Spanien wirft Holland aus der U19-EM

1:1

Nachdem Deutschland nicht fähig war gegen Russland einen Sieg zu holen, war das Parallelspiel der Gruppe B aus deutscher Sicht irrelevant. Für die Holländer ging es jedoch noch um den Aufstieg und auch die Spanier hätten mit einer Niederlage noch alles verspielen können.

Breitenreiter Ould-Chiki und der ignorierte Interior Samudio

grund

Grundaufstellung mit jeweiliger Aufbaustaffelung

Beide Mannschaften fingen mit einer 4-1-4-1 Staffelung an in der die Flügelspieler ihre Position extrem breit interpretierten, bei den Holländern ging das sogar so weit ,dass der linke Außenstürmer Ould-Chiki einige Mal im Out stehend den Ball forderte (wieso auch immer). Der rechte Flügel Kallon hatte da zwar eine flexiblere Interpretation der Rolle, doch jedem Lauf in den Halbraum folgte eine nervöse Rückkehr auf die Anfangsposition, die Vorgaben von Teamchef Aron Winter dürften diesbezüglich wohl streng gewesen sein. Im Spielaufbau war es zudem so ,dass der rechte Außenverteidiger Lelievid die meiste Zeit auf einer Linie mit der Innenverteidigung stand während nur der linke Außenverteidiger Samudio sich traute höhere Positionen zu besetzen um dabei den inexistenten Ould-Chiki einige Male zu vorderlaufen und dabei im linken Halbraum zu landen. Hier wurde er jedoch mehr oder weniger ignoriert, generell wurden die Halbräume nur angespielt wenn dort einer der beiden Achter De Jong oder Nouri auswich, dies passierte im Spiel jedoch kaum. Wenn der Spielaufbau noch bei den Innenverteidigern war, hatte Nouri zudem die Tendenz sich weit zurückfallen zu lassen um den Ball zu fordern, stellte sich dabei aber mehr oder weniger genau neben Sechser Ouwejan, was in einer sehr brotlosen Aufbaustaffelung resultierte.

Nach 37 Minuten „reagierte“ Aron Winter indem er die beiden Flügelspieler Kallon und Ould-Chiki tauschen lässt. Das änderte aufgrund der weiterhin lächerlich breiten Positionierung der Beiden nichts. Spanien genügte ein recht simples 4-4-2 gegen den Ball um den Holländern in der ersten Halbzeit den Zahn zu ziehen.

Spanien dank zwei starker Momente der Außenstürmer mit Übergewicht

einzunull

Führungstreffer Spanien

Spanien spielte den Spielaufbau da schon intelligenter, die Außenverteidiger Borja und Caricol besetzten schon früher, höhere Positionen am Feld und die Raumaufteilung zwischen dem Sechser Rodriguez und der beiden Achter Merino und Ceballos war auch nachvollziehbarer als auf der Gegenseite. Im Spielaufbau konnte man immer wieder eine recht lange horiontale Ballzirkulation auf Höhe der Mittellinie erkennen, bevor man dann versuchte die Linie des Gegners zu zerspielen. Man landete auch dank Ceballos und Stürmer Mayoral oft zwischen den Linien, ließ den Ball aber viel zu früh dann wieder auf die breiten Außenstürmer Pedraza und Asensio prallen, welche im Zuge der Linienüberbrückung des Gegners meist zu statisch waren und sich nicht ordentlich für die Folgeaktion freilaufen konnten. Somit landete man oft in ungünstiger Lage am Flügel, wo die Holländer den Gegenspieler dann schnell isolieren konnten. Zwei Mal konnten die Flügel ihre Bewegungen anpassen, beide Male durch einschneidende Läufe ins Zentrum: Der Führungstreffer fiel bereits nach acht Minuten über das eben erklärte Muster ab: Der Ball kam zu Achter Merino der sich auf den rechten Flügel drängen ließ bevor er den Ball durch die Beine von Ouwejan zu Asensio weiterleitete, der zunächst durch eine Körpertäuschung den linken Außenverteidiger der Holländer (Samudio) ins Niemandsland schickte und dann in Robben-Manier in die Mitte zog. Dadurch war der gesamte Halbraum leergeräumt und von hier aus die holländische Viererkette dank starker Kombination zerspielt bis schlussendlich der holländische Innenverteidiger Mirani den Ball ins eigene Tor beförderte.

5 Minuten später konnte man die genaue Positionierung der Flügelspieler, allen voran Pedraza nachhaltig erkennen. Bei einem Einwurf auf der rechten Seite stand die spanische Mannschaft recht kompakt beim Einwerfer, außer Pedraza der scheinbar vollkommen uneingebunden an der linken Outlinie klebte. Schnell kam jedoch Ceballos an den Ball und Pedraza hatte für alle – inklusive meiner Wenigkeit – unbemerkt einen radikal einschneiden Lauf angerissen und bekam dadurch allein stehend am Sechzehner den Ball und läuft auf Tormann Drommel zu. Eine hochkarätige Chance die er leider vergab.

Holland auf verlorenem Posten?

13 min

13. Minute Großchance Pedraza

Wie eingangs erwähnt reichte den Spaniern ein 4-4-2 gegen den Ball, bei dem Ceballos auf die Höhe von Majoral rückte um die Holländer komplett in Schach zu halten, viel zu einfach ließen sich die Flügel der Oranjes isolieren. Spanien hingegen war bemüht das Spiel kontinuierlich aufzubauen was wiederum Holland für sich zu nutzen versuchte indem man bei tiefer Ballzirkulation der Spanier, deren Sechzehner dicht besiedelte und so vor allem bei Umschaltphasen nach langen Bällen ein mehr als nur passables Gegenpressing präsentierte. Zunächst kamen die Spanier dadurch in Verlegenheit, doch bald beschlossen sie diese Situation mit hohen Bällen zu überbrücken.

In Halbzeit zwei war es schließlich der starke Innenverteidiger Sanniez der die Dynamik des Spiels nachhaltig änderte indem er bis tief in die gegnerische Hälfte die Spanier andribbelte und so viel Verwirrung in das 4-4-2 der Spanier brachte. Die Szene endete schlussendlich mit einem Foul von Meré im Strafraum, welches den Ausgleich durch Amersfort brachte.

Das Foul an sich war fragwürdig, handelte es sich hierbei wohl um eine Konzessions-Entscheidung des Schiedsrichters nach einem Handspiel im Strafraum der Spanier aus Halbzeit eins

Von nun an war das Spiel ausgeglichener wenn auch zerfahrener. Wie so oft in einer chaotischen Schlussphase wurde der Halbraum auch endlich ein wenig öfter bespielt, was auch an der Einwechslung des spanischen Cheik lag der sich im linken Halbraum sehr wohl fühlte und dort auch recht oft angespielt wurde. Jedoch waren die Bewegungen auf beiden Seiten schlecht abgesichert und noch schlechter eingebunden. Vor allem Spanien litt unter dem Ausgleich, weil die Flügelspieler sich dadurch noch stärker isolieren ließen und dadurch das Offensivspiel schwächten. Jedoch muss man auch erwähnen ,dass es in der ersten Halbzeit kaum besser war, nur die anpassenden Bewegungen von Pedraza und Asensio in höherer Frequenz stattfanden.

Fazit:

Spanien konnte mit einer recht einfachen Ausrichtung die Holländer in Schach halten und dank jeweils gutem Lauf von Pedraza und Asensio nach 13 Minuten schon fast 2:0 führen. Aber auch sonst hatte die Furia Roja die Dominanz über die Partie bis sich Senniez dazu überwinden konnte diese zu brechen und das Gleichgewicht der Partie auf die Probe stellte. Die Spanier reichte das Ergebnis aber auch weiterhin zum Aufstieg weshalb sie nicht unbedingt gezwungen waren einen Zahn zuzulegen. Den Holländern hingegen reichte das Unentschieden nicht und sie waren auch nicht in der Lage nach dem Ausgleich entscheidend nachzusetzen.

Random Walk 14. Juli 2015 um 17:43

Spanien hat in diesem Spiel zweifellos besser gespielt als Holland und hat sich im Vergleich zum Russland-Spiel gesteigert. Vielleicht habe ich auch falsche Erwartungen, da dies das erste U19-Turnier ist, das ich intensiv verfolge, aber die Entscheidungsfindung in der Offensive der Spanier hat mich oftmals geärgert. Die Aussage im Artikel, dass zu schnell der Pass auf die Aussenstürmer oder unpassende Bälle auf die Aussenverteidiger gespielt wurde, bringt die Problematik hervorragend auf den Punkt. Sie haben sich oftmals durch schlechten Entcheidungen am Flügel isoliert. Das Aufbauspiel der Spanier war zwar ganz solid, Vallejo ist mir sehr positiv aufgefallen und auch Caricol hatte starke Momente, aber der Übergang in die Offensive war dann, wie schon in den vorherigen Spieler sehr harzig: Die Strukturen in meinen Augen simpel, die Aussenspieler nicht konsequent eingerückt, die Aussenverteidiger, mit Ausnahme von einzelnen Aktionen von Caricol, standen auf gleicher Linie, wie die Aussenspieler, rückten also nicht wirklich ein.
Überladungsbewegungen gab es kaum, sehr positionsorientiert versuchte man viele Spieler hinter dem Ball zu haben, was zwar die Stabilität garantierte, aber in der Offensive zu einem wenig ansehnlichen Spiel führte (die Anfangsphase war diesbezüglich noch ein wenig besser).
Das funktionierte zwar in diesem Spiel aufgrund des Spielverlaufs und der Ausgangslage, aber will die Mannschaft das Turnier gewinnen, dann bedarf es meiner Meinung nach einer Steigerung, eine Steigerung, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie das erreichen kann.

Obwohl mir viele einzelne Spieler gut gefallen, z.B. Sivera, Caricol, Merino, Mayoral, Asensio, usw. funktioniert das im Kollektiv nocht nicht so ausgereift, wie es sein könnte. Auch die langen Bälle sind mir eher störend aufgefallen, hätte man nicht durch ein entsprechendes Positionsspiel das Pressing der Holländer ausspielen können oder fandest du dieses Mittel stimmig?

Danke für den Artikel, ich bin auf Fussballentzug, da tut so eine U19-EM sehr gut 🙂

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Isco 14. Juli 2015 um 14:08

Majoran? Verschreiber oder Clown gefrühstückt? 😀

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MA 14. Juli 2015 um 15:33

Verschreiber.

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