Adventskalender Türchen 12: Kevin Trapp

Für einen Adventskalender, der die besten Transfers der Saison beleuchtet, ist die Eintracht aus Frankfurt ein gefundenes Fressen. In keinem anderen Team tummeln sich so viele starke Neuzugänge: Carlos Zambrano, Anderson, Takashi Inui, Bastian Oczipka, Stefan Aigner – alleine mit diesen Neuzugängen hätten wir den halben Kalender spicken können. Selbst der etwas in die Kritik geratene Olivier Occean hätte es mehr verdient als manch anderer Spieler in unserem Kalender.  

Und doch führt der Kicker einen anderen Eintracht-Neuzugang als aktuell zweitbesten Spieler der Bundesliga – zumindest nach Noten. Nur Franck Ribery (2,09) und Rene Adler (2,22) reichen an die Noten des Eintracht-Keepers Kevin Trapp (2,22) heran. So oft die Noten des Kickers willkürlich wirken, in diesem Fall trifft die Einschätzung den Nagel auf den Kopf.

Kevin Trapp stammt aus der Kaiserslauterer Torwartschule von Gerald Ehrmann. Ehrmann war selbst in früheren Tagen Goalkeeper und schaffte es wie kein Zweiter, seine eigenen Stärken an seine Schützlinge weiterzugeben. Auf der Linie und in Eins-gegen-Eins-Situationen galt er als unschlagbar, und ähnliches gilt für seine Lehrlinge: Tim Wiese, Roman Weidenfeller, Tobias Sippel und Florian Fromlowitz überzeugen allesamt mit klasse Reflexen und tollen Paraden.

Ein Blick auf Ehrmanns Schüler zeigt aber, dass die spielmachende Komponente in Lauterns Torwartschule nicht groß geschrieben wurde. Besonders Wiese und Weidenfeller blieben die höchsten Weihen verwehrt, da sie anders als Manuel Neuer keine sicheren Passspieler sind.

Zunächst schien es so, als würde Trapp diese Tradition fortsetzen. Bei seinen ersten Einsätzen in Kaiserslautern in der Saison 2010/11 ersetzte er den verletzten Tobias Sippel und überzeugte durch starke Paraden und tolle Reflexe. Er schien ein Torhüter der klassischen Schule zu werden. Im reaktivem Spielaufbau der Lauterer hatte er nicht viele Aufgaben, außer den Ball hoch und weit nach vorne zu schießen.

Doch bereits in Kaiserslautern schienen seine spielerischen Qualitäten durch; mal lief er rechtzeitig den Ball ab, ein anderes Mal ließ er einen Gegenspieler in höchster Not mit einer Körperdrehung stehen. Es brauchte jedoch einen Wechsel, um diese Stärken vollends zur Geltung zu bringen.

Als Eintracht Frankfurt vor der Saison anklopfte, musste er sich den Wechsel nicht zweimal überlegen. In Lautern hatte er seinen Stammplatz nach einer Verletzung verloren, als Ersatzkeeper in die zweite Liga zu gehen war keine Wahl. Er nahm dafür sogar den Zweikampf mit Oka Nikolov auf, an dem sich bereits zahlreiche junge Torhüter die Zähne ausbissen.

Kevin Trapp gewann das Duell und wurde zum Stammtorhüter. Bereits an den ersten Spieltagen sicherte er seinem Team mit zahlreichen Paraden einige Punkte. Bundesliga.de weist 70% gehaltene Torschüsse auf, mit 16 „Glanzparaden“ liegt er in dieser – zugegebenermaßen schwer messbaren – Wertung nur knapp hinter Sven Ulreich vom VfB Stuttgart (17).

Es ist aber sein Spiel mit dem Ball, was ihn diese Saison so stark macht: Im risikoreichen Spielaufbau der Frankfurter wird er oft angespielt. Die Innenverteidiger stehen hierbei sehr breit, so dass manches Mal eine „Torwartkette“ mit Trapp als Libero entsteht. Seine Mitspieler können ihn immer anspielen und wissen, dass keine Gefahr entsteht. Er leitete schon einige starke Angriffe ein.

Wenn es noch eine Sache zu kritisieren gibt, ist dies seine Passgenauigkeit bei langen Bällen. Diese drückt seine durchschnittliche Passgenauigkeit auf 60%, womit er Welten von Manuel Neuers 75% entfernt ist (Daten von Whoscored.com). Trotzdem hat er im spielerischen Bereich seine Vorgänger um Tim Wiese bereits überholt. Kein Wunder, dass Gerry Ehrmann Trapp erst kürzlich als „größtes Talent, das er je trainierte“ bezeichnete. Er vereint die Sprungkraft und Reaktionsfähigkeit der alten mit der Antizipation der neuen Schule.

BVB3000 12. Dezember 2012 um 19:05

Schön das Kevin Trapp es in Euren Adventskalender geschafft hat.
Solchen Torleuten gehört die Zukunft. Was modernes Torwartspiel betrifft ist Neuer sicherlich der Beste in D., aber Trapp ist auch schon ein richtig Guter.
Der Beste steht allerdings bei Barca zwischen den Pfosten, auch wenn er in D. in Presse und Experten-Tv immer als Barca’s Schwachpunkt ausgemacht wird. Purer Blödsinn natürlich, aber die besten Keeper haben eben immer wir Deutschen:()
Zur Veranschaulichung hier nochmal ein entsprechendes Video wie ein Torwart heute (mit)zuspielen hat:
http://www.metacafe.com/watch/6579955/victor_valdes_sweeper_keeper/

Aber Reflexe und auf der Linie? Nene, da auf youtube mal nach Valdes skills oder saves suchen. Er ist auch da ein König!

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Bernhard 12. Dezember 2012 um 20:19

Sorry lieber Freund,aber bei allem Respekt für VV,ein Manu Neuer ist ihm in allen Belangen weit voraus. Beide haben hin und wieder Patzer,aber ich muss (bei aller Objektivität) ganz klar Manuel Neuer über dem Katalanen stellen! 😉

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Marc 14. Dezember 2012 um 11:31

Wär doch mal was für Spielverlagerung, Torhütervergleich Casillas-Valdes, halte nämlich persönlich auch viel von seinen Fähigkeiten, aber in der öffentlichen Wahrnehmung wird ja Erstere oft als der Stärkere bezeichnet (was er in einigen Aspekten auch sein kann)

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Marc 14. Dezember 2012 um 11:32

gibts hier eigentlich keine Möglichkeit ein Kommentar zu editieren, um Reichtschreib- und syntaktische Fehler auszubessern 😀

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RM 14. Dezember 2012 um 14:28

Nein, wir behalten uns dieses Recht vor, um das Vorkommen eigener Rechtschreibfehler in den Artikeln abzuschwächen! 😀

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Zahlenverdreher 12. Dezember 2012 um 15:03

Wie erklärt ihr Euch, dass bei WhoScored.com Trapp mehr lange Bälle pro Spiel zum Mitspieler bringt als Neuer?

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RM 12. Dezember 2012 um 15:09

Höherer Ballbesitz von Bayern (nicht nur prozentuell, sondern auch in der Spielfeldhöhe), weniger zugelassene Abschlüsse (= Abstöße und neuer Angriffsaufbau von hinten) und eventuell ein weniger pressingresistentes Mittelfeld und Angriff, weswegen der Torhüter vermehrt eingebunden wird. Gleichzeitig ist Trapp vielleicht nicht ganz so abgeklärt wie Neuer, der bspw. gegen Dortmund trotz enormem Druck weiterhin viele kurze Pässe gespielt hat.

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DonTioto 12. Dezember 2012 um 12:39

Sehr geil, danke. Hab schon die ganze Zeit auf die Eintracht gewartet. 🙂

Wobei ich zugeben muss, dass ich auf eine Analyse von Stefan Aigner gehofft hatte. Aber vielleicht kann er im Laufe der Saison noch mehr eure Neugier wecken. 😉

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