Wolfsburger Punkteverlust im Derby der tiefen Flügelpositionierungen

1:1

Weil sie die gegnerische Passivität nicht optimal bespielten, endeten Wolfsburgs Angriffe oft in optionslosen Flügelszenen. Zumindest ein Tor gelang ihnen aber daraus. Insgesamt zeigte diese Partie, welche Probleme der Pokalsieger derzeit noch hat – offensiv, wie auch beim Gegentor zum Endstand.

Die tiefen Positionen der offensiven Flügelspieler in verschiedenen Kontexten wie Facetten sowie die jeweils dadurch entstehenden Situationen und Folgewirkungen zeigten große Prägekraft in dieser Begegnung. Natürlich gab es auch einige Fälle höherer Spielweisen der Außen, doch im Grundsatz war Ersteres besonders verbreitet.

wob-h96-2015Nach der späten Verpflichtung von Julian Draxler versuchen die Wolfsburger den Abgang von Kevin de Bruyne durch die gemeinsame Aufstellung des Ex-Schalkers zusammen mit Max Kruse im Zentrum kompensieren. Beim ersten Versuch dieser Aufstellung gegen CSKA agierte Draxler noch recht klar als Zehner und sein Partner als offensiver Sechser, doch mittlerweile favorisiert Dieter Hecking zunehmend eine 4-1-4-1-Ordnung für das Gespann. Das war auch in dieser Begegnung der Fall und sorgte für eine offensive Ausrichtung. So übernahmen die Wolfsburger mit viel Ballbesitz das Kommando und drückten Hannover zunächst einmal nach hinten. Überhaupt überwogen zunächst einmal beidseitig die ruhigen Aufbauphasen im Duell mit abwartenden Defensivhaltungen des Gegenübers.

Daneben gab es – als zweite, seltenere Alternativstruktur – jeweils Phasen höheren Pressings, in denen die Teams sehr ähnlich vorgingen. Sie stellten die gegnerischen Innenverteidiger im 4-4-2 mit 4-2-4-artigen Tendenzen vorne zu, schoben die Flügelspieler mal sehr hoch und ließen Sané bzw. Guilavogui als tiefsten Mittelfeldmann des Gegners durch weites mannorientiertes Herausrücken eines einzelnen Akteurs bearbeiten. Zwischendurch wurden somit – da die Achter der Hausherren teilweise etwas zu hoch agierten – lange Bälle auf beiden Seiten provoziert und zu Beginn hielt Wolfsburg die Gäste damit oft von der Aufbauarbeit ab, doch insgesamt überwogen letztlich jeweils die ruhigeren Situationen. Auch wenn Hannover die eine oder andere davon erhielt, blieb der VfL jedoch eindeutig das dominierende Team.

Wolfsburgs Weg nach vorne

Gegen die Aufbauversuche der Hecking-Truppe zeigte sich der Gast insgesamt gut gewappnet. In ihrer zunächst vor allem 4-1-4-1-artigen, später immer mehr Richtung 4-4-1-1 tendierenden Formation hielten sich die Flügelspieler, speziell Andreasen, meistens eher zurück und ermöglichten den zentralen Kollegen, vor allem in den 4-1-4-1-Phasen, verschiedene diagonale Herausrückbewegungen. Gegen Wolfsburgs vielseitiges Raumsuchen am Flügel im zweiten Drittel war das vom Prinzip erst einmal nicht die schlechteste Maßnahme. Bei den Hausherren gehörten daneben die aufrückenden Flügelmechanismen wieder zu einem wichtigen Mittel: Sie versuchen oft, den Außenverteidiger durch kurzes seitliches Zurückfallen des Kollegen vor ihm zu unterstützen und dann über schnelle, dynamische Doppelpässe in die zunächst nicht besetzten äußeren Halbräume den aufrückenden Übergang einzuleiten.

Das ist immer ein wenig riskant, teilweise unharmonisch und kann im gegnerischen Zusammenziehen hängen bleiben, wird aber recht geschickt ausgeführt. Daher schaffen es die Grün-Weißen doch häufig, damit Raum zu öffnen und aufzurücken. Vom Prinzip gelang es den Hausherren auch in dieser Partie mehrfach, sich über die seitlichen Bereiche oder den Halbraum zunächst einmal nach vorne zu arbeiten. Dabei gab es allerdings mehrere Phasen – zunächst sorgte Hannovers 4-1-4-1 noch für mehr Aktivität, situatives Herausrücken und Kompaktheit um die gegnerischen Außenverteidiger herum, während die Gäste später tiefer standen und die Doppelspitze leichter zu umspielen war. Wenngleich das Wolfsburger Spiel im zweiten Drittel gegen beide Szenarien – mal mehr, mal weniger erfolgsstabil – grundsätzlich funktionierte, konnten die Hausherren beim Annähern ans letzte Drittel in beiden Fällen letztlich – aus jeweils ähnlichen Gründen – kaum Potential schlagen.

Verschiedene Problempunkte bei den Hausherren

Zum ersten zeigten sich die anschließenden Verbindungen etwas instabil: Es ist aktuell in der neuen 4-1-4-1-haften Tendenz ohnehin noch ein Problem, dass Draxler und Max Kruse bei aller Grundfluidität wie situativer Durchschlagskraft, die sie erzeugen, und trotz ihrer guten Zusammenarbeit mit den anderen Offensivakteuren untereinander kaum Wechselwirkungen haben und das achter-interne Zusammenspiel zu inkonstant suchen. Zum zweiten liefen die erwähnten Aufrückmomente in den äußeren Halbräumen aufgrund der anfangs klar gehaltenen Grundstruktur vor allem über Träsch und Rodríguez. Beide sind aber mit ihrer gewissen Hektik und zu schematisch erfüllenden Spielweise nicht die besten Kandidaten, um Übergänge strukturstark und verbindend weiterzuführen. Dribbelten sie in offeneren Szenen nach vorne an, zogen sich Andreasen und Karaman oft direkt etwas zurück und verstellten zunächst einmal die nahen, seitlichen Optionen.

Dadurch boten sich immer mal auch – je nach Situation verschieden erfolgsstabil zu nutzende – Räume im Zentrum für den VfL, die bei Szenen mit günstigen Vorzeichen aber noch besser hätten genutzt werden können. Sie versuchten – insbesondere gegen 4-4-1-1-hafte Phasen Hannovers – zu selten, dort die Offensivspieler in Szene zu setzen, damit diese Angriffe einleiten konnten. Stattdessen wurde Raumgewinn gewissermaßen als Ausgangspunkt für weiteren potentiellen Raumgewinn genutzt. So spielten die Außenverteidiger viele schnelle Verlagerungen oder suchten die Tiefe in den eher seitlichen Zonen. Hier schließt sich dann der nächste Faktor an: Zum dritten ist Wolfsburg tendenziell eben mehr auf die Flügel orientiert. Nach kleinen diagonalen Ansätzen in den Übergängen nach vorne zogen sie zum Strafraum hin oft wieder in Richtung Caligiuri und Schürrle heraus.

Flügelszenen treffen Passivität

Der Effekt dieser verschiedenen Pässe nach außen war dann folgerichtig: Hannovers vom Grundprinzip solide und saubere Defensive – die an dieser Stelle für jene unaufgeregte, ordentliche Vorstellung kurz lobend zu erwähnen ist  und als weiterer Faktor bei alledem immer im Hintergrund wirkte – wurde daher nicht immer so gefordert, wie es möglich gewesen wäre. Die tiefstehende und situativ die letzte Linie unterstützende, mit der Zeit abwartender werdende Mittelfeldkette konnte daher tief so bleiben. Sie musste sich in der Horizontalen nicht so sehr anpassen, sondern durfte sich auf das Einhalten der soliden Abstände auch in Verschiebemomenten und tiefes Doppeln am Flügel – also genau ihren Plan – fokussieren. Zudem konzentrierten sie sich in der eigenen Rückzugsbewegung aufmerksam genau auf diese seitlichen Zonen und zogen die offensiven Flügel immer wieder tief mit nach hinten.

Dadurch hatten sie in diesen Situationen schnell abgesicherte Nähe zu den gegnerischen Dribblern, konnten passiv abwarten, die unmittelbaren Optionen in die Tiefe verstellen und boten für diese grundlegende Stabilität zum Tor hin eher horizontal flachen Raum in Richtung Rückraum an. Für Wolfsburg endeten die Angriffe nach den vielen Flügelpässen häufig in Zwei-gegen-Zwei-Situationen auf Außen, insbesondere rechts, in denen sich nur wenige Optionen boten. So kamen sie über weite Strecken der ersten Halbzeit von dort nicht entscheidend weiter. Zwar gab es einige ordentliche Bewegungen im Zentrum, aber nur wenig Unterstützung direkt in den angrenzenden Halbräumen. So schlugen sie letztlich viele frühzeitige Halbraumhereingaben, um die in der Aufrückbewegung noch fortlaufende Dynamik in den Strafraum zu bedienen.

Allerdings waren die vorbereitenden Mechanismen gut zu antizipieren, so dass sich Hannover früh auf jene Bälle in den Sechzehner vorbereiten und mit Dynamik quasi in sie „hinein verteidigen“ konnte. Im Großen und Ganzen wurden viele Szenen dadurch geklärt und das Heimteam kam somit nur zu wenigen Chancen. Ansonsten ermöglichte die enorme Passivität von 96 den Wolfsburger Flügeln, speziell Caligiuri, einige direkte Dribblings zur Mitte und Abschlüsse aus etwa 20m, doch viel mehr Alternativrouten neben den überwiegenden Flanken fanden die Grün-Weißen kaum. Nachdem jene Hauptstrategie lange nur wenig Zählbares abgeworfen hatte, brachte sie kurz vor der Halbzeit über die druckvolle Präsenz und Quantität aber doch noch die Führung: Wieder einmal traf Bas Dost, per Kopfball, im Anschluss an Caligiuris Hereingabe von rechts.

Tiefe Seitenüberladungen und seltsame lange Pässe bei Hannover

Wie sie generell die Begegnung prägten, fanden sich tiefe Einbindungen und Positionierungen der Flügelspieler auch bei Offensivversuchen Hannovers. Diese liefen vor allem über die rechte Seite und wurden durch eine ungewöhnliche Verteilung geprägt. Die zentralen Mittelfeldakteure – Sané schob zudem immer auch etwas rechtsseitig mit – schalteten sich oft aufrückend mit ein, wofür Andreasen einige Male absichernd tief und passiv blieb – vor der Pause spielte er einen einzigen angekommenen Pass. So schuf Hannover nicht nur ordentliche Präsenz im zweiten Drittel, sondern auch etwas höher. Über die verschobenen Anordnungen des Mittelfelds entstand sogar einige Male Überladungspotential im rechten Halbraum um Schmiedebach. Diese von der Grundanordnung unorthodox-vielversprechenden Ansätze verpufften aber meistens völlig, da sie entweder gar nicht vernünftig bedient oder schwach ausgespielt wurden.

Kamen die inkonstanten Einleitungspässe, machte spätestens die sehr hektische, ungestüm zusammenhängende Ausführung die Szenen zunichte. Stattdessen versuchte Hannover aus den Aktionen im Zentrum zu häufig die ballfernen Bereiche einzubinden. Dort bewegten sich Karaman, Sobiech und teilweise auch der mit vorschiebende Albornoz jedoch zu hoch wie ungestaffelt an der letzten Linie – und wurden dann teilweise auch noch bedient. Zwar konnten die 96er mit späten, überraschenden Nachstoßen des Linksverteidigers die Wolfsburger Defensive etwas öffnen, doch insgesamt war diese Strategie zu unsauber und unzuverlässig, um über ballferne Präsenz gefährlich zu werden. Auch per Konter ging durch die tiefen Flügelpositionen lange Zeit – abgesehen von sehr seltenen seitlich ausweichenden Szenen Kiyotakes – kaum etwas. Das sorgte insgesamt oft für Chancenmangel bei 96.

Zum Ende der ersten Halbzeit drückten sie zunehmend Wolfsburgs Außenspieler, speziell Schürrle, nach hinten und erzeugten dadurch etwas Zwischenruhe im Aufbau. Rechts gab es einige halbraumpräsente Staffelungen gegen die tiefe Wolfsburger Mittelfeldkette. In dieser Phase versuchten sie zunächst einmal, auch etwas Ballbesitz in diesen Ausweichräumen zu sammeln, u.a. über zurückfallende Bewegungen Andreasens. Nur lief bei anschließenden Übergängen nach vorne stets zu viel über die von seltsam verteilten Staffelungen begleiteten langen Direktzuspiele. Vom Prinzip war diese Grundüberlegung auch gar nicht mal so schlecht, da Wolfsburg generell doch ein wenig anfällig für derartige Zuspiele in die Tiefe ist. Das sollte sich im zweiten Durchgang dann auch auswirken – zwar nur in einer Szene, aber das war das letztlich entscheidende 1:1.

Exemplarischer Ausgleich und Endphasen-Steigerung

Bei diesem Tor gelang es den Hannoveranern – was auch bei einigen der fünf Lewandowski-Treffer unter der Woche mitgewirkt hatte – mal, die gegnerischen Mannorientierungen in der Abwehrreihe, speziell das in neuer Besetzung noch nicht ganz abgestimmte Herausrücken der Innenverteidiger zu attackieren.  Bei einem Angriff über die rechte Seite ließ sich Sobiech weit fallen, wodurch Dante ein wenig herausgelockt wurde. Erst danach begann die wirkliche Beschleunigung im Angriff: Schmiedebach stieß als Gegenpol zum Angreifer vor, zog aber nicht in den Sechzehner, sondern suchte Raum zur Angriffsfortführung rechts. Damit beschäftigte er kurzzeitig Naldo und Guilavogui, diente gegen diesen als Schirm für Kiyotake. Der Japaner blieb lange leicht ballfern passiv und fand gegen die herausgezogenen Wolfsburger mit einem späten Nachstoß die Lücke zum Strafraum hin – auch weil Träsch wegen der Mannorientierung nicht vernünftig einrückte.

Dass das Zuspiel und der Abschluss in dieser trotz der Offenheit nicht so leicht zu bedienenden Situation so gut passten, musste noch dazu kommen und zeigte auch, wieso den Gästen in letzter Konsequenz kaum weitere solcher Szenen gelangen. Nach dem Treffer sorgte Wolfsburg in den letzten 25-30 Minuten noch einmal für Dampf und steigerte sich offensiv. So gab es an den Seiten wieder mehr Konsequenz in den überladenden Dreiecksabläufen, was einige Ansätze brachte, wenngleich diese Szenen teilweise zu seitlich sind und dann wegen dieser äußeren Lage eben begrenzte Raumoptionen haben. Die Außenverteidiger spielten nun einige gute Querpässe an den Strafraum, wo die Achter gezielter Weiterleitungen für startende Läufe der Flügelspieler suchten. Damit wurde Hannovers flache Anordnung ansatzweise attackiert. Draxler hatte in jenen Szenen den einen oder anderen Ansatz, musste aber überraschend früh für Arnold weichen, der sich insgesamt gut einfügte.

Sein engagiertes Einschalten in die Halbräume und die verschiedenen Ausweichbewegungen von Max Kruse auf und zu den Flügeln ließen Wolfsburg stärker werden. Als weiterer Bestandteil dieser Mechanismen fiel Caligiuri gelegentlich tiefer nach hinten und spielte den einen oder anderen guten, überraschend klaren Pass in die Bewegungen vor ihm. Dadurch lockte er Sané bisweilen etwas aus der Mittelfeldkette heraus, was den Halbraum einfacher bespielbar machte. Nun zeigten die Grün-Weißen in der Schlussphase ihr Potential und wie es eigentlich besser gehen konnte als in Durchgang eins. Auch nachdem die Gäste mit verschiedenen Einwechslungen tiefe 4-1-4-1- oder gar 4-5-1-Elemente gegen den Ball aufnahmen, gelangen Wolfsburg noch einige Großchancen mit gezielten Aktionen in die Tiefe. Die beiden besten Szenen, die genau dies anschaulich zeigten, wurden aber vergeben und so reichte es nach 22 Abschlüssen einerseits, einem lange aber nur durchwachsenen Auftritt andererseits bloß zu einem Remis.

Fazit

Den Ausgang des Spiels zu bewerten ist fast genauso schwierig wie das, was die komischen Elemente bei Hannover ausmacht, in Worte zu fassen. Frontzecks Team spielt aus den soliden Grundformationen bei Ballbesitz einige unorthodoxe Ausrichtungen und Anordnungen mit teils zusammengewürfelt wirkenden Rollenverteilungen und unharmonisch improvisierten, aber nicht ganz schlechten Bewegungen. Dazu kommt eine gewisse Weiträumigkeit, die sich in seltsamen Aufrückmechanismen, Staffelungsverteilungen und einem gewissen arbeitenden Fokus auf lange Bälle und Offensivpräsenz zeigt. In letzter Qualität hat diese Spielweise fraglos ihre Schwächen und ist aufgrund der Simpelheit in dieser aufwändigen Anlage und der seltsamen Zusammensetzung der verschiedenen Elemente über viele Phasen kaum effektiv. Nur vereinzelt gibt es dann, wie beim 1:1, solche Abläufe, die eigentlich trotz guter Logik dahinter kaum erfolgsstabil auszuspielen sind, aber gelegentlich mal überraschend sauber gelingen können.

Bei den Wolfsburgern ist eine ganz andere Art von Simpelheit zu thematisieren. Wollte man es negativ schreiben, könnte man davon sprechen, dass ihre sehr klare und wirklich einfach angelegte Simpelheit aktuell die potentiellen Schwächen, die damit verbunden sind, zeigt. Ihre flügelorientierte, klar zurechtgezurrte Strategie leidet in der neuen Besetzung noch unter fehlender Klarheit und Abstimmung. So wirken beispielsweise die raumsuchenden Mechanismen usw. aktuell etwas unharmonisch, können prinzipiell aber trotzdem immer mal sehr gefährlich funktionieren. Das abspulende Element hat somit Probleme, doch bietet das auch die Chance, es abzustreifen. Die Einbindung von Draxler und Max Kruse gestaltet sich ambivalent – die beiden treten zwar vielseitig und flexibel auf, aber interagieren untereinander noch zu wenig. Schließlich deutete diese Begegnung an, dass eine der offensiven Wolfsburger Schwächen die Besetzung auf den Außenverteidigerposten ist – durchaus auch in individueller Hinsicht, aber ebenso bezüglich der Einbindung der Spieler ins Team. Sowohl wenn sie die primären Pressingziele sind als auch wenn der durch gegnerische Passivität entstehende Raum speziell ihnen „vorliegt“, haben sie gewisse Probleme, die Szenen stabil und struktursicher zu entwickeln.  Es gibt für den VfL also den einen oder anderen Ansatzpunkt zur Verbesserung.

August Bebel 28. September 2015 um 21:55

Schöne Analyse, mir gefallen die Ausdrucksweise und der Satzbau. Nur das Wort „Simpelheit“ im Fazit hat mich gestört. Heißt das nicht Simplizität? Jedenfalls ein überraschender Punktgewinn für Hannover. Nachdem sie es verschenkt hatten, mit einem Sieg gegen Darmstadt eine Art von Saisonstartdynamik zu entwickeln, und nach den schwachen letzten Spielen frage ich mich, gegen wen die mal gewinnen sollen. Ich nehme mal an, Bader wird schon bald auf Trainersuche gehen dürfen.

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Felix 29. September 2015 um 09:43

Man hätte nach dem Klassenerhalt vergangene Saison einen Schnitt mit Frontzeck machen müssen. Mit ihm in die Saison zu gehen, war mMn ein großer Fehler. Bei einem ziemlich sicher anstehenden Trainerwechsel in den nächsten Wochen hat man eben das Dilemma, dass der neue Trainer nicht bereits in der Vorbereitung mit der Mannschaft arbeiten konnte und es somit sehr schwer wird, der Mannschaft sein taktisches Konzept zu vermitteln. Das ist ja derzeit Hannovers größte Schwäche, vom Spielmaterial sind sie ja durchaus erstligatauglich.

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Papadopoulos 29. September 2015 um 11:06

Dto. Tolle Analyse, nicht so toller Stil. „Einfachheit“ oder „Simplizität“ – aber NICHT Simpelheit! Danke. 😉

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Schanzer 28. September 2015 um 19:20

Servus liebe SV-Autoren,

könntet ihr eventuell mal eine Analyse zu den beiden Aufsteigern machen und eure Vermutungen, ob da vielleicht mehr geht als bei der Paderborn, das ja zu diesem Zeitpunkt in der letzten Saison auch schon fast zum Klassenerhalt geschrieben wurde…

Mein Laienblick gibt mir das Gefühl, dass vor allem Ingolstadt mit seinem laufintensiven Spielstil gar nicht so schlechte Chancen haben dürfte, die Räume werden gut zugemacht, die Gegner laufen gegen Ingolstadt weniger als gegen jeden anderen. Ingolstadt lässt auch nicht viele Chancen zu (abgesehen vom BVB-Spiel), geht mit seinen, zugegeben wenigen Möglichkeiten, aber relativ schludrig um.

Darmstadt spielt noch n Stück weit dreckiger, wirkt für mich aber ungemein effektiv und traditionell stark bei Standards.

Eine Einschätzung eurerseits fände ich echt spannend.

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mk 28. September 2015 um 17:48

„Frontzecks Team spielt aus den soliden Grundformationen bei Ballbesitz einige unorthodoxe Ausrichtungen und Anordnungen mit teils zusammengewürfelt wirkenden Rollenverteilungen und unharmonisch improvisierten, aber nicht ganz schlechten Bewegungen. Dazu kommt eine gewisse Weiträumigkeit, die sich in seltsamen Aufrückmechanismen, Staffelungsverteilungen und einem gewissen arbeitenden Fokus auf lange Bälle und Offensivpräsenz zeigt. In letzter Qualität hat diese Spielweise fraglos ihre Schwächen und ist aufgrund der Simpelheit in dieser aufwändigen Anlage und der seltsamen Zusammensetzung der verschiedenen Elemente über viele Phasen kaum effektiv.“
Nailed it. Nur das mit den soliden Grundformationen teile ich nicht ganz, wenngleich es natürlich für dieses konkrete Spiel stimmte. Ansonsten ist das einfach alles so… naja, zusammengewürfelt eben. Die Spielertypen dominieren in verschiedenen Ballbesitzphasen viel zu sehr, als dass ich da über mehrere Spiele oder Halbzeiten hinweg klare, wiederholbare Mechanismen erkennen könnte – abgesehen eben von den ja immer mehr oder weniger gleichen, aber nicht in wirklich weitsichtige Strukturen eingebundenen Charakterisika der einzelnen Spieler, die zwischendurch mal was Bekanntes zum Vorschein kommen lassen. Und da bis vor kurzem zusätzlich bei der Aufstellung ziemlich wild durcheinandergemischt wurde, gibt es quasi keine Kontinuität in den offensiven Abläufen, was mich ein bisschen wahnsinnig macht. Es dominiert stattdessen irgendwie nur die Meta-Strategie, die man genauso gut als Planlosigkeit ansehen kann, weil sie letztlich nur auf Weiträumigkeit, schnelles Ausspielen, egal wie sinnvoll es in der spezifischen Situation auch sein sollte, und Präsenz ausgelegt ist – blöd nur, dass die Präsenz oft immer da am größten ist, wo man am schlechtesten/unproduktivsten hinkommt. Das könnte man oft genau so auch spielen, wenn man keine andere Alternative hätte, und oft genug sorgt man auch mit diesem „Plan“ selber dafür, tatsächlich keine andere Alternative zu haben. Es gibt immer wieder, vor allem wenn Schmiedebach und Sorg nah beieinander sind oder Karaman spielt, Szenen, die mir in dem Moment nicht schlecht gefallen, die aber dann schon beim ersten Versuch sitzen müssen, weil es in der Regel keinen zweiten mehr gibt. Im ganzen Spiel.
Wenn dann wenigstens die Defensive, das muss man leider so klar vom Rest trennen, oder das Pressing passen würde, könnte man wenigstens noch auf einzelne Umschaltmomente um den Scharnierspieler Kiyotake herum oder auf Standards hoffen. Aber oft genug war ja sogar das alles so unkollektiv und einfach so absurd schlecht, dass man in der Form in der Bundesliga einfach nichts mehr zu suchen hat. Nur dann kommt halt nächste Woche irgendwas anderes, was teilweise besser ist, größtenteils aber immer noch unter der grundsätzlichen Strategie leidet…
/rant.
Wolfsburg langweilt mich, auch wenn manche Sachen dabei natürlich nicht schlecht sind. Um auch noch was zum Gegner gesagt zu haben 😉
Achja, großes Lob für die Analyse, die mal wieder wie der Output eines Superrechners wirkt, der sämtliche Tracking-Ergebnisse und Passkombinationen bis ins Detail nach Mustern durchleuchtet und sie dann auch noch alle in bestechender chronologischer Treue in einem sprachlich meiner Meinung nach sehr angenehmen Text bündelt.

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DAF 28. September 2015 um 17:07

Was ich mich schon länger frage und worin mich die letzten Spiele tendentiell bestärken: kann sein, dass Wolfsburg zu wenige Mittelfeldspieler hat? So richtig würde ich nur Gustavo, Guilavogui und Arnold als Spieler für die Zentrale sehen, wobei Gustavo und Guilavogui eher spielerisch relativ schwache „Abräumer“ sind. Aktuell werden dort Draxler und Kruse eingesetzt, die ich dort beide nicht optimal aufgehoben sehe. Draxler ist mMn mit seiner Weiträumigkeit im Dribbling auf dem Flügel besser aufgehoben (ich meine dass das auch mal auf sv in einem Adventskalender so geschrieben wurde) und Kruse wäre richtig eingebunden als spielstarker Stürmer für mich ein klares Upgrade zu Dost/Bendtner, von denen ich trotz akzeptabler Trefferquote nicht hundertprozentig überzeugt bin. Deswegen versteh ich nicht ganz die Missachtung von Arnold, würde Wolfsburg gerne mal so in etwa sehen:
—————Kruse—————————
Schürrle–Arnold–Draxler–Caligiuri
—————–Gustavo———————
Ich könnte mir vorstellen, dass das ausbalancierter ist als das aktuelle System.

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Felix 29. September 2015 um 09:46

Sehe ich genauso, dazu kommt noch, das Dost mit seinen Aussagen und seinen anscheinenden Einstellungsproblemen unnötig Unruhe rein bringt. Ich an Heckings Stelle hätte ihm nach dem letzten Wochenende erstmal eine Denkpause auf der Tribüne verpasst. Ich glaube allerdings dass Kruse als einziger Stürmer nicht so richtig funktioniert, er hatte seine stärksten Spiele in Gladbach immer in einer Doppelspitze, in der Nationalmannschaft hat er als einzige Spitze auch nie überzeugt. Ihn in Kombination mit Bendtner würde ich gerne mal sehen, den ich für einen deutlich besseres und kompletteren Stürmer als Dost halte.

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