England – Moldawien 4:0

Die englische Nationalmannschaft konnte am Freitagabend durch einen 4:0-Sieg gegen Moldawien die Tabellenführung in der Gruppe H der WM-Qualifikation erobern. Die Three Lions mussten im heimischen Wembley-Stadium gegen einen sehr tief stehenden Gegner brillieren, der vor allem auf Schadensbegrenzung bedacht war.

Grundformationen

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Grundformation

Englands Trainer Roy Hodgson veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum letzten Testspiel gegen Schottland nur geringfügig und ließ wieder in einer Mischung aus 4-2-3-1 und 4-3-3 spielen. Im Mittelfeld positionierte sich Kapitän Steven Gerrard zentral vor die Abwehr und übernahm zumeist den Spielaufbau. Vor Gerrard agierten Frank Lampard und Jack Wilshere. Der 21-jährige Arsenal-Profi bewegte sich dabei stets auf den Halbpositionen zwischen den Linien und wirkte am agilsten. Lampard begann höher stehend hinter der Spitze Rickie Lambert, ließ sich aber mit zunehmendem Spielverlauf des Öfteren fallen. Gerade Lampard und Wilshere versuchten häufig die Räume zu wechseln, wo sie bei Ballbesitz des eigenen Teams auftauchten. Auf den Flügeln wählte Hodgson mit Welbeck und Walcott wieder zwei äußerst offensive Varianten, was sich auch aufgrund der Grundausrichtung des Gegners anbot. Sturmspitze Lambert dachte nicht nur positionsgetreu, sondern wich häufiger vor allem auf die linke Seite aus, um beispielsweise Räume für Welbeck zu öffnen. Sobald der Gast in der letzten Reihe in Ballbesitz war, standen die Engländer im 4-1-4-1, wobei Lambert als vorderster Spieler die aufbauenden Innenverteidiger unter Druck setzte.

Der Gegner aus Moldawien war von Anfang an darauf eingestellt, die Linien sehr eng beieinander zu halten und so möglichst wenig Raum zu bieten, was vor allem in der Mitte gelang. Trainer Ion Caras bot zu Spielbeginn seine Mannschaft im 4-1-4-1 auf, was sich aber rasch zu einem defensiven 4-4-2 veränderte. Die beiden vordersten Spieler waren hauptsächlich dazu da, den englischen Spielaufbau über die Innenverteidiger beziehungsweise Gerrard zu stören.

Das englische Herzstück

Die beiden Altstars Gerrard und Lampard bilden immer noch die Schaltzentrale im englischen Spiel. Allerdings standen gegen Moldawien beide nicht wie schon so oft in der Vergangenheit nebeneinander. Hodgson konnte es sich leisten, Gerrard alleine vor beide Innenverteidiger zu stellen. Eine Absicherung wie Michael Carrick war gegen diesen Gegner nicht notwendig.

Gerrard war in erster Linie damit beauftragt, die Bälle vor der Abwehr abzuholen und den ersten Pass zu spielen, der meistens in Richtung Außenverteidiger oder zum sehr agilen Wilshere ging, der stetig von seiner hohen Position zurückkam und wahlweise mit dem Körper zum gegnerischen Tor drehte oder direkt weiterleitete.

Altersbedingt geht Gerrard mittlerweile die Dynamik ein wenig ab, die ihn früher auszeichnete. Da er läuferisch nicht mehr so leicht die Räume überbrücken kann, konzentriert er sich auf Ballverteilung und ist die ordnende Hand auf dem Feld. Bei seinem Mittelfeldpartner Frank Lampard verhält es sich ähnlich. Er stand höher als Gerrard, fokussierte aber gleichfalls auf strategische Entscheidungen mit oder ohne Ball. Insgesamt agierte der 35-jährige Profi des FC Chelsea mehr für das Kollektiv. Die Verbindungswege im Mittelfeld überließ er in der Regel Wilshere.

Insgesamt war das englische Spiel zuweilen sehr zentrumslastig und die Angriffe wurden träge vorgetragen. Das ist ein Problem, welches das Team von der Insel schon seit langem hat. Durch die kumulierte Ballsicherheit in der Mitte zirkulierte der Ball häufig in einigen wenigen Räumen. Steht dann ein Gegner wie Moldawien zusätzlich sehr tief und mit zwei engen Reihen wird das fehlende Tempo zur zusätzlichen Belastung. Gefährlich entwickelten sich Englands Aktionen zumeist, wenn der Ball diagonal nach außen gespielt wurde.

Lambert als Rooney?

Auf den Flügeln traten Walcott und Welbeck auf, wobei Letzterer ähnlich wie bei Manchester United eher eine freie Rolle einnahm und häufiger mit Rickie Lambert rochierte. Über beide Außenspieler entwickelten sich in Kombination mit den aufrückenden Außenverteidigern gefährliche Aktionen. Einfaches Überlaufen und Dreiecksspiel brachte die moldawische Defensive schon gehörig ins Wanken. So entstand das 1:0 durch Welbeck und Ashley Cole, die sich etwas glücklich auf der linken Seite durchsetzten. Der Ball ging dann zurück an die Strafraumgrenze, wo Lampard dem aufgerückten Gerrard vorlegte und der Kapitän per präzisen Distanzschuss finalisierte.

Der Treffer von England zum 4:0 wurde durch einen befreienden Pass eingeleitet, den Lambert auf dem linken Flügel aufnahm.  Er ging diagonal auf die Viererkette Moldawiens zu und steckte durch.

Der Treffer von England zum 4:0 wurde durch einen befreienden Pass eingeleitet, den Lambert auf dem linken Flügel aufnahm. Er ging diagonal auf die Viererkette Moldawiens zu und steckte durch.

Hodgson musste im Angriff auf Wayne Rooney verzichten und schenkte dem 31-jährigen Lambert in dessen zweitem Länderspiel das Vertrauen und der Stürmer vom FC Southampton zeigte sich sehr gut aufgelegt. Er bildete in der vordersten Linie nicht nur eine Anspielstation für Vertikalpässe, sondern ging das eine oder andere Mal auf den Flügel hinaus, um vor allem Welbeck den Raum für einen Vertikallauf zu geben. Sowohl beim dritten als auch beim vierten Treffer der Engländer wurde er von Lambert bedient. Vorm Treffer zum 4:0 nahm er den Ball weit Außenlinie auf, verzögerte und setzte den durchstarteten Welbeck mit einem Schnittstellenpass in Szene.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie Rooney bei seiner Rückkehr eingesetzt wird. Lambert hat seinen Part sehr gut erfüllt und wirkte agil im Offensivspiel. Womöglich könnte es in der Startformation der Three Lions eine Zukunft mit beiden Angreifern geben.

Fazit

Moldawien kann keinesfalls als Gradmesser dienen. Zu überlegen war die englische Mannschaft. Trotzdem sammelt der Trainerstab weitere Eindrücke, wie die Formation und Ausrichtung hinsichtlich der Weltmeisterschaft in Brasilien aussehen könnte.

Offensiv wurde gut kohärent verschoben. Allerdings sammelte sich das Spiel zum Teil sehr in der Mitte, wo die Linien auch nur zehn bis fünfzehn Meter auseinander standen. Dadurch beraubten sich die englischen Spieler selbst des Raums. Als der Gegner nicht mehr konsequent die Lücken schließen konnte, wurde das englische Spiel gefälliger. Verlagerungen auf die Flügel und Rochaden bildeten gegen den tief stehenden Gegner die wirksamsten Werkzeuge.
Hodgson vertraut weiterhin auf das Tandem Gerrard-Lampard, das in den letzten Jahren oftmals enttäuschte. Anstatt nebeneinander spielten beide gestaffelter und mit klaren Abgrenzungen bei den jeweiligen Aufgaben. Ob Gerrard gegen qualitativ hochwertigere Gegner wirklich alleine vor der Abwehr stehen wird, darf bezweifelt werden, sodass diese Qualifikationspartie wahrscheinlich eine Ausnahme bleibt.

timbothemaniac 9. September 2013 um 21:32

Würde mich über eine Vorschau zum FC Arsenal mit Özil, also was ist möglich, was ist wahrscheinlich, wie wird sich das auswirken usw. sehr freuen!
Sorry dass ich das hier reinschreibe wusste nicht wo sonst;)
Könnt ja mal darüber nachdenken!

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Jonny 9. September 2013 um 22:18

RM hat da schon was schönes auf abseits.at geschrieben
http://www.abseits.at/fusball-international/england/transfers-erklart-darum-wechselte-mesut-ozil-zu-arsenal/

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datschge 9. September 2013 um 20:22

Rickie Lambert ist ein toller Spätstarter. Ich hoffe, er kommt trotz seines hohem Alters noch zu mehr Einsätzen.

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