SpVgg Greuther Fürth – Eintracht Braunschweig 1:3

Die Spielvereinigung Greuther Fürth musste im Montagabend-Spiel der 2. Bundesliga einen Rückschlag hinnehmen und verlor zuhause 1:3 gegen den Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Das Überraschungsteam aus Niedersachsen brauchte nur wenige Torchancen, um nach vier Spielen ohne Sieg wieder drei Punkte einzufahren. Fürth rutscht derweil in der Tabelle auf den dritten Rang ab und wird diesen Platz am nächsten Spieltag beim Verfolger am Millerntor verteidigen müssen.

Startformationen

Eine noch ausgeglichene erste Hälfte

Beide Teams reihten sich im 4-4-2 auf. Dabei ähnelten sich die Formationen, die Ausrichtungen der Mannschaften unterschieden sich aber. Beide Trainer stellten eine Doppel-6 im Mittelfeld auf, bei denen sich ein Spieler defensiv positionierte und der andere die offensivere Rolle übernahm. Fürth presste von Beginn an und versuchte über den Einsatz der Außenverteidiger das Spiel zu machen, während Braunschweig defensiv agierte und klar auf schnelle Gegenstöße setzte.

Braunschweig agierte in den Anfangsminuten nervös und ließ so schon in der dritten Minute gute Torchancen durch Edgar Prib und Christopher Nöthe und in der siebten Minute durch Sercan Sararer zu. Auf der linken Seite bildete Stephan Schröck mit Heinrich Schmidtgal durch ihre Kombinationen einen Unruheherd, aber auch diagonale Pässe auf den rechten Flügel sahen zu Spielbeginn vielversprechend aus.

Die Gäste versuchten es dagegen mit direktem Spiel auf Dominick Kumbela oder über die Flügel. Ein schnell ausgeführter Freistoß brachte für die Eintracht die erste Großchance, doch an der Hereingabe rutschten die Stürmer vorbei.

Nachdem Braunschweig die Nervosität abgelegt hatte, fand die Eintracht zu ihrem Spiel und bekam Fürth damit in den Griff. Das Spiel von Fürth wurde statischer und Braunschweig tat sich leichter, Pässe abzufangen und dann zu kontern.

Auch wenn die Spielvereinigung mit dem Anteil von 52,1% bei den gewonnen Zweikämpfen oft die Duelle für sich entschied, stellte Braunschweig mit Mirko Boland (16 gewonnen Zweikämpfe) und Dominick Kumbela (12) die besten Zweikämpfer, die auch noch beide nahe am gegnerischen Tor aktiv waren. Die besten Zweikämpfer beim Gegner waren alle samt Verteidiger, Bernd Nehrig mit 12 gewonnen Duellen und Thomas Kleine und Heinrich Schmidtgal mit jeweils 11 gewonnenen Zweikämpfen. Diese Werte zeigen, dass Fürth sein Pressing nicht aufrechterhalten konnte, aber Braunschweig, wenn es auch nicht als frühes Pressing zu interpretieren war, die Zweikämpfe schon im Spielaufbau des Gegners suchte.

In der 25. Minute gingen die Gäste in Führung. Fürth hatte versucht schnell über den rechten Flügel anzugreifen. Die Flanke von Sararer war zu lang und verfehlte den einzigen Stürmer im Strafraum. Kessel schlug den Ball gezielt nach vorne, wo Kruppke ihn mit nach außen nahm, um dann Kumbela in der Mitte zu bedienen.

Beide Mannschaften hatten versucht, schnell über den Flügel anzugreifen, doch während Fürth in eine 2 gegen 5 Situation lief, mit einem eng gedeckten Mittelstürmer und einem von zwei Gegenspielern bedrängten Vorlagengeber, konnte Braunschweig gegen eine aufgerückte Abwehr das Tempo und kreuzende Laufwege der Stürmer nutzen, um zum Torerfolg zu kommen. Braunschweigs Abwehrkette konnte die Energie des Angriffs durch zurückweichende Laufwege in Verbindung mit der Trennung der einzelnen Gegenspieler aufsaugen, Fürth wurde überrannt und konnte so die Abwehrformation nicht halten.

Nun kann man den Angreifern nicht die Schuld für das Gegentor geben. Es war vielmehr ein Sinnbild der beiden strategischen Ausrichtungen. Braunschweig wollte genau diese Konter fahren und hatte sich in der Abwehr solide aufgestellt. Fürth hatte eigentlich vor, das Spiel zu kontrollieren, sah die Chance für ein schnelles Tor und stürmte mit wenigen Spielern vor. Dabei war das Team aber viel weiter aufgerückt als der Gegner und stand damit offen für Konter bei Ballverlusten. Braunschweigs Verteidiger konnten agieren um den Angriff abzuwehren, die Fürther Abwehr musste reagieren und sich am Ende der Szene geschlagen geben.

Die Führung spielte Braunschweig in die Karten. Sie waren noch weniger gezwungen die Abwehr zu entblößen, hatten aber gleichzeitig einen Motivationsschub bekommen und zwangen Fürth in die Verteidigung. Dass die Spielvereinigung immer wieder einen leichten Fehlpass einstreute, machte es den Löwen in ein paar Szenen leichter.

Erst gegen Ende der Halbzeit fand Fürth wieder zurück ins Spiel, biss sich aber oft die Zähne an der Abwehr der Gäste aus. Die Angriffe liefen dabei meistens über die rechte Seite, von der Fürth insgesamt 16 Flanken schlug (links: 6). Auf der linken Seite hatte Braunschweig mit Schröcks Dribblings und Kombinationen mit Olivier Occean auch weniger Probleme als zu Beginn des Spiels. Nöthes Torschuss in der 38. Minute, der weit übers Tor ging, und ein Fernschuss von Prib, eine Minute später, waren noch die besten Chancen Ende der ersten Hälfte.

Fürth bemüht, Braunschweig erfolgreich

Michael Büskens versuchte zur Pause dem Angriffsspiel neue Impulse zu geben und tauschte Nöthe gegen Felix Klaus aus. Klaus ging rechts ins Mittelfeld (von wo er 5 Flanken schlug) und Sararer übernahm den freien Posten im Sturm (wo er unauffällig agierte).

Braunschweig wollte nach dem Seitenwechsel zeigen, dass sie nicht nur versuchten das Ergebnis über die Zeit zu retten, sondern die Führung ausbauen wollten und hatten früh durch Kumbela eine Kopfballchance. Greuther Fürth hatte eine Chance per Fernschuss von Occean (51.), musste in der 52. Minute aber das zweite Gegentor hinnehmen; Dennis Kruppke köpfte eine Flanke an den ersten Pfosten von Ken Reichel freistehend ins Tor.

Schröck versuchte das Spiel an sich zu reißen, die rechte Seite war zwar aktiver was Flanken anbelangt, aber Schröck schlug alleine sechs Flanken, dazu war er ständig bereit für ein Dribbling und spielte immer zentraler, um das Spiel besser beeinflussen zu können. Diese zentralere Positionierung hätte eigentlich den linken Außenverteidiger veranlassen müssen die Seitenlinie mehr zu bearbeiten, doch obwohl Schmidtgal in der Offensive aktiv war (mit 94 Ballkontakten Anführer dieser Wertung), schlug er nur eine Flanke im ganzen Spiel.

Dass Fürth, aufgrund so weniger hochklassiger Torchancen, langsam verzweifelte, zeigte sich auch, als Milorad Pekovic nach einer Stunde von der linken Strafraumkante abzog. Er hatte sich bisher fast vornehmlich um die Absicherung des Mittelfelds gekümmert und setzte in der Szene zu einem sehenswerten Dribbling durch die Braunschweiger Abwehr an.

Die Braunschweiger für einige Minuten im Strafraum einzuschnüren, war für Fürth kein Problem in der zweiten Halbzeit, aber im Strafraum selbst lief es weniger gut. 23-mal schossen die Fürther aufs Tor (13-mal von innerhalb des Strafraums), aber Braunschweig hatte oft ein Bein dazwischen und konnte gefährliche Torschüsse verhindern.

Die Verteidigung der Gäste war sehr geschickt. Nicht immer stand man tief am eigenen 16er, sondern rückte auch mal heraus und attackierte den Gegner früh, um sich dann wieder, in zwei 4er-Reihen formiert, vor den eigenen Strafraum zurückzuziehen. Selbst die Stürmer gingen den Gegner in der eigenen Spielhälfte an und warteten nicht einfach auf Konterchancen.

In der 71. Minute hatte der Eingewechselte Dani Schahin den Anschlusstreffer auf dem Kopf, doch Davari lenkte den Ball über die Latte. Drei Minuten später hätte Braunschweig fast selbst für das Gegentor gesorgt, als ein Freistoß aus halbrechter Position von Henn auf den eigenen Torwart abgelenkt wurde.

Occean besorgte dann doch noch den Anschluss, per Kopf nach Flanke von Pekovic (83.). Doch Braunschweig antwortete zwei Minuten später und stellte den alten Abstand wieder her. Vrancic traf nach Vorarbeit von Fuchs, wieder hatte Fürth den Gegner schalten und walten lassen, und die Eintracht hatte es mit einem ganz einfachen Angriff wieder ausgenutzt. Vrancic spielte quer auf Kruppke, der schickte den eingewechselten Benjamin Fuchs, während Vrancic in den Strafraum stieß und am langen Pfosten einköpfte.

Fazit

Ein wichtiger Sieg für die Mannschaft von Torsten Lieberknecht, nach zuletzt zwei Niederlagen und zwei Unentschieden in Folge, dank einer großartigen Mannschaftsleistung in der Verteidigung und einer erstklassigen Chancenauswertung. Eintracht Braunschweig schaffte es, dem Gastgeber die Durchschlagskraft im Angriff zu nehmen. Vorlagen wurden meistens abgefangen und die eigenen Torchancen präzise zu Ende gespielt.

Greuther Fürth muss sich ärgern, in der Abwehr den Braunschweigern zu viel Platz gelassen und sie zu den Gegentoren eingeladen zu haben. Ihre Angriffsbemühungen wirkten mit der Zeit immer ungefährlicher und berechenbarer, und stellten die Eintracht selten vor große Probleme.

Gottinga-Leone 2. November 2011 um 02:46

Schöne Analyse! Ich finde es klasse, dass ihr auch Partien der 2. Liga betrachtet und so nicht nur das Licht auf die großen Ligen werft.

„NEHRIG schlug den Ball gezielt nach vorne, wo Kruppke ihn mit nach außen nahm um dann Kumbela in der Mitte zu bedienen.“ Hier ist ein kleiner Fehler, der Braunschweiger Rechtsverteidiger heißt Kessel, nicht Nehrig.

Ich finde es immer wieder stark wie gut die Eintracht auswärts Kontern kann. Das läuft schon sehr rund. Das 4-4-2 war auch eine klug gewählte Alternative von Lieberknecht, welche sich perfekt für diese Konter eignete. Die beiden 4er Reihen schön kompakt und dann bei Ballgewinn auf die 2 wartenden Stürmer ablegen. Diese wiederum konnten dem Mittelfeld und der Abwehr der Führter permanent auf den Füßen stehen.

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HW 2. November 2011 um 08:01

stimmt, da hab ich auf die falsche namensliste geschaut. besten dank.

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