Clevere Flügelbesetzung beschert Liverpool Sieg am Boxing Day

1:0

Der zuletzt strauchelnde Liverpool FC meldete sich mit einem 1:0-Sieg gegen Leicester City zurück. Dem Tabellenführer wurde seine passive Abwehrhaltung zum Verhängnis.

Grundformationen

Jürgen Klopp entschied sich vor dieser Partie für eine 4-2-3-1-Grundordnung. Der 48-Jährige konnte nicht auf James Milner zurückgreifen, ließ aber ebenso Lucas Leiva auf der Bank. Dafür bekam die individuell stärkste Doppelsechs bestehend aus Emre Can und Jordan Henderson das Vertrauen des Trainers geschenkt. Im Angriff lief Divock Origi und nicht etwa sein Landsmann Christian Benteke auf. In Kombination mit den variablen Offensivakteuren an seiner Seite rochierte Liverpool ständig im letzten Drittel und besetzte flexibel die Halb- oder Flügelräume.

2015-12-26_Liverpool-Leicester_Grundformationen

Grundformationen

Leicesters Trainer Claudio Ranieri vertraute einmal mehr auf das bewährte 4-4-2-System. Shinji Okazaki sowie Torjäger Jamie Vardy erhielten vor allem Unterstützung vom spielstarken Rechtsaußen Riyad Mahrez. Der Algerier war wie gewohnt ein Fixpunkt im Umschaltspiel der Foxes.

Leicesters Defensivverhalten

Die Überraschungsmannschaft der laufenden Saison zeichnet sich vor allem durch ein für die Premier League eher untypisches Pressing aus. Keineswegs konzentrieren sie sich auf eine einzige Phase. Sie können vielmehr diverse Elemente miteinander verknüpfen.

Die beiden Sturmspitzen demonstrierten gegen Liverpool ihre individuelle Klasse. Sie besetzten clever die Räume zwischen den gegnerischen Innenverteidigern und Sechsern, hielten meist den perfekten Abstand zu beiden Linien und leiteten häufig den Aufbau gekonnt nach außen.

Okazaki und Vardy starteten stets aus dem 4-4-2 heraus. Wollten sie in der unmittelbaren Anfangsphase von Liverpools Aufbau Druck ausüben, schob ein Akteur nach vorn. Es entstand ein kurzfristiges 4-4-1-1. Allerdings bewegte sich in einigen Szenen der ballnahe Flügelspieler nach vorn, um entsprechend den diagonalen Passweg zur Seitenlinie zu blockieren.

In Leicesters tiefer Pressingphase hingen die beiden Sturmspitzen hingegen mannorientiert an Liverpools Sechsern. Gelegentlich schob Okazaki, nachdem er dem ballführenden Innenverteidiger die Passoption im Zentrum entzog, leicht zum Flügel. Damit beendete er nicht nur den leitenden Vorgang, sondern nahm Verbindung mit seinem Nebenmann am Flügel auf. Leicester konnte mit einer Dopplung nun weiter Druck entwickeln.

Die Foxes überraschten zudem durch ihr Rückwärtspressing, was man in dieser Form in der Premier League sehr selten zu Gesicht bekommt.

Negativ anzumerken sind indes die Halbraumlücken, die hin und wieder entstanden, wenn sich entweder ein Sechser zu tief fallen ließ oder der jeweilige Flügelspieler zu breit stand und sich vollends auf seinen unmittelbaren Gegenspieler konzentrierte. Okazaki stopfte hin und wieder diese Löcher.

Zudem öffnete das aggressive Vorschieben der Außenverteidiger mehrmals die tiefen Halbräume. Dieses Verhalten von Leicesters Akteuren blieb eine Schwachstelle in der ersten Halbzeit.

Liverpools Offensivmuster

Denn Liverpool betonte in dieser Partie vor allem die positiven Elemente, die bereits in den vergangenen Wochen auszumachen waren. Die diagonalen Vorstöße der Außenverteidiger – in Verbindung mit entsprechenden Ausweichbewegungen der offensiven Flügelspieler oder diagonalen Läufen des ballnahen Sechsers – attackierten vermehrt Leicesters defensive Halbräume.

Vor der Partie lag die Vermutung nahe, Klopp würde auf ein 4-3-3 setzen, um Überzahl im Mittelfeld zu erzeugen. Doch der 48-Jährige entschied sich für einen aggressiveren Ansatz. Er wollte vier spielstarke Akteure in den vorderen Zwischenlinienraum bringen. Beide Außenspieler waren vor allem in eingerückter Stellung zu finden. Roberto Firmino bewegte sich nicht selten auf Höhe von Origi.

Dieser wiederum wich im Umschaltspiel auf die Flügel aus, um den Ball zu empfangen. Die Reds forcierten das Tempo nach Ballgewinnen. Schnell wollten sie die mittleren Zonen überbrücken und über Origi hinter die Abwehr des Gegners vorstoßen. Obwohl Klopps Team durchweg bei einer Ballbesitzquote von über 60 Prozent lag, waren es die Schnellangriffe, die zum Erfolg führen sollten.

Aus dem eher ruhigen Spielaufbau heraus, gab es bei Liverpool derweil Licht und Schatten. Negativ fielen die häufigen Isolationen in den hohen Flügelräumen auf. Insbesondere nach langen linearen Pässen auf der Außenbahn, befand sich ein Spieler am Ende meist in einer aussichtlosen Situation gegen zwei gegnerische Verteidiger.

Hingegen bei horizontalen Verlagerungen aus dem Achterraum heraus nutzten die Reds die Halbräume effektiv. Die vorstoßenden Außenverteidiger oder Flügelstürmer gaben dem Angriff entsprechend Tiefe, während beispielsweise ein nachstoßender Sechser für kürzere Kombinationen zur Verfügung stand.

Liverpools Schüsse in der ersten Halbzeit | Quelle: Squawka.com

Liverpools Schüsse in der ersten Halbzeit | Quelle: Squawka.com

Vor allem Emre Can war in der ersten Halbzeit sehr präsent auf dem Flügel. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Origi in der 38. Minute wurde dieses Element noch wichtiger im Offensivspiel der Reds.

Denn der eingewechselte Mittelstürmer Benteke zeigte sich bei weitem nicht so präsent auf den Außen wie Origi.

Obwohl Liverpool in Gänze spielbestimmender schien und auch eine Unmenge an Schüssen abfeuerte, geriet Kasper Schmeichel nur selten ins Schwitzen. Aus dem Spiel heraus kamen lediglich zwei Schüsse auf das Gehäuse des Dänen.

Aber: Leicester zeigte sich in der Offensive noch signifikant ungefährlicher. Ihr Konzept war darauf ausgerichtet, Mahrez in Umschaltsituationen einzubinden. Nach schnellen Vertikalpässen zu den Sturmspitzen folgten in der Regel Weiterleitungen auf den 24-Jährigen, der anschließend auf dem Flügel durchbrechen sollte. Dies gelang ihm jedoch nur vereinzelt, sodass Liverpools zuletzt gescholtene Defensive an Selbstvertrauen gewann.

Zweite Halbzeit

Beide Trainer verzichteten auf personelle Wechsel zur Halbzeit, passten jedoch ihr jeweiliges taktisches System leicht an. Bei Leicester verhielten sich die Außenverteidiger fortan zurückhaltender. Waren sie in der ersten Halbzeit noch verstärkt herausgerückt und hatten so immer wieder Räume geöffnet, zogen sie sich nach Ballverlusten oder im Spiel gegen den Aufbau schneller nach hinten zurück. Sie verleiteten damit Liverpool noch stärker zu Halbfeldflanken, die schon in den ersten 45 Minuten zu sehen waren.

Jordan Hendersons Heatmap | Quelle: Squawka.com

Jordan Hendersons Heatmap | Quelle: Squawka.com

Aber Klopps Team wusste diese Passivität zunehmend zu nutzen. Denn nach der Halbzeitpause löste er seinerseits die beiden Sechser, Can und Henderson, voneinander. Während der Spieleröffnung bewegte sich einer verstärkt nach vorn. Im weiteren Verlauf von Angriffen wichen beide des Öfteren nach außen aus.

Die Reds suchten nun gezielt dynamische Überladungen auf den Außenbahnen. Immer häufiger befanden sie sich im Vorteil gegenüber Leicester Flügelverteidigung. In diesem Gesamtkontext fiel auch das 1:0 durch Benteke.

In der 63. Minute hatte Liverpool einen Einwurf an der linken Strafraumseite des Gegners. Obwohl die Foxes eine Vier-gegen-Zwei-Überzahl hatten, blieben sie extrem passiv am eigenen Strafraum. Firmino und der aufgerückte Can kamen ins Kombinationsspiel. Can schickte mit einer technisch versierten Ablage den Brasilianer hinter Leicesters Verteidigungslinie. Firmino spielte schließlich einen Chip-Pass auf Benteke im Zentrum des Sechzehners.

Die offensive Produktivität der Reds nahm in der zweiten Halbzeit signifikant ab. Es genügte aber diese eine Torraumszene, um auf die Siegerstraße abzubiegen.

Ranieri reagierte wenige Minuten nach dem Gegentreffer, indem er beide Stürmer vom Feld nahm. Er würfelte die komplette Offensive durcheinander. Der eingewechselte Nathan Dyer spielte fortan auf der linken Seite. Marc Albrighton wechselte nach rechts. Mahrez ging ins Zentrum. Und er stürmte dort für elf Minuten neben dem ebenfalls eingewechselten Leonardo Ulloa.

Mahrez befand sich allerdings ab diesem Moment in einer für ihn sehr ungünstigen Position. Anstatt über einrückende Bewegungen vom Flügel die Abwehr der Reds zu bedrohen, empfing er Zuspiele in der Mitte, hatte dabei aber stets einen bulligen Innenverteidiger im Rücken. Der Algerier blieb de facto wirkungslos.

In der 80. Minute ersetzte ihn Andrej Kramarić. Wenngleich Leicester mehrmals die vorderste Linie passend anspielte, mangelte es nun an der individuellen Klasse, um die Pässe in Torchancen umzumünzen. Es wurde noch vereinzelt brenzlig in Liverpools Strafraum. Aber die Mannschaft von Jürgen Klopp konnte das Ergebnis über die Zeit bringen.

Fazit

Die These, Liverpool trumpft vor allem gegen die Top-Teams der Liga auf, liegt natürlich nahe. Allerdings trat Leicester nicht wie ein solches auf. Die Foxes erinnerten eher an die Gegner der letzten Wochen. Doch im Gegensatz zu enttäuschenden Resultaten gegen West Brom oder Watford schafften es die Reds in dieser Partie, die Schwächen des Gegners effektiv zu bespielen.

Es sprang nur ein Treffer dabei heraus. Aber die Ansätze mit drei Zehnern und den beschriebenen Bewegungsmustern der Außenverteidiger und Sechser gibt Grund zur Hoffnung.

Leicesters Spiel lässt sich derweil wie folgt zusammen: In fünf oder sechs Szenen beeindruckten sie durch gekonntes Nachrücken und forcierten auch Ballgewinne. Mahrez deutete in mehreren Einzelaktionen sein Können an. Die Verbindungen zwischen Sturm und Mittelfeld sind für eine Premier-League-Mannschaft ungewöhnlich gut. Die Anpassungen in der zweiten Halbzeit sowie das passive Verteidigungsverhalten schwächten Ranieris Team. Sie bleiben die Überraschung der laufenden Saison. Aber an einen Meistertitel sollte in den Midlands niemand glauben.

PS: Nach dem Spiel von Arsenal heute bin ich mir beim letzten Satz nicht mehr sicher…

Tom 29. Dezember 2015 um 14:18

„PS: Nach dem Spiel von Arsenal heute bin ich mir beim letzten Satz nicht mehr sicher…“
und nun nach dem Sieg?
Eigentlich erstaunlich was die teilweise hinbekommen, obwohl taktisch nicht so erster Sahne und mit so vielen verletzten Mittelfeldspielern.
Befürchte aber ManCity wird wieder zurück kommen und dann den Titel holen..

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Partizan 27. Dezember 2015 um 22:36

Hoffe Klopp wird auch in Zukunft auf Can/Henderson in der Zentrale setzen, speziell Henderson hat mir gegen die Foxes sehr gut gefallen, seine diagonal Bälle aus dem rechten Halbraum auf den rechten Flügel, führten oft zu gefährlichen Szenen. Was mir nicht so gut gefiel war die Leistung Bentekes, trotz seines Tores, die Probleme sich am Kombinationsspiel außerhalb des Strafraumes zu beteiligen wurden gestern wieder sehr deutlich sichtbar. Teilweise machte er das Spiel unnötig langsam, was den ein oder anderen Konter wirkungslos machte. Zur Zeit fehlen Klopp leider die Alternativen…

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LP 27. Dezember 2015 um 13:57

Habt ihr eigentlich ne Plattform wo ihr Spiele mehrmals anschauen könnt oder nehmt ihr die auf? Sorry, falls die Frage schon oft gestellt wurde!

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CE 27. Dezember 2015 um 14:19

Wir haben Zugang zu einer Datenbank mit sehr vielen Partien. Viele dieser Spielanalysen, die du hier so siehst, werden direkt nach dem Live-Spiel verfasst. Die Aufzeichnungen sind vor allem für Teamporträts u.ä. hilfreich.

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Dr. Acula 26. Dezember 2015 um 22:31

PS: southampton macht das aber auch überraschend gut

wenn man der gerüchteküche glauben darf, und nächstes jahr die trainerbänk so aussehen,
ManUnited: Mourinho
ManCity: Guardiola
Chelsea: Simeone
Liverpool: Klopp
dann dürfte die PL auch wieder etwas interessanter werden. am meisten freu ich mich auf die alte guardiola-mourinho-rivalität und guardiola-klopp. ich finde eh, dass 2011 barca gegen dortmund das traumduell in der CL gewesen wäre, aber jetzt bekommen wir es eben in einer neuen version 🙂

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karl-ton 27. Dezember 2015 um 00:35

Simeone und Athletico sind noch innige verbunden als Klopp und der BVB. Ich glaube Simeone wird Madrid erst verlassen, wenn es mit der Mannschaft und ihm nicht mehr hinhaut.

Übrigens geht inzwischen Pellegrini zu Chelsea: http://www.spox.com/de/sport/fussball/international/england/1512/News/pep-guardiola-fc-bayern-mancity-pellegrini-chelsea.html

Offenbar sind inzwischen Trainergerüchte fast mehr in, als Spielertransfers. Am Besten man kombiniert die aber beide: http://www.spox.com/de/sport/fussball/international/england/1512/News/premier-league-manchester-city-neymar-offerte-transfer.html

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HW 27. Dezember 2015 um 09:22

Ich bin mir bei United und Mourinho nicht so sicher. Ich weiß auch nicht genau was United überhaupt sucht und die selbst wissen es offenbar auch nicht.
Das sind alles Gerüchte. Gestern habe ich auch gelesen Pellegrini und Chelsea wäre möglich.
Ein paar Unternehmen müssen sich mal überlegen was sie wollen. Van Gaal und United scheint am Ende zu sein. Da müsste United dann mal schauen was fußballerisch momentan gar nicht geht. Ich glaube nicht, dass Mourinho die Rufe zum ‚boring football‘ verstummen lässt. Dann kann man besser Bielsa holen. Der bleibt zwar nur 18 Monate, aber dafür geht er Vollgas. Bei United scheint aber kein Sachverstand im Management vorhanden zu sein. Schon lange geht es dort fußballerisch berab. Van Gaal hätte statt Trainingsarbeit besser einen Posten als Sportdirektor übernommen. Die brauchen an der Seitenlinie Koeman oder Simeone. Jemand der noch was beweisen will und der noch Feuer hat. Das sehe ich bei van Gaal oder auch Mourinho momentan nicht. Van Gaal wirkt einfach nur ratlos.

Mourinho braucht eine Pause und sollte mal über einen kleineren Club nachdenken. Einfach um nicht in alte Schema zu verfallen und um diese Grabenkampfmentalität an der Spitze abzulegen. Wenn er sich nicht erneuert, dann ist seine Zeit aber abgelaufen.

Ich weiß nicht ob die PL fußballerisch tatsächlich interessanter würde. Für die Presse ist dieses Trainerkarussell aber sehr spannend.

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Dr. Acula 27. Dezember 2015 um 11:47

interessante ansicht von euch beiden.
@karl-ton: scheint tatsächlich auf pellegrini zu chelsea rauszulaufen. nichtsdestotrotz viele interessante duelle nächstes jahr.

ManUnited erinnert mich als türken immer etwas an die türkischen clubs (gala, besiktas, fener). es wird mit großen gehältern gelockt, und man tönt gerne rum, welche möglichkeiten man hat, aber am ende reicht es doch nur für das fallobst des fußballs. ein toller klub wie ManUnited mit diesen finanziellen möglichkeiten sollte zu mehr im stande sein, als mit 60% ballbesitz spiel für spiel die zuschauer zu langweilen. SAF beißt zZ sicherlich ordentlich in den tisch, wenn er sieht, was aus seinem erbe gemacht wird.

@HW: „Ich weiß nicht ob die PL fußballerisch tatsächlich interessanter würde. Für die Presse ist dieses Trainerkarussell aber sehr spannend.“ du kannst doch nicht abstreiten, dass die duelle zwischen guardiola-klopp-mourinho interessant werden…

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HW 27. Dezember 2015 um 13:07

Ich will nicht spekulieren wie interessant das wird. Aber es wird auf jeden Fall gehypt.
Klopp würde nur zwei mal gegen Guardiola spielen. Erstmal muss der Guardiola Wechsel bestätigt werden. Und bei Mourinho ist auch noch nichts fix, nicht mal annähernd.

Ich finde man sollte die ganze Sache nicht über Trainerduelle definieren. Es geht für jeden Trainer zunächst um seinen Club, nicht darum einen anderen Club zu schaden.
Dieser Personenkult geht zu weit.

Interessant wird in der Premier League vor allem der starke Anstieg beim TV Geld. Das erzeugt ein Potential von vermeintlichen Overachievern. Wenn ein paar Mittelklasse Clubs mit dem Geld richtig umgehen, können sie die Liga auf den Kopf stellen (ähnlich wie Leicester). Natürlich wird es auch Teams geben, die viel Geld verbrennen. Wenn sich in ein paar Jahren alles eingependelt hat, wird das unwahrscheinlicher.

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Koom 27. Dezember 2015 um 11:55

Mal rumgesponnen: Mourinho könnte United sehr gut tun. Er ist einer, der Fans und Mannschaft hinter sich bringen will. Quasi das Äquivalent eines foulschindenden Drecksacks als Spieler, der vom eigenen Verein geliebt, von allen anderen gehasst wird, nur eben als Trainer. Das würde bei ManU sicherlich einige Probleme lösen.

Taktisch ist das natürlich eine andere Geschichte. Mourinho steht jetzt auch nicht für Angriffsfußball. Und vielleicht ist er dazu auch noch überreizt/über“spielt“. Andererseits: Erfolg ist auch sehr schön. Wenn er bei ManU Erfolg bringt, dann ist die Spielweise sekundär. Er kann unansehnliche Leistungen zudem besser verkaufen, so dass es eben nicht wie kalkulierter Arschlochfußball wirkt, sondern wie der Erfolg des Underdogs gegen das Establishment bzw. wahlweise der Sieg des Rebellen gegen die Obrigkeit.

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HW 27. Dezember 2015 um 12:58

Die letzten Ergebnisse von Mourinho sind schlechter als die von van Gaal. Das muss nichts heißen, aber er kann sich nach ein paar Monaten auch ins Abseits manövrieren. Dann hat man wieder einen Trainer der mal jemand war, der eher defensiv spielen lässt und der unter Druck eher zum Bündeln als zum Löschen neigt.

Ich glaube nicht, dass die Fans von United Mourinho wirklich wollen. Egal wer kommt, bei United steht mehr als zwei Jahre nach Ferguson immer noch der Umbruch an. Und die Sache wird immer dringender.

Erfolg ist natürlich schön. Aber dieses Argument zäumt das Pferd von hinten auf. Kein Trainer garantiert Erfolg. Trainer garantieren vielleicht eine gewisse Spielweise. Die Spielweise, Trainingsarbeit, Führung usw. sind die Argumente die für oder gegen einen Trainer sprechen. Das muss zum Verein passen. Bei United war Ferguson lange die Seele des Vereins. Ohne ihn in wichtiger Position ist der Verein wie ein Zombie. Orientierungslos, auf der Suche nach dem nächsten Hirn (Transfer) ohne zu wissen was man damit anfangen soll.

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Koom 27. Dezember 2015 um 18:43

Jepp, Ferguson war Hirn, Herz, Rückgrat und Hoden von Manu. Das zu ersetzen ist kaum möglich. Hier sorgt auch immer ein wenig das englische Konzept des Trainermanagers dafür, dass es idR (neben dem Besitzer) keinen anderen starken Mann im Verein gibt. Aber primär waren das einfach fast 3 Jahrzehnte – und wenn man so will, wesentlich mehr an Fußballergenerationen, die Ferguson geprägt hat.

Aber wo will man da anfangen? Van Gaal war IMO eigentlich keine ganz schlechte Wahl. Er kann sehr gute Aufbauarbeit leisten und Spielweisen prägen, auf die man lange aufbauen kann. Aber entweder hat er diese Gabe zuletzt verloren (siehe auch die Elftal) oder ist ein Getriebener des Erfolgs, der sich in der englischen Fußballwelt nicht durchsetzen kann. Vermutlich muss United erst so richtig am Boden sein, bevor es sich auf was neues einlassen kann.

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HW 27. Dezember 2015 um 20:53

Da Ferguson diese zentrale Figur war, hätte er für einen guten Übergang sorgen müssen. Vielleicht wurde das versucht mit Woodward (oder wie der Typ heißt, Woodpecker o.ä.). Nur ist das ganz schön schief gelaufen. Schon unter Ferguson waren die Probleme erahnbar oder erkennbar. Da reicht es nicht einen Trainer + Trainerteam zu holen. Es fehlt einfach eine gewachsene Struktur. Ferguson hatte die Macht dies einzuführen und die Besitzer hatten die Verantwortung dies zu fordern. Ist wohl irgendwie schief gelaufen.
An Geld hat es nicht gemangelt. Aber die teuersten Transfers haben oft nicht eingeschlagen. Das ganze Image ist mittlerweile zerstört. Niemand hält United nach Moyes und van Gaal für eine europäische Großmacht. Selbst in der PL sind sie gern gesehene Gäste. Und internationale Stars gehen lieber nach Paris oder zu Man City.

AL 27. Dezember 2015 um 14:03

ich habe so das gefühl, dass Guardiola bei man city scheitern wird… eventuell holt er den ligatitel, aber international wird er gegen real und vorallem gegen bayern und barca scheitern

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HW 27. Dezember 2015 um 18:35

Ist davon abhängig wie scheitern definiert wird.

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Koom 27. Dezember 2015 um 18:39

Ich finde es mal relativ spannend. Er setzt sich mal nicht so sehr ins gemachte Nest, auch wenn die Bedingungen ähnlich absurd sind wie bei den beiden FCBs. Aber die Mannschaft ist grundsätzlich taktisch wesentlich schlechter geschult und es gibt mehr gleichstark besetzte Teams.

Wenn er nicht für Unsummen gleichmal Boateng und Busquets rauskauft, wird er zumindest in Sachen Positionsspiel, Gegenpressing & Co. einiges zu vermitteln haben.

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HW 27. Dezember 2015 um 21:06

Und trotzdem wird schon jetzt über ein mögliches Scheitern gesprochen. Finde ich pervers. Ähnlich wie die Erwartungshaltung, mit jedem Club die Champions League zu gewinnen. Das hat kein aktueller Spitzentrainer geschafft.

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Koom 27. Dezember 2015 um 22:29

Er ist halt unnahbar und wirkt dadurch sehr arrogant. Zudem versteht er seine Arbeit entweder mehr als Projektleiter (Zitat Kicker) oder – um es positiv auszudrücken: missionarisch. Vielleicht will er in jedem Land ein Ballbesitzlastiges Topteam schaffen, damit der Rest der Liga sich dagegen was ausdenken muss (oder mitmachen muss).

Guardiolas Pech in München war (Stand heute), dass er den Triple-Sieger übernahm. Daran wird er als Welttrainer etc. dann gemessen. Aber für die CL gehört nun mal auch Glück dazu (selbst für den DFB-Pokal schon). Anlasten (und aktuell sehr mit Argusaugen beobachtet) muss man ihm seinen Kaderverschleiß, der (spätestens) zur Rückrunde einsetzt. Das wird in England vermutlich nicht einfacher (andererseits ist die Liga dort auch nicht ganz so Gegenpressing-lastig wie die BL).

Wie schon gesagt: Ich bin gespannt. Und auch, wie Ancelotti dieses Erbe verwalten wird.

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HW 28. Dezember 2015 um 11:45

Auf mich hat Guardiola nicht den Eindruck gemacht unnahbar zu sein. Gut, er gibt keine Interviews, aber er ist in den PKs doch sehr offen. Außer man stellt ihm immer die gleiche Frage wieder. Aber er ist doch immer höflich und man hört auch keine Phrasen am Fließband.

Es werden sehr widersprüchliche Aussagen über ihn getätigt. Hitzfeld sagt: Er schottet sich ab. Viele Spieler sagen: Er macht uns besser, zeigt uns viele Details.
Das passt doch nicht zusammen. Daher kann ich auf Aussagen von Außenstehenden nichts geben.

Missionare sind mMn keine Projektleiter. Dass er nicht ewig bei einem Club bleiben will ist doch auch die Konsequenz des Trainer Marktes. Trainer werden doch heutzutage eh schnell gefeuert. Der Job schlaucht. Und seine Erfahrung in Barcelona war einfach, dass er an vorderster Front stand ohne viel Unterstützung vom Verein. Er hat jetzt mit Bayern eine Entwicklung abgeschlossen. Natürlich könnte er auch weiter machen. Aber das Projekt Manchester City ist auch interessant. Es bietet eine neue Motivation, weniger Gefahr der Abnutzung, ein neues Land und neue Erfahrungen. Warum sollte der kosmopolitische Katalanen Pep Guardiola also gerade in Bayern bleiben?

Es ist eigentlich egal wie man zu dem Wechsel steht. Er hätte durchaus auch blieben können. Aber den Erfolg nur am CL Titel fest zu machen ist aufgrund der vorgenommenen Entwicklung ein Blick mit Scheuklappen. Und jetzt schon zu prognostizieren, er würde in England scheitern ist mMn arrogant. Natürlich besteht die Möglichkeit des Misserfolgs. Aber auf welcher Basis wird diese Prognose heute abgegeben? Ohne eine Definition von Zielen oder von Erfolgsfaktoren, ohne den bestätigten Wechsel, ohne zu wissen wie Guardiola City spielen lassen würde usw. usf.

Euler 27. Dezember 2015 um 21:19

Als Pep unterschrieben hat war die Situation bei den Bayern ja noch gar nicht so überragend. Gut man hat eine sehr gute Hinrunde gespielt, aber es war noch nicht absehbar wie gut das Frühjahr wird und das er den Tripelsieger übernehmen wird.

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drklenk 30. Dezember 2015 um 19:27

Sehe nicht, wo sich Guardiola mal ins gemachte Nest gesetzt haben soll. Barca war mehr oder weniger am Boden, als er es übernahm und Bayern hatte zum Zeitpunkt seiner Unterschrift eine gute Hinrunde nach einem titellosen Jahr gespielt.
Grade ersteres wird dabei häufig vergessen.

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