VfB Stuttgart – VfL Bochum 2:0

Wenig los in Stuttgart: Der VfB gewinnt ein wenig unterhaltsames Spiel gegen den VfL Bochum mit 2:0 und zieht in das Pokal-Halbfinale ein.

Im Schatten des Topspiels Bayern gegen Dortmund fand am Mittwochabend ein weiteres Pokal-Viertelfinale statt: Der VfB Stuttgart empfing den VfL Bochum. Es war schon fast ein wenig ignorant, wie diese Partie geflissentlich ignoriert wurde, von Medien und Fans. Und doch wurde nach wenigen Minuten klar, wieso: Das Spiel bot allenfalls unterdurchschnittlichen Fußball.

Bochum kontert, der VfB dominiert

Grundformationen 1. Halbzeit

Grundformationen 1. Halbzeit

Bochum nahm seine Rolle als Außenseiter ernst und konzentrierte sich zunächst auf die Verteidigung. Sie bauten sich in zwei Viererketten vor dem Tor auf und setzten auf ein Mittelfeldpressing. Sobald Stuttgart die Außenverteidiger oder Sechser anspielte, versuchte Bochum Zugriff zu erlangen. Kramer rückte aus der Mittelfeldreihe heraus, um etwas Druck auf Stuttgarts Sechser auszuüben.

Allerdings beschränkten sie sich mit diesen Vorstößen auf das Mittelfeld. Stuttgart konnte immer den Rückpass suchen und das Spiel wieder neu aufbauen. Die Stuttgarter gingen von Beginn weg mit viel Geduld vor. Kvist kippte oft nach hinten ab, um das Spiel aufbauen zu können. Traore postierte sich etwas tiefer als Harnik auf der anderen Seite, um die Mannschaftsteile miteinander zu verbinden.

Wichtigster Akteur wurde in der Folge aber Gentner. Er interpretierte seine Rolle recht offensiv und war eher Zehner denn Sechser. Mit hoher Dynamik stieß er in die offensiven Räume und riss Lücken in die zentrale Verteidigung der Bochumer. In manchen Situationen orientierte sich Kramer nämlich an Kvist, so dass Freiräume für Gentner entstanden. Gentner war auffälligster Akteur, auch wenn er nicht immer glücklich agierte. Doch sein Führungstreffer sollte das weitere Spiel bestimmen (18.).

Nach der frühen Führung verflachte die Partie komplett. Stuttgart machte jetzt nicht mehr als nötig und verwaltete das Spiel. Bochum hingegen rückte nicht von der eigenen Kontertaktik ab – sie wollten nicht ins offene Messer laufen. Es entstand ein wenig prickelndes Ballgeschiebe im Mittelfeld, das ab und an von schnellen Gegenstößen aufgelockert wurde, die allerdings meist mit ungenauen Flanken oder Abseits-Entscheidungen endeten. Während der ersten Halbzeit musste ich nur zwei Chancen auf meinem Bogen notieren – das ist Saison-Negativrekord.

Zweite Halbzeit

Nach der Pause kam der VfL Bochum besser ins Spiel. Daran hatte vor allem der VfB Stuttgart einen großen Anteil: Sie standen weiterhin in einer 4-1-4-1-ähnlichen Ordnung, wobei die vordere Viererreihe recht hoch stand. Gerade die hohe Position von Gentner brachte dem VfB mehr Schaden denn Nutzen. Neben Kvist boten sich für Goretzka und Tasaka Räume. Vom Flügel aus stoßen sie in diese Löcher im Zentrum. Zusammen mit den höher aufrückenden Außenverteidigern konnte Bochum etwas Druck aufbauen und hatte die besseren Chancen.

Grundformationen nach den Wechseln

Grundformationen nach den Wechseln

Nach einiger Zeit stabilisierte sich der VfB wieder und stand jetzt tiefer. Sie suchten nun den schnellen Konter, um das Spiel zu beenden, spielten jedoch zu ungenau. Bochum wiederum wollte den Ausgleich und wechselte offensiv. Doch trotz dreier Wechsel (Delura, Gelashvili, Iashvili für Sinkiewicz, Scheidhauer, Tasaka) änderten sie das System nicht, sondern passten es nur an die neuen Spielertypen an. So war die Doppelsechs mit Goretzka und Kramer offensiver besetzt, ebenso die Außenpositionen mit Rzatkowski und Delura.

Wirkliche Torgefahr konnte Bochum in der Schlussphase aber nicht mehr entfachen. Zum einen waren die Mannschaftsteile recht stark auseinandergerissen. Zum anderen hatten sie mit einem altbekannten Problem zu kämpfen: Ihnen fehlte jegliche Torgefahr. Flanken oder Steilpässe waren nie gefährlich für Stuttgart, da Bochum keinen Abnehmer hatte.

Im Gegenzug schaffte Stuttgart es nun, die eigenen Konter besser zu spielen. Harnik zog es öfter ins Zentrum, dort war er Fixpunkt für die schnellen Spielzüge. So leitete er das 2:0 ein, das Ibisevic nach einer Flanke von Traore schoss (81.). Spätestens jetzt war das Spiel beendet, der VfB Stuttgart steht damit im Halbfinale des DFB-Pokals.

Fazit

Bochum bot eine typische Leistung für einen unterklassigen Klub: Offensiv pfui, defensiv hui. Nach dem frühen Gegentor legten sie jedoch zu lange den Schalter nicht um. Für den Rest der Saison macht das große Loch im Sturm ein wenig Sorgen, die Torgefahr ging ihnen auch in dieser Partie ab.

Dem VfB Stuttgart reichte eine eher mäßige Leistung. Das Team passte sich damit an die maue Kulisse an, nur 20.000 Zuschauer kamen ins Stadion. Obwohl die Ergebnisse in dieser Saison gerade in den Pokalwettbewerben stimmen, kann der VfB das Publikum nicht mitreißen – kein Wunder, bei der kontrollierten, aber wenig spektakulären bzw. kreativen Spielanlage. So hatten sie bis auf die ersten zehn Minuten nach der Pause keinerlei Probleme, doch wirklich offensiv überzeugen konnten sie auch nicht.

TW 28. Februar 2013 um 21:55

Es freut mich sehr, dass Ihr im Schatten des deutschen Titanenkampfes auch dieses Spiel gecovert habt. Seit der Besprechung des „alten“ VfL im Rahmen des Blicks über den Tellerrand warte ich sehnsüchtig auf eine Analyse des VfL unter Neitzel. Leider wird davon jedoch wenig in der Analyse gebracht.

Ich möchte gern die Chance nutzen und die dominanten Punkte bzgl. des VfLs ansprechen:

1. Defensive Aufnahme der Gegenspieler

Dieser Terminus wird seit dem erfolgreichen Dezember in Bochum mehr als überstrapaziert. Ihr bezeichnet dies als: „Sie bauten sich in zwei Viererketten vor dem Tor auf und setzten auf ein Mittelfeldpressing. Sobald Stuttgart die Außenverteidiger oder Sechser anspielte, versuchte Bochum Zugriff zu erlangen. […] In manchen Situationen orientierte sich Kramer nämlich an Kvist, so dass Freiräume für Gentner entstanden.“ Dieses Zugriff erlangen stellt für mich eine große Schwäche des VfL dar, die auch sich beim 1:0 sehr stark ausgeprägt hat. Sobald der Gegner die Hälfte des VfL betritt werden Mann-zu-Mann Zuordnungen gebildet. Dabei werden grauenhafte Zwischenformationen gebildet, Kompaktheit wird nur durch das tiefe Stehen gewährleistet. Bei schnellen Angriffen oder Kontern resultiert dies darin, dass mehrer Spieler dem Ball hinterherrennen, anstatt die wichtigen Räume zu sichern.

Zum Gegentor: Der Ball wird auf rechts verloren und durch Boka nach vorn getragen. Für seine Aufnahme wäre eigentlich Goretzka zuständig gewesen, der aber durch den Ballverlust aus dem Spiel ist. In Konsequenz rennen gleich drei Spieler inkl. der 6er Kramer und Sinkiewicz auf Boka zu. Dabei verpasst Sinkiewicz den Weg in die Mitte durch seinen Anlaufweg abzudecken. Kramer hätte auch besser in Richtung 10er-Raum laufen sollen, um Sinkiewicz Rücken abzudecken. Sinkiewicz wird mit einem einfachen Pass aus dem Spiel genommen und Kramer bleibt nur die Grätsche. Gentner hat für sein Tor alle Zeit der Welt.

2. Zentrumsorientierung in der Offensive

Mit Kramer, Goretzka, Rzatkowski und Tasaka haben gestern wieder 4 Spieler im Mittelfeld gespielt, die am liebsten im Zentrum agieren. Dies hat sich auch quasi in jedem Spielzug gezeigt. Die Bälle wurden Außen oder in den Halbräumen aufgenommen und ins Zentrum geführt. Dabei hätte Stuttgarts vertikale 6-8-10 Formation im Mittelfeld extreme Räume auf Außen gelassen. Da die Außenverteidiger ebenfalls sehr konservativ waren wurden die entsprechenden Gegenbewegungen für die notwendige Breite durch den Stürmer Scheidhauer gemacht. Dieser ist jedoch die einzige nennenswerte Abnahmesstation für Flanken (Sinkiewicz hielt sich im Gegensatz zur Liga offensiv extrem zurück) und auf dem Flügel somit doppelt verschenkt.

Wenn Rothenbach oder später Delura nach dem Weg ins Zentrum den offenen Raum auf den Außen attackiert haben, war jedes Mal hohe Torgefahr möglich. Leider wurden auch diese Chancen häufig durch eine schlechte Präsenz/ Aufteilung im Strafraum (Delura) oder zu hektische Flanken (Rothenbach) verschenkt.

Ich finde es ein bisschen schade, dass Viele dem Vfl eine gute Leistung bescheinigt haben. Stuttgart hat extrem wenig getan und ist ohne große Anstrengung weitergekommen.

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Gentnerfan 28. Februar 2013 um 11:19

Wieso Labbadia immer diese Variante mit Harnik und Okazaki auspackt werd ich nie verstehen, null Synergien zwischen den beiden. naja..

Für Bochum wär in diesem Spiel auf jeden Fall mehr drin gewesen glaub ich; die Flügelangriffe hatten durchaus Potential, besonders nach der Pause über rechts mit Rothenbach. Vielleicht wären sie auch effektiver gewesen wenn sie mehr Konter über links bekommen hätten, dann mglw. mit Goretzka vs. Boka am langen Pfosten.

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Bsmalls 28. Februar 2013 um 09:17

Gibt eigentlich nichts mehr dazu zu sagen. Ich musste mit Schrecken feststellen wie einfach man Stuttgart zu langen Bällen zwingen kann. Da hatten Sie Glück das die offensiven Spieler diese behaupten konnten. Ansonsten ein sehr langweiliges Spiel.

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Friddi 28. Februar 2013 um 05:16

Stimme dem soweit zu, auch wenn ich behaupten würde das der VfL schlicht durch die dünne Personaldecke zusätzlich belastet war (Dedic, Aydin fehlten, Tasaka angeschlagen).

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