FC Augsburg – BV Borussia Dortmund 0:0

Der deutsche Meister trat auswärts in Augsburg an, welche sich in der Rückrunde deutlich gesteigert haben. Man stand somit vor einer unangenehmen Aufgabe, denn die Hausherren hatten nichts zu verlieren und alles zu gewinnen – desweiteren legte der erste Verfolger aus München mit einem eindrucksvollen 7:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim vor und baute wieder etwas Druck auf die Schwarz-Gelben auf, welche mit drei Punkten diesem Drängen hätten abermals entschwinden können. Jedoch zeigte sich bereits zu Spielbeginn, dass ein einfacher Punktgewinn hier nicht in Frage kam, die Underdogs hielten vor eigenem Publikum nicht nur kämpferisch, sondern sogar spielerisch dagegen.

Wechselwirkung der Formationen

Grundformationen zu Beginn des Spiels

Dortmund begann mit einem ziemlich klaren 4-5-1, welches sich genauer als 4-2-3-1 äußerte. Hierbei gab es keine großen Asymmetrien und es war die bewährte Formation der Schwarz-Gelben, welche in den letzten Wochen und Monaten einen beeindruckenden Lauf hatten. Hinten spielten mit Subotic und Hummels zwei moderne Innenverteidiger, wobei letzterer gar als primärer Spielmacher der gesamten Mannschaft bezeichnet werden kann. Der deutsche Nationalverteidiger organisiert und strukturiert das Spiel, während die Doppelsechs vor ihm relativ klassisch besetzt wurde. Kehl war der vertikale und gleichzeitig sehr ruhige Part, er versuchte seinen Mitspielern eine sichere Anspielstation zu bieten und die Innenverteidiger im Aufbauspiel zu unterstützen, was aber nur unzureichend gelang. Bender hingegen füllte die Lücken in der Defensive, attackierte den Gegner nach Möglichkeit beim Vorstoß und sicherte die Außenbahnen teilweise mit ab – kurz gesagt: er spielte seine gewohnte Rolle als einer der besten Sechser der Liga und fraß Kilometer um Kilometer. Davor fungierte Kagawa als Schaltzentrale für die Angriffe, er hätte Angriffe weiterleiten sollen und sich als zentraler Anspielpunkt in der Offensive etablieren können, da er als einziger auf dem Platz sämtliche wichtigen Positionen erreichen kann. Die offensiven und oft mitaufgerückten Außenverteidiger Piszczek und Schmelzer kann er erreichen, ebenso die beiden Außenstürmer Großkreutz und Kuba. Lewandowski sollte sich in den freien Räumen davor anbieten und ebenfalls versuchen, mit Kagawa Pärchen zu bilden, während die defensive Variante für die Pässe des Japaners aus den beiden Innenverteidigern, wobei einer hin und wieder ebenfalls mit nach vorne ging, und der Doppelsechs bestand.

Die Augsburger spielten mit einer ähnlichen Formation, allerdings mit einem Zwei-Mann-Sturm, man gab also die Position des Spielers im Loch auf, jenem Akteur, der als Nachfolger der Zehn entstand. Diese Rolle gibt im modernen Fußball oft Aufschluss darüber, welche Mannschaft das Spiel bestimmen will beziehungsweise es überhaupt kann. Mit einem einzigen Stürmer hätte man nämlich das Problem, dass gegen eine Mannschaft vom Kaliber Dortmunds kein Angriffspressing betrieben werden kann – es sei denn, die gesamte Mannschaft rückt sehr offensiv mit auf und drückt nach, wobei hier die Kompaktheit eine entscheidende Rolle spielen würde. Selbst unter diesen Prämissen wäre es eine große Herausforderung, aber die Ausübung der Augsburger war aller Ehren wert. Man wählte die auf dem Papier einfachere Variante, mit der man zwei Viererketten bilden und zwei Mann für vorne abstellen konnte, agierte auf dem Feld aber doch etwas komplexer. Die beiden Stürmer ließen sich mitunter gar nach hinten fallen und die Außenstürmer rückten ebenso wie Oehrl je nach Spielsituation auf oder verschoben, damit konnte man die Dortmunder davor bewahren, die gegnerischen Defensivlaufwege zu durchschauen. Teilweise kamen sogar beide Stürmer etwas zurück und man baute einen Wall aus fünf Mann im offensiven Mittelfeld auf, womit man die Schnittstellen ins Mittelfeld versperrte – eine seltene Methode, aber doch ebenso vorgekommen wie einige andere. Kurz gesagt: die Augsburger pressten flexibel und sie pressten gut. Die beiden Stürmer Hain und Baier wurden von den Außenspielern gut unterstützt und insbesondere Bellinghausen kam sehr oft gefährlich weit nach vorne, was letztendlich nicht belohnt wurde. Hosogai spielte am defensivsten aus diesem Sextett, er sicherte hinten ab und schränkte Kagawas Spielradius effektiv ein, alles in allem war es von der gesamten Vorderpartie eine ansprechende Defensivleistung.

Dortmunds Spielaufbau

Natürlich ist es ein großer Vorteil, wenn man mit zwei ballstarken Innenverteidigern agiert – sowohl Subotic als auch Hummels, jener ganz besonders, können das Spiel von hinten mitaufbauen und dirigieren. Problematisch wird es allerdings, wenn der Gegner die Mitte zusperrt und die Bewegung im defensiven Zentrum fehlt, um sich für kurze sichere Pässe anzubieten. Die spielintelligenten Aufbauspieler in der zentralen Verteidigung entscheiden sich dann teilweise zu oft für lange Bälle in die Spitze, welche zwar in der letzten Saison bei Barrios mitunter sehr gut funktionierten, aber bei Spielern wie Kagawa und Lewandowski oftmals verschwendet sind. Logisch ist, dass sich Kehl und Bender nur schwer anbieten können, wenn die Augsburger stark pressen, dennoch wären vermehrte Bälle auf die Außenverteidiger die bessere Option für die Dortmunder Innenverteidigung gewesen. Wichtig bei dem Augsburger Pressing war nämlich, dass sie teilweise mit einem 4-1-1-3-1 zu einem 4-1-5(-0) aufrückten, einerseits wieder ein extrem kompaktes 4-2-3-1 bildeten und andererseits ein 4-2-Raute spielten. Dadurch wurden die Räume in der Mitte sehr eng gemacht und man passte sich situativ der gegnerischen Formation an.

So versuchte man, die Außenverteidiger wie auch das defensive Mittelfeld abzusperren und eben jene langen Bälle zu provozieren, dennoch hätte man dagegenwirken können. Aufgrund der stark raumorientierten Attacken Augsburg war nämlich immer der ballferne Außenverteidiger mehr oder weniger frei und anspielbereit, doch diese Option wurde zu selten genutzt, obwohl beide Innenverteidiger die technischen Voraussetzungen für einen solchen Seitenwechsel gehabt hätten. Idealerweise wäre dann ebenfalls der Partner auf der vertikalen Linie frei gewesen und man hätte einen schnellen Konter aufbauen können, wobei das Problem des fehlenden Zehners – Kagawa wurde nämlich lange Zeit extrem stark von der gegnerischen Doppelsechs, insbesondere durch Hosogai, aus dem Spiel genommen – weiterhin evident gewesen wäre.

Dortmunds fehlende Bindung aufgrund einer gefüllten Schnittstelle – oder: wie Augsburg defensiv gut stand und trotzdem für Konter zugänglich war

Jener Kagawa wurde nämlich in „seinem“ Raum teilweise manngedeckt, dieser Raum zwischen den Linien ist ohnehin extrem wichtig für das Spiel der Dortmunder, besonders ohne Götze in der Mannschaft. Lewandowski ist ein mitspielender und sehr aktiver Stürmer, zumeist pendelt er allerdings auf die Außenbahnen und wechselt seine Position zwischen den drei Schnittstellen in der gegnerischen Viererkette, was ihn zu einem horizontal laufenden Stürmer macht.

Kagawa übernimmt als hängender Stürmer hierbei den vertikalen Part, benötigt aber eben diesen freien Raum, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Mit dieser Dynamik schaltet er sich flink in ein schnelles Kombinationsspiel ein und nutzt entstandene Löcher, um das Spiel im letzten Drittel mitzugestalten. Dieses Mal gelang ihm das aber kaum, was an mehreren Ursachen lag. Lewandowski hatte seine Mühe gegen zwei Innenverteidiger, die in einem disziplinierten Defensivverbund eine solide Partie ablegten. Auf den Außenbahnen spielten mit Kuba und Großkreutz zwei Spieler, welche beide keine spielmachenden Außenstürmer sind und zumeist eher Richtung Grundlinie oder diagonal zum Strafraum laufen – keiner der beiden ist ein herausragender Kombinationspartner, keiner von beiden zieht nach innen und füllt den Raum vor ihm spielerisch, indem er durch einen großen Passradius die Gegner zum Versperren der Laufwege zwingt. In diesem Spiel fehlte den Dortmundern mehreres: die Bindung nach vorne aufgrund Kagawas relativ schwacher Leistung, die Gefahr über die Außen, weil die Außenverteidiger zwar sehr hoch und mutig agierten, sich aber zu ineffektiv zeigten und einem fehlenden Strategen – ob dieser über die Flügel gekommen oder auf der Doppelsechs gewesen wäre, hätte nur minimalen Unterschied gemacht, seine Existenz wäre allerdings in beiden Fällen von eklatantem Vorteil gewesen. Mit Gündogan saß ein solcher Spielertyp draußen, der jedoch Kapitän Kehl den Vortritt überlassen musste. Ein Schnitt ins eigene Fleisch, denn in den festgefahrenen Situationen dieser Partie hätte es einen technisch starken Ballverteiler gebraucht, der kürzere Pässe als die beiden Innenverteidiger hinter ihm hätte spielen können. Er hätte jene Aufgabe übernommen, die Kagawa hatte und die er nie hat erfüllen können. Schlichtweg, weil er in den schwarzen Löchern der gegnerischen Formation festhing.

Fazit

„Endlich ‚mal wieder ein Punktverlust für die Dortmunder“, werden sich sicher etliche Bayernfans denken. Und natürlich ist dies sicher die Schlagzeile der morgigen Zeitungen, doch dies darf nicht die beherzte und gute Leistung der Augsburger dezimieren, welche eine sehr solide Partie zeigten und den Meister vor große Probleme stellten. Mit einer taktisch hochwertigen Spielweise spuckte man Klopp in seine Suppe und konnte einen Punkt zuhause behalten – ein gefühlter Sieg für den für viele „fast-sicher-Absteiger“. Man kann es dem Underdog aus Bayern nur gönnen.

timo 15. März 2012 um 14:15

aj ihr seid ja richtig toll hier 🙂 gleich ma in de favouriten gespeichert. Klasse Anaylse! Ich finde das 0:0 äußerst interessant und habe es auch vorhergesagt. Zumindest habe ich auf ein unentschieden plädiert.

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Dieter Ronaldo 13. März 2012 um 20:47

Super Analyse!
Dazu meine Frage: wie haben Sie dieses Spiel anlysiert. Haben Sie eine Software genutzt, wenn ja welche un woher? ODer haben sie das Spiel sich mehrfach angesehen un selbst einiges notiert?

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maverick.91 13. März 2012 um 14:31

Hi, ich stelle mir hier gerade die Frage inwiefern die Idee mit der Manndeckung gegen Kagawa bei anderen Teams (da ich Bayern-Fan bin hauptsächlich in Bezug auf Bayern) Nachahmer findet und ob das funktionieren kann.
Haltet ihr es für sinnvoll einen Spieler aus der Doppelsechs (denke eher der defensivere Part sprich Tymoshchuk/Gustavo) abzustellen um Kagawa aus dem Spiel zu nehmen?
Wieviel ändert sich wenn Götze bis zum Bayernspiel wieder dabei ist. Kann er das Kreativloch das entstünde auffüllen?
Wäre dann vllt sogar ein 4-3-3 mit beiden defensiven Sechsern und Schweinsteiger als umschalter sinnvoll? (vorne dann Robben Ribery Müller/Gomez)
Oder meint ihr Bayern sollte sich nicht so sehr auf den Gegner einstellen und eher versuchen Dortmund das eigene Spiel aufzudrücken auch wenn das in den letzten drei Versuchen gescheitert ist.
Ist vllt etwas weit vorgegriffen aber angesichts des vergangenen Spieltages halte ich dieses Spiel mehr und mehr für vorentscheidend in Bezug auf die Meisterschaft diese Saison.

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bazinga 13. März 2012 um 19:26

Die Variante, dass man konsequent einen Manndecker (Gustavo/ Tymoschuk) auf Kagawa ansetzt halte ich für Bayern eher ungeeignet. Die Manndeckung war ja schließlich nur möglich, weil Augsburg von vornherein sehr defensiv eingestellt war, d.h. man hatte ja teilweise eine 4-1-5-(0) Formation (wie in der Analyse beschrieben) und man versuchte durch Konter zu Chacnen zu kommen. Die Kreativspieler Ribery, Robben (sofern der Niederländer spielen sollte und nicht Th. Müller) und auch die Sturmspitze Gomez würden mehr nach hinten arbeiten müssen, als sie es gewohnt sind und die Bayern, die ansonsten die dominantere Rolle einnehmen, müssten sich überwiegend mit Kontern begnügen. Scheint mir eher unrealistisch.

Gruß

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DAF 13. März 2012 um 20:01

Das hängt für mich stark von der Ausganslage dieses Spiels ab.
Dortmund hat nach Bayern ein extrem schweres Restprogramm gegen die anderen beiden momentanen Topklubs (auf Schalke und gegen Gladbach) und gegen Lautern und Freiburg, die dann vmtl. um den Klassenerhalt kämpfen. Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, dass Bayern, falls sie bis dahin wieder Tabellenführer sein sollten, sich vllt. erst mal zurückzieht, auf Konter lauert und ansonsten das Unentschieden mitnimmt, um im restlichen Saisonendspurt die Tabellenführung zu verteidigen. Dann wäre es durchaus plausibel, Kagawa und Götze in Manndeckung zu nehmen. Wenn jedoch (wonach es momentan aussieht), Dortmund am 30. Spieltag Tabellenführer ist, wird Bayern sich kaum hintenreinstellen.

Grüße

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vastel 14. März 2012 um 04:56

Die Bayern werden sich nach 3 verlorenen Spielen gegen den BVB nicht noch einmal die Blöße geben wollen und werden daher sicherlich alle Weichen auf Sieg stellen. Ich erwarte eher, dass Dortmund wieder für ihre Verhältnisse sehr defensiv an das Spiel herangehen werden und die Münchner kommen lassen.

Die letzten beiden Spiele der Bayern (Hoffenheim, Basel) haben doch gezeigt was passiert, wenn die Defensive nicht äußerst kompakt steht und die Räume für Robbery und die anderen Offensivkräfte nicht dicht gemacht werden: Dann kommt die ganze Offensivklasse der Bayern zum tragen und es gibt ein Schützenfest.

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bazinga 14. März 2012 um 13:53

Ich bin der gleichen Meinung wie wie vastel es beschrieben hat: Klopp hat schon öfters davon erzählt/geschwärmt, welche individuelle Klasse Robben und Ribery haben und dass es ganz schwierig ist die beiden Spieler 90min. lang aus dem Spiel zu halten. Da lässt Klopp bekanntlich Doppeln, aber man kann nur Doppeln, wenn man auch genügend Spieler in Reichweite hat, daher wird Dortmund ziemlich kompakt stehen in der Abwehr wie auch im Angriff um bei einem Ballverlust zügig zur Formation finden zu können. Demzufolge wird das Risiko, das Dortmund eingehen wird geringer sein als bei den Spielen gegen beispielsweise Augsburg, Hamburg oder Berlin.

Gruß

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bazinga 12. März 2012 um 15:30

Dass Kagawa in traditioneller Manndeckung genommen wurde sorgte für großes Aufsehen und anscheinend hat dies auch gut funktioniert. Ich frage mich nur: Warum hat sich der Japaner dann nicht häufiger zurückfallen lassen? Im Spiel gegen Hamburg (?) sorgte das für einigen Wirbel in der Deckung des Gegners. Sollte dies jetzt häufiger vorkommen, müsste sich J. Klopp sowieso etwas einfallen lassen, entweder er gibt Kagawa die Anweisung sich wie gegen den HSV teilweise hinter die 6er fallen zu lassen oder er muss einen spielstärkeren 6er bringen.

Gruß

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MR 12. März 2012 um 17:08

Gerade wegen der Manndeckung nutzt das Fallenlassen nichts.

Kagawa hat das schon gemacht, sogar mehr als sonst, aber er wurde dadurch (natürlich) nicht selber frei, sondern schuf Raum vor Augsburgs Abwehr. Der Plan war m.E., dass Kuba und Großkreutz in die entstehenden Räume hineingehen, aber man hat es zu selten geschafft sie dort anzuspielen.

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Jose Mourinho 12. März 2012 um 18:57

Meiner Meinung nach stand Dortmund für das Gegenpressing nicht gut, bzw. man hat die Räume bespielt die in Unterzahl waren. Man hat nach einen Ballverlust fast eine Ewigkeit gebraucht um den Ball zurückzugewinnen. Verstehe auch nicht warum es Klopp bei der doppel-6 mit Kehl&Bender belässt, die beiden sind doch eher dafür bekannt einen einfachen Pass zu spielen und nicht gute Räume zu bespielen.

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MR 12. März 2012 um 21:52

Die Ballverluste waren einfach sehr schlecht in vielen Fällen. Bei Fehlpässen vom IV auf den AV lässt sich natürlich schwer gegenpressen. Mit Überzahlräumen hatte das gerade wegen der Manndeckung in meinen Augen nichts zu tun, man hatte ja quasi dauerhaft überall Gleichzahlen. Weil Augsburg sehr schnell und leidenschaftlich auf Freilaufbewegungen reagierte, bekam man dann keine Zeit am Ball.

Wenn der Gegner Manndeckung nutzt, dann muss man im Grunde van Gaal spielen. Maximale Raumstreckung, konsequentes Spiel über den freien Mann. TR und ich hatten mal eine Diskussion darüber, was die Unterschiede zwischen van Gaal (also seinem Bayern, bei Alkmaar wars anders) und zB Guardiola sind und sind bei den Begriffen „Überzahlfußball“ (Barcelona, fluide Positionswechsel, Überzahlbereiche herstellen, Dreieckskombinationen) und „Raumfußball“ (Positionstreue, Gerüst durchspielen, Überlegenheit erzeugen durch Dribblings und Doppelpässe). Der Raumfußball ist vorallem dann überlegen, wenn direkte Zuordnungen verhindern, dass der Überzahlfußball greifen kann.

Dortmund hätte in diesem Spiel optimalerweise auf Raumfußball umstellen müssen, was ihnen aber aus verschiedenen Gründen nicht entgegenkommt. Zum einen hat Augsburg natürlich keine totale Manndeckung gespielt, zum anderen fehlen Dortmund (wenn das sehr defensive Mittelfeld Großkreutz-Kehl-Bender-Kuba spielt) die Spieler, die sich im 1-1 durchsetzen. Zuletzt wäre so eine Extremumstellung des Ansatzes während des Spiels natürlich schwierig gewesen und daher ziemlich riskant.

Ich hät mir dennoch gewünscht, dass Leitner eher gekommen wäre, dass Großkreutz früher für Perisic oder Gündogan gekommen wäre und vlt Kagawa auf den Flügel geht und dass dann 1-gegen-1-Situationen und Vorstöße von Hummels mehr fokussiert werden. Aber Klopp scheint keine Kompromisse in der Defensive mehr machen zu wollen. Artikel dazu kommt Ende der Woche…

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Steve 14. März 2012 um 18:40

Exakt. Deswegen wäre ja ein spielstärkerer DM („8er“) hier sinnvoll gewesen, da dieser genau diese Bälle in den entstehenden Raum hätte spielen können. Hummels und vor allem Subotic entscheiden sich zu häufig für die AV oder versuchen einen sehr langen Diagonalball. Dort stand Lewandowsky dann gegen gleich zwei, manchmal drei sehr gut und konzentriert verteidigende Augsburger zu oft auf verlorenem Posten, bzw wenn er den langen Ball behaupten konnte, wurde zu langsam und vor allem mit den falschen Laufwegen nachgerückt.

Den Augsburgern gebührt auf jeden Fall ein Riesen-Kompliment, dann auch andere Mannschaften, die ähnlich stark auf Hummels pressten zuletzt (zB Berlin, Mainz), „zerstörten“ zwar in ähnlicher Form das Dortmunder Umschaltspiel, verloren aber trotzdem am Ende das Spiel.

Ich denke, die Trainer der nächsten Gegner werden sich das Spiel in Augsburg sehr genau angesehen haben (Plattitüde, ich weiss, sorry dafür…). Das starke Pressen auf Hummels ist schon länger zu beobachten, Klopp muss meiner Meinung nach darauf reagieren, sonst gibt es noch die eine oder andere herbe Enttäuschung. Es braucht zum einen eine kreativere Sechs als Kehl/Bender. Zum anderen spielt Schmelzer sehr schwach, ich würde das daher mal mit Großkreutz in der LV und Perisic davor , als auf Kevins angestammter Pos. probieren. Die Mängel im Spielaufbau im DM und die schwache LV sind meine einzigen wirklich ernsten Kritikpunkte am BVB der Rückrunde, und ich denke, dass sie nur mit Personalwechseln kurzfristig zu beheben sind.

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Ian 12. März 2012 um 13:17

Auf links ist Schmelzer einfach zu uneffektiv. Er genießt in nahezu jedem Spiel viele Freiräume, rumkommen tut dabei aber nichts.

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Ripley 12. März 2012 um 18:03

kann ich nur zustimmen, Schmelzer ist in seiner Entwicklung stehengeblieben, und hat technisch erhebliche Defizite, nur kämpferischer Einsatz und Dynamik reicht für höhere Ansprüche nicht aus. Manchmal hab ich den Eindruck, dass Schmelzer nur deshalb die Freiräume hat, weil klar ist, dass von seiner Seite keine wirkliche Gefahr ausgeht.

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MR 12. März 2012 um 20:59

Das war gegen Leverkusen definitiv der Fall. Ich finde, er hat sich sogar zurückentwickelt. Irgendwann hat er mal recht gut geflankt und die Schüsse gingen auch mal zumindest fast auf’s Tor. Aber mal abwarten, er hat offensiv eindeutig auch n Formtief gerade.

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AK 13. März 2012 um 12:40

Schmelzer hat tatsächlich riesige Freiräume, weil sich die Gegner häufig stärker auf die gefährliche rechte Seite des BVB konzentrieren. Dafür kommt in der Tat zu wenig bei rum. Allerdings fehlt ihm auch ein Stück weit der geeignete Konterpart. Wenn Piszczek rechts marschiert, wird er durch Kuba gesichert, das ist links mit Schmelzer und Großkreutz anders. Dazu kommt, dass Schmelzer im Prinzip beide Vorbereitungen im Sommer und Winter fehlen und man ihm das auch anmerkt.

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fwf 12. März 2012 um 01:04

Also ich bin immer fasziniert, wenn ich diese Analysen hier lese, ich finds echt toll, dass hier nicht hohl an der Oberfläche gekratzt, sondern viel tiefer auf die Materie Profifußball eingegangen wird. So erscheinen einfache Dinge doch in einem viel groesseren, komplexen Zusammenhang. Echt ein dickes Lob!

Das ist allerdings die erste Analyse, die ich nicht so gelungen halte wie die anderen. Belehrt mich eines Besseren, aber ich finde hier wird viel zu wenig auf die zweiten Bälle (sogar gar nicht?!) eingegangen, die Augsburg reihenweise für sich entscheiden konnte. Klopp ist doch genau auf diese Ballgewinne aus? Da hat Augsburg den Dortmundern durch viel Konzentration und Einsatz den Zahn gezogen. Oder ist das alles unter dem Aspekt des Gegenpressings gefasst?

Zweitens wird gesagt, dass lange Bälle auf Lewandowski und Kagawa eher Verschwendung seien und es in der letzten Saison mit Barrios besser geklappt habe. Kagawa kann ich absolut nachvollziehen, aber bei Lewandowski seh ich das ganz anders. Er ist wichtiger Bezugspunkt für lange Bälle in der Offensive. Durch seine Robustheit und klasse Ballbehandlung kann er sich immer wieder in Luft- und Bodenduellen behaupten. Ich bin immer wieder begeistert mit welcher Selbstverstaendnis und Leichtigkeit Lewandowski diese Baelle runterpflueckt und teilweise sogar gegen zwei Verteidiger abschirmt. Für mich ist das sogar ein sehr probates Mittel.
Letzte Saison hab ich noch nicht genau auf solche Dinge geachtet, aber Barrios ist immer wieder unter den langen Schlägen durchgetaucht, das sah immer sehr dilettantisch aus, ich weiß aber nicht inwiefern das mit Taktik zu tun hatte.

Gruß

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AK 12. März 2012 um 12:08

Sehe ich ziemlich ähnlich. Mir ist die Analyse zu schludrig. Die langen Bälle sind bei Lewandowski sogar deutlich wirkungsvoller als bei Barrios, weil sich Lewandowski vorne sehr gut behaupten und die Bälle für die stets nachrückende offensive Dreierreihe im Mittelfeld ablegen kann. Barrios geht diesen Zweikämpfen eher aus dem Weg und hofft drauf, dass seine Gegenspieler den Ball durchlassen.

Diese Angriffsvariante ist recht elementarer Bestandteil des BVB-Spiels, insofern wundert mich diese These hier doch etwas.

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el tren 11. März 2012 um 11:50

Neben der sehr starken taktischen Leistung und dem hohen, defensivem Engagement der Augsburger, welches in der Analyse gut herausgearbeitet wurde, waren sie aber auch erstaunlich spielstark bzw. technisch stark.

Sie konnten sich aus mehreren Situationen rauskombinieren, in denen Dortmund ein starkes Pressing gegen die Augsburger praktizierte, das in der Form normalerweise zum Ballgewinn geführt hatte. Gerade für einen vermeintlich schwachen Kader bemerkenswert. Defizite gab es aber dennoch im Aufbauspiel, insbes. in den wenigen Kontermöglichkeiten, die durch schwache Pässe fahrlässig vergeben wurden.

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B 11. März 2012 um 00:25

Ich denke, die gute Spielweise Augsburgs in den letzten Spielen, hat sehr viel mit der Personalsituation zu tun: Seitdem Luhukay endlich erkannt hat, dass Lorenzo Davids eher unmotivierter Mitläufer denn Kampfsau ist und ihn nicht mehr aufstellt, läuft es bei Augsburg viel besser. Kann mich noch gut erinnern wie er gegen Bayer 04 bei gegnerischem Ballbesitz in Zeitlupe nach hinten getrapt ist. Die Verpflichtungen in der Winterpause haben eingeschlagen: Koo ist klasse und Ostrzolek ist eine gute Ergänzung, wenn de Jong mal ausfällt. Daneben kam nach seiner Verletzung noch ein starker Bellinghausen zurück. Sankoh ruft endlich ab was er kann, ohne irgendwelche Böcke zu schießen. Und da Mölders nicht mehr spielt, kann man zwar die Bälle vorne nicht mehr so gut halten, hat jedoch mit Oehrl bzw. heute Hain weit beweglichere Spieler am Start und verfällt nicht in das Schema „langer Ball auf Mölders, Mölders hält Ball bis die anderen nachrücken“, sondern spielt variabler und schneller nach vorne.

Heute stand Augsburg sehr kompakt, verschob gut, lief viel (laut sport1-Statistik im Ticker etwa soviel wie der laufstarke BVB) und zwang Dortmund so zu teilweise hilflos wirkenden Bällen. Erstaunlich fand ich, dass Subotic mit 120Ballkontakten, 40Ballkontakte mehr hatte als Hummels, wobei das wohl damit zusammenhing, dass der FCA etwas mehr auf Hummels als auf Subotic presste. Das scheint im Moment ein Trend zu sein, den Dortmunds Gegner gehen. Erstaunlich fand ich an der FCA-Aufstellung, dass der Ausfall von Callsen-Bracker kompensiert wurde indem der gelernte Stürmer Oehrl aus der Spitze auf die linke 6 gezogen wurde und für ihn Hain in der Spitze gespielt hat. Sinkala wäre sicher die logischere Variante gewesen (6er für 6er). Aber ich denke Luhukay hat sich davon ein schnelleres Umschalten versprochen, da Sinkala häufig etwas schwerfällig wirkt.

btw: Ich frag mich ja, wieso Kehl keine Gelb-rote Karte bekommen hat. Das Einsteigen in der 72.Minute war schon gelbwürdig, aber hätte vermutlich nichts am Ergebnis geändert, da Augsburg nach vorne kaum Gefahr ausgestrahlt hat. Bremen wird sich als nächster Gegner des BVB eventuell etwas ärgern (wobei ich keine Verschlechterung sehr wenn Gündogan statt Kehl spielt).

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Sunny 12. März 2012 um 11:55

Meiner Ansicht nach konzentriert sich die Medienberichterstattung zu sehr auf die beiden gelben Karten vom BVB. In der Zusammenfassung des Aktuellen Sportstudio wurden Fouls von oder die zwei gelben Karten gegen Augsburg gar nicht erst erwähnt. Soweit ich das Spiel in Erinnerung habe, gab es die jedoch auch. Man könnte zum Beispiel auch die Frage stellen, warum Hain nicht gelb gesehen hat (u.a. Weidenfeller angangen, Ellenbogen im Gesicht von Hummels). Und Hosogai hatte Kagawa zum Beispiel auch gefoult, aber das findet ebenfalls keine Erwähnung.

Na ja, die Kartenstatistiken kann sich jeder selbst ansehen. Meinem Eindruck nach wurde auf beiden Seiten gleich viel gefoult, was die Foulstatistik (je 16) bestätigt.

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Yadirf 10. März 2012 um 21:57

Was mir noch auffiel in der zweiten Halbzeit:
Kehl ist zumeist zwischen Subotic und Hummels zurückgefallen und die beiden Aussenverteidiger haben sich recht tief in die gegnerische Hälfte bewegt. Allerdings schien mir das auch nicht wirklich effektiv. Sollten damit Subotic und Hummels etwas mehr Zeit zum Spielaufbau bekommen? Dadurch dass sie weiter auseinander standen und vielleicht nicht ganz so leicht zuzustellen waren? Oder was war denn die vermutlich Absicht dahinter? Oder fiel mir das ganze nur falsch auf?

Mich hat es auch gewundert, das Klopp nicht zuerst Gündogan anstelle von Leitner gebracht hat. Nach seiner starken Leistung letzte Woche.
Leitner schien mir noch nicht ganz fit. Hat in ein paar Situationen auch die falsche Entscheidung getroffen. Einmal hätte er gut auf Kuba (glaube ich) rauslegen können. Ich weiß auch gar nicht, seit wann er wieder im Training ist.

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Jose Mourinho 10. März 2012 um 22:24

Zur Einwechslung Leitners:
Gündogan ist eher der „Spielverlagerer“ (:D), er ist ruhiger und eher ein Ballbesitzspieler, Leitner ist mehr der direkte Spieler..

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mtoteaxmax 12. März 2012 um 14:35

Dass der 6er sich zwischen die IV fallen lässt sieht man immer öfter (egal welche Spielklasse) dadurch kann man auf eine verkappte 3er-Ketter zurückgreifen und durch die aufrückenden AV mehr über die Flügel spielen und viel Druck ausüben (brachte in diesem Spiel aber leider nicht den gewünschten Effekt)
Außerdem wird dadurch der Spielaufbau leichter, da man in der Mitte ein bisschen mehr Platz und einen vergleichsweise starke Aufbauspieler (meiner Meinung nach nicht gerade die Stärke von Subotic und Hummels) von hinten raus hat.Falls er nicht angegriffen wird kann er auch leicht 10-15 Meter mit Ball am Fuß gutmachen ohne für den Gegner Räume zu öffnen (was bei einem IV der Fall wäre).

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