Arsenal – FC Schalke 04 0:2 | Das Hinspiel

Schalkes Sieg der Disziplin und Effektivität bei den Gunners.

Gegen Arsene Wengers Passmaschinerie aus London zeigten die Knappen aus Gelsenkirchen eine beeindruckend disziplinierte Leistung und ließen ihren Keeper nur einen einzigen Schuss halten. Schalke kontrollierte das Spiel mit einer kollektiv starken Defensive und nutzte die Endphase gegen die fahrig werdenden Engländer für zwei schnelle Tore. Eine weitere reife Leistung von Stevens‘ Elf, die sich damit auf internationalem Level festsetzten und eine sehr gute Ausgansposition auf das Achtelfinale erreichen konnten.

Schalkes kompaktes 4-4-2

Grundlage für den Sieg war die überaus dichte Pressingformation der Königsblauen, bei denen Huntelaar und der gewohnt fleißige Holtby (bei seiner Auswechslung in der 65. Minute schon über neun Kilometer gelaufen!) hervorragende Defensivarbeit verrichteten, was die Gunners so augenscheinlich nicht gewohnt waren. Mit sehr guten Abständen zwischen den Mannschaftsteilen verengten die Schalker in der 4-4-2-Grundordnung so den Raum um den Mittelkreis herum und drängten Arsenal aus dem Zentrum.

Über die kompakte Stellung der beiden zentralen Offensivspieler erreichte Schalke damit effektiv eine Überzahl im Zentrum, wogegen die Gunners lange kein richtiges Konzept fanden. Sie ließen den Ball gut laufen, aber fanden überhaupt nicht in die zentralen Zwischenräume, um dann auch aus gefährlicheren Zonen vorwärts zu kommen. Ein Grund dafür war auch Jungspund Coquelin, der kaum im Spielaufbau eingebunden wurde. Er forderte kaum Bälle und wurde auch nicht gesucht, sondern war hauptsächlich ein höher geschobener Sechser, der im Gegenpressing aktiv wurde. Somit verstärkte sich die zentrale Unterzahl und Arteta und Cazorla waren etwas voneinander isoliert.

Nach vorne ging es dann meist über die Außenverteidiger Jenkinson und Santos, denen es aber schwer fiel, Kontakt zur Mitte zu finden. Höger und Neustädter schoben sehr aufmerksam nach außen und kappten die Stationen im Zentrum ab, Arsenal blieb an die Seitenlinie gedrückt. Da es mit Gervinho als dribbelndem Stürmer keinen Abnehmer für Flanken gab, waren diese äußeren Räume nicht gefährlich für Schalke und die wenigen Hereingaben wurden problemlos abgewehrt.

Arsenals fehlende Verbindungen im Aufrücken

Dabei hatte Arsenal eigentlich sogar gute Ansätze, um die Schwachpunkte der Schalker 4-4-2-Ordnung anzugreifen. Um die Passwege ins Mittelfeld aufzustemmen ließ sich Arteta immer wieder auf beide Seiten nach halb-außen fallen, auch Ramsey versuchte anfangs sehr oft, Bälle in tiefen Positionen zu fordern. Von dort versuchten sie mit anspruchsvollen Pässen durch die dichten Schalker reihen zu kommen.

Das gelang dann hauptsächlich halblinks, wobei die fehlende numerische Präsenz die meisten Pässe leicht vorhersehbar machte. Aber durch die Linkstendenz von Cazorla und das gelegentliche Einrücken von Podolski bekamen die Gunners wenigstens vereinzelt Kontrolle zwischen die Linien. Diese Situationen bekam Schalke aber ebenfalls sehr gut geregelt.

So verzögerten die Königsblauen einfach – die Viererkette wich passiv nach hinten, wodurch die verspielten Gunners automatisch an Zug verloren und eher nach außen tendierten, anstatt dennoch den direkten Weg zum Tor mit Gewalt zu suchen. Währenddessen rückten die beiden vorderen Ketten des Pressingverbundes nach und machten im Rückwärtspressing Druck, wodurch sie Arsenals Raumvorteil auffraßen.

Die Mittelfeldspieler der Londoner verpassten es in diesen Situationen, ausreichend schnell und antizipativ nachzusetzen, was wohl durch den massiven Pressingblock vor ihrer Nase bedingt war. Zudem bestand für die Offensive keine richtige Verbindung nach hinten, da die eröffnenden Pässe so anspruchsvoll gespielt wurden und keinen sauber geöffneten Wegen folgten. In der Konsequenz konnten die Schalker gut die Aufbau- von der Angriffsabteilung abschneiden und die wenigen Angreifer dann in Überzahl verteidigen.

Die Gunners-Flügel als Falle der Inkonsequenz

Die Schalke bekamen offensiv aber lange ebenfalls nicht viel zustande – abgesehen von denen Toren brachten sie nur einen Schuss auf Mannones Kasten. Das lag daran, dass Arsenal ebenfalls diszipliniert verteidigte, wenn auch nicht ebenso kompakt wie ihre Gäste aus dem Ruhrpott.

So fielen sie ebenfalls oft in eine 4-4-2-Grundstellung oder eine 4-2-3-1-Ordnung mit engen Flügelspielern. In beiden Szenarien war auffällig, dass sie etwas inkonsequent nach außen schoben, wenn Schalke auf den Flügel gespielt hatte – was wegen Gervinhos rechtsseitiger Position hauptsächlich auf dem Farfan-Uchida-Flügel geschah.

So lockten sie Schalke etwas den Flügel herunter und schoben dann erst konsequenter nach, wobei Cazorlas linksseitige Grundposition hier von Vorteil war, der dann die Rückwärtswege auf die Sechser versperrte. Da Holtby gleichzeitig etwas ballferner positioniert war, fehlte es Farfan und Uchida an Optionen und sie verloren die Kontrolle über die Situationen.

Einige Male konnte Schalke gegen die wenig aggressive Flügelverteidigung dann zwar zur Grundlinie durchbrechen, was auch die gefährlichsten Situationen der ersten Stunde erzeugte, kreative Momente aus dem Zentrum konnten sie aber nur selten erzeugen. Somit standen auch die Gunners lange Zeit sicher in der Defensive.

Abnehmende Disziplin in der Endphase

Die wichtigen Änderungen des Spiels waren dann keine taktischen, sondern psychisch-physische Abnutzungserscheinungen einer anstrengenden Pressingschlacht, in der beide Mannschaften nie den Ball so zu laufen bekamen, wie sie es üblicherweise gewohnt sind. Auf beiden Seiten ließ die Disziplin vor allem im Nachrücken nach Ballwechseln sichtlich nach und so öffneten sich mehr Räume.

Derweil begann Arsenal auch zunehmend, über druckvolle Einzelaktionen Räume aufzuspielen. Arteta und Cazorla streuten immer wieder schnelle Doppelpässe und kurze Dribblings in direkten Zuordnungen ein, um die Schalker auf diese Weise mit etwas mehr Gewalt aus den Fugen zu bringen. Das gelang ansatzweise, aber Schalke ließ nicht so sehr nach wie die Gunners und hielten den Strafraum dicht; auch, weil es bei Arsenal weiterhin an Einbindung von Ramsey und Gervinho mangelte, die überhaupt nicht ins Spiel fanden.

Schalke hingegen konnte immer öfter nach Balleroberungen oder über zweite Bälle durch offene Mittelfeldräume marschieren, da die Londoner Offensivspieler kaum noch nachsetzten. So bekamen die Knappen in der Endphase deutlich mehr Präsenz in die Strafraumnähe der Hausherren. Passenderweise fiel das 0:1 dann auch über einen im Luftduell eroberten zweiten Ball, bei dem Vermaelen unkonzentriert und unnötig riskant auf Zweikampfsieg seines Mitspielers setzte, wodurch Huntelaar den zugeköpften Ball ungestört verwandeln konnte.

Um den Rückstand noch umzudrehen, ging Wenger noch mal Risiko in den letzten Minuten und brachte neben den positionstreuen Einwechslungen von Giroud und Arshavin für Gervinho und Podolski auch noch den jungen Stuttgarter Serge Gnabry für Rechtsverteidiger Jenkinson in die Partie, welcher dann aber den entscheidenden Ballverlust zum 0:2 verschulden sollte. Dieser passierte übrigens in einer kurzen Phase, in der sich Mertesacker wohl als Stürmer einschalten sollte und Arteta nach hinten rückte, was sich sofort rächte – eine sehr reife und konzentrierte Reaktion der Schalker.

Fazit

Durch den schnellen Gegenschlag der Schalker scheiterte die Schlussoffensive der Gunners, welche die letzten Minuten in einem 4-2-4 mit Coquelin als Rechtsverteidiger und der Doppelacht Ramsey-Arteta spielten. Wie das bei einem riskanten Systemwechsel eben ist, kann dieser auch nach hinten losgehen, wenn der Gegner konsequent ist. Dass Schalke aber so konsequent sein konnte und Arsenal überhaupt erst in diese Situation des bewussten Kontrollverlustes zwang, war die Folge einer einwandfreien Mannschaftsleistung der Königsblauen.

Auch wenn man nicht ignorieren kann, dass die Gunners auf der Achter- und den Außenverteidigerpositionen mit Verletzungen zu kämpfen hatten und Coquelin sicher nicht das übliche Format des Teams hat, war es beeindruckend, wie wenig der FC Schalke gegen die etablierte vierte Kraft des englischen Fußballs zuließen. Stevens hatte die richtigen Maßnahmen gegen den flankenschwachen Gegner und seine Mannschaft setzte diese mit aller Leidenschaft auf den Platz um.

Dabei kann man festhalten, dass Arsenal gar nicht schlecht auf die hohen Anforderungen des Schalker Pressings reagierte; die Aufgabe war ihnen an diesem Tag einfach zu hoch. Allerdings wird die Mannschaft mit dem zurückgekehrten Supertalent Wilshere am heutigen Tage noch einmal eine andere Aufgabe sein als im Hinspiel. Falls Giroud vom Start spielt, gibt es zudem einige veränderte Aufgabenstellungen, die es zu bewältigen gilt. Aber Schalke stellte eindrücklich dar, dass sie durchaus das Potential haben, auf diesem Niveau mehr als nur mitzuhalten.

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