Fortuna Düsseldorf – Borussia M’Gladbach 1:0 n.V.

Fortuna Düsseldorf entscheidet ein zähes Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach in der Verlängerung für sich. Beide Teams unterschied nicht viel.

Die Grundformationen in der ersten Halbzeit.

Borussia Mönchengladbach gegen Fortuna Düsseldorf, das ist ein Duell zweier Teams, die sich stark ähneln: Beide Mannschaften versuchen aus einer kompakten Raumverteidigung schnelle, kurz gespielte Gegenstöße zu initiieren. Die Gladbacher starteten in der bekannten 4-4-2-Formation, die Düsseldorfer in einer 4-4-1-1/4-2-3-1 Mischformation mit Lambertz hinter der einzigen Spitze Schahin.

Gladbach vergibt mehrere Möglichkeiten

In der ersten Viertelstunde des Spiels waren die Gladbacher am Drücker. Düsseldorf presste zwar recht früh mit ihren zwei vordersten Spielern Schahin und Lambertz, Gladbach schaffte allerdings stets Überzahlen in der eigenen Hälfte, indem Marx aus der Sechserposition nach hinten abkippte. Die Fohlen konnten so den Ball in den eigenen Reihen halten. Zu Chancen kamen sie in den ersten Minuten über die Flügel, Arango und Rupp positionierten sich recht breit. Auf der linken Flanke konnte Arango so mehrere Freistöße und Ecken herausholen.

Bei diesen Standardsituationen nutzten die Gladbacher geschickt die Düsseldorfer Manndeckung aus. Eine Manndeckung bei Standards bietet einerseits den Vorteil, dass die Verteidiger besser die Bewegungen des Gegenspielers antizipieren können, da sie sich nur auf einen Spieler konzentrieren müssen. Allerdings reicht es aus, mit einer geschickten Körpertäuschung sich freizuspielen, um zum Torabschluss zu kommen. Die Gladbacher bestraften in dieser Phase die kleinen Unachtsamkeiten bei Standards, allerdings sprang nichts Zählbares heraus. Die größte Möglichkeit durch Dominguez konnten die Düsseldorfer auf der Linie klären (5.).

Auch in der Folge waren die Gladbacher etwas spielstärker, sie suchten direkter den Weg zum Tor als ihre Gegner. Wenn sie es schafften, sich zwischen den gegnerischen Linien freizuspielen, wurde es fast immer gefährlich. In diesen Situationen rückten die Mittelfeldspieler zu weit nach hinten, die Gladbacher Stürmer konnten mit einer einfachen Ablage Arango oder die Gladbacher Sechser Nordtveit und Marx freispielen. Diese konnten zu Fernschüssen oder Schnittstellenpässen ansetzen. Auffällig war vor allem, dass Düsseldorf sich keine besonderen Maßnahmen gegen Arango einfallen ließ, obwohl dieser bekanntermaßen der wichtigste Passspieler der Fohlen ist. So konnte dieser mehrere Male seine Mitspieler freispielen, allerdings scheiterten de Camargo (10.) und Herrmann (21.) freistehend an Giefer.

Düsseldorf findet besser ins Spiel

Erst nach rund 25 Minuten konnten die Düsseldorfer die Kugel länger in den eigenen Reihen halten, da Gladbach nun zurückgezogener presste. Die Fortuna profitierte davon, dass die Gladbacher Mittelfeldreihe die gleichen Fehler beging wie die Düsseldorfer: Sie stand in vielen Situationen zu tief. Gerade wenn die Düsseldorfer über die Außen durchbrachen, reichte eine einfache Ablage hinter den Strafraum, um in eine gute Schusspositionen zu kommen. In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit hatte die Fortuna zahlreiche Fernschussgelegenheiten, die allerdings Keeper ter Stegen entschärfen konnte.

Die Grundformationen in Halbzeit 2.

Nach der Pause stellte Norbert Meier ein wenig um. Lambertz ging auf die rechte Seite, Kruse agierte fortan hinter Schahin. Dadurch dass Lambertz eingerückt spielte und selten für Breite auf dem rechten Flügel suchte, prägte das Düsseldorfer Spiel fortan eine Asymmetrie; fast alle Angriffe liefen über den linken Flügel, den die Hausherren mithilfe von Bellinghausen, Linksverteidiger van den Bergh und dem offensiver spielenden Fink überluden.

Diese Linkslastigkeit hatte zwei positive Effekte: Zum einen kamen sie (logischerweise) vermehrt zu Flanken. Ter Stegen bewies jedoch seine Strafraumsicherheit, so dass es nur wenige echte Chancen für die Fortuna gab. Der noch wichtigere Effekt war jedoch, dass das Spiel von Arangos Seite ferngehalten wurde. Er konnte der Partie nicht mehr den Stempel aufdrücken, wie er es noch in der ersten Halbzeit tat, da die Düsseldorfer Spielverlagerungen zu ihm geschickt verhinderten. Erst in der 75. Minute gab es die nächste größere Chance für die Gladbacher, und das auch nur, da Torwart Giefer sich am eigenen Sechzehner als Cristiano Ronaldo versuchte.

In der zweiten Halbzeit plätscherte das Spiel lange Zeit vor sich hin. Favre konnte mit den positionstreuen Einwechslungen von Xhaka (72., für den angeschlagenen Marx), Hanke (72., für de Camargo) und Mlapa (86., für Herrmann) für keine Belebung des Angriffsspiels sorgen, und da Langeneke auch noch einen Elfmeter versemmelte (84.) kam es zur Verlängerung.

In der Verlängerung erwischten die Düsseldorfer einen besseren Start. Der nicht müde werdende Kruse half auf beiden Flügeln auf und initiierte Angriff um Angriff. Vom rechten Flügel aus bediente er den eingewechselten Nando Rafael (82. für Schahin), der dankend einnetzte (97.). Gladbach rückte mit der Mittelfeldreihe in der Folge weit auf und schlug vermehrt Flanken gegen müde wirkende Düsseldorfer, die Chancen nutzten Hanke und Co. allerdings nicht. Es blieb beim Düsseldorfer Sieg.

Fazit

Die Gladbacher hätten aus dieser Partie mehr herausholen können. In den ersten 20 Minuten hatten sie einige klare Torchancen, danach ließen sie sich von den aggressiver und spielfreudiger werdenden Düsseldorfern den Schneid abkaufen. Erst nach dem Düsseldorfer Führungstor in der Verlängerung pressten sie wieder früher und drängten auf den Ausgleich, im Abschluss waren sie jedoch zu harmlos.

Die Düsseldorfer können sich darüber freuen, von der 30. bis zur 105. Minute mindestens ebenbürtig gewesen zu sein. Durch die klugen Umstellungen nach der Halbzeitpause schafften sie es, mit einem höheren Pressing und ihrer Linkslastigkeit die Gladbacher um deren Spielmacher Arango den Schneid abzukaufen. Am Ende waren sie in einem Duell zweier ebenbürtiger Teams die effektivere Mannschaft.

Happelsernst 2. November 2012 um 16:17

Schade.

Ich bin ein großer Fan Eurer Website und habe Hochachtung vor allen, die sich die Mühe machen, diese umfangreichen Analysen zu erstellen. Dies stellt einen sehr erfreulichen Gegensatz zu den ansonsten meist unterirdischen Berichten der einschlägigen Medien dar.
In diesem Fall muss ich dem Autor aber energisch widersprechen. In allen Bereichen, d.h. von der Taktik her, der Spielidee, der Umsetzung usw. war Gladbach an diesem Abend haushoch im Vorteil. Das Spiel hätte nur einen Sieger verdient gehabt. Aber wenn man nicht trifft, kommt es halt auch mal ganz blöd. Das muss man akzeptieren. Die Borussen haben der (an diesem Abend sprichwörtlichen) Fortuna den Sieg geschenkt.
Es wirkt jedoch so, als wolle der Autor im Nachhinein den Sieg der Fortuna taktisch rechtfertigen. Nicht immer bin ich mit den Autoren hier einer Meinung, denn (leider) gewinnt nicht immer die bessere Taktik-es gibt auch andere Faktoren und Unvermögen im Abschluss oder Glück entscheiden halt auch Spiele, aber bei diesem Spiel herrscht ein enormer Unterschied zwischen dem, was ich gesehen habe und dem, wie es hier beschrieben ist.
Das ist sehr schade, ist aber als positive Kritik anzunehmen und sollte Euch nicht entmutigen…

Antworten

TuxDerPinguin 1. November 2012 um 17:52

Das Schlussfazit ließt sich in der Tat komisch.

ich habe sicher 3-4 100%ige gesehen (kein Verteidiger mehr zwischen Ball am Fuß und dem Tor), die die Gladbacher liegenließen…. eher selten, dass eine Bundesligamannschaft der anderen so überlegen ist.
Lässt man die 1.HZ außer acht, war er ausgeglichen. Das stimmt wohl.

Aus irgendeinem Grund waren einige Gladbacher (Arango, Stranzl) auch platt und wirkten fast stehend K.O…. da rotiert Favre vielleicht zu wenig, um die vielen Spiele zu kompensieren? Oder war es eher der Frust, über die vielen vergebenen Chancen, der die Beine so schwer machte?

Antworten

vonD 1. November 2012 um 20:36

„Aus irgendeinem Grund waren einige Gladbacher (Arango, Stranzl) auch platt und wirkten fast stehend K.O…. da rotiert Favre vielleicht zu wenig, um die vielen Spiele zu kompensieren? Oder war es eher der Frust, über die vielen vergebenen Chancen, der die Beine so schwer machte?“

Ich denke da kommt beides zusammen. Und eigentlich hatte ich schon damit gerechnet, dass Favre gestern schon dem ein oder anderen ne Pause gönnt. Wird wohl nun am Samstag geschehen.

Antworten

vonD 1. November 2012 um 16:55

Ich freu mich immer wenn meine Borussia hier analysiert wird, deshalb auch hier natürlich ein Dank an den Autor 🙂

ABER 😉 ich weiß ja nicht. Ich bin zwar Gladbach Fan und deshalb natürlich voreingenommen, aber für mich hätte Gladbach das Spiel bereits nach 30 Minuten mit 2-3 Toren in Front liegen müssen. Auch insgesamt hatte Gladbach in der Anzahl klar mehr und bessere Chancen als Düsseldorf, die sich bei Giefer und der teils mangelhaften Abschlüsse der Gladbacher Angreifer bedanken können, das Spiel nicht klar verloren zu haben. Deshalb kann ich dem letzten Satz beim Fazit „Am Ende waren sie in einem Duell zweier ebenbürtiger Teams die effektivere Mannschaft.“ nicht zustimmen.

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu vonD Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*