Borussia Dortmund – Borussia M’Gladbach 5:0

Im Duell der beiden Borussias empfingen die Dortmunder die Mannschaft aus Gladbach. Dies bedeutete ein Aufeinandertreffen von zwei Topteams der vergangenen Saison, welche mit Jürgen Klopp und Lucien Favre zwei taktisch versierte Trainer besitzen.

Wechselwirkungen der jeweiligen Formationen

Die Gäste begannen in ihrem klassischen 4-4-1-1-System, allerdings nun wieder mit zwei gelernten Stürmern an vorderster Front. Mike Hanke agierte dabei etwas hinter Igor De Camargo und sollte das Mittelfeld in der Defensive unterstützen sowie im Umschaltspiel strategisch wichtige Räume füllen. Kurzum: seine Paraderolle.

Grundformationen zu Spielbeginn

Granit Xhaka rutschte dabei eine Linie nach hinten und fand sich im Mittelfeld wieder. Dort sollte er neben Havard Nordtveit als kreativer Akteur das Aufbauspiel ankurbeln und schnelle Konter einleiten, desweiteren teilte er sich die Defensivaufgaben mit seinem Partner auf der Doppelsechs. Da Xhaka jedoch seine spielgestalterischen Fähigkeiten in dieser Saison noch kaum einbringen konnte, agierte Juan Arango überaus zentral. Der eigentliche Linksaußen schob immer wieder in die Mitte und sollte als weiterer Spielgestalter fungieren.

Sein Gegenüber Patrick Herrmann hingegen war auf dem Flügel fixiert und sollte mit seiner Dynamik für Unterstützung der beiden zentralen Akteure sorgen sowie Mike Hanke als situativ als zweiter Stürmer in der Endphase von Angriffen unterstützen. Allerdings fehlte es an der effektiven Hilfe von hinten, da die beiden Außenverteidiger kaum nach vorne kamen, was einerseits an ihrer generelle Spielanlage liegt, andererseits auch an der verstärkten Anordnung in einer engen Viererkette gegen die Borussen.

In die Abwehr kehrte Alvaro Dominguez zurück, der mehr Spielstärke von hinten heraus geben sollte. Mit 97% angekommenen Pässen bewies er dies auch eindrucksvoll, doch teilweise zu viele Sicherheitspässe und mangelnde Bewegung der Mitspieler im Angriffsspiel sorgten für eine Ineffektivität dieser Pässe. Ähnliches bei Roel Brouwers, der knapp über 90% seiner Anspiele an den Mann brachte.

Einer der Gründe war das 4-4-2 des BVB im Pressing. Vorne schob Mario Götze neben Julian Schieber in die Spitze und auf den offensiven Flügeln stellten Marco Reus und Jakub Blaszczykowski die Außenverteidiger zu beziehungsweise beeinflussten ihre Wahl der Passwege in die Spitze. Auf den weiteren Positionen gab es einige interessante Anpassungen des Meisters, welche wir näher beleuchten.

Gündogans Rolle sowie das generelle Abkippen im Nachhinein

Ein interessanter Faktor in diesem Spiel war die Bewegung der Sechser. Dieser war sowohl in der offensiven als auch in der defensiven Phase an das Spiel der Gladbacher angepasst, denn im Aufbauspiel ließ sich die Sechs nur zurückfallen, wenn es ein Muss war.

Die Gladbacher pressten zwar vorrangig im 4-4-2, allerdings schoben die Innenverteidiger der Dortmunder bei Bedarf sehr weit auseinander. Sie spielten sehr breit und zerbrachen das Duo der Gladbacher in der Mitte. Dadurch eröffneten sie viele Räume für Diagonalbälle in die Mitte, welche aufgrund des Loches in der gegnerischen Formation mit zwei Viererketten kaum abgefangen werden konnte. Die Deckungsschatten wurden durch die Spielstärke sowie die notfalls breite Positionierung der Innenverteidiger und die Bewegung der beiden Dortmunder Sechser in ungebrauchte Zonen abgelenkt.

Wenn die Abwehr hoch spielte, dann schob oftmals einer der beiden situativ nach hinten und bildete dann eine verkappte Dreierkette. Der zweite Sechser bot sich im Rückraum an, während der andere hinten spielte und den Innenverteidigern bei Bedarf erlaubte, Konter auf der Seite abzufangen. Doch die prinzipielle Idee war es, dass die Innenverteidiger den Ball sofort mit einem sicheren Querpass auf den zurückfallenden Sechser spielen konnten. Dieser stand nämlich selten starr in der gebildeten Dreierkette zur Absicherung, sondern ließ sich dynamisch hineinfallen oder rückte wieder hinaus.

Im Pressing hingegen gab es diese Dreierkette mit einem Sechser nicht. Die 4-4-2-Formation wurde zumeist genutzt, doch die Rollen waren anders verteilt. Oftmals war es ein asymmetrisches 4-3-3, in welchem sich der ballferne Außen sofort fallen und den ballnahen Flügelstürmer aufrücken ließ, nachdem die beiden nominellen Stürmer den Ball auf die Außen gelenkt hatten. Wurde der Ball zurückgespielt, dann bewegte sich einige Male Ilkay Güngogan weit nach vorne und versperrte Räume im Raum zwischen den Linien. Damit wollten sie Pässe in die Mitte nach Verlagerungen versperren sowie generell die Schlagzahl erhöhen, was für mehr Pressingintensität sorgen sollte.

Doch dies war nicht das einzige taktische Mittel, welchem diese Idee zugrunde lag.

Hohes Attackieren der Flügelstürmer

Interessant war, dass die Positionierung und Anordnung der Dortmunder Außenverteidiger beinahe „verkehrt“ erschien. Sie spielten im Defensivspiel bisweilen höher, als in der Offensive. Dies lag daran, dass sie sich sehr stark und aggressiv am gegnerischen Außenspieler orientierten. Teilweise verfolgten sie ihn sogar weit in die gegnerische Hälfte oder in Halbräume. Besonders Lukasz Piszczek interpretierte diese Rolle sehr hoch, was natürlich an seinem Gegenspieler lag.

symbolische Spielszene in der ersten Minute: BVB sehr kompakt im defensiven Umschalten, Piszczek lässt die Seite offen, nur um Arango bei dessen Ballannahme aggressiv zu attackieren. Weniger handlungsschnell und antizipativ, dann geht sowas ins Auge

Er sollte mit Juan Arango die gefährlichste Schaltstelle des gegnerischen Vertikalspiels in die Offensive zustellen und dadurch deren Angriffen die Dynamik stehlen. Ohne Marco Reus, der nun bei der anderen Borussia wirbelte und den Torjubel gegen seinen Ex-Klub verweigerte, fehlt den Gladbachern der zweite Umschaltspieler. Patrick Herrmann ist zu sehr vom freien Raum angewiesen sowie dem Pass dorthin, welchen er zumeist von Marco Reus erhielt.

Diesen freien Raum nach vorne gab man ihm ebensowenig wie Arango jenen nach hinten und nach innen. Piszczek stellte ihn enorm riskant und unterband gar die Pässe nach hinten, um seine Seite nicht zu öffnen. Stattdessen drängte er ihn nach Möglichkeit in die Mitte, wo er dann von Gündogan übernommen werden konnte. Schmelzer hingegen sollte sich defensiv eher auf das Zustellen seines Raumes konzentrieren und dies mit der aggressiven Spielweise gegen den Mann paaren.

Offensiv wirkte sich dann so aus, dass Schmelzer nach vorne ging, um dem Spiel an Breite zu geben – und nichts mehr. Wenige Kombinationen, wenige Vorstöße und eher auf Sicherheit bedacht, sollten natürlich Kontermöglichkeiten für Herrmann verhindern. Daraus resultierten natürlich zwei statistische Kennzahlen, welche die Spielweise der beiden schwarz-gelben Außenverteidiger perfekt beschrieben: beide hatten eine negative Zweikampfstatistik, Piszczek gewann nur knapp über einem Viertel seiner Zweikämpfe, Schmelzer hingegen brachte 94% seiner Pässe an den Mann.

Gladbachs Positionsdeckung und enge Viererkette

Zum Abschluss widmen wir uns noch zwei allgemeinen Faktoren im Gladbacher Spiel, die in einer solchen Partie natürlich stark ins Gewicht fallen können. Die Idee, die Viererkette noch enger zu stellen, ist im Prinzip eine gute; doch das ist sie nahezu immer. Das Problem sind geöffnete Außenbahnen, von welchen man hoffte, dass der Gegner sie wegen der eigenen Gefahr von Kontern über Außen nicht nutzen könnte.

Doch die Dortmunder besetzten den linken Flügel im letzten Spielfelddrittel situativ mit einem aus Reus, Götze oder gar Schieber, Schmelzer positionierte sich sehr gut und die Mitte wurde ebenfalls überladen. Dadurch wurden die Nachteile von Dortmund aufgefangen, die Vorteile einer verringerten Gefahr einer Überladung der Außen durch gegnerische aufrückende Außenverteidiger genossen sie jedoch weiterhin.

Die positionsorientierte Raumdeckung der Gladbacher warf ebenfalls die Mängel auf. Gegen die beweglichen Dortmunder mit ihrer hohen Dynamik sowie taktischen Stärke werden die Zwischenräume gut bespielt, die Angriffe können intelligent in die richtigen Räume angesteuert werden und Gladbach erhält nie wirklichen Zugriff, sobald sich der Gegner (nach der Anfangsphase) darauf einstellt. Einer von vielen kleinen Faktoren, welche den Sieg so hoch ausfielen ließen – weswegen ein Fazit auch entfällt. Es war schlicht eine gute Mannschaftsleistung der Dortmunder gegen einen nach der Anfangsphase schwachen Gegner.

boRp 3. Oktober 2012 um 11:42

Erstmal: Wenn es noch eine so gute deutschsprachige Fußball-Site gibt, man möge sie mir nennen. Die einzige Analyse von Spielen, dich ich mir gebe – danke an die Autoren hier. Für die Qualität und Schnelligkeit verzeihe ich auch gerne, dass die Texte nicht immer fehlerfrei sind 😉

Zum Spiel: In Gladbachs Spieleröffnung fehlt vor allem ein Dante, der sich immer wieder aus Drucksituationen elegant befreien konnte (und übrigens als einziger Spieler lange Bälle spielen durfte). Oder eben ein Neustädter. Der Abgang von BEIDEN wirkt sich nun so tödlich aus; zumal mit Reus‘ Läufen in die Nahtstellen einer hoch stehenden Kette das wesentliche offensive Element auch noch wegfällt. Ich drück den Borussen(-Fans) die Daumen, dass Lulu das noch hinbiegt diese Saison… Schon jetzt kann man wohl festhalten, dass das oberste Ziel die 40 Punkte sein sollten.

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benedikt 2. Oktober 2012 um 19:07

tut mir aufrichtig leid, der artikel ist inhaltlich bestimmt gut und der anfang wusste auch zu überzeugen, aber satzbau und generelles chaos im text machen es ab dem 2. drittel unlesbar.

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Imrahil 2. Oktober 2012 um 20:30

Blödsinn!

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Fabi 4. Oktober 2012 um 17:06

Tut mir aufrichtig leid, der Kommentar ist inhaltlich bestimmt gut (gemeint), aber mangelnde Grammatik und Groß- und Kleinschreibung machen ihn von Anfang an unlesbar und lassen an der Mühe und ernsthaftigkeit des Autors zweifeln.

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Fabi 4. Oktober 2012 um 17:07

*Hust*… „Ernsthaftigkeit“ natürlich 😉

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Martin01 2. Oktober 2012 um 17:29

Mats Hummels hat in der U21 fast immer im defensiven Mittelfeld gespielt. Auf der Position wurde er mit der U21 Europameister!!!!!!

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pb 2. Oktober 2012 um 20:09

Das ist falsch. Als 6er hat er nur im Finale der EM gegen England gespielt, da allerdings ehr gut. Ansonsten wurde er wie gewohnt als IV eingesetzt.

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Fabian 2. Oktober 2012 um 16:01

Hallo,

wieder einmal Danke für diese Analyse!

Was haltet ihr von der Variante mit Hummels auf der 6? Gab es in den paar Minuten schon aussagekräftige Aktionen?

Auch wenn Mats als Innenverteidiger so ziemlich unentbehrlich ist, denke ich er hätte prinzipiell gar nicht so schlechte Anlagen für die Sechserposition. Zweikampfstark, kopfballstark, antizipierend und einen Blick für Räume und für vertikale und diagonale Pässe. An der nötigen Kondition kann man arbeiten und vielleicht sogar an der Torgefahr ^^

Was denkt ihr?

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vastel 2. Oktober 2012 um 13:21

Danke für die Analyse! 🙂

Vor allem der Abschnitt „Hohes Attackieren der Flügelstürmer“ hat mir sehr gut gefallen und war mir während des Spiels gar nicht so aufgefallen.

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DonTioto 2. Oktober 2012 um 12:33

Servus zusammen!

Gibt’s noch eine Analyse des Tabellenzweiten vom Sonntag? 🙂

Danke und Gruß,
DonTioto

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Denis 2. Oktober 2012 um 12:04

Rein aus Interesse: Warum ist das Spiel denn hier nochmal besprochen worden, wo TE es doch schon für 11Freunde analysiert hat? http://www.11freunde.de/artikel/dortmund-gladbach-der-11freunde-analyse

Wäre es da nicht sinnvoller gewesen, andere Mannschaften abzudecken?

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MR 2. Oktober 2012 um 13:57

Die externen Analysen haben bei uns seit jeher wenig mit den internen zu tun, da der Umfang ja doch sehr weit außeinandergeht. Inhaltlich überschneiden sich ja die beiden Texte hier zum Beispiel kaum. Von daher nehmen wir da in der Wahl der Spiele wenig Rücksicht drauf.

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meyerhans 2. Oktober 2012 um 10:50

Danke für die Analyse – auch wenn ich sie an einigen Stellen irgendwie etwas holprig formuliert fand..

Als Gladbach-Fan interessieren mich diese Analysen natürlich besonders. In diesem Spiel hat sich gezeigt, was ich bereits nach dem Hoffenheim-Spiel hier angemerkt habe: Xhaka kann Neustädter nicht ersetzen. Er antizipiert schlecht und steht fast immer schlecht im Raum, da er meiner Meinung nach zu ballfixiert ist und hinter sich oftmals große Lücken aufreißt. Diese können Spieler wie Reus und Götze natürlich perfekt nutzen, um dann mit Power auf die eher langsamen Gladbacher IV zu gehen…

Das Offensivspiel ist überhaupt nicht austariert – De Jong als klassischer Box-Spieler braucht Flanken und geht genau wie Hanke und De Camargo nie in die Tiefe wie Reus (3 Stürmer des gleichen Typus = Kaderplanung?). Arango zieht eher in die Mitte und ist kein klassischer Flügelspieler.
Und die beiden AV sind offensiv limitiert und schlagen kaum Flanken. Warum Favre immer wieder die Abgänge erwähnt und anscheinend kein wirkliches Offensivkonzept zu haben scheint erscheint befremdlich und passt wahrlich nicht zum Image des Taktikgurus Favre.

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Rudelbildung 2. Oktober 2012 um 14:37

PS und meyerhans:

Ich sehe das genauso. Meiner Meinung fehlt neben Alvaro Dominguez, der das Potential hat ein spielstarker IV zu sein, ein etwas beschlagener Aufbauspieler.

Ich finde Xhaka könnte es werden, ich finde allerdings, dass Xhaka zu tief steht – teilweise holt er sich den Ball von Dominguez ab – dadurch steht Gladbach in der Offensive permanent in Unterzahl.

Wie meyerhans auch sagt rückt Arango permanent ein, aber die linke Seite ist verwaist, da Daems nicht mit aufrückt. Wie wäre es mit Wendt, auch wenn der für Favre wohl zu Defensivschwach ist.

Das ist in der Endkonsequenz nämlich, wie meyerhans sagt, das Problem für de Jong. Er rochiert und besetzt oft die linke Seite, aber fehlt dadurch im Sturmzentrum. Könnte natürlich so funktionieren, wenn Xhaka und Arango mehr konsequent nachrücken und das Zentrum besetzen.

Was ich auch nicht nachvollziehen kann ist das Gladbach so selten flankt. Zumeist ist es nur Hermann der mal flankt, selten auch Jantschke, während von links fast nie eine Flanke kommt. Generell würde Gladbach ein etwas variablerer Angriffsstil gut tun.

Doch was sind die Alternativen?

Wendt und Zimmermann auf den Außenverteidigerpositionen?

Arango auf der Sechs und Hrgota/Ring außen?

Ring auf der 6?

Nordtveit in die IV?

Sind nur ein paar lose Überlegegungen, was sagt ihr?

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PS 1. Oktober 2012 um 21:50

Danke für diese Analyse!

Kommt mir das eigentlich nur so vor oder fehlt den Gladbachern tatsächlich ein spielstarker IV bzw. ein (zweiter) 6er?
Mir schien letztes Jahr das Spiel im Mittelfeld bzw. hin zum Mittelfeld besser zu laufen. Oder lag das an der Eingespieltheit?

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MM 2. Oktober 2012 um 09:09

Neustädter fällt wirklich sehr ins Gewicht. Gladbach ist viel pressing-anfälliger als noch letztes Jahr.

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