Adventskalender Türchen 18: Patrick Ebert

Wer kannte das Logo von Real Valladolid beim Anschauen des 18. Türchens? Ja, dem einen oder anderen dürfte der Erfolg des Aufsteigers in der spanischen Liga ebenso wenig verborgen geblieben sein wie die Leistung, die ein wichtiger Neuzugang daran trägt: Patrick Ebert, der dennoch ein wenig überraschend in dieser Liste auftauchen mag.

Vor einigen Jahren galt der beschlagene rechte Offensivspieler durchaus als großes Talent in Deutschland. Bis 2009 durchlief er mehrere Jugendnationalmannschaften und trug auch dreizehn Mal das Trikot der U21, mit der er sogar den Europameistertitel holte, wenngleich er nach der Vorrunde nicht mehr eingesetzt wurde. Doch in Folge vieler Verletzungen und aufgrund einiger Eskapaden, die ihm das Image des schwer Erziehbaren, des Rüpels, des bösen Buben einbrachten,  stagnierte seine fußballerische Karriere in Berlin. Nach der Fast-Meisterschaft unter Lucien Favre ging es mit Ebert bei der Hertha bergab. Spätestens nach dem zweiten Bundesliga-Abstieg des Hauptstadtklubs innerhalb von drei Jahren musste Ebert sich neu orientieren – diesmal wurde er angesichts seiner 26 meist enttäuschenden Einsätze auch als einer der Schuldigen ausgemacht, wenngleich der Kern der Fans eine durchaus enge Bindung zum gescholtenen Rowdy pflegt. Während ihm die einen fehlende Disziplin und Einstellungsprobleme vorwarfen, wirkte er sportlich gesehen auf der rechten Außenbahn aufgrund des teilweise fehlenden Durchsetzungsvermögens und vor allem der mangelnden Effektivität im Dribbling ein wenig verloren.

Dass es bei der Neuorientierung Eberts diesen dann ausgerechnet zum spanischen Aufsteiger Real Valladolid zog, war doch etwas überraschend. Sicherlich hatten im Land des Europameisters nicht viele mit einer solchen Verpflichtung gerechnet – und in Deutschland gab es große Zweifel, ob ausgerechnet Patrick Ebert der Schritt ins Ausland gelingen könnte. Doch wie sein ehemaliger Hertha-Teamkollege Christian Lell bei Levante hat sich Ebert bei den Königlichen aus Valladolid eingefunden und gehört in deren 4-2-3-1 auf der rechten Offensivseite zur festen Stammbesetzung.

Dabei ist Ebert am forschen Auftreten der Mannschaft in der Liga als ein Schlüsselspieler entscheidend beteiligt – bereits drei Tore und vier direkte Vorlagen hat er nach 13 Einsätzen in dieser Spielzeit zu Buche stehen. Hinzu kommt natürlich noch sein Wert als gefährlicher Standardschütze – diese ruhenden Bällen haben bereits mehrere Treffer eingeleitet, denn Valladolid macht fast 30 % aller Tore auf diese Weise, und zeichneten zuletzt gegen Real Madrid auch als Vorarbeit für den Doppelpack Manuchos verantwortlich.

Insgesamt ist Ebert ein sehr solider Spieler mit wenigen Schwächen, der schon immer eine gewisse Spielstärke und vor allem eine starke Technik besessen hat, die er nun bei seinem spanischen Team besser ausspielen kann. Valladolid profitiert indes von der Kampfkraft des Potsdamers und seinen bekannten Qualitäten bei Flanken und Distanzschüssen. Im taktischen Konzept von Trainer Miroslav Djukic ist Ebert dabei in der offensiven Dreierreihe so etwas wie der Balancespieler neben den spielerisch starken, eher als Freigeistern operierenden Omar und Oscar.

Wieso schafft ausgerechnet jener als gescheitert und überschätzt verschriene „Bad Boy“ das Gleichgewicht neben diesen beiden Spielmachern? Dies hängt mit der angesprochenen Kampfkraft und dem Einsatzwillen Eberts zusammen, der kaum einmal Mentalitäts- oder Einstellungsprobleme auf dem Platz hatte. Allerdings kamen seine bissigen Charakteristika bei der recht klassischen Flügelrolle in Berlin nur bedingt zum Tragen und uferten manchmal in eine Art Verkrampfung aus. In seiner neuen Rolle kann er sich an die spielstarken Kollegen anpassen und die außergewöhnlichen Dinge, auf die er und andere in seiner Hertha-Zeit vielleicht zu großen Fokus legten, zwischendurch dosiert einfließen lassen. So betitelten ihn die spanischen Medien beispielsweise schon als „den Improvisator“.

Wie geht es nun für Patrick Ebert weiter? Sollten seine Leistungen andauern, dürfte es in diesem Sommer einige lukrative Interessenten geben. So soll beispielsweise Valencia sich bereits mit der Personalie Ebert beschäftigt haben, der bereits sehr forsch ankündigte, durchaus mit einem Angebot eines größeren Vereins zu liebäugeln. In seiner Karriere will er in allen vier Ligen Europas gespielt haben, um am Ende vielleicht noch einmal zur Hertha zurückzukehren. Man kann streiten, ob diese Zielsetzungen nicht etwas weit gegriffen sind, doch aktuell hat Ebert viele Argumente auf seiner Seite.

Fritz 14. Januar 2013 um 02:14

Freut mich total für den sympathischen Ebert, den Erfolg hat er voll und ganz verdient! HaHoHe

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SR 18. Dezember 2012 um 16:59

Danke wie immer für den Artikel!

Kleine technische Anmerkung:

Türchen 17 ist seit heute „broken“ – ich wollte mir noch einmal den de Bruyne Artikel durchlesen, aber es ist offenbar seit heute versehentlich mit Tür 18 verlinkt.

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DAF 18. Dezember 2012 um 17:11

Hier ist der richtige Link:
https://spielverlagerung.de/2012/12/17/adventskalender-turchen-17-kevin-de-bruyne/
Wenn du ein anderes Türchen anschauen willst musst du nur das Datum und die Zahl hinter Türchen in der Adresse anpassen.

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Felix 18. Dezember 2012 um 09:41

aber irgendwie schon witzig, dass ausgerechnet die fußballerische c-prominenz (lell ist ja nun auch kein über-fußballer) vom hype um deutsche talente profitiert und sich im ausland etabliert. ist die bundesliga mittlerweile zu stark für solche spieler?

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lostgen 18. Dezember 2012 um 11:30

Nach meiner Statistik würde er sich in der Bundesliga tatsächlich nicht unbedingt durchsetzen. Bei Real Valladolid passt er gut rein. Stärker sind aber Rukavina, Balenziaga, Oscar, Javi Guerra. Omar steht bei mir auf einer Stufe mit Ebert.

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datschge 18. Dezember 2012 um 11:55

Die Bundesliga ist nicht zu stark, aber diese Art von Spielertyp (Basis an spielerischem Können, taktisches Verständnis, Physik) ist hier verhältnismäßig stark verbreitet. Überspitzt vereinfacht kommt die spanische Liga betont über das Spielerische, die Englische über das Physische, und die Deutsche ist irgendwo dazwischen. In der Bundesliga ausgebildete Spieler können im Idealfall also in jeweiliger Liga entsprechend verhältnismäßig weniger verbreitet Eigenschaften einbringen.

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Ein Zuschauer 18. Dezember 2012 um 19:43

Haha er hat Physik geschrieben!

Sorry aber das ist einfach ein zu witziger Schreibfehler, muss mir grad vorstellen wie Ebert die Gegner so lange mit der Quantentheorie vollabert bis sie einschlafen.

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datschge 18. Dezember 2012 um 22:08

*hust*

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