Umblickverhalten und Schulterblick

Dieser trainings- und taktiktheoretische Artikel behandelt das Umblickverhalten sowie den Schulterblick im Speziellen.

Fußballtaktik besteht aus vielen unterschiedlichen Aspekten. Strategische Aspekte, Mannschaftstaktik, Gruppentaktik, Wechselwirkungen mit dem Gegner, Umfeldbedingungen (Anpassungen an die Platzverhältnisse z.B.), der Spielstand oder auch die Berücksichtigung der jeweiligen Tagesform werden oftmals genannt. Ein Teil davon bleibt jedoch oft gänzlich unerwähnt: Die Individualtaktik.

Ursachenforschung gefragt

Individuelle Leistungen werden meistens auf undefinierbare Begriffe wie Talent oder vereinfachend auf die Qualität des Spielers zurückgeführt, ohne auf den Einfluss des Trainers, der Ausbildung, des Spielcharakters oder – ganz banal – nach den Ursachen für die Überlegenheit in technischen Teilaspekten zu suchen. Obwohl dies in einem globalen Rahmen gemacht wird, geschieht dies selten für einzelne Spieler. Beispielsweise wird Barcelonas Gesamterfolg der letzten Jahre auf die Fußballschule La Masia und die dortige Ausbildung zurückgeführt, die individuellen Fähigkeiten Xavis, Iniestas, Messis und Co. gelten jedoch als eine von Gott gegebene goldene Generation.

„Over the years I‟ve spent thousands of hours by the side of the pitch watching some of the very best players in the world train and compete. A striking difference between watching the pro‟s play and watching youth soccer players train is the amount of time the best professionals look up and around consistently and constantly.“ – Sportpsychologe Dan Abrahams

Natürlich ist es durchaus möglich, dass es nie wieder eine Spielergruppe mit so viel Talent geben wird, auch wenn es unwahrscheinlich ist. Bayern und Real sind aktuell schon sehr nahe dran. womöglich sogar ebenbürtig. Sogar das aktuelle Barcelona steht rein individuell in nichts nach, obgleich Barcelona 2011 wohl für viele nach wie vor den Zenit darstellt. Nichtsdestotrotz hat auch diese sogenannte goldene Generation von ihrer Ausbildung profitiert und konnte nur durch die Mischung ihres eigenen „Talents“ und dem nötigen Rüstzeug so gut werden. Ein Aspekt, den man besonders bei Spielern aus La Masia wiederfindet, ist dabei der Blick über die Schulter. Darum messen einige Vereine in der deutschen Bundesliga sogar bei ihren gescouteten Spielern, wie oft sie im Schnitt pro Minute über die Schulter blicken.

Das klingt zwar sehr simpel, doch die Auswirkung einer solch kleinen Bewegung kann sich drastisch äußern.

Spielintelligenz fördert die spielerische Leistung beziehungsweise ihrer Umsetzung

Die Informationsaufnahme strategischer und taktischer Aspekte in der Umgebung erleichtert nämlich das darauffolgende Dribbling beziehungsweise den Offensivzweikampf. Ein Spieler kann technisch perfekt sein, doch wenn er sich bei der Ballannahme nach hinten in den Gegner dreht, wird er den Ball dennoch im Normalfall verlieren. Gleichzeitig kann auch ein technisch schwächerer Spieler den Ball deutlich öfter behaupten und seine Aktionen erfolgreich gestalten, wenn er sich in offene Räume oder einfachere Situationen bewegt.

Der Schulterblick ist hierbei ein grundlegendes Mittel. In La Masia werden die jungen Fußballer schon von klein auf geschult sich andauernd umzusehen und ihrer Umgebung bewusst zu werden. Wo sind Räume frei? Wo kann ich mich freilaufen? Wohin kann ich mich nach der Ballannahme bewegen? Wie stehen meine Mitspieler? Wen kann ich dann wie anspielen?

„I once took a youth team player at a Premiership Academy through 10 minutes of footage of Cesc Fabregas. I asked the player what it was he noticed about Fabregas and he commented that the then Arsenal player checked his shoulders over 10 times a minute. And it appeared that every decision he made was based on what he had just seen. The world‟s best players have developed an internal tracking system that scans the immediate environment.“ – Sportpsychologen Dan Abrahams

Das gesamte Spielsystem der Katalanen, das Juego de Posición (eine in-depth-Erklärung auf Englisch gibt es hier), das dominante Kurzpassspiel mit wenigen Kontakten über mehrere Stationen, selbst ihr Defensivspiel, basiert alleine darauf, dass sich die Spieler konstant ihrer Umgebung bewusst sind. Xavi als Organisator der Mannschaft ist hierfür ein perfektes Beispiel.

Xavi als Informationsfinder

Xavi positioniert sich sehr oft genau in einer diagonalen Linie zweier gegnerischer Spieler; meistens macht er dies zwischen einem gegnerischen Sechser und einem Mittelstürmer. Erhält er hier den Ball, blickt er schon davor über seine Schultern. Er registriert, ob hinter ihm der Raum von einem einrückenden Flügelstürmer versperrt wird und wie sich die beiden Gegenspieler in seiner Nähe – also der Sechser und der Mittelstürmer – bewegen. Dadurch kann er auf ganz einfache Weise sich und seiner Mannschaft einen riesigen Vorteil verschaffen.

Xavi in der diagonalen Linie in der gegnerischen Staffelung

Xavi in der diagonalen Linie in der gegnerischen Staffelung

Rückt keiner der beiden Akteure auf Xavi, wenn dieser den Ball bekommt, kann er ihn sich stoppen und hat viel Raum zur Verfügung. Indem er sich oftmals nahe am genauen Mittelpunkt dieser gedachten Linie positioniert, sind oftmals die Zuteilungen unklar. Manchmal haben die gegnerischen Spieler aber bestimmte Verantwortungen, wie zum Beispiel einen sehr tiefen Mittelstürmer oder eine zonale Mannorientierung des Sechsers, wo dann dieser taktische Effekt nicht entsteht. Dank der Informationen, die ihm viele und zeitlich passende Schulterblicke geben, hat Xavi aber für alle anderen Situationen ebenfalls Möglichkeiten parat.

Wenn der Mittelstürmer sich am Mittelfeld orientieren soll und sich dann auf Xavi zurückfallen lässt, dreht sich der katalanische Spielmacher während beziehungsweise kurz vor der Ballannahme mit dem Rücken zu ihm hin und deckt ihm damit den Weg zum Ball ab. Xavi lässt den Ball an sich vorbeirollen und hat wieder das gesamte Spiel vor sich. Der Gegner wurde geblockt und kann auch in den folgenden Sekunden keinen Druck aufbauen. Für Xavi gibt es nun die Möglichkeit nach vorne zu laufen und einen Pass zur Seite zu spielen oder sich mit dem Ball weiter zur Auslinie zu bewegen, wodurch der Außenverteidiger aufrücken kann.

Spielt der Gegner mit einer Mannorientierung des Sechsers auf Xavi, dann kann Xavi mit einem passenden Schulterblick das Herausrücken des Gegenspielers erkennen. Er kann sich nun nach hinten drehen, den Ball zu den Innenverteidigern spielen oder seitlich ablegen. Das hat zur Folge, dass das Herausrücken des gegnerischen Spielers zu einem Nachteil wird: Barcelona kann in den geöffneten Raum spielen oder zum Beispiel über Iniesta oder Messi in dieses Loch eindringen.

“The first lesson I learned at Barcelona was to play with your head up. If you look around you only after you receive the ball, then how do you know what’s going on? But if you raise your head before you control your team-mate’s pass, you immediately notice all the space you have. You know where the nearest defender is and where your best options are to make a successful pass. I’ve had wonderful advice in my career, but that first piece is still the most important.” – Xavi

Sehr oft dreht sich Xavi auch einfach mit einer 360°-Drehung um den Gegner herum, woraufhin Barcelona plötzlich Überzahl hat. Das mag zwar teilweise spektakulär oder wie ein Fehler des Gegners aussehen, ist aber an sich simpel. Jeder professionelle Fußballer kann einen Pass stoppen, sich um 360° drehen und dann ein paar Schritte nach vorne. Doch nur einige wenige wie Xavi schätzen die Situation und Dynamik der Szene richtig ein, bewegen sich rechtzeitig und richtig, damit dieses einfache und überaus effektive Kunststück entstehen kann. Behilflich sind dabei der Blick über die Schulter und der dazugehörige Informationsgewinn.

Gegen Barcelona ist es darum – in deren besten Zeiten zumindest – immer ein Tanz mit dem Feuer gewesen. Stellt man keinen Druck her, wird Barcelona das Spiel dominieren, dadurch keine Chancen zulassen und geduldig nach den Löchern in der eigenen Abwehr suchen. Diese Spielweise bezeichnete Liverpools Trainer Brendan Rodgers unlängst als „Death by football“.

Rückt ein Spieler auf Xavi, verlässt er seine Position und ein anderer Spieler wird frei. Selbst wenn sowohl der Sechser als auch der Mittelstürmer auf Xavi schieben, ist es selten möglich konstant effektive Ballgewinne zu haben. Dann lässt Xavi meistens den Ball nur kurz abprallen, um dieses Herausrücken für seine Mitspieler bespielbar zu machen oder er kann sich auch in dieser Situation drehen und selbst den offenen Raum bespielen, wenn er sieht, dass der Gegner nicht rechtzeitig in den Zweikampf kommen kann.

Besonders fatal ist das für den Gegner aber, weil alle Spieler Barcelonas so denken. Wenn jemand auf Xavi herausrückt, dann weiß nicht nur Xavi das, sondern auch der Xavi-nahe Innenverteidiger, der beim Pass von der anderen Seite ebenfalls über die Schulter blickt und sich sofort für eine mögliche Ablage Xavis hinter den zurückfallenden Mittelstürmer freiläuft. Der Außenverteidiger blickt ebenfalls auf beide Seiten und wird aufrücken, damit er Raum für einen Vorstoß des Innenverteidigers oder eine Drehung Xavis öffnet, indem er seinen Gegenspieler nach hinten stößt.

Der Flügelstürmer erkennt das ebenfalls und wird nun etwas einrücken, um einerseits das Übergeben des Außenverteidigers vom gegnerischen Flügelstürmer in den Raum zu verwehren und andererseits um ein Zurückfallen Messis zu ermöglichen, der ebenfalls die Situation registriert und sich in das Loch hinter dem herausrückenden Sechser positioniert. Aus der eigentlich guten Pressingsituation wird auf einmal eine Ablage Xavis mit darauffolgendem Pass  auf Messi, der im Mittelfeld Tempo aufnehmen kann – es ist nicht die beste Situation.

Diese gesamte kollektive Bewegung, ausgehend von Xavis Schulterblick vor der Ballannahme, wenn man so möchte, ein Kettenmechanismus durch die gesamte Mannschaft in eigenem Ballbesitz. Und er entsteht letztlich dadurch, dass sich Fußballer durch individualtaktische Eigenschaften in einem größeren gruppen-, mannschaftstaktischen und strategischen Kontext mit Wechselwirkung auf die gegnerische Bewegung und jene des Balles definieren. Gleichzeitig definiert sich jegliche Taktik auch über die Wechselwirkungen mit dem Spieler und seinen körperlichen, spielerischen und taktischen Möglichkeiten.

Bayerns großer Verdienst gegen Barcelona unter Heynckes 2013 war es auch, dass man diese Mechanismen durch die adäquaten Zuteilungen und die enorme Kompaktheit nicht entstehen ließ. Doch die Bayern waren von 2008 bis 2013 nur eine von sehr wenigen Mannschaften, welche das konstant über eine Partie hinbekamen – und die einzige, die es über zwei Spiele schaffte. Dies zeigt auch, wie effektiv es ist, wenn eine Mannschaft solche grundsätzlichen einfachen Aspekte der Informationsgewinnung kollektiv anwendet und es – dank einer guten Spielereinbindung, einer passenden Spielidee und intelligenten Anpassungen an den Gegner – zur besseren Umsetzung ihrer Fähigkeiten führen kann.

“When I receive the pass, having already looked around me, I’m thinking about whether I’ve got time to turn or if I have a defender behind me. That’s the first thing. If I’m under pressure, I’m looking to play with one or two touches, or control the ball in such a way that my marker can’t intercept it. Basically, I’m looking to earn myself a few metres of space so that I’ll be in a position to not lose the ball and allow our team’s move to develop.” – Xavi

Der Schulterblick ist natürlich nur ein Teilaspekt; die richtige Ballannahme, die Körperstellung zum Spielfeld hin, grundsätzlich eine saubere Technik, die Physis, die Mentalität und so weiter spielen ebenfalls eine Rolle. Doch auf den Schulterblick wird in der Trainingslehre kaum eingegangen. Wieso?

Subtilität wird oft übersehen

Vielfach werden einfache Sachen übersehen. Viele Trainingseinheiten konzentrieren sich auf das Offensichtliche: Physis, Balltechnik, klare schemenhafte gruppentaktische Abläufe, defensiv wie offensiv. Das ganzheitliche Training mit Fokus auf das freie Spiel inklusive der differenziellen Lernmethode mit Ergänzungen wie Life Kinetik ist aktuell auch darum im deutschen Profifußball der letzte Schrei, weil es automatisch zahlreiche kleinere Sachen berücksichtigt und automatisch in den Trainingsbetrieb implementiert.

Doch insbesondere in der Jugendausbildung werden viele Sachen nicht in einem größeren Rahmen trainiert, sondern es gibt einen natürlichen Fokus auf die Individualtaktik, die spielerische Qualität und grundsätzliche motorische Aspekte wie die Koordination. Die vielen einfachen Passformen und Technikübungen sorgen dann dafür, dass sich die Jugendspieler präzise und schnell in einzelnen Aspekten weiterentwickeln, jedoch werden anderen Aspekte durch diese Trainingsübungen nicht berücksichtigt; für viele Trainer ist auch diese Einfachheit und Übersehbarkeit mitursächlich dafür, dass sie weder die Trainingsübungen auf die Entwicklung solcher Fähigkeiten auslegen noch innerhalb andere Trainingsübungen die Ausführung dieser Bewegungen kontrollieren beziehungsweise darauf konstruktiv hinweisen.

Um diese viel übersehenen Fähigkeiten in Zukunft stärker zu entwickeln, muss natürlich auch ein stärkeres Augenmerk in der Trainerausbildung auf diese gelegt werden. In La Masia, um beim vorherigen und im Weltfußball populärsten Beispiel zu bleiben, wird neben dem Schulterblick auch auf die Bedeutung offener Räume im Freilaufen, der korrekten Bewegungsrichtung bei der Ballannahme in Relation zur Spieldynamik und den grundsätzlichen Staffelungen geachtet.

Der viel zitierte positive Effekt des „gleichen Systems durch alle Altersstufen“ ist nämlich nicht (nur) auf so banale und nichtssagende Aspekte wie die Formation oder die grundlegende Spielweise zurückzuführen.

“It sounds easy, but to dominate these skills is difficult. It’s how I survive in a game. I’m not physical, strong or tall, so I’ve always got to look for free space from where I can create and have time to think, control the ball and look for the next pass. This means I have to run for miles in each game looking for that space, allowing my team-mates the chance to ‘roll out’ when I give them the ball. You must think about the game situation, and also about the team-mate to whom you’re passing.” – Xavi

Er bedeutet eher, dass allen Spielern die fundamentalen Bedeutungen strategischer und mannschaftstaktischer Aspekte bekannt sind und wie diese individualtaktisch umsetzbar sind. Das Talent, die Technik, die Physis und die Mentalität entscheiden letztlich, auf welchem Niveau der Spieler sich durchsetzen könnte – das Verständnis grundlegender Mechanismen, die Fähigkeit zur Umsetzung seiner Fähigkeiten generell und die mögliche, flexible Einbettung in das Spielsystem der Mannschaft entscheiden jedoch darüber, ob er es letztlich auch tun wird.

Denn ohne das physische, technische und mentale Rüstzeug kommt man heutzutage gar nicht mehr in die Verlegenheit für einen großes Team vorzuspielen; ohne taktische Kenntnisse wird man in naher Zukunft, der Zeit des Ballbesitz- und Pressingfußballs, sich kaum noch auf höchstem Niveau durchsetzen können.

Ein Spieler, der sich in der Jugend durchgehend durch seine körperliche wie technische Überlegenheit als Zehner individuell profilieren konnte, wird spätestens im Profibereich auch beginnen müssen seine Pässe intelligent zu wählen, sie der strategischen Marschroute des Trainers folgen zu lassen und positionspassende Defensivaktionen ebenfalls geschickt zu wählen.

Darum wird in den nächsten Jahren auch entscheidend sein, wie die Fußballakademien aus aller Herren Länder ihre Spieler (individual-)taktisch ausbilden. Der Schulterblick und die intelligente Informationsaufnahme bei diesem mit der richtigen Zuteilung der gewonnenen Informationen im taktisch-strategischen Kontext sind hierbei eine wichtige Kategorie der Ausbildung. Nun stellt sich aber natürlich die Frage: Wie zum Teufel bringe ich das den Knirpsen bei?

Wie lehre ich den Schulterblick?

Das Vermitteln des Schulterblicks geht mit den grundlegenden Prinzipien des Fußballtrainings einher. Die jeweilige Trainingsphilosophie des Trainers kann natürlich variieren, grundsätzlich ist aber ein möglichst spielnahes Training nach einem ganzheitlichen Ansatz empfehlenswert, wie schon in der ersten Ballnah-Ausgabe im Artikel „Nah am Ball – auch im Training“ (hier auf SV veröffentlicht) argumentiert wurde.

Die Trainingsübungen sollten somit an reellen Spielsituationen orientiert sein, welche jedoch so gewählt werden, dass ein richtiger Schulterblick unabdingbar für eine erfolgreiche und flüssige Erfüllung der Übung ist. Beispielsweise können dies spezielle Passspielformen sein, bei denen man sich in bestimmten Momenten nach hinten orientieren muss oder gar eine spezielle Brille zur Sichtbehinderung verwendet wird, eine Zweikampfübung mit variierendem Gegenspieler, der einen von hinten im eigenen Rücken attackiert, Spielformen mit durch den Übungsaufbau erzwungenen zu spielenden oder empfangenden Pässen außerhalb des eigentlichen Sichtfelds oder auch Positionsspielübungen mit wichtigen taktischen Bewegungen hinter sich.

„If you think before your opponent where the ball is going to go then you have an advantage. If you stay with the ball at your feet and think about what to do, you are going to lose the ball. The best players are the quickest thinkers. Where is my team-mate going to run to? Will he stay onside? Which one has space? Which one is looking for the ball? How do they like the ball – to their feet or in front? You can be the best passer in the world, but without your team-mates being in the right position, it’s no good.“ – Iniesta

Theoretisch sind sogar abstraktere Sachen möglich: Sich bewegende Tore, dynamische Spielfeldbegrenzungsveränderungen, reger Blickkontakt zu einem bestimmten Mitspieler in freier Bewegung weiter weg auf dem Feld oder zum Beispiel auch das Abzählen von einer sich verändernden Anzahl an Dingen im eigenen Rücken mit dazugehöriger Abfrage zur Kontrolle noch während der Übung könnten eine Option darstellen, um die unaufhörliche Kontrolle des Spielfelds zu provozieren. Auch 1-2-2-1- oder 1-2-3-2-1-Formationen von aneinandergereihten Rondos mit Zonenwechseln sind auf Fortgeschrittenenniveau eine Möglichkeit.

Generell werden somit Übungen gebaut, wo die Spieler (zu Beginn) verhältnismäßig einfache Entscheidungen treffen, die aber die motorische Komponente des Schulterblicks für den Übungserfolg benötigen. Mit der Zeit und je nach der jeweiligen Entwicklungsstufe werden der kognitive Input und der erwünschte Output erhöht. In kleineren Spielsituationen kann dann mit Freezing gearbeitet werden, wenn bestimmte strategisch falsche Entscheidungen getroffen wurden oder auch, wenn wieder grundsätzliche Probleme im Spielverlauf wegen mangelndem oder nicht ausgeführtem Schulterblick auftauchen.

Ziel ist es somit, dass zuerst die motorische Komponente des Schulterblicks in einfachen Übungen in Fleisch und Blut übergeht. Die Ausführung soll dabei immer wieder auch verbal in Erinnerung gerufen werden, die genaue Umsetzung obliegt aber prinzipiell dem Spieler. Nachdem der motorische Aspekt und die grundsätzlich korrekte Umsetzung in Relation zu den direkt umliegenden dynamischen Begebenheiten des Spiels beherrscht werden, kann dann zu einem größeren Rahmen übergegangen werden.

Es wird fortan nicht nur die erfolgreiche Ballannahme unter direktem Gegnerdruck geplant, sondern die Bewegung in den offenen Raum. Bei Ersterem soll der Ball einfach mit richtiger Nutzung der gegnerischen Bewegung behauptet werden, bei Zweiterem soll direkt in der Folgebewegung der offene Raum anvisiert werden. In der nächsten Stufe geht es dann darum, auch über seine eigenen Bewegungen hinauszublicken und die Positionen der Mitspieler zu erfassen.

Später sollen dann auch jene Aspekte berücksichtigt werden, die eine besondere Manipulation dieser zahlreichen Komponenten ermöglichen. Dies kann zum Beispiel eine Körpertäuschung bei der Ballannahme und herannahendem Gegner darstellen, die dann ins Aufdrehen in einen bestimmten Raum mündet, von wo aus ein erwünschter Pass gespielt werden kann.

Wichtig bei diesen Ansprüchen ist die Berücksichtigung der individuellen Klasse der Akteure. Die Erfüllung allerhöchster Kriterien dürfte außerhalb des Hochleistungsfußballs wohl kaum unter großem Zeit- und Raumdruck konstant gegeben sein. Doch nicht nur die komplexe Planung von der Manipulation erst entstehender Spieldynamiken in Sekundenschnelle ist oftmals ein Ding der Unmöglichkeit.

Bei sehr jungen Spielern im Nachwuchs könnten sogar bei der Ballannahme mit Schulterblick Probleme vorhanden sein, obwohl es da nur um das Einstudieren der motorischen Komponente geht. Das liegt daran, dass die Jugendspieler den Ankunftspunkt des Passes sowie die Dynamik des Spiels, des Passes, der Ballannahme und des Schulterblickzeitpunkts noch nicht in kleinen Zeitintervallen einschätzen können.

Hier sind einerseits natürlich Geduld und korrekter Umgang mit den Spielern bei Fehlern gefragt, andererseits muss zuvor auch schlicht an der Technik, der Antizipationsfähigkeit und Koordination gearbeitet werden, um ein bestimmtes Grundniveau zur Ausführung zu erreichen. Man kann dann die Pass- und Laufwege des Gegners erhöhen, um dem ungeübten Akteur das Leben etwas zu erleichtern.

Statt des Gegnerdrucks kann auch die Nutzung von bestimmten Farben und Signalen herangenommen werden, um einen Schulterblick zu provozieren. Eine Übung dafür wäre zum Beispiel eine Passübung, wo der Spieler einen langen Ball erhält und in seinem Rücken mehrere Hütchen in unterschiedlichen Farben besitzt. Auf Zuruf einer bestimmten Farbe des Trainers oder des Passgebers vor der Ballannahme soll er dann seinen Kopf drehen, die Farbe finden, den Ball in die richtige Richtung mitnehmen und möglichst schnell einen präzisen Pass auf das Hütchen spielen.

Dieses Grundprinzip könnte man auch in eine Übung überführen, die endlos ist; ein sehr großes Feld mit vielen Hütchen, wo jeder Spieler vor einem Hütchen steht und dann seinen Platz wechselt, der Passgeber gibt immer die Farbe vor und das nächste Hütchen in der erwähnten Farbe soll angespielt werden. Dabei muss natürlich kritisch erwähnt werden, dass eine solche Übung wohl zu viel Leerlauf für zu viele Spieler hätte und kaum Intensität mitbringt. Erhöht man die Anzahl der Bälle, kann eine interessante Übung erzeugt werden, die sich jedoch unter Umständen auf diesem Niveau wiederum zu komplex gestaltet.

„Before I receive the ball, I quickly look to see which players I can give it to. Always be aware of who is around you: if you feel them closing down, take a touch to move the ball away from them. Try and put yourself in space to get the pass: the more space you have, the more time you have to think. And when you get the ball, don’t move it towards the opponent. That said, sometimes I’m happy to run at a player and just hold the ball in front of him. That way I’ve moved the team forward.“ – Iniesta

Desweiteren sollte beachtet werden, dass es teilweise die Forderung nach dem Schulterblick als solchem ist, welche für Nervosität, ein Gefühl der Überforderung oder generelle Skepsis sorgt. Diese psychologische Barriere ist gelegentlich gegeben, sollte aber insbesondere bei älteren Spielern – wo man es durch eine einfache Erklärung des Nutzens – kein Problem darstellen. Bei jüngeren Spielern kann man das machen, was man eben so macht: Schweigen und die Übung so bauen, dass sie es ohne Auskunft implizit lernen beziehungsweise mit einer beiläufigen Erklärung die Problematik des Erlernens klein halten.

Allerdings stellt sich beim Vermitteln des Schulterblicks eine grundsätzliche Frage. Ist es effektiver, diesen Mechanismus und die „Denkkoordination“ durch das implizite Lernen durch die Anwendung in Spielsituationen zu schulen oder fängt man lieber damit an, die strategischen Grundlagen beizubringen, sodass die Spieler sich nach diesen umsehen und sich selbst zwingen den Schulterblick anzuwenden?

Dies ist natürlich eine kleine Glaubens- und Philosophiefrage.

Grundprinzipien zur Orientierung

Persönlich denke ich, dass durch die motorische Komponente das taktisch-strategische Verständnis nachhaltig und langfristig profitiert und positiv beeinflusst wird; gleichzeitig kann auch bei hoher Spielintelligenz schlichtweg die motorische Komponente des Schulterblicks fehlen. Desweiteren denke ich, dass es bei Jugendspielern einfacher ist die motorische Komponente zu vermitteln und daraus positive Effekte für die Spieler zu erzielen, als ihnen taktisch-strategische Aspekte zu lehren. Soll heißen: Wenn sie sich daran gewöhnen, den Schulterblick richtig zu setzen, dann werden sie bei einem heranstürmenden Gegner schon aus Instinkt gute Entscheidungen treffen, den Ball seltener verlieren und mit etwas Übung alleine durch das implizite Lernen ihre Entscheidungsfindung auch nicht nur in puncto Ballannahme, sondern ebenfalls in den weiterführenden Aktionen verbessern.

Damit dieses implizite (und später auch mit explizitem Lernen durch Anweisungen unterstützte) Lernen entstehen kann, sollte die Trainingsübung für den Schulterblick mit möglichst vielen Handlungsmöglichkeiten angereichert sein. Diese Möglichkeiten entstehen natürlich aus der Analyse von Spielsituationen und deren situationale Aspekte, welche relevant für den Schulterblick sind.

Zuvor sollte man jedoch bedenken, dass Schulterblick nicht gleich Schulterblick ist. Ich entscheide für mich grundsätzlich drei Nutzungsmöglichkeiten mit jeweils unterschiedlichen Präferenzen und Fokussen in der Umfeldbeobachtung.

  1. Durchgehender Schulterblick im Spiel: Hier wird während des Spielverlaufs ohne Ballbesitz bzw. Ballführung des Spielers die Umgebung geprüft. Wichtig sind hierbei die Abklärung der eigenen Position, die Suche nach Räumen, Analyse der Mitspielerposition und der gegnerischen Staffelung sowie die Kontextualisierung der Ballposition und -dynamik. Trainiert kann dies werden durch verbale Erinnerung des Spielers an die Überprüfung der Umgebung, durch bestimmte Übungen, wo gewisse Reizpunkte in der Spielerumgebung gesetzt und durchgehend geprüft werden müssen oder ähnliches. Theoretisch könnte man diesen Schulterblick und dessen Wirkungen und Aufgaben nach den unterschiedlichen Spielphasen (eigener Ballbesitz, gegnerischer Ballbesitz, offensiver Umschaltmoment, defensiver Umschaltmoment, Standardsituationen) sowie nach unterschiedlichen strategischen Positionen auf dem Platz oder der Rolle des Spielers weiter aufteilen.

 

  1. Schulterblick vor und bei der Ballannahme: Dieser Aspekt ist jener, den man schon eher mit Übungen vermitteln muss. Der durchgehende Schulterblick im Spiel wird eigentlich schon instinktiv gemacht, ist motorisch sehr einfach und wird im Taktiktraining sowie in Spielformen auch implizit motorisch wie taktisch-strategisch vermittelt. Der Schulterblick bei Ballan- und –mitnahme ist nicht nur eine andere Variante, sondern auch eine Weiterführung und ein anderer Schwierigkeitsgrad. Wichtig ist, dass hier die Analyse der entstehenden Dynamiken und des möglichen Raumes, um den Ball mitzunehmen zu den im vorherigen Absatz geschilderten Aspekten hinzukommen sowie nun mehrere motorisch komplexe Komponenten (Bewegung, Bewegung zum Ball, Ballverarbeitung, etc.) und kognitiv mehrere Aspekte miteinander verschmelzen, was bei Ersterem ebenfalls nicht wirklich gegeben ist.

 

  1. Schulterblick bzw. Umblicke in Ballführung: Dies ist die dritte große Möglichkeit und ebenfalls wieder eine Stufe schwieriger. Für die meisten ist es im Jugendbereich ohnehin in schnellem Lauf praktisch nicht möglich ihn anzuwenden – selbst auf Profiniveau haben viele Akteure große Probleme damit. Darum sollte man als Jugendtrainer die Spieler auch nicht überfordern, aber zumindest versuchen, dass sie bei langsamer Ballführung oder bei Ballbesitz in kurzen statischen Situationen den Kopf heben, sich umsehen und ihre Entscheidungen im Passspiel danach fällen.

Diese unterschiedlichen Möglichkeiten geben schon Aufschluss über die Frage, was man beim Schulterblick abprüfen soll. Wichtig ist bei der Ballverarbeitung natürlich auch, dass man zuvor schon prüft, wohin man sich freilaufen kann – wo sind die offenen Räume andererseits und wo die offenen Passwege andererseits. Heißt: Ich muss einen möglichst offenen Raum finden, den ich effektiv innerhalb der nächsten Situationen anlaufen kann, dass ich in einer dieser Situationen praktisch anspielbar bin.

Bei der später folgenden Ballmitnahme geht es natürlich darum zu sehen, wie der Gegner attackiert oder wie er es könnte. Die Analyse der ballnächsten Gegenspieler, die Drehung in den richtigen Raum und die darauffolgende Suche nach direkt möglichen Anspielstationen stehen im Fokus. Daraufhin folgen die Suche nach Anspielstationen oder offenen Räumen im Lauf und die grundlegende Analyse der generellen Gegnerbewegung.

Die höhere Schule der Analyse strategisch wichtiger Aspekte im Lauf, der Bedeutung der mannschaftstaktischen Staffelungen und die Abwägung der möglichen Angriffsräume und angriffsabschließender Pässe und Strukturen, auch über eine indirekte Einflussnahme, stellt die Kür dieses spielerischen und taktischen Mittels dar.

Die nutzbare Informationsgewinnung aus dem Schulterblick in dynamischen Situationen als Meisterstück dürfte jedoch bis auf eine Gruppe größerer Talente, die koordinativ, kognitiv und spielerisch auf hohem Niveau sind, nicht im Mannschaftstraining vermittelbar sein. Deswegen liegt der Fokus der theoretischen und praktischen Relevanz dieses Artikels auf dem Aspekt der Ballan- und –mitnahme. Dazu stelle ich acht selbst erfundene Übungen zum Schulterblick vor sowie eine extreme Spielform von Kollege MR / Martin Rafelt und zwei schöne Passformen von Kollege VanGaalsNase/Marco Henseling.

Mögliche Übungen

Die erste Übung, die ich für das Vermitteln des Schulterblicks nutzen würde, sähe wie folgt aus:

1ste Übung

1ste Übung

Team X besteht aus einem Dreieck mit dem Torwart, der vor seinem Tor steht, an dessen Eckpunkte sich die zwei Verteidiger von Team X befinden. Ein zusätzlicher Spieler von Team X befindet sich in der Mitte dieses Dreiecks. Team X zirkuliert den Ball innerhalb dieses Dreiecks im 4 gegen 2. Hinter dem Torwart von Team X befindet sich ein Stürmer von Team O, im Dreieck befinden sich zwei weitere Akteure von Team O und der Libero von Team O steht am anderen Ende des Dreiecks außerhalb desselben.

Team X zirkuliert den Ball im Dreieck, 4 vs 2. Der vorderste Spieler von Team O darf auf den Torwart des Gegners rückwärtspressen, muss aber dabei immer aus einer bestimmten Position starten. Der Torwart muss hinter sich blicken, die Pässe auf ihn müssen ebenfalls intelligent sein und der Stürmer von Team O sprintet viel, somit keine Leerlaufphase für ihn und Antizipieren der Pässe als zusätzliche Komponente.

Der „Libero“ von Team O soll hinten zwischen den Eckpunkten des Dreiecks herumpendeln und ggf. von außerhalb des Dreiecks die Eckpunkte des Dreiecks von Team X pressen. Der Libero hat somit ebenfalls eine laufintensive Aufgabe, die Eckpunkte von X müssen aufpassen und die Pässe müssen präzise kommen. Nun kommt die nächste Krux an der Übung: Der Trainer kann jederzeit(!) Bälle von hinten auf den Libero spielen. Dieser soll sich dann drehen; der ballnahe Spieler von X rückt auf ihn heraus, somit müssen beide einen Schulterblick in zwei Richtungen anwenden. Der Libero von Team O baut jetzt das Spiel auf, der Ballbesitz hat gewechselt und es entsteht eine (fast) normale Spielform.

Wenn der Trainer auf Libero von Team O spielt, muss der Torwart von Team X sich entschieden: Geht er zurück oder hilft er beim Abfangen vom Angriff? Letzteres ist Pflicht, wenn der Torwart Fan von Manuel Neuer sein sollte. Einer der Achter von X geht wie erwähnt auf den Libero von O; wodurch ein 3vs3+Torwart entsteht. Der Stürmer muss aus dem Abseits sprinten, sucht nach offenen Räumen und provoziert somit wieder einen Schulterblick der Spieler von Team X und auch seinen Mitspielern.

Wird der Ball schon vorher in der Dreieckszirkulation von Team X verloren, dann kann der Balleroberer auf den Libero oder/und dieser direkte Pässe spielen. Durch das Pendeln ist der Libero immer ballnah oder erobert eben selbst gegebenenfalls Fehlpässe. Es gibt dann den sofortigen Angriff, Stürmer darf wegen Abseits nicht mitspielen bzw. muss mit Sprint da raus. X-Mannschaft kann Konter nach Ballverlusten durch Gegenpressing und Abseitsfalle evtl. vermeiden (tiefer Sechser rückt raus).

Die zweite Übung ist eine Aufbauspielübung, wo die Passoptionen für jeden Spieler so gewählt sind, dass sie immer mit anderem Sichtfeld und Druck im Rücken durch dahinter versetzten Gegenspieler erhalten. Will man diese Übung sehr komplex machen, weitet man die Anzahl der Stafetten oder der Gegenspieler aus.

2te Übung

2te Übung

Prinzipiell kann dies wie folgt aussehen: Der Torwart spielt nach halbrechts, wo sein quasi-Rechtsinnenverteidiger in dieser Situation steht. Der Gegenspieler des rechten Innenverteidigers steht dahinter, er kann ihn entweder bogenartig von rechts oder bogenartig von links anlaufen. Je nachdem, wie er es tut, muss der Ballführende anders spielen.

Entweder spielt er quer nach von ihm aus nach rechts auf den linken Innenverteidiger in dieser Situation oder diagonal nach hinten links, wo der rechte Außenverteidiger steht. Bei diesen beiden kommt ebenfalls ein Gegner in einer diagonalen Linie von hinten beim Pass angelaufen; das trainiert nicht nur die Entscheidungsfindung der ballbesitzenden Akteure, sondern auch der pressenden Spieler.

Gehen wir weiter in diesem Szenario, wo der Ball auf den rechten Verteidiger kam. Wie erwähnt kommt nun ebenfalls ein Gegner in gleicher diagonaler Linie von hinten und soll Druck machen. Dahinter stehen wiederum zwei Innenverteidiger des Gegners und ein eigener Stürmer. Der ballnahe linke Innenverteidiger des Gegners soll Pässe vom Rechtsverteidiger der Ballbesitzmannschaft in die Tiefe verhindern; der rechte Innenverteidiger rückt ballorientiert nach und sichert den Raum. Aber natürlich hat auch er einen Gegenspieler, der paar Meter Rückstand auf ihn hat.

Aus dieser Situation gibt es dann normale Abschlussversuche. Die Übung ist natürlich so gebaut, dass es auf beide Seiten funktioniert. Geht der Ball zu Beginn auf den linken Innenverteidiger der Ballbesitzmannschaft, dann kann dieser sofort in die offene Mitte gehen. Der ballferne Linksverteidiger vom Gegner soll dann einrücken und sichern, der linke und rechte Innenverteidiger hindern den gegnerischen Stürmer am Anbieten, der linke Innenverteidiger und der linke Außenverteidiger müssen wiederum auf den möglicherweise startenden gegnerischen rechten Innenverteidiger achten.

Idealerweise laufen sowohl der Rechtsverteidiger als auch der Linksverteidiger V vom Gegner bogenartig ab und drängen nach hinten; dann entsteht normales Spielchen kurz.

In der dritten Übung spielt eine Mannschaft mit einem 1-2-1-2-1; also zwei Rauten quasi, wo der Anfangs- und Endpunkt der anderen Raute jeweils der gleiche Spieler ist. Der Gegner hat drei innerhalb dieses Feldes, einer davon soll sich immer in der Mitte dieser Doppelraute befinden und herumjagen.

3te Übung

3te Übung

Der zentrale Spieler der Ballbesitzmannschaft und die pressenden Spieler fokussieren sich auf den Schulterblick; diese Übung ist ein Ableger des Rondo. Der Spieler als Bindeglied in die andere Raute bringt 3 Punkte, der Ballverlust zieht 3 Punkte ab und man kann es als Rondo von drei Teams mit drei Spielern und einem zentralen Akteur praktizieren. Der Übergang über die Außen bringt keinen Punkt.

Bei der vierten Übung geht es um einen Zonenwechsel. Ein Viereck steht als einzelne Zone auf der einen Seite, drei andere Vierecke als Spielfelder stehen in einer vertikalen Linie angeordnet auf der anderen Seite. Im alleine stehenden Viereck wird ein 4vs2 gespielt. Die vier Akteure stehen in einer Raute. Die Spieler befinden sich somit mittig an den Kanten des Vierecks und sollten idealerweise nur entlang der Linien verschieben.

4te Übung

4te Übung

In dem zentralen der anderen Vierecke wird 3vs2 gespielt, einer der Spieler ist ein freier Spieler und spielt für die ballbesitzende Mannschaft. Wenn eine Mannschaft in diesem Viereck zehn Pässe schafft, sprintet sie mit Verlagerung in eines der anderen beiden Vierecke Zone (z.B. Blau geht nach oben, Rot geht nach unten oder beliebiger Zonenwechsel oder nach räumlicher Nähe/Ferne). Die beiden Spieler der „Verlierer“ sprinten nach links in das Viereck, wo 4vs2 gespielt wird. Sie unterstützen die „2“ dort.

Sobald dieser Zonenwechsel passiert, müssen die vier Spieler im ersten Viereck das verstehen und in die Zone der „Gewinner“ verlagern. Die 4er-Mannschaft muss über jene Spieler verlagern, die mit Rücken zu dem Viereck der „Gewinner“ stehen. Ansonsten müssen sie solange 4vs4 spielen, bis es geht oder der Ballverlust passiert ist. Mit guter Verschiebung brauchen sie in dieser Übung natürlich keinen Schulterblick, aber brauchen dann wiederum für die gute Verschiebung innerhalb der eigenen Zone zuvor einen schnellen – oder sie zählen sogar vorher schon während der eigenen Zirkulation die Pässe in dem anderen Viereck.

Auch bei der fünften Übung gibt es mehrere Vierecke als Zonen. Hierbei stehen die Vierecke in einer 1-2-1-Formation – ja, die Vierecke! In jedem dieser Vierecke spielt man 3vs2. Es gibt dabei zwei zonenübergreifende Mannschaften, die eine besteht aus allen Dreier-Teams, die andere logischerweise aus allen Zweier-Teams. Die Dreierteams müssen den Ball in eine bestimmte Richtung in eine andere Zone zirkulieren lassen, diese Richtung wechselt auf Zuruf. Die Zweierteams dürfen nach Balleroberung auch über die Mitte in alle Zonen spielen, also auch quer von der einen zur anderen, die nicht verbunden ist.

5te Übung

5te Übung

Diese Übung kann man außerdem variieren. Ein mögliches Zusammenziehen der Zweierteams in der Mitte und versuchtes Rondo unter großem Druck sowie darauffolgender Zonenrückkehr nach Ballverlust, ein mögliches Herausweichen der Zweierteams aus ihren Zonen oder ein zweiter Ball (dann jedoch eher im Fünfeck statt in der Raute) sind Optionen.

Bei der sechsten Übung benötigt man drei zueinander parallel stehende Querlinien, wobei die unterste am längsten und die oberste am kürzesten ist.

6te Übung

6te Übung

Auf der ersten und dritten Linie steht je ein Spieler, auf der zweiten stehen zwei Spieler an den Ecken der Linie. Die beiden dürfen zu Beginn nicht entlang dieser Linie verschieben, der obere und der untere Akteur allerdings schon auf ihren Linien.

Für den unteren gibt es quasi eine intensive Laufübung durch die Länge seiner Linie. Zwischen oberster und mittlerer Linie stehen zwei Gegenspieler. Sie spielen also quasi ein Rondo im 3gegen2, aber der Ball soll immer wieder über die Eckspieler bei passender Stellung des herumlaufenden unteren Spielers direkt auf ihn kommen.

Wenn der Ball nach hinten verlagert wird, dann pressen die zwei Gegner Richtung ganz unten. Der unterste Spieler soll nun wieder nach vorne spielen, jetzt dürfen sich die Eckspieler entlang der Linie bewegen und freilaufen. Alle seine sauberen Rückpässe zählen je 1 Punkt. Es sind eigentlich drei Zweier-Teams, die Punkte kriegen die Eckspieler, da sie den Pass entscheiden und auch nach dem Rückpass direkt nach oben verlagern müssen. Die Spielerzahl kann variiert werden.

Bei der siebten Übung handelt es sich schon um eine kleine Pass- und Drehungsübung.

7te Übung

7te Übung

Der Trainer spielt einen Pass auf den vorderen Spieler (O). Sein Gegenspieler (X) erhielt zuvor eine Farbkombination, die er sich merken muss, zB „Grün-Grün-Rot-Grün-Rot-Grün“. Er soll dann bogenartig über die jeweilige Farbe „Grün“ laufen und „O“ pressen.

Spieler A bei Grün wird dann zum Mitspieler von „X“; Spieler A bei Rot soll von „O“ angespielt werden. „O“ dreht sich, spielt auf A, der wiederum von Grün gepresst wird. O bietet sich nach hinten an, die beiden spielen dann kurz 2 vs 2 auf ein Tor, welches quer auf der anderen Seite – in diesem Fall also rechts daneben – steht. Oder man spielt 2vs2 über eine halbe Minute mit zwei Toren oder in einem kleinen Feld ohne Tor.

Die achte Übung funktioniert prinzipiell ähnlich.

8te Übung

8te Übung

Der Passgeber spielt auf den ersten Spieler, der sich um seinen Gegenspieler drehen soll. Danach soll er auf seinen Mitspieler passen – im Idealfall natürlich möglichst schnell/direkt – und sofort in jene Zone sprinten, in die der vorherige Passgeber lief. Der zweite Spieler soll dann in diese Zone verlagern, um dort dann 3vs2 kurz zu spielen.

Die neunte Übung stammt von Martin Rafelt und ist eine relativ einfache Spielform.

9te Übung

9te Übung

Hier spielen 5vs5 in einem kleinen Feld und sollen den Ball in den eigenen Reihen halten. An jeder Seite (oder auch jeder Ecke) steht ein kleines Tor. Innerhalb des Feldes gibt es drei kleine Kreise; der Trainer ruft während des Ballhaltens dann eines der Tore aus. Die gerade ballbesitzende Mannschaft muss nun erst in einen der Kreise spielen und anschließend in das ausgerufene Tor. Bei passendem Hereinrufen des Trainers muss das Sichtfeld gedreht werden und bei kurzen Abständen zwischen den Rufen des Trainers sollten die Spieler dazu gezwungen sein, dass sie sich dauernd umblicken. Außerdem sollte diese Übung das Gegenpressing, die gruppentaktischen Abläufe und die Gegenpressingresistenz schulen.

Die zwei folgenden Übungen stammen von Marco Henseling. Die erste ist ein Passdreieck.

Erste Übung von VanGaalsNase / Marco Henseling

Erste Übung von VanGaalsNase / Marco Henseling

Fünf Spieler stehen an drei Stationen, die in einem Dreieck angeordnet wurden. An der Ausgangsposition 1 stehen zwei Spieler, ebenso wie auf Position 2. Lediglich bei Station 3 steht nur ein Spieler. Spieler 1 passt den Ball zu 2, der ihn direkt auf 3 weiterleitet, welcher in der Mitte von einem im Dreieck angeordneten Feld steht. Nach dem Pass auf 3 umläuft Spieler 2 die Hütchen und empfängt den direkten Rückpass von 3. Nach Erhalt des Balles spielt 2 einen Doppelpass mit 4 an Station 3, der wiederum den Ball zurück zur Ausgangsposition spielt, von wo die Übung direkt neu beginnt. Diese Übung ist somit eine Endlosform. Jeder Spieler geht nach seiner jeweiligen Aktion auf die von ihm aus nächste Position.

Marcos zweite Übung behandelt das Aufdrehen oder „Klatsch“-Spiel. Es ist eine Übung, die das Umblickverhalten (Schulterblick) unter Gegnerdruck schult und stellt eine typische Spielsituation für Sturmspitzen dar.

Zweite Übung von VanGaalsNase / Marco Henseling

Zweite Übung von VanGaalsNase / Marco Henseling

 

Spieler 1 dribbelt kurz auf Spieler 2 zu und passt dann auf denselben. Anschließend läuft er an Spieler 2 vorbei Richtung Tor. Spieler 2 muss sich zuvor als Passempfänger zum I anbieten und geht ihm entgegen. Dazu muss er sich von seinem gegnerischen Verteidiger lösen, welcher in einer abgesteckten Zone steht. Der Abstand von Spieler 2 zur Zone des Verteidigers beträgt ca. 5m.

Der gegnerische Verteidiger entscheidet selbst, ob er den 2 verfolgt oder in seiner Zone verweilt. Verbleibt er in seiner Zone, muss sich Spieler 2 nach Erhalt des Passes zum Tor aufdrehen; geht der Verteidiger mit, muss 2 auf Spieler 1 prallen/klatschen lassen. Um zu realisieren, wie sich der Verteidiger verhält, muss sich 2 visuell versichern (Spieler 1 darf hierbei nichts sagen).

Nach erfolgtem Pass von Spieler 1 auf 2 greifen beide das Tor an und suchen den Abschluss, wobei sie den gegnerischen Verteidiger + Torhüter gegen sich haben. Der Verteidiger darf sich nun frei bewegen. Es gilt die Abseitsregel.

Fazit

Wie man sehen kann, gibt es also viele Möglichkeiten den Schulterblick zu trainieren – Spielformen, welche ihn provozieren und unentbehrlich machen, Passformen, in welcher er klarer Bestandteil ist oder die klare Anweisung zum Schulterblick bei Ballannahmen durch den Übungsaufbau. Die Möglichkeiten sind unendlich und die hier dargestellten Übungen sind nur ein Bruchteil an Varianten, die außerdem individuell an die Begebenheiten des Kaders und die Vorstellungen des Trainers angepasst werden müssen.

Fakt ist aber, dass der Schulterblick eine häufig unterschätzte Komponente in der Jugendausbildung ist, der aber taktisch wie spielerisch für enorme Möglichkeiten sorgt und eigentlich ein Fundament der Spielerentwicklung darstellen sollte. Eine Entwicklung von Spielern mit den Fähigkeiten Informationen aus der Umgebung zu eruieren und sie gewinnbringend für das Team einzusetzen sollte das Maß aller Dinge sein.

In diesen beiden Videos (hier und hier) kann man anhand der Barcelona-Spieler, allen voran Xavi, viele Situationen sehen, wie der Schulterblick effektiv eingesetzt wird, um sich Raum zu verschaffen. Das resultiert in zahlreichen positiven Konsequenzen für ihr Team.

Fabi 5. November 2015 um 11:24

Mal eine Frage:
Die erste Übung von Marco Henseling (das Passdreieck) ist doch eigentlich genau so etwas, was ihr nicht befürwortet: Spieler an den Hütchen aufstellen und sagen, wo sie hinspielen sollen?

Antworten

vangaalsnase 5. November 2015 um 12:06

Absolut richtig. Diese Übung haben wir auch schon längst verworfen.

Antworten

kingcesc 5. November 2015 um 14:42

Die zweite Übung ist aber sehr gut! Hab die bereits in der D-Jgd eingesetzt und die Kinder waren sehr interessiert an dem Schulterblickding! Perfekt isses, wenn man noch ein Kimmich Video auf dem Tablet dabei hat! (z.B. https://www.youtube.com/watch?v=2_9uuhxAX14)

Antworten

Dieter 3. Februar 2015 um 19:12

Erstmal muss ich sagen war dieser Artikel äußerst hilfreich! Danke dafür !
Aber woher habt ihr diese Zitate von Xavi und co. ?

Antworten

Peda 3. Februar 2015 um 19:50

Die sind doch eh alle verlinkt? Klick einfach auf den Namen nach dem Zitat!

Antworten

khaled 14. Januar 2015 um 14:33

Sehr interessant vielen Dank für diesen Artikel ..kannst du vlt paar Literatur über das thema Posten. Danke im voraus

Antworten

PNM 30. Dezember 2014 um 20:38

Ergänzend würde ich noch dieses wundervolle Video empfehlen, in dem man viele der im Artikel genannten Punkte anhand von Spielszenen nochmal vor Augen geführt kriegt:
https://www.youtube.com/watch?v=YKpguR405PI&spfreload=10

Xavi ist einfach eine Legende.

Antworten

RM 30. Dezember 2014 um 20:57

Das ist schön, ja. Zwei Funfacts: 1) Es ist von SV-Autor Adin Osmanbasic erstellt worden und b) es wird bei britischen Coachingkursen genutzt.

Antworten

PNM 30. Dezember 2014 um 23:22

Interessant!
Es kann aber noch nicht sehr lange da benutzt werden, sonst sähe der englische Fußball nicht so aus, wie er aussieht;)

Antworten

Thomas 29. Dezember 2014 um 15:08

Interessante Idee und Ansatz.
Im Spiel mit dem Ball wird auch ganz gut auf das Thema eingegangen.
Ansonsten finde ich es aber zu „oberflächlich“ behandelt, auch wenn der Artikel an sich recht lang erscheint.
Meiner Meinung nach findet nur das Spiel eines Teams mit dem Ball statt. Gegen den Ball wird aber nicht thematisiert!! Und ich finde, dass das Spiel gegen den Ball auch seine Merkmale hat (ganz andere nämlich) und gerade dort auch Schulterblicke (z.B. vom IV zu seinem Stürmer, welcher sich grad im passiven Abseits bewegt hinter der Kette etc. pp.) und immens wichtig ist.

Das zweite ist, dass im Artikel nicht auf Positionsgruppen eingegangen wird. Es wird immer aus der Sicht eines 6er, 8er, 10er das Ganze beschrieben. Ein klassischer Außenspieler, welcher im Spiel mit Ball zur Außenlinie breit zieht, braucht ja gar nicht den Schulterblick, wenn er an der Außenlinie steht und eine offene Stellung einnimmt. Ein Keeper sowieso nicht im Spiel mit Ball (hier wäre es ganz interessant gewesen im Strafraum bei Standards defensiv auf die Sichtweise des Keepers und möglichen Schulterblicken einzugehen).
Und ein IV in der Spieleröffnung benötigt den Schulterblick auch nicht!
Daher hätte ich eine Abgrenzung und Einteilung sehr positiv gefunden.

Als weiteren Punkt führe ich an, dass man immer von Training und Theorie sprach. Theorie trifft es leider sehr gut. Es wird ein Training bei Junioren verallgemeinert! Es wird aber nicht drauf eingegangen welche Altersstufe dies trainieren sollte und welche Leistungsstärke!
Sollte eine F-Jugend schon alles mit Gegnerdruck trainieren? Ist es nicht hier wichtig z.B. die „spielerischen“ Sachen mit Farben hervorzuheben, wo man sicherlich schon Elemente einbauen kann, die den Kids in dem Alter Spaß machen. Spielerisch sich nach Farben orientieren…
Aber in dem Alter z.B. noch nichts mit Gegnerdruck, Spielrhytmus…und das Ganze noch dynamisch.
Alles sollte daher aufeinander aufgebaut sein und grad Alter und Leistungsstärke sollte unterschieden werden.
Denn in der Praxis ist es so, dass gerade im Breitensport (z.B. nehmen wir eine B-Jugend sogar) 99% aller Spieler beim Dribbling mit Ball noch alle auf dem Ball schauen und gar nicht den Blick vom Ball lösen. Wie soll dann dort ein Schulterblick möglich sein? Schritt eins wäre also erst einmal das Einimpfen und ständige Wiederholen des Blickes vom Ball und dann den Schulterblick zu schulen.
Ich denke daher, dass hier gerade bei Stützpunkten, Leistungszentrenteams und U-Natio-Teams eher das Thema Anwendung findet, als bei ganz normalen Kids im Breitensport (diese sollen auch gefördert werden, aber nicht überfordert).
Eine Unterscheidung hätte dem Artikel sehr gut getan.

Letzterer Punkt ist, dass meiner Meinung nach immer wieder geschrieben wird, wie „wichtig“ denn der Schulterblick sei. Das ist schon richtig und es wird im oberen Bereich auch gerade viel im Detail gecoacht (am besten mal eine Hospitation betreiben, dann sieht man dies am besten auf dem Platz), gerade auch im „Individualtaktischen“ (wobei ich bei den vorgestellten Übungen eher im gruppentaktischen Bereich bin, auch wenn ich individuell coache 😉 ) .
Wie wichtig ist denn der Schulterblick, wenn schon allein die Körperspannung bzw. Erwartungshaltung auf den Ball fehlt! Dann kommt das richtige Freilaufverhalten (z.B. ein Gehen und Kommen), das richtige Timinig (+Dynamik und Rhytmusfähigkeit). Und zu guter letzt der richtige „first contact“. Wenn da ein Detail nicht stimmt, dann bringt mir der ganze Schulterblick auch nichts mehr! Dann ist nämlich der Ball beim Gegner und nicht so, wie es in den angegebenen Videos auf Weltklasseniveau zu sehen ist.
Viele Trainer aus der Praxis können bestimmt ein Lied davon singen, dass es oftmals schon am richtigen Timing (z.B. beim Einlaufen und Lösen vom Gegner des Stürmers bei Flanken von aussen) hakt. Oder das ein falsches Freilaufverhalten einher geht. Oder zu guter letzt ein erster Kontakt, welcher nicht richtig dosiert in den freien Raum geht.
Daher sollte man immer im Training methodisch vorgehen vom Einfachen zum Schweren bzw. vom Einfachen zum Komplexen.
Das hätte man meiner Meinung noch unterscheiden sollen.

Sorry. Aber soll jetzt hier den Artikel auch nicht zerreißen, aber ich finde, dass man schon mal alles beleuchtet haben sollte, wenn man so einen langen Artikel über das Blickverhalten schreibt.

Mit sportlichen Grüßen und zur Ergänzung 🙂 !

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RM 29. Dezember 2014 um 15:15

Dazu werden auch Ergänzungen geplant, u.a. eben positionsspezifisches Umblickverhalten und Umblickverhalten in anderen Situationen (Defensive, aber auch Konterspiel und Gegenpressing speziell). Es hätte aber den Rahmen gesprengt, wenn ich alles davon in einen Artikel gemacht hätte.

Die Unterscheidung habe ich drinnen, dachte, das versteht sich von selbst, stimme dir aber insgesamt zu, sowohl inhaltlich als auch an der stilistischen Kritik, ich hätte es explizit erwähnen müssen.

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TN 9. Januar 2015 um 13:53

Wie RM schon geschildert hat, sollte sich das meiste von alleine erklären. Darüber hinaus stimme ich dir, Thomas, auch nur bedingt in deinen Annahmen zu.
Zum Beispiel sagst du bei deinen positionsspezifischen Aussagen, dass ein Außenverteidiger keinen Schulterblick braucht. Allerdings ist gerade für einen AVer eine Vororientierung (neben der natürlichen offenen Spielstellung) von immenser Bedeutung, weil er so eine etwaige One-Touch Spieleröffnung Longline auf den äußeren Mittelfeldspieler spielen könnte. Des Weiteren kann er so bereits Tendenzen erkennen ob er nach innen oder außen gelenkt wird. Daraufhin kann er seinen ersten Kontakt dann auch in den 6er Raum mitnehmen. Und spätestens seitdem Pep Guardiola seine AVer auch ins Zentrum zieht, scheint mir ein Schulterblick im Hinblick auf Vielseitigkeit für alle Positionen unabdingbar. Ein Javi Martinez ist u.a. schon aus der Innenverteidigung situativ auf die 6 vorgerückt (Siehe Pokalfinale 2014).
Die altersspezifischen Unterscheidungen sollten sich von selbst verstehen. Auch das gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen (Spannung, Dynamik etc.) dürfte klar sein.
Freue mich sehr auf den Artikel über den Schulterblick in der Defensive bzw. den Umschaltmoment auf Defensive. Ball-Watching im eigenen 16er wird zur Zeit ja groß diskutiert. Auf den Teil über das Gegenpressing bin ich echt gespannt.

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Dr. Acula 28. Dezember 2014 um 23:21

Klasse artikel, insbesondere die Erläuterungen wie man es den Knirpsen beibringen kann, weiß zu überzeugen. Großes Lob!
Ich frage mich, wv Bundesliga Trainer solche „kleinigkeiten“ auf dem Schirm haben…

Antworten

Bernhard 28. Dezember 2014 um 13:21

Du bist echt verrückt im positivem Sinne! 😀
Über ein vermeintlich unwichtiges Thema wie das Blickverhalten vor bzw. bei der Ballannahme so viel zu schreiben… eigentlich müsstet ihr fette Kohle für eure Artikel verlangen.

Antworten

blub 28. Dezember 2014 um 01:40

Vor dem Schulterblick kommt natürlich die Fähigkeit die Ball auch perfekt anzunehmen wenn man ihn nicht die ganze Zeit fokussiert, daran scheiterts bei den meisten kreisliga-xavis.
Und bei Barca hoppelt der Ball weder wegen das Passgebers, noch wegen des Untergrunds 😉

Die Spielformen lese ich mir morgen durch 😉
Das ist durchaus interessant wie man Kindern das systematisch beibringt. Ergebnisse einer anonymen U11 bitte in einem Jahr wieder hier 😉

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RM 28. Dezember 2014 um 10:42

Ich würde eher sagen, nach dem Schulterblick kommt die Fähigkeit den Ball anzunehmen. Selbst wenn man den Ball nicht sauber kontrollieren kann, ist bei einem passenden Schulterblick eher die Möglichkeit gegeben, ihn sich unsauber in offenen Raum zu stoppen und den Ball nicht verlieren. Untergrund und Passgeber stimmen natürlich.

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Kiko 27. September 2016 um 23:20

Hallo RM gibt es Bücher oder Artikel wo ich das Thema Schulterblick noch spezifische finde ..mich interessiert das. danke im voraus

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