Kurz ausgeführt: Heidenheims starke Stunde gegen den FC St. Pauli

0:3

Durch einen starken Auftritt in Hamburg gewann der 1. FC Heidenheim zum fünften Mal in dieser Saison und steht damit aktuell auf Platz fünf der Tabelle. Über sein Defensivspiel kontrollierte der Aufsteiger das Spiel gegen den FC St. Pauli fast die komplette Spielzeit und bereitete dem Gastgeber vor allem nach Umschaltaktionen große Probleme.

St. Paulis Aufbauprobleme gegen Heidenheims 4-4-2

Vor allem zu Beginn der Partie hatte der FC St. Pauli, der im 4-2-3-1 auflief, große Probleme gegen die Heidenheimer 4-4-2-Defensivformation. Die Gäste interpretierten diese als hohes Mittelfeldpressing, ließen den FC St. Pauli in der Regel aber das Spiel in deren tiefster Linie in Ruhe aufbauen.

Aufbaustaffelung des FC St. Pauli gegen Heidenheims Pressing: zu erkennen sind die klaren Zuordnungen der Heidenheimer in der Spielfeldmitte und die Unterbesetzung dieser Zone seitens des FC St Pauli.

Aufbaustaffelung des FC St. Pauli gegen Heidenheims Pressing: zu erkennen sind die klaren Zuordnungen der Heidenheimer in der Spielfeldmitte und die Unterbesetzung dieser Zone seitens des FC St Pauli.

Im Zentrum orientierten sich die beiden Heidenheimer Sechser Titsch-Rivero und Griesbeck direkt an ihren Gegenspielern oder verteidigten diese situativ optionsorientiert, indem sie zuerst Passwege in die Tiefe sicherten und dann mit dem Anspiel an ihren Gegner heranrückten.

Die Hamburger reagierten auf diese Spielweise nach ein paar Minuten so, dass einer der beiden Sechser, meistens Daube, konstant zwischen Gonther und Sobiech zurückfiel, um im Aufbau für Überzahl zu sorgen. Die entstehende Unterzahl im Sechser- und Achterraum versuchte Rzatkowski etwas auszugleichen, indem er sich im Aufbau von der Zehnerposition oftmals kurz anbot und Verbindungen nach vorne herzustellen versuchte. Dass diese nicht zustandekamen, lag zum einen an den angesprochenen Mannorientierungen im Zentrum.

Zum anderen rückten aber auch die Außenverteidiger St. Paulis nicht besonders weit mit nach vorne, um so z.B. die ein oder andere dynamische Rochade mit den Flügelspielern zu ermöglichen und auch die Innenverteidigung agierte wenig raumgreifend, weshalb es dem Team kaum gelang, aus dem Aufbauspiel sinnvoll nach vorne zu kommen.

In der Phase direkt vor dem ersten Treffer der Heidenheimer nahm Thomas Meggle diesbezüglich noch die ein oder andere kleine Anpassung vor, weshalb es dem FC etwas besser gelang, den Ball aus der Spieleröffnung nach vorne zu spielen. So agierten z.B. die beiden Innenverteidiger etwas breiter und die angesprochenen Rochaden der Außenverteidiger mit den Flügelspielern kamen öfter zustande.

Heidenheim nutzt St. Paulis schlechte Offensivstaffelungen und kontert

Bei den Heidenheimern lag der Fokus im Offensivspiel auf dem schnellen Umschalten nach Ballgewinnen sowie leichten Rechtsüberladungen. Dort war Strauß deutlich offensiver als Heise auf der anderen Seite, Schnatterer kam vom linken Flügel das ein oder andere Mal zur Mitte und auch Janzer ließ sich aus seiner hängenden Position immer wieder dorthin zurückfallen.

Bei ihren Umschaltaktionen, nach denen die beiden Treffer durch Niederlechner fielen, kamen den Heidenheimern die prinzipiell für den Defensivmoment schlechten Staffelungen der Norddeutschen zugute. Diese hatten durch die jetzt höheren Außenverteidiger und einen abgekipptem Sechser kaum Präsenz im eigenen Sechserraum und den Halbzonen, auf die sie nach Ballverlusten kaum Druck ausüben konnten. Dabei nutzen die Heidenheimer bei ihren Umschaltaktionen in der Regel zunächst vertikale oder diagonale Bälle in diese Räume, aus denen sie die Angriffe dann in Strafraumnähe mit Hilfe von horizontalen Verlagerungen fertig spielten. Hier war St. Pauli entsprechend schlecht abgesichert und insgesamt zu flach gestaffelt, als dass typische Defensivmechanismen gegriffen hätten. Gerade mit Heidenheim-Kapitän Schnatterer hatte man immer wieder große Probleme. Er diente den Gästen als erster Umschaltspieler und sorgte mit seinen raumgreifenden Dribblings immer wieder für große Raumgewinne.

St. Pauli erhöht die Schlagzahl bis zur Pause, bleibt aber weiterhin instabil

Nach dem zweiten Treffer – wieder durch Niederlechner – versuchte St. Pauli offensiv deutlich präsenter zu werden. So rückten die beiden Außenverteidiger Nehrig und Schachten jetzt mit in die vorderste Reihe, um Heidenheim verstärkt nach hinten zu drücken. Weil diese auch auf den Flügel stark mannorientiert verteidigten, kam es situativ immer wieder zu Staffelungen mit fünf oder gar sechs Mann auf einer Linie. Heidenheim verlor dadurch etwas den Zugriff auf die Halbräume, blieb aber in der Strafraumverteidigung weitestgehend kompakt. Weil die Angriffe der Hansestädter in der Regel zu linear und vertikal waren, kam der FC St. Pauli aber weiterhin kaum einmal zu einer längeren und druckvollen Ballzirkulation, sodass sie die Heidenheimer Defensive nicht konstant in Gefahr bringen konnten. Die erhöhte Präsenz in letzter Linie bei oftmals unpassenden Staffelungen führte im Gegenteil dazu, dass man bei weiteren Umschaltaktionen der Gäste noch instabiler war als zuvor.

Anpassungen zur Pause

In der Pause kam auf Hamburger Seite der Niederländer John Verhoek für den wenig präsenten Lennart Thy in die Partie, was zur Folge hatte, dass St. Pauli nun ein deutlicheres 4-4-2 spielte, bei dem Budimir etwas hängend agierte und Verhoek das Sturmzentrum besetzte, während Rzatkowski auf den rechten Flügel wechselte.

Weil Titsch-Rivero und Griesbeck nun nur noch zwei nominelle Gegenspieler hatten und im Zentrum sogar eine Überzahl vorhanden war, weil stets einer der beiden gegnerischen Sechser abkippte, rückten diese nun immer wieder nach vorne, um ein situatives 4-3-3 herzustellen. Dadurch konnten Niederlechner und Janzer sich zu Gonther und Sobiech orientierten und deren Läufe nach außen abdrängen, sowie Passwege auf die eingerückten Flügelspieler zustellen.

Fazit

Der Gastauftritt an der Elbe offenbarte sich im Nachhinein von der Spieldynamik als perfektes Spiel für die Heidenheimer. Weil St. Pauli konsequent eine flache Spieleröffnung fokussierte und dabei vor allem die Höhe und Breite des Platzes nutzen wollte, ergaben sich immer wieder gute Konterchancen für die Elf von Frank Schmidt. St. Pauli hatte vor allem Probleme in der Spieleröffnung, mit dem Erzeugen von Durchschlagskraft und mangelnder Absicherung gegen Schnellangriffe.

german informant 12. November 2014 um 18:31

Prima! Über ein Kurz ausgeführt zum Höhenflug der Darmstädter würde ich mich auch freuen. Gerne darf das Schuster-Team natürlich noch intensiver beleuchtet werden, zumal ja mehr oder weniger die gleiche Mannschaft aus der Vorsaison spielt (nur ergänzt um 3-4 externe Neuzugänge).

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