Olympique Lyon – Olympique Marseille 0:0

In der französischen Liga kam es zum Duell der beiden Olympique-Teams, die bei der aktuell sehr engen Tabellensituationen die ärgsten Verfolger von Spitzenreiter PSG sind.

Grundformationen und Deckungsweisen

ol-omDie Gäste aus dem französischen Südosten traten mit einem linksseitig dominanten 4-2-3-1-System an, in dem Linksverteidiger Morel deutlich offensiver agierte als sein Pendant Fanni und eine eher konservative Doppel-Sechs aus Romao und Barton die Vierer-Offensive absicherte. Die Hausherren aus Lyon spiegelten diese Anordnung und setzten auf eine 4-1-4-1-Formation, die mit den angriffslustigen Außenspielern von der Aufgabenverteilung her aber oftmals einem 4-3-3 glich.

Im Gegensatz zu OM spielte die Heimmannschaft dabei einen Tick mannorientierter, so dass beispielsweise Dabo seinen Gegenspieler häufig verfolgte und auch die beiden Achter sich lose an den gegnerischen Sechsern orientierten. Die üblichen horizontalen Rochaden von Valbuena auf die Seiten und sein Zurückfallen beispielsweise wurden von Gonalons allerdings nicht verfolgt – ab einem gewissen Zeitpunkt wurde die Deckung fallen gelassen.

Lyons drucklose Balldominanz

Demgegenüber stand auf Seiten von Marseille eine deutlich weniger mit mannorientierten Tendenzen ausgeführte Raumdeckung – Ausnahme war die defensive Rolle Valbuenas, der sich fast ausschließlich an Gonalons hielt und diesen auch bei Bewegungen in die Tiefe verfolgte. Im defensiven 4-4-2 der Gäste ließ Mittelstürmer Gignac die gegnerischen Innenverteidiger frei, sondern konzentrierte sich darauf, innerhalb der Verschiebebewegungen den jeweils nächstgelegenen Achter der Lyonnais im Deckungsschatten zu halten, wofür er oftmals auch tiefer stand als der verfolgend herausrückende Valbuena.

Lyon war dann wegen des fehlenden gegnerischen Drucks auf ihre Innenverteidiger zwar balldominant, kam aber nur selten in die Mittelfeldräume hinein. Ihre Außenverteidiger rückten darüber hinaus zu früh zu weit auf und machten mit diesem schwachen Bewegungstiming die Offensivformation unnötig flach. Neben den gelegentlichen Einrückbewegungen von Lisandro Lopez konnte sich einzig Steed Malbranque gut in Zwischenräume freilaufen, doch fehlte beiden die Anbindung.

Sein Mittelfeldpartner Fofana zeigte eine weitgehend gute Partie als Balancespieler, bewegte sich aber noch zu kompliziert und überhastet bei seinen Vorwärtsläufen, weshalb er einzig in Form von unerwarteten Durchbrüchen nach zweiten Bällen Gefahr erzeugen konnte. Auf der rechten Flanke hatte der dribbelstarke Alexandre Lacazette eine Reihe lichter Momente und eine wichtige Funktion im Umschaltspiel (dazu später mehr), war insgesamt aber etwas zu individuell ausgerichtet, weshalb die vorhandenen Strukturen für Überladungsversuche mit Malbranque und Dabo in jenem Bereich nur unzureichend genutzt und ausgespielt wurden – so entstand nur eine wirklich gute Chance nach Zusammenspiel von Lacazette und Malbranque.

Linksfokus verschieden ausgeführt

Bei Marseille war im Aufbau- und Angriffsspiel eine klare Linkslastigkeit ihrer Anlage zu erkennen – somit spielten sie deutlich weniger mit dem ausgeglichenen brutalen Flügelfokus, der sie ansonsten auszeichnet. Gerade Valbuena, eigentlich als horizontal rochierender Zehner aufgestellt, hatte diesmal einen deutlich ausgeprägteren Drang nach links, wo er sich ebenso wie der dortige Außenspieler Ayéw gerne spielmachend in den tiefen Halbraum fallen ließ.

Abwechselnd gelang es ihnen zu Beginn immer wieder, den vorwärtsverteidigenden Rechtsverteidiger Dabo herauszuziehen und damit den Raum neben Bisevac für horizontale Rochaden von Gignac zu öffnen – in diesen Zwischenraum hinter Dabo konnte der Mittelstürmer einige Bälle erhalten und das Spiel anschließend zurück ins Zentrum tragen. Mit Valbuena und Ayéw als aus der Tiefe kommenden Unterstützungsspielern sowie dem einrückenden und dribbelstarken Sougou, dem Umtiti nur zögerlich dermaßen weit in die Mitte folgte und der somit die Halbräume neben Gonalons attackierte, konnte Marseille auf diese Weise einige Chancen kreieren.

Für ein durchschlagendes und dauerhaftes Überladen fehlte es allerdings an fruchtbarem Support durch die beiden Sechser Romao und Barton – Letzterer trug in seinem ballnahen Raum nur wenig bei und konnte seine Vordermänner nicht konsequent genug unterstützten. So konnte Lyons kompaktes Mittefeld im 4-1-4-1 gegen die beiden ersten Überladungsspieler der Gäste (Valbuena und Ayéw) in den tieferen seitlichen Räumen Überzahlen herstellen und diese vom weiteren Vorwärtsspiel abschneiden. Daher wurden die erfolgreichen Zuspiele von Gignac Voraussetzung statt Option für gute Angriffe – und Marseilles Torgefahr nahm ab.

Lange Bälle und Gegenstöße

Hierfür war allerdings auch noch ein anderer Aspekt verantwortlich, denn mit der Zeit reagierte bei Lyon auch Lacazette besser auf die Linkslastigkeit der gegnerischen Offensive. Von den weit vorschiebenden Bewegungen Morels, der den abkippenden Spielmachern von OM den nötigen Raum gewähren sollte, ließ er sich nicht dermaßen weit nach hinten ziehen, sondern blieb gelegentlich vor diesem stehen und deckte ihn über den Deckungsschatten ab.

Nach einem Ballgewinn in der kollektiven Überzahl konnte er somit schneller den freien Raum hinter Morel attackieren und als breite Anspielstation im Umschaltspiel fungieren. Wenn Zielspieler Gomis lange Bälle aus der Tiefe auf die nachstoßenden Lisandro und vor allem Malbranque ablegte, konnten diese das Leder gut auf Lacazette herausspielen, der auf dem Flügel einige ordentliche Dribblings und Flanken zeigte. Auch wenn Morel sich individuell gut dagegen schlug, war die Spielweise Lacazettes im Umschaltmoment passend und die Hausherren konnten über diesen Weg deutlich gefährlichere Szenen erzeugen, als ihnen dies trotz hohen Ballbesitzes aus dem ruhigen Aufbau heraus gelang.

Fazit

Dieses chancenarme Aufeinandertreffen von OL und OM war nicht unbedingt die fesselndste oder ansehnlichste Partie, wenngleich es dennoch einige interessante Aspekte gab. Verschiedene Strategien und Spielansätze trafen aufeinander, beide Teams hatten jeweils eine bevorzugte Angriffsseite, Lyon war trotz viel Ballbesitzes im Umschalten gefährlicher. Während ihnen die ausgewogene Raumbesetzung fehlte und das Vorstoßen aus der Tiefe eher ein Problem darstellte, war es bei Marseille andersherum, da es hier an Aufrücken mangelte. Bei Lyon war die fehlende Mannorientierung auf Valbuena die Ausnahme, bei Marseille die Mannorientierung von Valbuena (auf Gonalons) ebenfalls. Die Begegnung ging durch verschiedene Phasen, in denen mal die eine Mannschaft besser war und mal die andere Vorgehensweise etwas effektiver funktionierte. Am konstantesten war in dieser Partie wohl die fehlende Durchschlagskraft – folglich endete sie 0:0.

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