Athletic Bilbao – Espanyol Barcelona 3:3

Neben Real Madrid und Barcelona sollen auch die anderen Teams aus La Liga nicht zu kurz kommen, besonders, wenn sie so erfolgreich sind wie diese beiden.

Sowohl Athletic Bilbao als auch Espanyol Barcelona gehören zu den absoluten Spitzenteams der Tabelle, werden in Bezug auf die weiteren spanischen Top-Klubs oftmals aber erst hinter Mannschaften wie Valencia, Sevilla, Atletico Madrid oder gar Villarreal genannt. Aktuell belegt man knapp hinter dem Überraschungsteam Levante die Ränge 5 und 6 in der Tabelle, welche zur Teilnahme an der Europa League berechtigen. Marcelo Bielsa hat den Basken in einem sehr flexiblen 4-1-4-1 ein von Pressing, Laufstärke, Intensität und Bewegung geprägtes Spiel verordnet und damit sehr überzeugend Barcelona einen Punkt abgeknöpft – ebenso, wie es deren Lokalrivale Espanyol in einer beeindruckenden Art und Weise schaffte. Wie so oft half ihnen in jenem Spiel ihre solide Abwehr, die erst 21 Tore in 20 Spielen fing, wobei man auch erst 22 Treffer selbst netzte.

Diese direkte Partie war allerdings überhaupt kein von Abtasten oder starken Defensivreihen geprägtes Spiel. Beide Teams suchten das Tempo und den Weg nach vorne, was sich in vielen Chancen und Torschüssen sowie schließlich dem Ergebnis niederschlug.

Athletic Bilbao mit auffächernder Formation und gnadenlosem Flügelspiel

Grundformationen eines offenen Spiels

Durch die offensive Ausrichtung schien das System der Hausherren eher wie ein 4-3-3 denn ein 4-1-4-1, doch vor allem waren die Verschiebungen in der Formation sehr interessant. So ließ sich – wie der HSV es unter Thorsten Fink praktiziert – der defensive Mittelfeldspieler Iturraspe nach hinten zu seinen auffächernden Innenverteidigern fallen und bildete mit ihnen eine Dreierkette, so dass die beiden Außenverteidiger aufrücken konnten und dort für gefährliche Flügelläufe sowie Breite sorgen sollten.

Weil die Dreierkette aus einem durchaus offensiv ausgerichteten Mittelfeldspieler sowie mit dem gelernten Sechser Javi Martínez und dem spielstarken Mikel San José besetzt war, verfügte man in der Tiefe des Feldes über ein enormes Ausmaß an Spielstärke und Passsicherheit, welche es den Basken einfach erlaubte, den Ball nach vorne zu tragen. Im Mittelfeld waren López und vor allem Muniain durch ihre Beweglichkeit auf den Außen immer gefährlich und wurden außerdem durch die energischen Außenverteidiger sowie die beiden verbliebenen Mittelfeldspieler unterstützt, welche sehr oft mit auf die Außen gingen.

Das Spiel wurde schnell eröffnet und konnte dann durch ständige Überzahl- und Pärchenbildung, oftmals in Dreiecks- oder Z-Formen, auf dem Flügel mit Tempo und Dynamik die Linie entlang gespielt werden. Insbesondere de Marcos gelang es außerdem hervorragend, die Zentrale mit abzudecken und neben dem großgewachsenen Llorente für Torgefahr zu sorgen. Gerade zu Spielbeginn gab es eine Unmenge von Powerplay-Angriffen über die Außen, auch mit vielen Flanken (insgesamt schlug Bilbao 27), bis dann de Marcos einen davon zur Führung abschließen konnte  (26.).

Coutinho und Weiss spielstark bei Espanyol

Auf der anderen Seite wurde das Spiel über die Flügel nicht weniger forciert und auch hier gingen die beiden Außenverteidiger – insbesondere Dídac, welcher schon bei der U21-EM im Sommer auf sich aufmerksam machte – mit nach vorne, was das Spiel auseinanderzog. Während der Gastgeber allerdings eher über rechts spielte, kam Espanyol über die linke Flanke, was bei beiden Mannschaften am jeweils offensiveren Außenverteidiger sowie potentiellen Lücken, die der Gegner hinterlassen könnte, lag.

Schlüsselaspekt beim Angriffsspiel der Gäste waren wohl die beiden Flügelstürmer Vladimir Weiss, Leihgabe von Manchester City, und Philippe Coutinho, Leihgabe von Inter, als individuell stärkste Spieler. Sie zogen immer wieder ins Zentrum oder ins Halbfeld und dort ein dynamisches Kombinationsspiel untereinander sowie mit Hilfe von Romaric und Verdú auf.

Weil Iturraspe häufig auch bei gegnerischem Ballbesitz hinten blieb, da er erst spät wieder ins Mittelfeld rücken konnte, öffneten sich Lücken zwischen den Linien, die für dieses Spielchen hervorragend genutzt werden konnten – mit schnellen Passstafetten konnte man in diesem Raum einen Offensivspieler anspielen.

Auf diese Weise konnten die Katalanen durch Treffer von Romaric (33.) und Weiss (48.) das Spiel drehen, denn vor allem der letztgenannte Slowake rochierte immer wieder auf die linke Seite von Coutinho und erzeugte dort mit jenem eine Überzahl, was beiden Toren direkt vorausging. Da die beiden Flügel bei ihren Läufen ins Zentrum ebenso wie der offensive Mittelfeldspieler Verdú keinen direkten Gegenspieler hatten, mussten die Mittelfeldakteure Bilbaos zunächst wegbleiben, so dass man Tempo aufnehmen konnte, was natürlich für das dynamische Kombinationsspiel sowie das Überladen hervorragende Voraussetzungen waren.

Da aber auch Bilbao trotz dieser defensiven Schwachpunkte weiter munter nach vorne spielte, durch die eingewechselten Ander und Susaeta (46.; statt den schwächeren Pérez und López) neuen Schwung und mehr Dynamik sowie Fluidität fasste und außerdem bei Standards durch Javi Martínez und den großen Llorente ebenso wie bei Flanken die Lufthoheit hatte, konnten die Gastgeber im San Mámes durch genau diese beiden Spieler das Spiel erneut herumdrehen (58. und 65.) und sahen schon wie der sichere Sieger aus, ehe der eingewechselte Juan Albín nach einem langen Ball von einem Ausrutscher in der Defensive profitierte und zum verdienten Ausgleich einschoss.

Fazit

Ein tolles und atemberaubendes Spiel zweier starker und begeisternder Mannschaften, die mit viel Mut und Einsatz nach vorne spielten, zwar hinten einige Schwächen offenbarten, aber vorne interessante wie effektive Offensivkonzepte zeigten. Bilbao war etwas stärker, intensiver und durchsetzungsfähiger, Espanyol wirkte etwas dynamischer und moderner, da kombinierender und fluider – letztlich also eine gut passende Patt-Stellung zwischen den Taktikfüchsen Bielsa und Pochettino.

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