Pressingschwaches Arsenal mit Glück gegen ein 3-4-2-1

2:2

Spitzenspiel oder nicht? Liverpool empfängt Arsenal, doch beide Teams befinden sich in der Krise. Darum ließ sich Brendan Rodgers taktisch etwas einfallen.

Liverpool im 3-4-2-1

Die Hausherren starteten einmal mehr im 3-4-2-1. Schon im Jahr vor der Weltmeisterschaft, die wie prophezeit einen kleinen Trend in ganz Europa hin zur Dreierkette auslöste, agierte Liverpool einige Male mit drei Innenverteidigern. Seitdem haben sich die Spielweise und das Personal aber stark verändert. Gegen Arsenal spielten mit Coutinho und Lallana zwei Flügel- beziehungsweise Halbstürmer ganz vorne, welche diese Rollen eher als Mittelfeldspieler interpretieren. Beide sind nominelle Spielgestalter, haben bereits häufiger als Zehner agiert und rücken vom Flügel oft in die Mitte, um das Aufbauspiel zu unterstützen, aus den offensiven Halbräumen tödliche Pässe zu spielen oder in diesen zu kombinieren.

Grundformationen

Grundformationen

Liverpools 3-4-2-1 hatte somit Probleme automatisch gewisse Probleme in puncto Durchschlagskraft im letzten Spielfelddrittel sowie beim Bespielen des gegnerischen Strafraums. Häufig fehlen die Läufe in die Spitze, das Geben von Tiefe in der letzten Linie und raumöffnende Bewegungen innerhalb der gegnerischen Viererkette. Raheem Sterling wird als Mittelstürmer darum nicht optimal eingebunden und phasenweise spielt sich Liverpool im Mittelfeld fest. Dieses Problem hatten sie schon ein paar Mal im 3-4-2-1, weswegen Rodgers wohl auch die Rolle und Personalwahl auf den Flügelverteidigerpositionen anpasste.

Anstatt mit beispielsweise den gelernten Außenverteidigern Manquillo oder Moreno zu beginnen, starteten Henderson und Markovic auf den Außenbahnen. Insbesondere Markovic ist eine sehr offensive Besetzung, er ist eigentlich ein Flügelstürmer, definiert sich am stärksten über seine Dynamik und Dribblings. Mit dieser Ausrichtung dominierte man das Spiel und den Raum über längere Zeit. Das lag aber auch an der schwachen Defensivarbeit Arsenals.

Arsenals individualisiertes und problematisches Pressing

Eigentlich hätte ich diesen Teil der Analyse schon vor Spielbeginn verfassen können. Arsenal hat in jedem von mir analysierten Spiel bisher ein gruppentaktisch unsauberes und wenig intensives Pressing gehabt, zumindest seit dem Spiel gegen Barcelona 2011, wo es interessanterweise deutlich besser war als in den letzten drei Saisons.

Gegen Liverpool hatten sie einmal mehr Probleme bei der Balleroberung. Die Abstände in der Horizontale und Vertikale innerhalb ihrer Formation waren zu groß, wodurch sie nicht effektiv pressen konnten. Beim Herausrücken fehlte es an Absicherung, die Wege im Pressing waren zu lang und Liverpools Spieler hatten zu viel Zeit und Raum, um auf die Pressingbewegungen Arsenals zu reagieren.

Deswegen dominierten die Reds das Spiel bis weit in die zweite Hälfte hinein. Bei Tor lief Henderson – auch wenn es zugegeben eine unangenehme Situation für Arsenal beim Entstehen war – fünf Meter diagonal ohne Druck durch den Zwischenlinienraum und spielte auf Coutinho im Zwischenlinienraum, der nach rechts legte und ins lange Eck abschloss.

Kompaktheit, Aggressivität, harmonische Bewegungen innerhalb der Kette und eine passende Dynamik im ballorientierten Verschieben fehlten. Desweiteren war auch die Flügelverteidigung Arsenals gegen Liverpools 3-4-2-1 schwach. Die Flügelstürmer waren sich unsicher, ob sie die Mitte gegen die zurückfallenden Halbstürmer sichern, auf die Halbverteidiger Liverpools aufrücken oder die Flügelverteidiger abdecken sollten. Obwohl hier mit Cazorla und Alexis zwei Weltklassespieler agierten, war die Flügelverteidigung Arsenals überaus instabil.

Das 4-4-2 gegen den Ball war in der ersten Linie ineffektiv, weil die drei Verteidiger Liverpools nie aggressiv und kollektiv angelaufen wurden. Die Stürmer waren im Pressing nicht dynamisch genug. Physisch hätten sie es natürlich gekonnt, aber sie starteten zu spät, um wirklichen Druck zu erzeugen. Wenn sie es rechtzeitig taten, fehlte das adäquate Nachrücken der Mittelfeld- und Abwehrspieler, wodurch riesige Räume offen gelassen hatten. Besonders über Ablagen der Flügelverteidiger in den Sechserraum und das Überladen der linken Seite konnte sich Liverpool nach vorne kombinieren.

In der ersten Halbzeit hatte Liverpool zwischenzeitlich 70-80% Ballbesitz; eine exorbitante Zahl, die sowohl auf die Probleme in der Durchschlagskraft und den Stabilitätsfokus im Aufbauspiel bei Liverpool, als auch auf Arsenals katastrophale Defensivbewegungen hinweist.

Dadurch entstand ein merkwürdiger Rhythmus. Liverpool war in puncto Feld- und Spielkontrolle eigentlich viel besser und kam dadurch natürlich auch zu deutlich mehr Chancen (sogar einzelnen sehr guten Chancen), doch zahlreiche Schüsse kamen aus bedrängten Situationen oder aus unpassenden Räumen. Arsenal hielt man dadurch im Spiel; und durch etwas Glück konnten diese sogar direkt nach der Führung für Liverpool noch vor der Pause ausgleichen.

Nach dem Seitenwechsel gab es ein paar kleinere Veränderungen auf beiden Seiten.

Anpassungen auf beiden Seiten

In der zweiten Halbzeit spielte Sanchez nicht mehr auf rechts, sondern wechselte auf links und spielte dort herausrückender, wodurch Arsenal einige Male klarere 4-3-3-Stellungen herstellen und Liverpool besser pressen konnte. Insgesamt versuchte Arsenal nun aktiver gegen den Ball zu agieren und die langen Bälle im eigenen Aufbauspiel zu verringern. Eine große Veränderung gab es allerdings nicht; Liverpool war weiterhin die dominantere Mannschaft. Einzig in der Phase direkt vor dem Tor war Arsenal stärker gegen etwas weniger intensive Reds und konnte mit etwas Glück die Führung durch Giroud erzielen.

In der Phase danach entwickelte sich das Spiel zum Anlaufen Liverpools und einem Konterfokus Arsenals hin. Zur 73. Minute brachte Rodgers Borini für Markovic ins Spiel, wodurch Sterling von der Position des Mittelstürmers auf jene des Flügelverteidigers wechseln musste; eine Intensivierung der Offensivbemühungen und ein Versuch der Erhöhung der Durchschlagskraft. Liverpool spielte nun mit einem noch klareren Linksfokus, was ab der 80. Minute mit einer extrem offensiven Schlussoffensive etwas aufgelöst wurde.

Zehn Minuten vor Schluss kam nämlich Mittelstürmer Rickie Lambert für Halbverteidiger Kolo Touré. Wie sah die Formation und Rollenverteilung danach aus? Am ehesten dürfte man es als ein 3-3-4/2-2-4-2/2-3-3-2/3-2-2-3 beschreiben können, auch wenn diese Zahlenkombination eher verwirrt als hilft. An sich ging Henderson zurück auf die Position des Halbverteidigers, Borini hingegen orientierte sich von der Mittelstürmerposition auf rechts.

Henderson interpretierte seine Rolle aber gewollt offensiv und füllte die großen, offenen Räume auf der rechten Außenbahn. Das 3-2-2-3 im Aufbauspiel mit Lucas und Gerrard auf der Doppelsechs hinter Lallana und Coutinho als zwei flexible und ausweichende Zehner wurde also in offensiveren Zonen auf nur zwei Verteidiger und einen höheren Henderson verändert. Interessant war aber auch, dass Sterling nach Ballverlusten und bei gegnerischen Kontern durchaus weit nach hinten arbeitete und dadurch eine Viererreihe (aber keine Kette) 2-3mal herstellte, Borini als Mittelstürmer trotz seiner seitlichen Rolle das aber nicht tat.

Dieser offensive Wechsel sorgte für erhöhten Druck auf Arsenal, am Ende war es aber eine Ecke, die zum verdienten Ausgleich in der 96. Minute führte. Wengers Defensivfokus inkl. der Einwechslungen Monreals und Campbells für die Flügel, dem Verschieben Cazorlas in die Zehnerposition und Coquelin als zweitem Sechser in einer Art 4-4-1-1/4-5-1 lohnte sich nicht.

Fazit

Taktisch ein gutes, strategisch ein schwaches Spiel. Trotz teilweise herausragendem Spielermaterial fehlte es beidseitig an zahlreichen wichtigen Punkten wie Kompaktheit, intensivem ballorientierten Verschieben, intelligenter Positionsfindung und einem gut vorbereiteten Gegenpressing. Liverpool hatte den formativen Vorteil und nutzte diesen gegen Arsenals Pressing sehr gut aus, kam aber dennoch nur zu einem Unentschieden. Die Gunners hingegen enttäuschten etwas überraschend auch vermehrt in eigenem Ballbesitz.

Dr. Acula 21. Dezember 2014 um 23:17

jedes mal wenn ich Pool diese Saison spielen sehe, stellt sich mir die selbe Frage: kann der Abgang eines einzelnen Spielers in einem top Klub wirklich so drastische Konsequenzen haben? WM hin oder her, letztes Jahr war das 4-3-3 extrem gut gespielt, dieses Jahr spielen sie mE im 3-4-2-1 oder was auch immer einen scheis zusammen.. Die einfachste Möglichkeit ist wohl die Schuld der missratenen Transfer Politik in die Schuhe zu schieben..
Zu Arsenal ist alles gesagt: als „Spitzen“ Mannschaft in der PL einfach nur erbärmlich

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sappydharma 22. Dezember 2014 um 11:53

zu einfach, denn Suarez war laenger bei Pool und in den Saisonen mit ihm davor waren sie ja auch nicht so gut wie letzte, also dass hat mehrerlei Gründe. Wenn ich mich an Markovic bei Benfica erinnere und dass er es jetzt eben auch nicht so abrufen kann. Die 3-4-2-1 Variante finde ich eigentlich sehr interessant, vor allem Coutinhos und Lallanas Rolle.

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sappydharma 22. Dezember 2014 um 12:01

und missratene transferpolitik??
balo, markovic waren keine blöden ideen, kann ja noch werden.

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clemens 22. Dezember 2014 um 14:46

Der Grund für Pools Leistungen leigt ja auch nicht an Suarez allein. Liverpool hat halt einfach beide Stürmer verloren und keinen 3ten in der Hinterhand. Zudem finden die Neuzugänge noch nicht zusammen. Zusätzlich waren einige Neuzugänge lange/oft verletzt. Markovic, Lallana, Moreno, Balotelli.

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JS 22. Dezember 2014 um 15:12

Die Transfers sind nicht gut genug gewesen. Teilweise mit Perspektive zwar, aber diese Saison noch nicht gut genug. Siehe auch

http://www.goalimpact.com/2014/12/liverpools-transfers-revisited.html?m=1

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Partizan 21. Dezember 2014 um 21:57

Arsenal hat mich leider heute wieder einmal enttäuscht, aus dem Spiel heraus hatteman eigentlich nur die Chance kreiert die zum 2:1 geführt hat. In der ersten Halbzeit hatte man doch extreme Probleme mit dem Pressing Liverpools, was sich wohl auch in der Passqoute von 71% bei den Gunners wiederspiegelt, das gewohnte Arsenal Kurzpassspiel unterband Pool ebenfalls beachtlich, statt der im Durchschnitt 514 Pässe pro Spiel kam Arsenal gerade mal auf 364 Pässe, dazu war jeder sechste Pass ein langer Ball.
Für Liverpool war leider heute deutlich mehr drin, wie schon gegen United.

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Isco 21. Dezember 2014 um 21:42

Warum spielt eigentlich Moreno so wenig? Flügelverteidiger in so einem 3-4-2-1, das ist mMn eigentlich die perfekte Verwendung für ihn. Markovic hätte man dafür auf eine der beiden Flügelstürmer-Positionen stellen können, der dort für mehr Durchschlagskraft sorgen hätte können.

Ach ja: Lallana geht ein „a“ ab und bei den 70-80% wäre noch interessant wovon 🙂

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clemens 22. Dezember 2014 um 14:48

Wie in dem Artikel erwähnt, macht es mehr Sinn einen Winger als Flügelverteidiger aufzustellen wenn man mit einer 3er Kette spielt. Da im Optimalfall der DM/Winger den abkippenden Halbverteidiger beim Verteidigen unterstützen. Im gegenzug hat man einen gelernten Winger in der Offensive, anstatt einen Offensiven Verteidiger.

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