Borussia Mönchengladbach – AEL Limassol 2:0

Gladbach steht im Achtelfinale der Europa League. Ihr Gegner Limassol half ihnen mit einer offensiveren Ausrichtung in der zweiten Halbzeit.

Anderswo wird die Europa League als kleiner Bastard-Bruder der Champions League angesehen, in Gladbach sind die europäischen Spiele Festtage. Auch gegen Limassol war die Stimmung wieder toll – zumindest nach dem Schlusspfiff. Zur Pause gab es jedoch nicht zu überhörende Pfiffe. Die Fans taten sich schwer mit der Vorstellung ihrer Elf, die sich an Limassols flexiblem 4-1-4-1/4-3-3-System festbiss.

Limassol stellt die Anspieloptionen zu

In der ersten Halbzeit setzte die Borussia aus dem Spielaufbau keine Akzente. Die Gründe hierfür waren die fehlenden Anspielstationen im Zentrum und die tiefe Verteidigung der Zyprioten auf den Außen. Dadurch dass Marx sich permanent in die Abwehr fallen ließ, gab es in der Vertikale kaum Anspielmöglichkeiten. Mittelfeldpartner Nordtveit war meist gedeckt, die Stürmer Hanke und Herrmann standen im Deckungsschatten des gegnerischen Drei-Mann-Mittelfeldes.

Es blieb im Spielaufbau nur der Weg über die Flügel. Aber auch hier verteidigte Limassol eng: Die beiden Außenstürmer verfolgten ihre Gegenspieler bis an die eigene Auslinie. Wenn die Gladbacher über einen der Flügel angriffen, fielen die Außenstürmer neben die eng agierende Viererkette, es entstanden situativ Fünferketten und manches Mal gar Sechserketten.

Gladbach ohne Zug auf den Flügeln

Die Gladbacher hatten hierdurch Probleme, auf dem Flügel zum Zug zu kommen. Arango war auf der linken Flanke gänzlich abgemeldet, er bekam weder von den Stürmern noch von Wendt wirkliche Unterstützung. Es half auch nicht, dass er öfters mit Herrmann die Position wechselte und ins offensive Zentrum ging. Hier bekam er noch weniger Bälle und auch Herrmann konnte auf den Flügeln nicht zu Dribblings ansetzen.

Die Gladbacher kamen so ausschließlich über die rechte Seite zum Zug. Ring bekam viel Unterstützung durch Hanke, in einigen Situationen konnten die beiden mit schnellen Doppelpässen sich durchkombinieren. Allerdings fehlte es sonst an der Passsicherheit und an Bewegung in der gegnerischen Hälfte. Chancen blieben bis zur Pause Mangelware.

Die Gäste machten ihre defensive Aufgabe gut, brachten nach vorne aber wenig bis gar nichts zustande. Stürmer Sa versuchte, die hohen Spieleröffnungen seiner Kollege anzunehmen und zu halten, allerdings dauerte es aufgrund der tiefen Position der Außenspieler, bis er den Ball auf die Flügel ablegen konnte. Gladbach stand zwar selten kompakt und ließ theoretisch Freiräume zu, allerdings konnten die Zyprioten diese in der Praxis kaum bespielen.

Mehr Offensivgeist nach der Halbzeit

In der Halbzeitpause hatten beide Trainer offensichtlich ein internetfähiges Handy zur Verfügung und wussten ob des Spielstandes im parallelen Gruppenspiel. Gladbach brauchte ein Tor, um weiterzukommen; die Zyprioten hätten mit einem Tor ebenfalls die Chance gehabt, am letzten Spieltag weiterzukommen. Beide Teams agierten daher in Halbzeit zwei wesentlich aktiver. Bei den Gladbachern rückte die erste Pressingreihe weiter auf, wodurch sie aggressiver, aber weniger kompakt spielten.

Limassol wechselte nun vollends auf ein 4-4-2-Pressing, auch die Außenspieler gingen weiter nach vorne. Die Folge: Das bisher so kompakte System zog sich auseinander. Besonders in den Zwischenräumen zwischen Abwehr und Mittelfeld fanden die Gladbacher nun mehr Raum, auch auf den Flügeln konnte Arango den Ball länger ungestört halten.

Die offensivere Herangehensweise beider Teams sorgte für ein schnelleres Spiel, das nun zwischen den Strafräumen hin- und herlief. Diese Entwicklung kam den Gladbachern, die naturgemäß eine starke Kontermannschaft sind, sehr entgegen. Die eingewechselten Mlapa (63. für Ring) und de Camargo (74. für Hanke) ließen die Bälle in den erwähnten Freiräumen zwischen den gegnerischen Viererketten prallen.  Herrmann und Arango nahmen diese Bälle auf den Flügel auf und spielten sie schnell in die Schnittstellen (Herrmann) bzw. auf den gegenüberliegenden Flügel (Arango).

Die Zyprioten konnten ihre Konter nicht so effektiv setzen, was an dem langsamen Nachrücken der eigenen Mitspieler, aber auch an starker Verteidigungsarbeit der Gladbacher im eigenen Drittel lag. Immer öfters schlug das Pendel in diesen Minuten zu Gladbachs Gunsten aus; Herrmann vergab unter anderem eine gute Chance (57.). Als Bebe nach einem Gladbacher Konter zu einer Notbremse ansetzen musste, wurden die Freiräume noch größer und Gladbachs Chancenübergewicht noch deutlicher. Am Ende war es zweimal de Camargo, der die schnellen Gladbacher Angriffe ins Ziel brachte (79., 91.). Dank der Niederlage von Marseille bei Fenerbahce konnten sich die Gladbacher damit vorzeitig für das Achtelfinale qualifizieren.

Fazit

Gladbach profitierte in der zweiten Halbzeit von der offensiveren Herangehensweise von Limassol. Nachdem sie sich in der ersten Halbzeit mit ihrem Aufbauspiel sehr schwer taten, konnten sie nun zu schnellen Gegenstößen ansetzen. Besonders Herrmann und der eingewechselte de Camargo überzeugten in dieser Phase. Wäre Limassol nach der Pause nicht offensiver aufgetreten, wäre es wohl beim zähen 0:0 geblieben. Doch Fußball ist kein Spiel der Konjunktive, Gladbach ist weiter – und ich werfe jetzt fünf Euro ins Phrasenschwein.

GoalImpact 24. November 2012 um 22:31

Limassol ist vom Niveau her im Mittelfeld der Zweite Liga.

http://www.goalimpact.com/2012/11/kader-analyse-ael-limassol.html

Trotzdem wollen bei entsprechend defensiver Ausrichtung solche Mannschaften natürlich auch erst einmal überwunden werden.

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Binger05 24. November 2012 um 11:57

@BMG. Natuerlich hatten sie die Chance. Sieg in Gladbach, vier Punkte. Sieg letzter Spieltag, sieben Punkte. Gladbach steht bei fuenf, dann Niederlage in Istanbul,fuenf. Marseille bliebe bei fuenf nach Pleite Istanbul und entsprechend Pleite gegen Limassol.

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BMG 24. November 2012 um 11:08

Danke für die Analyse! Leider habt ihr einen Fehler gemacht: Limasslo hatte vor dem Spiel einen Punkt, Borussia und OM fünf. Damit konnte Limassol keines Falls weiterkommen.

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joncek 25. November 2012 um 14:18

doch, wenn sie gegen beide gewonnen hätten, dann hätten sie 7 punkte gehabt

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