Sevilla verteidigt seine Europa-League-Krone über Offensivspiel

2:3

In einem durchaus hochklassigen Finale setzt sich Sevillas komplettere und spielstärkere Ausrichtung gegen die flexible ukrainische Defensivpower durch.

Unai Emery schickte sein Team in der Besetzung aufs Feld, die zuletzt so etwas wie die beste Garnitur ausmachte – mit Vitolo und Reyes auf den Flügeln, Aleix Vidal als sehr offensivstarkem Rechtsverteidiger dahinter und der herausragend spielende Banega in einer weiträumigen, oft zurückfallenden Zehner-Rolle. Ebenso wenig personelle Überraschungen gab es bei Dnipro, wo sich Trainer Myron Markevich in der Sturmspitze für Kalinic gegenüber Seleznyov entschied und auf rechts etwas überraschend den Brasilianer Matheus ins Team brachte.

el-finale-2015-dnipro-sevillaSchon im Halbfinalrückspiel gegen Napoli hatte es bei Dnipro durch die weiträumige, prominent fokussierte und oft zurückfallende Defensivrolle Rotans Übergänge aus dem 4-4-1-1 in flachere Gebilde gegeben. Diese Tendenz setzte sich nun im Endspiel fort und realisierte sich – über den Verlauf der Begegnung in unterschiedlicher Weise – zu Anfang in einer 4-5-1-haften Formation, später häufiger und klarer in Richtung 4-1-4-1. Bei den 4-5-1-Varianten bewegten sich die drei Sechser, bei naher Grundkompaktheit zueinander, teilweise fluid und zeigten verschiedene, flexible Bewegungen in alle Richtungen.

Rechtsüberladungen vs. Defensivflexibilität

Diese vielseitig gestaltete Spielweise der zentralen Akteure umfasste beispielsweise einzelne lose Mannorientierungen, aber auch flexible Herausrückbewegungen, bei denen durchaus schon mal Kankava weit nach vorne nachpresste und die Kollegen sich anpassend anders umstaffelten. Sevilla hatte gegen diese Spielweise erwartungsgemäß viel Zeit am Ball und nahm die dominante Rolle ein, wofür sie im Aufbau häufig durch Krychowiaks Zurückfallen auf die bekannte Bildung einer Dreierkette setzten. Zwischendurch gab es immer mal Phasen, in denen Sevilla mit dieser tiefen und kontrollierten Aufbaupräsenz nicht optimal umging, indem sie gerade die Möglichkeiten der hintersten Dreierkette nicht zielstrebig und synergetisch genug ausnutzten. Daher war die Begegnung von einigen ruhigeren und ineffektiveren Phasen durchzogen, die auch ohne größere einschneidende taktische Änderungen mal auftauchten.

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Weites Verschieben von Dnipro, positionelle Umformungen von Sevilla und Herausrücken durch Kankava, als sich Sevilla erst einmal aus der Enge herausspielt

Während Krychowiak also oft zurückfiel, orientierte sein Partner Mbia sich immer wieder sehr klar, zonenfokussiert nach rechts heraus und öffnete damit weite Bereiche für das dominante Zurückfallen Banegas, das dieser manchmal sogar bis in den Sechserraum zog. Die abschließende Umformung dieser verschiedenen Bewegungsmuster lag dann in den frei ins Zentrum einschiebenden Positionierungen der Außenstürmer Reyes – oft im rechten Halbraum – und Vitolo – weniger konstant, aber potentiell etwas weiträumiger –, auf die Dnipros Mittelfeldakteure beispielsweise ebenso kurzzeitige Mannorientierungen eingehen konnten. In der Anfangsphase suchten die Spanier, deren umgeformte Organisation auch an das Vorjahresfinale erinnerte, vor allem die rechte Seite und schoben dort weit mit herüber, um konsequent lokale Überzahlen zu erzeugen und sich anschließend in diesen Räumen durchzuspielen. Mit den drei nominellen Offensivakteuren hinter Bacca und dem aufrückenden Aleix Vidal ballte sich viel Personal im dortigen äußeren Halbraum und sorgte für hohe spielerische Qualität sowie einige ansehnliche Szenen.

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Beispielhafte Strukturen für die Szenen mit Sevillas Rechtsüberladungen

Durch die ebenso konsequente Verteidigungsarbeit der Ukrainer entwickelte sich in diesen Fällen ein durchaus hochklassiges taktisches Duell. Im 4-5-1 mit vielen 4-1-4-1-haften Ansätzen schob der Außenseiter kompakt zum Flügel nach und stand auch mit den beiden ballfernen Außen – jeweils tief agierend – weit eingerückt. In der defensiven Aufgabenverteilung machten anfangs die beiden achterartigen Akteure die meiste Arbeit gegen die seitlichen Überladungen Sevillas, während Kankava diagonal dahinter verblieb und die Anschlusswege im Halbraum um das Strafraumeck absicherte. Einige gute Ansätze der anspruchsvollen Offensivaktionen Sevillas konnten die Ukrainer dadurch noch abfangen. So gelang es den in dieser Phase überzeugenden Spaniern, bei denen allerdings die Sechser sich hätten noch konstanter in solche Szenen einschalten – Mbia war klar auf seinen Raum ausgerichtet und seltenes Nachstoßen von Krychowiak bekamen sie im ballfernen Halbraum gegen Dnipros Struktur nicht öffnend eingebunden – und nicht nur primär auf den Erfolg des Gegenpressings abzielen sollen, nicht sich mit einem Ausgleichstreffer zu belohnen.

Sevillas Defensiveigenheiten problematisch

Seit der siebten Minute lagen sie etwas überraschend in Rückstand – durch einen der anfangs seltenen Angriffe der Ukrainer, die offensiv grundsätzlich simpel angelegt waren. Dieser ersten und vorerst einzigen Torchance gingen ein schneller Abwurf von Keeper Boyko – im Anschluss an einen gegnerischen Angriff – und ein direktes Aufrücken des Rechtsverteidigers gegen die enge, noch nicht wieder umgeformte und sich auch etwas lasch ins Pressing bewegende Formation der Andalusier voraus. So überlief Fedetskiy die ersten Linien, spielte einen langen Ball nach vorne, Kalinic leitete per Kopf auf Matheus weiter und verwertete dessen anschließende Hereingabe wieder. Zwar stand dieses Tor zunächst eher kontextlos, doch zeigte sich daran zumindest eines der zwei größeren Probleme von Sevillas Defensive: Die phasenweise zu klaren und simplen Mannorientierungen – vor allem und in diesem Fall – der Außenverteidiger, die hier größere Stabilität verhinderten, die Szenen quasi auf Einzelelemente herunter brachen und den simplen, von bloßem Zug in den Raum leben Mechanismen des Gegners selbst etwas an Effektivität gaben.

Der andere Aspekt schien in dieser Szene schon ein wenig durch, wenngleich eben die schnelle Spieleinleitung von Boyko auch für eine besondere Ausgangssituation gesorgt hatte. Aus ihrer meist 4-2-3-1-haft ausgerichteten und mit eng einschiebenden Außenspielern versehenen Grundstellung mit entsprechendem Zentrumsfokus legte Sevilla kein wirkliches mannschaftliches Verschieben im eigentlichen Sinne an den Tag. Die einzelnen horizontalen Linien bewegten sich kaum mal geschlossen zum Ball, sondern versuchten ihre mittigen Positionierungen nur leicht anzupassen und dann mit einzelnen Akteuren in freieren Bewegungen nach außen zu rücken. Manchmal lief dies aber lasch oder unkoordiniert ab, so dass sich für Dnipro die eine oder andere Möglichkeit bot, in höhere Zonen einzudringen. Gerade in der zweiten Halbzeit sollten vermehrt auch Momente auftreten, in denen die Sechser die gegnerischen Achter etwas zu weiträumig mannorientiert – oft auf den Flügel hinaus – verfolgten. Zwar nutzte Dnipro die entstehenden Räume im Zentrum nur sehr vereinzelt aus und drehte einige Male ab, wenn Sevilla zusammenziehenden Pressingzugriff andeutete, doch alles in allem war es zumindest so, dass diese mitunter inkonsequente Defensivausrichtung des Favoriten dem Gegner kleinere Freiheiten in der Zirkulation gestattete.

Verschiedene Organisationsformen im Wechsel und im Duell

Nach den attraktiven Szenen, die sich bei ihren Überladungen auf rechts angedeutet hatten, verflachte Sevillas Engagement im Verlauf der ersten Halbzeit. Einige Male versuchten sie nun auch die linke Seite einzubeziehen und dort über Pärchenbildungen von Vitolo mit dem ausweichenden Banega zum Erfolg zu kommen, doch waren diese Szenen weniger koordiniert und insgesamt nicht so konsequent oder taktisch nachhaltig aufgebaut. Am anderen Flügel war Vitolo mit der Zeit seltener involviert. Insgesamt agierten die Andalusier im Aufbau nun weiträumiger und erhofften sich dadurch möglicherweise größere Vielseitigkeit und Umfassendheit, verfingen sich aber häufiger auch in der gegnerischen Verteidigungskonzeption und wurden von dieser langsam, aber sicher zum Flügel ausgebremst. Bei Dnipro gab es innerhalb ihrer Defensivformation zwei verschiedene Zustände, die sich danach richteten, wie hoch man positioniert war. In den anfänglichen Pressingphasen ähnelte die Ordnung sogar einem 4-1-5-0, in dem die Achter unabhängig vom Sechser agierten und flexibel breit neben dem Stürmer pendelten.

Daraus ergab sich in der Rückzugsbewegung nach hinten ins tiefe zweite oder ins letzte Drittel dann die 4-5-1- bzw. immer häufiger eher 4-1-4-1-hafte Organisation. In einigen Phasen bewegten sich die Achter eher unstrukturiert weiträumig und leicht improvisiert, in anderen gelang es ihnen aber durchaus beeindruckend, die in die Halbräume einrückenden Vitolo und Reyes durch gute Bewegungen in der Mittelfeldlinie hinter sich zu verstellen. Für Sevilla wurde das sehr nach rechts fixierte Herauskippen von Mbia in der weiträumigeren Aufbauweise zum Problem, da ihnen im Verbund mit anderen teilweise breit kippenden Bewegungen der zentralen Akteure die Verbindungen in diesen Bereichen mitunter abhaben kamen. Auf den Seiten agierten Aleix Vidal und Trémoulinas noch etwas höher wie offensiver, wodurch die situativ mannorientierten, in den Grundstellungen aber oft etwas höher in den Halbraum gerückten und dann bei Verlagerungen nach hinten nachpressenden Flügelstürmer Dnipros nun doch vermehrt in die letzte Linie gezogen wurden, wenngleich Fedetskiy oder Léo Matos das situativ herausrückend auffingen.

Flexible Weiträumigkeit fährt sich erst fest und sprengt dann die Mitte auf

Letztlich wurde dadurch aber vor allem mehr und längerer Aufrückraum an den Seiten frei, was die Ukrainer durchaus in Kauf zu nehmen bereit waren und durch die Arbeit ihres Mittelfelds verkraften konnten. In dieser Phase Mitte der ersten Halbzeit versuchten bei Sevilla nun die beiden Innenverteidiger – teilweise aus der Aufbaudreierkette heraus – weiter aufzurücken, wurden dabei von Dnipros nun bogenartiger Formation aber gut nach außen geleitet, so dass sich die Angriffe der Andalusier aus solchen Strukturen im weiträumigen Aufrücken an den Flügeln festfuhren. Zwar hatten sie zumindest grundlegende Offensivpräsenz, doch spielte sich das zwischenzeitlich nur in seitlichen, peripheren Bereichen ab. Andererseits muss man trotzdem sagen, dass die Konzeption mit den Außenverteidigern als Rahmenspielern, den verschiedenen Anordnungen und den teilweise als Halbraumspielern agierenden Sechsern eigentlich sehr gut und sinnvoll gegen Dnipros Struktur war, um die Kontrolle zu zementieren. In dieser Phase gehörten Eckbälle zu den vielversprechendsten Werkzeugen – und ein solcher brachte dann nach kurzer Ausführung dann auch den Ausgleich, der also gerade in einem der drucklosesten Abschnitte fiel.

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Das Aufrücken von Kolodziejczak wird von Dnipros Dreifachsechs nach außen weggeleitet und Sevillas Aufbau fährt sich fest. Die Optionen sind begrenzt und der gelupfte Pass des Innenverteidigers landet im Aus. Interessant die genauen Umschiebungen bei Sevilla mit den Einbindungen der beiden Sechser als um den verbleibenden Innenverteidiger im Halbraum agierende Kräfte.

Offensives Potential lag bei diesen Angriffsmustern Sevillas in einem kleinen Schwachpunkt der gegnerischen Verteidigungskoordination. Anfällig waren die Ukrainer, wenn man die erste Phase ihres Defensivspiels und den Übergangsmoment, in denen sie einige Male gewisse Schwächen in der vertikalen Kompaktheit aufwiesen, direkt attackierte. Dafür brauchte es sehr zielstrebig beschleunigte Angriffe durch die Halbräume. Einige Male schaffte Sevilla, die überhaupt oft versuchten, Bacca direkt in die Spitze zu schicken, dies auch und konnte jenen Aspekt exemplarisch beim 1:2, kurz nach dem Ausgleich, bestrafen: Banega pendelte in die Tiefe zurück, holte sich das Leder von der Aufbaudreierkette und bediente Reyes im Halbraum. Dieser lockte das gegnerische Mittelfeld auf sich, drehte sich schnell vor dem Zugriff nach innen und nutzte deren flache Staffelung sowie den größeren Abschluss zur Abwehrreihe, die sich kurz suboptimal verhielt, zum Schnittstellenpass auf Bacca. Zudem zeigte dieses Tor die Probleme gewisser Mannorientierungen sowie Unsauberkeiten der Ukrainer und war ein besseres Beispiel, wie die Andalusier aus dem weiträumigen Aufbau das Zentrum auch im weiteren Vorwärtsgang nun besser nutzten.

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Das 1:2 aus der tiefen Aufbauarbeit Sevillas heraus: Stark von Banega und Reyes. Problematisch für Dnipro ist hier die fehlende taktische Unterstützung für das Mittelfeld, das somit trotz eigener Überzahl dann der gegnerischen Raumwahl und Vorbereitung unterlegen ist. Zum einen agiert die Abwehrreihe etwas zu isoliert hinter dem restlichen Block, zum anderen unterstützen die Stürmer zu ineffektiv: Die Außen sind beispielsweise zu sehr auf eben diese seitlichen Bereiche konzentriert und schieben hier dort zurück anstatt sich helfend oder anpassend einzubringen.

Dnipros Offensivversuche

Aufgrund dieses doch etwas überraschenden Doppelschlags stand die Schlussphase der ersten Halbzeit dann auch wieder stärker im Zeichen kleinerer Offensivversuche Dnipros, die es bis dahin kaum gegeben hatte. Ihre Konter waren – abgesehen von solchen Umständen wie beim 1:0 – trotz einiger guter Strukturen und individueller Bewegungen von Sevillas lokalem Gegenpressing, gut nachgesichert durch die Sechser, bisher aufgefangen worden. Insgesamt wirkten die Ukrainer diesmal auch wegen des umstrukturierten Mittelfelds jedoch etwas gefährlicher, leicht flexibler und auch ambitionierter als in vielen Ausrichtungen der vorigen EL-Partienwenngleich es auch dort schon einige kluge Gedanken innerhalb der Simplizität gegeben hatte. War auf der linken Seite fast nur ein zu starker Fokus auf die simpel unterstützten Dribblings von Konoplyanka zu finden, zeigte sich das besonders an der Ausrichtung des anderen Flügels.

Hier gab es kleinere Feinheiten in der Rollenverteilung, wie die Angriffe eingeleitet wurden, verschiedene Ansätze von Rochadebewegungen, vermehrte und dominantere Bewegungen der Mittelfeldakteure nach außen und beispielsweise auch eine interessante Einbindung von Matheus. Der routinierte Brasilianer erzeugte viel Diagonalität, zog einige Male geschickt in die Spitze oder bis nach links hinter die Abwehr und bespielte damit die gegnerischen Mannorientierungen sehr wirksam – vor der Pause war er in dieser Hinsicht der „speziellste“ Typ im ukrainischen Offensivkonzept. Generell nutzte Dnipro oft auch lange Bälle auf den nach links weichenden Zielspieler Kalinic, um die Abpraller zu gewinnen oder die Zuspiele zu verlängern – in diesen Fällen waren Matheus´ Bewegungen zur Grundlinie „hinter“ den Angreifer nützlich. Durch einen direkt verwandelten Freistoßtreffer – herausgeholt nach genau einer solchen Bewegung von Matheus – kam Dnipro kurz vor Ende des ersten Durchgangs dann auch noch zum 2:2.

Nur Tendenzverschiebungen bis zum Siegtreffer für Sevilla

Das war der vierte Treffer aus dem sechsten Torschuss insgesamt, was die trotz der Attraktivität nicht ganz zum Spiel passende, teilweise gegen seine Muster verlaufende oder durch Standards entstehende Torflut einordnete. Der ausgeglichene Halbzeitstand hielt die grundsätzliche Spielbalance für den zweiten Durchgang zunächst einmal unverändert, wenngleich die Angelegenheit sich etwas beruhigte. Bei Dnipro wurde die Defensivausrichtung nun immer klarer 4-2-3-1-haft mit einem konstanter vorgeschobenen tiefen Zehner. Sevilla kontrollierte die Begegnung weiterhin, konnte aber wegen kleinerer Probleme – eben wie zuvor in Sachen Raumnutzung und konsequente Offensivpräsenz – nicht ganz den Dauerdruck im Angriffsdrittel erzeugen, wenngleich viele gute Ansätze gegen das anpassungsfähige ukrainische Mittelfeld mit seinen verschiedenen Mannorientierungen stets da waren.

Mit der Einwechslung von Bezus für Fedorchuk richtete sich Dnipro Mitte des zweiten Durchgangs schließlich wiederum tendenziell 4-1-4-1-hafter aus und versuchte die Herausrückbewegungen etwas gestaffelter und aggressiver anzulegen. Bereits zuvor hatte Emery Coke für Reyes gebracht und Aleix Vidal in die Offensivreihe gezogen, was kleine Umstellungen in den Bewegungsmustern bewirkte. Zwischen diesen verschiedenen, jedoch nicht gravierenden Veränderungen schien die Partie temporär ein wenig in einer Schlummer-Phase zu befinden, wenngleich es weiterhin eimmer wieder Momente starker Passstafetten – durchaus auf beiden Seiten – und kleine intensive gruppentaktische Duellen um den Ball oder Gegenpressing-Wellen gab. Von daher deutete sich ein Treffer nicht wirklich an, als Bacca in der 73. Minute nach etwas glücklicher Vorarbeit von Vitolo – gut aber die vorausgegangene Struktur halbrechts – zum entscheidenden 2:3 einschoss. Die später folgende Schlussoffensive Dnipros wusste nicht zu überzeugen, sondern verfing sich mit der Zeit immer mehr in isolierten – die anschließenden Flanken waren noch weniger vielversprechend, als sie es ohnehin sind – Konoplyanka-Dribblings und so hatte Sevilla folglich keine Probleme, den Sieg über die Zeit zu bringen.

Fazit

Zwei absolut finalwürdige Mannschaften sorgten für eine dem Rahmen angemessene, intensive, sehenswerte und durchaus hochklassige Begegnung, mit mehr Toren als eigentlich passend. Beide Seiten zeigten interessante Ausrichtungen, die sich in Details und Gewichtungen über Phasen hinweg immer wieder mal ein wenig änderten. Sevilla dominierte, suchte gerade über rechts sehr starke Überladungen und war letztlich trotz kleinerer Schwächephasen im Pressing, in der offensiven Konsequenz und in der Interpretation ihrer Aufbaumuster der aufgrund der starken, vielseitigen Ansätze der verdiente Sieger und Titelverteidiger. Gerade jene Umformungen und Rollenanordnungen – mit den Außenverteidigern zunehmend als Rahmen und der Fluidität innen – beeindruckten. Dnipro – sogar offensiv etwas ambitionierter als gewohnt – ist jedoch ein Kompliment zu machen, dass ihre flexible, teilweise 4-5-1-hafte Defensive auch gegen diese starken Phasen der Andalusier das Match lange offen zu halten wusste.

Valentin 31. Mai 2015 um 20:24

Während es letztes Jahr vielleicht noch Benfica verdient gehabt hätte, geht diese Saison Sevilla als Sieger absolut klar. Eine tolle, sehr vielfältig starke Mannschaft, die sich in meinen Augen auch, über die gesamte Spielzeit gesehen, nochmal klar steigern konnte. Und Banega kann man nicht oft genug loben.

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Cali 31. Mai 2015 um 10:31

Eine Dreierkette im Aufbauspiel von Sevilla habe ich jetzt nicht gesehen. Vielmehr haben sich Krychowiak und Mbia in den Halbräumen hinter den extrem offensiven AVs positioniert. Fand ich sehr interessant.

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PNM 31. Mai 2015 um 14:48

Ja. Würde dann aber situativ, wenn einer der Iv oder einer der 6er vorgestoßen ist, zu einer 3er-Kette.
Und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, selten auch mal so in Aufbau, wenn nur einer der 6er seitlich abgekippt ist und der andere höher stand.
Die Regel war aber der von dir beschriebene Mechanismus.

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Cali 1. Juni 2015 um 11:33

Wahrscheinlich ein Mittel um Platz für Banegas Dribblings aus der Tiefe zu schaffen. Ich fand’s cool, dass Mbia/Krychowiak selbst beim Gegenpressing die Positionen der AVs bekleidet haben. Würde mich nicht wundern, wenn andere Teams diese Idee aufgreifen. Emery ist einfach toll.

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SuperMario33 1. Juni 2015 um 12:48

Normal sag ich ja nichts zu Fußballkommenatoren und ihre prominenten Beiwortgeber, ich weiß, dass sie da oben einen ganz schweren Stand haben, eben noch kopfüber in der MiniBar eines Sternehotels und gleich darauf on air… aber war schon konsequent, wie Slomka die Rolle von Mbia so überhaupt nicht verstanden hat.

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Dr. Acula 29. Mai 2015 um 23:21

der artikel wird dem spiel gerecht und das ist das größte kompliment

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LM1895 29. Mai 2015 um 10:34

Ein absolut würdiges Finale und ein absolut würdiger Artikel, danke dafür 😉
Sevilla hat einfach starke, toll durchdachte Offensivabläufe drauf. Ein Banega hilft da natürlich 🙂 die Eckballvarianten sind mir auch aufgefallen, ich weiß nicht, ob sie das sonst auch so spielen…aber passt natürlich in das Bild einer Mannschaft, die anscheinend viel Trainingszeit in Offensivmuster und Angriffsplanung investiert. Da muss man Dnipro wirklich gratulieren, dass sie in der Lage waren, das lange so gut zu kontrollieren.
Konoplyanka ist schon stark in seinen Unterzahldribblings und kreiert manchmal aus verrückten Situationen noch Gefahr, aber seine Entscheidungen, welche Räume er mit diesen Dribblings ausgangs anvisiert, finde ich häufig – freundlich ausgedrückt – unkonventionell 😉 klar fehlte da manchmal die Unterstützung, aber mir fehlte dann ein wenig das Verständnis dafür, von potentieller Unterstützung weg zu dribbeln. Naja, er ist noch jung und trotzdem ein Spieler mit nem tollen Potential…

Zurück zur Mannschaftstaktik, ich hab die 4-4-1-1-Umstellung zur Halbzeit bei Dnipro nicht so recht verstanden. Sie wurde dann ja auch später wieder „korrigiert“. Hat jemand eine Idee, was dahinter steckte? Sevilla mal vor neue Aufsaben stellen? Das aufwändige Herausrücken der Achter in den gegnerischen Sechserraum weglassen, um ihnen eine Pause zu gönnen? Weil meiner Meinug nach die 4-1-4-1 Grundordnung besser auf Sevillas dominante Strukturen in der ersten Halbzeit passte…vll auch eine tiefere Grundzuordnung auf die hohen AVs von Sevilla?

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PNM 29. Mai 2015 um 13:25

Ich tippe auf letzteres, da Tremoulinas und Vidal schon sehr hoch spielten, und das auch sehr konstant.
Allerdings hatte man so auch weniger Zugriff auf die seitlich abkippenden 6er und die hängende Spitze war generell etwas vergeudet.
Ich denke, ein flexibles 4-5-1 wäre am sinnvollsten gewesen.

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PNM 29. Mai 2015 um 14:49

PS.(Hatte das eigentlich schon in einem anderen Kommentar unter diesem Artikel geschrieben, der wurde nur irgendwie nicht gepostet):
MBia hat mir zwar von seiner Positionsfindung und Antizipation im Gegenpressung sehr gefallen, schien mir offensiv aber etwas zu limitiert. Hätte gerne mal Suarez auf der 10 und Banega als aufrückenden, spielmachenden und Überladungen erzeugenden 6er gesehen (dafür dann angepasste Abläufe im Gegenpressing). Denke, damit hätte Sevilla dominanter auftreten und das Siegtor vielleicht eher erzielen können.
Banega ist ja eh häufig abgekippt, und so hätte man mit Denis Suarez noch mehr hochwertige Präsenz im 10er Raum und in den Halbräumen sowie generell einen Spieler mehr, der in den Engen Räumen stark ist.

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LM1895 29. Mai 2015 um 16:57

Danke sehr 🙂 ich fand auch, dass so besonders der Zugriff auf die höheren Halbräume (ca neben dem Anstoßkreis) völlig verloren ging.

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SuperMario33 29. Mai 2015 um 09:02

Schöner Artikel, schönes Spiel… habe in der Saison Sevilla gar nicht gesehen, streuen die immer so ausgefeilte Eckvarianten ein oder war das eine besondere Idee für dieses Spiel?

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Bernhard 28. Mai 2015 um 22:39

Banega is scho krass

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