1899 Hoffenheim – FC Schalke 04 3:3

Der FC Schalke 04 zeigte in einem torreichen Spiel zwei Gesichter und konnte nach dem Schlusspfiff mit dem Punktgewinn in Sinsheim noch glücklich sein. Das Team von Markus Gisdol wurde erneut durch eklatante Defensivschwächen zurückgeworfen.

Grundformation 

Grundformation

Grundformation

Die Heimmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim trat wie gewohnt in einem 4-2-3-1 auf und Gisdol veränderte im Vergleich zu den Vorwochen wenig. Im Gegensatz zur Partie in Wolfsburg spielte Tarik Elyounoussi wieder im linken Mittelfeld und wurde wie gewohnt von Fabian Johnson im Rücken angetrieben. Die Außenverteidiger positionierten sich im Allgemeinen erneut sehr hoch. Gerade wenn die beiden nominellen Flügelspieler Elyounoussi oder vor allem Kevin Volland einrückten und sich zwischen den Schalkern der Abwehrreihe bewegten, schufen die Außenverteidiger Breite, indem sie aufrückten. Insgesamt gab es keine größeren taktischen Auffälligkeiten im Hoffenheimer Spiel. Gisdol setzt in diesem Zusammenhang auf Kontinuität.

Beim FC Schalke 04 führten personelle Umstellungen in der Offensive zu einem eher ungewohnten Bild. Anstatt des klassischen Neuners Adam Szalai wurde Kevin Prince Boateng als vorderer Spieler der Königsblauen auf das Feld geschickt, unterstützt vom wuseligen Youngster Max Meyer. Offensiv forcierte Schalke zumeist im 4-2-3-1 seine Angriffe, wobei gerade Marco Höger sich immer wieder in den Halbräumen nach vorne orientierte und aus der Grundformation ausbrach, wobei er mit einer schönen Einzelaktion das 3:1 für Schalke erzielte. Gegen den Ball spielte die Mannschaft von Trainer Jens Keller vor allem in der ersten Halbzeit ein aggressives 4-4-2, wobei in der Regel Boateng und Meyer die spielaufbauenden Innenverteidiger anliefen.

Antreiber Boateng und…

Allerdings war Schalkes Spiel hauptsächlich in der ersten Halbzeit intensiv und ging eigentlich voll auf. Boateng fungierte als Schlüsselspieler. Er hielt sich nicht nur in vorderster Linie auf, sondern bewegte sich vielseitig auf dem Feld, während Max Meyer in der Regel zentral in der Nähe der gegnerischen Sechser war. Die Ballsicherheit in Drucksituationen sowie das präzise Passspiel Meyers ließen ihn zu einer wichtigen Option in der ersten Halbzeit werden. Sofern Boateng auf die rechte Seite auswich, so wie er es beispielsweise ab der 35. Minute bis zur Pause tat, spielte Meyer sogar in vorderster Front. Farfan rückte in diesen Situationen häufiger ins Zentrum oder blieb für Überladungen rechts. Auffällig war bei Jens Kellers Mannschaft, dass Angriffe verstärkt über diese Seite erfolgten. Es waren über das gesamte Spiel hinweg insgesamt 48%. Dabei hielt sich Uchida in der ersten Halbzeit zuweilen noch zurück, während er im zweiten Durchgang häufiger weit vorn auftauchte und Farfan unterstützte.

Sobald Schalke die mittlere Linie der Hoffenheimer überspielte, wurde es durch einzelne Aktionen oder Kombinationen gefährlich. Durch die zusätzlichen Rotationen der Offensivspieler erhielt die letzte Reihe der Gastgeber zudem wenig Zugriff und musste sich immer wieder in brisante Eins-gegen-Eins-Situationen begeben.

…Hoffenheims Inkonsequenz

Besonders die Hoffenheimer Innenverteidiger hatte das eine oder andere Mal damit zu kämpfen, dass sie sich beispielsweise nicht mit dem zurückweichenden Boateng bewegten, allerdings dadurch auf anlaufende ballbesitzende Schalker trafen, die in den ersten 45 Minuten viel Spielwitz zeigten. Bei eigenem Ballbesitz sah das Spiel der Kraichgauer wie gewohnt aus. Vor allem die beweglichen Volland und Firmino initiierten einige Angriffe. Dabei orientierte sich gerade Volland von seiner nominellen Position im rechten Mittelfeld verstärkter zentral, während Andreas Beck in seinem Rücken die Seite solo übernahm. In diesen Situationen suchte entweder Firmino mit Lochpässen Volland zwischen Matip und Linksverteidiger Dennis Aogo oder Volland nahm selbst den Ball vor der Schalker Viererkette auf und wollte in den Schnittstellen hauptsächlich Anthony Modeste bedienen. Zuweilen asymmetrisch erschien Hoffenheims Offensivformation, da Elyounoussi eher die linke Seite hielt und dort Überzahlsituation mit dem offensiven Linksverteidiger Johnson suchte. Volland hingegen blieb selbst beim Spiel gegen den Ball meist neben oder leicht hinter Modeste.

Obwohl hinter der ersten Schalker Linie das Pressing nicht stark war und sich Halbräume für die Sechser auftaten, wurden diese nur unzureichend genutzt. Polanski konzentrierte sich auf die horizontale Schließung von Lücken. Aber auch Salihovic war ungewöhnlich passiv und stieß wenig vor. Insgesamt bleibt die Wechselwirkung zwischen Offensive und Defensive sowie die Mittelfeldzentrale vor der Abwehr ein großes Problem für Hoffenheim.

Zweite Halbzeit: Schalkes schnelle Ballverluste

Die Königsblauen kamen nach einer 3:1-Führung wie ausgewechselt aus der Kabine. Dauerten Angriffe und Ballstafetten schon im ersten Durchgang nicht allzu lang, wobei man immer rasch die Linien überspielen wollte, so war nun der Ball häufig nach ganz kurzer Zeit wieder weg. Auch die Aggressivität im Gegenpressing ging zum Teil verloren. Hinzu kam die Instabilität in der Mitte, wo gerade Jermaine Jones ein Faktor war. Der nominelle Sechser konnte seiner Viererkette keine Sicherheit geben oder davor die notwendigen Lücken oft genug schließen. Gerade Aogo sah sich zunehmenden Druck von Hoffenheims rechter Seite aussetzt, wobei auch Firmino gelegentlich in den Halbraum vorstieß.

Die Hoffenheimer kamen durch einen Elfmetertreffer vom Brasilianer sowie einem Freistoßtor von Innenverteidiger David Abraham zum Ausgleich. Ansonsten versuchten die Kraichgauer meist durch schnelles Umschaltspiel die Linien des Gegners zu überspielen. Die angesprochene Ballunsicherheit der Schalker spielte in dieses Konzept mit hinein. Zur Halbzeit kam außerdem Tobias Strobl für den schwachen Salihovic. Der 23-Jährige war auch kein nennenswerter Faktor im Offensivspiel, sorgte aber für mehr Stabilität in der Linie vor der eigenen Viererkette und konnte einige erfolgreiche Tacklings verzeichnen. Roberto Firmino zog sich derweil des Öfteren weiter zurück und stand nicht mehr so nah bei Modeste, was ihm wiederum mehr Ballkontakte brachte und in diesem Zusammenhang konnte er die Gegenangriffe der Hoffenheimer einleiten.

Fazit

Schalke war nicht in der Lage die gute Spielanlage der ersten 45 Minuten über die volle Länge zu zeigen. Boateng als fluider Neuner sowie Max Meyer als spielstarker Mann im offensiven Zentrum stellten Hoffenheim des Öfteren vor Probleme. Auf der anderen Seite des Spielfeldes bleibt aber eine gewisse Instabilität das große Manko. Jones wirkt trotz seiner individuellen Aggressivität nicht mehr stabilisierend und deckt zu selten die entscheidenden Räume ab. Dies erschwert es der sowieso schon verunsicherten Abwehrreihe umso mehr.

Die Hoffenheimer können ihrerseits nicht zufrieden sein. Sie hatten nicht nur durch Firmino und Sven Schipplock Gelegenheiten zum Siegtreffer, sondern erschwerten es sich durch schwaches Defensivverhalten selbst. Trotzdem bleiben Volland und Firmino eine Waffe, die jede letzte Linie des Gegners auseinander spielen kann. Wenn dazu noch eine bessere Wechselwirkung mit der Defensive beziehungsweise ein verbessertes Verhalten im Verbindungsspiel sowie beim Unterstützen durch die zentralen Mittelfeldspieler kommen würde, wäre Hoffenheimer ein Kandidat für das obere Tabellendrittel.

AP 7. Februar 2014 um 16:03

Haha. Unterhaltung pur. Danke
Ne Juristin und Germanisten zeitgleich… 🙂 ich hau mich weg

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Rasengrün 8. Februar 2014 um 18:56

Duuuuuhu, Schahaaatz…

Juristin: Zum hundersten Mal, immer den exakten Wert angeben!

Germanistin: Wie, ich bin sächlich?

*scnr*

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ES 29. September 2013 um 19:33

Nur so als Spekulation: Schalke hat ja diesen grässlichen Keller-Fussball schon in der letzten Saison gespielt. Da haben sie aber das eine oder andere mal in der zweiten Halbzeit durch nicht ganz blöde Umstellungen aus einem grottigen Kick noch Punkte geholt. In dieser Saison scheint das mit der zweiten Halbzeit nicht mehr so zu klappen. Hat das eventuell mit dem Abgang von Lars Kornetka als Videoanalyst zu tun?

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MR 29. September 2013 um 19:47

Wann war denn das so? Mir fällt da nur das Leverkusen-Spiel ein, wo die Umstellung aber erst irgendwann Richtung Endphase kam und im Grunde relativ plump war.

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ES 2. Oktober 2013 um 15:57

Mensch, was ist denn das für ein Forum? Kann man nicht einfach eine steile, aber völlig unbegründete These in den Raum werfen, und dann entspinnt eine sinnfreie, aber launige Diskussion völlig an der Realität vorbei? Immer werden Thesen von Euch hinterfragt. So macht das keinen Spaß! 🙂

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Backville 29. September 2013 um 17:37

Ich fände es sehr Interesant wenn Keller mal Boateng als 2. 6er bringen würde und Draxler auf der 10. In den ersten Spielen der Saison wurde auf den sechserpositionen fehlende kreativität ausgemacht, mit einem 6/8er verbindungsspieler a la Toni kroos den Boateng meiner Meinung nach spielen Kann hätte man die Kombination der Bayern letztes Jahr : Schweinsteiegr (Boateng) kreativer Part bzw Ballverteiler Martinez (Neustädter) Defensivstabilisator und Antizipator, wäre in meinen Augen ein Versuch wert, auch weil ich denke Meyer oder Clemens können links eine Gute Rolle spielen

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Goalimpact 29. September 2013 um 13:23

Schalke hat Jones scheinbar gerade suspendiert. Vielleicht wird es doch noch was mit Höger und Neustädter als Standard-Doppel-6.

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datschge 29. September 2013 um 13:50

„Das Trainerteam hat entschieden, Jermaine eine Denkpause zu geben.“

Nach der „Denkpause“ ist dann vermutlich alles „wieder“ besser. Derweil verlängert Jones die Pause wohl eigenmächtig für einen überfälligen (?) medizinischen Eingriff:

„Es stimmt, dass mich der Verein aus dem Kader genommen hat. Diese Gelegenheit nutze ich, meinen Meniskus glätten zu lassen. Unabhängig von der Vereins-Entscheidung wäre eine Operation aufgrund der anhaltenden Schmerzen unumgänglich gewesen.“

Er soll dadurch 6 Wochen ausfallen. Erweckt den Eindruck, dass keiner der Verantwortlichen (inklusive der medizinischen) wirklich auf der Höhe ist. Schräges Theater auf Schalke.

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Taisumi 29. September 2013 um 15:09

Jones muss doch irgendwie eine Art Aufstellungsgarantie im Vertrag stehen haben, anders lässt sich dieses Kabarett für mich nicht begründen. Ich lege mich fest, dass Jones in der Hinrunde kein Spiel mehr für S04 absolvieren wird.

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Schlicke 29. September 2013 um 16:22

Mist, als hinterhältiger BVB-Fan hofft man ja, dass

a) Jens Keller so lange wie möglich als Trainer gehalten wird
b) Peter Herrmann so wenig wie möglich zu sagen hat
c) Tönnies und Heldt dem Verein lange erhalten bleiben und natürlich
d) Jermaine Jones der „taktische Grundpfeiler“ in der Defensivzentrale bleibt

Mit der Doppelsechs Höger/Neustädter und Goretzka als Backup sieht das jetzt schon wieder viel besser aus. Stabilität hinten und vorne Draxler/Farfan/Boateng/M.Meyer, das sieht grundsätzlich gar nicht so schlecht für die Knappen aus.

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Karsten 29. September 2013 um 19:31

Als gebeutelter Schalke-Fan muss man eingestehen, dass a, b, c und d leider sicher so eintreffen. Jones hat ein gutes Standing bei den Fans (im Ruhrpott mag man Kampfschweine) und kommt sicher wieder. Leider.
Allerdings finde ich, dass der Held keinen schlechten Job macht…

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Karsten 29. September 2013 um 19:34

Aufstellungsgarantie. Hilfe.

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ZY 29. September 2013 um 20:32

Vielleicht besinnen sich ja beide Seiten, und in der Winterpause wird Holtby zurückgeholt.

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Kroosartig 30. September 2013 um 10:24

Mal offtopic, aber ich finde es eine Schweinerei Jones zu suspendieren. Klar er spielt in dieser Saison großen Käse, aber er spielt jedes Spiel von Anfang an, er kanns halt nicht besser. Da würde ich lieber den Keller feuern, der ihn jedesmal aufstellt!!!

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mrb 30. September 2013 um 10:38

Klingt, als weißt Du warum Jones suspendiert wurde.
Lässt Du das uns bitte auch wissen?

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TW 30. September 2013 um 12:03

Offiziell geht es wohl um die Aktion vor der Chance von Firminio:

„Schon am Sonntag teilte Trainer Jens Keller dem 31-jährigen Profi mit, dass er in Basel nicht zu Kader gehören wird. «Wir haben entschieden, dass Jermaine eine Denkpause erhält», erläuterte Heldt die Disziplinarmaßnahme. Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar Jones‘ katastrophaler Fehler beim Stand von 3:3, als er in der 84. Minute den Ball leichtfertig vertändelte und Roberto Firmino die Riesenchance zum Siegtor ermöglichte. «Es steht nicht im Schalker Lehrbuch, dem Ball mit der Sohle zurückzuziehen und kurz vor dem Ende als letzter Mann eine 1:1-Situation zu schaffen», ätzte Heldt.“
Quelle: Süddeutsche Zeitung

Was im Hintergrund noch alles passiert ist, keine Ahnung.

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Karsten 29. September 2013 um 09:50

Aogo musste den Flügel auch allein beackern, da Clemens faktisch nicht statt fand.

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