Das Eröffnungsmatch des Afrika-Cups 2015

Zum Start des Afrika-Cups zeigten Äquatorial-Guinea und Kongo – keine wirklichen Favoriten – eine ordentliche Begegnung. Der Turniergastgeber hatte gute Ansätze über die rechte Seite, verschenkte durch große Inkonsequenz in der Schlussphase aber den Sieg. Beide Trainer – der beim Gastgeber erst vor zwei Wochen ins Amt gekommene Esteban Becker und sein Gegenüber Claude Le Roy – traten in 4-4-1-1/4-2-3-1-haften Formationen mit einigen kleinen, durch gewisse Asymmetrien bedingten Unterschieden an.

eqg-cgo-2015

Äquatorial-Guinea in Rot, Kongo in Weiß

Auffällig und prägend war der insgesamt etwas träge und teils lasche Gesamtrhythmus, den man von einigen vorigen Varianten des Afrika-Cups als stilbildend kennt. Dies bedingte immer wieder einige Unsauberkeiten in Pressing und Organisation, die entsprechend gelegentliche Lücken öffneten, sowie etwas wechselhafte Entscheidungen im Passspiel, wo beispielsweise immer mal wieder einfach längere Bälle eingestreut wurden. Dennoch gab es in dieser Hinsicht auch positive Erscheinungen, da die einige Akteure die geringe Pressingintensität für sich nutzten – beispielsweise der linke Innenverteidiger des Kongo zeigte einige gute Vertikalbälle. Die langen Zuspiele schienen gerade von den Roten dann frühzeitig auch ohne Druck gewählt zu werden, sobald einer der beweglichen Stürmer eine vielversprechende Raumsituation – ob ausweichend oder leicht zurückfallend – in höheren Zonen erreichte. Trotz der etwas wechselhaften und intensitätsarmen Spielweise mit gewissen Kompaktheitsproblemen war es doch eine nicht uninteressante Begegnung, die einige gute Ansätze bereithielt.

Herauskippende Bewegungen als Ankerpunkt für gefällige Offensivansätze

Einer der auffälligsten Punkte war das Herauskippen vom äquatorial-guineanischen rechten Sechser Zarandona, der viel für den Aufbau beitrug. Das 4-4-2-Pressing der Kongolesen verschob zwar die Sturmreihe etwas zur Seite, wurde in seiner insgesamt nicht allzu kompakten Ausrichtung allerdings meist durch gute diagonale Aktionen zwischen den Innenverteidigern und Mittelfeldspielern der Gastgeber ausmanövriert. In der eigenen Halbzeit wichen diese gegnerischen Zugriffsversuchen kontrolliert und gekonnt aus, wenngleich auch diese Aktionen vom teils etwas wirren Gesamtrhythmus unterlegt waren. Gerade über diese halbrechten Bereiche konnten sich die Mannen von Becker dann nach dem Überwinden der ersten Pressinglinie in die höheren Bereiche vorspielen. Das 4-4-2 der Kongiolesen war insgesamt solide, aber nicht besonders ambitioniert oder kompakt, so dass es kein wirklich starker Prüfstein darstellte. Aufgrund der asymmetrischen Ansätze  agierte der sonst nach außen weichende Bifouma auch gegen den Ball teilweise zu breit und verteidigte damit nicht wirklich bespielte Bereiche.

Mit dem ballfordernden und spielstarken, wenngleich teils etwas zu gemächlichen und schlampigen Javier Balboa in zurückfallender Rolle sowie dem Einrücken des umtriebigen Linksaußen Ibán stellten die Hausherren auf rechts Überladungsansätze nach den verbindenden Weiterleitungen der Sechser her. So gab beim Team mit den eingebürgerten Südamerikanern einige sehr ansehnliche und technisch versierte Ansätze zu sehen. Es fehlte jedoch mitunter an zielstrebiger Dynamik und den richtigen Anschlussbewegungen im Freilaufen, um daraus konstant gefährlicher werden zu können. Viele Läufe waren zu lücken- denn strukturorientiert und zogen teilweise in zu breite, periphere Stellungen. Auch das Führungstor nach einer Viertelstunde als Beispiel für einen gelungen zu Ende gebrachten Versuch nahm erst seinen Lauf, als Kike sich in einer isolierten direkten Situation etwas glücklich im Zweikampf durchsetzte. Anschließend zog er aber gut in die Mitte, wo Ibán unterstützend mitkam und letztlich der diagonal kreuzende Nsue – im Verein wird der Kapitän meist als Außenverteidiger eingesetzt – freigespielt werden konnte. Zur Pause stand damit eine verdiente Führung für Äquatorial-Guinea, die spielerisch etwas stärker waren und nach nur zwei Wochen unter dem neuen Trainer in den Übergangsbereichen doch schon recht gut abgestimmt wirkten.

Rochaden und Aufrücken bei Kongo

Dennoch enttäuschte das alles andere als zu den Favoriten gehörende Team aus dem Kongo nicht und hatte ebenso seine Ansätze, führte nach den ersten 45 Minuten sogar die Schussstatistik an. Bei ihnen gab es ebenfalls einige zurückfallende Bewegungen der Sechser im Aufbauspiel und einen gewissen Rechtfokus. Ersterer Aspekt gestaltete sich wechselhafter und in den strukturellen Positionierungen weniger festgelegt. Manchmal gab es Probleme, wenn der eine Mittelfeldmann unnötigerweise zu seinem bereits tiefen Kollegen zurückfiel und damit keine bessere, da nähere Anspielstation bot, sondern eines der gegnerischen Pendants in ihren situativ lose nachrückenden Mannorientierungen zum Ball hinzog. Wenngleich Bouka Moutou auch einige Male tief und dann aufbauend agierte, fiel der rechte Mittelfeldakteur immer mal wieder zusätzlich ein wenig ins Zentrum und sorgte damit für ein leichtes Übergewicht dieser Seite. Dafür rochierte mit Bifouma einer der beiden Angreifer weit auf den Flügel heraus, um die dortigen Räume zu besetzen.

So gehörten linear und zielstrebig direkt an der Außenlinie vorgetragene Flügelangriffe – auf Basis dieser Grundrochade – zu den gefährlichsten Waffen des Teams. Nach den direkten Pässen des Außenverteidigers oder Sechsers agierte entweder Caisare Gandzé raumöffnend für einen Sturmkollegen oder bekam von diesem den seitlichen Zwischenbereich freigedrückt. Dagegen verhält sich Ibán nicht immer geschickt, da er zwar eine etwas vorgeschobene Halbraumposition einzunehmen versuchte, allerdings den seitlichen Passweg nicht konstant genug abdeckte. Da die Angriffsmuster etwas simpler ausfielen und die gegnerische Defensive dafür ein wenig anpassungsfähiger agierte, gelang den Kongolesen im Gegensatz zu Äquatorial-Guinea aus ihren Ansätzen allerdings kein Treffer. Zudem fehlte es bei diesen am Flügel vorrückenden Aktionen immer wieder an anschließenden und nachstoßenden Bewegungen aus dem zentralen Mittelfeld, was nicht nur die Optionsvielfalt, sondern auch die Offensivkompaktheit etwas schmälerte. Die Ähnlichkeiten auch gegen den Ball waren bei der Betrachtung von deren leicht versetzter 4-4-2/4-4-1-1-Formation mit mäßig konsequentem Verschieben der Sturmreihe durchaus vorhanden.

Zweite Halbzeit

In der zweiten Halbzeit übernahm der Kongo die Zügel in die Hand, der Gastgeber zog sich überraschend passiv zurück und das Geschehen folgte zunehmend einem anderen Gang. Dabei hatte Äquatorial-Guinea eigentlich sogar einen interessanten Wechsel vorgenommen, der ihre Offensivbemühungen noch weiter ankurbeln sollte – Ellong für den kaum effektiven Ganet, dem in den Bewegungen im Mittelfeld eine etwas undefinierte Rolle zuteil gewesen und dem es nicht gelungen war, das Spiel über halblinks entscheidend voranzubringen. Der neue Mann agierte deutlich offensiver, stieß weiter mit vor und sollte Überzahlen auf den Flügeln, insbesondere auf der aufwachenden linken Seite herstellen. Mit den herüberkommenden Stürmern gab es hier in den ersten Phasen des zweiten Durchgangs auch einige gute Ansätze, wenngleich keine ganz großen Chancen entstanden. Als die Strukturen aber nachlässiger wurden und die Mannschaft an Konsequenz einbüßte, führten diese weiträumigen und dann nicht mehr gut eingebundenen Läufe jedoch zu verstärkter Unsicherheit und ließen die eigene Anlage weniger griffig sowie ungeordneter werden.

Unter diesen Umständen erlaubte Äquatorial-Guinea dem Gegner also langsam aber sicher ein Comeback – und dieser nahm die Möglichkeit im Verlauf des zweiten Durchgangs an. Im Aufbau gab es zwar einige Szenen, wo die vertikalen Verbindungen problematisch waren, da es zu große Lücken vom defensiven Mittelfeld in die vordere Reihe gab. Da dies aber Folgen von Wechselhaftigkeit waren, bedeutete es im Umkehrschluss auch die Existenz besserer Phasen. Diese zeigten sich nun häufiger auch auf der linken Seite, wo Mittelstürmer Doré vermehrt zurückfallend unterstützte oder mit ausweichenden Bewegungen die diagonalen Passwege für den linken Mittelfeldmann oder hohen Außenverteidiger in die hohen Achterräume öffnete, wo sich auch Bifouma verstärkt zeigte. Über solche kleineren Mechanismen, Flügeldurchbrüche, Basissynergien – beispielsweise im Sturmduo – zwischen tiefen und zurückfallenden Läufen, einige ordentliche Ablagen-Ansätze an die letzte Linie sowie darüber hinaus über Standardsituationen – beispielsweise beim Pfostentreffer in der 83. Minute, ihrer lange Zeit besten Möglichkeit – sorgten sie für Gefahr.

So musste Keeper Ovono bei den letztlich 15 Abschlüssen auch das eine oder andere Mal eingreifen. Äquatorial-Guinea hatte in der Positionsinterpretation ihres 4-4-2 zwar einige gute Momente im defensiven Drittel gegen Ansätze von Flügelüberladungen, baute darüber hinaus aber zunehmend ab. Ihr 4-2-3-1 der ersten Pressingphasen verlor merklich an Konsequenz, was einige Aufrückmöglichkeiten über die Halbräume für den Kongo eröffnete, und generell nahm die Balance in den Mannorientierungen ebenso wie in den Verschiebemechanismen ab. Letztlich war es – trotz der verstärkten Einbindung der linken Seite beim Kongo – zum späten und nicht unverdienten Ausgleich dann aber ein Angriff, der den alten Logiken über die rechte Seite folgte. Mit einem schnellen Lauf unterstützte Kapitän Oniungé mal etwas konsequenter in den Zwischenlücken im äußeren Halbraum und über die Station Malonga gelangte das Leder dann einem weiteren diagonal durchgespielten Ball in den Strafraum, wo Bifouma etwas glücklich verwandelte.

Fazit

Die beiden Mannschaften zeigten ordentliche Ansätze, aber auch keine alles überragenden Leistungen – vor allem die Konstanz und Konsequenz brachten in mehreren Bereichen Probleme. Vielleicht können sie für die eine oder andere Überraschung sorgen, doch zu den ganz großen Favoriten des Turniers zählen sie sicherlich nicht. Andere Teams wie beispielsweise aus der Hammergruppe C dürften klarere Anwärter sein, wobei schwächelnde Favoriten in den letzten Ausgaben schon häufiger zu sehen gewesen waren.

NanLei 21. Januar 2015 um 10:45

ist der Asiencup eigentlich Fußballerisch interessant in Bezug auf Taktisch oder ist dort die Physis und Leistung einfach noch zu schwach?

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Brathuhn 18. Januar 2015 um 11:26

Ich weiß nicht obs an meinem Ende liegt (benutze Firefox), aber bei mir ist keine Formatierung angekommen, der ganze Artikel ist eine Wand aus Text.
Und wie der Vorredner schrieb, es fehlen die Teamnamen.

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HW 18. Januar 2015 um 11:54

Absätze sehe ich auch keine. Nutze FF auf nem Tablet.

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TR 18. Januar 2015 um 12:39

Es gab leider ein paar Probleme mit dem Design, deswegen waren die Absätze irgendwie gelöscht worden. Ist jetzt aber alles wieder korrigiert und die Teamnamen unter der Grafik auch wieder da.

Bezüglich des unteren Kommentars von HW: Nein, ist kein Gag. Die fehlenden Teamnamen waren natürlich ein Problem, sind jetzt nachgetragen.

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HW 18. Januar 2015 um 11:19

Ich vermute es ist ein interner Gag von SV so lange wie möglich die Namen der Teams im Text nicht zu erwähnen. Wenn sie mal fallen, dann eher nebensächlich während etwas anderes erklärt wird. Auch die Grafik hat mit nicht sofort weiter geholfen, weil ich erst nicht wusste welche Teams gespielt hatten und dann nicht welche Trikotfarben üblich sind.

Bitte bringt im ersten Absatz ein Mindestmaß Kontext. Wie soll man in ein paar Monaten noch wissen worum es geht, wenn man nicht alle Ergebnisse von jedem Kontinentalturnier im Kopf hat?

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