herauszulocken. Kurzum: Er sorgte für Struktur im Dortmunder Spiel und ermöglichte dadurch ein Bespielen des Raumes vor den beiden Wolfsburger Sechsern.

Diese standen allzu häufig vor der Wahl: Herausrücken, Gegenspieler verfolgen oder tiefer im Raum bleiben? Für jeden der drei Fälle gab es gerade von den Achtern Götze und Guerreiro entsprechende Verhaltensweisen zu sehen. Entweder zogen sie nach Außen und provozierten eine Verfolgung, die Raum im Zentrum öffnete oder mit dem angesprochenen Dynamikvorteil für ein direktes Spiel in die Tiefe sorgte, wofür insbesondere der Portugiese prädestiniert ist. Entschied sich der jeweilige Sechser dazu, im Raum zu bleiben, konnte sich der Dortmunder Achter den Ball knapp hinter der ersten Pressinglinie holen oder eine Position im Zwischenlinienraum einnehmen und so das Andribbeln eines Innenverteidigers ermöglichen. Dieses provoziert wiederum eine Reaktion (Herausrücken), die durch entsprechende Bewegung im Rücken des Verteidigers zunichtegemacht werden konnte.

Gueirrero zieht nach außen und wird von Arnold verfolgt. Der rote Raum im Zentrum öffnet sich.

Gueirrero zieht nach außen und wird von Arnold verfolgt. Der rote Raum im Zentrum öffnet sich.

Gegen ein situativ höheres Anlaufen des VfL zeigte Bürki sich zudem von seiner besten Seite und traf auch unter Druck gute Entscheidungen – ganz zu schweigen von seinen überragenden Paraden. Dembelé bewegte sich vor allem zum Ende des ersten Abschnitts häufiger in den offenen Halbraum, während Aubameyang seinerseits in offene Räume zurückfallen konnte. Dies wurde durch eine dann höhere Position des ballfernen Achters entsprechend balanciert.

Zusätzlich tauschten Götze und Guerreiro immer wieder die Positionen beziehungsweise unterstützten mit in Ballnähe. Der ehemalige Münchener zeigte sich dabei etwas kleinräumiger als sein Gegenüber, was für eine durchaus interessante Mischung sorgte. Insgesamt gestaltete sich auch die Spielanlage des BVB dennoch eher weiträumig. Die Außenverteidiger blieben symmetrisch recht tief vor der Mittellinie und schoben dann bei höherem Ballbesitz entsprechend mit, um beispielsweise auch einmal innen zu überlaufen.

Guerreiro bindet Arnold. Ginter findet nach kurzem Andribbeln Dembelé im Halbraum.

Guerreiro bindet Arnold. Ginter findet nach kurzem Andribbeln Dembelé im Halbraum.

Gerade Schmelzer positionierte sich in derlei Momenten zudem grundsätzlich etwas enger, um besseren Zugriff im Gegenpressing zu erzeugen. Dieses war aufgrund der mannschaftlichen Struktur nicht auf dem gewohnt hohen Niveau. Der Zehnerraum bleib zu häufig unbesetzt. Der Fokus auf Spiel in die Tiefe sorgte für einige Momente, in denen Wolfsburg den Ball gewann, als schon zu viele Spieler aus Dortmunder Sicht vor dem Ball waren. Insgesamt fehlte es, wie auch gegen den Ball, an der nötigen Kompaktheit.

Die zweite Halbzeit: Gezockt und gewonnen

Beide Trainer nahmen zur Pause Wechsel vor, blieben jedoch ihren Grundformationen treu. Bei den Wölfen kamen Didavi und Seguin für Henrique und Arnold. Ersterer nahm die Position des Zehners ein, während Draxler auf die linke Seite rückte. Seguin spielte wie sein Vorgänger als Sechser neben Gerhardt. Thomas Tuchel brachte derweil Castro für Pulisic, dessen Position Dembelé übernahm. Guerreiro ging nach Linksaußen, Götze nach halblinks, Castro logischerweise nach halbrechts.

Bei den Wölfen ergab sich durch die veränderte Position von Draxler eine etwas andere Dynamik (Draxler zieht nach innen, Gerhardt weicht aus) mit höherem Fokus auf links, wenngleich die grundsätzliche Ausrichtung ähnlich blieb. Insgesamt wurde das Risiko erhöht und die Zonen im und um den Strafraum herum mit mehr Spielern besetzt.

Castro sorgte beim BVB im Zusammenspiel mit Götze und durch seine Präsenz in Ballbesitz für eine etwas geordnetere Spielanlage in höheren Zonen. Was jedoch wirklich spielentscheidend war: Dembelé blieb im Pressing zumeist auf einer Höhe mit Aubameyang, wodurch sich ein leicht verschobenes 4-4-2 ergab. Dadurch, dass Guerreiro im Gegenzug klar tiefer blieb, kam es auch zu Staffelungen mit Fünferkette (5-3-2) oder im höheren Pressing zu asymmetrischen 4-2-3-1-Formationen, bei denen die tiefe rechte Seite frei blieb. Castro schob gegen den Ball nach Außen, Götze musste an der Seite von Weigl den Sechserraum abdecken.

Auch wenn Dortmund nach hinten gedrückt wurde, blieb Dembelé meist hoch und lauerte auf Konter. Dies hatte ambivalente Folgen: Einerseits fiel es dem BVB bei immer noch problematischer Flügelverteidigung merklich schwerer, die zentralen Bereiche zu kontrollieren. Wolfsburg erzielte das 1:2 und kam dem Ausgleich bedenklich nahe. Andererseits sorgte genau dieses „Zocken“ im Zusammenspiel mit desolater Restverteidigung der Wölfe für den entscheidenden Treffer zum 1:3. Ab hier übernehmen die Experten aus dem Bereich der psychologischen Analyse.

Fazit

Nach 17 Toren bei nur einem Gegentor in 3 Spielen könnte man eigentlich überschwänglich werden. Genauso gut lässt sich aber auch abwarten, wie stabil das gesamte Konstrukt bei Borussia Dortmund schon ist. Gerade bei diesem Auftritt kamen einige glückliche Faktoren gegen einen eigentlich ebenbürtigen Gegner hinzu, mit denen man auf Dauer nicht rechnen sollte.

Das blanke Gegenteil gilt für den VfL Wolfsburg, der es schon gegen Hoffenheim verpasste, aus vielen großen bis riesigen Torchancen tatsächlich Zählbares herauszuholen. Hier sollte man gleichfalls nichts überstürzen, obwohl es zumindest im Pressing großen Verbesserungsbedarf gibt. War jetzt aber auch erst der vierte Spieltag, Leute.

JH 22. September 2016 um 10:37

Fand einen Kommentar von Schmelzer ganz interessant. Er meinte, dass sie zur Halbzeit „umstellten“ (vermutlich meinte er taktisch). Und als es dann nicht lief, stellten sie nach dem 2:1 wieder zurük und erzielten das 3:1.
Kann jemand erläutern, was da um- und zurückgestellt wurde?

Und dass Dembele null Ausdauer hat, sollte inzwischen jedem klar sein. Nicht nur seine fehlende Präsenz und Laufbereitschaft, sondern auch seine gefühlte Fehlpassquote von 80% in der 2. Hz. Für mich unverständlich, warum er bei so einem engen Spielstand mit diesen Defiziten auf dem Platz bleibt.

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mba123 22. September 2016 um 11:39

Dembeles Passquote in der ersten Halbzeit betrug 61,5 %; in der zweiten Hälfte 70,5 %, falls ich mich nicht verzählt habe (Quelle squawka).
Auch andere Statistiken sehen im Vergleich der Halbzeiten ganz gut aus (nicht zu vergessen das Tor). Dass Dembele nicht zur Halbzeit ausgewechselt wurde, ist nach den Statistiken zumindest in Ordnung gewesen.
Später hätte Tuchel ihn bestimmt gerne ausgewechselt. Aber durch die Verletzung von Bartra, konnte Tuchel nur Götze oder Dembele auswechseln.

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JH 22. September 2016 um 12:36

Interessant, wie mich mein Einduck da täuscht. Wenn er auf dem rechten Flügel den Ball bekommen hat, hatte ich das Gefühl, dass kein Pass mehr angekommen ist.

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Handtuch 22. September 2016 um 10:32

Das der BVB nicht den Ausgleich kassiert hat würde ich nicht nur als Glück bezeichnen, Bürki hatte auch einen ganzen starken Tag und viele Torchancen vereitelt. Man stelle sich vor, man würde einen Bayern Sieb als Glück bezeichnen, nur weil Neuer alles hält. 😉

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Handtuch 22. September 2016 um 10:33

soll „Bayern Sieg“ heißen 😉

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mba123 22. September 2016 um 14:10

Nach dem Expected Goal Modell von Michael Caley wäre das zu erwartende Ergebnis 2,1 : 2,3 gewesen.
Einzelne Spieler können das Expected Goal Modell zwar leicht outperformen, aber nicht in dem Maße, dass man bei ähnlicher Chancenverteilung wieder einen klaren Sieg für den BVB erwarten würde.

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Dr. Acula 21. September 2016 um 17:35

danke für deine analyse. bringt etwas ordnung in die derzeit überschwängliche betrachtung des BVBs.
plant jemand von euch autoren eine vorschau zu real – dortmund. finde das fast interessanter als bayern – atletico. würde es sehr begrüßen, wenn sich einer erbarmt.
PS: „Diese standen allzu häufig vor der Wahl: Herausrücken, Gegenspieler verfolgen oder tiefer im Raum bleiben?“ genau vor diesem problem stand auch metzelder bei der einführung der falschen neun 😉 fand es nur witzig, dass es fast exakt die selbe wortwahl ist wie in einer der analysen über peps barca hier auf SV.
grüße

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Koom 21. September 2016 um 15:13

Danke für die Analyse. Das bringt mehr Einblicke als der Blick aufs Ergebnis.

Dortmund bleibt hochinteressant – aber auch noch auf der Suche nach der Stammstruktur. Momentan setzt man scheinbar viel auf Powerfußball mit hohem Tempo, hat dafür natürlich auch das passende Arsenal. Guerreiro scheint eine Hammerverpflichtung zu sein, er sorgt für viel Struktur und Stabilität – auch wenn er seinen endgültigen Platz sicher noch finden muss.

Das scheint generell noch eine große Aufgabe zu werden: Weigl scheint mir aktuell am Stärksten, wenn er alleiniger 6er spielen darf. Fuchst ihm insbesondere im defensiven Teil jemand noch mit rum, verliert er erheblich an Wirkung. Das kann man aber auch noch schulen, Weigl ist ja noch recht jung. Könnte mir vorstellen, dass er und Castro oder Guerreiro über die Saison hinweg eine Art Doppelsechs bilden. Beide scheinen mir spielintelligent genug zu sein, um Weigl nicht zu schwächen und selbst auf dieser Position defensiv wie offensiv helfen zu können.

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FAB 21. September 2016 um 16:40

Ich glaube dass Guerreiro seinen Platz nun auf der 8 gefunden hat. Potentiell einer der Starspieler im neuen BVB System.
Allerdings beschreibt ES ganz richtig, dass noch taktischer Verbesserungsbedarf besteht. Bei Götze meine ich gesehen zu haben, dass er sich bisweilen schon viel tiefer in das Aufbauspiel eingebracht hat. Das fände ich sehr richtig, denn aus meiner Sicht hat er das Potential ein wenig in die Gündogan Rolle zu schlüpfen, dazu muss er aber weiter an sich arbeiten und die Intensität in seinem Spiel weiter erhöhen. Eine Doppel-8 Guerreiro / Götze halte ich potentiell für extrem stark!. Davon abgesehen gibt es auch bei Dembele in taktischer Hinsicht natürlich noch sehr viel Verbesserungsbedarf.
Zu Wolfsburg: Trotz des hohen Offensivpotentials, gehört das Innenverteiderpärchen wohl zu den schlechteren in der Bundesliga. Klar hat das der BVB sehr schnell gespielt, aber Stellungsspiel, Abstände, Bewegungsablauf auch in Verbindung mit der Doppelsechs hat häufig überhaupt nicht gepasst. So kam dann auch das zu hohe Ergebnis zustande. Für Wolfsburg bleibt also nur auf Luiz Gustavo zuhoffen. Der BVB hat zwar, wie von ES beschrieben, Wolfsburg phasenweise die Kontrolle überlassen, aber wirklich bedrohlich sah das zu keiner Zeit aus. In dem Moment in dem der BVB wieder mehr Tempo gegangen ist, konnte man Wolfsburg wieder sehr leicht zurückdrängen. Insofern war Wolfsburg dem BVB nicht ebenbürtig und es war aus meiner Sicht auch kein glücklicher Sieg wie im Fazit angedeutet. Wie stabil der neue BVB ist, wird man dann spätestens gegen Real sehen, in der Bundesliga sehe ich aber in dieser Hinsicht, wenn sich diese Struktur weiter einspielt und taktisch verbessert, außer Bayern kaum Prüfsteine.

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tobit 21. September 2016 um 19:33

Guerreiro und Götze finde ich als Doppelacht auch sehr interessant, da sie beide absolut überragend in engen Räumen sind, aber ansonsten ziemlich unterschiedlich sind. Guerreiro liebt es diagonal hinter die Abwehr zu gehen und generell eher weiträumig und vertikal zu agieren, während Götze eher einen kleinen Radius – in diesem aber sehr viel Präsenz – besitzt.

Was ich schade fand war, dass beide sowohl im Pressing als auch in Ballbesitz eher etwas tiefere 10er als echte 8er waren. Der Plan war wohl, das Wolfsburger Flügelspiel durch tiefe Aussen zu entschärfen und den Aufbau durch die Mitte mit Guerreiro, Götze und Auba zu verhindern. Durch die unerfahrene Flügelbesetzung entstanden dann die Halbraumlücken neben Weigl, da Dembélé und Pulisic selten dorthin einrückten, sondern relativ breit und mannorientiert blieben.
Dass dann in der Halbzeit Pulisic, der diese Rolle halbwegs füllen konnte und auch den Halbraum ein bisschen im Blick hatte, statt dem defensiv entweder überforderten oder zockenden Dembélé in der Kabine blieb, finde ich sehr rätselhaft. Auffällig finde ich auch, dass Dembélé nach 30 min meist platt wirkt und nach der 60. meist quasi gar nicht mehr am Spiel teilnimmt.

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FAB 22. September 2016 um 08:54

Ja, optimal passt es noch nicht mit Guerreiro / Götze, auch im Zusammenspiel mit den Außenstürmern. Ein kleines Beispiel was die Bewegungen angeht kann sich der BVB bei den Bayern nehmen, bei denen insbesondere die 8er Thiago und Vidal, aber auch die Außenstürmer Ribery und Müller viel weiträumiger agiert haben als beim BVB. Vor allem die situative Zentrumsbesetzung wie Ribery und Müller würde dem BVB auch gut tun. Dazu etwas aktivere Außenverteidiger die dann halt sehr gut durch die 8er abgesichert werden. Auch das Aufbauspiel der Bayern ist sehr variabel, wenn die 8er sogar hinter den Außenverteidigern stehen. Ich meine nicht das der BVB im Detail alles nachmachen soll, aber mehr Weiträumigkeit für die 4 genannten Akteure könnte dem BVB noch mehr Struktur und Stabilität geben.
Insgesamt sehr stark wie Ancelotti es schafft dieses teils mittelmäßige Umschaltspiel wie gestern von Hertha ins Leere laufen zu lassen. Der Weg für Hertha war nach Ballgewinn einfach immer zu weit und dann zeigte sich jeweils das sie einfach gar nichts kreatives mit dem Ball anfangen können. Das Problem für die Bundesliga ist es jetzt, dass das für fast alle Mannschaften zutrifft. Die Bundesliga muss hier also wieder umdenken. Kompakte Defensive und Umschaltspiel funktioniert gegen die Bayern nicht mehr. Ich bin gespannt wie nächste Woche Atletico als die weltbeste Mannschaft in dieser Hinsicht diese Aufgabe Problem löst.

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Snickers 22. September 2016 um 09:04

Die werden Bayern einfach mal richtig pressen und das Ding ist gegessen

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Koom 22. September 2016 um 11:06

Das defensive Zusammenspiel wird halt schwierig sein. Götze war ja noch nie als großer Arbeiter nach hinten bekannt und hat das auch unter Guardiola sicher nicht gelernt. Von seinen Fähigkeiten wäre er als 8er ne tolle Besetzung, dazu muss er aber auch nach hinten mehr und fleissiger werden.

Diese Gesamtbalance muss jetzt erst mal gefunden werden. Dembele ist noch sehr eigensinnig und will seine Aktionen immer gen Tor abschließen, anstatt manchmal auch einfach nur zirkulieren zu lassen. Kann mir vorstellen, dass Schürrle auch deswegen eine Rolle spielen wird, weil er disziplinierter ist. Generell die Paarung mit Götze erscheint mir sehr fruchtbar: Schürrle könnte auch Götze situativ absichern, bzw. mit seiner Schnelligkeit etwaige Lücken schließen.

Generell noch eine komplexe Aufgabe, Castro, Guerreiro und Götze im Mittelfeld zu platzieren. Alle 3 sind schon sehr stark, können sich auch gut ergänzen und es wäre schade, einen von denen auf die Aussenbahn zu platzieren. Am ehesten wäre da noch Guerreiro anstatt Schmelzer denkbar, aber der ist mit seiner hingebungsvollen Art auch sehr wichtig fürs Team.

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FAB 22. September 2016 um 13:15

„dazu muss er aber auch nach hinten mehr und fleissiger werden. “
Genau das ist die Frage …
Schürrle wurde glaube ich geholt, weil Reus längerfristig ausfällt bzw. sowieso unberechenbar ist. Ich denke schon, dass man den zweiten Platz auf der Außenbahn für ein Nachwuchstalent vorgesehen hat (Dembele, Pulisisc, Mor)
@Snickers, Atletico kann maximal 20 Minuten im Vollspeed pressen (siehe letzte KO Runde gegen Bayern), was machen sie die anderen 70 Minuten?

mba123 22. September 2016 um 13:53

In der Vorbereitung lies Tuchel ein paar Mal im 3-2-4-1 spielen.
Gegen Sunderland spielte man beispielsweise in den letzten 25 Minuten mit Weigl als Sechser und Guerreiro als Achter. In der Viererkette davor spielten, von rechts nach links aufgezählt, Pulisic, Mor, Götze und Schürrle.
Diese Formation gefiel mir sehr gut gegen Sunderland. Ich denke, es wäre auch kein Problem, Guerreiro für Mor offensiver spielen zu lassen und auf der Acht Castro einzusetzen.

Allerdings glaube ich nicht, dass Tuchel in den nächsten Spielen auf die Dreierkette in der Abwehr zurückgreifen wird.
Die Aufteilung im zentralem Mittelfeld gefällt mir aber sehr, da durch die zwei defensiveren Spieler Götze weniger in der Defensive gefragt ist und Weigl im Spielaufbau mehr Unterstützung erhält (gegen Leipzig wäre das eventuell hilfreich gewesen). Außerdem gibt es für die zwei offensiven Positionen unheimlich viele interessante Kombinationen: Guerreiro/Götze, Reus/Götze, Kagawa/Götze, Guerreiro/Mor, … . Es können quasi alle offensiven Mittelfeldspieler kombiniert werden.

Koom 22. September 2016 um 14:28

Diese 1-2er Aufteilung wäre auch meine Basis, um die ich erst mal bauen würde. Mit Weigl als 6er, Gurreiro und Götze als 8er. Und je nach Tagesform oder Rotation Castro, wenn es sich anbietet auch mal Rode als 8er.

tobit 23. September 2016 um 18:20

Das 3241 finde ich auch sehr interessant, gerade wenn man die 3er-Kette nur Offensiv durch einen rausrückenden Spieler herstellt und defensiv weiter mit 4er-Kette spielt. Für einer 3er-Kette auch im geordneten Defensivspiel sehe ich den BVB zwar ordentlich aufgestellt, bin mir aber nicht sicher, ob man dann die richtige Balance (gerade auf den Flügeln) findet um defensiv stabil und offensiv durchschlagskräftig zu sein.

Aus einer 4er-Kette könnte man das 3241 entweder mit aufrückendem RV (Passlack) und einrückendem RA (Mor/Pulisic) oder invers mit Schmelzer oder Guerreiro aufrückend spielen. Guerreiro bietet dazu die Möglichkeit von der LV-Position als 6/8er neben Weigl einzurücken. Der andere AV würde jeweils tiefer bleiben, wofür ich links Schmelle und rechts Piszczek und Ginter für geeignet halte, Passlack könnte diesen tiefen Support aktuell nur situativ liefern dafür aber aus tiefer Grundposition offensiv dynamischer nachrücken als seine Konkurrenten.
Guerreiro würde ich daher eher als Mann neben Weigl sehen, dafür könnten dann zwei aus Castro/Götze/Kagawa(+Mor/Merino) die Zehnerpositionen besetzen und ihre Stärken am Strafraum ausspielen. Gerade Castro könnte von dieser eher hohen offensiven Position und einer tieferen Defensivposition neben dem 6er profitieren, da er eher weniger Impact in tieferen Zonen hat.

Defensiv würde ich auch die Aufteilung wie gegen Darmstadt und Legia als Grundstruktur behalten, wo dann die 10er neben/knapp vor Weigl verteidigen. Die Wolfsburg-Ausrichtung mit tieferen Flügeln war laut Tuchel (PK zum 5. ST) eine Anpassung an den hohen Flügeldruck der Wolfsburger und war auch dort nicht wirklich erfolgreich.

Kinglui 21. September 2016 um 16:47

In der Analyse werden sehr schön die wesentlichen Defensivprobleme vom BVB in dieser Partie herausgearbeitet.

Aus meiner Sicht waren dies zum einen die defensiven Halbräume hinter Götze und Raphael, die Weigl trotz seines guten Stellungsspiels nicht alleine schließen konnte. Gerade wenn die Wölfe hier mit viel Dynamik eingedrungen sind, konnte Weigl oftmals nicht folgen. Hier braucht es aus meiner Sicht mehr kollektive Kompaktheit, meinetwegen auch zu Lasten von weniger Mannorientierungen in der Offensive.

Noch entscheidender waren aber die Probleme auf dem linken Flügel, die zum Teil auch Folge der beschriebenen Lücken im Zentrum waren. Ist der Halbraum in der oben graphisch dargestellten Szene aus der 31. Minute durch das Mittelfeld geschlossen, muss Schmelzer hier nicht herausrücken und es ergibt sich kein Loch in der Viererkette. Ein weiterer wichtiger Aspekt war das noch stark ausbaufähige Defensivverhalten von Dembele, der oft nicht verhindern konnte, dass die sehr umtriebigen Kuba, Vierinha und Draxler Überzahlsituationen und Durchbrüche auf der linken Defensivseite herstellen konnten. Nach meiner Interpretation hat Tuchel dies ebenfalls erkannt und demzufolge in der Halbzeit umgestellt. Raphael sollte in der zweiten Halbzeit zusammen mit Schmelzer die linke Seite besser zumachen, während Castro im Zentrum seine Ballsicherheit und Laufstärke einbringen sollte. In den ersten Minuten haben sich Schmelzer und Raphael dann auch noch schwer getan, die Seite zu schließen. Sowohl das Gegentor als auch eine weitere Großchance wurden über ihre Seite eingeleitet (wobei beim Gegentor für mich die Hauptschuld bei dem Mittelfeldspieler (Weigl?!) liegt, der den Wolfsburger nicht Richtung Strafraumkante verfolgt). Im weiteren Verlauf haben die Beiden ihre Seite aber immer besser in der Griff bekommen und einige Situationen schön im Verbund gelöst, wobei sie öfter recht nah aneinander positioniert waren (z.B. einer spitzelt den Ball leicht weg, der zweite nimmt diesen dann dem Gegenspieler ab).

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Em es 21. September 2016 um 21:36

Martin rafelt hat zu dieser szene einen tweet gepostet.
Da beschreibt er es als abstimmungsproblem von ginter und weigl die sich beide auf den jeweils anderenverlassen
Kannst jamal checken

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