Malaga – Valencia 4:0

Malaga mit einer zauberhaften Vorstellung, wo die Defensive die Offensive sogar überflügelte. Valencia enttäuscht in allen relevanten Aspekten.

Wechselwirkungen der jeweiligen Formationen

Beide Mannschaften spielten mit einem 4-2-3-1, wobei Malaga hierbei die klar offensivere Ausrichtung hatte. Sie spielten mit Joaquin auf rechts, Isco in der Mitte und auf links begann Portillo, während Javier Saviola die Mittelstürmerposition übernahm.

Grundformationen zu Spielbeginn

Damit hatte Malaga eine sehr fluide Aufstellung, wo die Spieler rochierten, rotierten und sich relativ frei anordneten. Joaquin gab dabei eher die Rolle des Zockers und Flügelspielers, der diagonal in den Strafraum zieht, sein Gegenüber Portillo agierte eher als inverser Flügelstürmer.

Die wichtigsten Rollen nahmen aber Isco und Saviola ein. Saviola öffnete immer wieder Räume, um die Rochaden seiner Hintermänner möglichst effektiv zu machen, dabei war Isco aber der Spieler, der diese Rochaden „organisierte“. Seine Bewegungen sollten möglichst frei sein, um seine Kreativität, seine Fähigkeiten im Dribbling und seine Qualität ins Spiel zu bringen.

Bei Valencia sah das 4-2-3-1 in der Offensive anders aus. Ever Banega spielte hier nominell als hängender Stürmer, doch er sollte eher das Mittelfeld unterstützen, für eine ordentliche Ballzirkulation und Ballsicherung sorgen. Im Gegensatz zu Isco war seine Positionsinterpretation keine horizontale, sondern eine vertikale. Mit seiner Pressingresistenz sollte er Bälle aus der Abwehr nach vorne tragen und die Flügelstürmer einsetzen, was kaum klappte.

Tino Costa und Fernando Gago zeigten keine überzeugende Leistung, weil sie nicht dynamisch genug verschoben, während sich Banega etwas lethargisch zeigte. Gleichzeitig wurden die Flügelspieler nur selten eingesetzt, was aber auch an deren Bewegung lag. Sowohl Guardado als auch Feghouli konnten sich selten gegen ihre Gegenspieler durchsetzen, schalteten nicht ausreichend genug um und blieben oft in Deckungsschatten hängen.

Problematisch war natürlich auch das Fehlen von Robert Soldado, der in solchen Situationen den Ball unter Druck behaupten kann, wodurch Valencia kollektiv nach vorne schiebt. Ein weiterer Grund war aber auch, dass Malaga hervorragendes Pressing und traumhafte Kombinationen spielte. Dadurch stand Valencia sehr tief, womit sie sich schwer taten.

Malaga überzeugt in allen Belangen

In der Anfangsphase schob Malaga in einem sehr variablen 4-4-2 hoch auf und presste früh. Ziel war es wohl, die spielstarke Mittelfeldzentrale zu verdecken, anstatt diese zu attackieren, doch auch letzter Punkt gelang außerordentlich gut. Falls Valencia aus diesem 4-4-2 mit situativer Mannorientierung auf die Innenverteidiger wieder ins Zentrum kam, bewegte sich Malaga enorm schnell und aggressiv. Einzig Banega hatte einzelne schöne Aktionen unter Druck, wurde dann aber per Foul gestoppt.

Malaga im 4-4-2, welches aber gelegentlich variiert wurde; © laola1.tv

Valencia hingegen presste ebenfalls im 4-4-2, aber bei weitem nicht so effizient. Banega pendelte immer ineffizient herum, wodurch Malaga schnell nach vorne kam. Anstatt im Mittelfeld zu helfen, ließ sich Banega einige Male ballfern fallen und wartete dort auf Anspiele, doch Malaga zeigte eine herausragende Sicherheit in Ballbesitz.

Neben ihrer Flexibilität und Fluidität kombinierten sie extrem schnell und intelligent. Die Außenverteidiger rückten nie zu hoch auf, aber waren immer ausreichend nah, um als Anspielstation zu dienen. Dazu kam die Ballbehauptung von Zielspieler Isco, der im Verbund mit seinen Mannschaftskollegen situative Engen auflöste und als Nadelspieler fungierte.

hier schlug die Raumorientierung fehl; © laola1.tv

Malaga in der Defensive

Im Normalfall würde man vermuten, dass eine solche Spielweise weite Räume in der Defensive offen lässt – tat sie auch. Doch Valencia kam selten dazu, sie zu bespielen. Einerseits fehlten ihnen die Spieler vorne, denn alle wurden weit nach hinten gedrängt. Andererseits hatten sie wenig Zeit, weil Malaga ein gutes Gegenpressing an den Tag legte und aufgrund der geringen Distanzen der Spieler im letzten Drittel dieses auch sehr gut umsetzen konnte.

Gleichzeitig nutzten sie bei Bedarf taktische Fouls und spielten ihr Gegenpressing sehr aggressiv, wodurch auch der psychologische Faktor auf ihrer Seite lag. Wurde das Pressing aber überwunden, dann schalteten sie gut um, rückwärtspressten bei Möglichkeit und ließen gleichzeitig die „falsch“-postierten Offensivspieler dort stehen, wo sie waren. Diese suchten nach Lücken und versuchten sofort zu zocken, um Gegenangriffe vorzubereiten.

Ansonsten spielte Malaga in einem 4-4-2 (zockender hängender Stürmer), wobei sich der ballferne Akteur ebenfalls wegen „Zocken“ etwas höher positionierte. Dies konnte er deswegen machen, weil Malaga positionsorientiert spielte und lediglich auf die Stürmer des Gegners gelegentlich einen Mannfokus übernahm. Der Defensivblock war dabei nicht so horizontalkompakt, wie es bspw. Gladbach in der gleichen Ausrichtung vergangene Saison war, aber konnte dadurch die Außen besser abdecken und verschloss die Schnittstellen diagonal durcheine vertikale Kompaktheit und viel antizipative Bewegung.

Aus diesen Grundpositionen heraus lief Malaga den Ballführenden sehr schnell an, doppelte Banega und auch die Flügelspieler. Dies sorgte im Verbund mit dem Zocken dafür, dass keiner der beiden Außenverteidiger ohne Gefahr aufrücken konnte und eine der Stärken Valencias neutralisiert wurde.

Insbesondere die Sechser Jeremy Toulalan und Ignacio Camacho bedrängten die gegnerische Schaltzentrale enorm stark und zeigen sich spielintelligent. Sie waren dadurch Hauptgrund dafür, dass der erste Torschuss erst in der 38. Minute auf das Tor von Malaga kam.

Valencias Probleme

Mauricio Pellegrino erwartete bereits eine solche fluide Spielweise und ließ deswegen nicht mannorientiert spielen, um keine Probleme beim Übergeben zu erhalten. Stattdessen agierte Valencia überaus raumorientiert, suchte aus ihrer 4-4-1-1-Defensivformation immer die Möglichkeit, den Ballführenden auf Außen zu isolieren.

hier klappte es; © laola1.tv

Im Prinzip eine gute Idee, um gegen Malaga vorzugehen, aber es gab einige Probleme bei dieser Spielweise. Nur selten waren sie dabei ausreichend schnell im Verschieben und Beengen, um den Gegner in Ballbesitz überfallartig anzugreifen. Es dauerte zu lange, um mehrere Spieler in Ballnähe zu bringen, wodurch sich Malaga einfach um die Bewegung der Gegner herumspielen und in eine gute Angriffsposition in den entstehenden Lücken bringen konnte.

Die enge und gut verschiebende Viererkette von Valencia verhinderte zwar längere Zeit Schlimmeres, aber spielerisch war man klar unterlegen. Selbst in jenen Momenten, wo Valencia den Ballführenden isoliert zu haben schien, konnte dieser eine Lösung finden – meist in Person von Isco, der als Nadelspieler eben hierfür eine Schlüsselrolle spielte. Das Tor von Santa Cruz fiel sogar durch ein Herausspielen aus einer eigentlich enorm engen Situation am Sechzehner, welche letztlich im Angriffsverlauf dafür verantwortlich war, dass Santa Cruz im Strafraum so frei war.

Außerdem konnte Malaga durch die räumliche Nähe, die intelligenten Außenverteidiger und die tiefen Sechser immer einen sicheren Pass spielen, wodurch Valencia unnötig viel und somit ineffizient verschob. Auch nach der Auswechslung des defensivschwachen und offensiv glücklosen Banega für den offensiven Jonas veränderte sich ebenso wenig wie nach dem Rückstand – Malaga schaltete nicht herunter, sondern ließ ihnen nur im Aufbauspiel etwas mehr Luft zum Atmen.

Fazit

Ein starkes Spiel von Malaga, welche bewiesen, wieso sie in der Champions League ihre aktuellen Erfolge feiern. Sie dominierten das Spiel ohne viel Ballbesitz zu horten, standen defensiv hervorragend und hatten letztlich über zwanzig Abschlussversuche, während sie nur drei zuließen. Nur drei Abschlussversuche zuzulassen – gegen Valencia – ist aller Ehren wert. Mitverantwortlich dafür Toulalan mit 16 abgefangenen Bällen.

Holgr 25. November 2012 um 19:52

Malaga ist zwar überraschend stark (nach den abgängen), jedoch sehe ich sie auch nicht dauerhaft unter den Top 3, Valencia und vor allem Atletico sind mindestens gleichstark. Zumal Iscos Zukunft ja unklar ist.

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Malagueño 12. März 2013 um 19:41

Da sieht man mal, wie oft du den Málaga CF in dieser Saison im Stadion gesehen hast…
Die Rojiblancos sind in dieser Spielzeit stark. Ohne Frage. Aber Valencia, ich bitte dich, wieviele Ligaspiele von beiden (MCF und VCF) Mannschaften hast du denn in diesem Jahr verfolgt?
Bei wievielen warst du denn live im Stadion?

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Paul 24. November 2012 um 23:57

Malaga war wirklich herrausragend. Bereits in der ersten Hälfte hätte es 4:0 stehen können, aber Malaga vergab ihre Chancen sehr leichtfertig. Anfangs dachte ich, dass das am Ende von Valencia bestraft werden würde, aber Malaga war so dominant, dass Valencia gar nicht zum Zug kam. Wenn Malaga so weiterspielt, werden sie nächstes Jahr auch in der CL sein. Die letzte Saison hat wirklich die Geburt einer neuen Kraft im spanischen Fussball eingeläutet. Ob sie nun Barça und Real angreifen können, halte ich eigentlich aber für ausgeschlossen. Ich freue mich auch, dass mal ein Spiel der spanischen Liga ohne Beteiligung der grossen Zwei analysiert wurde

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RM 25. November 2012 um 00:05

In der laufenden Saison haben wir

– 3mal Real (1x davon Clasico)
– 3mal Barcelona (1x davon Clasico, 1x allgemeiner Artikel)
– 2mal Rayo Vallecano (1x allgemeiner Artikel)
– 2mal Valencia
– 1mal Atlético
– 1mal Athletic
– 1mal Deportivo

analysiert. Zu Atlético kommt wohl noch ein Mannschaftsporträt.

Ich finde, das ist ziemlich akzeptabel. Besonders, weil ja nur sehr wenige die Mannschaften unter den Top3 kucken.

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fcblgar 25. November 2012 um 11:43

Super, auf den Artikel über Athletico freu ich mich jetzt schon

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Miles 25. November 2012 um 09:08

Diese dritte Kraft kann ich aber nicht erkennen. Dafür muss man nämlich nicht nur die sportliche und taktische Berichterstattung hier verfolgen, sondern auch die wirtschaftliche. Denn die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Vereins limitiert dessen Möglichkeit Spieler zu halten bzw. zu kaufen.

Malagas Zwischenhoch zur Zeit gründet auf einen Einstieg eines Scheichs, der nur kurzfristig für Transfers Geld locker machte (Cazorla, Toulalan, Demichelis, Van Nistelrooy etc.) und nun sein Engagement eingestellt hat. Deswegen musste Malaga trotz Erreichen der CL Santi Cazorla und Rondon verkaufen und viele weitere Spieler verließen den Verein. Selber konnte man nur Ablösefreie Spieler verpflichten bzw. Spieler ausleihen. Angesichts der Notwendigkeit Spieler zu veräußern, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten macht eine längerfristige Etablierung als TOP 3 extrem unwahrscheinlich.

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MyNameIsMud 24. November 2012 um 22:54

Nett.. als ich das Ergebnis gelesen hatte, habe ich mich schon gefragt, wie das letztendlich abgelaufen ist. Guter Zufall! Danke!

btw: Nadelspieler – Ist das wirklich ein Fachwort? Noch nie gehört 😉

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MR 24. November 2012 um 23:05

Ist glaub ich meine Erfindung. Bezeichnet Spieler, die in Kreativpositionen nicht hauptsächlich durch kreative, angreifende Aktionen auffallen, sondern vor allem mit Beweglichkeit und Technik die Bälle durch die Enge von Situationen „durchfädeln“.

Beispiel ist zum Beispiel Marin als Zehner.

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MyNameIsMud 24. November 2012 um 23:57

Okay, danke ;). Wieder was gelernt. Weiß gar nicht, ob ihr das event. schon habt. Aber wie wäre es mit einem Fachwörterlexikon? Wenn ein bestimmter Begriff das erste mal in einem Text vorkommt, dann wird automatisch auf die Erklärung in dem Lexikon verlinkt. Mal so als Idee.. 😉

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