Juventus Turin – Chelsea FC 3:0

Ein taktisches Experiment Robert Di Matteos schlug fehl, Juventus bestrafte den amtierenden Champions-League-Sieger.

Beide Mannschaften begannen ohne eine klassische Viererkette. Bei Juventus Turin war das zu erwarten, doch bei Chelsea war dies eine Überraschung, denn diese haben normalerweise eine 4-2-3-1-Formation. In diesem Spiel wählten sie aber ein extrem interessantes 3-4-3, welches wir näher beleuchten wollen.

Chelseas 3-4-3/5-5-0-Mischsystem

Die Londoner starten mit einer Abwehr bestehend aus Ashley Cole als linker Außenläufer, David Luiz halblinks in dieser Fünferkette, Gary Cahill als zentralem Akteur, halbrechts Branislav Ivanovic und auf Rechtsaußen Cesar Azpilicueta. Diese formierten sich bei gegnerischem Ballbesitz eher tief, ließen den Gegner kommen und konnten mit dieser Formation die gesamte Breite des Platzes abdecken.

Grundformationen zu Beginn

Dabei organisierten sich die Außenspieler oftmals mit einem losen Mannfokus auf die gegnerischen Flügelverteidiger, im Normalfall suchten sie aber die Bindung zu den drei Innenverteidigern. Vor dieser Fünferabwehrreihe begannen zwei Sechser, nämlich Ramires und John Obi Mikel.

Interessant war dabei, wie vertikal sie dennoch agieren, aber wie präzise sie ihre Momente dafür wählen mussten. Sie schoben einige Male mit nach vorne, doch im Normalfall beackerten sie die Horizontale, insbesondere Mikel füllte Löcher und diente als Anspielstation.

Die Rolle der drei Stürmer sollte näher beleuchtet werden.

Ein beweglicher Dreiersturm?

In gewisser Weise spielte Chelsea mit drei Angreifen, die nie durchgehend Stürmer waren. Auf dem Papier sah es eigentlich eher danach aus, dass einer von den dreien als Mittelstürmer und die anderen beiden als Flügelstürmer auflaufen würden. Dabei war Oscar, weil er kein Flügelstürmer ist, der heißeste Tipp als Spieler für die Position des beweglichen Neuners. Am Ende sah es jedoch eher danach aus, dass alle drei Spieler eine offensive Freirolle mit relativ wenig defensiven Aufgaben hatten.

In diesem sehr flexiblen und fluiden System übernahm Eden Hazard im Normalfall die Rolle als zentraler der drei Akteure, während sich Juan Mata und Oscar bei gegnerischem Ballbesitz stärker nach hinten orientierten. Dabei dienten sie als Umschaltspieler, welche in den Halbräumen als sehr ballsichere Anspielstation fungierten und sich in der klassischen Defensivarbeit lose an den gegnerischen Achtern orientierten.

Dadurch konnte Chelsea einige Male hervorragend, schnell und auf spektakuläre Weise kontern, konnte aber wegen der Unterzahl diese Konter nicht präzise abschließen. Problematisch war dabei auch, dass sich die drei technisch hervorragenden und ungemein spielintelligent bewegenden Offensivspieler zu sehr aufeinander konzentrierten. Selten warteten sie die aufrückenden Flügel ab und versuchten zu dritt bis zum Tor zu kommen, was nur sporadisch klappte.

In der Theorie war die Idee Roberto Di Matteos allerdings eine wundervolle. Mit Hazard hatte man eine Neun, die auf die Flügel ausweichen, hängend spielen oder als kombinierender Mittelstürmer auflaufen konnte. Oscar ist ebenfalls im Stande, als falsche Neun zu spielen, dazu ist er auch defensivstark und enorm kreativ. Mit seiner super Schusstechnik konnte er entweder selbst für Gefahr sorgen oder mit Pässen seine Mitspieler einsetzen. Mata ist ebenfalls ein Typ á la Hazard, wenn auch etwas schnörkelloser. Mit diesen drei polyvalenten Spielern wusste die Aufstellung zu gefallen und auch die taktischen Ideen im Aufbauspiel waren interessant.

Das asymmetrische Aufbauspiel

Die Blues konnten von den zwei Juventus-Stürmern wegen ihrer Dreierkette im Spielaufbau nur schwierig gepresst werden. Gleichzeitig versuchten sie bereits in der Positionierung bei der Spieleröffnung ihre Vordermänner zu unterstützen, indem Cesar Azpilicueta sich höher positionierte. Dazu passten auch die ihn umgebenden Spielercharaktere, was letztlich zu drei interessanten Sonderlichkeiten führte.

Aufbauspielasymmetrie bei Chelsea; mit dem Pressing tut man sich dagegen schwer

Faktor 1):
Ivanovic hatte bislang seine besten Leistungen als Außenverteidiger abgeliefert und fühlte sich dort zumeist wohler, als auf der Innenverteidigerposition. Diese Halbposition passte gut zu ihm und Azipilicuetas sehr hohes Aufrücken konnte er gut abdecken, was zu situativen Viererketten führte. Gleichzeitig konnte Azpilicueta das Spiel breit machen und übernahm den rechten Flügel, während der linke Flügel von einem der drei Offensivspieler situativ besetzt wurde.

Auch dies entsprach dem Spielercharakter der Offensivspieler gut, denn sowohl Mata als auch Hazard bewegen sich im Normalfall stärker auf die linke Seite und weichen dorthin lieber aus. Mata spielt dann von dort aus kombinatorisch und diagonal, während Hazard mit seinem starken Fuß nach innen ziehen kann.

Faktor 2):
Wurde das Spiel über links aufgezogen, dann bewegte sich Ashley Cole nach vorne und unterstützte die linke Seite, wodurch er entweder Hazard hinterlief, das Spiel alleine breit machte oder für Mata einen Kombinationspartner stellte. In diesen Situationen wurden keine situativen Viererketten gebildet, sondern mit einer klaren Dreierkette im Spielaufbau agiert. Dabei kam ein weiterer Faktor ins Spiel.

Faktor 3):
Um nicht nach dem Übergang ins zweite Spielfelddrittel einen Mann „zu viel“ als Absicherung zu haben, schob bei längerer Ballzirkulation einer der Innenverteidiger, im Normalfall Ivanovic, noch weiter nach vorne. In einigen Situationen wurde dann aus der Dreierkette mit zwei hohen Flügelverteidigern eine Viererkette, in der entweder Azpilicueta als Flügelstürmer oder Ivanovic als relativ hoher Prellbock fungierten.

In einigen Szenen stand Ivanovic dann als Außenverteidiger da, in zwei Situationen konnte man ihn an der Grenze zum letzten Spielfelddrittel finden und einmal positionierte er sich neben Hazard als zweiter Stürmer an vorderster Front. Dann wurde mit einer riskanten Viererkette gespielt, was letztlich zu ein bis zwei knappen Situationen nach Kontern führte.

Luiz, der ebenfalls zwei Mal aufrückte, übernahm dann meist Manndeckungen, ebenso wie der am schnellsten zurückgekommene Akteur Chelseas, bis sich die Fünferkette wieder formiert hatte. Dennoch scheiterte diese Spielweise letztlich, was an den starken Italienern lag.

Juventus bespielt die Halbräume

Durch dieses 3-4-3-Chelseas, welches defensiv oftmals an ein 5-2-2-1 erinnerte, gab es weite Räume auf den Halbpositionen. In der Theorie hatte Chelsea natürlich mit den zwei Flügelverteidigern die gesamte Breite abgedichtet, mit den drei Innenverteidigern die Juventus-Stürmer abgedeckte, agierte zusätzlich mit zwei laufstarken und verschiebenden Sechsern sowie zwei spielstarken und intelligenten Akteuren als Raumfüllern.

In der Praxis bewegte sich dann Juventus hervorragend gut und hebelte diese Spielweise einige Male aus. Claudio Marchisio und Arturo Vidal konnten nicht in die Räume vor der Abwehr eindrängen, wodurch sie nicht ganz so effektiv waren, außerdem wurden sie noch lose von Mata und Oscar in Anspruch genommen.

Aber mit Stephan Lichtsteiner und Kwadwo Asamoah konnten die Flügelverteidiger sich wegen dieser Formation Chelseas aus der Tiefe mit Anlauf auf die Außen Chelseas zubewegen. Es folgten viele Hereingaben von der Seite sowie Kombinationen mit den Spielern in den Halbräumen, gleichzeitig erhielt Andrea Pirlo einige Räume in der Mitte.

Chelsea stand tief und breit, drehte Vidal und Marchisio die Luft ab, war aber über die Flügel paradoxerweise durch Kombinationen anfällig. Die beste Phase hatte Chelsea, als Oscar und Mata diszipliniert sowie Hazard mit Fokus auf Pirlo agierten. Die blauen Räume sind jene, wo kaum gepresst werden konnte, rot sind jene Räume, wo die Bälle dann bei Kombinationen verstärkt hineingespielt wurden und werden konnten

Dies wurde noch verschärft, indem Marchisio und Vidal immer wieder auf die Flügel abdrifteten und von dort aus die Halbräume bespielten. Pirlo konnte auch dadurch den ersten Treffer „miterzielen“, desweiteren war er als sichere Anspielstation im Rückraum vorhanden. Der letzte große Faktor war die Aufteilung und Bewegung der beiden Stürmer.

Mirko Vucinic ließ sich zumeist weit nach hinten fallen und übernahm einen vertikalen Part, gleichzeitig sorgte Quagliarella für die Tiefe und bewegte sich intelligent auf die Außen, um dort zu unterstützen oder Löcher auszunutzen. Mit dieser Raumnutzung konnte Juventus einen Teil des Mittelfelds durch Bälle auf Vucinic überbrücken, der diese prallen ließ. Zeitgleich kombinierte man gut über die offenen Halbräume und konnte sich mit schnellen Kombinationen auf Außen oder in Sechzehnernähe freispielen, was für ein Chancenplus sorgte.

Chelsea in Hälfte Zwei

Daraufhin reagierte Di Matteo. Er stellte seine Mannschaft auf ein 4-2-3-1 um, in welchem es allerdings wieder eine Asymmetrie gab, weil Azpilicueta tiefer spielte als Mata auf links. Doch dabei blieb es nicht lange, denn Victor Moses wurde für den Spanier eingewechselt. Nun war es ein klareres 4-2-3-1 mit Ivanovic auf der Position des Rechtsverteidigers – und gleichzeitig gab man die leichte Ballhoheit und die Gefahr nach Kontern auf.

Formationen am in der letzten Minute (Pogba kam in der 89., sollte Sicherung bringen). Auffällig: der Seitentausch Luiz‘ und Cahills

Zuvor hatte man durch die viele Bewegung , die formativen Veränderungen und die unübliche Spielweise phasenweise den Ball gut zirkulieren lassen. Dank Hazard und Co. in der Offensive wurde die tiefe Formation nicht durch erlahmendes Offensivspiel bestraft, nach der Halbzeit konnte man bis zur 80. Minute keine wirkliche Torchance herausspielen.

Eher schien es, als ob Juventus wegen der größeren Räume gefährlicher werden sollte, wie es der Treffer Vidals gleich nach der Auswechslung Azpilicuetas andeutete. Über die Außen brach Juventus durch und vor der Abwehr waren Räume frei, was Vidal verwertete. Wie versprochen schien es, dass sowohl er als auch Marchisio offensiv präsenter wurden und ein paar gute Aktionen hatten.

Später ging Juventus eher zu Kontern über, als Di Matteo mit Chelsea völlig in die Offensive ging.  Für Obi Mikel brachte er Fernando Torres, wodurch die Blues einen fixen Stürmer hatten. Torres sollte für die Tiefe sorgen, Hazard ging vollends auf links und Mata spielte mit Oscar im Wechsel als Achter neben Ramires auf der Doppel“sechs“. Wirkliche Gefahr ging nicht aus, lediglich mehr Ballbesitz ohne Effektivität brachte dieses System.

Fazit

Zu Beginn überraschte Di Matteo alle, nach dem Rückstand ging er schrittweise zu einer konservativen Spielweise über. Nach einer kurzen interessanten Phase in einem asymmetrischen 4-3-2-1-Pressing mit Oscar und Mata hinter Hazard brachte Di Matteo mehr klassische Struktur in die Spielweise, installierte Moses als Flügelstürmer und schließlich Torres an vorderster Front. Wirklichen Nutzen gab es nicht, stattdessen traf Juventus‘ Joker Sebastian Giovinco zum 3:0.

Ob 3-4-3, 5-4-1 oder gekippte Variante einer Viererkette diskutiere ich hier. Formativ gesehen war es natürlich eine verschobene 4-3-2-1-Anordnung, von der Rollenverteilung eine Fünferabwehr, wie man hier, hier und hier gut erkennt.

„I didn’t want to give the centre-backs any point of reference,“ said Di Matteo. „I’d rather have [Eden] Hazard, Oscar and [Juan] Mata interchanging positions and trying to find the space. In terms of that transition we were very dangerous and created some good opportunities.

Uefa’s official team sheet showed three centre-backs, a best guess to which Di Matteo lent credence when he spoke pre-match of tactical tweaks that would make it „difficult for the opposition and give us a bit more cover when we’re defending“.

Erson 21. November 2012 um 02:56

Was mir sehr gefallen hat, ist die Art und Weise wie Juve diese Taktik ausführt. Es ist auch zu bemerken, dass diese in erster hinsicht recht defensive Taktik ebenso offensiv gespielt werden kann. Im gegensatz zur 4-4-2, wo es 2 flügelspieler gibt, kann bei dieser Taktik direkt mit sehr weit aufrückende Außenspieler wie Kwahdo Asamoah und Lichsteiner, direkt das 1gegen1 mit den jeweiligen AV gesucht werden und bei Möglichkeit gefährliche pässe spielen. Zudem haben sie mit Pirlo und 3 IV genug Rückendeckung für Konter. Wenn Chelsea erfolgreich gekontert hatten, lag es zumeist an der individuellen Klasse der Offensivspielern wie Hazard und Mata, indem sie den einen oder anderen IV stehen ließen und einen Mitspieler in den Raum geschickt haben. Sonst haben die Verteidiger von Juve früh genug den Ball gewonnen. Genauso auch das Spielen in den Halbräumen. Mata und Hazard haben besonders in der 1.Halbzeit versucht somit mehr Kontrolle zu gewinnen, was jedoch nicht geschah. Es ist immer ein IV mit rausgerückt um sie zu stören und es entstand bei Juve situativ eine 4er Kette. Somit hatte Chelsea ein Spieler weniger in der Offensive und es gab trotzdem nicht genug raum vorne, wo ohnehin nur 1,2 Mitspieler postiert sind, wenn Ramirez auch nicht mit aufgerückt ist. Di Matteo hatte dafür keine Lösung gefunden.

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cfc1905 21. November 2012 um 00:34

Ich hab eine Frage: Kommt es mir nur so vor, oder spielt Chelsea ein ganz schlechtes bzw. kein Pressing? Wenn ich mir die Bayern, Barca oder auch heute Juve ansehe, spür ich fast schon, dass es eng wird. Bei Chelsea hingegen sieht das so aus, als ob sie nach Ballverlust höchstens bisschen stochern/stellen, sich aber letztendlich am eigenen 16er sammeln. Also kommt mir das nur so vor? Oder presst Chelsea gar nicht?
Mich frustriert das Defensivverhalten der Blues als Fan sehr und ich vermisse Aggresivität. Die Niederlage war hochverdient, aber wer Juve spielen lässt und hinten auch so schon nicht sattelfest ist, darf sich auch nicht wundern.
(Ich muss erwähnen, dass ich ein absoluter Neuling bin was Taktik usw. betrifft, also wäre es nett, wenn mich jemand über meine Frage aufklären könnte und darauf Rücksicht nimmt, dass ich vllt. durch die blaue Fanbrille schaue)

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Max 21. November 2012 um 17:35

Ich kann zwar nichts zu Chelsea sagen, habe aber auch den Eindruck, dass sich englische Teams bzw. Trainer nicht so sehr fürs Pressing begeistern können.
Finde das sehr auffallend, wenn man Sonntags zuerst BuLi und dann Premier League (letztens Arsenal – Tottenham) schaut: in England findet imho relativ wenig im Mittelfeld statt, das sieht mehr aus wie Handball: alles steht mehr oder weniger um den Sechzehner rum und es geht ziemlich spektakulär hin und her.

Weiß nicht, ob man das jetzt so verallgemeinern kann, dazu schaue ich zu wenig Premier League, aber es ist mir schon mehrfach aufgefallen. Ist da was dran?

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messanger 21. November 2012 um 00:00

Ein grosses Problem sah ich im Spielaufbau von Chelsea:
Juve presste früh und hoch auf die Verteidiger, diese hatten meist nur wenig Anspielstationen (nach vorne gab es nur Mikel + Ramires) oder die Mitspieler standen anders als gewohnt (wg. 5er-Kette). Dies führte zu einigen langen, hohen Bällen. Aber vorne stand kein Stürmer, welcher einen solchen langen Ball hätte verwerten können (letzte Saison Drogba oder jetzt Torres).

Bez. der Höhe von Cole/Azip. bzw. 3-4-5er Kette. Für mich gibt es 3 Faktoren:

1. Die 4er-Kette ist die den Spielern bekannte Formation, weshalb es für mich aussah wie eine leicht nach links verschobene 4-er Kette + Azip. verschoben davor.

2. Lichtsteiner drang ständig in den Strafraum ein (zumindest in der 1. HZ) wodurch Cole zurückgedrängt wurde. Asamoah hielt sich im Vergleich etwas zurück.

3. Das TV-Bild täuscht. In der 1. HZ spielte Azip. „oben“ und Cole „unten“ also näher. Wie wenn ein Schiri-Assistent nicht richtig positioniert ist, sieht die Kette dann „schräg“ aus.

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bkk 21. November 2012 um 10:54

Ich bin da einer Meinung mit dir. Der Spielaufbau hat bei Chelsea nicht so recht funktioniert. Mir ist auch nicht ganz klar, wie Di Mateo die 3 Offensivspieler mit Bällen ‚füttern‘ wollte. Sie waren eigentlich zu weit weg, um von den weit zurückgedrängten und oftmals weit auf der Seite anzutreffenden 6er angespielt zu werden. Über die Flügel konnte auch nicht wirklich der Plan sein, den da war ja jeweils nur ein Chelsea-Spieler (Cole oder Azip.).

Ich denke, Di Mateo hat das sehr frühe (teilweise sogar am gegnerischen Strafraum) Pressing der Juve unterschätzt. Durch dieses wurden Doppelpässe der Aussenverteidiger mit den 6ern unterbunden. So wurden die Flügel praktisch aus dem Offensiv-Spiel gehalten wurden. Die 6er als eigentiche Angriffsauslöser hatten zudem kaum die Zeit sich in zentrale Positionen zu bringen und dann einen guten Pass zu den drei Offensivspieler zu spielen. Das führe dazu, dass hauptsächlich lange Bälle den Seitenlinien entlang gefährlich für die Juve war. So holte Bonucci beispielsweise seine (taktische) gelbe Karte. Aber da Chealsea wie von dir erwähnt, keinen Stürmer auf dem Feld hatte, der mit diesen langen Bällen besonders viel hat anfangen können, kam Chelsea kaum aus der eigenen Platzhälte.

Ich denke auch, Di Mateo hat das erkannt und wollte dem, mit den im Artikel erwähnten Änderungen, entgegenwirken. Diese führten wie erwähnt zu mehr Ballbesitz, da Juve sich bei einem scheitern des Pressings schnell und weit zurückzog. Man kann die Abwehrarbeit also in 2 Teilen betrachten. Dem einen wo die Juve-Offensive inklusive Wingbacks ein beeidruckendes Pressing ausführten und dem anderen wo sich die Juve-spieler relativ weit in die eigene Hälte zurückzogen wenn sich Chelsea aus dem Pressing herausspielen konnte.

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Valentin 20. November 2012 um 23:26

aber wirklich Tiefe hat da Torres jetzt auch nicht gebracht oder?

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RM 20. November 2012 um 23:35

Ne, aber er sollte. Und bisschen geklappt hat es schon, nur wurde sie nicht bespielt.

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JayM 20. November 2012 um 23:22

So banal das jetzt klingt, ich glaube das größte Problem für die Chelsea-Spieler war einfach, dass die meisten es wohl noch nie gegen eine 3er-Kette und wingbacks spielen mussten. Sagenhaft, wieviel Raum Juve stets zum Verlagern hatte.

Wenn die Bianconeri auch noch richtige Stürmer hätten, dann wäre die Niederlage wohl noch höher ausgefallen. Die Priorität für Marotta muss im Jänner sein, Agnelli um ordentlich viel Geld zu beknien um endlich einen bis zwei Stürmer zu kaufen, die man auch herzeigen kann.

Hoffentlich klappt das für Juve jetzt, denn im Sommer haben sie ja auch keinen bekommen und mussten sich dann mit dem Blindfisch Bendtner zufrieden geben.

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mananski 20. November 2012 um 23:11

Also ich konnte bei Chelsea zu keinem Zeitpunkt eine 5er oder 3er Kette erkennen. Für mich hat einfach der rechte Mittelfeldspieler, Azpilicueta, Asamoah abgedeckt und fast nichts für die Offensive getan, während Mata auf der anderen Seite Lichtsteiner nicht verfolgt hat und viel rochiert ist mit Oscar und Hazard. Also ein asymetrisches 4:2:3:1.

Aber vielleicht hab ich auch nur noch auf Juve geachtet, die ja wohl mal absolut stark und eine Klasse besser als Chelsea waren. Wirklich ein cooles System was die spielen, hoffentlich treffen die auf eine deutsche Mannschaft. Sehr dominant und kombinationssicher.

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RM 20. November 2012 um 23:25

Es war auch in sehr vielen Situationen eine situative Viererkette, wie ich auch versucht habe auszuarbeiten. Im Aufbauspiel auf links sah man dann aber, dass es eine Fünferkette war. Im Endeffekt war die defensive Orientierung ohnehin so, wie du es schreibst – aber im Aufbauspiel war es dann bisweilen erkennbar, dass Azpilicueta eigentlich der rechte Flügelverteidiger war.

Außerdem hatten er und Cole ja die Aufgabe, die gegnerischen Außen zu übernehmen, nicht? Auf den avg von whoscored und von espn steht Azpilicueta nur minimal höher als Cole.

Bekanntlich sind Zahlen ohnehin Schall und Rauch: man kann die Formation Chelseas als verschobenes 4-3-3 (Mata & Oscar Halbstürmer, Azpilicueta oft auf der Höhe der Sechser, aber eben außen rechts), als diagonal-asymmetrisches 4-2-3-1 (die Dreierreihe wurde gekippt, weswegen Mata zentraler und Azpilicueta tiefer steht) oder eben als 5-4-1 deklarieren. Ich entschied mich für letzteres, wegen
a) der Formation im Aufbauspiel mit den unterschiedlichen Varianten je nach Seite,
b) den identen Defensivaufgaben von Azpilicueta und Cole und
c) dem Verschieben Azpilicuetas auf Höhe der Verteidigungslinie, wenn der Angriff über Coles Seite kam und vice versa. Dies deutete eindeutig auf eine Kette hin, während Mata aus solchen nachfolgenden Bewegungen befreit war und seine Defensivaufgaben vornehmlich in Halbräumen ableisten hätte sollen.

Es spricht auch dafür (aber eher Indiz, als Beweis), dass in der zweiten Halbzeit kurzzeitig eine sichtliche Veränderung da war, dann Moses für Azpilicueta kam und Hazard auf links ging – nicht Mata.

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mananski 20. November 2012 um 23:53

Ich habe gedacht, dass Chelsea wie im Champions League Finale mit Bertrand im linken Mittelfeld die Defensive stärken will, und dabei Asamoah als den gefährlicheren Wing-Back ansehen. Aber wie du auch sagst, kommt alles glaube ich auf dasselbe raus…

Letztlich war Juve heute in allem besser, Chelsea hatte ja nur ein paar Konterchancen in der ersten Halbzeit, danach ging nicht mehr viel. Wie konnte diese Mannschaft nur CL-Sieger werden?^^

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TW 20. November 2012 um 23:04

Rene, Du bist ein Tier. Keine Stunde für einen wieder mal hervorragenden Artikel. Könntest Du eventuell noch eine Abbildungen zu den offenen Halbräumen von Chelsea im 5-2-2-1 ergänzen. Das wird öfter angesprochen aber nicht so richtig klar.

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RM 20. November 2012 um 23:36

Habe die Abbildung etwas hässlicher, dafür aber informativer gemacht. Passt das so?

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justsix 21. November 2012 um 09:38

Ich möchte mich TW anschließen und dir auch mal ein riesen Kompliment machen. So eine Analyse 1h nach Abpfiff ist sensationell. Bitte so weitermachen!

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