1. FFC Frankfurt – Turbine Potsdam 0:2

Turbine Potsdam gewann im Spitzenspiel des 9. Spieltags der Frauen Bundesliga beim 1. FFC Frankfurt mit 2:0 und baut damit die Tabellenführung auf 5 Punkte aus. Der Kontrahent rutscht mit der nun dritten Niederlage in Folge, und der zweiten in dieser Bundesliga Saison, auf den dritten Tabellenplatz ab.

Anfangsformationen

Aufstellungen

Beide Mannschaften spielten in ihren gewohnten Grundausrichtungen. Frankfurts Trainer Sven Kahlert überraschte bei der Aufstellung mit Meike Weber im Mittelfeld und Sara Thunebro als linke Außenverteidigerin. Im Vergleich zum Champions League Rückspiel in Paris kehrte Melanie Behringer ins Mittelfeld zurück und Kerstin Garefrekes durfte auf ihrer Stammposition an der Außenlinie auflaufen. Kahlert verzichtete zunächst auf Dzsenifer Marozsán, die auf der Bank saß, und setzte Sandra Smisek als Mittelstürmerin ein. Mit Weber im Mittefeld setzte Kahlert auf eine defensive Allrounderin und Arbeitsbiene und Frankfurt stand etwas defensiver als gewöhnlich.

Bernd Schröder hatte vielen Stammkräften am Donnerstag in Glasgow eine Pause gegönnt und kehrte zu einer seiner besten Formationen zurück. Auf der linken Außenbahn sollte Jennifer Cramer den Vorwärtsdrang von Kerstin Garefrekes bremsen. Und in der Verteidigung kümmerten sich Babett Peter, Tabea Kemme und Jennifer Zietz um Lira Bajramaj und Sandra Smisek. Den Angriff bildeten wieder Anja Mittag, Yuki Nagasato und Genoveva Anonma.

4-4-2 vs. 3-4-3

Die Formationen beider Teams sind prädestiniert um aufeinander zu treffen. Im Mittelfeld hat jede Spielerin ihre Gegenspielerin, so können direkte Duelle das Spiel entscheiden. Dazu haben beide Mannschaften eine extra Spielerin zur Absicherung in der Verteidigung.

Die Schwäche einer 3er-Abehrkette ist, dass sie nicht breit genug ist um gegen Flügelspieler zu verteidigen und so die Gefahr besteht durch Pässe auf die Flügel ausgespielt zu werden. Außerdem kann bei sehr offensivem Flügelspiel des Gegners die eigene Formation auf eine 5er-Kette zurück gedrängt werden. Es besteht dann die Gefahr auf den Flügeln in Unterzahl zu geraten oder in eine defensive 5-4-1 Formation gepresst zu werden.

Aber das 3-4-3 hat den Vorteil sehr flexibel zu sein. Die Außenstürmerinnen können nach innen ziehen und ihre Gegenspielerinnen mitziehen um Räume zu schaffen. Eine Stürmerin kann sich auch fallen lassen und so Überzahl im Mittelfeld schaffen. Dem kann ein 4-4-2 nur entgegenwirken in dem es entweder die Mittelfeldfeldreihe sehr eng spielen lässt und damit die Flügel aufgibt, oder eine Stürmerin zurückzieht um im Zentrum mit drei Spielerinnen präsenter zu sein.

Turbine mit zwei frühen Toren

Potsdam begann das Spiel mit ihrem typischen Angriffspressing und versuchte jede Gegenspielerin sofort zu stören. In der Abwehr wurde teilweise Manndeckung gegen die Stürmerinnen gespielt. Das ist für Turbine nicht ungewöhnlich und hat die Ursache im Pressing, bei dem jede Gegenspielerin sofort unter Druck gesetzt werden muss wenn ein Pass gespielt wird und die Mannschaft weit nach vorne schiebt.

In der Offensive ging es in den ersten Minuten über rechts. Die Stürmerinnen wechselten regelmäßig ihre Positionen und Anja Mittag ließ sich auch ins Mittelfeld fallen. Damit hatte Patricia Hanebeck die Möglichkeit nach vorne zu stoßen. Gerne wurden auch lange Pässe aus der Abwehr in den Angriff genutzt.

Frankfurt konnte sich früh einen Eckball erspielen, aus dem eine Kopfballchance für Smisek entstand. Zu ihrem Pech traf der Kopfball nur die Latte. Das Angriffsspiel beider Teams konzentrierte sich auf die Flügel. Bei Frankfurt wurde oft Garefrekes oder Bajramaj gesucht, die sich nach außen verschob. Es sollte schnell gehen nach Balleroberungen, um die freien Außenpositionen in Potsdams Abwehr zu nutzen.

In der achten Minute ging Potsdam schon in Führung. Ein Einwurf von der rechten Seite in den Strafraum legte Hanebeck zurück auf Cramer, die das 0:1 erzielte. Nach dem Einwurf hatten die Potsdamerinnen im Strafraum zu viel Platz von ihren Gegenspielerinnen bekommen.

Turbine konnte so früh schon auf Konter setzen, einen ersten Versuch konnte Nagasato nicht verwerten. Aber in der 13. Minute erhöhte Anja Mittag auf 0:2. Die Kopfballduelle im Mittelfeld, nach einem Abstoß von Angerer, gewann Potsdam und Hanebeck konnte hinter die Abwehr in den Lauf von Anonma passen, die wiederum Mittag bediente.

Frankfurter Druckphase

Nach dem zweiten Tor presste Potsdam zunächst weiter und zog die Abwehr nicht zurück. Das gab Frankfurt Gelegenheit zu Kontern und brachte auch Chancen ein. Es wurde dabei weiterhin der schnelle Pass nach vorne gespielt, wo über außen der Weg zum Tor gesucht wurde. Auch beliebt war es Alexandra Krieger auf der rechten Seite zu schicken.

Aber Potsdam kam ebenfalls zu Gelegenheiten. Sie versuchten die Kontrolle im Mittelfeld zu behalten und schickten immer wieder Anonma. Dazu gaben Mittag und Hanebeck ein paar gefährliche Fernschüsse ab.

Das schnelle und direkte Spiel der Gäste setzte Frankfurt immer wieder unter Druck. Frankfurts Aufbau war zeitweise zu eintönig. Die vertikalen Pässe auf eine sich fallen lassende Angreiferin zur Einleitung von Kontern waren zunächst die erste Wahl und Potsdams Verteidigerinnen blieben nah an der Stürmerin, um die Ballannahme zu stören und Ballverluste zu erzwingen.

Andere Varianten versprachen mehr Erfolg. Pässe hinter die Abwehr und diagonale Bälle auf die Flügel sorgten eher für Gefahr und zwangen Potsdam, die mit der Zeit ihr Angriffspressing etwas drosseln mussten, die Abwehr tiefer aufzustellen. Potsdam musste die äußeren Mittelfeldspielerinnen nun tiefer aufstellen, und auch die Außenstürmerinnen etwas zurückziehen. Es entwickelte sich ein offenes Spiel in dem beide Teams pressten. Durch die weiten Wege die Weber ging, verbesserte sich das Spiel im Mittelfeld und Garefrekes zog es in die Mitte, so dass Krieger vorstoßen musste um das Feld breit zu halten. Das ganze Offensivspiel von Frankfurt war am Ende der ersten Halbzeit flüssig, brachte auch Chancen ein, aber kein Tor.

Kampf im Mittelfeld

Das Personal änderte sich nach der Pause zunächst nicht. Um die Kontrolle zurück zu gewinnen hatte Bernd Schröder seine Mannschaft aber zu mehr Aggressivität und Pressing angehalten. Dabei versuchte Turbine, wie zuvor Frankfurt, die im Angriffsspiel eingebundenen Außenverteidiger des Gegners auszunutzen.

Frankfurts Angriffe wurden von Thunebro und Krieger unterstützt, die entstandenen Räume hinter der Außenverteidigung wurden auf Thunebros Seite durch Pässe in den Raum und diagonale Läufe der Stürmerinnen nach Außen und auf dem anderen Flügel durch Dribblings von Anonma angegriffen. Gerade über die linke Seite bekam Frankfurt Probleme, weil Thunebro mehr Druck machen sollte aber durch Fehlpässe ein paar Gegenstöße für Potsdam einleitete.

Wenn Frankfurt unter Druck gesetzt wird, dann leidet ihr Passspiel und Fehlpässe häufen sich. Als einziges Angriffsmittel blieb der Konter über einen langen Ball, meistens auf den rechten Flügel. Was aber von Potsdams Abwehr gut abgefangen wurden.

Nach etwas über einer Stunde wurde Dzsenifer Marozsán für Svenja Huth eingewechselt. Lira Bajramaj ging fest ins linke Mittelfeld. Damit bildete Marozsán mit Smisek die Doppelspitze, wobei Smisek und Bajramaj ab und zu die Positionen tauschten und Marozsán sich ehr auf die rechte Seite des Feldes orientierte. Huth war die unauffälligste Angreiferin bei Frankfurt und durch den Wechsel sollte die linke Seite belebt werden. Marozsán bot als Sturmpartnerin von Smisek, im Gegensatz Bajramaj, eine physische Präsens in Kombination mit einem guten Passspiel.

Fünf Minuten später brachte Schröder die Stürmerin Chantal de Ridder für Patricia Hanebeck und Kahlert nahm Thunebro vom Feld, die sich ein paar Fehlpässe zuviel geleistet hatte. Für sie spielte Gina Lewandowski links hinten. De Ridder war die vierte Stürmerin auf dem Feld bei Potsdam und Nagasato verschob sich ins Mittelfeld neben Viola Odebrecht.

Über weite Strecken rieben sich die Mannschaften aber im Mittelfeld auf und konnten kaum Torchancen herausspielen. Am nahesten war Smisek in der 74. Minute nach einem Konter am Anschlusstreffer. Und Antonia Göransson, sie wurde eingewechselt für Anja Mittag, hätte für Potsdam in der 84. Minute noch auf 3:0 erhöhen können.

Fazit

Potsdam ging früh mit zwei Toren in Führung, überzeugte mit Pressing in der Anfangsphase und verhinderte so präzise Angriffe der Frankfurter. Als der Druck der Gäste nach 20 Minuten nachließ konnte Frankfurt die Oberhand gewinnen. Erst nach der Pause war Turbine wieder näher an den Gegenspielerinnen und brachte Frankfurt aus dem Rhythmus. Beide Mannschaften versuchten regelmäßig den Raum hinter den Außenverteidigerinnen zu nutzen, blieben vor dem Tor aber meist blass.

Nach zwei Niederlagen, darunter eine sehr schwache Partie in Paris, konnte Frankfurt nur die letzten 25 Minuten im ersten Durchgang ausgeglichen gestalten. In dieser Zeit waren gute Ansätze zu erkennen, aber das Team ließ sich zu leicht zu Fehlpässen zwingen.

Potsdam marschiert dagegen ungeschlagen in der Liga voran. Dass beide Vereine schon in der nächsten Pokal-Runde wieder aufeinander treffen, wird die Trainer nicht freuen. Bernd Schröder hätte lieber einen einfacheren Gegner zugelost bekommen und Sven Kahlert hat jetzt genug zu tun um das Pokal-Final als ein Saisonziel nicht frühzeitig aufgeben zu müssen.

datschge 14. November 2011 um 15:25

Danke für den Link. =)

Antworten

jJulia 14. November 2011 um 14:57

Das Spiel gibt’s in voller Länge unter

http://tv.dfb.de/index.php?view=3908

Dort gibt’s auch eine Zusammenfassung.

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